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Die Stadt Völkermarkt, in ihrem typischen dreieckigen Grundriß den Geländeformen angepaßt, liegt auf einer mächtigen Schotterterrasse aus der Zeit des beginnenden Rückzuges des würmzeitlichen Gletschers. Im Süden wird diese Aufschüttung durch einen zum Draustausee hin abfallenden Steilhang begrenzt, im Norden und Osten durch einen nördlich von St. Ruprecht einsetzenden und bis zur Einmündung in den Stausee immer tiefer werdenden jung eingeschnittenen Graben (Mühlgraben) und ebenso auf der West- bis Südwestseite durch einen ähnlichen jungen Graben (Ritzing). Die große Mächtigkeit der gut durchlässigen Schotter hat für Völkermarkt stets Schwierigkeiten in der Wasserversorgung gebracht, wie die schon seit Jahrhunderten bestehenden Wasserfassungen im Bereich Goldbrunn und Kaltenbrunn bestätigen. Das meist aus altkristallinen Tonschiefern bis Quarzphylliten sowie Graphitschiefern bestehende Grundgebirge wird im Osten im Mühlgraben beziehungsweise in der Umgebung der Kalvarienbergkapelle sichtbar, tritt im Westen auf den Abhängen des Lilienberges oberhalb Ritzing sowie am Weinberg westlich oberhalb von St. Ruprecht an die Oberfläche und beißt im Norden am Strutzikogel aus. In Mulden und Rinnen zwischen den einzelnen Bergen und Hügeln liegt – vielfach verschwemmtes – Moränenmaterial aber ebenso wie als dünner und lückenhafter Schleier auf den Grundgebirgsaufragungen selbst (1).
(1) Für die geologischen Hinweise danke ich Herrn Dr. Friedrich UCIK vom Landesmuseum für Kärnten herzlich.
Bei einer historischen Betrachtungsweise der Stadt Völkermarkt sind vom topographischen Standpunkt aus zwei Entwicklungsphasen deutlich voneinander zu trennen: einmal jene, die von der Entstehung des Marktes Völkermarkt zu Ende des 11. Jahrhunderts über die Stadtwerdung im13. Jahrhundert heraufführt zur topographischen Situation, wie sie seit der Bildung der Ortsgemeinden in Kärnten im Jahre 1850 gegeben war und in Völkermarkt bis zum Gemeindestruktur-Verbesserungsgesetz des Jahres 1972 (kurz „Gemeindezusammenlegung” genannt) gleichgeblieben ist; danach umfaßte die Gemeinde Völkermarkt folgende sieben Katastralgemeinden: die Stadt Völkermarkt ( = jenes Gebiet, das im wesentlichen Gegenstand der vorliegenden Untersuchung ist), weiters St. Ruprecht (= das sogenannte „Alt-Völkermarkt”), Weinberg, Ritzing, Ob der Drau, Bei der Drau und Mühlgraben. Wie bei anderen Städten Kärntens ging man bei der Bildung der Ortsgemeinde auch in Völkermarkt so vor, daß nach dem provisorischen Gemeindegesetz von 1849 die Städte mit ihren Vorstädten grundsätzlich eine Ortsgemeinde bilden sollten (2). Zum anderen aber ist seit dem 1. Jänner 1973 infolge der bereits genannten Gemeindezusammenlegung eine beträchtliche Gebietserweiterung zu verzeichnen, sodaß nunmehr zum Gebiet der „Stadtgemeinde Völkermarkt” auch die ehemalige Gemeinde St. Peter am Wallersberg sowie Teile der Gemeinden Haimburg, Waisenberg, Tainach und Diex gerechnet werden müssen (3).
(2) A. HUMMITZSCH, Die territoriale Entwicklung der Ortsgemeinden in Kärnten. (Schriftenreihe für Raumforschung und Raumplanung 3, 1962) S. 25 f. – Da die topographische Beschreibung der Stadt, ihrer Gassen und Häuser auch bereits verschwundene Objekte umfaßt, wurde die Hausnumerierung, wie sie bei der Anlegung des Franziszeischen Katasters (1827) bestand und bis weit ins 20. Jahrhundert gültig war, beibehalten.
(3) LGBI. 28/1972, Nr. 63, S. 108 (§ 64 mit den dazugehörigen Verweisen).
Der Name der Stadt führt uns bereits in die Entstehungszeit des Marktes. Zwischen den Jahren 1105 und 1126 heißt der Ort „Volchimercatus” (4) (Markt des Volko, einer historisch kaum faßbaren Person) (5), aber ebenso „forum Judeorum” (Judenmarkt), die Deutung von 1477 als „forum populorum” (Völkermarkt) beruht auf einem falsch gelesenen Namen (6), jedoch ist die lateinische Bezeichnung „Gentiforum” zumindest seit 1644 gesichert (7). Der deutsche Name „Völkermarkt” wird amtlich erst seit den theresianischen Reformen des Jahres 1770 (Hausnumerierung) üblich, vorher findet sich fast ausschließlich die Bezeichnung „Volchenmarkht” (seit 1124–1138, mit verschiedenen Schreibvarianten, Völkelmarkt usw.), ausnahmsweise zum Beispiel 1730 auch schon „Völkhermarckh”. Der heutige schriftslowenische Name für Völkermarkt, „Velikovec”, dürfte ebenso wie der deutsche einer Volksetymologie („großer Markt”) entspringen, denn die kärntnerslowenische Aussprache, die in deutscher Orthographie am besten mit „Bellóutz” wiederzugeben ist, deutet ganz klar auf ein slowenisches „Bolikôvec”, dem der Personenname Boliko – eine sprachliche Parallele zu Volko – zugrundeliegen dürfte.
(4) Zum Namen der Stadt siehe E. KRANZMAYER, Ortsnamenbuch von Kärnten 2. (Archiv für vaterländische Geschichte und Topographie 51, 1958) S. 72 und – teilweise korrigierend – K. DINKLAGE, Kleine Geschichte von V., 1960, S. 29 ff.
(5) S. dazu A. OGRIS, Die Bürgerschaft von V. bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts. Ungedr. phil. Diss., Wien 1967, S. 3 f. – Soweit nicht näher zitiert, finden sich die Belegstellen in dieser Arbeit.
(6) DINKLAGE, Kleine Geschichte, S. 30.
(7) DINKLAGE, a. a. O., S. 29 Anm. 2 führt noch eine Inschrift aus dem Jahre 1675 an, doch lautet der Titel des V.er Propstes Paul Graf von Aldringen „praepositus Gentiforensis” (1644 März 16).
Zwar sind aus dem historischen Stadtgebiet Völkermarkts keinerlei urgeschichtliche oder – sieht man vom römischen Kassettendeckenfragment unbekannter Herkunft im Tympanon des Westportals von St. Ruprecht ab (8) – römerzeitliche Funde auf uns gekommen, doch zeigen unter anderem die bisher ältesten nachweisbaren Spuren menschlichen Lebens in Kärnten im benachbarten Griffen (Tropfsteinhöhlen im Griffner Burgberg), die urgeschichtlichen, keltischen und römerzeitlichen Funde im nicht allzu weit entfernten Wabelsdorf (Genius Cucullatus) sowie der vermutlich aus Gattersdorf beziehungsweise St. Francisci stammende Jupiter Dolichenus vom Lamprechtskogel (9) (Waisenberg), nicht zuletzt aber auch römerzeitliche Funde unbekannter Herkunft in St. Peter am Wallersberg (10) (frühes 2. Jahrhundert n. Chr.), St. Martin bei Niedertrixen (11), am Puschelkogel (12) sowie prähistorische Einzelfunde und eine Wallanlage auf dem Strutzikogel (13), daß es sich beim Gebiet um Völkermarkt um uralten Siedlungsboden handelt. Dieser zählte dann im Frühmittelalter zu den ältesten nachweisbaren Siedlungsgebieten des Landes (9. Jahrhundert, das Gebiet zwischen Griffen und Trixen).
(8) Dehio-Kärnten, 2. Aufl. 1981, S. 760. Siehe auch G. PICCOTTINI, Archäologischer Atlas von Kärnten (im Druck).
(9) PICCOTTINI, Zur Topographie des römischen Kärnten, in: Dehio-Kärnten, S. 14 f. – Für mündliche Hinweise danke ich Herrn Univ.-Doz. Dr. PICCOTTINI herzlich.
(10) Dehio-Kärnten, S. 602.
(11) PICCOTTINI, Karolingische Flechtwerksteine aus der Kirche St. Martin–Niedertrixen, in:Car. l, 1975, S. 153 f.
(12) Wie Anm. 8.
(13) Akten dazu im Landesmuseum für Kärnten (nicht publiziert). – Vgl. auch DINKLAGE, Kleine Geschichte, S. 46.
Für die Entstehung Völkermarkts und seine Entwicklung vom Markt zur Stadt, später zu einem der Verwaltungsmittelpunkte Unterkärntens, war gewiß auch die verkehrsgeographische Lage an der Drau beziehungsweise an einer Stelle, an der sehr früh ein Urfahr und damit die Möglichkeit der Flußüberquerung bestand, maßgebend. Damit hängen wohl auch die frühen Bezeichnungen für Völkermarkt als „forum” und „mercatus” zusammen, auch die frühe Niederlassung der Juden ist hier zu erwähnen. In Völkermarkt vereinigten sich die beiden wichtigen, aus dem Norden kommenden Verkehrsstraßen aus dem Görtschitztal und dem Lavanttal, um in Völkermarkt vereinigt, die Drau querend, nach dem Süden über den Seeberg dem Herzogtum Krain und in weiterer Folge dem Meere zuzustreben. Diese Nord-Süd-Verbindung wurde von der West-Ost-Straße, und zwar zu Wasser und zu Land, gekreuzt (14). Die Verkehrslinien bildeten gleichsam die „Lebensadern” für Völkermarkts Handel und den wirtschaftlichen Aufschwung der Stadt. Maßgeblichen Anteil an dieser Entwicklung hatte der Spanheimer Herzog Bernhard, der im Jahre 1217 die Draubrücke erbauen ließ und dabei den Völkermarkter Bürgern – wie auch dem Stift St. Paul, auf dessen Grund und Boden die Brücke errichtet worden war – Mautfreiheit für Güter ihres Eigenbedarfs zusicherte (15). Auch die Benützung des Wasserweges zwischen dem Kloster Viktring und seinen Besitzungen in der Marburger Gegend (ehem. Untersteiermark, Maribor, Jugoslawien) ist zumindest seit 1290 überliefert (16).
(14) H. HASSINGER, Zollwesen und Verkehr in den österreichischen Alpenländern bis 1300, in; MÖG 73, 1965, S. 333.
(15) MDC IV/1, n. 1748 und 1772.
(16) MDC VI, n. 144. – DINKLAGE, Kleine Geschichte, S. 12 führt irrtümlich das Jahr 1280 an.
Die Bedeutung Völkermarkts als Handelsplatz und zentraler Ort ist aber auch durch eine Reihe auswärtiger topographischer Bezeichnungen in näheren und weiter entfernten Städten und Märkten des Landes erwiesen (17). So findet sich sowohl in der alten Landeshauptstadt St. Veit als auch in Klagenfurt eine „Völkermarkter Vorstadt”, ebenso in Bleiburg; „Völkermarkter Straßen” gibt es in Klagenfurt, St. Veit, Griffen, Bleiburg und Eberndorf. Ein „Völkermarkter Tor” wird neben Bleiburg noch in Griffen und Klagenfurt erwähnt, wo einstmals die Völkermarkter Basteien und heute noch der „Völkermarkter Ring” die Bedeutung dieser früheren landesfürstlichen Stadt in Erinnerung halten.
(17) Nach H. L'ESTOCQ, Beiträge zur Geschichte und Topographie von V. und Umgebung III, S. 1–3 (ungedruckt, im KLA, SA-GV Fasz. 143).
Die hochmittelalterliche Entwicklung Völkermarkts ist zunächst gekennzeichnet durch eine Siedlungsverlegung. Der erste Siedlungskern entwickelte sich um das Rupertskreuz im Bereiche zwischen der heutigen Klagenfurter Vorstadt und St. Ruprecht, und zwar um den Kreuzungspunkt der schon Ende des 14. Jahrhunderts urkundlich erwähnten „Pleygazzen” ( = Bleigasse) mit dem alten Weg zum Urfahr über die Drau; erstere lag in ost-westlicher Richtung (Klagenfurt-Griffen), letzterer in nord-südlicher (St. Veit/Althofen-Krain). Dieser älteste Ort war nicht befestigt. Bald kam es zwischen den Spanheimern, welche Völkermarkt zu Ende des 11. Jahrhunderts (um 1090?) gegründet hatten, und dem Kloster St. Paul zu Meinungsverschiedenheiten. Diese mündeten schließlich in einen regelrechten Kampf um Völkermarkt zwischen dem Herzog und dem Abt (18). Nachdem St. Paul zunächst zwischen 1105 und 1126 in den Besitz des halben, dann 1147 beziehungsweise endgültig 1161 des ganzen Marktes Völkermarkt gelangt war, strebten die Spanheimer danach, diesen wieder in ihre Hand zu bekommen, um neben St. Veit und Klagenfurt einen dritten Markt in herzoglich-landesfürstlichem Besitz zu halten und der salzburgischen (St. Andrä) und bambergischen (Griffen, Wolfsberg) Politik in Unterkärnten ein entsprechendes Gegengewicht setzen zu können.
