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Lage
Waidhofen an der Ybbs befindet sich in einem Talkessel zwischen der nördlich liegenden Flyschzone (Sandsteine, Mergel, Kalksteine, Schiefertone) und den Kalkalpen im Süden. Vor etwa 80 Millionen Jahren hoben sich die Alpen aus dem Meer; das Flyschgebiet war damals noch Meer und die heutige Waidhofner Landschaft ein küstennahes Meeresgebiet. Die letzten großen Umformungen erhielt die Gegend um Waidhofen in der Epoche der Eiszeiten, deren erste vor etwa eineinhalb Millionen Jahren begann und deren letzte um ca. 10.000 vor Christus mit dem Beginn unserer gegenwärtigen Warmzeit endete. Das Ybbstal wurde von vier Eiszeiten betroffen, doch nur von den beiden letzten sind Spuren erhalten geblieben. Die Ybbs floss am Ende der dritten Eiszeit in der Höhe des heutigen Pfarrerbodens. Von dieser Talhöhe sind heute noch einige Reste erhalten. Man bezeichnet sie als Hochterrasse. Bei der letzten Eiszeit lag die Schneegrenze bei etwa 1.200 Metern. So kam es zu einer tieferen Lagerung des Flussbetts. Als Niederterrasse ist diese Talhöhe heute Träger der Siedlungen und Verkehrswege. Seit dem Ende der letzten Eiszeit hat sich die Ybbs 10 bis 15 Meter tief in Schotter und Konglomeratgestein eingegraben. Mit der Ybbs hatten auch die Seitenflüsse ihr Bett tiefer gelegt. So liegt die Waidhofner Landschaft mit den Steilufern der Ybbs, den großen Höhlen und felsartig vorstehenden Gebilden aus Konglomerat in ihrer seltenen Schönheit eindrucksvoll vor den Augen der Bewohner und Gäste. (1)
(1) ROLAND WANKA, Das Werden der Waidhofner Landschaft, in: Festschrift zur 100-Jahr-Feier der Bundes-Mittelschule in Waidhofen an der Ybbs 1852–1952, Waidhofen an der Ybbs 1952, 105–118; ALOIS WIESNER, Zur Geologie der Umgebung von Waidhofen an der Ybbs, in: Waidhofen an der Ybbs. Wegweiser durch Landschaft und Geschichte, Waidhofen an der Ybbs 1953, 37–46; allgemein zur Geschichte Waidhofens ferner FRIEDERIKE GOLDMANN – WILHELM KALTENSTADLER (Vorarbeit) – FRANZ GUMPINGER (Vorarbeit), Waidhofen an der Ybbs mit Markt Zell an der Ybbs. Stadt mit eigenem Statut, in: Die Städte Niederösterreichs 3. Teil, red. v. Friederike Goldmann unter Mitarbeit v. Ernö Deák und Johanne Pradel, Wien 1982 (Österreichisches Städtebuch 4/3), 217–238. – Darstellungen der Geschichte Waidhofens im Überblick (Auswahl): GOTTFRIED FRIESS, Geschichte der Stadt Waidhofen an der Ybbs von der Zeit ihres Entstehens bis zum Jahre 1820, größtenteils nach ungedruckten Quellen bearbeitet, in: Jahrbuch für Landeskunde von Niederösterreich 1 (1867), 1–146; EDMUND FRIESS, Die Osmanenabwehr von Waidhofen an der Ybbs und ihr Zusammenhang mit den Grundlagen der städtischen Bürgergemeinde. Gedenkworte zur 400-Jahr-Feier der Akindschivertreibung im Jahre 1532, Waidhofen an der Ybbs 1932; EDMUND FRIESS, Aus Waidhofens älterer Vergangenheit. Einiges über das Werden, Leben und Wesen der bischöflichen Stadt im Ybbstal, in: Die alte Eisenstadt Waidhofen an der Ybbs. Festschrift zur Feier ihres 700-jährigen Bestehens in der Heimatfestwoche 23.-31. Juli 1949, Waidhofen an der Ybbs 1949, 30–82; 800 Jahre Waidhofen an der Ybbs 1186–1986 (Beiträge von Friedrich Richter, Matthias Settele, Wolfgang Sobotka und Walter Zambal), hg. v. der Stadt Waidhofen an der Ybbs, Waidhofen an der Ybbs 1986; WALTER ZAMBAL, Waidhofen an der Ybbs, Stadt der Türme (Ausstellungskatalog), hg. v. Magistrat der Stadt Waidhofen an der Ybbs, Waidhofen an der Ybbs 1999; PETER MAIER, Waidhofen an der Ybbs. Metropole des Ybbstales, hg. von der Stadtgemeinde Waidhofen an der Ybbs, 2., neu bearb. Aufl. Waidhofen an der Ybbs 2003; PETER MAIER, Waidhofen an der Ybbs – Vergangenheit und Gegenwart, in: Waidhofen an der Ybbs. Bürgerinformationsbroschüre, hg. v. der Stadtgemeinde Waidhofen, Mering 2003, 4–6; Waidhofen an der Ybbs und die Eisenwurzen. Die Vorträge des 18. Symposions des Niederösterreichischen Instituts für Landeskunde. Waidhofen an der Ybbs, 6. bis 9. Juli 1998, hg. v. Willibald Rosner und Reinelde Motz-Linhart, St. Pölten 2004 (Studien und Forschungen aus dem Niederösterreichischen Institut für Landeskunde 32). Abkürzungen: StAW Stadtarchiv Waidhofen an der Ybbs; BHStA = Bayerisches Hauptstaatsarchiv (München).
Ein hoher und vor Hochwasser sicherer Konglomeratfelsen, der sich vom Zusammenfluss der Ybbs und des Schwarzbaches nach Süden zu den Hängen des Buchenberges hinzieht, war ein idealer Platz für die ältesten Ansiedlungen und ein tiefer gelegenes Plateau zwischen dem Konglomeratrücken und dem Ufer des Schwarzbachs war ein gutes Gelände für die bald fällige Stadterweiterung. Die günstige Verkehrslage sowie Wald- und Wasserreichtum garantierten eine gute Wirtschaftsentwicklung. Seit 1972 umfasst das Gebiet der Stadtgemeinde eine Gesamtfläche von 131,53 Quadratkilometern. Neben der Altstadt (Höhe bei der Pfarrkirche 362 Meter), der Vorstadt Leithen und der Wasservorstadt sowie dem Ortsteil Zell existieren in einer Höhe von etwa 650 bis 730 Metern die Dörfer Konradsheim, St. Georgen in der Klaus, Windhag und St. Leonhard am Wald. Die höchste Erhebung ist der Wetterkogel im Süden der Gemeinde mit einer Höhe von 1.115 Metern.
Älteste Zeugnisse über Besitz- und Rechtsverhältnisse
Wie bei Waidhofen an der Thaya wird auch für Waidhofen an der Ybbs der Name von Weid/Jagdhof abgeleitet. (2) Aber die mundartlich übliche Namensform deutet eher auf Weide im Sinn von Grasland, Viehweide. In diese Richtung weist auch ein Beispiel aus der freisingischen Wirtschaftsentwicklung im heutigen Niederösterreich: Ein Gefolgsmann des Bischofs Heinrich namens Enziman erhält um 1130 am Ostrong zwei Rodungsgüter, die 1144 bereits als Enzimanneswaithoven benannt werden. Enziman wird ausdrücklich als armentarius des Bischofs bezeichnet, also Rinderhirt, Schwaiger. (3) Somit wäre eine Ableitung des ersten Wortteils von Weidehöfen, die aus einem bäuerlichen Besiedlungsvorgang entstanden sind, einleuchtend. Der zweite Teil des Ortsnamens enthält die alte Pluralform „-hofen”, die darauf hinweist, dass es sich nicht um einen Hof, sondern um eine Gruppe von Höfen gehandelt hat. (4)
(2) Vgl. ELISABETH SCHUSTER, Die Etymologie der niederösterreichischen Ortsnamen, Bd. 3, Wien 1994, 371–372.
(3) THEODOR BITTERAUF, Die Traditionen des Hochstiftes Freising 2, München 1909 (QEBG NF 4), 524 Nr. 1729; Urkundenbuch des Landes ob der Enns I-XI Linz 1853–1983, hier UBLOE II, 214 Nr. 145; vgl. BENEDIKT WAGNER, Die Geburtsurkunde von Waidhofen an der Ybbs, in: Waidhofner Heimatblätter 12 (1986), 1–33, hier 32.
(4) Vgl. SCHUSTER, Die Etymologie der niederösterreichischen Ortsnamen, Bd. 1, Wien 1989, 122f.
Stadt und Herrschaft Waidhofen standen bis 1802 im Besitz des Hochstifts Freising. Während bei fast allen anderen freisingischen Besitzungen in den österreichischen Ländern Zeitpunkt und Form des Erwerbs durch Freising relativ klar feststehen, kann diese Frage bei Waidhofen an der Ybbs nicht beantwortet werden. Erst im Urbar Bischof Konrads III. findet man die Herrschaft Waidhofen 1305/1316 genau nach Besitzstand und Abgaben organisiert und beschrieben. Sie besteht aus der Stadt Waidhofen, gegliedert in „Stadt” (civitas) und „Neustadt” (civitas nova) sowie den Ämtern Redtenbach (ländliches Gebiet um Waidhofen), Hollenstein und Göstling. (5) Die Süd- und Westgrenze des Herrschaftsgebiets entspricht der heutigen Landesgrenze zur Steiermark und zu Oberösterreich. Derselbe Grenzverlauf ist bereits 1139 in einer Besitzbestätigung des Klosters Admont und 1140 in der Grenzbeschreibung der Pfarre Gaflenz genannt. (6) Die Ybbs bildet die Ostgrenze, die Nordgrenze liegt etwa bei der heutigen Gemeindegrenze. 1158 gibt es einen Streit um Zehntrechte in der Klaus (Waidhofner Gemeindegebiet) zwischen dem Bischof von Freising und dem Kloster Seitenstetten. (7)
(5) JOSEPH ZAHN, Codex Diplomaticus Austriaco-Frisingensis. Sammlung von Urkunden und Urbaren zur Geschichte der ehemals freisingischen Besitzungen in Österreich I-III, Wien 1870–1871 (FRA II/31, 35, 36), hier III, 376–461.
(6) Salzburger Urkundenbuch II, gesammelt und bearb. v. WILLIBALD HAUTHALER – FRANZ MARTIN, Salzburg 1916, 287 Nr. 196; UBLOE (wie Anm. 3), II, 188 Nr. 125.
(7) ISIDOR RAAB, Urkundenbuch des Benedictiner-Stiftes Seitenstetten, Wien 1870 (FRA II/33), 8–9 Nr. 6.
In einer Traditionsurkunde des Klosters Admont, die Joseph Zahn mit „ca. 1160” datiert, wird ein Zeuge Wicpot de Waidhouen genannt. Damit ist der Ort Waidhofen um 1160 bereits als allgemein bekannt charakterisiert. Unter den Zeugen sind sowohl freisingische wie auch peilsteinische Gefolgsleute genannt. Leider kann über Wicpot von Waidhofen nicht gesagt werden, welche Funktion er im Hinblick auf Waidhofen ausgeübt hat. Er könnte ein peilsteinischer Ministeriale gewesen sein. (8) In einer Besitzbestätigung vom 30. August 1186 bestätigt Papst Urban III. dem Benediktinerkloster Seitenstetten u. a. auch Capellas ad Clusam et Waidhouen cum decimis et omnibus pertinentiis suis. (9) Sowohl in St. Georgen in der Klaus wie in Waidhofen handelt es sich um Gotteshäuser, die rechtlich so ausgestattet waren, dass ihnen bereits eine gewisse Eigenständigkeit zukam. Es ist zu vermuten, dass im Ort Waidhofen damals bereits eine solche Anzahl von Menschen ansässig war, dass eine Kirche mit einem eigenen Seelsorger und einem Zehntsprengel nötig war. (10) Notizartige Aufzeichnungen über Angelegenheiten der Freisinger Kirche unter Bischof Otto II. (1184–1220), geschrieben um oder kurz vor 1220, beleuchten rechtliche und wirtschaftliche Aspekte der frühesten Geschichte Waidhofens. Es geht um Gerichtsprozesse, insbesondere zwischen Bischof Otto II. von Freising und Graf Konrad von Peilstein vor Kaiser Heinrich VI. bzw. Konrads Erben vor dem Landesfürsten Leopold VI. um die Burg Konradsheim und das „forum” Waidhofen sowie die Burg Waidhofen. Der Prozess vor dem kaiserlichen Gericht mit der Nennung des Marktes Waidhofen dürfte um 1190/95 stattgefunden haben, die weiteren Streitfälle vor dem Landesfürsten etwa im ersten Jahrzehnt des 13. Jahrhunderts. Nach dem Aussterben der letzten Peilsteiner (1218) konnte der Freisinger Bischof die Güter schließlich in Frieden besitzen. Der letzte Satz, dass der Bischof die Vogteirechte niemandem mehr anvertrauen wollte, bietet offenbar den Schlüssel zur Erklärung der ganzen Entwicklung: Die Vogteirechte, die zu diesen Zeiten häufig missbraucht wurden, waren vermutlich der wunde Punkt in der Sache. Das damals bereits im freisingischen Besitz liegende Waidhofen dürfte demnach eine peilsteinische Gründung sein. Der genannte Wicpot de Waidhouen könnte eine gewisse Funktion als Ministeriale der Peilsteiner ausgeübt haben. Die konkreten Anfänge könnten bei Bischof Heinrich von Freising (1098–1137) liegen, der selbst ein Angehöriger des tengling-peilsteinischen Geschlechts war. Er könnte seinen Bruder Friedrich, Graf von Peilstein, zum Vogt über die freisingischen Güter im Ybbstal eingesetzt haben. (11)
(8) JOSEPH ZAHN, Urkundenbuch des Herzogtums Steiermark I, Graz 1875, 415 Nr. 443; JAKOB WICHNER, Geschichte des Benediktinerstiftes Admont I—IV, Graz 1874–1880, hier I, 163–164; PAUL STEPANEK, Neues über die Anfänge der Stadt Waidhofen an der Ybbs, in: Waidhofner Heimatblätter 3 (1977), 1–20, hier 7–8; HERWIG WEIGL, Zur Geschichte Waidhofens an der Ybbs im 13. Jahrhundert, in: Mitteilungen aus dem Niederösterreichischen Landesarchiv 8 (1984), 15–30, hier 19 Anm. 12.
(9) RAAB, Urkundenbuch (wie Anm. 7), 17 Nr. 12.
(10) Vgl. BENEDIKT WAGNER, Die Geburtsurkunde (wie Anm. 3), 1–33; PETER MAIER, Capellas ad Clusam et Waidhouen. Zur kirchlichen Entwicklung in Waidhofen an der Ybbs während des 12. und 13. Jahrhunderts, in: Waidhofner Heimatblätter 13 (1987), 1–32, hier 6–7.
(11) ZAHN, Codex Diplomaticus (wie Anm. 5), I, 124–125 Nr. 126; vgl. E. FRIESS, Aus Waidhofens Vergangenheit (wie Anm. 1), 31–32; WEIGL, Zur Geschichte Waidhofens (wie Anm. 8), 18 mit Anm. 10; ZAMBAL, Waidhofen – Stadt der Türme (wie Anm. 1), 6–7; ERWIN KUPFER, Die Machtstellung der Sieghardinger im babenbergischen Österreich und die Anfänge von Waidhofen an der Ybbs, in: Waidhofen an der Ybbs und die Eisenwurzen (wie Anm. 1), 32–54, hier 39–43.
Wichtige Rechtsverhältnisse zeigt das unter Benützung älterer Verzeichnisse um 1250/53 neu bearbeitete Predium ecclesie Pataviensis in partibus Austrie. Über Waidhofen heißt es: Die Kirche vergibt der Abt des Klosters Seitenstetten, die Grundherrschaft steht dem Bischof von Freising zu, die termini exteriores gehören den Bischöfen von Passau und Freising sowie dem Abt von Seitenstetten, die Zehnten sind des Bischofs von Passau. (12) Das Recht, die Priester für die Kirche in Waidhofen auszuwählen und zu präsentieren, wurde nach einem langen Prozess (1257–1267) vor päpstlich delegierten Richtern dem Bischof von Freising zugesprochen. (13) In den Dokumenten dieses Prozesses gibt es 1264–1266 erstmals klare Anhaltspunkte, dass Waidhofen als Pfarre bezeichnet wurde. (14) Im selben Zusammenhang wird ein gewisser Ulrich von Lixing als führender Laie unter den Waidhofner Pfarrangehörigen genannt. Er war ohne Zweifel ein Ministeriale des Freisinger Bischofs mit persönlicher Bindung an Waidhofen, denn seine Familie besaß hier ein Haus. (15)
(12) Die Passauer Urbare I, bearbeitet von ADAM MAIDHOF, Die Urbare des Hochstifts im 13. und 14. Jahrhundert, Passau 1933 (Veröffentlichungen des Institutes zur Erforschung des deutschen Volkstums im Süden und Südosten in München und des Institutes für ostbairische Heimatforschung in Passau 1), 243.
(13) Vgl. GÜNTHER (PETER) MAIER, Der Streit zwischen dem Benediktinerstift Seitenstetten und den Bischöfen von Freising im 13. Jahrhundert um das Patronatsrecht dreier Pfarrkirchen, in: Studien und Mitteilungen zur Geschichte des Benediktinerordens und seiner Zweige 86 (1975), 674–727.
(14) Vgl. BENEDIKT WAGNER, Die Pfarre Aschbach im Mittelalter, in: „Landtsfirstlicher” Markt Aschbach in Vergangenheit und Gegenwart, hg. von der Gemeinde Aschbach, Amstetten 2003, 249–282, hier 259–262.
(15) Vgl. WEIGL, Zur Geschichte Waidhofens im 13. Jh. (wie Anm. 8), 21–22.
Im Dezember 1266 befiehlt der damalige Landesherr des Herzogtums Österreich, König Ottokar von Böhmen, dem oberen Landrichter in einem Mandat die Wahrung der schriftlich dokumentierten Rechte der Waidhofner Bürger über Kauf und Verkauf von Eisen und anderer Waren, das sie vor sehr langer Zeit von den früheren Herzögen Österreichs erhalten hätten. Das Originaldokument existierte zu Beginn des 14. Jahrhunderts wohl nicht mehr. Das Mandat Ottokars, das 1317 in einem Verzeichnis der in der Waidhofner Burg liegenden Privilegien genannt wird, ist eine wichtige Quelle für die frühe Geschichte der Bürger Waidhofens, denn es zeigt, dass um 1266 für Waidhofen der Handel bereits besondere Bedeutung hatte. (16) In den Jahren 1264, 1277, 1279, 1283 und 1296 befinden sich die Bischöfe Konrad und Emicho in ihrer Burg zu Waidhofen, wo sie Urkunden ausstellen. (17) Es gibt also aus dem 12. und 13. Jahrhundert interessante historische Zeugnisse, welche die Entwicklung schlaglichtartig beleuchten.
(16) ZAHN, Codex Diplomaticus (wie Anm. 5), I, 283–284 Nr. 263; III, 83; vgl. WEIGL, Zur Geschichte Waidhofens im 13. Jh. (wie Anm. 8), 22–23.
(17) WICHNER, Geschichte Admont (wie Anm. 8), II, 346–347 Nr. 200; 383 Nr. 246; ZAHN, Codex Diplomaticus (wie Anm. 5), I, 362 Nr. 341; 385–390 Nr. 363–364; 401–404 Nr. 378; 456–457 Nr. 416.
Vom Forum zur Stadt – die Entwicklung im 13. Jahrhundert
Wie verlief die räumliche und rechtliche Entwicklung der Siedlung Waidhofen vom Forum zur Stadt? Über die Funktion des um 1160 genannten Wicpot von Waidhofen und über die Situation des damaligen Waidhofen können nur Annahmen getroffen werden. Die 1186 genannte „Capella” in Waidhofen zeichnet die kirchliche Situation. Die um 1220 verfasste „Notiz” über Angelegenheiten der Freisinger Kirche unter Bischof Otto II. (1184–1220) enthält deutlichere Aussagen. Im Prozess (etwa 1190–1195) zwischen Bischof Otto und Graf Konrad von Peilstein ging es um die Burg Konradsheim mit dem Forum Waidhofen sowie zugehörige Güter, die der Bischof mit großer Mühe vom Grafen Konrad erhalten habe. Das Forum Waidhofen ist im Text der Burg Konradsheim untergeordnet. Da die Errichtung der Burg Konradsheim ohne Zweifel durch einen Graf Konrad von Peilstein erfolgt ist, muss wohl auch die Gründung des Marktes in Waidhofen den Peilsteinern zugeschrieben werden. Nach dem Tod des Grafen Konrad von Peilstein (etwa 1195) beanspruchten die folgenden Erben immer wieder die genannten Güter. Auf eine neue Klage des Bischofs vor dem Landesherrn Herzog Leopold erfolgte (ca. 1210/1215) das Urteil: Die Burg Konradsheim stehe dem Bischof von Freising zu und die andere (nämlich die Burg Waidhofen) gehöre dem Grafen Siegfried von Mörle und Kleeberg. Da wird nun erstmals neben dem Forum Waidhofen auch eine Burg Waidhofen genannt. Über die Lage der Burg Waidhofen darf man vermuten, dass sie sich wohl dort befand, wo dann die spätere Burg stand. Abschließend heißt es in der besagten Notiz, dass nach dem Aussterben der letzten peilsteinischen Erben der Bischof von Freising alle vorgenannten Güter in Frieden besitzen konnte. (18) Die Lage des in der Notiz genannten Marktes könnte im Bereich vom heutigen Müllnerturm bis zum Hohen Markt und Hörtlergasse zu vermuten sein. (19) Aus der Notiz über Angelegenheiten der Freisinger Kirche unter Bischof Otto II. ist zu folgern, dass dieser Bischof wenig Möglichkeiten hatte, zur Entfaltung des Marktes und der Burg Waidhofen beizutragen. Aber seine beiden Nachfolger Konrad I. (1220–1258) und Konrad II. (1258–1279) waren am Ausbau Waidhofens sehr interessiert: Belege dafür sind der Behalt der Vogtei, das Patronatsrecht über die Kirche und die Erhebung zur eigenen Pfarre, der Ausbau der Gerichtsbarkeit, die Einsetzung eines Freisinger Ministerialen als Verantwortlichen des Grundherrn, der Schutz der Märkte für Eisen und andere Waren und die Entwicklung der Siedlung zur Stadt. (20) Beide Bischöfe hatten offenbar auch für eine rasche bauliche Entwicklung gesorgt. Die burgstadtförmige Anlage der oberen Stadt auf der Felsterrasse und die Stadterweiterung in der Ebene zwischen dem Konglomeratfelsen und dem Schwarzbach dürften in den Siebzigerjahren des 13. Jahrhunderts zu einem gewissen Abschluss gekommen sein, denn 1273 wird die civitas nova mit dem Amstettnertor genannt; 1274 – so von M. A. Becker behauptet – wird südlich (außerhalb) der Neustadt ein hospitale, in dem Arme leben, gegründet; 1277/76 werden extra muros des Forums Waidhofen (in einem Haus zu lokalisierende) Leprose erwähnt. (21) Für eine geplante Anlage der oberen und unteren Stadt sprechen die typischen Seitenverhältnisse: Breite Straßenplätze, deren Häuser an den jeweiligen Enden zur normalen Straßenbreite zusammenlaufen und im befestigten Stadttor ihren Abschluss finden. (22) Ab den Siebzigerjahren des 13. Jahrhunderts tritt der städtische Charakter Waidhofens immer deutlicher hervor. Während in der Notiz von ca. 1220 und im Mandat Ottokars (1266) das Wort forum verwendet wird, bezeichnet Bischof Konrad von Freising 1273 ganz Waidhofen als forum, die untere Stadt jedoch als civitas nova. 1277 nennt Bischof Konrad seine Stadt opidum. 1289 schließt Alheid von Reinsberg einen Vergleich mit Bischof Emicho, ausgestellt hat sie die Urkunde in der stat Waidhofen. 1293 wird in Waidhofen ein Haus zwischen der statmaur und der Ybbs genannt. 1300 ist erstmals ein Stadtsiegel bezeugt, im Urkundentext als sigillum civitatis angekündigt. Auch wenn 1277/76 und 1296 noch der Begriff forum aufscheint, überwiegen in den Urkundenbelegen doch die „Stadt”-Bezeichnungen. (23)
(18) Vgl. Anm. 11.
