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Tulln, in einer Seehöhe von 180 m gelegen, ist an einem überaus günstigen Siedlungsplatz entstanden. Eine überschwemmungssichere Niederterrasse reicht an die Donau heran, die hier durch Furten leicht überschritten werden konnte. Dieser Donauübergang und der vorgeschichtliche Weg entlang des Südufers des Stromes brachten der Siedlung den Vorteil eines Verkehrsknotenpunkts, der Tulln über die Jahrhunderte hinweg Bedeutung vermittelte. Im Hinterland breitet sich eine offene Ebene gegen das Gebirge aus, deren Schwarzerdeböden der Landwirtschaft eine vorzügliche Basis bieten und der Stadt die Position eines zentralen Ortes sicherten. (1) Der Name „Tulln”, abgeleitet vom Namen der Flüsse, die westlich und östlich der Stadt in die Donau münden (Große und Kleine Tulln), begegnet 837 erstmals in den Quellen, (2) verweist jedoch auf keltischen Ursprung; dieses Hydronym leitet sich seinerseits vom Quellgebiet der Flüsse, dem Schöpfel, ab, dessen antiker Name τουλλου lautete. Ein indogermanischer Wortstamm *tu, in der Bedeutung „schwellen”, wird als Wurzel angenommen. (3)
(1) Ludwig Piffl, Zur Gliederung des Tullner Feldes, in: Annalen des Naturhistorischen Museums Wien 75 (1971). Zur Verkehrssituation in älterer Zeit vgl. Peter Csendes, Die Straßen Niederösterreichs im Früh- und Hochmittelalter, Wien 1969 (Dissertationen der Universität Wien 33), bes. 177, 179, 228, 230.
(2) Die Traditionen des Hochstiftes Regensburg und des Klosters St. Emmeram, hg. v. Josef Widemann, München 1943 (Quellen und Erörterungen zur Bayerischen Geschichte NF 8), 36: ad Tullinam.
(3) Vgl. Elisabeth Schuster, Die Etymologie der niederösterreichischen Ortsnamen 1, Wien 1989, 445 f., mit Literaturhinweisen.
Als Siedlung geht Tulln auf das römische Militärlager Comagenis zurück. Im Verlauf des 1. nachchristlichen Jahrhunderts entstand an der Donau eine Reihe von römischen Kastellen und anderen militärischen Einrichtungen. Dazu gehörte in Noricum auch das Lager Com(m)agenis an der Stelle der heutigen Stadt. Dieses war aus strategischen Gründen auf einem bis dahin unbesiedelten Areal nach einer Brandrodung errichtet und in das römische Straßensystem mit den Verbindungen nach Vindobona (Wien) im Osten und Arelape (Pöchlarn) bzw. Cetium (St. Polten) im Westen eingebunden worden. Ein Meilenstein bei Nitzing, südlich von Tulln, zeugt noch heute von diesen Routen. Zu einem urnenfelderzeitlichen Siedlungsplatz, der südlich der heutigen Zuckerfabrik aufgedeckt wurde, lässt sich keine Verbindung herstellen. (4)
(4) Vgl. Ekkehard Weber, Antike Nachrichten über Comagenis, in: Mitteilungen des heimatkundlichen Arbeitskreises für die Stadt und den Bezirk Tulln 7 (1992), 3 ff.; zu der urnenfelderzeitlichen Siedlung vgl. Fundberichte aus Österreich 38 (1999), 38 f.
Ursprünglich ein Holz-Erde-Bau aus den Achtzigerjahren des 1. Jahrhunderts, wurde in der ersten Hälfte des 2. Jahrhunderts an seiner Stelle ein Steinbau errichtet, wobei insgesamt vier Bauphasen archäologisch festgestellt werden konnten. In den römischen Straßenverzeichnissen der Tabula Peutingeriana und des Itinerarium Antonini sowie in dem Ämterverzeichnis der Notitia Dignitatum begegnet dieses Kastell. Der Name ist unterschiedlich erklärt worden, aber doch wohl auf Kommagene in Nordsyrien (Karkemiš in der Südtürkei) zurückzuführen, (5) das Rom eine Reitereinheit, die ala I Commagenorum, als Hilfstruppe zur Verfügung stellte, die vom 1. bis zum 3. Jahrhundert in Tulln stationiert war. Auch später war das Lager, wie Funde und Quellenbelege zeigen, Standort für berittene Einheiten. Die Notitia dignitatum weist darüber hinaus Comagenis im ausgehenden 4. und frühen 5. Jahrhundert als Sitz des Kommandanten der Donauflottille des norischen Abschnitts aus. (6)
(5) Der Neue Pauly 6, Stuttgart/Weimar 1999, Sp. 280 ff., 679 ff.