(18) DINKLAGE, Kleine Geschichte, S. 29 ff.
Nachdem Herzog Hermann von Spanheim vermutlich um 1170 gegen den Widerstand St. Pauls vergeblich versucht hatte, in Völkermarkt wieder Fuß zu fassen, ging Herzog Bernhard als Vogt des Stiftes St. Paul energischer vor (19). Im Kampf um den Drauübergang bei Villach/Wernberg dem Bamberger Bischof Ekbert unterlegen, errichtete er nach Setzung verkehrspolitischer Maßnahmen (1217 Draubrücke) im Jahre 1231 auf dem Boden des heutigen Völkermarkt einen neuen Markt. Seither gelangte das Stift St. Paul, das immer wieder auf seine alten Rechte in Völkermarkt pochte, zusehends in die Defensive. Um das Jahr 1293 war Völkermarkt praktisch herzogliche Stadt (20). An die alten Rechte St. Pauls erinnert bis in unsere Tage der St. Pauler Zollhof in Völkermarkt (Hnr. 50), dessen Existenz wohl schon vor 1311 gesichert ist, gab es doch gerade wegen des Zolls seit der Neuanlegung des herzoglichen Marktes auf St. Pauler Grund seit 1231 ständig Reibereien zwischen dem Stift und dem Herzog. Im Jahre 1463 lag der Zollhof, wie urkundlich bezeugt ist, bereits „an der rinkchmawr” (21); eine Inschrift aus dem Jahre 1590 und das St. Pauler Wappen kennzeichnen dieses vor ca. 20 Jahren gründlich umgebaute historische Gebäude.
(19) DINKLAGE, a. a. O., S. 37 f. und S. 42 f.
(20) K. ZECHNER, Die Rechte der Kärntner Städte im Mittelalter und ihr Zusammenhang mit den Stadtrechten außerhalb Kärntens, 1938, S. 43.
(21) MDC XI, n. 376.
Ebenso wie die Stadtentwicklung zweigeteilt verlief, ist auch die kirchliche Entwicklung nur von diesem Standpunkt aus verständlich. Die älteste Kirche Völkermarkts ist jene in St. Ruprecht (erbaut wohl um 1150), die einen der schönsten romanischen Türme Österreichs besitzt und erstmals im Jahre 1177 erwähnt wird (Karner 1339 bezeugt) (22). Der Patron deutet auf die wichtige Rolle des Erzbistums Salzburg in diesem Gebiet hin. Seit 1187 (vielleicht schon 1179) ist ein Archidiakon in Völkermarkt bezeugt (23). Als nun Herzog Bernhard im Jahre 1231 den neuen Markt Völkermarkt errichtete, gründete im selben Jahr 1231 Erzbischof Eberhard II. von Salzburg in St. Ruprecht ein Kollegiatkapitel mit einem Propst und zwölf Kanonikern (24), nachdem er schon 1230 von Papst Gregor IX. die Erlaubnis hiezu erhalten hatte. Man wird hier nicht an einen Zufall glauben, sondern vielmehr das Bestreben des Salzburger Erzbischofs erkennen können, in Unterkärnten gegenüber Bamberg – vielleicht im Zusammenwirken mit dem Kärntner Herzog – nicht zu sehr an Boden zu verlieren.
(22) Erläuterungen zum historischen Atlas der österreichischen Alpenländer. II. Abt.: Die Kirchen- und Grafschaftskarte, 8. Teil: Kärnten, S. 2. – Ost- und Mittelkärnten nördlich der Drau. (Archiv für vaterländische Geschichte und Topographie 52, 1958) S. 83 f.
(23) DINKLAGE, Kleine Geschichte, S. 38.
(24) OGRIS, Zwei Urkundenfunde zu den Anfängen des Kollegiatkapitels V. in Kärnten, in: MIÖG 80, 1972, S. 340 ff.
Im Anschluß an die von Herzog Bernhard vorgenommene Siedlungsverlegung kauften die Völkermarkter Bürger – das Rechtsgeschäft wird bezeugt vom Richter Albert und den Bürgern Johannes Infirmus, Bertholdus, Lienhardus, Wolfgerus, Rudpertus, Zventazo (sic!) und dem Zöllner Marquardus (25) – am 10. Oktober 1240 von St. Paul im neuen Markt Völkermarkt Hofstätten um 15 Mark. Aus dem Erlös wurde in den Jahren 1240–1247 die heutige Stadtpfarrkirche St. Maria Magdalena (samt Friedhof) erbaut, der Propst und die zwölf Chorherren übersiedelten von St. Ruprecht in die Stadt. Nach dem Brand von 1308 wurde an der Kirche gebaut, ein Pfeiler des heutigen Baues trägt die Jahreszahl 1493.
(25) MDC IV/1, n. 2211. – OGRIS, Die Bürgerschaft in den mittelalterlichen Städten Kärntens bis zum Jahre 1335. (Das Kärntner Landesarchiv 4, 1974) S. 140. – Die Formulierung des Abtes Hartwich von St. Paul: „… in nostro novo foro Volchinmarkt…” zeigt, wie hart umkämpft die Neugründung war.
Neben diesen beiden kirchlichen Zentren sind in Völkermarkt noch folgende kirchliche Einrichtungen beziehungsweise Stiftungen zu erwähnen: zunächst als wichtigste, weil für die Situierung und Datierung der herzoglichen Burg so wesentlich, die „capella sancti Johannis” (26) in Völkermarkt, in der Herzog Ulrich III. 1256 urkundete. Baureste davon (15. Jahrhundert) sind noch an der Ostseite der heutigen „Burg” (= Rathaus) zu sehen. Im selben Jahr 1256 schenkte Herzog Ulrich III. den Augustinereremiten zu Völkermarkt das vom Bürger Johannes Infirmus gestiftete „hospitale apud Völkenmarkt” (27). Damit war die Grundlage für das älteste Augustinerkloster Österreichs geschaffen worden (heute Gebäude der Bezirkshauptmannschaft Völkermarkt). Die aus diesem Anlaß gebaute und 1262 eingeweihte Marienkirche wurde zwischen 1827 und 1833 abgerissen (28). Das dem Hl. Jakob geweihte Bürgerspital zu Völkermarkt (Hnr. 12) wird urkundlich erstmals 1398 erwähnt (29), der bei Merian noch sichtbare Turm wurde zu Ende des 18. Jahrhunderts abgetragen (30). Die Lichtsäule im Kirchhof vor der Kirche St. Maria Magdalena ist eine Stiftung der Schuster und Lederer aus dem Jahre 1477, die Dreifaltigkeitssäule auf dem Hauptplatz sowie die Rosalienkapelle in der Klagenfurter Vorstadt, beide aus dem Jahre 1715, sind Dankbarkeitsbezeugungen der Bürgerschaft für das Abklingen der Pest. Das „Janschitz-Kreuz” (am Ende der Klagenfurter Vorstadt) wurde 1753 vom bürgerlichen Handelsmann Primus Janschitz gestiftet, 1770 errichtete der innere Rat und Lebzelter Mathias Valentin Pacher aus Dankbarkeit für eine gelungene Bauchoperation (1763) die Kapelle auf dem Kalvarienberg (31) (Kreuzberglkirche).
(26) MDC IV/1, n. 2630. – DINKLAGE, Kleine Geschichte, S. 46 ff.
(27) MDC IV/1,n. 2639.
(28) Erläuterungen (wie Anm. 22) II/8/2, S. 100 f.
(29) Ebda.
(30) L'ESTOCQ, Beiträge (wie Anm. 17) IV, S. 4 f.
(31) OGRIS, Bürgerschaft von V. (wie Anm. 5) S. 122 ff. mit den dazugehörigen Zitaten.
Von größter Wichtigkeit für die Entwicklung des herzoglichen Völkermarkt, jedoch nicht ohne Widersprüche zu klären, ist die Frage der Errichtung einer herzoglichen Burg zu Völkermarkt. Sieht man von den Vermutungen einer derartigen Burg auf dem Strutzikogel beziehungsweise eventuell beim vulgo Höfler („Klosterhöfler”) ab (32), so ist ungeachtet der Frage, auf welchem „Berg” (Urkunde von 1239) die Herzogsburg gestanden sei, davon auszugehen, daß sich zumindest im Jahre 1256 die Herzogsburg schon an der noch heute als „Burg” bezeichneten Stelle befunden hat, somit also um 1250 oder schon etwas vorher errichtet worden sein muß. Als Beweis dafür dient die schon erwähnte Johanneskapelle, von der es 1385 heißt, Nicolaus, der alte Richter, sein Bruder Hans der Hewnburger und Nicolaus Ludel hätten „in sand Johans chappellen der purg ze Volchnmarcht” eine ewige Messe gestiftet, „… darumb ir prief leit in der rat puxen” (33). Diese bereits zu Ende des 14. Jahrhunderts baufällige Burg wurde, nachdem der Herzog sie offensichtlich nicht erneuern wollte oder konnte, im Jahre 1453 von Kaiser Friedrich III. der Stadt Völkermarkt geschenkt. Als die Stadt mit dem offenbar im Jahre 1499 fertiggestellten Rathaus (Hnr. 144) ihr Auslangen fand, gelangte die „Burg” zunächst im 17. und 18. Jahrhundert an verschiedene Adelige – für die Reformationszeit wird auch eine Nutzung der Johanneskapelle durch die Protestanten angenommen – darunter Propst Dreer von Völkermarkt –, um schließlich kurz vor 1788 die Funktion einer städtischen Kaserne zu erhalten. Nach einem Kasernenbrand 1832 wurde die Fassade erneuert, seit dem Jahr 1954 dient die „Burg” als Rathaus (34). Nach einem politisch motivierten Attentat zweier jugoslawischer Staatsbürger im Jahre 1979 auf das in der Burg untergebracht gewesene Bezirksheimatmuseum wurde die Burg neu gestaltet und in die heutige Form gebracht.
(32) DINKLAGE, Kleine Geschichte, S. 46 ff.
(33) KLA, Kapitelarchiv V., Urk.-Reg. Nr. 46: 1385 Mai 12, und Nr. 62: 1419 Jänner 25. – Allerdings ist noch zwischen 1424 und 1434 von einem „Thurn gegen dem Türlein” als Lehen des Herzogtums Kärnten die Rede (MDC XI, n. 61), womit ein Hinweis auf den südlichen Stadtteil gegeben ist, wo DINKLAGE unter Umständen die erste Burg auf dem „Berg” (a. a. O., S. 49) vermutete. Vielleicht hat es sich angesichts der kurzen Zeitspanne nur um einen ersten herzoglichen Versuch gehandelt, eine Burg zu erbauen.
(34) DINKLAGE, Kleine Geschichte, S. 47 ff.
Doch zurück ins Mittelalter: Zur Herzogsburg gehörten als Nebengebäude wohl noch die Häuser Nr. 134 („Gasthof Krone”), die Häuser Nr. 132 und 133 sowie das Münzhaus (Nr. 131); eine herzogliche Münze zu Völkermarkt, aus der die Völkermarkter Brakteaten bekannt sind, ist seit 1268 überliefert (35). Die Tatsache, daß seit 1240 für das 13. Jahrhundert in Völkermarkt zwölf „castellani et milites” überliefert sind, darunter die bedeutendste Ministerialenfamilie Schwarzmann (Gottfried, Otto), ist ein weiterer Hinweis auf die Entstehung der herzoglichen Burg in dieser Zeit. Völkermarkt hat in den dreißiger und vierziger Jahren des 13. Jahrhunderts die Entwicklung vom Markt zur Stadt, als welche es 1252 (civitas) erstmals aufscheint, durchgemacht. Es hat, wie auch sonst in Kärnten, keine eigentliche Stadterhebung gegeben. Mit St. Veit und Klagenfurt zählte es nun zu den landesfürstlichen Städten und bildete fortan mit diesen die hauptsächliche Grundlage für die im ständigen Widerstreit mit Salzburg und Bamberg befindliche herzogliche Politik in Kärnten. Es gibt neben der urkundlichen Nennung eine Reihe von Indizien dafür, daß Völkermarkt schon damals zur Stadt im Rechtssinn geworden ist, obwohl die Bestätigung des Stadtrechts erst aus dem Jahre 1342 vorliegt. Dazu zählen unter anderen das Stadtsiegel von 1267 (SIGILLVM•CIVITATIS•DE•VOLCHENMARCT), Hinweise auf die Stadtbefestigung im 13. und 14. Jahrhundert und die seit der um 1238 angenommenen Erbauungszeit der (ersten?) Burg zahlreich einsetzenden Nennungen von „cives” und „burgenses”, die im 12. Jahrhundert nur selten (z. B. 1147) vorkommen. Vor allem aber tritt uns seit 1240 mit dem Richter Albertus erstmals ein „iudex” als Anführer der Bürgerschaft in den Zeugenreihen entgegen, den man angesichts der Tatsache, daß zum Beispiel Swarzmannus 1258 als „iudex civitatis”, 1267 jedoch als „iudex ducis” bezeichnet wird, auch als Stadtrichter wird bezeichnen dürfen (36). Das Recht der freien Richterwahl ist in Völkermarkt erst im Jahre 1381 bezeugt, doch dürfte es älter sein. Die „Geschworenen des Rats” werden erst im Jahre 1375 erwähnt, doch gab es innerhalb der Bürgerschaft schon im 13. Jahrhundert eine soziale Differenzierung, die neben den Ackerbürgern in den Ritterbürgern ihren Ausdruck fand.