(19) Vgl. ADALBERT KLAAR, Baualterplan von Waidhofen an der Ybbs, Wien 1953; E. FRIESS, Aus Waidhofens Vergangenheit (wie Anm. 1), 33–34; GOLDMANN, Waidhofen (wie Anm. 1), 220.
(20) Guter Überblick bei WEIGL, Zur Geschichte Waidhofens im 13. Jh. (wie Anm. 8), 19–30.
(21) ZAHN, Codex Diplomaticus (wie Anm. 5), I, 318–319 Nr. 295; 387 Nr. 363 (1279: […] pauperibus qui tunc in hospitali fuerint); MORITZ ALOIS RITTER von BECKER, Der Ötscher und sein Gebiet I, Wien 1859, 336 Anm. 1; FRIEDRICH RICHTER, Vom Siechenhaus zum Allgemeinen öffentlichen Krankenhaus der Stadt Waidhofen an der Ybbs (1277 bis 1935), hg. v. Musealverein Waidhofen und dem aö. Krankenhaus Waidhofen, Waidhofen an der Ybbs 1988, 40–42.
(22) Vgl. ADALBERT KLAAR, Die siedlungstechnischen Grundzüge der niederösterreichischen Stadt im Mittelalter, in: Jahrbuch für Landeskunde von Niederösterreich 29 (1944/48), 365–384, hier 381; GOLDMANN, Waidhofen (wie Anm. 1), 221.
(23) ZAHN, Codex Diplomaticus (wie Anm. 5), I, 283–284 Nr. 263; 318–319 Nr. 295; 376 Nr. 356; 435–436 Nr. 399; 445 Nr. 406; 456–457 Nr. 416; UBLOE (wie Anm. 3), IV, 345 Nr. 370; RICHTER, Vom Siechenhaus zum Krankenhaus (wie Anm. 21), 41.
Die städtische Entfaltung vom 13. zum 16. Jahrhundert
Zusammenfassend ergibt sich folgende Konstruktion der frühesten Siedlungsentwicklung: die namengebenden Weidehöfe, ein für das 12. Jahrhundert genanntes Forum im Bereich des späteren Hohen Marktes, eine zu Beginn des 13. Jahrhunderts erwähnte Burg sowie die Entstehung und der Ausbau der Oberstadt und die wahrscheinlich planmäßige Errichtung der civitas nova im Lauf des 13. Jahrhunderts. Das Urbar von 1316 gewährt einen Einblick in die Stadt, wie er nachher lange nicht mehr geboten wird. (24) Insgesamt werden fast 200 zahlende Hausbesitzer genannt. Darunter sind keine Adeligen. Drei Klostergemeinschaften besitzen Häuser in Waidhofen: Admont, Seitenstetten und die Minoriten in Enns, Propst Hermann von Ardagger besitzt ein Haus „bei Waidhofen”. Admont und die Minoriten sind von den Abgaben befreit. Für den Bereich der civitas werden genannt: der Friedhof (bereits 1277/76 bezeugt), das Areal der bischöflichen Scheune (horreum episcopi), das Haus der Minderbrüder von Enns, Häuser, Äcker, Gärten, Obstgärten, ein Rosengarten, Mühlen, Schmieden und Schmiede sowie ein Waffenschmied, ein Schleifstein, Metzger und Fleischbänke, Fischer, Kürschner und ein Bäcker; an Ortsangaben finden sich an den Planchen (hölzerne Befestigung) und ein (Stadt-)Tor (porta). Für den Bereich der „Neustadt” (in nova civitate) gibt es Details, die man bisher noch nicht beachtet hat. Neben den Häusern der Klöster Admont und Seitenstetten werden weitere Häuser genannt sowie Scheunen, Speicher, Äcker, Gärten, Obstgärten, Wiesen, ein Acker mit der Bezeichnung Rosengart, zwei Badstuben, zwei Brotbänke, vier Fleischbänke, drei Schmieden, zwei Schreiner, zwei Schuster, ein Gerber, zwei Schleifstätten, vier Steinbrüche, ein Müllner und acht Mühlen. Jährlich sind de iudicio et theloneo civitatis 30 Pfund zu leisten. Ebenso genannt ist das bereits in einer Urkunde vom 24. Februar 1279 erwähnte hospitale mit einer Abgabe von 28 Denaren. Viermal gibt es die örtliche Angabe in arena; dabei könnte man an den Straßennamen „am Sand” denken, der heute noch am nördlichen Fuße des Buchenbergs existiert. Es wird auch ein Haus Puohenperg (Buchenberg) mit der relativ hohen Abgabensumme von 26 Denaren genannt. Unter dem Namen Chrenzpah (Abgabe von 24 Denaren) dürfte der „Kroisbachhof” zu verstehen sein. Im Bereich der nova civitas findet sich auch die Angabe aput portam Ybse; wohl zu verstehen als „beim Ybbstor”. Das würde heißen, dass der Abschnitt um dieses befestigte Tor auch ein Teil der in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts ausgeführten Stadterweiterung war. Da das 1277 erwähnte Leprosenhaus (später „Siechenhaus”) und das 1279 urkundlich erstmals genannte hospitale (Bürgerspital) als „typisch städtische und kommunale Einrichtung(en)” einzustufen sind, (25) wird durch die in den Siebzigerjahren des 13. Jahrhunderts weitgehend abgeschlossene Stadterweiterung der Stadtcharakter Waidhofens neuerlich bekräftigt. Schon 1273 ist die „Neustadt” befestigt. So ist anzunehmen, dass bereits im 13. Jahrhundert die obere und die untere Stadt mit einer Mauer umgeben waren. Noch im 15. Jahrhundert unterschied man die ryngkmawr von der mawr zwischen den steten. Man hat damals noch Wert darauf gelegt, die Mauer zwischen den Städten zu erhalten. (26) 1355 gab Bischof Albert II. von Freising seinen Waidhofner Bürgern die Erlaubnis, ir kaufhaus ze pawend und ze pezzern. Das Haus, das wohl einer Förderung der Geschäftstätigkeit unter Aufsicht des Rats der Stadt dienen sollte, wurde vermutlich in ältere Befestigungstürme hineingebaut, stand zwischen der Alt- und Neustadt am heutigen Freisingerberg, enthielt verschiedene Läden und Werkstätten und diente dann später bis 1639 auch als Rathaus. (27) Stadt und Herrschaft Waidhofen galten bald auch für den Landesfürsten als einträgliches Objekt. Herzog Rudolf IV. entzog es dem verschuldeten Freisinger Bischof Paul. Ritter Jans der Gneusser erhielt es als Pfand und war gleichzeitig herzoglicher Pfleger in Waidhofen. Die aufgebrochene Burg Konradsheim wurde nach dem Ausgleich von 1365 nicht mehr aufgebaut. Dafür erfolgten ab diesem Zeitpunkt bis ca. 1400 großzügige Ausbauten des Waidhofner Schlosses: Es wurden der Palas und der Bergfried sowie ein Zubau zwischen Palas und Turm errichtet. Die Bemalungsreste der ehemaligen Schlosskapelle stehen unter dem Einfluss der Werke des Vitale da Bologna und stammen von ca. 1380. (28)
(24) ZAHN, Codex Diplomaticus (wie Anm. 5), III, 403–409; vgl. HERWIG WEIGL, Waidhofen an der Ybbs und das 14. Jahrhundert. Ein- und Ausblicke, in: Waidhofner Heimatblätter 14 (1988), 1–30, hier 4.
(25) Vgl. WEIGL, Waidhofen 14. Jh. (wie Anm. 24), 6.
(26) Vgl. WEIGL, Waidhofen 14. Jh. (wie Anm. 24), 4.
(27) ZAHN, Codex Diplomaticus (wie Anm. 5), II, 304 Nr. 712; vgl. WEIGL, Waidhofen 14. Jh. (wie Anm. 24), 16–17 mit Anm. 95; PETER MAIER, Zur Geschichte und Funktion des Rathauses, in: Offenes Rathaus Waidhofen an der Ybbs, hg. v. Magistrat der Stadt Waidhofen an der Ybbs, Waidhofen an der Ybbs o. J. [1995], 9–11; FRIEDRICH RICHTER, Chronologie der Waidhofner Rathäuser, in: Offenes Rathaus (wie oben), 29–36, hier 30–32.
(28) Vgl. WEIGL, Waidhofen 14. Jh. (wie Anm. 24), 18; PETER MAIER, Die Waidhofner Burg, in: Der Ybbstaler (20. Jänner 2005), 7; PETER MAIER, Die Kapelle der Burg Waidhofen, in: Der Ybbstaler (17. Februar 2005), 6.
Für die Siedlungsentwicklung sind bestimmte ortsbezogene Bezeichnungen aufschlussreich. Zu den ältesten Nennungen dieser Art gehört das Haus des Klosters Admont: domus […] in loco qui dicitur civitas nova, iuxta portam que ducit versus Amstetten (1273). Im Jahr 1452 lautet die Beschreibung: „ein Haus zu Waidhofen zwischen dem Hufschmied und dem Tore.” Um 1530 erhält der Waidhofner Schulmeister Hans Lankhusch (Lanngkuss) vom Abt das Haus bei dem Schilchertore hinten zunächst an der Stadtmauer gelegen unter der Bedingung, aus den Mauerresten des Stadtbrandes von 1515 das Haus auf eigene Kosten zu erbauen. Ein etwa gleichzeitiges Verzeichnis beschreibt das Haus als niedergefallenes Gemäuer, darin kein Nutzen […] ist. 1536 kam das Admonter Haus mit einem Jahreszins von 1 Pund Pfennigen an die Stadt Waidhofen. Im Urbar von 1649 heißt es über das Admonter Haus: weils abgepronnen (Stadtbrand 1571), ist die Prandtstatt auf volgende vier Häuser geteilet […]; die genannten vier Häuser entsprechen heute den Häusern Untere Stadt Nr. 41–44. (29) Das Haus des Klosters Seitenstetten stand laut Urbar von 1316 in der nova civitas, ist aber nicht näher zu lokalisieren. Ein weiteres Seitenstettner Haus wird 1492 und 1508 in der untern Stadt gekauft bzw. verkauft. (30) 1361 wird erstmals eine Brücke genannt, vermutlich eine Brücke über die Ybbs. 1442 bezeugen Bürger und Gemeinde von Waidhofen Interesse an der Brücke zu Greinsfurt und an der Ybbsbrücke bei der Mündung des Nellingbaches (Gerstl). Damit wollten sich die Waidhofner wohl den Weg zur Donau und die Maut sichern. 1506 und 1507 wird die Ybbsbrücke in Gstadt, die wohl schon seit langem existierte, bezeugt. 1523 werden vier Brücken über die Ybbs und kleinere Brücken sowie Wege und Stege im Umkreis von Waidhofen, die von der Stadt zu erhalten sind, erwähnt. (31) 1308 und 1336 wird Hagen in dem Winkel, 1316 wird Hagno in Angulo bzw. Hagen in Angulo genannt. Hagen in dem Winkel (1308 und 1336) ist nicht näher bezeichnet, Hagen in angulo (1316) wird im Bereich der nova civitas lokalisiert, Hagno in angulo (1316) befindet sich in der civitas (Altstadt); Hagen ist wohl mit Hagno gleichzusetzen. Der Siedlungsteil „in dem Winkel/in angulo” lag vermutlich in dem Winkel zwischen der oberen und der unteren Stadt, also im Bereich des späteren „Hohen Marktes”. 1409 wird der Stadtrichter Andre „am Hohenmarkt” genannt. 1597 und später ist häufig die Rede von Häusern „in der oberen Stadt am Hohen Markt”. (32) Die Bezeichnung „in der Stadt in der hinteren Gasse” vom Jahr 1562 ist wohl die älteste Nennung der heutigen Hintergasse. (33) Wichtig sind auch örtliche Bezeichnungen außerhalb der Stadt, wie auf dem Rabenperig (1384, heute noch Rabenberg), die Anlage eines Brunnens auf die Leuten vor der stat (zwischen 1515 und 1523, Vorstadt Leithen, schon ab 1335 Nennung von Personen auf der Leuten), oder die Ortsangaben vor den Toren unten im Fuchslueg (1548), auf der Au (1563), vor der Stadt am Graben (1578), vor der Stadt am Bach (1580, spätere Wasservorstadt); der Redtenbach ist bereits 1305/1310/1316 genannt. (34)
(29) ZAHN, Codex Diplomaticus (wie Anm. 5), I, 318–319 Nr. 295; StAW, Hs 1/0 p. 80r-81r; Hs 1/94 p. 79; Stiftsarchiv Admont, Rrr 143 a/c und Rrr 152; JAKOB WICHNER, Das Benediktinerstift Admont in Steiermark in seinen Beziehungen zu Niederösterreich, in: Blätter des Vereins für Landeskunde von Niederösterreich NF 28 (1894), 229–310, hier 237–282, Beschreibung des Hauses von 1452 (261).
(30) ZAHN, Codex Diplomaticus (wie Anm. 5), III, 405; StAW, Urk. Nr. 47 und 68.
(31) ZAHN, Codex Diplomaticus (wie Anm. 5), II, 335–336 Nr. 740; G. FRIESS, Geschichte Waidhofen (wie Anm. 1), 107 Nr. 54; StAW, Urk. Nr. 65; Akten 48/2/1.
(32) ZAHN, Codex Diplomaticus (wie Anm. 5), II, 49 Nr. 474; 246 Nr. 659; III, 404 und 408; G. FRIESS, Waidhofen (wie Anm. 1), 104 Nr. 45; StAW, Urk. Nr. 161, 239, 251, 259, 260, 332, 356, 364.
(33) StAW, Urk. Nr. 110.
(34) RAAB, Urkundenbuch (wie Anm. 7), 316 Nr. 278; StAW, Urk. Nr. 95, 99b, 113, 140, 141; Akten 48/2/1, 51/2/13; ZAHN, Codex Diplomaticus (wie Anm. 5), III, 396 und 431–433.
An Katastrophen sind zu vermerken: Im Sommer 1490 hatte ein Hochwasser schwere Schäden angerichtet. Der Kaiser gebot allen Einwohnern im Umkreis von drei Meilen, den Bürgern der Stadt beim Bau der durch das Hochwasser zerstörten Mauern zu helfen. 1515 war offenbar wegen Fahrlässigkeit des Pflegers eine große Brandkatastrophe ausgebrochen, die ausgehend vom Schloss die ganze Stadt erfasste. Die Schäden des Brandes an Stadtmauern, Türmen und Befestigungswerken waren 1522 noch nicht behoben. 1532 lagerten die Akindschi vor der Stadt bei den Kreilhöfen. 1571 war wiederum vom Schloss ein verheerender Stadtbrand ausgegangen. Eine bauliche Folge davon war, dass beim Wiederaufbau das Schloss um 1592/1600 erstmals mit Ziegeln eingedeckt wurde. (35)
(35) StAW, Urk. Nr. 73–75; G. FRIESS, Waidhofen (wie Anm. 1), 116 Nr. 68; 124 Nr. 78; FRIEDRICH RICHTER, Aus der Katastrophenchronik Waidhofens, in: 800 Jahre Waidhofen (wie Anm. 1), 185–192, hier 185–189; MAIER, Die Waidhofner Burg (wie Anm. 28).