(6) Vgl. Weber, Antike Nachrichten (wie Anm. 4).
Die Umrisse des Lagers, in der Nordost-Ecke der mittelalterlichen Stadt gelegen, sind im Stadtplan noch deutlich zu erkennen und durch die Straßenzüge Wiener Straße, Nibelungengasse und Donaulände zu umschreiben. Ländgasse und die Flucht der Albrechtgasse halten noch den Verlauf der römischen Zufahrtsstraße entlang der Donau fest. Da der nördlichste Teil des Lagers nicht mehr erhalten ist – er ist der Donau zum Opfer gefallen –, lässt sich die ursprüngliche Größe nicht mehr exakt feststellen. Auf Grund archäologischer Forschungen sind jedoch vor allem der Verlauf der östlichen Mauer, noch innerhalb der mittelalterlichen Umfassung, und die Lage der Porta principalis dextra, die von zwei Türmen flankiert wurde, belegt. (7) Die Doppeltoranlage ist heute als Bodendenkmal museal konserviert. An der Wende vom 3. zum 4. Jahrhundert errichtete man neue Befestigungstürme. So sicherte man die Ecken des Lagers durch kreisbogenförmige, so genannte Fächertürme, die an der Südwest- und der Südostecke nachgewiesen werden konnten. Der Südwestturm, der am Eingang zur Kerschbaumergasse stand, wurde erst 1637 abgebrochen, von seinem südöstlichen Pendant sind Ansätze im Bereich der Hauptschule I vorhanden. Von den Zwischentürmen, nach dem Grundriss „Hufeisentürme” genannt, ist einer weitestgehend noch heute im Salz- oder Römerturm erhalten. Dieser diente auch im Mittelalter zur Sicherung der Donaulände und wurde als Zeughaus verwendet. Im 18. und 19. Jahrhundert diente er als Salzlager, daher der Name Salzturm. 1984 fand eine Restaurierung statt. Unmittelbar südlich des Lagers, im Bereich Pfarrkirche und Karner, aber auch entlang der Albrechtsgasse verweisen Funde auf das Bestehen einer Zivilsiedlung, im Süden und Westen (Bahnhofstraße, Wilhelmstraße, Albrechtsgasse) lagen die Gräberfelder. (8)
(7) Vgl. zusammenfassend Hansjörg Ubl, Tulln – das römische Grenzkastell in Noricum, in: Mitteilungen (wie Anm. 4) 7 (1992), 15 ff.; ders., Tulln – Comagena, in: Der römische Limes in Österreich. Führer zu den archäologischen Denkmälern, hg. v. Herwig Friesinger – Fritz Krinzinger, Wien 1997, 226 ff.; Barbara Wewerka [u. a.], Tullner Stadtarchäologie II. Neue Ergebnisse zur Stadtarchäologie in Tulln. Grabungen des Vereins ASINOE der Jahre 1991–1997, Tulln 1998 (Mitteilungen des heimatkundlichen Arbeitskreises für die Stadt und den Bezirk Tulln 11), 101 ff.
(8) Ubl, Römisches Grenzkastell (wie Anm. 7); Wewerka [u. a.], Tullner Stadtarchäologie (wie Anm. 7), 85 ff.