(35) DINKLAGE, a. a. O., S. 49.
(36) OGRIS (wie Anm. 5) S. 169. – ZECHNER (wie Anm. 20) S. 45f. spricht von einer Personalunion zwischen „iudex ducis” und „iudex civitatis”; danach wäre bis 1342 noch kein eigener Stadtrichter vorhanden gewesen, wogegen jedoch die Nennung des Stadtrichters Schwarzmann spricht.
Neben dem Hinweis auf das Stadtsiegel von 1267, das wohl in Anspielung auf die drei Stadttore (diese sind seit 1588 sicher überliefert) drei Wehrtürme zeigt, gibt es weitere Hinweise auf die Stadtbefestigung im 13. und 14. Jahrhundert. Zumindest seit der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts muß Völkermarkt ummauert gewesen sein: Zum Jahre 1293 nennt die Steirische Reimchronik in Völkermarkt ein Tor (37), 1308 werden im Zuge einer Brandkatastrophe „alliu diu tor” erwähnt. Betrachtet man mit Merian die Silhouette der Stadt Völkermarkt vom Strutzikogel aus, so zieht sich die Stadtmauer vom einstöckigen Griffner Torturm (= Unteres Tor) über den Burgturm zum zweistöckigen Klagenfurter Torturm (auch Oberes oder Lederertor genannt). Stadtgraben und Erdwall sichern die Stadt gegen Norden zusätzlich. Vor dem Oberen Tor stand ein „Vorwerk”. Gegen Süden sind der Judenturm, der Turm beim Türlein (siehe oben, Anmerkung 33) und der Stockhausturm (= Stadtgerichtsdienerhausturm) zu sehen. Insgesamt sind in der Stadtmauer acht Türme zu zählen. Die Plätze vor dem Oberen und Unteren Tor waren noch unverbaut (38), die Häuserzeilen der Oberen (= Klagenfurter) Vorstadt beginnen beim Haus Nr. 17, jene der Unteren (= Griffner) Vorstadt beim Haus Nr. 11. Bis ca. 1760 war die Einhebung der Maut durch den Obertor- und Untertormautner von Bedeutung. In der Oberen Vorstadt befand sich ein Mauthaus (= kaiserliche Maut) westlich des Wegkreuzes vor dem Anwesen der STUAG; die städtische Maut wurde auf der Höhe des Bürgerspitals (=im ehemaligen Kirchenbau) eingehoben, der Mautbalken reichte bis zum gegenüberliegenden „Spielerwirt”. In der Unteren Vorstadt stand das Mauthaus neben dem Lagerhaus (gegenüber der heutigen Musikschule), ebenso befand sich an der Drau (in der Nähe der alten Draubrücke) ein Mauthaus (38a). Zumindest im 17./18. Jahrhundert scheint südlich der Stadtmauer unterhalb des St. Pauler Zollhofes, der Dechantei und Propstei auf halber Höhe des Steilhanges eine zweite, vorgelagerte Mauerlinie verlaufen zu sein (39). Gegen Ende des 18. Jahrhunderts gab es seitens der Bürger erste Versuche, die Stadtmauer zu durchbrechen und das Baumaterial anderweitig zu nutzen (zum Beispiel 1784 zur Erweiterung des Stadtfriedhofes zwischen dem Stadtschulhaus Nr. 48 und dem Haus Nr. 47). Die Stadttore und die Stadtmauer wurden erst im 19. Jahrhundert sukzessive niedergelegt. Die heutige Mettingerstraße verläuft etwa auf dem damals aufgefüllten Stadtgraben.
(37) L'ESTOCQ (wie Anm. 17) III, S. 2 f. – J. SEEMÜLLER, Ottokars Österreichische Reimchronik. (MGH. Deutsche Chroniken V/2, 2. Aufl. 1974) Vers 62.400 und 95.590. – KLA, Kapitelarchiv V., Urk.-Reg. Nr. 78: Hier ist zum Jahre 1445 von einem Haus „am unteren Burgtor am Graben” die Rede.
(38) L'ESTOCQ (wie Anm. 17) III, S. 6.
(39) L'ESTOCQ, a. a. O., S. 8.
Mit dem Wehrcharakter der Stadt hing die Vierteleinteilung zusammen. Sie läßt sich seit dem 17. Jahrhundert [zum Beispiel 1602: Obere Stadt (= Gebiet westlich der Linie herzogliche Burg, später obere Stadtkaserne – bürgerliches Zeughaus beziehungsweise Stadtwachthaus, später untere Stadtkaserne), 1637 Untere Stadt ( = Gebiet östlich dieser Linie)] wie folgt beschreiben (zum Beispiel 1793): 1. Viertel: Häuser westlich der Linie obere Stadtkaserne – untere Stadtkaserne innerhalb der Stadtmauer, einschließlich der Oberen Vorstadt; 2. Viertel: Häuser östlich dieser Linie einschließlich der Unteren Vorstadt; 3. Viertel: St. Ruprecht–Weinberg–Ritzing; 4. Viertel: Mühlgraben–Ob der Drau–Bei der Drau (40). Neben dem bürgerlichen Zeughaus (= Stadtwachthaus, Hnr. 65 am unteren Platz beziehungsweise untere Stadtkaserne) deuten auch mehrere bürgerliche Schießstätten auf die Wehrhaftigkeit Völkermarkts hin, darunter jene hinter dem Mazighonischen Haus in der Judenschulgasse bei der Stadtmauer (41), sowie die Sommerschießstätte beim Haus Nr. 14 in der Oberen Vorstadt.
(40) L'ESTOCQ, a. a. O., S. 14.
(41) L'ESTOCQ, a. a. O., S. 4.
Mit Hilfe der ältesten überlieferten topographischen Bezeichnungen können leider keine Lokalisierungen vorgenommen werden, doch weisen sie gemauerte Häuser schon im 12. Jahrhundert aus. 1147 wird eine „domus Bonardi”, 1204 die „domus Baldwini de Uolchenmarchet” genannt, ohne daß genauere Angaben möglich sind. Auch der 1422 genannte „Michl in Salczhaws” läßt sich nicht lokalisieren. Die Bürgerliste (42) bis etwa 1500 zeigt jedoch, daß etwa vom Schulmeister Liphart (1332) über Kaufleute und Handwerker usw. alle sozialen Schichten vertreten sind. Um den eigenartigen, hakenförmigen Hauptplatz (unterer und oberer Platz), dessen Erweiterung in südnördlicher Richtung vermutlich mit der Errichtung der Burg im Norden zusammenhängt (43), gruppiert sich eine Reihe wichtiger Häuser und Gassen. Noch im Jahre 1751 siedelten am Hauptplatz vor allem Ratsherrenfamilien wie die Gözhaber, Isopp, Colman, Niderman, Prinzhoffer, Schluga, Schwarz, Sodia, Samiz, Strasguetl, Struzman, Pacher, Reichman, Tangerner, Weittenhiller und andere. Lag die Bleigasse (1385) wie auch die sogenannte „Draugasse” noch im Bereiche von Alt-Völkermarkt (St. Ruprecht) und ist die 1419 bezeugte „Mitterngasse” (44) wohl mit der späteren Getreidegasse (heute 2. Mai-Straße) identisch, so hat die von der Burg ostwärts ziehende „Vaschanggasse” (1492) ihren Namen von der Faschangstiftung (1469) des aus Nürnberg stammenden Ratsbürgers Leonhard Ayrer (45) erhalten.
(42) OGRIS (wie Anm. 5) S. 198 ff.
(43) DINKLAGE, Kleine Geschichte, S. 51. – K. ULBRICH, Städte und Märkte in Kärnten, in: Wiener Geographische Studien 9 (1939) S. 20, nimmt dagegen einen späteren Einbau des Häuserblocks zwischen Münzgasse und Hauptplatz an.
(44) KLA, Kapitelarchiv V., Urk.-Reg. Nr. 46: 1385 Mai 12. – Vgl. W. WADL, Geschichte der Juden in Kärnten im Mittelalter. Mit einem Ausblick bis zum Jahre 1867. (Das Kärntner Landesarchiv 9, 1981) S. 148.
(45) Vgl. W. NEUMANN, Kärntens Städte am Ausgang des Mittelalters, in: Bausteine zur Geschichte Kärntens. (Das Kärntner Landesarchiv 12, 1985) S. 344. – OGRIS (wie Anm. 5) S. 16.
Die Bildung von Vorstädten ist für das Jahr 1489 bezeugt, doch wird sie zumindest in den Beginn des Jahrhunderts zu setzen sein. Damals (1489), so berichtet Jakob Unrest, habe sich im Zuge der Türkenkriege der ungarische Hauptmann Jakob Zeckl „… bey dem kloster in die furstatt…” gelegt und vergeblich Völkermarkt zu erstürmen versucht. Damit ist die Obere Vorstadt beim Augustinerkloster gemeint. Im Informativprozeß des Jahres 1588 (Plan der Gründung eines Bistums Völkermarkt) werden bereits zwei Vorstädte (eine „Obere” und „Untere”) genannt. Im Jahre 1683 siedelten 148 Bürger (= 74%) in der Stadt, 30 (= 15%) in der Oberen und 22 (= 11%) in der Unteren Vorstadt. Insgesamt gab es also im Jahre 1683 in Völkermarkt 200 Bürger, was einer Gesamtbevölkerung von ca. 1.500 bis 2.000 Einwohnern entspricht. Bis zum Jahre 1828 läßt sich ein leichter Zuzug in die Stadt selbst beobachten: 214 Bürger (= 81,68%) in 148 Häusern in der Stadt, 25 (= 9,54%) in 20 Häusern in der Klagenfurter Vorstadt und 23 Bürger (= 8,78%) in 11 Häusern in der Griffner Vorstadt. Insgesamt lebten 262 Bürger in 179 Häusern (46). Damit blieb die Zahl über die Jahrhunderte hinweg bis zur ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts weitgehend stabil.
(46) OGRIS, a. a. O., S. 10–13.
Wer waren nun die Bürger beziehungsweise Bewohner Völkermarkts, woher stammten sie? Diese Frage zu beantworten ist wichtig im Hinblick auf die nationale Fragestellung im 19. und 20. Jahrhundert. Urkundlich am besten faßbar sind in Völkermarkt ab dem 12. Jahrhundert, bis zu ihrer Vertreibung im Jahre 1496, die Juden (47). An sie erinnern abgesehen von der ältesten Bezeichnung für den Ort die Nennungen ab 1292 im Zusammenhang mit der herzoglichen Münze zu Völkermarkt, umfangreicher und über die ganze Stadt verstreuter Hausbesitz sowie einige topographische Bezeichnungen. Seit 1333 ist für Völkermarkt das Bestehen einer Synagoge urkundlich gesichert, zumindest seit dem 15. Jahrhundert befand sie sich an der Stelle des alten Gerichtsdienerhauses und heutigen Bezirksgerichts (Hnr. 62), und zwar des Arresttrakts, wogegen das heutige Bezirksgerichtsgebäude im Jahre 1895 erbaut wurde (48). Im Jahre 1498 schenkte Maximilian I. Richter und Rat zu Völkermarkt „den judentempl, schul und platz” (49). Die Judenschulgasse oder das „Judengässel” führte im 17./18. Jahrhundert vom Unteren Platz zur Judenschule. Jüdischer Hausbesitz ist unter anderem in der Herrengasse wahrscheinlich, in der Nähe des Bürgerspitals vor 1496 gesichert. Weitere Bezeichnungen wie „Judenbrunnen” (1293), „Judensteig” (nach L'Estocq die Bezeichnung für den Fahrweg von der Klagenfurter Straße zum Schinderhof, Hnr. Oberritzing 1) und „Judeneck” (1408) lassen sich nicht genau lokalisieren, scheinen aber allesamt im Bereich westlich der Stadt auf dem früheren Schinderriegel (heute Lilienberg), wo auch der Judenfriedhof lag, beziehungsweise darunter gelegen gewesen zu sein, wo auch die Nähe zu St. Ruprecht gegeben ist (50).
(47) Zu ihnen vgl. jetzt zusammenfassend WADL, Juden in Kärnten (wie Anm. 44) S. 139–149.
(48) L'ESTOCQ (wie Anm. 17) IV, S. 30.
(49) WADL, Juden in Kärnten, S. 147.
(50) WADL, a. a. O., S. 148 f. – L'ESTOCQ (wie Anm. 17) IV, S. 4. Das „Judeneck” wird folgendermaßen beschrieben: „Rawfferin hat ze lechen ainen hof dacz Volkemarkt haizzt Judennekg bei den Mullen im purchfrid”. (OGRIS, wie Anm. 5, S. 5).