Waidhofen war ab 1300 nicht nur baugeschichtlich und siedlungsmäßig, sondern auch im Hinblick auf das Bürgertum eine für österreichische Verhältnisse ansehnliche Stadt. (36) Im letzten Viertel des 13. und in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts fällt eine Gruppe von namentlich angeführten Bürgern auf, die offenbar auch gemeinsame politische Interessen hatte. Der erste mit Namen bekannte Hausbesitzer ist der 1273 erwähnte Chunradus dictus Krivcher. Aus der Familie Motzo werden zwischen 1276 und 1332 mehrere Angehörige genannt. Rudlinus fungierte 1276 als fideiussor legitimus des Klosters Seitenstetten gegenüber dem Waidhofner Pfarrer. Albero und sein Bruder Rudlinus werden 1277/76 gleich nach dem Notar Konrad und dem Richter Wieland als Zeugen genannt. Rudlinus wird 1283 mit einigen anderen Bürgern neben den adeligen Gefolgsleuten des Bischofs Emicho als Zeuge im Prozess gegen Alheid von Reinsberg genannt. Als cives nostri stehen die Waidhofner Bürger den anderen freisingischen Leuten gegenüber. Rudolf Motzo bezeichnet sich 1300 in seiner Urkunde als Bürger der Stadt Waidhofen und siegelt mit seinem eigenen Siegel und mit dem Siegel nostre Ciuitatis. Unter den Zeugen ist auch Rudolfus iunior Motzo genannt. So ist schwer zu sagen, welchem Rudolf Motzo die im Urbar von 1316 genannten Besitzungen (ein Haus, eine Fleischbank, eine Mühle und zwei Schmieden) gehörten. 1332 verkauften ein Rudolf Motzo und seine Frau Gertrud eine Mühle samt Haus und Garten. Ein Rudolf Motz, der vermutlich aus Waidhofen nach Krems abgewandert ist, erscheint im zweiten und dritten Jahrzehnt des 14. Jahrhunderts als Bürger, Schlüssler und Richter von Krems und Stein. Zur Gruppe der bürgerlichen Oberschicht gehörte auch die Familie Flusthard. Die Brüder Ortolf und Wolfher Flusthard stehen 1277/76 als Zeugen in der Urkunde des Pfarrers Heinrich von (Bischof-) Lack und 1283 als Zeugen aus der Bürgerschaft beim freisingischen Prozess gegen Alheid von Reinsberg. Gottfried Flusthard steht 1308 als erster Bürger für den Richter Imbring. Ein Konrad Flusthard ist 1320 und 1323 als Stadtrichter bezeugt. Dietrich Flusthard, Stifter einer Frühmesse an das Spital in Waidhofen, ist von 1344 bis 1357 in Wien als Richter, Bürgermeister und Münzmeister bezeugt. Wie Rudolf Motz hatte wohl auch Dietrich Flusthard die Chancen eines weiteren Aufstiegs nicht in Waidhofen, sondern auswärts gesucht und gefunden. Der schon wiederholt genannte Hagen „in angulo/in dem Winkel” ist ebenfalls auffallend. Ob Hagen von Spielberg, dessen Söhne den Dietrich Flusthard als ihren Oheim bezeichnen, mit dem Hagen in angulo in verwandtschaftlicher Beziehung stand, steht offen. Weitere einflussreiche Bürger waren Chersperger, Chol, Imbricus und Witigo. Für die Bürgerschaft waren utilitas communis und gemeiner nucz von besonderem Interesse, also Sicherheit für die Stadt, Wachdienste, sowie Erhaltung der Wege und Brücken. Eine wichtige Funktion in der Oberschicht der Bürger von Waidhofen übten die Richter aus. 1277/76 und 1283 wird ein iudex Wieland in Waidhofen genannt. Hier dürfte es sich bereits um einen Stadtrichter im eigentlichen Sinn gehandelt haben. Der iudex steht in den Zeugenlisten stets unmittelbar nach dem in Waidhofen ansässigen Notar Konrad an der Spitze der Bürger; ein Richter über einen größeren Bezirk mit der Stadt als Mittelpunkt wäre wohl gesondert genannt und den Adeligen zugeordnet worden. Bald danach steht ihm der Landrichter in Konradsheim (später in Waidhofen) gegenüber. In Urkunden und in den Urbaren von Freising und Seitenstetten wird in der Zeitspanne 1292/1317 öfter Imbring (Imbricus) als Richter genannt. Ein Richter Heinrich ist 1300 genannt und 1316 im Zusammenhang mit der Abrechnung über sein Richteramt belegt. 1308 und 1316 bürgen Waidhofner Bürger und Rittermäßige für die Schulden ihrer Richter Imbring und Heinrich. Daraus darf man folgern, dass der Richter aus der Waidhofner Bürgerschaft kam, denn sonst hätten die Stadtbürger nicht die Bürgschaft für den Richter, der aufgrund der Pacht oder durch die Amtsführung in finanzielle Defizite gekommen war, übernommen. Das heißt weiterhin, dass die Bürgerschaft Interesse hatte, das Richteramt mit eigenen Leuten zu besetzen. Von Anfang an war es wohl so, dass der Stadtherr das Stadtrichteramt verpachtete. Unter den Bürgen für Imbring sind 1308 auch Herbort nachrihter und Otte der altrihter, unter den Bürgen für Heinrich werden 1316 Heinricus quondam iudex und Chunradus iudex genannt. War der Stadtrichter bisher stets nur als iudex bezeichnet worden, erscheint 1336 mit Wernhard dem Hubecker erstmals die Bezeichnung statrichter. Die Waidhofner Stadtrichter stammen ab dem 13. und dem 14. Jahrhundert höchstwahrscheinlich und ab dem 15. Jahrhundert sicher aus den Reihen der eigenen Bürgerschaft. Eines steht fest: Sobald Richter in Waidhofen bezeugt sind, ist das Interesse der Bürger an dem Amt deutlich. Damit in Verbindung ist auch die Verwendung eines eigenen Stadtsiegels. Das erste belegte Exemplar hängt an der schon erwähnten Stiftungsurkunde des bedeutenden Bürgers Rudolf Motzo aus dem Jahr 1300. 1335 wurde das Siegel bei einem Verkauf von Gütern aus dem Burgrecht eingesetzt. 1362 findet sich das Stadtsiegel wiederum an der ersten Ratsurkunde. Seine Existenz bekundet, dass sich die Bürger als Gemeinde verstanden. In der gemeinsam handelnden Oberschicht ist bereits der Rat der Stadt zu erkennen. Ein sonst nicht näher bekannter Heinrich von Salle hatte 1351 als Richter solche Schulden, dass er von Leuten des Bischofs in Haft genommen wurde. Er hatte eine vom Bischof ausgestellte Urkunde umb daz gerichte ze Waydhouen. Das war nur nötig, wenn die Bestallung geschäftsmäßig erfolgte, der Richter also noch, wie es üblich war, das Amt pachtete. Für das 1355 genehmigte „Kaufhaus” sollten die Geschworenen im Auftrag des Bischofs verbindliche Satzungen aufstellen und Verstöße dagegen gemeinsam mit dem Richter bestrafen. Das ist ein deutlicher Hinweis darauf, dass die Geschworenen, also der spätere Rat, eine besondere Aufgabe in der Verwaltung und im Gericht hatten. Aus dem Jahr 1362 stammt die erste Urkunde, die der Rat als eigene Korporation ausgestellt hatte: Die Geschworenen verkauften als Sachwalter des Spitals einen Hof, behielten sich aber das Aufsichtsrecht vor. Zwei Zechmeister, die im Allgemeinen mit Kirchengut zu tun hatten, werden neben dem Zechmeister des Admonter Hauses bereits zu Beginn des 14. Jahrhunderts genannt. Die Verwaltung kirchlichen Vermögens durch den Rat sollte sich später, wie auch aus Beispielen in Pfarre und Stadt Waidhofen ersichtlich ist, noch weiter ausdehnen. Damit kommt die Funktion der Gemeinde deutlich zum Ausdruck. (37) An der Spitze stand der Stadtrichter. Er war der Repräsentant der Gemeinde. „Richter und Rat” waren die Stadtobrigkeit. Zu der Zeit gab es in Waidhofen noch keinen Bürgermeister. Es gab auch kein kodifiziertes Stadtrecht. Die Privilegien der Stadt betrafen fast durchgehend wirtschaftliche Belange wie Handelswege und Jahrmarkt. Es gab zwar den Text eines „Stadtbuchs”, aber dieser Text, der erstmals 1479 fassbar ist und jährlich zu verlesen war, gleicht einer Aufzeichnung von Rechtsbräuchen einer Grundherrschaft. Dementsprechend gering waren auch die Kompetenzen von Richter und Rat. Der seitens der Bürgerschaft formulierte Text enthält Bestimmungen zur Richterwahl, zur Abhaltung dreier Taidinge pro Jahr, die Ausgrenzung des Stadtgerichts aus dem Landgericht (auch wenn de facto manchmal hochgerichtliche Funktionen ausgeübt wurden, das Hochgericht hatte die Stadt nie), zur Tätigkeit des Stadtrichters, Bestimmungen über die Wahrung des Friedens, über Klagen und Prozesse der Bürger untereinander sowie gegenüber Auswärtigen, über Burg- und Bürgerrecht, über die Wirte, über die beschränkte Rechtsfähigkeit der Frauen, über den Gemeindebesitz, die Kontrollfunktionen des Rats und Einzelheiten über das Marktrecht. Erb- und Güterrecht, Rechte der Handwerker und Angaben über die innere Stadtverfassung – wie Bestellung des Rats oder Inhalt der Ämter – sind in dem Taidingtext nicht enthalten. Weitere Entwürfe dieses Stadtrechts sind nicht zur Ausführung gekommen. Der Rat nahm trotzdem im Laufe des 15. Jahrhunderts an Bedeutung zu. So wurde der Einfluss des Rats auf kirchliche Belange merklich stärker. Es war vor allem Bischof Sixtus (1474–1495), der diese Entwicklung gefördert hatte. (38) Einen konkreten Einblick in die Organisation der Stadtverwaltung bieten das „Raths-Manual” (Ratsprotokoll) der Stadt Waidhofen für das Jahr 1562 und die Neuverteilung der Stadtämter vom Dezember 1593. Für 1562 sind genannt: Stadtrichter Erhard Wild, Stadtschreiber Wolf Ebenberger, zwölf Ratspersonen und sechs Benannte (Genannte). 1593 sind neben dem Stadtrichter Leopold Pieringer und dem Stadtschreiber Wolf Hueber zwölf Ratspersonen und sechs Genannte angeführt. Nach altem Herkommen fand die Wahl des Stadtrichters, der Ratspersonen und der Genannten jeweils am 6. Dezember, dem Fest des hl. Nikolaus, statt, auch wenn klare Zeugnisse dafür erst aus dem 16. Jahrhundert existieren. Der Amtsantritt erfolgte dann jeweils zu Beginn des neuen Jahres. Einen Text der Eide von Richter und Rat gibt es bereits aus dem Jahr 1499. Bei der Neuverteilung der Ämter im Dezember 1593 werden genannt: Lehensträger beim Haus Österreich betreffs der Spitalzehnten, Einnehmer der Kirchengelder, Verwalter der beiden Stadtmühlen, Ungelter, Einnehmer des Grunddienstes der Stadt, Verwahrer des Stadtarchivschlüssels, Steuereinnehmer, Kassiere des Oberstadtkammeramtes, Stadtkämmerer, Gegenhändler (Kontrollor) der Stadtkämmerer, Spitalmeister, Kirchenmeister, Spendenmeister, Stadthauptmann, Zeugmeister, Waagmeister, Eisenkämmerer, Verwalter des Hammerwerkes in Hollenstein, Verwahrer des Schlüssels zur Eisentruhe im Rathaus, Verwahrer des Schlüssels zur Bürgerlade, Rottmeister (obere Stadt, untere Stadt, auf der Leithen, im Feld, unter der Burg, am Bach), Torsperrer (obere Stadt, untere Stadt, am Ybbstor, am Schleifertürl, am Spitaltor, am Schilchertor, bei der Neumühle und beim Schultörl), Brot-, Fisch- und Fleischbeschauer, Lägl- und Messerbeschauer, Verwahrer des Stadtsiegels, Beisitzer bei den einzelnen Gewerbetreibenden, Forstleute (Rabenberg, Buchenberg, Geißleiten, im Vogelsang), Einnehmer der Gerichtsgelder, für jedes Monat je ein Sensenbeschauer, Wächter (Stadtturm, Ybbsturm, Spitalturm, Schilcherturm, auf den Gassen der Stadt). Zur Ausübung dieser Ämter waren 1593 insgesamt 163 Bürger eingeteilt. Der größte Teil dieser Aufgaben war Bürgerpflicht; Bürgerpflichten wie Wachdienste (auch Unterscheidung in Bürger und Inwohner) findet man bereits in Urkunden zu den Admonter (1296) und Seitenstettner Häusern (1277 und 1492). (39) Die wichtigsten Funktionen lagen beim Stadtrichter, dem Stadtrat und dem Stadtschreiber. Ein Tonrelief aus der Mitte des 16. Jahrhunderts im Waidhofner Museum zeigt Stadtrichter, Stadtschreiber und zwanzig Ratsherrn, wohl den inneren und den äußeren Rat darstellend. (40) Die 1355 und 1362 als Geschworene auftretenden Bürger, ohne Zweifel angesehene und reiche Angehörige der Oberschicht, waren die Vorläufer des späteren Rats der Stadt. Vermutlich schon im 15., nachweislich jedenfalls im 16. Jahrhundert, gliederte er sich in den inneren und äußeren Rat. Der innere Rat bestand aus dem Stadtrichter als Vorsitzenden und zwölf Ratsherrn. Der äußere Rat bestand gewöhnlich aus sechs Mitgliedern, deren Zahl aber faktisch zwischen zwei und acht schwankte. Die dem äußeren Rat angehörenden Bürger wurden ursprünglich als „Genannte” bezeichnet. Jeder Ratsherr erhielt bei seinem Amtsantritt vom Stadtrichter einen bestimmten Tätigkeitsbereich in der städtischen Verwaltung zugewiesen und hatte dieses Amt unentgeltlich zu führen. Doch jeder Ratsherr erhielt jährlich eine kleine Entschädigung in bar als „Verehrung” von der Stadtkasse ausbezahlt. Die Zusammensetzung des äußeren und inneren Rats zeigt eine gewisse Stetigkeit. Das lässt darauf schließen, dass von Seiten der Bürger auf Bewährung und Erfahrung der Ratsherren in den städtischen Verwaltungsgeschäften Wert gelegt wurde, dass aber wohl auch von Seiten der Amtsinhaber Interesse an einer langen Amtszeit bestand. Der Stadtrichter war zuständig für die Schlichtung von Streitsachen. Dem Rat der Stadt stand ein breites Wirkungsfeld zu: außerstreitige Gerichtsbarkeit, Verlassenschaften, Vormundschaften, Verteidigung und öffentliche Sicherheit, Steuerwesen, städtischer Grundbesitz und die zur inneren Verwaltung gehörige Pflege der Straßen, Wege und Brücken. Der Bereich aller dieser Befugnisse umfasste das städtische Gerichtsgebiet, das im Allgemeinen als „Burgfried” bezeichnet wurde. Die Burgbannzeichnung von Lorenz Thurman, die vor 1652 (vermutlich nach älterer Vorlage; heute im Waidhofner Museum) entstanden und zugleich auch die älteste Stadtansicht ist, zeigt in roter Linie genau die Grenze des damaligen Burgfrieds. Der Rat hatte die Rechte der Bürger auch gegenüber dem bischöflichen Stadtherrn und dessen Vertreter, dem Pfleger, sowie dem österreichischen Landesfürsten, dessen Behörden wie auch auswärtigen Grundherrschaften und Gemeinden zu vertreten. Der Aufgabenbereich des Rats war groß. So wurden die Genannten, die ursprünglich vermutlich eine verbindende Rolle zwischen der Gemeinde und dem Rat ausgeübt hatten und als Anwärter für den inneren Rat galten, ebenso für spezielle Aufgaben beigezogen: Finanzwesen, Steueraufteilung, Sicherheit (z. B. Beschau der Häuser zur Vorbeugung von Feuersbrünsten), Fleisch-, Brot- und Mehlbeschau sowie Prüfung der Güte der Waren und des Gewichts der Brote. Da der innere und äußere Rat diesen Aufgabenbereich nicht allein wahrnehmen konnte, wurden von ihm Kommissionen zur Beschau der Waren eingerichtet und sachkundige Bürger zu deren Mitgliedern bestimmt. So gab es eigene Kommissionen für Handwerker wie z. B. für Messerer, Sensenschmiede und das Bekleidungs- oder Lebensmittelgewerbe. Wer die Schreibarbeiten in der städtischen Verwaltung ausgeführt hat, ist für die frühe Zeit schwer zu sagen. Möglicherweise wurden für einzelne Schreibgeschäfte von Fall zu Fall Schreiber angestellt. Vermutlich bestellte man für diese Funktion auch Geistliche mit niederen oder höheren Weihen, wie es im Mittelalter auch bei Notaren die Regel war. Der erste bekannte Stadtschreiber ist der 1492 und 1494 bezeugte Bürger und Notar Christian Schindtlecker. 1496 bis 1505 sind Hieronymus Harrosser und 1517 Steffan Kreuss als Stadtschreiber genannt. Der Stadtschreiber war ursprünglich der einzige Beamte der Stadt. Stadtschreiber Hans Neuburger (von 1522 bis 1543) war Bürger der Stadt und Mitglied des inneren Rats. Wolf Ebenberger, von 1553 bis zur Absetzung des Rats 1587 Stadtschreiber und Mitglied des inneren Rats, gilt als jener Mann, der die Geschicke Waidhofens maßgeblich zu prägen versuchte. Der Stadtschreiber war Protokollführer bei den Sitzungen des Rats, den Verhandlungen des Stadtgerichts, Schreiber der vom Rat ausgestellten Urkunden, Verantwortlicher für die Korrespondenz, städtischer Registrator, Berater des Rats in rechtlichen Angelegenheiten der Stadt und gelegentlich auch als Diplomat tätig. (41)
(36) Vgl. WEIGL, Waidhofen 14. Jh. (wie Anm. 24), 3.
(37) Vgl. WEIGL, Waidhofen 14. Jh. (wie Anm. 24), 3–17; HERWIG WEIGL, Materialien zur Geschichte des rittermäßigen Adels im südwestlichen Österreich unter der Enns im 13. und 14. Jahrhundert, St. Pölten 1991 (Forschungen zur Landeskunde von Niederösterreich 26), 311–323.
(38) Vgl. HERWIG WEIGL, Reibungspunkte zwischen Stadt und Herrschaft. Die freisingischen Pfleger in Waidhofen an der Ybbs, in: Hochstift Freising. Beiträge zur Besitzgeschichte, hg. v. Hubert Glaser, München 1990, 287–304, hier 290–292; zum Stadtbuch vgl. HERWIG WEIGL, Schriftlichkeit in einer spätmittelalterlichen Kleinstadt. Verlorene Quellen und des Kleinstadt-Historikers Not, in: Mitteilungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung 100 (1992) 254–267, hier 261–265.
(39) StAW, Hs 1/2 (Ratsprotokoll von 1562, 1r-v und 1/3 (Ratsprotokoll von 1593, unpaginiert, Seiten vor Beginn der Ratsprotokolle); ZAHN, Codex Diplomaticus (wie Anm. 5), I, 456–457 Nr. 416; RAAB, Urkundenbuch (wie Anm. 7), 98–99 Nr. 82; Stiftsarchiv Seitenstetten, Urk. Nr. 253 / 15. Jh.
(40) Vgl. MAIER, Waidhofen (wie Anm. 1), 14.
(41) Vgl. E. FRIESS, Aus Waidhofens Vergangenheit (wie Anm. 1), 44–46; über Richter, Rat, Stadtschreiber und Stadtbehörden KURT SCHOLZ, Die innerstädtischen Verhältnisse der freisingischen Stadt Waidhofen an der Ybbs im 16. Jahrhundert, Diss. Wien 1971, 14–98; MAIER, Waidhofen (wie Anm. 1), 16.
Aus den Jahren 1551 und 1566 ist jeweils eine Statordnung in Kriegsleuffen erhalten, die neben den genannten verantwortlichen Bürgern auch die einzelnen Abschnitte der Stadtmauer sowie die Türme nennt. Ein Rundgang entlang der Stadtmauer dieser Zeit gibt weitere Aufschlüsse über die Gestalt der Stadt im 16. Jahrhundert. Beide Ordnungen beginnen mit dem „Kirchhof samt dem Pfarrhof” und nehmen folgenden Verlauf: Seiseneggerturm in der Hintergasse beim Schloss, Mauer vom Seiseneggerturm bis zum Ybbsbad, Halbturm mit dem Ybbsbad, Mauer bis zum Maulschlagturm, Mauer vom Maulschlagturm bis zum Ybbsturm, Ybbstor, Ybbsturm, Mauer vom Ybbstor mitsamt dem Müllnerturm, Lachenturm und die Mauer bis zum Talner Eck (auf dem Lachenten Turm und die Mauer von dem Müllner Turm), Eckturm (Eckelturm), Wehr um das Spital, Spitaltor, Spitalturm, Alex Halbturm, Lienhard Peckens Halbturm, Hochmauer bis zum Prechtltürl, Prechtltürl, Mert Fleischaggers Halbturm, Hochmauer vom Prechtlturm bis zum Schilchertor, Schilcherturm, Schilchertor, Hochmauer vom Schilcherturm bis zum Pfarrhof. (42) Waidhofen war somit für die damalige Zeit gut befestigt und gesichert. Gleichzeitig ist mit dieser „Ordnung in Kriegsläufen” das Gebiet der eigentlichen Stadt genau umschrieben.
(42) StAW, Akten 50/2/9; vgl. FRIEDRICH RICHTER, Die bauliche Entstehung des Altstadtkernes von Waidhofen an der Ybbs, in: 800 Jahre Waidhofen (wie Anm. 1), 161–184, hier 176–180.
Handwerk und Handel als Wirtschaftskraft des Mittelalters
Waidhofen an der Ybbs wird gern als „Eisenstadt” präsentiert. (43) Die Verkehrslage an der Ybbs, die günstige Verbindung zum Ennstal und weiter zum steirischen Erzberg, der Zugewinn der Steiermark für die Babenberger (1192) und damit verbundene bessere Handels- und Verkehrsverbindungen sowie die reichen Wälder um Waidhofen als Quelle für Holzkohle und die vielfältigen Gewässer als Kraftquelle für Wasserräder zum Betrieb von Blasbälgen und Schmiedehämmern gelten von Anfang an als das Fundament für die Wirtschaft der Stadt Waidhofen. Die Inschrift Ferrum chalybsque urbis nutrimenta schmückt nachweislich seit 1838 den Ybbsturm und weist auf die stolze eisenträchtige Vergangenheit. (44) Gewiss war die Landwirtschaft grundlegend. Aber daneben hatte in den Ostalpen der Bergbau große Bedeutung, vor allem die Salzgewinnung und eben der Eisenabbau am steirischen Erzberg. (45) In der einschlägigen Literatur wird Waidhofen bereits am Beginn des 13. Jahrhunderts und erst recht auf Grund des Ottokar-Privilegs von 1266 eine besondere Rolle im Handel mit Eisen zugewiesen. (46) Wie schon oben ausgeführt, geht es im Privileg von 1266 um Rechte des Handels mit Eisen und anderen Waren, welche die Waidhofner Bürger schon von den Babenbergern erhalten haben. Die Eisenproduktion am steirischen Erzberg dürfte bereits ab der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts in Verbindung mit dem mittelalterlichen Landesausbau eine große Expansionsphase erlebt haben. Es gibt zahlreiche Quellen, die für diese Zeit auf ein Ansteigen der Eisennachfrage schließen lassen. (47) Das führte dazu, dass ab dem 12./13. Jahrhundert die Wasserräder nicht nur für Walken, Sägen, Schleifsteine und Mühlen, sondern auch für Hämmer und Gebläse in der Eisenindustrie verwendet wurden. Aus Urkunden sind Namen von Bürgern auffällig, die mehrmals auftreten und vermutlich relativ reich waren. Sie bezogen offenbar Einkünfte aus Betrieben, die sie weitervergeben hatten. Sie investierten und konnten Geld verleihen. Daraus darf man schließen, dass Waidhofen schon im 13. Jahrhundert eine wichtige Handelsstadt gewesen sein muss. Ausgaben für Bauarbeiten im Schloss und an der Stadtmauer geben Informationen über Handwerker, Lieferanten und Arbeiter. Bauabrechnungen nennen Metallwaren genauso wie Steine, Kalk, Holz und Ziegel. Von besonderem Interesse dürfte sein, dass die Flößerei auf der Ybbs bereits zur Zeit des Bischofs Berthold von Wehingen (1381–1410) erwähnt wird. Im Steueranschlag von 1402/42 sind Namen von Waidhofner Bürgern vermerkt, die Hämmer in den Ämtern Redtenbach und Hollenstein und landwirtschaftliche Güter innehaben. Auch Stiftungen bezeugen das Ausgreifen von Waidhofner Bürgern in das Umfeld, was als Gradmesser der Bedeutung der Stadt zu verstehen ist. Ebenso ist in diesem Zusammenhang das Interesse an Waldgebieten zur Gewinnung von Holzkohle zu nennen. Das Urbar von 1437 nennt Hämmer und Schmieden, aber auch Mühlen, eine Badstube und agrarische Güter. 1390, 1418 und 1458 bestätigen Richter, Rat und Gemeinde von Innerberg (Eisenerz) den Waidhofnern die alten Rechte auf Bezug, Verarbeitung, Handel und freien Transport von Eisen und Eisenwaren, speziell über die (Forst-)Heide. 1448 erneuerte König Friedrich IV. auf Beschwerde der Bürger der Stadt Waidhofen und weiterer Orte die alten Ordnungen zur Proviantversorgung am steirischen Erzberg durch die Bürger der genannten Orte im Alpenvorland. Der ungeregelte Lebensmitteleinkauf auf dem Land war damit an die regulären Märkte in den einzelnen Orten gebunden. Bischof Sixtus von Tannberg (1473–1495) ist für seine Stadt besonders bemüht, äußert Besorgnisse wegen der brennbaren Schindeldächer und empfiehlt bauliche Maßnahmen wegen militärischer Bedrohungen. 1493 wurde eine städtische Fronwaage errichtet. Aus dem Jahr 1515 existiert ein Vergleich der im Kasten zu Waidhofen üblichen Maße mit den Wiener Maßen. Regelungen in den Weistümern verweisen auf Krautgärten, Schlägerung von Holz sowie auf Ziegen, Schafe, Pferde und lassen vermuten, dass die Waidhofner Bürger für manche Güter des Alltags Selbstversorger gewesen sein dürften. Auch der Handel mit Salz, der für Waidhofen offenbar wichtig war, ist darin genannt. Die Bürger von Aschbach bezogen ihr Salz aus Waidhofen. Sogar die Stadt selbst als Körperschaft hatte mit dem Salzhandel zu tun. Das Gewerbe der Bäcker ist im Hinblick auf das Backen und den Getreidekauf genau geregelt und durch obrigkeitliche Beschau exakt kontrolliert. An Handwerksberufen werden um 1500 Hammer-, Klingen-, Sensen- und Zirkelschmiede, Messerer, Schlosser, Schleifer, Zimmerleute, Lederer, Schneider, Krämer und Bäcker genannt. 1528 setzte eine Preisordnung fest, welche Beträge die Lederer für verschiedene Felle und Häute von den Schustern und Messerern verlangen durften. Einen reichhaltigen Einblick in die Lage der verschiedenen Handwerker geben die im Waidhofner Stadtarchiv erhaltenen Zunftordnungen: ein Gemisch von Privilegien, obrigkeitlichen Statuten und autonomer Selbstregulierung, eingebettet in das Spannungsfeld von lokaler Gebundenheit, den Interessen der Herrschaft und das Netz gleichartiger Handwerke regionaler oder überregionaler Bereiche. Der überregionale Charakter bestimmter Handwerksordnungen deutet wiederum auf ein aktives Ausgreifen der Waidhofner in das Umfeld. Die ältesten Handwerkerordnungen beginnen mit den Messerschmieden (1436), der Ordnung für Hammerschmiede, Sensenarbeiter, Hufschmiede, Ahl- und Bohrerschmiede sowie Schlosser (1449), für Schleifer (1452), Schneider (1490), Schusterknechte (1501), Weber (1510), Leinweber (1510) und Zimmermeister (1516). Es gab Handwerker, die keine eigenen Ordnungen hatten oder vielleicht zu schwach waren, um Regelungen für ihre eigene Gruppe erreichen zu können. So nennen Gerichts- und Baurechnungen um 1500 neben den Bäckern und Müllern auch Zimmerleute, Maurer, Schneider, Lederer, Krämer und einen Hafner. Das Urbar von 1316 nennt bereits Tischler, Kürschner, Schuster, Schneider, Fleischhauer, Bäcker und Inhaber von Mühlen. Im Hinblick auf die überlieferten Ordnungen dominieren tatsächlich die Eisen verarbeitenden Handwerke. 1464 war z. B. ein Messerschmied sogar Stadtrichter. Für die Stadt war im 15. und 16. Jahrhundert die Einhebung des Ungelds, eine Art Verbrauchssteuer auf Wein, eine gute Einnahmsquelle. In die Handels- und Wirtschaftsbeziehungen Waidhofens geben auch landesfürstliche Urkunden interessante Einblicke. Die Konkurrenz der landesfürstlichen Stadt Steyr mit der patrimonialen Stadt Waidhofen und Zwistigkeiten innerhalb der habsburgischen Dynastie haben die Waidhofner Wirtschaft gelegentlich gefördert, meist aber beschränkt. So schickte 1371 Herzog Albrecht III. ein höfliches Schreiben an Bischof Paul von Freising mit dem Verweis, dass die Waidhofner von seinen Vorfahren und von ihm die Erlaubnis hätten, nach ihrem Bedarf Eisen zur Verarbeitung zu bringen, doch nicht, um damit Handel zu treiben. Er bat den Stadtherrn, das abzustellen. Damit war der „Handelskrieg” zwischen Waidhofen und Steyr eröffnet, in dem es der Bürgerschaft von Steyr offenbar in erster Linie um die Kontrolle des Fernhandels der Waidhofner Bürger durch Beschränkungen des Rohstoffbezugs und durch Straßenzwang und nicht um dessen gänzliche Ausschaltung ging. 1372 richtete Herzog Albrecht ein Mandat an den Richter, den Rat und die Bürger von Waidhofen: Der Handel mit venezianischen Gütern gelte nur für den Bereich der Stadt Waidhofen. Der Handel über Waidhofen hinaus, worauf es den Händlern ja ankam, sei nicht erlaubt, denn dadurch würden „unsere Städte” großen Schaden erleiden. 1379 ordnete Albrecht III. auf Klage der Bürger von Steyr an, Eisen und Venedigerwaren, die auf verbotenen Wegen und nicht über die Mautstellen nach Waidhofen geführt werden, zu konfiszieren. Mehrere Wochen danach erhielten die Waidhofner Bürger von Albrechts Bruder Leopold das Privileg, in seinen Ländern, speziell in der Steiermark, in Kärnten und in Krain ebenso Handel treiben zu dürfen wie seine eigenen Leute. Albrecht widerrief 1381 das den Waidhofnern 1361 verliehene Recht der Einhebung einer Brückenmaut. Die großräumige Regulierung des Handels, vor allem im Interesse des Eisenwesens, war auch für Maximilian I. ein besonderes Anliegen. 1501 hatte der König „Irrungen und Zwietracht” zwischen den Steyrer und Waidhofner Bürgern in einem Vertrag zu Linz dahin entschieden, dass der Bezug von Roheisen aus Eisenerz und von venezianischen Waren nicht nur auf den Verbrauch im Bereich des Stadtgebiets, sondern auf den Bezirk von drei Meilen um die Stadt Waidhofen festgelegt werde. Diese Waren konnten von Kastenreith über Weyer direkt nach Waidhofen geführt werden, da sie vom Steyrer Straßenzwang befreit waren. Das im Vertrag ausgeführte Spektrum der Handelswaren umfasste Getreide, Wein, Süßwein, Spezerei, Öl, Seifen, Feigen, Mandeln, Weinbeeren und anderen Speisen. Die Entscheidung Maximilians I. wurde 1568 wiederholt, aber man hört dann nicht mehr viel über den Handel mit Eisen und venezianischen Waren. Möglicherweise hatten sich die Streitfragen inzwischen auf andere Bereiche verlagert. (48)
(43) Vgl. PAUL STEPANEK, „Eisen”-Stadt Waidhofen: Das Ende eines Mythos, in: Stadt und Eisen, hg. v. Ferdinand Opll im Auftrag des Österreichischen Arbeitskreises für Stadtgeschichtsforschung und des Ludwig-Boltzmann-Institutes für Stadtgeschichtsforschung, red. v. Michaela Laichmann-Krissl, Linz 1992, 135–139; kritisch-zusammenfassend über die „Eisenstadt” HERWIG WEIGL, Eisen oder Tinte? Waidhofen an der Ybbs im Spätmittelalter und die Quellen seiner Geschichte, in: Waidhofen und die Eisenwurzen (wie Anm. 1), 55–123, hier 56–65; auch die künftige Landesausstellung 2007 unter dem Thema „Erde und Feuer” symbolisiert im Logo und am Plakat für Waidhofen das Feuer mit einem glühenden Eisen auf dem Amboss einer Schmiede.
