Fürst Apafi und der Türkenkrieg 1660–1664

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Fürst Apafi und der Türkenkrieg 1660–1664
Im Herbst 1660 erfuhr die Welt aus Gesandtenberichten und Flugblättern von einer gewaltigen Niederlage der Christenheit. Nach Ansicht des Gesandten Chiaromanni von Parma bedeutete der Verlust Wardeins, des Tors zur christlichen Welt: „Für die Barbaren ist der Weg frei, Ungarn, Mähren, Schlesien und Polen zu überrennen“.* Die höchsten Würdenträger im Königreich Ungarn, u. a. Palatin Graf Ferenc Wesselényi und der Banus von Kroatien Graf Miklós Zrínyi, glaubten, die siebenbürgischen Ereignisse würden Europa aufrütteln und – entsprechend den seit dem Westfälischen Frieden vergeblichen Bitten und Forderungen – zum gemeinsamen Angriffskrieg der Christenheit zur Befreiung der unter osmanischer Herrschaft schmachtenden Völker führen.
F. DEÁK, Nagyvárad elvesztése 1660-ban (Der Verlust Großwardeins im Jahre 1660). Budupest 1878, 32.
Auf Bitten des Kaisers und Königs Leopold I. erklärten sich der Papst, Venedig, die deutschen Fürsten und der Mainzer Erzbischof Johann Philipp von Schönborn, der Anführer der Rheinischen Allianz, zu einer solchen Hilfeleistung bereit, falls Leopold I. einen Krieg zur Rettung Siebenbürgens gegen die Osmanen beginnen würde.
Johann (János) Kemény, Fürst Gabriel Bethlens einstiger Diplomat und Georg II. Rákóczis Feldherr, der seit Barcsays Festnahme alleiniger Herrscher Siebenbürgens war, rief seine Untertanen gegen das Heer des Temeschwarer Paschas Ali zu den Waffen, überzeugt davon, daß die Christenheit nun wirksame Hilfe leisten werde. Auf Vorschlag der höchsten ungarischen Würdenträger wurde in Wien ein umfassender Kriegsplan ausgearbeitet, nach dem der kaiserliche Feldherr Fürst Montecuccoli mit der Hauptarmee die – zum Schutz des türkischen Ofen gehaltene – Burg Gran angreifen und danach die Ofner Burg belagern sollte. Zrínyi erhielt die Aufgabe, seinen Feldzug im Gebiet Kanizsa, der wichtigsten transdanubischen Festung, zu beginnen, um so die gegen Siebenbürgen eingesetzten türkischen Kräfte auf sich zu ziehen. Aber Großwesir Mechmed Kőprülü lag auf Kreta mit Venedig im Kampf um die Burg Kandis und wünschte keinen Krieg gegen zwei Gegner, weshalb er dem Wiener Hof ein Abkommen anbot. Im Sinne des habsburgisch-türkischen Geheimabkommens von 1661 sollte Wien Wardein als osmanischen Besitz anerkennen und Johann Kemény keine 360Hilfe gewähren, im Gegenzug würden die Türken ihren Straffeldzug nach Siebenbürgen einstellen und einen neuen Fürsten wählen lassen. Wegen dieses Geheimabkommens änderte man in Wien den ursprünglichen Kriegsplan. General Montecuccoli mußte nun ohne jede militärische Vorbereitung an die Grenze Siebenbürgens ziehen, im Sinne einer Machtdemonstration bis zur Wahl des neuen Fürsten. Als Montecuccoli vor Klausenburg die Nachricht erhielt, daß Ali Pascha am 15. September 1661 durch den von ihm gewaltsam einberufenen Landtag Michael (Mihály) Apafi zum Fürsten hatte wählen lassen, zog er sich mit seinem Heer nach Ungarn zurück. Währenddessen brachen tatarische Truppen ins Szeklerland ein, und der von Leopold I. im Stich gelassene Fürst Johann Kemény fiel am 23. Januar 1662 in der Schlacht bei Nagyszőllős, als er den Szeklern zu Hilfe eilen wollte.