Die Herkunft der Bürger kann unter drei Aspekten betrachtet werden: der Zuwanderung aus dem Kärntner Raum (Umgebung Völkermarkts, aber auch aus Oberkärnten), jener von Norden her aus dem süddeutschen Raum und vom Süden aus Krain und Italien sowie jener auf der Handelslinie Villach–Völkermarkt–Marburg (Maribor) (51). Neben Kärnten sind aus dem österreichischen Raum vor allem die Steiermark, Wien, Niederösterreich und Salzburg zu nennen, im Süden reicht das Einzugsgebiet bis Venedig und Laibach (Ljubljana). Vom Norden her ist am stärksten Baiern vertreten (zum Beispiel 1479: Ulmer, 1508: Degkendorffer usw.). Aus Franken stammte die bedeutendste Völkermarkter Handelsfamilie, die Weittenhiller, die um 1630 nach Völkermarkt gekommen war und Handelsbeziehungen bis Wien und weit in den Süden unterhielt.
(51) OGRIS, a. a. O., S. 17–45.
Die wirtschaftspolitische Bedeutung Völkermarkts lag einerseits in seiner Rolle als Binnenmarkt des Jauntales, andererseits aber auch als Fernhandelsstadt. Für das bäuerliche Umland der Stadt wichtig waren von jeher die Markttage. Heute noch – und schon vor 1588 – wird jeweils am Mittwoch der Wochenmarkt gehalten. Sehr alt sind die beiden in Völkermarkt traditionellen Jahrmärkte zu Ruperti (24. September) und kraft der Privilegierung Kaiser Friedrichs III. im Jahre 1478 am Sonntag nach dem Veitstag (= nach dem 15. Juni). Seit 1401 ist die Jahrmarktswiese urkundlich bezeugt; sie befand sich dies- und jenseits des Ostteiles der heutigen Umfahrungsstraße (52). – Für den Handel der Stadt von größter Wichtigkeit waren die in der Frühzeit der habsburgischen Herrschaft in Kärnten erteilten herzoglichen Privilegien. Einer beim Herrschaftsantritt (1335) erteilten dreijährigen Steuerfreiheit folgte zunächst 1363 die Verleihung der Mautfreiheit und schließlich im Jahre 1405 durch Herzog Wilhelm das Privileg der Eisenniederlage, zunächst nur für das Waldensteiner Eisen. Kaiser Friedrich III. bestätigte dieses Privileg im Jahre 1479 und erweiterte es auch auf das Hüttenberger Eisen. Im 14. und 15. Jahrhundert ist deutlich die landesfürstliche Städtepolitik in Kärnten spürbar; so 1386, als die Städte St. Veit, Völkermarkt und Klagenfurt ein wechselseitiges Bündnis zu gegenseitiger Hilfe (Handel) schlossen, und 1487, als ihnen Friedrich III. ein gemeinsames Verhalten gegen die Eisenhändler aus bambergischen Ländern auftrug. Wie wichtig diese Einigung war, zeigte ein Streit zwischen St. Veit und Völkermarkt im Jahre 1428 wegen „der fuerfart ze Volchenmarkcht”, den die St. Veiter zu ihren Gunsten entscheiden konnten, weil sie ihr Stadtarchiv besser in Ordnung gehalten hatten und ihre alten Rechte mit besiegelten „prieffen” belegen konnten (53). Im Eisenhandel und als Hammergewerken waren im 16./17. Jahrhundert die Familien Umfahrer, Seidner, Struggel, Brauneisen, Kronthal, Stich, Neumann, Tengg, Graf Thurn, Christalnigg, Wodapiutz, Veldner, Spadon, die Italiener Mazighoni, Joanelli und andere tätig (54).
(52) DINKLAGE, Kleine Geschichte, S. 13.
(53) DINKLAGE, a. a. O., S. 11 f. – MDC XI, n. 82.
(54) OGRIS (wie Anm. 5) S. 89 f.
Für den Weinhandel war Völkermarkt, wo ja teilweise auch Wein angebaut wurde (Weinberg!), ein wichtiger Umschlagplatz. Im Jahre 1397 erhielt das Kloster Viktring von Herzog Wilhelm die Zoll- und Mautfreiheit zu Völkermarkt für Wein, 1407 wurde dem Gurker Bischof von Herzog Ernst erlaubt, den südsteirischen Wein über Völkermarkt nach Straßburg zu führen (55). Schließlich verfügte Friedrich III. im Jahre 1443,”… das khein Oberlender der anhero khombt, von kheinen Niederlender, sondern von den burgern alda einkhauffen sol…” (56). Der Handel, seit 1279 urkundlich belegt (”Abraham, filius Reinheri mercatoris”) (57), umfaßte natürlich auch andere Waren wie etwa das Salz, wobei Völkermarkt zum Absatzgebiet des Ausseer Salzes gehörte (58), die Tuche (Tuchscherer!) usw. Im 18. Jahrhundert holten die Völkermarkter ihre Waren hauptsächlich von den Märkten in Linz, Klagenfurt und Triest.
(55) OGRIS, a. a. O., S. 12.
(56) KLA, Registraturprotokoll V., fol. 4.
(57) MDC V, n. 396.
(58) OGRIS (wie Anm. 5) S. 88.
Neben dem Handel und den Kaufherrenfamilien spielte in Völkermarkt wie auch anderswo das zünftisch in Bruderschaften organisierte Handwerk eine wichtige Rolle; dies spiegelt sich zum Teil in den Gassennamen der Stadt wieder (siehe unten). Die Müller (12. Jahrhundert), Goldschmiede (1218), Schneider (ab 1278), Tuchscherer (1345), das Schankgewerbe (seit 1318) sind die ältesten genannten Gewerbe in der Stadt, die älteste Bruderschaft ist jene der Schuster und Lederer, deren Satzungen aus dem Jahre 1383 überliefert sind (59). Neben der Schusterbruderschaft gab es in Völkermarkt eine Bürgerzeche (= Gottesleichnamszeche oder Fronleichnamszeche), selbstverständlich waren Gewerbe wie die Fleischer, Bäcker, Müller etc. in Bruderschaften organisiert; im Jahre 1751 gab es in Völkermarkt 12 Bruderschaften (60). Mit dem Schwinden der politischen Bedeutung Völkermarkts seit dem Ende des 18. Jahrhunderts büßte auch der Handel immer mehr seine Bedeutung ein, die Zünfte waren schon früher in ihren Strukturen weitgehend erstarrt. Der Ausbau der Loiblstraße in den zwanziger Jahren des 18. Jahrhunderts war dem Handel über Völkermarkt auch nicht förderlich.
(59) OGRIS, a. a. O., S. 92 ff. – DINKLAGE, Kleine Geschichte, S. 10 f.
(60) OGRIS, a. a. O., S. 94 ff.
Hand in Hand mit dem Aufschwung von Handel und Gewerbe vom 15. bis zum 18. Jahrhundert ging eine politische Differenzierung im Stadtregiment. Der Stadtrichter (seit 1788 Bürgermeister) stand an der Spitze des Rates, der sich zumindest vor dem Jahre 1636 in den inneren (die Zwölf) und äußeren Rat (die Acht) aufgespaltet hatte. Dies kam einer Beteiligung des Handwerks am Stadtregiment gleich, doch stellte auch weiterhin der innere Rat den Stadtrichter. Dem inneren Rat stand auch die Nutzung der Jahrmarktswiese und der sogenannten „Raifwiese” (auch „Faschangwiese” genannt; sie lag in der Ritzing im Bogen des Ledererbaches, bei der „kleinen Drau” beziehungsweise bei der alten Draubrücke, 1632) zu. Äußerst lehrreich für das Amtsethos der Ratsherren im 18. Jahrhundert ist folgende, auf Aristoteles (!) zurückgeführte Eintragung im Ratsprotokoll der Stadt Völkermarkt zum Jahre 1740, in der gegen Schadenfreude, Trunksucht, Kleinmut, und für die Wahrhaftigkeit, Friedfertigkeit, Fröhlichkeit usw. eingetreten wird (61):
(61) OGRIS, a. a. O., S. 64.
„Lehr und Documenta Aristotelis Philosophy:
Heimbliche Ding verschweigen solst./ Deine Reden auswög wie das Gold./ Sei warhaftig an allen Orten./Sei nicht zu gach in deinen Worten./Tilg ab dein Zorn, laß ihm kein Sieg./Gib auch nicht statt dem Zank und Krieg./ Red kein Übels aus Haß und Neid./Hüet dich allzeit vor Trunkenheit./Auf alle Reden solst du nicht bauen./Deinen versöhnten Feindt nicht trauen./ Verlorns Guet nicht traurig klag,/das man nicht wiederbringen mag./Und freu dich auch zu keiner Zeit,/deines Negsten Widerwertigkeit./Sei lustig in deinen Dingen,/so wird dir selten mißlingen.”
Daß der wirtschaftliche Aufschwung Völkermarkts im 15. Jahrhundert auch politisch zugunsten der Stadt umgemünzt werden konnte, zeigt die Tatsache, daß hier im Jahre 1453 der erste Generallandtag der Länder Steiermark, Kärnten und Krain zusammentrat, um gegen die drohende Kriegsgefahr (Ungarn, Türken) Gegenmaßnahmen zu beraten; ebenso tagte 1470 (Generallandtag unter Anwesenheit Friedrichs III., Baumkircherfehde) und 1477 der Landtag in Völkermarkt (62). Mit der Verlagerung des politischen Schwergewichts durch die Landstände auf die seit 1518 neue Landeshauptstadt Klagenfurt war für Völkermarkt, wie auch für St. Veit, die Möglichkeit einer diesbezüglichen Weiterentwicklung dahin. Erst im Zuge der theresianischen Reformen und der Einteilung Kärntens in drei Kreise wurde Völkermarkt für kurze Zeit (1748–1782) zur Kreisstadt für den „Unteren Kreis”; das Kreisamt befand sich im Haus Nr. 77 (Medwedhaus, das 1978 abgetragen wurde).
(62) OGRIS, Kurze Geschichte der Kärntner Landtage, in: Geschäftsordnung des Kärntner Landtages, 1975, S. 21.
Die Stadtgeschichte des 16. und beginnenden 17. Jahrhunderts ist weitgehend geprägt von den geistigen Auseinandersetzungen, wie sie sich aus der Reformation und Gegenreformation ergeben haben (63). Schon seit den zwanziger und dreißiger Jahren des 16. Jahrhunderts war reformatorisches Gedankengut in der Handelsstadt verbreitet worden. 1554 wird bereits gemeldet, die Völkermarkter hätten einen lutherischen Prädikanten gehabt. Richter und Rat förderten in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts die Prädikanten, die recht zahlreich in der Stadt wirkten (Johann Hauser, Georg Griess, Markus Knorr, Georg Wieser und andere). Als im Jahre 1588 der nicht realisierte Plan zur Einrichtung eines Bistums Völkermarkt gefaßt wurde, ergaben die diesbezüglichen Erhebungen in religiöser Hinsicht, daß von ca. 2.000 Seelen zwar 300 katholisch kommuniziert hätten, die Stadt aber sehr stark von der „lutherischen Irrlehre” (64) erfaßt sei. Als die Gegenreformation eingeleitet wurde, schrieb Ferdinand II. im Jahre 1599 an die Völkermarkter, er wisse, daß der Prädikant noch zu Töllerberg (Schloß westlich Völkermarkt) tätig sei. Die Gegenreformation kam zunächst nur mühsam voran, zu Beginn des 17. Jahrhunderts waren in Völkermarkt noch 139 Bürger und Bürgerinnen protestantisch. In einem überlieferten Protestantenkatalog finden wir ziemlich alle Berufsstände vertreten. Besonders „halsstarrig” waren die Frauen, die ihren Männern nicht gehorchten und sich nicht bekehren wollten.
(63) OGRIS (wie Anm. 5) S. 129 ff.
(64) J. RAINER, Das geplante Bistum V., in: Car. I, 1960, S. 815 und 817.
Im Jahre 1600 kam die Religionsreformationskommission nach Völkermarkt. Die Prädikanten wurden vertrieben, die Bürger vor die Wahl gestellt, sich zu bekehren oder auszuwandern. Die meisten zogen die Bekehrung, da und dort auch nur scheinbar, dem Landesverweis vor, einige wanderten auch aus. Eine der Folgen dieser Auseinandersetzungen war die Zerstörung der am Puschelkogel (westlich Völkermarkt gegen die Ruhstatt) gelegenen, seit dem 14. Jahrhundert bezeugten Egydi-Kirche (65) im Jahre 1600; übrigens wurde in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts auch die Marienkirche beim Augustinerkloster für protestantische Gottesdienste benutzt (66). Jedoch nicht alle Verwüstungen und Zerstörungen sind auf diese Zeit der geistigen Unruhe zurückzuführen; der Einsturz des südlichen Turmes der St.-Maria-Magdalena-Pfarrkirche ist eine Folge des Erdbebens von 1690. – Erst im 20. Jahrhundert konnte sich die evangelische Pfarrgemeinde Völkermarkt organisieren; zunächst als Pfarrgemeinde Wolfsberg-Völkermarkt (1933), in welchem Jahre auch der Baugrund für Kirche und Pfarrhaus erworben werden konnte. Bis zur Einweihung der Kirche im Jahre 1949 wurden die Gottesdienste dank der ökumenischen Gesinnung des bischöflichen Ordinariats vorübergehend in der Kreuzberglkirche am Kalvarienberg gehalten, 1951 wurde Völkermarkt zur selbständigen Tochtergemeinde Wolfsbergs (67).