(44) Vgl. PETER MAIER, Der Ybbsturm, in: Der Ybbstaler (14. Oktober 2004), 9.
(45) Vgl. ROMAN SANDGRUBER, Ökonomie und Politik. Österreichische Wirtschaftsgeschichte vom Mittelalter bis zur Gegenwart, Wien 1995 (Österreichische Geschichte, hg. v. Herwig Wolfram), 30–34.
(46) Vgl. LUDWIG BITTNER, Das Eisenwesen in Innerberg-Eisenerz bis zur Gründung der Innerberger Hauptgewerkschaft im Jahre 1625, in: Archiv für Österreichische Geschichte 89 (1901), 451–646, hier 461 mit Anm. 4; OTHMAR PICKL, Die Rolle der österreichischen Städte für den Handel mit Eisen und Eisenwaren, in: Stadt und Eisen (wie Anm. 43), 171–195, hier 172–173; der von 1892 bis zur Gegenwart immer wieder zitierte Hinweis auf das „Waidhofner Schwert” bei Neidhart von Reuental sollte m. E. künftig vermieden werden, weil eine entsprechende Interpretation kaum zu beweisen ist, vgl. GODFRIED EDMUND FRIESS, Die Stadt Waidhofen an der Ybbs im Frieden und im Kampfe. Festschrift zur Feier des 360-jährigen Jubiläums der Befreiung der Stadt Waidhofen an der Ybbs von den Türken im Jahre 1532, Waidhofen an der Ybbs 1892, 11; E. FRIESS, Aus Waidhofens Vergangenheit (wie Anm. 1), 37; WEIGL, Zur Geschichte Waidhofens im 13. Jh. (wie Anm. 8), 24 mit Anm. 29; Die Lieder Neidharts, hg. v. Edmund Wiesner, fortgeführt v. Hanns Fischer, 4. Aufl., revidiert v. Paul Sappler, mit einem Melodienanhang von Helmut Lomnitzer, Tübingen 1984 (Altdeutsche Textbibliothek 44), 162.
(47) Vgl. ROMAN SANDGRUBER, Die Eisenwurzen und die europäische Bedeutung der österreichischen Eisenerzeugung, in: Waidhofen und die Eisenwurzen (wie Anm. 1), 11–31, hier 14.
(48) Vgl. den äußerst informationsreichen Überblick bei WEIGL, Eisen oder Tinte (wie Anm. 43), 72–123 mit den entsprechenden Quellen- und Literaturverweisen; DERS., Waidhofen 14. Jh. (wie Anm. 24), 3–23; E. FRIESS, Aus Waidhofens Vergangenheit (wie Anm. 1), 48–65; ANDREAS KUSTERNIG, Die Eisenwurzen, in: Seines Glückes Schmied. Die Eisenwurzen und der Aufstieg des Andreas Töpper, Scheibbs o. J. (1987), 3–76, hier 40–50; WALTER ZAMBAL, Die wirtschaftliche und soziale Lage des Handwerks in Waidhofen/Ybbs von der Gegenreformation bis Joseph II., Hausarbeit am Institut für Wirtschafts- und Sozialgeschichte der Universität Wien 1980; BERTL SONNLEITNER, Die niederösterreichisch-steirische Proviantstraße, einer der wichtigsten ehemaligen Wirtschaftswege in der Eisenwurzen, in: Waidhofner Heimatblätter 29 (2003), 59–73; über die Bestätigungen der Eisenerzer: JOSEPH CHMEL, Der österreichische Geschichtsforscher I, 8 Nr. 15 (zu 1490); 4 Nr. 6; 6 Nr. 10.
Stadt, Grundherr und Landesherr
Die – nicht nur für Waidhofen – typische Verschiebung bestimmter Rechte seitens des Grundherrn zugunsten der habsburgischen Landesherrn soll hier am Beispiel Waidhofen gezeigt werden. Zunächst ging es dem Grundherrn darum, die freisingischen Güter im späteren Österreich abzusichern. So berichtet Bischof Albert I. 1158 seinem Domkapitel, er habe beim Herzog von Österreich erreicht, dass die herzoglichen Offiziale vom freisingischen Besitz fernblieben; dafür leistete das Hochstift einen jährlichen Zins. König Ottokar war als österreichischer Landesherr auf vielseitige Unterstützung angewiesen, weshalb er gegenüber der Kirche, den Klöstern und Städten mit Privilegien sehr großzügig war. So schloss Ottokar 1260 einen Bündnisvertrag mit dem Bischof von Freising. Im selben Jahr verlieh Ottokar dem Freisinger Bischof das Bergrecht auf allen seinen Besitzungen. 1266 gewährte er dem Bischof den Schutz für das ihm zugesicherte Jagdrecht und den Waidhofnern die Sicherung der Handelsrechte. 1276 wurden die Güter Ulmerfeld, Waidhofen und Hollenstein von der Abgabe des Marchfutters befreit. Rudolf I. hatte von Anfang an jene Kreise, die von Ottokar gefördert wurden, für sich zu gewinnen versucht. So verlieh er 1276 dem Bischof von Freising die Zollfreiheit für den Lebensmittel- und Holztransport von und zu den freisingischen Gütern. 1277 erhielt der Freisinger Bischof eine Reihe von Bestätigungen und Erneuerungen alter Rechte: Freiheiten des Freisinger Hofes in Wien, die Landgerichtsfreiheit auf allen Gütern, das Schurfrecht und Jagdrecht. Bischof Konrad, der zur Bestätigung dieser Urkunden in Wien weilte, reiste im Herbst 1277 aus Österreich ab. Für die Dauer seiner Abwesenheit empfahl er seine Besitzungen im westlichen Niederösterreich (in superioribus partibus Austhae) der Obhut des Landesfürsten. Dieser bestellte zu deren Schutz Konrad von Sommerau. (49) 1330 schloss Bischof Konrad IV. von Freising mit den habsburgischen Herzögen Albrecht II. und Otto einen Vertrag, in dem es heißt, die Bischöfe von Freising hätten seit der Übernahme der Regierung in Österreich und Steiermark durch die Habsburger grozzen frumen und nuecz enphangen. Die Habsburger hatten also als Vögte Schutz und Schirm über die freisingischen Besitzungen ausgeübt. Es gab zwar schon früher gelegentlich Probleme, doch unter Herzog Rudolf IV. (1358–1365) kam es zu großen Spannungen zwischen dem Freisinger Bischof und dem Landesfürsten. Wegen hoher Schulden des Bischofs Paul ließ der Herzog die Herrschaften Ulmerfeld und Waidhofen sowie die Burg Randegg um 1360 besetzen und verpfändete sie. Waidhofen kam so an seinen engen Gefolgsmann Jans den Gneusser. Dieser war dann als Pfandinhaber bis 1365 auch Pfleger in Waidhofen. Der Landesfürst verstand sich als Stadtherr und verlieh den Waidhofnern 1361 das schon erwähnte Mautprivileg. Im Rückgabevertrag vom Herbst 1365 kamen Stadt und Herrschaft Waidhofen sowie Ulmerfeld und Randegg wieder in den Besitz Freisings. Die Gelegenheit zum Wiederaufbau der vermutlich aus herzoglicher Vorsicht gebrochenen Burg Konradsheim wurde nicht mehr wahrgenommen. (50) Dass auf Betreiben der Bürger von Steyr 1371, 1372 und 1379 die Handelsrechte und 1381 die Mautrechte der Waidhofner Bürger durch den Landesherrn beschränkt wurden, ist bereits gesagt worden, ebenso, dass Waidhofen 1379 sogar von inneren Rivalitäten der Habsburger-Dynastie profitieren konnte. Anfang des 15. Jahrhunderts wurde Waidhofen wieder kräftig in die habsburgischen Familienzwistigkeiten hineingezogen. Unter den Brüdern der leopoldinischen Linie hatte Leopold als Ältester Österreich, Kärnten und Krain zur Verwaltung erhalten, Ernst „der Eiserne” die Steiermark und Friedrich die Vorlande und Tirol. Die Zwistigkeiten zwischen Ernst und Leopold hatten zur Folge, dass Herzog Ernst ca. 1408/10 sich die Herrschaft und Stadt Waidhofen angeeignet hatte. 1411, da Martin Zumherumb als Bürgermeister in Waidhofen genannt wird, dürfte er jedenfalls die Stadt bereits in Besitz gehabt haben. Bürgermeister gab es damals vor allem in landesfürstlichen Städten. Mit Sicherheit hatte Herzog Ernst Stadt und Herrschaft Waidhofen 1415 und 1423 in seiner Hand. Der Herzog behandelte Stadt und Herrschaft in den Jahren als Eigentum und zwang den Freisinger Bischof zu großen Zugeständnissen: Die freisingischen Burgen sollten ihm offen stehen, die Pfleger aus dem jeweiligen Land stammen und dem Herzog während der Sedisvakanz gehorchen. 1418 erließ Herzog Albrecht V. von Österreich ein Mandat, die Einhaltung der erlaubten Handelswege der Waidhofner zu überwachen. Die Einhaltung des Weges über die Mautstelle in Steyr war der entscheidende Punkt. 1421 sicherte sich Herzog Ernst den Einfluss auf die Besetzung der freisingischen Pflegen im Allgemeinen. Erst 1435 entband der mündig gewordene Herzog Friedrich V. die Waidhofner vom Eid, den sie Herzog Ernst geleistet hatten, und befahl ihnen, dem Bischof Nikodemus von Freising gehorsam zu sein. (51) Als 1443 Bischof Nikodemus gestorben war und das Freisinger Domkapitel den Generalvikar Johann Grünwalder, den illegitimen Sohn eines bayerischen Herzogs, als Nachfolger gewählt hatte, wollte König Friedrich IV. seinen Kandidaten Heinrich Schlick, den Bruder seines Kanzlers, als Bischof von Freising durchsetzen, den der Papst dann auch für dieses Amt vorsah. Der König argumentierte zweigleisig: Fast alle Burgen und Güter der freisingischen Kirche lägen in seinen Ländern, also müssten die Freisinger Bischöfe seinem Rat angehören. Zweitens würden die Freisinger Bischöfe als Reichsfürsten von ihm als König mit den Regalien belehnt. Aus beiden Gründen müsse er, der Herzog und König, die Besetzung der Freisinger Kirche beeinflussen können. König Friedrich IV. berief sich dabei auch auf das seinem Vater zugesicherte Recht, während einer Sedisvakanz die freisingischen Herrschaften zu besitzen und zu nutzen. Er drohte sogar, gegen Personen vorzugehen, die Heinrich Schlick nicht als Bischof von Freising anerkannten – und zu diesen gehörten auch die Waidhofner Bürger und der Pfleger im Schloss zu Waidhofen Christoph von Zinzendorf. In diesem Streit ist erstmals eine eigene politische Haltung und ein selbstständiges Handeln der Stadt Waidhofen erkennbar. Bis zur Klärung der Frage vergingen noch einige Jahre. Am 14. Jänner 1449 leisteten Rat und Gemeinde von Waidhofen den Treueeid auf Bischof Johann III. Grünwalder. Noch im selben Monat besuchte der Bischof die Stadt Waidhofen und bestätigte verschiedene Handwerksordnungen. 1450 verlieh König Friedrich IV. der Stadt einen Jahrmarkt. Das heißt nicht, dass in Waidhofen nicht schon früher Märkte existierten, so wurden schon 1266 und 1448 welche erwähnt. Es gab im größeren Umkreis das „Waidhofner Maß”, die Waidhofner bezahlten in „Landeswährung” und stellten Truppen zur Landesverteidigung. Unter Bischof Sixtus von Tannberg ist 1487 erstmals auch die Bezeichnung „Bayrisch Waidhofen” belegt. Rechtsstreitigkeiten wurden damals auf verschiedene Weise entschieden. Interne Probleme entschied man in Waidhofen selbst. Aber gegen Ende des 15. Jahrhunderts trat der Bischof als Appellationsinstanz über dem Pfleger deutlich in Erscheinung. 1482 gab es den ersten bekannten Konflikt in diesem Punkt: Vermutlich ein Bürger appellierte in einer Streitfrage an den Bischof, der Pfleger bezweifelte die Rechtmäßigkeit der Appellation, Bischof Sixtus befürwortet sie. Der Fragenkomplex sollte dann im 16. Jahrhundert voll zur Austragung kommen. König Maximilian I. hatte bald nach seinem Regierungsantritt mit organisatorischen Experimenten begonnen, die den Ansatz zu einer weiteren Entwicklung der landesfürstlichen Behörden bilden sollten. Mit ihnen hatten sich bald auch die Waidhofner und ihre Obrigkeit in zunehmendem Maß zu befassen. Am 12. Jänner 1519 war Kaiser Maximilian gestorben. Schon am 19. Februar 1519 war in Wien jener Landtag zusammengetreten, der dessen Regiment absetzen und eine eigene Politik betreiben wollte. Der im Juni 1522 aus Brüssel zurückgekehrte Erzherzog Ferdinand beendete die radikalen Bestrebungen der Stände bekanntlich auf noch radikalere Weise. Mit ihm hatten sich nun auch die auswärtigen Grundherren in den habsburgischen Ländern auseinander zu setzen. Der Landesfürst wollte ausschließliche Hoheit in seinem Territorium. Das wurde rasch auch in Waidhofen spürbar, denn vom 12. bis 14. Februar 1523 weilten beauftragte Räte und Kommissäre in Waidhofen und stellten eine Reihe von Fragen: Sie wollten die Privilegien sehen, wollten wissen, wie es um Maße und Gewichte stünde, verlangten Auskunft über Fürkauf, Ungeld, Mauten, Zölle, Gerichtsbarkeit, wohin man appelliere sowie über Zünfte und Bruderschaften. Die Waidhofner gaben rasch und bereitwillig Auskunft und hielten auch nicht zurück mit ihren Beschwerden, vor allem über die unangenehme Konkurrenz des Dorfes Zell (Herrschaft Gleiß), gegen die königliche Entscheidung zugunsten Steyrs im Jahr 1501 und über viele Punkte im Hinblick auf den Pfleger. Auch die Kommissäre hatten Anlass zur Kritik: Die Einhebung der Wagenmaut entspräche nicht dem Privileg von 1361. Das den Waidhofnern zu günstigen Bedingungen überlassene Ungeld sei nicht widmungsgemäß zum Ausbau der Stadtbefestigungen verwendet worden. Im Allgemeinen befahlen sie den Waidhofnern, die Rechtsordnung des Landesherrn einzuhalten, da sie doch im Fürstentum Österreich wohnten und mehrfach landesfürstliche Privilegien erhalten hätten. Appellationen über den Pfleger hinaus an den Bischof von Freising verboten sie gemäß der neuen Ordnung Ferdinands. Appellationen sollten künftig nur an den Landesfürsten gehen. Damit waren auch innere Belange von Stadt und Herrschaft betroffen. In dem Bereich gab es gewiss auch früher schon Probleme, aber so grundsätzlich wurden sie noch nicht behandelt. Hier geht es um die Zurückdrängung des Grundherrn und um den modernen Anspruch zentralistischer Verwaltung ohne Fremdkörper im Land, erstmals 1523 in klarer Deutlichkeit ausgesprochen. Auch die Waidhofner hatten das verstanden. Sie versuchten bald in dem Spiel mitzuspielen. Von Freisinger Seite gab es in der Zeit ebenfalls eine Änderung. Wurden bisher die Pflegerstellen mit österreichischen Adeligen besetzt, so waren es ab den Dreißigerjahren des 16. Jahrhunderts nur noch Bayern, welche die Pflegerstelle erhielten. Man wollte die Herrschaften von eigenen Leuten verwaltet wissen. 1548/49 gab es einen Konflikt zwischen Pfleger und Rat wegen der Müllerordnung. Wiederum kennzeichnend: Auch wenn die Stadt freisingischer Besitz sei, müssten sich die Bürger doch in Landessachen an das Landrecht halten. Das königliche Mandat, welches die Appellation außer Landes verbot, wurde von den Waidhofnern sogleich in das Memorabilienbuch eingetragen. 1560/68 waren freisingische Gesandte in Waidhofen, um nach den Rechten zu sehen. Die Waidhofner weigerten sich, das Stadtbuch und die Privilegien vorzuweisen. Eine Abschrift des Stadtbuchs müsse, so die Waidhofner Auskunft, ohnehin in Freising liegen und außerdem seien die Privilegien nicht von den Bischöfen, sondern von den österreichischen Herzögen und würden die Gesandten nichts angehen. 1580 wurde durch die Waidhofner ein provozierendes Zeichen gesetzt: Der Rat entfernte das freisingische Wappen an den Stadttoren und ersetzte es durch das kaiserliche. Dann kam es aus wirtschaftlichen, religiösen und sozialen Gründen zu einer Eskalation zwischen Rat und Bischof, Rat und Gemeinde und zum Konflikt zwischen Bischof und Landesfürsten. Man überlegte die Loslösung Waidhofens von Freising. 1581 einigte sich der bischöfliche Stadtherr mit dem Landesfürsten auf ein gegenreformatorisches Vorgehen, das am 13. November 1586 zu folgenden Reformbefehlen führt: Ausweisung der evangelischen Prädikanten, Verbot inoffizieller religiöser Zusammenkünfte und Verpflichtung zur Teilnahme an den Predigten des Jesuiten P. Georg Scherer. Der Rat war zu keiner Konzession bereit, wurde mit List gefangen gesetzt, verhört und am 26. September 1587 abgesetzt. Das Urteil über den abgesetzten Rat wurde am 9. Mai 1588 in Waidhofen publiziert. Damit war die Entwicklung der städtischen Autonomie erschüttert. Kein Protestant durfte künftig das Bürgerrecht erhalten, jeder hatte sich öffentlich zum katholischen Glauben zu bekennen, die Wahl des Stadtrichters wurde eingestellt und die Zu- und Abwanderung der Bürger streng überwacht. (52)
(49) ZAHN, Codex Diplomaticus (wie Anm. 5), I, 105 Nr. 107; 209–210 Nr. 204; 210 Nr. 205; 281–282 Nr. 260; 283–284 Nr. 263; 333–334 Nr. 310; 342 Nr. 319; 349–374 Nr. 328, 330, 331, 334, 354; über Waidhofen im „oberen Österreich” vgl. PETER MAIER, Waidhofen im oberen Österreich. Eine historische Episode, in: Bote von der Ybbs (20. Dezember 2001, Weihnachtsbeilage), 4; MAX WELTIN, Vom „östlichen Baiern” zum „Land ob der Enns”, in: Tausend Jahre Oberösterreich. Das Werden eines Landes. Ausstellungskatalog. Beitragsteil, Wels 1983, 23–51, hier 36–44.
(50) Vgl. WEIGL, Waidhofen 14. Jh. (wie Anm. 24), 18–19; HERWIG WEIGL, Bayrisch Waidhofen? Die freisingische Herrschaft im Land Österreich, in: Die bayerischen Hochstifte und Klöster in der Geschichte Niederösterreichs. Vorträge und Diskussionen des 7. Symposions des Niederösterreichischen Instituts für Landeskunde, Waidhofen an der Ybbs, 7.-9. Juli 1986, hg. v. Helmuth Feigl, Wien 1989 (Studien und Forschungen aus dem Niederösterreichischen Institut für Landeskunde 11), 31–76, hier 33–34.