Der junge Apafi wurde im kartesianischen Geiste erzogen, er beschäftigte sich mit philosophischen Studien, Uhren, Fernrohren und Astronomie. 1657 auf dem Polenfeldzug geriet auch er in die Gefangenschaft des Tataren-Khans und kam erst nach über drei Jahren frei. Die Fürstenwürde akzeptierte er gezwungenermaßen, durch seine zielstrebige Politik beruhigte er dennoch innerhalb kurzer Zeit die Lage in Siebenbürgen. Mit Geschenken und dem Versprechen, hohen Tribut und erhöhte Steuern zu zahlen, erreichte er den Abzug der türkischen und tatarischen Truppen. Er gewann die Sachsen für sich und schuf Ruhe im Szeklerland. Er band die angesehensten Aristokraten seines Fürstentums an sich. Mit Hilfe von Kanzler János Bethlen, dem militärischen Oberbefehlshaber Dénes Bánffy und den Räten Gábor Haller und Mihály Teleki stellte er die Zentralmacht wieder her. Dem Sultan versprach er seine Treue, ließ seine Herrschaft aber auch vom Kaiser anerkennen. Er war der Überzeugung, Königreich und Fürstentum – „die beiden ungarischen Heimatländer“, wie er mehrfach sagte – müßten ihre unzertrennliche Existenz gemeinsam bewahren und durchsetzen. Es gelang ihm, mit den höchsten ungarischen Würdenträgern vertrauliche Beziehungen anzuknüpfen und diese zu einer engen Zusammenarbeit auszuweiten. Als der junge Großwesir Achmed Kőprülü ihm Anfang 1663 befahl, sich auf seinen ungarischen Feldzug vorzubereiten, der das Ziel verfolgte, das gesamte Königreich der türkischen Herrschaft zu unterwerfen (in gleicher Weise wie Siebenbürgen), ließ Apafi den Palatin sogleich von dem Plan wissen. Offen konnte er dem im Sommer 1663 mit hunderttausend Mann in Ofen eintreffenden und dann die stärkste westliche Burg des Königreichs, Neuhäusel, belagernden Großwesir nicht entgegentreten, ohne die tatarischen Straftruppen auf Siebenbürgen zu lenken. Insgeheim aber arbeitete er mit den ungarischen Ständen und ihren Anführern zusammen.
Der Palatin, der Iudex Curiae Ungarns, der Banus von Kroatien und der Graner Erzbischof wandten sich im Sommer 1663 direkt an die Rheinische Allianz mit der Bitte, im Rahmen einer internationalen Aktion der christlichen Mächte Hilfstruppen nach Ungarn zu senden. Inzwischen war Neuhäusel gefallen, und auch am Wiener Hof, der den Großwesir bisher mit Friedensangeboten bedrängt hatte, dominierte die Kriegspartei. Im Herbst 1663, auf der Versammlung der Rheinischen Allianz in Regensburg, wurde der Vorschlag eingebracht, eine Koalition zwischen dem Papst, dem Kaiser, Venedig, Polen und Rußland zum Zwecke eines Angriffskrieges zu schließen. In diesen Plan wurden auch Siebenbürgen und die beiden rumänischen Woiwodschaften einbezogen.