(65) DINKLAGE, Kleine Geschichte, S. 18.
(66) Erläuterungen (wie Anm. 22) II/8/2, S. 100.
(67) E. HILDEBRANDT, Evangelische Kirche einst und jetzt, in: 700 Jahre Stadt V., 1953, S. 40f.
Besondere Aufmerksamkeit wurde in der Reformationszeit dem Schulwesen geschenkt. Die Entwicklung der seit dem 13. Jahrhundert überlieferten Kapitelschule zu Völkermarkt verlief ähnlich der in anderen Städten (68). Nun aber begannen sich Beschwerden über den „deutschen Schulmeister” (um 1570), den „unkatholischen Schulmeister” (1598) zu häufen (69). Seit dem Jahre 1558 ist die Existenz einer Stadtschule im Hause Nr. 48 (südöstlich der Kirche) gesichert, wo sie bis 1873 verblieb. Damals entstand an der Stelle des alten Trunk'schen Hauses (Nr. 60/61) am Unteren Platz die neue, zweistöckige Volksschule, 1874 konnte bereits mit dem Unterricht begonnen werden. Der Wunsch der Völkermarkter nach einer Bürgerschule wurde in den Jahren 1899/1900 in der Mettingerstraße erfüllt (seit 1927 Hauptschule), 1905 erfolgte der Anbau einer Turnhalle. Heute kann man Völkermarkt getrost als Schulstadt mit zentraler Funktion bezeichnen. Die Volksschulen I und II übersiedelten 1957 in die freigewordene Hauptschule, 1971 wurde der moderne Zubau errichtet. Die Hauptschule erhielt 1958 ihren heutigen Bau. Ein Bundesgymnasium und Bundesrealgymnasium (gegründet 1965/66, Bau 1975), eine Handelsschule und Handelsakademie (seit 1973/74, im ehemaligen Hauptschulgebäude, Zubau ab 1980), eine gewerbliche Berufsschule (seit 1922, heute untergebracht im aufgestockten ehemaligen Volksschulgebäude) sowie zwei weiterführende Schulen für Mädchen (seit 1955/56 beziehungsweise 1975/76) unterstreichen die Bedeutung Völkermarkts als Schulstadt (70). Die slowenischen Schulschwestern aus Marburg (Maribor) sind seit dem Jahre 1896 in dem Gebäude an der heutigen Umfahrungsstraße (erbaut 1895) untergebracht.
(68) K. WIT, Aus der Geschichte des V.er Schulwesens, in: 700 Jahre Stadt V., 1953, S. 42 ff. – DERS., Chronik der Großgemeinde V., 1980, S. 97 ff.
(69) OGRIS (wie Anm. 5) S. 133 ff.
(70) WIT, Chronik, S. 100 ff.
Die topographischen Verhältisse in Völkermarkt seit dem 16./17. Jahrhundert hat Hermann L'Estocq in einer nicht veröffentlichten Studie (71) ziemlich genau beschrieben; ihr folgen wir hier. Dabei ist zu beachten, daß es in Völkermarkt infolge zahlreicher Brände (1308, 1541, 1602, 1637, 1655, 1678, 1696, 1796 und 1830 waren die verheerendsten) sehr schwer ist, die Bausubstanz einzelner Häuser ihrer Kontinuität nach zu verfolgen. Verläßliche Quellen gibt es außer den Urkunden erst mit den Ratsprotokollen ab 1634, sodaß die Datierung insoferne problematisch bleibt, als manche Häuser sicherlich älteren Ursprungs sind. Der Einfachheit halber werden die Gassen und Plätze alphabetisch behandelt:
(71) L'ESTOCQ (wie Anm. 17) IV: V.s Gassen, Straßen, Plätze und merkwürdige Häuser. Ortsbezeichnungen und bemerkenswerte Häuser außerhalb des Weichbildes der Stadt innerhalb des alten Stadtburgfriedes V. (1925). – Soweit nicht näher zitiert, finden sich die Belege in dieser Arbeit, deren graphische Gestaltung Ing. Franz Baumann besorgte.
Am Stadtgraben: Er verlief im Bereiche der heutigen Mettingerstraße vor der nördlichen Stadtmauer und verband den Oberen mit dem Unteren Torplatz. Um die Jahrhundertwende beziehungsweise noch davor entstanden auf dem zugeschütteten Stadtgraben die Häuser Nr. 154, 155 und 158.
Faschang- bzw. Faschinggasse: Sie umfaßte die Häuser Nr. 2 bis 14 sowie 149 und reicht ihrer Entstehung nach ins 15. Jahrhundert zurück (siehe oben). Im Jahre 1635 wird ein zum 14-Nothelfer-Altar der Kirche St.-Maria-Magdalena gestiftetes Haus, das „Faschang-Stiftshaus”, erwähnt; die Stiftung selbst datiert aus dem Jahre 1469. Die Lokalisierung ist ungewiß, doch könnte es sich um das Haus Nr. 6, das unter der Mauertünche die Jahreszahl 1542 trägt, handeln.
Fleischhacker- oder Fleischhauergasse: Sie wird auch „Bei den Fleischbänken” genannt. Hierher gehörten die Häuser Nr. 81, 104 bis 107 und 147. Erst nach 1891 wurde sie mit dem unteren Teil der Herrengasse in Münzgasse umbenannt, welche Bezeichnung nach dem „Münzhäusel” (Hnr. 131) angeblich schon seit dem 18. Jahrhundert teilweise gebraucht wurde. Die Bezeichnung „Bei den Fleischbänken” deutet darauf hin, daß die Gasse ihren Namen nach dem Gewerbe und nicht nach dem Völkermarkter Stadtrichter Michel Fleischhacker (1491–1492) erhalten hat. Das Haus Nr. 81, in dem sich Reste einer Kapelle befinden, beherbergt die in Völkermarkt seit 1588 bezeugte Apotheke „Mariahilf” (Name im 17. Jahrhundert überliefert). Dieses Patrizierhaus steht an der sogenannten „Apothekerecke” (1786), einem kleinen Platz westlich des Unteren Platzes.
Griffner Straße, Untere Vorstadt: Sie wird im 18. Jahrhundert auch Griffner Vorstadt genannt und umfaßte die Häuser Nr. 1 bis 11, 17 bis 20 und 22. Hier siedelte sich in den dreißiger Jahren des 18. Jahrhunderts im Haus Nr. 2 die aus Althofen zugezogene Bäckerfamilie Scheucher (auch Scheicher) an (vgl. das wappenartige Zunftzeichen der Bäcker ober dem Tor), die Floriani-Inschrift zeigt ein Chronogramm zum Jahre 1737. Im Haus Nr. 4 befand sich eine Kesselbierbrauerei; 1824 wurde es umgebaut. Das gemauerte Kreuz am Ende der Griffner Vorstadt, das sogenannte „Vollmayrkreuz” (nach dem Bürger Kaspar Vollmayr) trug die Jahreszahl 1681 (renoviert 1865) und zeigte die Heiligen Agnes, Florian, die Muttergottes und Szenen des Leidens Jesu (heute abgetragen).
Herrengasse: Ursprünglich umfaßte die Herrengasse die Häuser Nr. 108 bis 133, 150, 157 und 159. Seit 1777 hieß sie auch Postgasse (später Obere Postgasse). Somit gehörten auch Teile der oberen Münzgasse zur Herrengasse, einschließlich des Münzhauses Nr. 131. Dieses wurde im Jahre 1616 vom Kapitel an den Bürger Hans Ekhendorffer verkauft, 1666 an den kaiserlichen Aufschläger zu Völkermarkt, Georg Räbinger, und 1687 an Georg Gözhaber (72). Der Name Herrengasse, vergleichbar mit vielen anderen Städten, nimmt zweifellos Bezug auf Adelige und Ratsbürger, die in diesem vornehmsten Wohnviertel Häuser besaßen. Nachweisbar sind unter anderen die Familien Kreuzer, Obdacher, Eynesdorfer, Mayer, Ungnad, Welzer, Presinger, Umfahrer (die um die Mitte des 16. Jahrhunderts auf dem Völkermarkter „Schloßberg” Schloß Kohlhof erbauten, in dessen Nähe sich eine Einsiedelei befand; im Jahre 1552 war Leonhard Umbfahrer Stadtrichter), die Khulmer, Apfalter, Mazigon usw., ohne daß die Häuser genau zugeordnet werden können. Das Haus Nr. 112 (Udehaus) gehörte im 17./18. Jahrhundert der Ratsherrenfamilie Ude.
(72) KLA, Kapitelarchiv V., Urk.-Reg. Nr. 159: 1616 Oktober, und Fasz. I. fol. 144f.: 1666 Mai 15.
Im Winkel: Hier befanden sich in der Südspitze der Stadt die Häuser Nr. 69 bis 74. Sie lagen hinter dem Zwinger und gehörten zur später so genannten „Bürgerlustgasse” (19. Jahrhundert). Erwähnenswert ist das Haus Nr. 70, das der Hüttenberger Eisenkompagnie gehörte und 1858 im Rauscherschen Besitze war.
Judenschulgasse oder Judengasse: Seit dem 15. Jahrhundert ist diese Bezeichnung überliefert, die Gasse umfaßte im 17./18. Jahrhundert die Häuser Nr. 67, 68 und 75 bis 78, früher vielleicht auch jene im Winkel (?). Die Bezeichnung „Judengasse” deutet nicht auf ein Ghetto hin, wie oben gezeigt werden konnte. Die der südlichen Stadtmauer vorgelagerte Ebene wurde in den vierziger Jahren des 19. Jahrhunderts nach Einebnung der Stadtmauer zu einem Garten umgestaltet und wohl wegen ihres schönen Ausblicks „Bürgerlust” genannt. Im Haus Nr. 77 war zwischen 1748 und 1782 das Kreisamt Völkermarkt untergebracht, das Haus Nr. 78 war Sitz der Eisenfaktorei Mazighon von Gillizstein; später (im 18. Jahrhundert) war es ein Kesselbierbrauhaus und wurde 1777 an die aus Althofen zugewanderte Brauereifamilie Schifer verkauft. Bei diesem Haus befand sich im 18. Jahrhundert und nach 1811 außerhalb der Stadtmauer eine Schießstätte.
Kapitelgässel: Diese kleine Gasse diente der Verbindung zwischen der Oberen Kirchengasse und der Getreidegasse (Traidgasse). Sie führte, ohne Hausnummern, zwischen den Gärten der alten Propstei (Hnr. 33) und alten Dechantei (Hnr. 32) durch.
Kapplerstraße: An ihr lagen die Häuser Nr. 11 bis 16, darunter das sogenannte „Haus am Stein” (Nr. 13). Die Straße führte vom Oberen Torplatz (Postplatz) in den Ritzinggraben und durch die Gemeinweide zur Draubrücke, dabei nur im Bereich zwischen der Apothekergrabenbrücke und der Ritzinggrabenbrücke auf der Trasse der heutigen Straße verlaufend.
Kirchengasse, Obere und Untere (16. Jh.): Zur Oberen Kirchengasse gehörten im 17./18. Jahrhundert die Häuser Nr. 41 bis 44 und 53 bis 57, zur Unteren Kirchengasse die Nr. 45 bis 47. Seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ist nur mehr die Bezeichnung Kirchengasse gebräuchlich. Da der Besitz der dem Propst und Kapitel beziehungsweise den Chorherren gehörigen Häuser stark wechselte (1592 acht Häuser, 1742 sieben Häuser, davon nur drei in der Kirchengasse gelegen) und sich keineswegs auf die Kirchengasse beschränkte, ist es sehr schwer, hier genaue Angaben zu machen. Fest steht, daß im Jahre 1858 neben der alten Propstei (Nr. 32) und alten Dechantei (Nr. 33) die Häuser Nr. 42 (mit Hausmarke und Jahreszahl 1562, Wildmanner-Benefiziat?, seit 1445), 43, 44 (Fischinger-Kanonikat), 52, 53, 54 (= neue Dechantei) und 55 (= neue Propstei) dem Kollegiatkapitel gehörten; das Haus Nr. 45 (bezeichnet mit Leonhard Rosenlacher 1503) war ein Kanonikerhaus. Von diesen Häusern lagen sieben in der Kirchengasse, Nr. 32 und 33 gingen im Jahre 1871 in bürgerlichen Besitz über.
Klagenfurter Straße, Obere Vorstadt: Sie verläuft Richtung Westen durch die Obere Vorstadt, auch Klagenfurter (19. Jahrhundert) beziehungsweise Augustinervorstadt (18. Jahrhundert) genannt und umfaßte die Häuser Nr. 1 bis 20. Im Haus Nr. 7 (volkstümlich auch Schloß „Thurnfall” beziehungsweise „Kloster” genannt) befindet sich seit 14. Oktober 1887 die Bezirkshauptmannschaft. Vorher war sie (1850/54 beziehungsweise 1868/87) im Hause Nr. 8 untergebracht, das von 1854 bis 1868 einzelne Abteilungen des gemischten Bezirksamtes Völkermarkt und seit 1920 die Bezirkssteuerbehörde Völkermarkt beherbergte. Das neue Pestkreuz erinnert an die Pest des Jahres 1715 und ist zu Ehren der Pestheiligen Rochus, Sebastian und Rosalia errichtet. Der Turm der Bürgerspitalskirche St. Jakob (Hnr. 12) ist Ende des 18. Jahrhunderts abgetragen worden.