(51) Vgl. WEIGL, Bayrisch Waidhofen (wie Anm. 50), 35–37.
(52) Vgl. HERWIG WEIGL, Studien zu den Rechtsquellen der Stadt Waidhofen an der Ybbs. Das Verhältnis der Stadt zur Herrschaft, besonders im 16. Jahrhundert, Hausarbeit am Institut für österreichische Geschichtsforschung, Wien 1980; WEIGL, Bayrisch Waidhofen (wie Anm. 50), 37–54; WEIGL, Reibungspunkte zwischen Stadt und Herrschaft (wie Anm. 38), 290–304; CHARLOTTE STEGER, Geschichte der Stadtpfarre Waidhofen an der Ybbs in der Barockzeit (1618–1748). Ein Beitrag zur Geschichte der Gegenreformation und der katholischen Erneuerung im Lande unter der Enns, Diss. Graz 1952, 17–70; MAIER, Waidhofen (wie Anm. 1), 14–15, 17; PETER MAIER, Das Waidhofner Jahrmarktprivileg vom Jahre 1450, in: Waidhofner Heimatblätter 26 (2000), 54–58.
Kirche, kirchliche Einrichtungen und religiöses Leben bis ca. 1600
Das Thema „Waidhofen und die Kirche” ist wissenschaftlich noch lange nicht ausgeschöpft. (53) Über die erste Nennung eines Gotteshauses, die Angaben des Passauer Kirchenlehens, den Streit um das Patronatsrecht, und dass um 1264/66 Waidhofen erstmals als Pfarre bezeugt ist, wurde bereits im Abschnitt über die frühen Rechtsverhältnisse berichtet. Als erster Pfarrer ist 1264/66 ein gewisser Eberhard genannt. Ein erster prominenter Pfarrer ist Magister Heinrich von Lack, Notar in Freising, 1267 als Domherr in Freising und Pfarrer von Waidhofen genannt. 1273 wird er noch Propst des freisingischen Kollegiatstifts Maria Wörth in Kärnten. 1312 hatte Bischof Gottfried mit seinem Domkapitel beschlossen, dass die Pfarre Waidhofen (neben einigen anderen freisingischen Pfarren) künftig nur mit einem vollberechtigten Mitglied des Domkapitels besetzt werden dürfe. Das war aber vermutlich früher schon üblich, denn 1308 wird ein gewisser Hertwich als verweser ze Waidhouen bezeichnet. Verweser ist ein Vikar für einen Abwesenden. Demnach versah Hertwich als Stellvertreter des nicht ansässigen Pfarrers dessen Dienste. So war es dann für lange Zeit: Inhaber der Pfarre war ein prominenter Geistlicher, der auch Domherr in Freising war, und ein Vikar hatte die Pfarre Waidhofen zu betreuen. Einer dieser prominenten Waidhofner Pfarrer war Albert von Enn, Dompropst zu Freising, 1319 in Waidhofen zugegen, 1323 zum Bischof von Freising gewählt, vom Papst nicht bestätigt, dafür aber 1324 als Bischof von Brixen eingesetzt. Als solcher hat er dann am 8. November 1324 auf die Pfarre Waidhofen verzichtet. Für die dadurch frei gewordene Pfarre bemühte sich Albert Griessemberger, Diakon in der Passauer Diözese, um die Unterstützung des Papstes und Herzog Albrechts II. von Österreich. Ob er die Pfarre erhalten hat, ist nicht klar, da es keine weiteren Quellen darüber gibt. (54) Vom 14. bis zum Anfang des 16. Jahrhunderts sind zahlreiche Waidhofner Pfarrer bekannt, die zugleich Domherrn in Freising waren. (55)
(53) Vgl. WEIGL, Eisen oder Tinte (wie Anm. 43), 114 mit Anm. 251.
(54) Vgl. WEIGL, Waidhofen 14. Jh. (wie Anm. 24), 2, 11–12; PETER MAIER, Prominente Pfarrherrn für Waidhofen, in: Der Ybbstaler (14. April 2004), 4.
(55) Vgl. JOHANN LANDLINGER, Die Pfarrherren der alten Freisinger Pfarre Waidhofen an der Ybbs, in: Ybbstaler Wochenblatt (29. Juli 1949), 6; MAIER, Waidhofen (wie Anm 1), 17.
Als kirchliche Einrichtungen sind im Mittelalter Stiftungen von besonderer Bedeutung. In der Episkopalmatrikel aus den Jahren 1633/43 (Ordinariatsarchiv Passau) heißt es: In Waidthoven dicuntur esse septem beneficia in universum, quorum nomina ignorantur. Dazu gehören sicher die Stiftung des Bürgers Andreas Kränkl (1474), das Leonhardsbenefizium (1492), das Dreifaltigkeitsbenefizium (1494) und die Messstiftung am Hauptaltar der neu errichteten Annakapelle im Friedhof der Pfarrkirche (1501). Die wohl älteste Stiftung ist jene des „Spitals” durch den Bürger Hugo Eberhard im Jahre 1274 (Überlieferung nicht gesichert). Dieses Spital wird in vielen Stiftungen und Jahrtagen als „Nebenempfänger” erwähnt, so z. B. am 24. Februar 1279 in der Stiftung einer basilica s. Johannis apostoli et evangeliste in parochiali ecclesia Waidhoven durch einen offensichtlich reichen Notar Konrad in Waidhofen, der als Zeuge in vielen Urkunden festzustellen ist. (56) 1359 hatte der aus einer Waidhofner Familie stammende Dietrich Flusthart, Wiener Ratsbürger, zeitweise Stadtrichter, Bürgermeister und Münzmeister, in seinem Testament auch das Waidhofner Spital bedacht und ihm bestimmte Summen überlassen, wofür er ihm für immer die Feier einer Messe für sein Seelenheil auferlegte. (57) 1393 stifteten Peter Grabner und seine Frau Anna am Frauenaltar in der Pfarrkirche zu Waidhofen für immer eine Messe, an deren Errichtung Annas Vater Lienhart Grabner durch Tod gehindert worden war. (58) 1421 stiftete Friedrich Stauthaimer, Chorherr zu Freising und Pfarrer in Waidhofen, für sich an der Pfarrkirche zu Waidhofen einen Jahrtag. Bereits 1418 hatte Stauthaimer in Konstanz von Papst Martin V. für die Pfarrkirche in Waidhofen einen Ablass erbeten und erhalten, weil die Pfarrkirche in Waidhofen adeo sit in suis edificiis, structura et ornatibus desolata, ut reparatione et edificatione non modicum indigeat. (59) Im Zusammenhang mit der Stiftung des Friedrich Stauthaimer werden 1436 der Kroisbachhof und die Wiese am Rabenberg erneut genannt; bei Zahlungsverzug sei ein Betrag zu dem pau der chirichen daselbs zu leisten. 1439 bestätigen Richter, Rat und Gemeinde von Waidhofen dem Martin Wanynslant, Domherr zu Freising und Pfarrer in Waidhofen, den Empfang von 40 Pfund Denare zugunsten der Waidhofner Pfarrkirche und verpflichteten sich, dafür einen ewigen Jahrtag zu halten. Die Summe sei angelegt an unser gotshaws zu dem paw. 1447 wurde eine der Pfarrkirche gehörige Wiese verkauft. Wiederum ist die Rede vom Kirchenbau und dieselbe suma gelts wir also an das vorgenante gotßhaus angelegt und verpaut haben. Die Stiftungen der Pfarrer Stauthaimer und Wanynslant sowie der Verkauf der Wiese lassen darauf schließen, dass in den Jahren von 1418 bis 1447 der Neubau der Stadtpfarrkirche voll im Gang war. (60) 1474 stifteten Andre Kränkl und seine Frau Katharina zwei ewige Messen am vorderen Altar im Chor der Pfarrkirche zu Waidhofen. Im Stiftungsbrief wird auch der Holzrechen im Burgfried zu Waidhofen beschrieben, genandt der steg oder die zucht, den man auf der Ybbs bei der statt furzeucht, so man das holz auf dem wasser heraus zu der statt flezt. 1486 werden drei Stiftungen errichtet. Eine davon ist der Jahrtag des edlen Bernhard Seisenecker und seiner Frau Barbara, die 100 Pfund Denare zu dem paw und ander notturft an die Pfarrkirche, in der sie begraben sind, gestiftet hatten. 1492 werden eine ewige Seelenmesse und ein Jahrtag auf dem St. Leonhardsaltar in der Pfarrkirche errichtet. 1501 stiften Peter Harder und seine Frau Margarethe ein Benefizium am Hauptaltar der Annakapelle im Friedhof. Es mag auch von Interesse sein, dass in Stiftungsbriefen (und später auch in Ratsprotokollen) das Mitwirken von Schulmeister und Schülern bei den Gottesdiensten erwähnt wird. In einer Regelung zwischen den Benefiziaten der St. Annenstiftung und der Dreifaltigkeitsstiftung wird 1503 ein Haus in der obern statt beschrieben mit folgenden Details: Kammern, Stuben, Keller und Grube unter einer Stube, Musshaus zwischen den beiden Stuben, Brunnen und Garten. (61) Von der reichen Stiftungstätigkeit, die im spätmittelalterlichen Waidhofen nicht geringer war als auch in anderen Orten, konnten hier nur einige Beispiele erwähnt werden. Nach den Krisen des 16. Jahrhunderts wurden zu Beginn des 17. Jahrhunderts mehrere Urbar- und Kopialbücher angelegt, die weitere aufschlussreiche Einblicke in das Waidhofner Stiftungswesen erlauben. (62)
(56) ZAHN, Codex Diplomaticus (wie Anm. 5), I, 385–387 Nr. 363; vgl. RUDOLF ZINNHOBLER, Die Passauer Bistumsmatrikeln für das westliche Offizialat 2: Die Archidiakonate Lorch, Mattsee und Lambach, Passau 1972 (Neue Veröffentlichung des Institutes für Ostbairische Heimatforschung Nr. 31a, Bd. 2), 165; WEIGL, Zur Geschichte Waidhofens im 13. Jh. (wie Anm. 8), 15; HERWIG WEIGL, Ein übersehener Ablaß für die Pfarrkirche zu Waidhofen an der Ybbs aus dem Jahr 1300. Verlorene Quellen zur Geschichte Waidhofens, Teil 2, in: Waidhofner Heimatblätter 19 (1993), 1–14; PETER MAIER, Ein Waidhofner als Rompilger im ersten Heiligen Jahr (1300), in: Bote von der Ybbs (22. Dezember 2000, Weihnachtsbeilage), 4; MAIER, Waidhofen (wie Anm. 1), 42–43.
(57) Vgl. HERWIG WEIGL, Friedrich Stauthaimer und die Pfarre Waidhofen an der Ybbs im frühen 15. Jahrhundert, in: Unsere Heimat 65 (1994), 107–127, hier 121.
(58) Pfarrarchiv Waidhofen, Karton Stiftungen 1.
(59) Vgl. WEIGL, Friedrich Stauthaimer (wie Anm. 57), 119–127.
(60) BHStA, HU Freising 1436 Oktober 22; HU Freising 1439 November 1; StAW, Hs 1/517 (Pfarrurbar, ca. 1600 erstellt), 179r; um Bau der Stadtpfarrkirche vgl. WEIGL, Friedrich Stauthaimer (wie Anm. 57), 123–124; MAIER, Waidhofen (wie Anm. 1), 37–38.
(61) StAW, Hs 1/517 (wie Anm. 60), 431r-439r, 468v-471v (Zitat 468v), 44r, S0r-62r, 165v-167v.
(62) Vgl. WEIGL, Eisen oder Tinte (wie Anm. 43), 108–112.
Ein besonderer Schatz der Waidhofner Stadtpfarrkirche ist die spätgotische Monstranz, die Sixtus Schmutermeir in Freising von 1469 bis 1472, so die Eingravierung in der Monstranz, hergestellt hat. Sie besteht aus Silber, ist vergoldet, 106 cm hoch und wiegt ca. 5,80 kg. Auftraggeber waren die Waidhofner Messerschmiede, welche die Monstranz 1512 der Stadtpfarrkirche geschenkt hatten. Schmutermeir hatte 1468 für den Freisinger Dom eine ähnliche Monstranz geschaffen, die allerdings 1697 eingeschmolzen wurde. Eine getreue Abbildung dieser Monstranz aus Holz, ca. 1625 von Philipp Dirr geschaffen, existiert heute noch in Freising. (63)
(63) Vgl. Diözesanmuseum Freising. Christliche Kunst aus Salzburg, Bayern und Tirol 12. bis 18. Jahrhundert, München/Zürich 1984 (Diözesanmuseum für christliche Kunst des Erzbistums München und Freising, Kataloge und Schriften 2), 236; MAIER, Waidhofen (wie Anm. 1), 38.
In christlich-kirchlicher Hinsicht war das 16. Jahrhundert auch für Waidhofen eine bewegte Zeit. Waidhofen stand im Spätmittelalter und am Beginn der Neuzeit in einem reichen Beziehungsnetz. So war man auch für das reformatorische Ideengut aufgeschlossen. Eine gute Zahl von Waidhofner Studenten ist an der Universität in Wittenberg nachzuweisen: 1528 Kaspar Sturm und Martin Eisenschmied, 1540 Thomas Laschitz und Michael Stainmüller und 1560 Johannes Holfuess. Bereits in den Zwanzigerjahren wird Paul Rebhun und 1542 dessen Bruder Johannes Rebhun unter den Studierenden in Wittenberg angeführt. Der Bekannteste unter ihnen ist Paul Rebhun: Um 1505 in Waidhofen geboren, 1526 Kantor in Zwickau, 1529 Schulmeister in Kahla, 1535 Lehrer an der Lateinschule in Zwickau, am 30. Mai 1538 durch Luther in Wittenberg ordiniert und Pfarrer in Plauen, 1542 auf Luthers Empfehlung Pfarrer und Superintendent in Ölsnitz im Voigtland. Paul Rebhun gilt als der bedeutendste deutsche Dramatiker der sächsischen Reformationsperiode. Das Ausmaß der reformatorischen Bewegung in Waidhofen zu dieser Zeit ist – wie auch anderswo – schwer zu bestimmen. Dass 1534 der Bischof von Freising den Rat der Stadt zur Rückgabe kirchlicher Vermögenswerte aufgefordert hatte, kann hier nicht als Beleg reformatorischer Erfolge angeführt werden, denn der Rat hatte schon seit langer Tradition das Recht der Aufsicht über die Verwaltung kirchlicher Güter. Dass Leopold Holfuess, Dekan des Kollegiatstifts Ardagger und Doktor der Rechte, bereits 1528 als Vikar in Waidhofen bezeugt, deswegen als „Evangelischer” charakterisiert wird, weil er geheiratet habe, ist ein schwaches Argument, um Waidhofen als reformatorisch zu bezeichnen. Eine deutlichere Einordnung der konfessionellen Richtung ist in der Amtsperiode des Pfarrers Adam Edlinger (1551–1580) festzustellen. Die Ratsprotokolle vom 12. Jänner und 1. Februar 1560 geben dazu nähere Hinweise. Pfarrer Edlinger wollte die Zahl der Kooperatoren reduzieren, weil der Rat nicht die entsprechende Summe zahle. Außerdem wollte Edlinger künftig zweierlei Priester, einen für die römische Messe und einen für das Evangelium. Edlingers letztes Argument lautete: Wollte man die Messe und anderen Menschentand wieder hervorziehen, hätte er lange Zeit umsonst gearbeitet. Der Rat nannte Nachlässigkeiten der Geistlichen, verwies auf Hetzpredigten Edlingers und empfahl dem Pfarrer Besonnenheit, Klugheit und konkrete Seelsorgsarbeiten. Nur so könne man im Hinblick auf das reine Evangelium einen gemeinsamen Weg finden. Wie anderswo gilt auch für Waidhofen, dass die reformatorischen Neuerungsversuche noch ziemlich unklar waren und dass daneben zahlreiche traditionelle Formen kirchlichen Lebens weitergetragen wurden. Der erstmals 1580 für das heutige Niederösterreich gestartete Versuch, dem protestantischen Kirchenwesen eine feste Ordnung zu geben, war an der Uneinigkeit der Prädikanten gescheitert. Die 1586 in Waidhofen gewaltsam einsetzende Rekatholisierung führte dann vor allem im 17. Jahrhundert zu einer neuen Entwicklung. (64)
(64) StAW, Hs I/1, 183v-184r, 190v-195v; BHStA Freising HL 4 Fasz. 147 Nr. 414 (zu Holfuess); vgl. JOSEF WODKA, Kirche in Österreich. Ein Wegweiser durch ihre Geschichte, Wien 1959, 215; E. FRIESS, Aus Waidhofens Vergangenheit (wie Anm. 1), 72–80; GUSTAV REINGRABNER, Evangelische Momente in Waidhofens Geschichte, in: Waidhofner Heimatblätter 14 (1988), 31–43; PETER MAIER, Zum 455. Todestag Paul Rebhuns. Was wissen wir heute über Paul und Johannes Rebhun?, in: Bote von der Ybbs (20. Dezember 2001, Weihnachtsbeilage), 9–10; MAIER, Waidhofen (wie Anm. 1), 15; PETER MAIER, „Adam Edlingers Gebain”, in: Der Ybbstaler (18. November 2004), 12; neue Nachforschungen könnten vermutlich zu weiteren Erkenntnissen führen: BHStA Freising HL 3 Fasz. 434 Nr. 11; HL 4 Fasz. 73 Nr. 31; Fasz. 74 Nr. 40–42; Fasz. 75 Nr. 46–47; Fasz. 76 Nr. 50; Fasz. 138 Nr. 348; Fasz. 139 Nr. 349–351; Fasz. 140 Nr. 352–354.
Zeitalter des Barocks
Es sei gestattet, das 17. und einen Teil des 18. Jahrhunderts mit der nun üblichen Bezeichnung „Barock” zu charakterisieren. Mit dem Epochenbegriff ist ein besonderer Akzent auf die Rekatholisierung gesetzt, dem auch in Waidhofen ein bestimmter Schwerpunkt zuzuweisen ist. Neben den politischen Argumenten von 1555, die den Landesfürsten zum Herrn über das Glaubensbekenntnis seiner Untertanen machte, führten die Bestimmungen des Konzils von Trient (1545–1563) zu einem freudigen Bewusstsein eines neuen, furchtbefreiten, mit allen Gütern der geistigen und materiellen Kultur gesegneten Daseins. Bevor aber dieser Aufbruch einsetzen konnte, herrschte in Waidhofen in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts – wie damals im gesamten Europa – eine wirtschaftliche Schwächeperiode. In Waidhofen gab es dafür einige spezielle Gründe: Das häufige Auftreten der Pest und Rückgänge im Handel hatten die wirtschaftliche Situation beeinträchtigt, 1571 hatte ein verheerender Brand die ganze Stadt schwerstens getroffen und die obrigkeitlichen Anordnungen der Gegenreformation hatten zu einer großen Abwanderung geführt. Nach Notizen aus den Jahren 1603 und 1608 stand damals ein großer Teil der Häuser in der Stadt leer. (65) So war mit dem beginnenden 17. Jahrhundert eine Stabilisierung der Ordnung nötig. Beim wirtschaftlichen Wiederaufbau kamen technische Innovationen zum Tragen. So wurde bei der Sensenerzeugung, die bisher mit dem Fausthammer geschah, der Wasserbreithammer eingeführt, was der Waidhofner Sensenindustrie neuen Aufschwung gab. Waidhofen hatte seit dem Mittelalter einen bedeutenden Beitrag zur Versorgung des Bergbaus am Erzberg geleistet. Ferdinand II. erließ 1613 eine neue Ordnung für die Proviantversorgung in Eisenerz, in der Waidhofen – wie bereits im 15. Jahrhundert – eine wichtige Rolle im System der Widmungsbezirke erhielt. Der Waidhofner Kreis reichte nun von Weyer bis zur Donau sowie von Ybbsitz und Neustadtl bis St. Valentin. Die Einwohner dieses Gebietes waren verpflichtet, das über den Hausbedarf hinausgehende Getreide, Mehl, Brot, Schmalz usw. auf die Wochenmärkte des Bezirks um Waidhofen zu bringen. Die Bürger dieser Märkte hatten das Recht, die Lebensmittel aufzukaufen und nach Eisenerz zu liefern. Der Waidhofner Wochenmarkt war Sammelpunkt dieser Lebensmitteltransporte, wie in einem Ratsbericht aus dem Jahr 1624 festgehalten ist. Die Waidhofner Eisenhändler und Verleger hatten bei diesem Provianthandel eine besondere Stellung. Sie lieferten die am Markt erworbenen Lebensmittel nach Eisenerz und erhielten dafür Eisen, mit dem sie die Waidhofner Schmiede versorgten. So wurde der samstägliche Wochenmarkt in Waidhofen wieder zu einem wichtigen Umschlagplatz für Lebensmittel aller Art. Auch der Einflussbereich der Waidhofner Zünfte hatte sich weit über das Waidhofner Gebiet hinaus verbreitet. Der gezielte Einbau Waidhofens als Hauptort verschiedener Zünfte in das landesfürstliche Wirtschaftssystem zeigt wiederum das Interesse des Landesfürsten an der bischöflichen Stadt Waidhofen. Kamen bisher die Ordnungen für die Handwerker vom Bischof oder vom Rat der Stadt, so wurden sie im 17. und 18. Jahrhundert immer häufiger vom Kaiser oder von der Wiener Hauptlade ausgestellt. 1625 wurde durch einen massiven Eingriff des Landesfürsten das Eisenwesen neu geordnet. Die „Innerberger Hauptgewerkschaft” verwaltete zentral alle Radwerke sowie Stahl- und Eisenhämmer, die Halbfabrikate erzeugten. Die Eisen verarbeitenden Betriebe in Waidhofen verblieben noch bis zu Beginn des 19. Jahrhunderts im traditionellen Verlagsverhältnis. (66)
(65) Vgl. E. FRIESS, Aus Waidhofens Vergangenheit (wie Anm. 1), 79; RICHTER, Katastrophenchronik (wie Anm. 35), 188–191; REINGRABNER, Evangelische Momente (wie Anm. 64), 31–32.
(66) Vgl. WALTER ZAMBAL, Wirtschafts- und Sozialgeschichte Waidhofens, in: 800 Jahre Waidhofen (wie Anm. 1), 79–108, hier 84–85.
