231. Pest, 23. März. 1846.
231. Pest, 23. März. 1846.
Als in einem Privatzirkel der Pester Oppositionsmäner über die Bestechlichkeit und Charakterlosigkeit des ungar. Adels geklagt wurde, trat der bekannte ultraliberale Moriz Perczel gegen die hieraus entstandene Muthlosigkeit seiner Freunde auf, behauptend, dass selbst die Engländer und Franzosen nicht besser seien, ja vor ihren Revolutionen, namentlich von jener im Jahre 1789., und selbst im Nationalkonvente sei man weit weniger liberal vorgegangen als gegenwartig in den ungar. Komitatskongreationen. Keine Nation habe in einer so kurzen Zeit so grosse Fortschritte gemacht, als Ungarn in den letzten Jahrzehnten. Neben den grossen Lastern und Schwachheiten, finde man auch grosse Tugenden und ein Streben für das Bessere. Immer habe man auch grosse Tugenden und ein Streben für das Bessere. Immer habe man noch einem grossen Vorrang gegenüber der übrigen österr. Provinzen, wenn man die politische Aufklärung ins Auge fasse. In den österreichischen Erbländern gebe es keine Publizisten, und selbst die höhergestellten Regierungsmänner begehen mehr Fehler aus Unwissenheit, als aus Bosheit, daher es viel besser wäre, im Ministerio blos ungarische Publicisten zu Rathe zu ziehen, da oft Komitatsassesoren weit solidere Kenntnisse besitzen, als manche Excellenzen. Überhaupt meinte Perczel – dürfe man niemals zaghaft werden, und derjenige, welcher auf diese Art seine Unzufriedenheit mit der Nation ausspreche, sei schon auf halbem Wege, sich der Regierungspartei anzuschliessen.