Schustergässel: So hieß im 17./18. Jahrhundert eine kleine Gassenverbindung zwischen der Traid- und der Faschanggasse; sie hatte keine Hausnumerierung.
Schwanengasse: Wenn der Name nicht von dem 1635 genannten Bürger Primus Schwan kommt, bleibt er zunächst ungeklärt. Die Gasse umfaßte die Häuser Nr. 82 bis 103 (vom Perkonig- beziehungsweise Praumillerhaus bis zum Glantschnigghaus). Seit 1892 war das Haus Nr. 82 Sitz der Gendarmeriekaserne und des Bezirksgendarmeriekommandos.
Traidgasse (= Getreidegasse): Sie hieß seit Ende des 18. Jahrhunderts auch „Untere Postgasse” und umfaßte die Häuser Nr. 22 bis 36. In ihr standen die alte Propstei und Dechantei, an der Ecke Traidgasse–Oberer Platz lag im Hause Nr. 37 der alte Posthof. Die Herrengasse und Traidgasse dienten dem Post-Durchzugsverkehr (seit 1743 sind in Völkermarkt Postmeister bekannt).
Udegässel: Ebenfalls ohne Hausnummern stellte das Udegässel (nach der Ratherrenfamilie Ude) die Verbindung zwischen der Herrengasse und der Schwanengasse her; sie führte bis zum Zwinger. Teilweise wurde auch unterschieden zwischen dem Unteren Udegässel (Herrengasse–Schwanengasse), welches im 19. Jahrhundert auch „Lederergassel” genannt wurde, und dem Oberen Udegässel (Schwanengasse–Stadtringmauer). Für das Udegässel waren im 18. Jahrhundert auch die Bezeichnungen Ziller- und Schießstattgässel üblich.
Am Freythof: Nach den Friedhofserweiterungen der Jahre 1491 und 1783 (Schleifung der Ringmauer zwischen den Häusern Nr. 47 und 48) wurde der heutige Friedhof vor 1827 in der Nähe des sogenannten alten Pestkreuzes (verschwunden) neu angelegt. Vom alten Friedhof blieb der Name, der die Häuser Nr. 48 bis 53 umfaßte, darunter mit Nr. 48 das alte Stadtschulhaus (1558), Nr. 49 das Kapitelmesnerhaus und Nr. 50 den St. Pauler Zollhof (Inschrift von 1590).
Oberer Brunnenplatz: Innerhalb der Ringmauer wurde beim Oberen Stadttor (abgetragen 1864) der Platz eingeebnet; dort stand bis 1913 ein Brunnen, der seit der Eröffnung der Wasserleitung im Jahre 1887 seine Funktion verloren hatte. Heute ziert den Platz wieder ein Brunnen (datiert mit dem Jahre 1846, renoviert 1954).
Oberer Platz: Um den Oberen Platz stehen, beginnend mit der „Burg” (seit 1954 Rathaus, Hnr. 1) die Häuser Nr. 15 bis 21, 37 bis 40 und 134 bis 143. Der Obere Platz ist der nördlich der Linie Herrengasse–Traidgasse gelegene Teil des Hauptplatzes; er liegt unmittelbar vor der Burg. Seit dem 17. Jahrhundert nachweisbar, stand sowohl hier als auch am Unteren Platz ein Brunnen. Das heutige Rathaus (die „Burg”) hieß früher auch Obere Kaserne (oder Stadtkaserne), welche Funktion ihr bis ca. 1870 zukam (1796/97 Militärspital). Am Oberen Platz stehen einige wichtige Häuser: Nr. 37 ist das alte Posthaus, Nr. 17 das Geburtshaus des Kärntner Gynäkologen Dr. August Krassnigg (1832–1896), Nr. 21 das Predingerhaus, in dem sich die von Valvasor erzählte Geschichte des Ritters Ulrich von Eibiswald abgespielt haben soll; nach der Familie Pacher kam es in den Besitz der Familie Magnet (19. Jahrhundert). Die Häuser Nr. 38, 39 (Schluga), 139 (Scheriau) und 142 (Strutzmann, Zechner) waren Ratsherrenhäuser. Besondere Beachtung verdient das Haus Nr. 138 an der Westseite, weil in ihm die Landtage abgehalten worden sein sollen. Alte Bogengewölbe und die Jahreszahl 1543 an der Front zur Münzgasse zeugen vom hohen Alter dieses früher auch als „Landhaus” bezeichneten Gebäudes.
Oberer Torplatz: Er umfaßte die Häuser Nr. 1 bis 5 der Oberen Vorstadt. Früher hieß er auch noch Klagenfurter Torplatz und später Postplatz, wohl nach dem Haus Nr. 4 (Neuer Posthof). Das Haus Nr. 2 gehörte der Hüttenberger Eisenkompagnie, Nr. 5 der Färberfamilie Pinteritsch.
Unterer Platz: Er gehört gewiß zum ältesten Teil des 1231 verlegten Völkermarkt und umfaßte im 17./18. Jahrhundert die Häuser Nr. 58 bis 66, 79, 80, 144 bis 146 und 148. Er liegt südlich der oben erwähnten Verkehrslinie. Das wichtigste Gebäude am Unteren Platz war das Rathaus der Stadt (Hnr. 144, altes Rathaus) mit seinen noch heute sichtbaren Laubengängen (datiert an der westlichsten Säule mit 1499), der Turm war im 18. Jahrhundert noch vorhanden. Vor der Südfront des alten Rathauses stand der Pranger (1687). Im alten Rathaus waren verschiedene Ämter untergebracht: der Magistrat Völkermarkt von 1788 bis 1850, das Bezirksgericht von 1850 bis 1896 und von 1854 bis 1868 einige Abteilungen des gemischten Bezirksamtes Völkermarkt. Im neuen Schulhaus (Nr. 60 und 61) befand sich seit 1874 die Volksschule; ebenfalls von großer Bedeutung für die Geschichte der Stadt war das Haus Nr. 65, das seit dem 17./18. Jahrhundert abwechselnd als Untere Kaserne, Stadtwachthaus, „Hauptwacht”, Bürgerliches Zeughaus und Magistratskaserne bezeichnet wurde. Dieses von der Stadt erst 1694 vom Bürger Kaschutnig (73) erworbene und auch Militär- und Spitalszwecken sowie der Lagerung von Salz dienende Haus beherbergte von 1850 bis 1954 den Magistrat (Stadtamthaus). Das Haus Nr. 62 (Stadtgerichtsdienerhaus) stand an der Stelle des 1895 erbauten Bezirksgerichts. In den Häusern Nr. 63 und 64 wird die seit dem 16. Jahrhundert überlieferte und weithin bekannte Zinngießerei (Familie Fiering) vermutet. Auf dem Unteren Platz wurde 1963 das Denkmal für die Gefallenen der Weltkriege und des Abwehrkampfes errichtet (74).
(73) DINKLAGE, Kleine Geschichte, S. 47.
(74) WIT, Chronik, S. 82.
Unterer Torplatz: Außer der Tatsache, daß im Hofe des Hauses Nr. 4 ein Ziehbrunnen stand (17./18. Jahrhundert „Ziehbrunnen beim Unteren Tor”) ist über das unter dem Abschnitt „Griffner Vorstadt” Gesagte hinaus nichts zu berichten.
Jedoch sollte noch kurz auf einige Merkwürdigkeiten innerhalb des alten Burgfrieds, jedoch außerhalb der Stadtmauer, eingegangen werden: Dabei ist neben der bereits erwähnten „Raifwiese” auch die „Plarn” (zumindest seit 1538), eine sich östlich der Griffner Straße bis zur Drauterrasse hinziehende, teilweise bebaute Ebene zu erwähnen. Hier befanden sich in der Nähe des heutigen Friedhofes (vor 1827, Erweiterung 1910) die Pestgruben, das alte Pestkreuz wird bis ins 18. Jahrhundert hinein erwähnt. Zu ihr wird auch der sogenannte „Muckenrain” (zwischen dem Fuchs-Hof und dem Mühlgraben) gezählt. Während sich im Norden der Stadt der Kustergraben hinzieht, fällt im Westen der Ritzinger-(oder Ledererbach-)graben steil ab; dort lag die Raifwiese. Beiderseits der Kapplerstraße lagen bis zum Fuchs-Hof die Weidegründe der Gemein, im Hnr. 14 (Unterritzing) wohnte der „Stadtherder” (Hirte). Die Schweinehalt lag am „Saurüssel” (= nördliche Abhänge des „Schelmengrabens”, 1687, der sich etwas östlich unterhalb der Stadtpfarrkirche hinzog). – Das „alte Mauthaus” lag ca. 200m südlich der Kapplerstraße, es bestand bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts.
Westlich des Ritzing- oder Ledererbachgrabens(15. Jahrhundert) lagen die Ortschaften Ober-, Mitter- und Unterritzing; sie umfaßten die Hnr. 2 bis 16. Ober der Terrasse, wo 1605 noch Wein angebaut wurde (75), erhebt sich der „Schinterberg”, auch „Schinderriegel”, an dessen Nordfuß unter Oberritzing Nr. 1 die Wasenmeisterei lag. Die Quelle westlich des Schinderriegels hieß Johannes- oder Judenbrunnen (76). Für das Gebiet der Ortschaft „Ob der Drau” (Hnr. 1 bis 9) war bis ins 18. Jahrhundert die Bezeichnung „im Farchach” (Föhren) üblich. Der alte Name für die Katastralgemeinde „Bei der Drau” hieß „Bei der Draustatt” und dürfte die alte Anlegestelle für die Flößer markieren.
(75) KLA, Kapitelarchiv V., Urk.-Reg. Nr. 144: 1605 November 3 (Erwähnung eines Weingartens in der Ritzing).
(76) Reimchronik (wie Anm. 37) Vers 61.889.
Brunnen und Teiche spielten früher eine weit größere wirtschaftliche Rolle als heute. Im „Spitalswald” (= Bürgerspital) lag am Nordabhang des Schinderberges (heute Lilienberg) der kaum mehr bekannte „Rabenprunn”, 1663 (auch Schinderbrünnl). Ebenso gehörte zum Bürgerspital der „Spital- oder Ruhestatt-Teich” (vor 1508) zwischen dem Spitalswald und der Klagenfurter Straße (wohl heutiger Ruhestatt-Teich). Der „Obere” und „Untere Kohlhoferteich” (beide bei St. Ruprecht) sowie der „Kusterteich” sind seit dem 17. Jahrhundert in den Ratsprotokollen faßbar; sie gehörten der Stadt Völkermarkt und dienten der Fisch-, Karpfen- und Krebsenzucht. Neben dem Oberen diente auch der Untere Treppoteich (benannt nach dem Treppo- bzw. Ziegelmacherhof) der Eisgewinnung (teilweise ausgetrocknet). Auch der „Tumpf beim Fuxen” und der „Ferchenteicht” (= Forellenteich) oberhalb der Blaudruckfabrik (Mühlgraben, Hnr. 20) – 1675 erwähnt, heute verschwunden – gehörten der Stadt.
Zu den ältesten Siedlungsgebieten des Raumes Völkermarkt zählten St. Ruprecht (= Alt-Völkermarkt) und der schon seit dem 12. Jahrhundert eine Rolle spielende Mühlgraben. St. Ruprecht (im 19. und 20. Jahrhundert auch manchmal als St. Ruprechter, selten auch als St. Veiter Vorstadt bezeichnet) dürfte sich um das alte Rupert-Kreuz (die jetzige Form ist neueren Datums) entwickelt haben. Seine, zum Unterschied vom 1231 verlegten Völkermarkt, unregelmäßige Form deutet auf das organische Wachsen des Marktes hin. Die Kirche ist das älteste bestehende Gebäude in dieser Siedlung, der St. Pauler Hof (1213), der Viktringer Hof (1204) sowie das frühere Kapitelhaus lassen sich nicht lokalisieren. Das unter dem Kohlhof liegende Haus vulgo Schwarz (Hnr. 1, Weinberg) ist alt und diente dem Pfarrer von St. Ruprecht als Pfarrhof. Zu St. Ruprecht gehörte neben den Gebäuden Hnr. 15 (Wunderhöfl, zum Augustinerkloster gehörig), 16 (Augustinerhöfl) und 21 (Munihöfl), aber auch der nicht mehr bestehende Schwarzen-, auch Sebarzenhof, der bis Ende des 18. Jahrhunderts der Familie Gradischnigg (= Burgstaller!) gehörte und 1781 an den Ratsherrn und Lederermeister Bartlmä Praumiller verkauft wurde. Der Hof (seit Ende des 19. Jahrhunderts Schrenkhof) liegt unter dem Strutzikogel (auch Lux- bzw. Fuxberg genannt).