Neben dieser wirtschaftlichen Konsolidierung war die Epoche speziell durch die Rekatholisierung sowie durch entsprechende Bauten und Einrichtungen geprägt. In Waidhofen wurden Pfarrer bestellt, die theologisch gut ausgebildet waren. Acht Pfarrer des 17. Jahrhunderts trugen den Doktortitel, sechs Waidhofner Pfarrer dieser Epoche hatten in Rom am Collegium Germanicum studiert. (67) Hier nun einige Details im Hinblick auf die Rekatholisierung: 1590 wurde in Waidhofen erstmals wieder eine Fronleichnamsprozession abgehalten, allerdings nur im Kirchhof. 1593 ging die Prozession erstmals wieder durch die Stadt, wobei zur Verlesung der Evangelien sogar Böllerschüsse abgefeuert wurden. 1594, 1600 und 1601 fanden wieder Bittprozessionen statt. Zur selben Zeit gibt es auch wieder Nachrichten über Wallfahrten. 1600 und 1602 gab es Wallfahrten von Waidhofen nach Mariazell. Bei bestimmten Dankgottesdiensten blieben auch Protestanten nicht nur bei den Predigten, sondern auch bei den Messfeiern. Ebenso gab es Zunftgottesdienste, an denen lutherische Handwerker die katholische Messe mitfeierten. Da es seit 1586 offiziell keinen protestantischen Geistlichen mehr in Waidhofen gab, wurden auch die Lutheraner von katholischen Geistlichen zu Grabe geleitet. Der damalige lateinische Schulmeister Wolfgang Lindner hatte 1591 ein Weihnachtsspiel und 1600 ein Osterspiel aufgeführt. 1602 hatte Lindner eine biblische Tragödie über Kain mit etwa 35 Spielern inszeniert. Die am Germanicum ausgebildeten Pfarrer waren vom Reformgeist der Jesuiten geprägt, die katholische Reform war ihnen daher ein besonderes Anliegen. Die katholische Erneuerung hatte in der Pfarre Waidhofen während der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts so gute Fortschritte gemacht, dass es um die Jahrhundertmitte ganz wenige Lutheraner gab. Pfarrer Dr. Bernhard Pocksteiner stellte 1672 in einem Rechenschaftsbericht fest, dass er im Herzogtum Österreich der Erste gewesen sei, der nach Einführung des Reformationspatentes vom Jahr 1652 in kurzer Zeit die „irrenden Schäfchen” zum wahren katholischen Glauben geführt habe, sodass nun keine Lutheraner mehr in seiner Pfarre zu finden seien. (68)
(67) Vgl. ANDREAS STEINHUBER, Geschichte des Collegium Germanicum Hungaricum in Rom 1–2, Freiburg im Breisgau 1895, hier Bd. 1, 228, 401, 416, 417; Bd. 2, 92, 265.
(68) Vgl. STEGER, Geschichte der Stadtpfarre (wie Anm. 52), 128–159.
Der wiedererstarkte Katholizismus und ein barockes Lebensgefühl kamen auch in baulichen Unternehmungen zum Ausdruck. In den Jahren 1629–1631 wurde eine umfassende Renovierung der Spitalkirche durchgeführt. Wände wurden mit Fresken geschmückt, Fenster erhielten farbige Darstellungen und drei neue Altäre wurden geschaffen, die der Kirche heute noch einen barocken Schwerpunkt verleihen. Die Abrechnung des Spitalmeisters für das Jahr 1643 bestätigt, dass damals in der Spitalkirche bereits eine Weihnachtskrippe existierte. Damit handelt es sich hier um die frühest bezeugte Weihnachtskrippe Niederösterreichs. Um 1640 war die Seelsorgearbeit in Waidhofen so umfangreich, dass sich der Pfarrer an den Kapuzinerkonvent in Steyr um Aushilfe wandte. Bald bemühte man sich um eine eigene Niederlassung der Kapuziner in Waidhofen. Die Zustimmung dazu war rasch gegeben. Ab 1643 wohnten die Kapuziner in einer provisorischen Unterkunft. 1659 wurden Kirche und Kloster geweiht. Nach einem Bericht des Jahres 1677 umfasste der Waidhofner Kapuzinerkonvent 15 Mitglieder, die auf der Kanzel der Stadtpfarrkirche und in den Beichtstühlen wirkten. In der Zeit um Ostern kamen pro Jahr etwa 10.000 Menschen zur Beichte. Die Kapuziner hatten einen außerordentlichen Einfluss auf das religiöse und kirchliche Leben der Barockzeit. Als Beispiel sei das Fest der Heiligsprechung der beiden Kapuzinerheiligen Fidelis von Sigmaringen und Josef von Leonessa in der letzten Aprilwoche des Jahres 1747 erwähnt: Die Klosterkirche erstrahlte in großem Schmuck. Die ganze Woche war von Prozessionen, Festmessen, Predigten, Litaneien und sonstigen Andachten ausgefüllt. 15.000 Gläubige empfingen die heilige Kommunion. Der Zustrom des Volkes war derart, dass nach einstimmigem Urteil aller niemand dergleichen in Waidhofen jemals gesehen habe. Das Waidhofner Kapuzinerkloster wurde durch Joseph II. aufgehoben. Die ehemalige Klosterkirche, die im 19. und 20. Jahrhundert eine künstlerische Neugestaltung erfuhr, ist in ihrer schlichten frühbarocken Kapuzinerarchitektur ein einzigartiges Kunstwerk, das in dieser Form nur selten zu finden ist. Unter Pfarrer Dr. Bernhard Pocksteiner (1651–1686) kam es in der Stadtpfarrkirche zu einer Barockisierung: Neue Altäre und eine neue Kanzel wurden errichtet, neue Bilder, Messkleider und Schränke angeschafft. An der Stelle der ersten Marienkapelle erbaute Pocksteiner 1660/61 eine neue und größere. 1661 gründete er die Skapulierbruderschaft, die bald einige Tausend Mitglieder zählte. Die Marienkapelle stand den Mitgliedern als Bruderschaftskapelle zur Verfügung. 1665 ließ er am Oberen Stadtplatz eine Mariensäule errichten. Sein Neffe und Nachfolger Dr. Augustin Pocksteiner ließ 1689 durch den berühmten Glockengießer Mathias Prininger in Krems drei Glocken gießen. 1715 ließ Augustin Pocksteiner die Marienkapelle von Grund auf neu erbauen. Gleichzeitig wurde auch die Sakristei der Kapelle vergrößert. Die Sakristei war auch Schatzkammer für die reiche Ausstattung der Marienkapelle und für die Votivgaben der zahlreichen Wallfahrer. 1732 erhielt die Stadtpfarrkirche vom berühmten Orgelbaumeister Johann Ignaz Egedacher aus Passau eine barocke Orgel. 1761–1762 malte Martin Johann Schmidt Altarbilder für fünf Barockaltäre der Waidhofner Pfarrkirche. Sie mussten im 19. Jahrhundert der Neugotik weichen. (69)
(69) Vgl. MAIER, Waidhofen (wie Anm. 1), 17, 38–39, 43–46; PETER MAIER, Die drei Marienkapellen der Waidhofner Stadtpfarrkirche. Ein Beitrag zur Renovierung unseres Barockjuwels, in: Waidhofner Heimatblätter 21 (1995), 1–14, hier 3–11; CHARLOTTE STEGER, Ein barockes Fest in Waidhofen an der Ybbs, in: Festschrift zur 100-Jahr-Feier der Mittelschule (wie Anm. 1), 87–104 (Zitat 104).
Letzter Höhepunkt des Eisenwesens
Nachdem um die Wende vom 17. zum 18. Jahrhundert die Waidhofner Sensenerzeugung erneut an Bedeutung gewonnen hatte, kam es 1735 zur Gründung der Händlervereinigung „Waidhofner Sensenkompanie”. Parallel dazu wurde im selben Jahr eine Abgrenzung der übrigen Eisenhändler vorgenommen, die zur Gründung der „Geschmeidehandlungskompagnie” führte. Eine besitzmäßige Bindung der Eisenhändler an die Werkstätten bestand wohl kaum, es gab aber sicher eine Art Kapitalverflechtung der Mitglieder, wodurch die gemeinsamen Handelsgeschäfte gestützt wurden. Die Sensenkompanie zeichnete sich durch eine feste Einheit der Mitglieder aus, die ihre Besitzanteile an den Sensenhämmern sozusagen als Grundkapital in die Gesellschaft einbrachten. Ein Direktor führte die Geschäfte der Sensenkompanie, ein fachkundiger Ratskommissär war Verbindungsmann zum Magistrat. Durch ihre wirtschaftliche Vorrangstellung waren die Eisenhändler auch maßgeblich am Stadtregiment beteiligt. Ein Bericht des Magistrats von 1794 besagt, dass von insgesamt 2.490 Einwohnern 492 in einer Schmiede arbeiteten, das heißt, jeder fünfte Einwohner; von diesen 492 waren 126 in der Sensenindustrie beschäftigt. 1774 hatte die Waidhofner Sensenkompanie 360.000 Sensen und 200.000 Sicheln im Wert von ca. 100.000 Gulden exportiert. Unter Joseph II. setzten massive Eingriffe in das Eisenwesen ein: Durch die Aufhebung der Proviant- und Roheisenwidmung war der Stahl- und Eisenhandel grundsätzlich freigegeben. Im Jahr 1800 erreichte das Waidhofner Sensenhandwerk mit 22 Hämmern seinen Höchststand. Die Waidhofner Zunft war damit nach Kirchdorf-Micheldorf (42 Hämmer) die zweitstärkste Sensenzunft der insgesamt neun Zünfte, die damals in Nieder- und Oberösterreich sowie in der Steiermark existierten. Die Franzosenkriege brachten Waidhofen und ganz Österreich schweren wirtschaftlichen Schaden. Wegen der Unzuverlässigkeit der österreichischen Währung geriet der Fernhandel in eine Krise, die sich durch den Staatsbankrott von 1811 weiter verschlimmerte. 1812 musste die Stadt auf zwei Drittel der Steuereinnahmen verzichten, weil die entsprechende Summe wegen der Stockung des Eisenhandels nicht einzubringen war. 1816 gab es unter den Sensenschmieden bereits viele arbeitslose Knechte. Am 6. Dezember 1821 musste schließlich der Konkurs der Sensenkompanie angesagt werden und am 16. November 1822 erfolgte der Konkurs der Geschmeidehandlungskompanie. (70)
(70) Vgl. KURT SEMELLECHNER, Sensenerzeugung und Sensenhandel in Waidhofen an der Ybbs von der Gegenreformation bis zu den josephinischen Reformen, Diss. Wien 1972; ZAMBAL, Wirtschafts- und Sozialgeschichte (wie Anm. 66), 85–87; PAUL STEPANEK, Unterwegs zur „freien” Stadt. Studien zur Geschichte der Stadt Waidhofen an der Ybbs von 1786 bis 1869, Diss. Wien 1987, 138–179; ANTON RAUSCHER, Was blieb von der Waidhofner Sensenschmied-Herrlichkeit?, in: Waidhofner Heimatblätter 9 (1983) 13–18.
Die freisingische Stadt wird österreichisch
1753 wurden die Kreisämter errichtet. Damit konnte die landesfürstliche Bürokratie die Einflussnahme auf den ausländischen Grundherrn und seinen Stellvertreter in Waidhofen weiter verstärken. Ein entscheidender Schritt war dann die Regulierung der Magistrate nicht landesfürstlicher Städte. Am 21. Juni 1785 traf in Waidhofen ein Hofdekret mit folgendem Inhalt ein: Nachdem die Einrichtung der Magistrate in den landesfürstlichen Ortschaften beinahe abgeschlossen ist, soll nun die gleiche zweckmäßige Regulierung der Magistrate jener Ortschaften folgen, die für sich selbst bestehen und an eine Herrschaft gebunden sind. Ein weiteres Dekret vom 19. Dezember 1785 explizierte die neue Konstruktion: Die großteils noch aus dem Mittelalter stammenden Räte sollten durch Magistrate abgelöst werden, die in der Regel aus einem Bürgermeister, einem rechtskundigen Beamten (Syndikus) und zumindest drei Räten bestehen sollten. Am 21. März 1786 wurde die per Hofdekret angeordnete Regulierung bekannt gemacht und noch am selben Tag wurde der 20-köpfige Bürgerausschuss (Wahlausschuss) gewählt. Dieser wählte dann im Beisein des Kreishauptmanns Anselm Joseph Scharitzer zum ersten Bürgermeister Waidhofens und die drei Magistratsräte. Syndikus blieb der schon seit 1768 amtierende Paul Selzam. Der neue Magistrat wurde vom Kreishauptmann vereidigt. Damit begann ein neuer Abschnitt in der Waidhofner Stadtgeschichte. Der Stadtrichter hieß nun Bürgermeister. Die Angelobung fand nicht in Gegenwart des freisingischen Pflegers, sondern eines landesfürstlichen Beamten, nämlich des Kreishauptmannes, statt. Die einem auswärtigen Stadtherrn untertänige Stadt wurde damit stärker als bisher in das österreichische Staats- und Rechtsgefüge eingegliedert.
Das Ende des Hochstifts und damit die Zugehörigkeit Waidhofens zu Freising ist eine Folge der Kriege mit dem revolutionären Frankreich. Jene deutschen Fürsten, die westlich des Rheins Gebiete verloren hatten, sollten im restlichen Reichsgebiet durch die Säkularisierung geistlicher Fürstentümer entschädigt werden, so beschlossen durch den Reichsdeputations-Hauptschluss am 25. Februar 1803 und durch den Kaiser am 27. April 1803 bestätigt. Der bayerische Kurfüst Max IV. Joseph hatte der Entwicklung vorgegriffen, Freising bereits am 23. August 1802 militärisch besetzt und am 27. November 1802 durch den bayerischen Generalkommissär Johann Adam Freiherr von Aretin säkularisiert. So hatte das Hochstift Freising schon vor dem offiziellen Beschluss zur Regelung der Säkularisation zu existieren aufgehört. Die förmliche Besitzergreifung von Stadt und Herrschaft Freising durch Bayern wurde mit einem Hochamt und einem feierlichen Te Deum abgeschlossen. Damit hatte sozusagen die Kirche selbst die geistliche Herrschaft zu Grabe geleitet. Nun stellte sich für Waidhofen die Frage, ob Stadt und Herrschaft Waidhofen auch in den Besitz Bayerns kommen sollten? Die Frage war berechtigt, denn bereits Mitte Dezember 1802 wurden bayerische Kommissäre im Ybbstal beobachtet. Nach langem Hin und Her wurden jedoch am 21. Februar 1806 die in Österreich gelegenen Teile der säkularisierten Hochstifte als dem österreichischen Staat anheim gefallen erklärt. (71)
(71) Vgl. STEPANEK, Unterwegs (wie Anm. 70), 3–13, 85–97; DERS., Das Ende Freisings in Niederösterreich, in: Hochstift Freising (wie Anm. 52), 305–318, hier 307–310.
Von der Eisenindustrie zur Sommerfrische
Der Konkurs der beiden Handelskompanien hatte für viele Waidhofner wirtschaftliche Nöte oder gar den Ruin zur Folge. Die Sensenmeister hatten die Herausforderung selbstständigen Handelns erkannt und ihre Werke nach einer schwierigen Phase der Umstellung modernisiert und konkurrenzfähig gemacht, aber die vielen Kleinschmieden verharrten weiter bei ihren überkommenen Produktionsmethoden. Eine von 1841 bis 1850 existierende Industrieschule scheiterte am geringen Interesse. Ein übertriebener Traditionalismus und geistige Trägheit führten zum Verfall der Kleineisenindustrie in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. (72) Auch das städtische Hammerwerk in Kleinhollenstein, wegen der vielen Investitionen und schlechten wirtschaftlichen Erträgnisse in diesen Jahrzehnten „Geldfresserhammer” genannt, war nicht zu retten; es wurde 1876 stillgelegt. Doch für die Stadt und ihre Wirtschaft ergaben sich neue Perspektiven. So hatte man sich um die Errichtung einer Sparkasse bemüht, die am 1. September 1853 eröffnet wurde und bald landesweit große Bedeutung hatte. Die seit längerem laufenden Bemühungen um eine höhere Schule waren 1852 mit der Eröffnung einer dreiklassigen Unterrealschule erfolgreich. Die zunächst nur von der Stadt erhaltene Schule wurde 1864 zur Landesanstalt und 1872 vollständig von der Landesverwaltung übernommen. Die 1872 eröffnete Eisenbahnlinie Amstetten-Kleinreifling verbesserte die Infrastrukturausstattung der lokalen Wirtschaft. Die Bahn brachte bald auch die ersten Sommerfrischler nach Waidhofen, das sich zur beliebten Sommerfrische der Wiener entwickelte. (73) Seit 1860 wird Waidhofen in der Reiseliteratur empfohlen. Ab 1870 warb der Notar Dr. Theodor Zelinka mit seinem Buch „Waydhofen an der Ybbs. Ein Touristenbuch” (bis 1886 vier Auflagen) für den Fremdenverkehr. Waren es in den Sechzigerjahren nur wenige, die Waidhofen besucht hatten, so stieg die Zahl der Sommergäste bis zur Jahrhundertwende außerordentlich an. 1900 gab es in Waidhofen 3.000 Fremde, 1904 waren 3.850 und 1905 sowie 1906 jeweils 3.670 Sommergäste im Stadtgebiet anwesend. (74)
(72) Vgl. STEPANEK, Unterwegs (wie Anm. 70), 183–192.
(73) Vgl. STEPANEK, Unterwegs (wie Anm. 70), 234–247.
(74) Vgl. HEIMO FREUNTHALLER, Dr. Theodor Zelinka, Wegbereiter des Tourismus in Waidhofen an der Ybbs, in: Waidhofner Heimatblätter 21 (1995), 15–21; PETER MAIER, Sommerfrische und Kuraufenthalt in Waidhofen an der Ybbs, in: Waidhofner Heimatblätter 25 (1999), 14–33, hier 14–21.
In seiner Beschreibung Waidhofens von 1838 gibt Franz Schweikhardt (75) für die Innenstadt 150 Häuser mit 1.176 Einwohnern, für die Vorstadt Leithen 111 Häuser mit 816 Einwohnern und für die Wasservorstadt 159 Häuser mit 1.175 Einwohnern an. Das ergibt insgesamt 420 Häuser mit 3.167 Einwohnern (die 292 schulfähigen Kinder nicht mitgerechnet). Er nennt auch die Zahl der Familien: Innenstadt 252, Vorstadt Leithen 160 und Wasservorstadt 257. (76) Wie andere Städte wuchs auch Waidhofen – seit 1869 autonome Stadt – in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts über die Stadtmauern hinaus. Bereits 1806 wurden die Gräben vor den Stadtmauern zugeschüttet. 1839 fällt die Befestigung des Ybbsturms mit dem Ybbstor. Der Ybbsturm blieb als einzige Torbefestigung erhalten. Abgetragen wurden: 1846 das Amstettnertor, 1847 das Spitaltor und das alte Rathaus, 1872 das Weyrertor. Zwischen dem Oberen und Unteren Stadtplatz entstand eine breite Verbindungsstraße. Mit der Eröffnung der Bahn entstand 1872 auch der Bahnhof.
(75) Vgl. KARL GUTKAS, Geschichte des Landes Niederösterreich, 6. Aufl. St. Pölten 1983, 377.
(76) Darstellung des Erzherzogtums Oesterreich unter der Ens, durch umfassende Beschreibung aller Ruinen, Schlösser, Herrschaften, Städte, Märkte, Dörfer, Rotten etc. topographisch-statistisch-genealogisch-historisch bearbeitet und nach den bestehenden Kreisvierteln gereiht 14 Viertel Ober-Wienerwald, Wien 1838, 175–176.
Das 20. Jahrhundert
Die Stadt begann in Richtung Bahnhof und um den Bahnhof zu wachsen. Aufgrund der Wohnungsnot wurden Ende des Jahrhunderts zur Gewinnung neuer Baugebiete die feuchten Wiesen auf der Au und auf den Reichenauergründen trockengelegt. Um die Jahrhundertwende wurde die Vorstadt Leithen vornehmlich als Villenviertel bis zur heutigen Ederstraße verbaut. Dann folgen das Elektrizitätswerk (1899–1901), das Krankenhaus (1910) und das Buchenbergheim (1917). Die erforderliche infrastrukturelle Grundlage für den Aufbruch in die Moderne um die Jahrhundertwende schuf der liberale und weit blickende Bürgermeister Dr. Theodor Freiherr von Plenker (1894–1911). (77) Als Förderer kultureller Aktivitäten und des Fremdenverkehrs sind auch ältere Waidhofner Vereine zu nennen: Schützengesellschaft (1514 gegründet und 1873 mit neuen Statuten ausgestattet), Männergesangsverein (1843 als Liedertafel gegründet), Verschönerungsverein (1869 gegründet, bis 1912 ca. 20 km Wanderwege), Sektion Waidhofen des Österreichischen Alpenvereins (1875 gegründet, 1888 Errichtung der Prochenberghütte), Verein zur Hebung der Sommerfrische (1895). Letzterem kommt das Verdienst zu, Waidhofen zu einem Zentrum des Fremdenverkehrs gemacht zu haben. (78) In seinen „Erinnerungen” fasst Plenker die ihm wichtigsten Erfolge seiner Ära zusammen: Kanalisation der Innenstadt, der beiden Vorstädte und weiterer verbauter Gebiete; Ausbau der Wasserleitung durch Aufstellung eines Pumpwerkes und Überführung des Wassers in das Hochreservoir auf dem Fuchsbichl sowie durch Erbauung eines zweiten Reservoirs; Verbesserung des neuen Friedhofs; Renovierung des Bürgerspitals, des Rathauses, des Stadtturms und des Ybbsturms; Anlage neuer Stadtteile (Pocksteinerstraße, Schöffelstraße, Plenkerstraße, Riedmüllerstraße, Ederstraße, Reichenauerstraße, Gottfried-Frieß-Gasse); Erwerbung bestimmter Grundstücke für Zwecke der Stadt; Neubauten: Elektrizitätswerk, Volksschule, Oberrealschule, Konviktsgebäude, allgemeines öffentliches Krankenhaus; neue Straßenbezeichnungen, Hausnummerierung und elektrische Straßenbeleuchtung in der Stadt; Aufstellung eines Stadtregulierungs- und Verbauungsplans; Einführung einer entsprechenden Reinigung und Bespritzung der Straße; Anlage des Schillerparks; Regulierung des Beamtenstatus und Sicherstellung der Altersversorgung für die Beamten. (79)
(77) Vgl. MAIER, Waidhofen (wie Anm. 1), 21, 61.
(78) Vgl. PETER MAIER, Waidhofner Vereine, in: Der Ybbstaler (22. April 2004), 8.
(79) Erinnerungen des Bürgermeisters Dr. Theodor Freiherr v. Plenker, II. Teil, hg. v. Musealverein Waidhofen an der Ybbs, Waidhofen an der Ybbs 1983, 85.
Die Zeit des Ersten Weltkrieges erlebte Waidhofen ähnlich wie andere Gemeinden des Landes. Auch hier wurde die Versorgungslage relativ rasch nach Beginn des Krieges immer schwieriger. Ab 1916 mussten in wachsendem Maße Buntmetalle für Kriegszwecke abgeliefert werden. 1917 erlitten die Waidhofner Glocken dasselbe Schicksal. In Baracken und anderen Gebäuden wurden Spitäler für Kriegsverwundete eingerichtet, so auch das 1917 errichtete Offiziersgenesungsheim (heute Buchenbergheim). Am Ende des Krieges kam es auch hier zur Aufstellung von Arbeiter- und Soldatenräten und einer Volkswehr, die gemeinsam mit einem politischen Volksrat das Schicksal der Stadt bestimmten. (80)
(80) Vgl. WOLFGANG SOBOTKA, Die politische Geschichte der Stadt Waidhofen von ihren Anfängen bis zum Jahre 1945, in: 800 Jahre Waidhofen (wie Anm. 1), 13–70, hier 64–66.