Der allgemeinen Entwicklung am Donaulimes entsprechend kann angenommen werden, dass in der Spätantike auch die Zivilbevölkerung in den Mauern des Lagers Zuflucht gefunden hat. Für die zweite Hälfte des 5. Jahrhunderts traf dies auf jeden Fall zu, wie in der Vita S. Severini berichtet wird. Die militärische Bewachung lag dabei zeitweise in den Händen germanischer Söldner, deren Präsenz auch im südlichen Gräberfeld festgestellt werden konnte. (9) Man kann vermuten, dass auch nach der 488 durchgeführten Evakuierung der romanischen Bevölkerung aus dem Grenzgebiet an der Donau Siedler zurückgeblieben sind, die sehr bald neue Nachbarn, vor allem Langobarden, fanden, die rund ein Jahrhundert – vereinzelt wohl noch länger – auch im Tullner Feld siedelten, das in der Langobardengeschichte des Paulus Diakonus aus dem 8. Jahrhundert als Ebene „Feld” (campus) ausdrücklich erwähnt wird. (10)
(9) Rudolf Noll, Eugippius, Das Leben des heiligen Severin, Passau 1981, c. 1, 58 ff.; Wewerka [u. a.], Tullner Stadtarchäologie (wie Anm. 7), 102.
(10) Vgl. zusammenfassend Herwig Friesinger, Tulln in der Völkerwanderungszeit und im frühen Mittelalter, in: Mitteilungen (wie Anm. 4) 7 (1992), 23 ff., mit Literaturhinweisen.
Tulln war fortan eine Ruinenstätte, die wahrscheinlich immer wieder Menschen eine ärmliche Behausung geboten hat, wenngleich sichere archäologische Belege erst ab der zweiten Hälfte des 9. Jahrhunderts dafür vorhanden sind und die römische Lagerbebauung damals offenbar im aufgehenden Mauerwerk nicht mehr vorhanden war. (11) Als Ruinenstätte in einem Siedlungsland war das einstige Lager jedoch ein locus memorabilis, ein Phänomen, welches bewirkte, dass der antike Name überdauern konnte: In den Quellen begegnet er im Jahr 791, als Karl der Große einen Feldzug donauabwärts gegen die Awaren führte. (12) Nahe der Burg Tulln, iuxta Comagenos civitatem, verlegte eine Straßensperre den Eingang in den Wienerwald, der freigekämpft werden musste. (13) Auch wenn in den folgenden Jahrzehnten der karolingischen Herrschaft Tulln nicht näher in den Quellen hervortritt, war es Stützpunkt der Grenzgrafen. Mit der (intensivierten) Wiederbesiedlung des Lagerareals verschwand nunmehr aber der romanische Name Comagenis zugunsten des vorrömischen Flussnamens, eine Erscheinung, die wir auch an anderen Beispielen der Region (Traismauer, Wien) beobachten können. Comagenis lebte aber noch in der Gebietsbezeichnung Cumeoberg (Mons Comagenus, im Ortsnamen Kaumberg erhalten) fort, womit im frühen Mittelalter der Wienerwald bezeichnet wurde. (14) In der ersten Hälfte des 9. Jahrhunderts gebot der Grenzgraf Ratpot über das bayerische Ostland, der 837 den Mönchen von St. Emmeram (Regensburg) seinen Besitz ad Tullinam (in Tulln oder an der Tulln) schenkte. (15) In der Großburg Tulln selbst ist Königs- bzw. Reichsgut 859 nachgewiesen. (16)
(11) Vgl. zuletzt Martin Bachner – Monika Lantschner, Ausgrabungen in Tulln-Kerschbaumergasse, in: Fundberichte aus Österreich 32 (1993), 340 ff.; zu slawischen Gräberfunden des 9. und 10. Jahrhunderts vgl. Wewerka [u. a.], Tullner Stadtarchäologie (wie Anm. 7), 13 ff., 34 ff.
(12) Vgl. Peter Csendes, Zu den Awarenkriegen unter Karl dem Großen, in: Unsere Heimat 41 (1970), 93 ff., sowie Walter Pohl, Die Awarenkriege Karls des Großen, 788–803, Wien 1988 (Militärhistorische Schriftenreihe 61), bes. 19.