Zu St. Ruprecht wurde auch die bis 1924 in Betrieb gewesene und damals der Stadt gehörige Kuster- oder Kumpfmühle (Hnr. 19) gezählt. Sie gehörte früher dem Kloster St. Paul, von dem sie 1377 der Bürger Chunrad der Chropf zu Lehen erhielt. Ebenso wie die Kustermühle stellten noch vor dem Ersten Weltkrieg zwei am Kusterbach befindliche Betriebe, eine Lodenfabrik und die Stampflsche Lohstampf, ihre Arbeit ein. Nördlich von St. Ruprecht befand sich neben dem Treppo- oder Ziegelmacherhof eine alte Ziegelei. Dieses Gebiet nördlich der Stadt war für die Wasserversorgung, die im Jahre 1887 modernisiert wurde, von größter Wichtigkeit. Die Leitungen führten vom Fuß des Kaltenbrunnberges, der ältesten Quelle der Stadt, durch St. Ruprecht. Die zweite wichtige Quelle für die Stadt war später der „Goldprunn” (1394), eine Quelle, die dem nahe gelegenen Goldbrunnhof (seit dem 16. Jahrhundert, auch Hopperlhof genannt) seinen Namen gegeben hat (seit 1913 landwirtschaftliche Schule).
Der Mühlgraben (seit 1776 namentlich überliefert) war jenes Gebiet, in dem sich neben dem Müllergewerbe auch eine bescheidene Industrialisierung entwickeln konnte. Am wichtigsten blieben zunächst die Mühlen, deren es im 18./19. Jahrhundert acht gab, von denen sieben am Mühlbache, auch Wurlabach genannt, lagen. St. Paul hatte in Völkermarkt seit dem 12. Jahrhundert Mühlen (1187 enthält das Kloster von Papst Lucius III. in Völkermarkt unter anderem „molendina”); 1464 ist vom Müller „am Mulpach bey Volkenmarkht” die Rede. Auch das Kloster Eberndorf hatte 1476 am Mühlbach bei Völkermarkt eine Mühle. Weitere Mühlen waren die „Obere Spitalsmühle” 1687 (Mühlgraben, Hnr. 18) unterhalb der Blaudruckfabrik, die noch im 18. Jahrhundert der Bäckerzunft gehörte, die „Untere Spitalsmühle” (Hnr. 17), weiters die Schluet- oder Stadtmautmühle (Hnr. 16), die Pogalitsch- oder Kabonmühle (= Skrinermühle, Hnr. 15), die Hoislmühle (Hnr. 13), an deren Stelle die Pogatschnigg'sche Lodenfabrik trat, die Wlatniggmühle (Hnr. 11), später Polaschegg'sche Turbinensäge, schließlich in der Nähe des alten Hammerwerks die erst 1886 erbaute Kunstmühle (Hnr. 27, Mühlgraben) und die Fuchsmühle.
Weitere industrielle Betriebe gab es im Mühlgraben mit der seit dem 17. Jahrhundert überlieferten Pfannschmiede, an deren Stelle später die Pinteritsch'sche Blaudruckfabrik (Anfang 19. Jahrhundert) entstand. Im Haus Mühlgraben Nr. 23 bestand die Paternoss'sche Weißgerberwalk. Die wichtigste Anlage war aber das 1663 genannte Eisenhammerwerk, das im 18. Jahrhundert die Gewerkenfamilie von Kronthal innehatte. Zwischen dem Eisenhammer und dem Anwesen Fuchs (Mühlgraben, Hnr. 1, im Jahre 1601 erwähnt) (77), gab es zumindest seit dem 18. Jahrhundert fünf Nagelschmieden und zwei Sägebetriebe. Das städtische Elektrizitätswerk, über dem sich die Perkonigg'sche Lederfabrik (Hnr. 7, Mühlgraben) befand, wurde im Jahre 1902 an der Stelle der Sessler-Säge (Hnr. 4) und der Raunigg-Nagelschmiede (Hnr. 5) errichtet. Die zum Fuchsenhof (später auch Fallhof) gehörigen Betriebe (Lohstampf, Hausmühle und -schmiede) sind längst verschwunden, die Fuchsmautsäge wurde 1859 erbaut. Nördlich des Mühlgrabens zieht sich auf einer kleinen Anhöhe der sogenannte „Neubruch” hin, eine Terrasse, die sich erst um die Mitte des 18. Jahrhunderts nachweisen läßt und somit einer späteren Rodungsphase zuzuordnen ist. Südlich der alten Griffner Straße liegt der Stadtwald, in dessen Bereich der Schlag „Galgenberg” auf das Völkermarkter Hochgericht hinweist.
(77) KLA Kapitelarchiv V., Urk.-Reg. Nr. 139 und 140: 1601 März 24 und 1601 Juni 12.
Zu Beginn des 19. Jahrhunderts war Völkermarkt im Vergleich zu seiner mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Stärke kaum expandiert. Die große Zeit des Handels war längst vorbei, die Stadt machte, wie der Anonymus von 1714 berichtet, einen eher verfallenen Eindruck. Das jetzige Erscheinungsbild der Stadt ist eine Frucht des Wiederaufbaues nach 1945, bei dem unter größtmöglicher Wahrung der alten Substanz Neues geschaffen wurde. Auch zu einer bescheidenen Neuansiedlung von Betrieben (der Firmen Wild und Seidensticker) ist es gekommen (78). Die wirtschaftliche Bedeutung des heutigen Völkermarkt liegt zweifellos in dessen Zentralfunktion für das Umland sowohl im schulischen als auch im landwirtschaftlichen Bereich, aber auch bei Ämtern und Behörden (Bezirkshauptmannschaft, Bezirksgericht, Vermessungsamt usw.) begründet. Über alle Zeiten hat sich in der Stadt eine leistungsfähige und -willige Kaufmannschaft sowie ein bodenständiges Gewerbe erhalten. Die Stadt im historischen Sinn (vor der Gemeindezusammenlegung) zählte bei der im Jahre 1981 durchgeführten Volkszählung 4.369 Einwohner (Stadtgemeinde: Wohnbevölkerung 10.834), wobei die seit dem Zweiten Weltkrieg feststellbare starke Bautätigkeit fast zu einer Verdoppelung an Gebäuden führte (79). Die Stadtgemeinde umfaßt derzeit etwas über 137 qkm.
(78) WIT, Chronik, S. 72.
(79) Ortsverzeichnis 1981 Kärnten. (Österreichisches Statistisches Zentralamt, 1985) S. 171. (Hinweis von Dr. P. IBOUNIG, Landesstelle für Statistik). – Ebenso: Volkszählung 1981. Wohnbevölkerung nach Gemeinden mit der Bevölkerungsentwicklung seit 1869 (revidierte Ergebnisse). (Beiträge zur Österreichischen Statistik 630/1a, 1983) S. 10–11.
Für eine im gemischtsprachigen Gebiet liegende Stadt wie Völkermarkt spielt die nationale Herkunft und Entwicklung der Bevölkerung eine wichtige Rolle. Auf diesen Gesichtspunkt weisen einige Quellen sehr deutlich hin (80). Einem Visitationsbericht aus dem Jahre 1445 zufolge wird beanstandet, daß zur Betreuung der Gläubigen in den umliegenden Filialkirchen, wo „Sclaui esse noscuntur”, hauptsächlich deutsche Priester aus Völkermarkt (”presbiteri Theutonici”) herangezogen wurden; es solle in Zukunft ein Priester dorthin geschickt werden, „qui bene Sclauonicum loqui possit”. Offenbar waren schon im 15. Jahrhundert zur geistlichen Betreuung der Völkermarkter Bürger hauptsächlich deutsche Priester erforderlich. Die nationale Zusammensetzung der Bürgerschaft und sonstigen Stadtbewohner ist ja aus deren Herkunftsländern und -gebieten ersichtlich (81) (siehe oben); sie war schon seit dem Mittelalter vorwiegend deutsch, durch den Zuzug aus dem die Stadt umgebenden Gebiet teils auch slowenisch. Deshalb lauteten die Antworten beim Informativprozeß des Jahres 1588, welche Sprache in Völkermarkt gesprochen werde, „uti lingua Germanica et Slavonica”. Als im Jahre 1714 ein bisher nicht identifizierter Anonymus die Stadt Völkermarkt beschrieb (82), stellte er – offenbar im Gegensatz zur Stadt selbst – fest: „das landvolck ist alles windisch”. Der wirtschaftliche Austausch zwischen Stadt und Land förderte zweifellos die Entwicklung einer gewissen Zweisprachigkeit, doch blieb die Stadt bis zum heutigen Tage mehrheitlich deutsch; dazu einige Zahlen (83): Bei der Volkszählung des Jahres 1880 gaben von insgesamt 1.728 Personen in Völkermarkt 1.516 deutsch, 188 slowenisch an; 1900: insgesamt 1.934, deutsch 1.715, slowenisch 196 (mit Vorstädten). Die im Jahre 1976 in Österreich durchgeführte geheime Erhebung der Muttersprache brachte folgendes Ergebnis: Teilnahmeberechtigte 10.793, abgegebene Stimmen 9.956 (= 92,2%), davon deutsch 9.565 (= 96%), slowenisch 151 (= 1,5%). Umgerechnet auf den Gebietsstand der Gemeinden im Staatsvertragsjahr 1955 ergibt dies für Völkermarkt von 4.215 Teilnahmeberechtigten 3.908 abgegebene Stimmen (= 92,7%), wovon 3.786 (= 96,9%) als Muttersprache Deutsch angaben. (84).
(80) OGRIS (wie Anm. 5) S. 155 ff.
(81) OGRIS (wie Anm. 25) S. 20 ff.
(82) Oberösterreichisches Landesarchiv, Hs. 140: Reiseskizzenbuch eines Unbekannten, Nr. 60. Der slowenische Forscher Ivan STOPAR vermutet als Autor Bernhard Werner.
(83) Als Quelle sind die Ortsrepertorien aus der Monarchie heranzuziehen.
(84) R. UNKART – G. GLANTSCHNIG – A. OGRIS, Zur Lage der Slowenen in Kärnten. Die slowenische Volksgruppe und die Wahlkreiseinteilung 1979 – eine Dokumentation. (Das Kärntner Landesarchiv 11, 2. Aufl. 1984) S. 107–120.
Ein einschneidendes Ergebnis für die Stadtgeschichte Völkermarkts stellten nach dem Ersten Weltkrieg zweifellos der Kärntner Abwehrkampf und die Volksabstimmung dar (85). Zunächst bereits Ende November 1918 durch einrückende Südslawen unter Malgaj besetzt, entbrannte um den wichtigen Stützpunkt Völkermarkt Ende April bis Anfang Mai 1919 ein heißer Kampf, der auch zahlreiche Opfer forderte, darunter mit Grete Schoderböck die erste Frau. Im Postenrayon Völkermarkt gab es von Dezember 1918 bis Mai 1919 auf Kärntner Seite folgende Verluste: 14 Tote, 27 Schwer- und Leichtverletzte. Vorübergehend wurde in Völkermarkt von den SHS-Behörden eine südslawische Bezirkshauptmannschaft Völkermarkt eingerichtet, Beamte aus Laibach zogen in Völkermarkt ein.
(85) DINKLAGE, Kleine Geschichte, S. 21 ff.
Von einiger Wichtigkeit für die Wende in der Kärntner Frage sollte die Petition werden, die die deutschen Bewohner Völkermarkts am 29. Jänner 1919 der amerikanischen Kommission unter Oberstleutnant Miles überreichten. Unter Hinweis auf die Volkszählung des Jahres 1910 (über 90% deutsch), auf Wahlen und politische Mandatare, Amtssprache, Matrikenführung, Grabsteine alter Völkermarkter Bürger bis ins 14. Jahrhundert, die Grundbuchsführung sowie die Predigtsprache in der Kirche wurde der deutsche Charakter der Stadt betont. Daß diese Hinweise ihre Basis in der Grundstimmung der Bevölkerung hatten, zeigt das Ergebnis der Kärntner Volksabstimmung vom 10. Oktober 1920 in Völkermarkt, das eindeutig zugunsten Österreichs ausfiel: Trotz eines deutsch-slowenischen Verhältnisses von 80,6% zu 19,4% bei der Volkszählung von 1910 entschieden sich am 10. Oktober 1920 für Österreich 83,5% (= 1.154), für den SHS-Staat 16,5% (= 229) (86). Das zu Ehren Dr. Hans Steinachers, eines der Hauptinitiatoren des Kärntner Abwehrkampfes, vor dem Zubau der ehemaligen Bürger- und Hauptschule am 2. Mai 1976 errichtete Denkmal wurde schon am 15. Juni 1976 durch einen Sprengstoffanschlag ebenso zerstört, wie zu Anfang der fünfziger Jahre das nach dem Zweiten Weltkrieg im Friedhof zu St. Ruprecht erbaute Partisanen-Denkmal (87).
(86) M. WUTTE, Kärntens Freiheitskampf 1918–1920, verbesserter Neudruck, 2. Aufl. 1985, S. 472.
(87) WIT, Chronik, S. 84 f.
Fassen wir kurz zusammen: Neben St. Veit, Friesach, Villach und Klagenfurt zählte Völkermarkt zu den wichtigsten mittelalterlichen Städten Kärntens, unter den landesfürstlichen war es neben St. Veit die wichtigste herzogliche Stadt des Landes. Seine Geschichte weist Völkermarkt als gewerbliche Kleinhandelsstadt aus, deren Bürger zugleich Ackerbürger waren. In verschiedenen Formen und mit verschiedener Intensität hatte Völkermarkt bis zur Gegenwart eine zentrale Funktion für Unterkärnten, insbesondere für das Jauntal, inne.