Auf der anderen Seite hatten auch nationalistische Strömungen Zulauf. Die Idee einer „judenreinen” Stadt und national-sozialen Arbeiterpartei gab es in Waidhofen bereits ab Februar 1919. (81) Am 17. April 1921 wurde – wie in allen Teilen Deutschösterreichs – auch in Waidhofen eine Kundgebung für den „Anschluss” abgehalten. (82) Die Kriegsfolgen äußerten sich auch in Waidhofen in Armut, Arbeitslosigkeit, Hunger und Elend. 1919 gab es in Waidhofen Demonstrationen gegen Sommerfrischler. 1926 versuchte man, durch die Organisation einer großen „Heimatschau Eisenwurzen” alle Kräfte zu binden für eine solide Zusammenarbeit, um dadurch ein neues Heimatbewusstsein zu wecken. Die Ereignisse vom Juli 1927 verschärften die sozialen Spannungen. In einer betont national gehaltenen Festfeier gedachte man in Waidhofen 1932 des „Sieges über die Türken” vor 400 Jahren, wiederum wie 1926 in Anwesenheit des Bundespräsidenten. (83) In Anbetracht der schon ab 1919 einsetzenden Verankerung nationalistischen Gedankenguts sind die Ereignisse ab dem 12. März 1938 leicht verständlich. Die von den großdeutschen Volksparteien, vom Turnverein, vom Männergesangsverein und von der NSDAP stets propagierte Anschlussidee fand auch in Waidhofen breite Zustimmung. Durch die Einführung der deutschen Gemeindeordnung verlor Waidhofen die Autonomie und wurde dem Kreisleiter von Amstetten unterstellt. 1940 wurden die Marktgemeinden Zell und Böhlerwerk eingemeindet. Große Pläne der Stadtväter für eine Neugestaltung der Stadt wurden durch den Ausbruch des Zweiten Weltkrieges aber jäh unterbrochen. Neben vielen Nöten und Schicksalsschlägen erlitten auch die Waidhofner zwei schwere Bombenangriffe: am 24. Mai 1944 in Kreilhof mit sieben Toten und am 28. Dezember 1944 im Stadtzentrum mit sechs Toten und über 40 Verletzten (insgesamt fielen über 120 Bomben). 1944 und im Frühjahr 1945 zogen unzählige Flüchtlinge durch Waidhofen, um der Sowjetarmee zu entkommen. Auch bei der Beendigung des Zweiten Weltkrieges spielte Waidhofen eine besondere Rolle. General Dr. Lothar Rendulic, Oberbefehlshaber der Heeresgruppe Süd, hatte sein letztes Hauptquartier im Schloss zu Waidhofen. Eine amerikanische Abteilung besprach dort mit ihm am 6. Mai 1945 die Bedingungen eines Waffenstillstands. Am 7. Mai begab sich General Rendulic von Waidhofen nach Steyr, um mit dem Oberbefehlshaber der amerikanischen dritten Armee, General Walker, die Formalitäten der Kapitulation der Heeresgruppe Süd durchzuführen. Am 8. Mai verließ General Rendulic das Waidhofner Schloss, um sich mit seinem engeren Stab in die amerikanische Kriegsgefangenschaft zu begeben. Am 9. Mai 1945 besetzten dann sowjetische Truppeneinheiten die Stadt. (84)
(81) Vgl. Bote von der Ybbs (15. Februar 1919), 2–4; über die „Judenreinheit” vgl. WALTER ZAMBAL, Das Phänomen des Antisemitismus im Umfeld von Waidhofen an der Ybbs, in: Waidhofner Heimatblätter 28 (2004), 36–70, hier 44–46; Arische Sommerfrische! Aufruf!, in: Bote von der Ybbs (27. April 1923), 1; „Sie wollen unbedingt nach Mattsee” („Die Stadt ohne Juden”), in: Bote von der Ybbs (22. August 1924), 4; Wahlaufruf für die Großdeutsche Volkspartei Waidhofen an der Ybbs, in: Bote von der Ybbs (21. September 1923), 3; Wahlergebnis: Großdeutsche Volkspartei 693 (1920: 831), Christlichsoziale 1.061 (1920: 592), Sozialdemokraten 1.072 (1920: 811) Stimmen, vgl. Bote von der Ybbs (26. Oktober 1923), 1.
(82) Vgl. Bote von der Ybbs (8. April 1921), 3.
(83) Vgl. E. FRIESS, Osmanenabwehr (wie Anm. 1); Bilder von der 400-Jahr-Feier der Befreiung der Stadt Waidhofen an der Ybbs aus Türkennot 13. bis 21. August 1932. 54 Aufnahmen von der Festfeier, Waidhofen an der Ybbs 1932; SOBOTKA, Die politische Geschichte (wie Anm. 80), 66–67; ROLAND GRASL, Die politische Situation im Raum Waidhofen an der Ybbs von den Juliereignissen des Jahres 1927 bis zu den Februarunruhen des Jahres 1934, Dipl. arb. Wien 1995.
(84) Vgl. SOBOTKA, Die politische Geschichte (wie Anm. 80), 67–70; ZAMBAL, Stadt der Türme (wie Anm. 1), 61; MAIER, Waidhofen (wie Anm. 1), 52–53.
Die Entwicklung nach dem Krieg war ähnlich wie im übrigen Niederösterreich, zunächst die Zeit des Überlebens und des Reparierens der ärgsten Schäden und dann die Phase des geplanten Wiederaufbaus. 1946 erhielt die Stadt ihre Autonomie zurück. Die Probleme der schlechten Ernährungslage, der Wohnungsnot und der knappen Energieversorgung konnten nur langsam überwunden werden. Eine große Heimatfestwoche sollte 1949 die erfolgreiche Aufbauarbeit unter Beweis stellen. Im selben Jahr wurde das Alpenstadion eröffnet. Zahlreiche Vereine wurden wieder im Kulturleben aktiv. Allmählich kamen auch wieder Urlauber nach Waidhofen. So zeigt das erste Jahrzehnt nach dem Krieg eine durchaus positive Entwicklung, (85) die sich auch in einem enormen Siedlungswachstum niederschlug: 1949 begann man mit der Anlage privater Siedlungsbauten am Pfarrerboden als geschlossene Siedlung mit 49 Zweifamilienhäusern, es folgte rege Bautätigkeit in der alten und neuen Bertastraße und ebenso am Kroisbach in Richtung Rabenberg. Angesichts der großen Wohnungsnot nach dem Krieg bildeten sich Siedlungsgenossenschaften zur Überwindung dieses Mangels: „Alpenland” (ab 1954), „Kosmos” (1959), „Schönere Zukunft” (1969) und „Neue Heimat” (1977). Die Aktivitäten der Genossenschaften führten – bis zum Ende des 20. Jahrhunderts – zu einer bedeutenden Zunahme geförderter Wohnungsbauten durch die Stadtgemeinde. Bereits Ende der Fünfzigerjahre war der Siedlungsraum der Stadt so eng geworden, dass man von der „Stadt der begrenzten Möglichkeiten” sprach. (86) Die Gemeindestrukturreform schuf neue Möglichkeiten. Seit 1. Jänner 1972 bilden die Gemeinden Waidhofen-Land (2.600 Einwohner), Zell an der Ybbs (1.200 Einwohner), Windhag (1.900 Einwohner) und St. Leonhard am Walde (500 Einwohner) zusammen mit der Stadtgemeinde (bisher 5.800 Einwohner) die Großgemeinde Waidhofen an der Ybbs. Die Fläche der Stadtgemeinde hatte sich damit von 4,7 auf 131,53 Quadratkilometer vergrößert. Laut Volkszählung von 2001 hat Waidhofen 11.622 Einwohner. Im Ortsteil Zell konnten in Richtung Südosten weite Siedlungsgebiete erschlossen werden. Aber auch in den seit 1972 zur Stadtgemeinde gehörenden Bergdörfern Konradsheim, St. Georgen, St. Leonhard und Windhag hat sich in den letzten Jahrzehnten eine rege Siedlungstätigkeit entwickelt. Allein durch die Siedlungsgenossenschaften sind von 1972 bis 2004 in der Großgemeinde Waidhofen insgesamt ca. 1.200 neue Wohneinheiten geschaffen worden. (87)
(85) Vgl. die ausgezeichnete Darstellung des Jahrzehnts von CHRISTINE ZACHER, Waidhofen an der Ybbs zwischen 1945 und 1955. Ein Beitrag zur jüngeren Stadtgeschichte, Dipl. arb. Wien 1995; vgl. PETER MAIER, Die Geschichte Waidhofens von 1945 bis 1955, in: Bote von der Ybbs (3. November 1995), 1.
(86) Vgl. FRANZ TINHOF, Lust und Last der Tradition. Die Stadt der begrenzten Möglichkeiten: Waidhofen an der Ybbs, in: Die Presse am Sonntag (21. Dezember 1958), 13–14.
(87) Vgl. MAIER, Waidhofen (wie Anm. 1), 27; MATTHIAS SETTELE – WOLFGANG SOBOTKA, Abriss der chronologischen Daten Waidhofens von 1945 bis 1972, in: 800 Jahre Waidhofen (wie Anm. 1), 71–78; Amtliche Nachrichten und Informationen des Magistrats der Stadt Waidhofen an der Ybbs, 1974 ff. (passim); persönliche Nachforschungen von Frau Margit Huber in der Baurechtsabteilung des Magistrats, wofür hier besonderer Dank ausgesprochen sei.
Waidhofen ist im 20. Jahrhundert zur Schulstadt geworden. Die Unterrealschule wurde 1906 zur Oberrealschule, 1921 Bundesrealschule und ist seit 1955 Bundesrealgymnasium. Die seit 1890 existierende Lehr- und Versuchsanstalt für Kleineisenindustrie wurde 1910 Fachschule für Eisen-und Stahlgewerbe und ab 1955 höhere Technische Lehr- und Versuchsanstalt. An neuen Schulen folgten 1912 die Mädchenbürgerschule, 1924 die Handelsschule, 1927 die Hauptschule, 1949 die Forstschule, 1956 die Volkshochschule, 1959 die Handelsakademie, 1963 die Musikschule und 1971 das Trainingszentrum für Jugendschilauf. 1974 erfolgte die Übernahme der Handelsakademie und Handelsschule durch den Bund. (88)
(88) Vgl. MAIER, Waidhofen – Vergangenheit und Gegenwart (wie Anm. 1), 6.
Waidhofen besitzt heute Wirtschaftsunternehmen von internationalem Ansehen. Die 1954 gegründete Firma Forster erzeugt Schilder und Metallwaren, die weltweit Absatz finden. Die 1798 in Zell als Tischlerei gegründete Firma Bene liefert Büromöbel in den mitteleuropäischen Raum. Die 1947 gegründete IFE-Gesellschaft für Apparate und Maschinenbau ist heute als Hersteller automatischer Türsysteme für Schienen- und Straßenfahrzeuge international anerkannt. Als großer Arbeitgeber ist auch die Stadtgemeinde zu nennen, die im Jahre 2003 insgesamt 523 Beamte, Angestellte und Arbeiter beschäftigte. (89)
(89) Vgl. MAIER, Waidhofen (wie Anm. 1), 27.
Peter Maier
Anmerkungen
(1) ROLAND WANKA, Das Werden der Waidhofner Landschaft, in: Festschrift zur 100-Jahr-Feier der Bundes-Mittelschule in Waidhofen an der Ybbs 1852–1952, Waidhofen an der Ybbs 1952, 105–118; ALOIS WIESNER, Zur Geologie der Umgebung von Waidhofen an der Ybbs, in: Waidhofen an der Ybbs. Wegweiser durch Landschaft und Geschichte, Waidhofen an der Ybbs 1953, 37–46; allgemein zur Geschichte Waidhofens ferner FRIEDERIKE GOLDMANN – WILHELM KALTENSTADLER (Vorarbeit) – FRANZ GUMPINGER (Vorarbeit), Waidhofen an der Ybbs mit Markt Zell an der Ybbs. Stadt mit eigenem Statut, in: Die Städte Niederösterreichs 3. Teil, red. v. Friederike Goldmann unter Mitarbeit v. Ernö Deák und Johanne Pradel, Wien 1982 (Österreichisches Städtebuch 4/3), 217–238. – Darstellungen der Geschichte Waidhofens im Überblick (Auswahl): GOTTFRIED FRIESS, Geschichte der Stadt Waidhofen an der Ybbs von der Zeit ihres Entstehens bis zum Jahre 1820, größtenteils nach ungedruckten Quellen bearbeitet, in: Jahrbuch für Landeskunde von Niederösterreich 1 (1867), 1–146; EDMUND FRIESS, Die Osmanenabwehr von Waidhofen an der Ybbs und ihr Zusammenhang mit den Grundlagen der städtischen Bürgergemeinde. Gedenkworte zur 400-Jahr-Feier der Akindschivertreibung im Jahre 1532, Waidhofen an der Ybbs 1932; EDMUND FRIESS, Aus Waidhofens älterer Vergangenheit. Einiges über das Werden, Leben und Wesen der bischöflichen Stadt im Ybbstal, in: Die alte Eisenstadt Waidhofen an der Ybbs. Festschrift zur Feier ihres 700-jährigen Bestehens in der Heimatfestwoche 23.-31. Juli 1949, Waidhofen an der Ybbs 1949, 30–82; 800 Jahre Waidhofen an der Ybbs 1186–1986 (Beiträge von Friedrich Richter, Matthias Settele, Wolfgang Sobotka und Walter Zambal), hg. v. der Stadt Waidhofen an der Ybbs, Waidhofen an der Ybbs 1986; WALTER ZAMBAL, Waidhofen an der Ybbs, Stadt der Türme (Ausstellungskatalog), hg. v. Magistrat der Stadt Waidhofen an der Ybbs, Waidhofen an der Ybbs 1999; PETER MAIER, Waidhofen an der Ybbs. Metropole des Ybbstales, hg. von der Stadtgemeinde Waidhofen an der Ybbs, 2., neu bearb. Aufl. Waidhofen an der Ybbs 2003; PETER MAIER, Waidhofen an der Ybbs – Vergangenheit und Gegenwart, in: Waidhofen an der Ybbs. Bürgerinformationsbroschüre, hg. v. der Stadtgemeinde Waidhofen, Mering 2003, 4–6; Waidhofen an der Ybbs und die Eisenwurzen. Die Vorträge des 18. Symposions des Niederösterreichischen Instituts für Landeskunde. Waidhofen an der Ybbs, 6. bis 9. Juli 1998, hg. v. Willibald Rosner und Reinelde Motz-Linhart, St. Pölten 2004 (Studien und Forschungen aus dem Niederösterreichischen Institut für Landeskunde 32). Abkürzungen: StAW Stadtarchiv Waidhofen an der Ybbs; BHStA = Bayerisches Hauptstaatsarchiv (München).
(2) Vgl. ELISABETH SCHUSTER, Die Etymologie der niederösterreichischen Ortsnamen, Bd. 3, Wien 1994, 371–372.
(3) THEODOR BITTERAUF, Die Traditionen des Hochstiftes Freising 2, München 1909 (QEBG NF 4), 524 Nr. 1729; Urkundenbuch des Landes ob der Enns I-XI Linz 1853–1983, hier UBLOE II, 214 Nr. 145; vgl. BENEDIKT WAGNER, Die Geburtsurkunde von Waidhofen an der Ybbs, in: Waidhofner Heimatblätter 12 (1986), 1–33, hier 32.
(4) Vgl. SCHUSTER, Die Etymologie der niederösterreichischen Ortsnamen, Bd. 1, Wien 1989, 122f.
(5) JOSEPH ZAHN, Codex Diplomaticus Austriaco-Frisingensis. Sammlung von Urkunden und Urbaren zur Geschichte der ehemals freisingischen Besitzungen in Österreich I-III, Wien 1870–1871 (FRA II/31, 35, 36), hier III, 376–461.
(6) Salzburger Urkundenbuch II, gesammelt und bearb. v. WILLIBALD HAUTHALER – FRANZ MARTIN, Salzburg 1916, 287 Nr. 196; UBLOE (wie Anm. 3), II, 188 Nr. 125.
(7) ISIDOR RAAB, Urkundenbuch des Benedictiner-Stiftes Seitenstetten, Wien 1870 (FRA II/33), 8–9 Nr. 6.
(8) JOSEPH ZAHN, Urkundenbuch des Herzogtums Steiermark I, Graz 1875, 415 Nr. 443; JAKOB WICHNER, Geschichte des Benediktinerstiftes Admont I—IV, Graz 1874–1880, hier I, 163–164; PAUL STEPANEK, Neues über die Anfänge der Stadt Waidhofen an der Ybbs, in: Waidhofner Heimatblätter 3 (1977), 1–20, hier 7–8; HERWIG WEIGL, Zur Geschichte Waidhofens an der Ybbs im 13. Jahrhundert, in: Mitteilungen aus dem Niederösterreichischen Landesarchiv 8 (1984), 15–30, hier 19 Anm. 12.
(9) RAAB, Urkundenbuch (wie Anm. 7), 17 Nr. 12.
(10) Vgl. BENEDIKT WAGNER, Die Geburtsurkunde (wie Anm. 3), 1–33; PETER MAIER, Capellas ad Clusam et Waidhouen. Zur kirchlichen Entwicklung in Waidhofen an der Ybbs während des 12. und 13. Jahrhunderts, in: Waidhofner Heimatblätter 13 (1987), 1–32, hier 6–7.
(11) ZAHN, Codex Diplomaticus (wie Anm. 5), I, 124–125 Nr. 126; vgl. E. FRIESS, Aus Waidhofens Vergangenheit (wie Anm. 1), 31–32; WEIGL, Zur Geschichte Waidhofens (wie Anm. 8), 18 mit Anm. 10; ZAMBAL, Waidhofen – Stadt der Türme (wie Anm. 1), 6–7; ERWIN KUPFER, Die Machtstellung der Sieghardinger im babenbergischen Österreich und die Anfänge von Waidhofen an der Ybbs, in: Waidhofen an der Ybbs und die Eisenwurzen (wie Anm. 1), 32–54, hier 39–43.
(12) Die Passauer Urbare I, bearbeitet von ADAM MAIDHOF, Die Urbare des Hochstifts im 13. und 14. Jahrhundert, Passau 1933 (Veröffentlichungen des Institutes zur Erforschung des deutschen Volkstums im Süden und Südosten in München und des Institutes für ostbairische Heimatforschung in Passau 1), 243.
(13) Vgl. GÜNTHER (PETER) MAIER, Der Streit zwischen dem Benediktinerstift Seitenstetten und den Bischöfen von Freising im 13. Jahrhundert um das Patronatsrecht dreier Pfarrkirchen, in: Studien und Mitteilungen zur Geschichte des Benediktinerordens und seiner Zweige 86 (1975), 674–727.
(14) Vgl. BENEDIKT WAGNER, Die Pfarre Aschbach im Mittelalter, in: „Landtsfirstlicher” Markt Aschbach in Vergangenheit und Gegenwart, hg. von der Gemeinde Aschbach, Amstetten 2003, 249–282, hier 259–262.
(15) Vgl. WEIGL, Zur Geschichte Waidhofens im 13. Jh. (wie Anm. 8), 21–22.
(16) ZAHN, Codex Diplomaticus (wie Anm. 5), I, 283–284 Nr. 263; III, 83; vgl. WEIGL, Zur Geschichte Waidhofens im 13. Jh. (wie Anm. 8), 22–23.
(17) WICHNER, Geschichte Admont (wie Anm. 8), II, 346–347 Nr. 200; 383 Nr. 246; ZAHN, Codex Diplomaticus (wie Anm. 5), I, 362 Nr. 341; 385–390 Nr. 363–364; 401–404 Nr. 378; 456–457 Nr. 416.
(18) Vgl. Anm. 11.
(19) Vgl. ADALBERT KLAAR, Baualterplan von Waidhofen an der Ybbs, Wien 1953; E. FRIESS, Aus Waidhofens Vergangenheit (wie Anm. 1), 33–34; GOLDMANN, Waidhofen (wie Anm. 1), 220.
(20) Guter Überblick bei WEIGL, Zur Geschichte Waidhofens im 13. Jh. (wie Anm. 8), 19–30.
(21) ZAHN, Codex Diplomaticus (wie Anm. 5), I, 318–319 Nr. 295; 387 Nr. 363 (1279: […] pauperibus qui tunc in hospitali fuerint); MORITZ ALOIS RITTER von BECKER, Der Ötscher und sein Gebiet I, Wien 1859, 336 Anm. 1; FRIEDRICH RICHTER, Vom Siechenhaus zum Allgemeinen öffentlichen Krankenhaus der Stadt Waidhofen an der Ybbs (1277 bis 1935), hg. v. Musealverein Waidhofen und dem aö. Krankenhaus Waidhofen, Waidhofen an der Ybbs 1988, 40–42.
(22) Vgl. ADALBERT KLAAR, Die siedlungstechnischen Grundzüge der niederösterreichischen Stadt im Mittelalter, in: Jahrbuch für Landeskunde von Niederösterreich 29 (1944/48), 365–384, hier 381; GOLDMANN, Waidhofen (wie Anm. 1), 221.
(23) ZAHN, Codex Diplomaticus (wie Anm. 5), I, 283–284 Nr. 263; 318–319 Nr. 295; 376 Nr. 356; 435–436 Nr. 399; 445 Nr. 406; 456–457 Nr. 416; UBLOE (wie Anm. 3), IV, 345 Nr. 370; RICHTER, Vom Siechenhaus zum Krankenhaus (wie Anm. 21), 41.
(24) ZAHN, Codex Diplomaticus (wie Anm. 5), III, 403–409; vgl. HERWIG WEIGL, Waidhofen an der Ybbs und das 14. Jahrhundert. Ein- und Ausblicke, in: Waidhofner Heimatblätter 14 (1988), 1–30, hier 4.
(25) Vgl. WEIGL, Waidhofen 14. Jh. (wie Anm. 24), 6.
(26) Vgl. WEIGL, Waidhofen 14. Jh. (wie Anm. 24), 4.
(27) ZAHN, Codex Diplomaticus (wie Anm. 5), II, 304 Nr. 712; vgl. WEIGL, Waidhofen 14. Jh. (wie Anm. 24), 16–17 mit Anm. 95; PETER MAIER, Zur Geschichte und Funktion des Rathauses, in: Offenes Rathaus Waidhofen an der Ybbs, hg. v. Magistrat der Stadt Waidhofen an der Ybbs, Waidhofen an der Ybbs o. J. [1995], 9–11; FRIEDRICH RICHTER, Chronologie der Waidhofner Rathäuser, in: Offenes Rathaus (wie oben), 29–36, hier 30–32.
(28) Vgl. WEIGL, Waidhofen 14. Jh. (wie Anm. 24), 18; PETER MAIER, Die Waidhofner Burg, in: Der Ybbstaler (20. Jänner 2005), 7; PETER MAIER, Die Kapelle der Burg Waidhofen, in: Der Ybbstaler (17. Februar 2005), 6.