(13) Annales qui dicuntur Einhardi, ed. Friedrich Kurze, Scriptores rerum Germanicarum 6 (1895, Nachdruck 1950), 89; die Vermutung, der Name Comagena wäre als gelehrte Lesefrucht des Geschichtsschreibers hier eingeflossen – so Herwig Wolfram, Niederösterreich zur Karolingerzeit mit besonderer Berücksichtigung Tullns, in: Mitteilungen (wie Anm. 4) 7 (1992), 65 – scheint mir jedoch weniger wahrscheinlich als die örtliche Erinnerung und die Besonderheit der Ruinenstätte.
(14) Zum Begriff Kaumberg als Bezeichnung für den Wienerwald vgl. Heinrich Koller, Der „mons Comagenus”, in: Mitteilungen des Instituts für österreichische Geschichtsforschung 71 (1963), 237 ff.
(15) Siehe oben Anm. 2.
(16) Zum Königsgut in Tulln vgl. Erwin Kupfer, Das Königsgut im mittelalterlichen Niederösterreich vom 9. bis zum 12. Jahrhundert, St. Pölten 2000 (Studien und Forschungen aus dem niederösterreichischen Institut für Landeskunde 28), 63 f., 164 f.
Im Jahr 864 war Tulln Schauplatz eines Treffens von König Ludwig dem Deutschen mit dem Bulgarenkhan Bogoris, 884 schloss Kaiser Karl III. an der Tulln einen Frieden mit dem Mährerfürsten Zwentibald. (17) Durch die verheerende Niederlage des bayerischen Heerbanns gegen die Ungarn bei Pressburg im Jahr 907 brach die karolingische Organisation des Grenzlandes zusammen und das Land bis zur Enns wurde zur Pufferzone zwischen dem Römischen Reich und dem magyarischen Einflussgebiet. Erst im ausgehenden 10. Jahrhundert konnte das Gebiet bis zum Wienerwald zurückgewonnen werden.
(17) Zu den historischen Vorgängen vgl. Herwig Wolfram, Grenzen und Räume. Geschichte Österreichs vor seiner Entstehung, Wien 1995, 248 ff.
Im Zuge des Landesausbaus im frühen 11. Jahrhundert überließ Kaiser Heinrich II. 1014 dem Bischof von Passau entlang der Donau an mehreren Orten Grundbesitz zur Anlage von Pfarrkirchen. Darunter war auch Besitz in Tulln, extra civitatem. Daraus lässt sich für die spätere Stadtentwicklung deutlich ableiten, dass an eine Erweiterung der Burgsiedlung außerhalb des Areals des römischen Lagers gedacht war, die Befestigung selbst aber in königlicher Hand bleiben sollte. (18) Reichsrechte können in Spuren bis ins 13. Jahrhundert verfolgt werden, wenngleich die Babenberger als Markgrafen und spätere Herzoge wohl wenig Unterschied zwischen Eigengütern und Königs- bzw. Reichsgut gemacht haben dürften. (19)
(18) Monumenta Germaniae Historica, Die Urkunden Heinrichs II. und Arduins, n.317. Zur Pfarre Tulln vgl. Friedrich Schragl, Tulln und seine kirchenpolitische Bedeutung im Mittelalter und in der Neuzeit, in: Mitteilungen (wie Anm. 4) 7 (1992), 109 ff.
(19) Vgl. Kupfer, Königsgut (wie Anm. 16), 169 ff.