Alfred Ogris
Anmerkungen
(1) Für die geologischen Hinweise danke ich Herrn Dr. Friedrich UCIK vom Landesmuseum für Kärnten herzlich.
(2) A. HUMMITZSCH, Die territoriale Entwicklung der Ortsgemeinden in Kärnten. (Schriftenreihe für Raumforschung und Raumplanung 3, 1962) S. 25 f. – Da die topographische Beschreibung der Stadt, ihrer Gassen und Häuser auch bereits verschwundene Objekte umfaßt, wurde die Hausnumerierung, wie sie bei der Anlegung des Franziszeischen Katasters (1827) bestand und bis weit ins 20. Jahrhundert gültig war, beibehalten.
(3) LGBI. 28/1972, Nr. 63, S. 108 (§ 64 mit den dazugehörigen Verweisen).
(4) Zum Namen der Stadt siehe E. KRANZMAYER, Ortsnamenbuch von Kärnten 2. (Archiv für vaterländische Geschichte und Topographie 51, 1958) S. 72 und – teilweise korrigierend – K. DINKLAGE, Kleine Geschichte von V., 1960, S. 29 ff.
(5) S. dazu A. OGRIS, Die Bürgerschaft von V. bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts. Ungedr. phil. Diss., Wien 1967, S. 3 f. – Soweit nicht näher zitiert, finden sich die Belegstellen in dieser Arbeit.
(6) DINKLAGE, Kleine Geschichte, S. 30.
(7) DINKLAGE, a. a. O., S. 29 Anm. 2 führt noch eine Inschrift aus dem Jahre 1675 an, doch lautet der Titel des V.er Propstes Paul Graf von Aldringen „praepositus Gentiforensis” (1644 März 16).
(8) Dehio-Kärnten, 2. Aufl. 1981, S. 760. Siehe auch G. PICCOTTINI, Archäologischer Atlas von Kärnten (im Druck).
(9) PICCOTTINI, Zur Topographie des römischen Kärnten, in: Dehio-Kärnten, S. 14 f. – Für mündliche Hinweise danke ich Herrn Univ.-Doz. Dr. PICCOTTINI herzlich.
(10) Dehio-Kärnten, S. 602.
(11) PICCOTTINI, Karolingische Flechtwerksteine aus der Kirche St. Martin–Niedertrixen, in:Car. l, 1975, S. 153 f.
(12) Wie Anm. 8.
(13) Akten dazu im Landesmuseum für Kärnten (nicht publiziert). – Vgl. auch DINKLAGE, Kleine Geschichte, S. 46.
(14) H. HASSINGER, Zollwesen und Verkehr in den österreichischen Alpenländern bis 1300, in; MÖG 73, 1965, S. 333.
(15) MDC IV/1, n. 1748 und 1772.
(16) MDC VI, n. 144. – DINKLAGE, Kleine Geschichte, S. 12 führt irrtümlich das Jahr 1280 an.
(17) Nach H. L'ESTOCQ, Beiträge zur Geschichte und Topographie von V. und Umgebung III, S. 1–3 (ungedruckt, im KLA, SA-GV Fasz. 143).
(18) DINKLAGE, Kleine Geschichte, S. 29 ff.
(19) DINKLAGE, a. a. O., S. 37 f. und S. 42 f.
(20) K. ZECHNER, Die Rechte der Kärntner Städte im Mittelalter und ihr Zusammenhang mit den Stadtrechten außerhalb Kärntens, 1938, S. 43.
(21) MDC XI, n. 376.
(22) Erläuterungen zum historischen Atlas der österreichischen Alpenländer. II. Abt.: Die Kirchen- und Grafschaftskarte, 8. Teil: Kärnten, S. 2. – Ost- und Mittelkärnten nördlich der Drau. (Archiv für vaterländische Geschichte und Topographie 52, 1958) S. 83 f.
(23) DINKLAGE, Kleine Geschichte, S. 38.
(24) OGRIS, Zwei Urkundenfunde zu den Anfängen des Kollegiatkapitels V. in Kärnten, in: MIÖG 80, 1972, S. 340 ff.
(25) MDC IV/1, n. 2211. – OGRIS, Die Bürgerschaft in den mittelalterlichen Städten Kärntens bis zum Jahre 1335. (Das Kärntner Landesarchiv 4, 1974) S. 140. – Die Formulierung des Abtes Hartwich von St. Paul: „… in nostro novo foro Volchinmarkt…” zeigt, wie hart umkämpft die Neugründung war.
(26) MDC IV/1, n. 2630. – DINKLAGE, Kleine Geschichte, S. 46 ff.
(27) MDC IV/1,n. 2639.
(28) Erläuterungen (wie Anm. 22) II/8/2, S. 100 f.
(29) Ebda.
(30) L'ESTOCQ, Beiträge (wie Anm. 17) IV, S. 4 f.
(31) OGRIS, Bürgerschaft von V. (wie Anm. 5) S. 122 ff. mit den dazugehörigen Zitaten.
(32) DINKLAGE, Kleine Geschichte, S. 46 ff.
(33) KLA, Kapitelarchiv V., Urk.-Reg. Nr. 46: 1385 Mai 12, und Nr. 62: 1419 Jänner 25. – Allerdings ist noch zwischen 1424 und 1434 von einem „Thurn gegen dem Türlein” als Lehen des Herzogtums Kärnten die Rede (MDC XI, n. 61), womit ein Hinweis auf den südlichen Stadtteil gegeben ist, wo DINKLAGE unter Umständen die erste Burg auf dem „Berg” (a. a. O., S. 49) vermutete. Vielleicht hat es sich angesichts der kurzen Zeitspanne nur um einen ersten herzoglichen Versuch gehandelt, eine Burg zu erbauen.
(34) DINKLAGE, Kleine Geschichte, S. 47 ff.
(35) DINKLAGE, a. a. O., S. 49.
(36) OGRIS (wie Anm. 5) S. 169. – ZECHNER (wie Anm. 20) S. 45f. spricht von einer Personalunion zwischen „iudex ducis” und „iudex civitatis”; danach wäre bis 1342 noch kein eigener Stadtrichter vorhanden gewesen, wogegen jedoch die Nennung des Stadtrichters Schwarzmann spricht.
(37) L'ESTOCQ (wie Anm. 17) III, S. 2 f. – J. SEEMÜLLER, Ottokars Österreichische Reimchronik. (MGH. Deutsche Chroniken V/2, 2. Aufl. 1974) Vers 62.400 und 95.590. – KLA, Kapitelarchiv V., Urk.-Reg. Nr. 78: Hier ist zum Jahre 1445 von einem Haus „am unteren Burgtor am Graben” die Rede.
(38) L'ESTOCQ (wie Anm. 17) III, S. 6.
(38a) Lokalisierungen nach: Aloisia Petschnig, Chronik Völkermarkt (1913–1984), unveröffentlichtes Manuskript, S. 84–86.
(39) L'ESTOCQ, a. a. O., S. 8.
(40) L'ESTOCQ, a. a. O., S. 14.
(41) L'ESTOCQ, a. a. O., S. 4.
(42) OGRIS (wie Anm. 5) S. 198 ff.
(43) DINKLAGE, Kleine Geschichte, S. 51. – K. ULBRICH, Städte und Märkte in Kärnten, in: Wiener Geographische Studien 9 (1939) S. 20, nimmt dagegen einen späteren Einbau des Häuserblocks zwischen Münzgasse und Hauptplatz an.
(44) KLA, Kapitelarchiv V., Urk.-Reg. Nr. 46: 1385 Mai 12. – Vgl. W. WADL, Geschichte der Juden in Kärnten im Mittelalter. Mit einem Ausblick bis zum Jahre 1867. (Das Kärntner Landesarchiv 9, 1981) S. 148.
(45) Vgl. W. NEUMANN, Kärntens Städte am Ausgang des Mittelalters, in: Bausteine zur Geschichte Kärntens. (Das Kärntner Landesarchiv 12, 1985) S. 344. – OGRIS (wie Anm. 5) S. 16.
(46) OGRIS, a. a. O., S. 10–13.
(47) Zu ihnen vgl. jetzt zusammenfassend WADL, Juden in Kärnten (wie Anm. 44) S. 139–149.
(48) L'ESTOCQ (wie Anm. 17) IV, S. 30.
(49) WADL, Juden in Kärnten, S. 147.
(50) WADL, a. a. O., S. 148 f. – L'ESTOCQ (wie Anm. 17) IV, S. 4. Das „Judeneck” wird folgendermaßen beschrieben: „Rawfferin hat ze lechen ainen hof dacz Volkemarkt haizzt Judennekg bei den Mullen im purchfrid”. (OGRIS, wie Anm. 5, S. 5).
(51) OGRIS, a. a. O., S. 17–45.
(52) DINKLAGE, Kleine Geschichte, S. 13.
(53) DINKLAGE, a. a. O., S. 11 f. – MDC XI, n. 82.
(54) OGRIS (wie Anm. 5) S. 89 f.
(55) OGRIS, a. a. O., S. 12.
(56) KLA, Registraturprotokoll V., fol. 4.
(57) MDC V, n. 396.
(58) OGRIS (wie Anm. 5) S. 88.
(59) OGRIS, a. a. O., S. 92 ff. – DINKLAGE, Kleine Geschichte, S. 10 f.
(60) OGRIS, a. a. O., S. 94 ff.
(61) OGRIS, a. a. O., S. 64.
(62) OGRIS, Kurze Geschichte der Kärntner Landtage, in: Geschäftsordnung des Kärntner Landtages, 1975, S. 21.
(63) OGRIS (wie Anm. 5) S. 129 ff.
(64) J. RAINER, Das geplante Bistum V., in: Car. I, 1960, S. 815 und 817.
(65) DINKLAGE, Kleine Geschichte, S. 18.
(66) Erläuterungen (wie Anm. 22) II/8/2, S. 100.
(67) E. HILDEBRANDT, Evangelische Kirche einst und jetzt, in: 700 Jahre Stadt V., 1953, S. 40f.
(68) K. WIT, Aus der Geschichte des V.er Schulwesens, in: 700 Jahre Stadt V., 1953, S. 42 ff. – DERS., Chronik der Großgemeinde V., 1980, S. 97 ff.
(69) OGRIS (wie Anm. 5) S. 133 ff.
(70) WIT, Chronik, S. 100 ff.
(71) L'ESTOCQ (wie Anm. 17) IV: V.s Gassen, Straßen, Plätze und merkwürdige Häuser. Ortsbezeichnungen und bemerkenswerte Häuser außerhalb des Weichbildes der Stadt innerhalb des alten Stadtburgfriedes V. (1925). – Soweit nicht näher zitiert, finden sich die Belege in dieser Arbeit, deren graphische Gestaltung Ing. Franz Baumann besorgte.
(72) KLA, Kapitelarchiv V., Urk.-Reg. Nr. 159: 1616 Oktober, und Fasz. I. fol. 144f.: 1666 Mai 15.
(73) DINKLAGE, Kleine Geschichte, S. 47.
(74) WIT, Chronik, S. 82.
(75) KLA, Kapitelarchiv V., Urk.-Reg. Nr. 144: 1605 November 3 (Erwähnung eines Weingartens in der Ritzing).
(76) Reimchronik (wie Anm. 37) Vers 61.889.
(77) KLA Kapitelarchiv V., Urk.-Reg. Nr. 139 und 140: 1601 März 24 und 1601 Juni 12.
(78) WIT, Chronik, S. 72.
(79) Ortsverzeichnis 1981 Kärnten. (Österreichisches Statistisches Zentralamt, 1985) S. 171. (Hinweis von Dr. P. IBOUNIG, Landesstelle für Statistik). – Ebenso: Volkszählung 1981. Wohnbevölkerung nach Gemeinden mit der Bevölkerungsentwicklung seit 1869 (revidierte Ergebnisse). (Beiträge zur Österreichischen Statistik 630/1a, 1983) S. 10–11.
(80) OGRIS (wie Anm. 5) S. 155 ff.
(81) OGRIS (wie Anm. 25) S. 20 ff.
(82) Oberösterreichisches Landesarchiv, Hs. 140: Reiseskizzenbuch eines Unbekannten, Nr. 60. Der slowenische Forscher Ivan STOPAR vermutet als Autor Bernhard Werner.
(83) Als Quelle sind die Ortsrepertorien aus der Monarchie heranzuziehen.
(84) R. UNKART – G. GLANTSCHNIG – A. OGRIS, Zur Lage der Slowenen in Kärnten. Die slowenische Volksgruppe und die Wahlkreiseinteilung 1979 – eine Dokumentation. (Das Kärntner Landesarchiv 11, 2. Aufl. 1984) S. 107–120.
(85) DINKLAGE, Kleine Geschichte, S. 21 ff.
(86) M. WUTTE, Kärntens Freiheitskampf 1918–1920, verbesserter Neudruck, 2. Aufl. 1985, S. 472.
(87) WIT, Chronik, S. 84 f.

 

 

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