(29) ZAHN, Codex Diplomaticus (wie Anm. 5), I, 318–319 Nr. 295; StAW, Hs 1/0 p. 80r-81r; Hs 1/94 p. 79; Stiftsarchiv Admont, Rrr 143 a/c und Rrr 152; JAKOB WICHNER, Das Benediktinerstift Admont in Steiermark in seinen Beziehungen zu Niederösterreich, in: Blätter des Vereins für Landeskunde von Niederösterreich NF 28 (1894), 229–310, hier 237–282, Beschreibung des Hauses von 1452 (261).
(30) ZAHN, Codex Diplomaticus (wie Anm. 5), III, 405; StAW, Urk. Nr. 47 und 68.
(31) ZAHN, Codex Diplomaticus (wie Anm. 5), II, 335–336 Nr. 740; G. FRIESS, Geschichte Waidhofen (wie Anm. 1), 107 Nr. 54; StAW, Urk. Nr. 65; Akten 48/2/1.
(32) ZAHN, Codex Diplomaticus (wie Anm. 5), II, 49 Nr. 474; 246 Nr. 659; III, 404 und 408; G. FRIESS, Waidhofen (wie Anm. 1), 104 Nr. 45; StAW, Urk. Nr. 161, 239, 251, 259, 260, 332, 356, 364.
(33) StAW, Urk. Nr. 110.
(34) RAAB, Urkundenbuch (wie Anm. 7), 316 Nr. 278; StAW, Urk. Nr. 95, 99b, 113, 140, 141; Akten 48/2/1, 51/2/13; ZAHN, Codex Diplomaticus (wie Anm. 5), III, 396 und 431–433.
(35) StAW, Urk. Nr. 73–75; G. FRIESS, Waidhofen (wie Anm. 1), 116 Nr. 68; 124 Nr. 78; FRIEDRICH RICHTER, Aus der Katastrophenchronik Waidhofens, in: 800 Jahre Waidhofen (wie Anm. 1), 185–192, hier 185–189; MAIER, Die Waidhofner Burg (wie Anm. 28).
(36) Vgl. WEIGL, Waidhofen 14. Jh. (wie Anm. 24), 3.
(37) Vgl. WEIGL, Waidhofen 14. Jh. (wie Anm. 24), 3–17; HERWIG WEIGL, Materialien zur Geschichte des rittermäßigen Adels im südwestlichen Österreich unter der Enns im 13. und 14. Jahrhundert, St. Pölten 1991 (Forschungen zur Landeskunde von Niederösterreich 26), 311–323.
(38) Vgl. HERWIG WEIGL, Reibungspunkte zwischen Stadt und Herrschaft. Die freisingischen Pfleger in Waidhofen an der Ybbs, in: Hochstift Freising. Beiträge zur Besitzgeschichte, hg. v. Hubert Glaser, München 1990, 287–304, hier 290–292; zum Stadtbuch vgl. HERWIG WEIGL, Schriftlichkeit in einer spätmittelalterlichen Kleinstadt. Verlorene Quellen und des Kleinstadt-Historikers Not, in: Mitteilungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung 100 (1992) 254–267, hier 261–265.
(39) StAW, Hs 1/2 (Ratsprotokoll von 1562, 1r-v und 1/3 (Ratsprotokoll von 1593, unpaginiert, Seiten vor Beginn der Ratsprotokolle); ZAHN, Codex Diplomaticus (wie Anm. 5), I, 456–457 Nr. 416; RAAB, Urkundenbuch (wie Anm. 7), 98–99 Nr. 82; Stiftsarchiv Seitenstetten, Urk. Nr. 253 / 15. Jh.
(40) Vgl. MAIER, Waidhofen (wie Anm. 1), 14.
(41) Vgl. E. FRIESS, Aus Waidhofens Vergangenheit (wie Anm. 1), 44–46; über Richter, Rat, Stadtschreiber und Stadtbehörden KURT SCHOLZ, Die innerstädtischen Verhältnisse der freisingischen Stadt Waidhofen an der Ybbs im 16. Jahrhundert, Diss. Wien 1971, 14–98; MAIER, Waidhofen (wie Anm. 1), 16.
(42) StAW, Akten 50/2/9; vgl. FRIEDRICH RICHTER, Die bauliche Entstehung des Altstadtkernes von Waidhofen an der Ybbs, in: 800 Jahre Waidhofen (wie Anm. 1), 161–184, hier 176–180.
(43) Vgl. PAUL STEPANEK, „Eisen”-Stadt Waidhofen: Das Ende eines Mythos, in: Stadt und Eisen, hg. v. Ferdinand Opll im Auftrag des Österreichischen Arbeitskreises für Stadtgeschichtsforschung und des Ludwig-Boltzmann-Institutes für Stadtgeschichtsforschung, red. v. Michaela Laichmann-Krissl, Linz 1992, 135–139; kritisch-zusammenfassend über die „Eisenstadt” HERWIG WEIGL, Eisen oder Tinte? Waidhofen an der Ybbs im Spätmittelalter und die Quellen seiner Geschichte, in: Waidhofen und die Eisenwurzen (wie Anm. 1), 55–123, hier 56–65; auch die künftige Landesausstellung 2007 unter dem Thema „Erde und Feuer” symbolisiert im Logo und am Plakat für Waidhofen das Feuer mit einem glühenden Eisen auf dem Amboss einer Schmiede.
(44) Vgl. PETER MAIER, Der Ybbsturm, in: Der Ybbstaler (14. Oktober 2004), 9.
(45) Vgl. ROMAN SANDGRUBER, Ökonomie und Politik. Österreichische Wirtschaftsgeschichte vom Mittelalter bis zur Gegenwart, Wien 1995 (Österreichische Geschichte, hg. v. Herwig Wolfram), 30–34.
(46) Vgl. LUDWIG BITTNER, Das Eisenwesen in Innerberg-Eisenerz bis zur Gründung der Innerberger Hauptgewerkschaft im Jahre 1625, in: Archiv für Österreichische Geschichte 89 (1901), 451–646, hier 461 mit Anm. 4; OTHMAR PICKL, Die Rolle der österreichischen Städte für den Handel mit Eisen und Eisenwaren, in: Stadt und Eisen (wie Anm. 43), 171–195, hier 172–173; der von 1892 bis zur Gegenwart immer wieder zitierte Hinweis auf das „Waidhofner Schwert” bei Neidhart von Reuental sollte m. E. künftig vermieden werden, weil eine entsprechende Interpretation kaum zu beweisen ist, vgl. GODFRIED EDMUND FRIESS, Die Stadt Waidhofen an der Ybbs im Frieden und im Kampfe. Festschrift zur Feier des 360-jährigen Jubiläums der Befreiung der Stadt Waidhofen an der Ybbs von den Türken im Jahre 1532, Waidhofen an der Ybbs 1892, 11; E. FRIESS, Aus Waidhofens Vergangenheit (wie Anm. 1), 37; WEIGL, Zur Geschichte Waidhofens im 13. Jh. (wie Anm. 8), 24 mit Anm. 29; Die Lieder Neidharts, hg. v. Edmund Wiesner, fortgeführt v. Hanns Fischer, 4. Aufl., revidiert v. Paul Sappler, mit einem Melodienanhang von Helmut Lomnitzer, Tübingen 1984 (Altdeutsche Textbibliothek 44), 162.
(47) Vgl. ROMAN SANDGRUBER, Die Eisenwurzen und die europäische Bedeutung der österreichischen Eisenerzeugung, in: Waidhofen und die Eisenwurzen (wie Anm. 1), 11–31, hier 14.
(48) Vgl. den äußerst informationsreichen Überblick bei WEIGL, Eisen oder Tinte (wie Anm. 43), 72–123 mit den entsprechenden Quellen- und Literaturverweisen; DERS., Waidhofen 14. Jh. (wie Anm. 24), 3–23; E. FRIESS, Aus Waidhofens Vergangenheit (wie Anm. 1), 48–65; ANDREAS KUSTERNIG, Die Eisenwurzen, in: Seines Glückes Schmied. Die Eisenwurzen und der Aufstieg des Andreas Töpper, Scheibbs o. J. (1987), 3–76, hier 40–50; WALTER ZAMBAL, Die wirtschaftliche und soziale Lage des Handwerks in Waidhofen/Ybbs von der Gegenreformation bis Joseph II., Hausarbeit am Institut für Wirtschafts- und Sozialgeschichte der Universität Wien 1980; BERTL SONNLEITNER, Die niederösterreichisch-steirische Proviantstraße, einer der wichtigsten ehemaligen Wirtschaftswege in der Eisenwurzen, in: Waidhofner Heimatblätter 29 (2003), 59–73; über die Bestätigungen der Eisenerzer: JOSEPH CHMEL, Der österreichische Geschichtsforscher I, 8 Nr. 15 (zu 1490); 4 Nr. 6; 6 Nr. 10.
(49) ZAHN, Codex Diplomaticus (wie Anm. 5), I, 105 Nr. 107; 209–210 Nr. 204; 210 Nr. 205; 281–282 Nr. 260; 283–284 Nr. 263; 333–334 Nr. 310; 342 Nr. 319; 349–374 Nr. 328, 330, 331, 334, 354; über Waidhofen im „oberen Österreich” vgl. PETER MAIER, Waidhofen im oberen Österreich. Eine historische Episode, in: Bote von der Ybbs (20. Dezember 2001, Weihnachtsbeilage), 4; MAX WELTIN, Vom „östlichen Baiern” zum „Land ob der Enns”, in: Tausend Jahre Oberösterreich. Das Werden eines Landes. Ausstellungskatalog. Beitragsteil, Wels 1983, 23–51, hier 36–44.
(50) Vgl. WEIGL, Waidhofen 14. Jh. (wie Anm. 24), 18–19; HERWIG WEIGL, Bayrisch Waidhofen? Die freisingische Herrschaft im Land Österreich, in: Die bayerischen Hochstifte und Klöster in der Geschichte Niederösterreichs. Vorträge und Diskussionen des 7. Symposions des Niederösterreichischen Instituts für Landeskunde, Waidhofen an der Ybbs, 7.-9. Juli 1986, hg. v. Helmuth Feigl, Wien 1989 (Studien und Forschungen aus dem Niederösterreichischen Institut für Landeskunde 11), 31–76, hier 33–34.
(51) Vgl. WEIGL, Bayrisch Waidhofen (wie Anm. 50), 35–37.
(52) Vgl. HERWIG WEIGL, Studien zu den Rechtsquellen der Stadt Waidhofen an der Ybbs. Das Verhältnis der Stadt zur Herrschaft, besonders im 16. Jahrhundert, Hausarbeit am Institut für österreichische Geschichtsforschung, Wien 1980; WEIGL, Bayrisch Waidhofen (wie Anm. 50), 37–54; WEIGL, Reibungspunkte zwischen Stadt und Herrschaft (wie Anm. 38), 290–304; CHARLOTTE STEGER, Geschichte der Stadtpfarre Waidhofen an der Ybbs in der Barockzeit (1618–1748). Ein Beitrag zur Geschichte der Gegenreformation und der katholischen Erneuerung im Lande unter der Enns, Diss. Graz 1952, 17–70; MAIER, Waidhofen (wie Anm. 1), 14–15, 17; PETER MAIER, Das Waidhofner Jahrmarktprivileg vom Jahre 1450, in: Waidhofner Heimatblätter 26 (2000), 54–58.
(53) Vgl. WEIGL, Eisen oder Tinte (wie Anm. 43), 114 mit Anm. 251.
(54) Vgl. WEIGL, Waidhofen 14. Jh. (wie Anm. 24), 2, 11–12; PETER MAIER, Prominente Pfarrherrn für Waidhofen, in: Der Ybbstaler (14. April 2004), 4.
(55) Vgl. JOHANN LANDLINGER, Die Pfarrherren der alten Freisinger Pfarre Waidhofen an der Ybbs, in: Ybbstaler Wochenblatt (29. Juli 1949), 6; MAIER, Waidhofen (wie Anm 1), 17.
(56) ZAHN, Codex Diplomaticus (wie Anm. 5), I, 385–387 Nr. 363; vgl. RUDOLF ZINNHOBLER, Die Passauer Bistumsmatrikeln für das westliche Offizialat 2: Die Archidiakonate Lorch, Mattsee und Lambach, Passau 1972 (Neue Veröffentlichung des Institutes für Ostbairische Heimatforschung Nr. 31a, Bd. 2), 165; WEIGL, Zur Geschichte Waidhofens im 13. Jh. (wie Anm. 8), 15; HERWIG WEIGL, Ein übersehener Ablaß für die Pfarrkirche zu Waidhofen an der Ybbs aus dem Jahr 1300. Verlorene Quellen zur Geschichte Waidhofens, Teil 2, in: Waidhofner Heimatblätter 19 (1993), 1–14; PETER MAIER, Ein Waidhofner als Rompilger im ersten Heiligen Jahr (1300), in: Bote von der Ybbs (22. Dezember 2000, Weihnachtsbeilage), 4; MAIER, Waidhofen (wie Anm. 1), 42–43.
(57) Vgl. HERWIG WEIGL, Friedrich Stauthaimer und die Pfarre Waidhofen an der Ybbs im frühen 15. Jahrhundert, in: Unsere Heimat 65 (1994), 107–127, hier 121.
(58) Pfarrarchiv Waidhofen, Karton Stiftungen 1.
(59) Vgl. WEIGL, Friedrich Stauthaimer (wie Anm. 57), 119–127.
(60) BHStA, HU Freising 1436 Oktober 22; HU Freising 1439 November 1; StAW, Hs 1/517 (Pfarrurbar, ca. 1600 erstellt), 179r; um Bau der Stadtpfarrkirche vgl. WEIGL, Friedrich Stauthaimer (wie Anm. 57), 123–124; MAIER, Waidhofen (wie Anm. 1), 37–38.
(61) StAW, Hs 1/517 (wie Anm. 60), 431r-439r, 468v-471v (Zitat 468v), 44r, S0r-62r, 165v-167v.
(62) Vgl. WEIGL, Eisen oder Tinte (wie Anm. 43), 108–112.
(63) Vgl. Diözesanmuseum Freising. Christliche Kunst aus Salzburg, Bayern und Tirol 12. bis 18. Jahrhundert, München/Zürich 1984 (Diözesanmuseum für christliche Kunst des Erzbistums München und Freising, Kataloge und Schriften 2), 236; MAIER, Waidhofen (wie Anm. 1), 38.
(64) StAW, Hs I/1, 183v-184r, 190v-195v; BHStA Freising HL 4 Fasz. 147 Nr. 414 (zu Holfuess); vgl. JOSEF WODKA, Kirche in Österreich. Ein Wegweiser durch ihre Geschichte, Wien 1959, 215; E. FRIESS, Aus Waidhofens Vergangenheit (wie Anm. 1), 72–80; GUSTAV REINGRABNER, Evangelische Momente in Waidhofens Geschichte, in: Waidhofner Heimatblätter 14 (1988), 31–43; PETER MAIER, Zum 455. Todestag Paul Rebhuns. Was wissen wir heute über Paul und Johannes Rebhun?, in: Bote von der Ybbs (20. Dezember 2001, Weihnachtsbeilage), 9–10; MAIER, Waidhofen (wie Anm. 1), 15; PETER MAIER, „Adam Edlingers Gebain”, in: Der Ybbstaler (18. November 2004), 12; neue Nachforschungen könnten vermutlich zu weiteren Erkenntnissen führen: BHStA Freising HL 3 Fasz. 434 Nr. 11; HL 4 Fasz. 73 Nr. 31; Fasz. 74 Nr. 40–42; Fasz. 75 Nr. 46–47; Fasz. 76 Nr. 50; Fasz. 138 Nr. 348; Fasz. 139 Nr. 349–351; Fasz. 140 Nr. 352–354.
(65) Vgl. E. FRIESS, Aus Waidhofens Vergangenheit (wie Anm. 1), 79; RICHTER, Katastrophenchronik (wie Anm. 35), 188–191; REINGRABNER, Evangelische Momente (wie Anm. 64), 31–32.
(66) Vgl. WALTER ZAMBAL, Wirtschafts- und Sozialgeschichte Waidhofens, in: 800 Jahre Waidhofen (wie Anm. 1), 79–108, hier 84–85.
(67) Vgl. ANDREAS STEINHUBER, Geschichte des Collegium Germanicum Hungaricum in Rom 1–2, Freiburg im Breisgau 1895, hier Bd. 1, 228, 401, 416, 417; Bd. 2, 92, 265.
(68) Vgl. STEGER, Geschichte der Stadtpfarre (wie Anm. 52), 128–159.
(69) Vgl. MAIER, Waidhofen (wie Anm. 1), 17, 38–39, 43–46; PETER MAIER, Die drei Marienkapellen der Waidhofner Stadtpfarrkirche. Ein Beitrag zur Renovierung unseres Barockjuwels, in: Waidhofner Heimatblätter 21 (1995), 1–14, hier 3–11; CHARLOTTE STEGER, Ein barockes Fest in Waidhofen an der Ybbs, in: Festschrift zur 100-Jahr-Feier der Mittelschule (wie Anm. 1), 87–104 (Zitat 104).
(70) Vgl. KURT SEMELLECHNER, Sensenerzeugung und Sensenhandel in Waidhofen an der Ybbs von der Gegenreformation bis zu den josephinischen Reformen, Diss. Wien 1972; ZAMBAL, Wirtschafts- und Sozialgeschichte (wie Anm. 66), 85–87; PAUL STEPANEK, Unterwegs zur „freien” Stadt. Studien zur Geschichte der Stadt Waidhofen an der Ybbs von 1786 bis 1869, Diss. Wien 1987, 138–179; ANTON RAUSCHER, Was blieb von der Waidhofner Sensenschmied-Herrlichkeit?, in: Waidhofner Heimatblätter 9 (1983) 13–18.
(71) Vgl. STEPANEK, Unterwegs (wie Anm. 70), 3–13, 85–97; DERS., Das Ende Freisings in Niederösterreich, in: Hochstift Freising (wie Anm. 52), 305–318, hier 307–310.
(72) Vgl. STEPANEK, Unterwegs (wie Anm. 70), 183–192.
(73) Vgl. STEPANEK, Unterwegs (wie Anm. 70), 234–247.
(74) Vgl. HEIMO FREUNTHALLER, Dr. Theodor Zelinka, Wegbereiter des Tourismus in Waidhofen an der Ybbs, in: Waidhofner Heimatblätter 21 (1995), 15–21; PETER MAIER, Sommerfrische und Kuraufenthalt in Waidhofen an der Ybbs, in: Waidhofner Heimatblätter 25 (1999), 14–33, hier 14–21.
(75) Vgl. KARL GUTKAS, Geschichte des Landes Niederösterreich, 6. Aufl. St. Pölten 1983, 377.
(76) Darstellung des Erzherzogtums Oesterreich unter der Ens, durch umfassende Beschreibung aller Ruinen, Schlösser, Herrschaften, Städte, Märkte, Dörfer, Rotten etc. topographisch-statistisch-genealogisch-historisch bearbeitet und nach den bestehenden Kreisvierteln gereiht 14 Viertel Ober-Wienerwald, Wien 1838, 175–176.
(77) Vgl. MAIER, Waidhofen (wie Anm. 1), 21, 61.
(78) Vgl. PETER MAIER, Waidhofner Vereine, in: Der Ybbstaler (22. April 2004), 8.
(79) Erinnerungen des Bürgermeisters Dr. Theodor Freiherr v. Plenker, II. Teil, hg. v. Musealverein Waidhofen an der Ybbs, Waidhofen an der Ybbs 1983, 85.
(80) Vgl. WOLFGANG SOBOTKA, Die politische Geschichte der Stadt Waidhofen von ihren Anfängen bis zum Jahre 1945, in: 800 Jahre Waidhofen (wie Anm. 1), 13–70, hier 64–66.
(81) Vgl. Bote von der Ybbs (15. Februar 1919), 2–4; über die „Judenreinheit” vgl. WALTER ZAMBAL, Das Phänomen des Antisemitismus im Umfeld von Waidhofen an der Ybbs, in: Waidhofner Heimatblätter 28 (2004), 36–70, hier 44–46; Arische Sommerfrische! Aufruf!, in: Bote von der Ybbs (27. April 1923), 1; „Sie wollen unbedingt nach Mattsee” („Die Stadt ohne Juden”), in: Bote von der Ybbs (22. August 1924), 4; Wahlaufruf für die Großdeutsche Volkspartei Waidhofen an der Ybbs, in: Bote von der Ybbs (21. September 1923), 3; Wahlergebnis: Großdeutsche Volkspartei 693 (1920: 831), Christlichsoziale 1.061 (1920: 592), Sozialdemokraten 1.072 (1920: 811) Stimmen, vgl. Bote von der Ybbs (26. Oktober 1923), 1.
(82) Vgl. Bote von der Ybbs (8. April 1921), 3.
(83) Vgl. E. FRIESS, Osmanenabwehr (wie Anm. 1); Bilder von der 400-Jahr-Feier der Befreiung der Stadt Waidhofen an der Ybbs aus Türkennot 13. bis 21. August 1932. 54 Aufnahmen von der Festfeier, Waidhofen an der Ybbs 1932; SOBOTKA, Die politische Geschichte (wie Anm. 80), 66–67; ROLAND GRASL, Die politische Situation im Raum Waidhofen an der Ybbs von den Juliereignissen des Jahres 1927 bis zu den Februarunruhen des Jahres 1934, Dipl. arb. Wien 1995.
(84) Vgl. SOBOTKA, Die politische Geschichte (wie Anm. 80), 67–70; ZAMBAL, Stadt der Türme (wie Anm. 1), 61; MAIER, Waidhofen (wie Anm. 1), 52–53.
(85) Vgl. die ausgezeichnete Darstellung des Jahrzehnts von CHRISTINE ZACHER, Waidhofen an der Ybbs zwischen 1945 und 1955. Ein Beitrag zur jüngeren Stadtgeschichte, Dipl. arb. Wien 1995; vgl. PETER MAIER, Die Geschichte Waidhofens von 1945 bis 1955, in: Bote von der Ybbs (3. November 1995), 1.
(86) Vgl. FRANZ TINHOF, Lust und Last der Tradition. Die Stadt der begrenzten Möglichkeiten: Waidhofen an der Ybbs, in: Die Presse am Sonntag (21. Dezember 1958), 13–14.
(87) Vgl. MAIER, Waidhofen (wie Anm. 1), 27; MATTHIAS SETTELE – WOLFGANG SOBOTKA, Abriss der chronologischen Daten Waidhofens von 1945 bis 1972, in: 800 Jahre Waidhofen (wie Anm. 1), 71–78; Amtliche Nachrichten und Informationen des Magistrats der Stadt Waidhofen an der Ybbs, 1974 ff. (passim); persönliche Nachforschungen von Frau Margit Huber in der Baurechtsabteilung des Magistrats, wofür hier besonderer Dank ausgesprochen sei.
(88) Vgl. MAIER, Waidhofen – Vergangenheit und Gegenwart (wie Anm. 1), 6.
(89) Vgl. MAIER, Waidhofen (wie Anm. 1), 27.

 

 

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