361Unterdessen wurden die Städte und Komitate des Königreichs von sog. Unterwerfungspatenten überschwemmt. Für die Annahme der Pfortenoberhoheit und einer summarischen, nicht sehr hohen Jahressteuer stellte Kőprülü Selbstverwaltung, Glaubensfreiheit und vollständigen Schutz in Aussicht. Es war allen klar, daß in erster Linie die Bewohner der Grenzstädte und -komitate – ermüdet von dem jahrzehntelangen, hoffnungslos erscheinenden Kampf gegen Habsburger und Türkenraubzüge – für eine solche Garantie ihrer Sicherheit und ungestörten Religionsausübung die Möglichkeiten ernsthaft erwogen, die sich aus ihrer Unterwerfung unter die Türken ergeben würden. Daß Kőprülüs Plan mißlang, daran hatte der auf den drohenden Befehl des Großwesirs hin endlich mit einem kleinen Heer im Lager bei Neuhäusel erscheinende Fürst Apafi großen Anteil. In Konspiration mit dem Palatin verbreitete er zugleich mit den in seinem Namen ergangenen türkischen Unterwerfungspatenten Geheimbefehle, in denen er die Unterwerfung verbot und die baldige Vertreibung der Türken ankündigte. Jedes Risiko in Kauf nehmend, wirkte Apafi selbst an der Organisation des Bündnisses gegen die Türken mit. Unter Berufung auf Fürst Gabriel Bethlen als damaligen Verbündeten der protestantischen Länder wandte Apafi sich über den Pfortengesandten Winchelsea direkt an England und bat 1664 den englischen König, im Interesse Siebenbürgens zu intervenieren. Vermutlich war auch die siebenbürgische Diplomatie daran beteiligt, daß ganz Europa von einer Flut von Nachrichten über Zrínyis erfolgreichen Winterfeldzug im Draugebiet überschwemmt wurde, bei dem übrigens Zrínyi von Truppen der Rheinischen Allianz unter Julius Wolfgang Graf Hohenlohe unterstützt worden war. Frankreich konnte sich nicht direkt gegen die Türken stellen, wohl aber als Mitglied der Allianz Hilfe schicken. Miklós Bethlen überbrachte im Frühjahr 1664 aus Paris einen Brief von Minister Hugues de Lionne und dem als Kommandanten für den Türkenkrieg vorgesehenen General Henri de Latour d’Auvergne Turenne an Fürst Apafi, der inzwischen zur Unterstützung der antitürkischen Koalition ein Bündnis mit dem walachischen Woiwoden G. Ghica geschlossen hatte. Von Kaiser Leopold, der sich endlich zum Kriege entschlossen hatte, wurde Apafi offiziell vom internationalen Bündnis in Kenntnis gesetzt und schließlich auch davon, daß Wien auf Siebenbürgens Mitwirkung rechne. Damit wurde das Fürstentum als offizieller verbündeter Staat von der internationalen Koalition anerkannt.
Dem Kriegsplan zufolge sollten im Frühling die ungarischen, kaiserlichen, deutschen und französischen Truppen an drei Punkten den Angriff eröffnen, der Oberkommandierende der ungarischen Armee, Zrínyi, mit den Truppen der Allianz Kanizsa belagern und Montecuccoli zugleich mit dem Hauptheer an der Donau angreifen. Auch bei Wardein sollten Kriegsoperationen stattfinden, um die Rückeroberung der Burg vorzubereiten. Obwohl die verbündeten Truppen am 1. August 1664 bei Sankt Gotthard einen großen Sieg über den Großwesir errangen, schloß die kaiserliche Regierung dennoch am 10. August 1664 ohne Mitwissen der Verbündeten Frieden mit den Osmanen.
Der Eisenburger Frieden verletzte die Interessen Siebenbürgens schwer. Die Wiener Regierung hatte ihn ohne Wissen des Fürsten geschlossen. Wardein mit seiner Umgebung in der Größe eines Landesteils und sämtliche anderen von der Pforte besetzten Gebiete blieben im Besitz des Osmanischen Reiches; die Burg von Székelyhíd, welche die Westgrenze des Landes gegen 362Wardein schützte, mußte geschleift werden. Beide Mächte waren übereingekommen, die Feinde des anderen nicht zu unterstützen.
Nach dem Eisenburger Frieden knüpfte Apafi seine Beziehungen zu den Politikern im Königreich nach Möglichkeit noch enger, im Sinne seiner Pläne, sein Fürstentum zu erhalten und die ungarische Staatlichkeit zu retten, da jetzt mit einer langfristigen habsburgisch-türkischen Übereinkunft zu rechnen war. Zrínyis unerwarteter Tod am 18. November 1664 machte jedoch diese Pläne zunichte. Apafi betrauerte den Banus als den bedeutendsten ungarischen Politiker seiner Zeit.

 

 

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