Aufenthalte der babenbergischen Markgrafen, die seit 976 in der bayerischen Ostmark geboten haben, in Tulln sind mehrfach belegt. (20) Tulln war eine der wichtigen Großburgen an der Donau, in denen der Markgraf als Vertreter des Königs auch Gerichtsversammlungen hielt. (21) So fand hier auch jene Versammlung im Frühjahr 1082 statt, in der Markgraf Luitpold II. gemeinsam mit den adeligen Grundherren der Mark Kaiser Heinrich IV. im Zuge des Investiturstreits die Treue aufsagte. Dieser schwer wiegende politische Schritt führte wenig später bei Mailberg zu einer verheerenden militärischen Niederlage gegen den Böhmenherzog Wrativslav II., der im Auftrag des Kaisers handelte. Landesfürstlicher Besitz ist in Tulln erst um die Mitte des 12. Jahrhunderts nachgewiesen. (22) Tulln galt seit dem 12. Jahrhundert als landesfürstliche Stadt, war mehrfach Schauplatz wichtiger Ereignisse und beherbergte Könige und Fürsten. So ist es auch in das um 1200 entstandene Nibelungenlied eingegangen. (23) Im ausgehenden 12. Jahrhundert ist Tulln als landesfürstliche Mautstelle belegt. (24) Die mehrfach vertretene Meinung, die Stadt wäre eine babenbergische Residenz gewesen, ist jedoch in dieser expliziten Form nicht aufrecht zu erhalten. (25) Die Tradition des Versammlungsorts und die Lage haben schließlich dazu beigetragen, dass Tulln Mittelpunkt eines Landgerichts geworden ist, (26) aus dem sich später wieder das Stadtgericht verselbstständigt hat. In den landesfürstlichen Urbaren des 13. Jahrhunderts erscheint dieses mit einer Pachtsumme von 350 Pfund bewertet. (27) Dadurch sowie durch die Lage an der Donau und an der wichtigsten Straße des Landes war Tulln einer der Hauptorte des Herzogtums, was im späten 13. Jahrhundert den Wiener Geschichtsschreiber und Dichter Jans Enikel veranlasste, Tulln als den einstigen Zentralort Österreichs („des Landes Hauptstadt”) zu bezeichnen, eine Feststellung, die auch in die „Österreichische Chronik von den 95 Herrschaften” aus dem 14. Jahrhundert Eingang gefunden hat. Dieses Geschichtswerk berichtet auch von 26 sagenhaften Vorgängern der Babenberger, die in Tulln ihre letzte Ruhestätte gefunden haben sollen. (28)
(20) Über die Babenberger und Tulln vgl. Heide Dienst, Tulln in der Babenbergerzeit, in: Mitteilungen (wie Anm. 4) 7 (1992), 72 ff.; vgl. auch Leopold Auer, Frühe Babenbergerpfalzen in Österreich, in: Unsere Heimat 44 (1973), 169.
(21) Vgl. auch Max Weltin in: Heinz Dopsch, Die Länder und das Reich. Österreichische Geschichte 1122–1178, Wien 1999, 237f.
(22) Vgl. Erwin Kupfer, Der ältere babenbergische Grundbesitz in Niederösterreich und die Bedeutung der Königsschenkungen für die Entstehung der landesfürstlichen Macht, in: Österreich im Mittelalter. Bausteine zu einer revidierten Gesamtdarstellung, St. Pölten 1999 (Studien und Forschungen aus dem niederösterreichischen Institut für Landeskunde 26), 42.
(23) Nibelungenlied, v. 1362 ff. – Zu wichtigen Rechtshandlungen der Babenberger in Tulln vgl. Urkundenbuch zur Geschichte der Babenberger in Österreich (= BUB) 4/1, nn. 595, 700 sowie 4/2, n. 965. Eine Zusammenstellung von Herrscherbesuchen im Tulln des Früh- und Hochmittelalters in: 1200 Jahre Tulln – eine Stadt in den besten Jahren, Tulln 1991, 56. Hinweise auf spätmittelalterliche Aufenthalte Reisender in Tulln finden sich bei Herwig Weigl, Die unauffälligen Städte. Österreichs Kleinstädte im Dunkel der Historiographie, in: Österreich im Mittelalter (wie Anm. 22), 163.
(24) BUB (wie Anm. 23) 1, n. 86, 118.
(25) Peter Csendes, Die Aufenthaltsorte der Babenberger in Niederösterreich und Steiermark, in: Studien zur Wiener Geschichte. Jahrbuch des Vereins für Geschichte der Stadt Wien 34 (1978), bes. 27.
(26) Vgl. generell Max Weltin, Zur Entstehung der niederösterreichischen Landgerichte, in: Jahrbuch für Landeskunde von Niederösterreich NF 42 (1976), bes. 298 ff.
(27) Alfons Dopsch, Die landesfürstlichen Urbare Nieder- und Oberösterreichs, Wien-Leipzig 1904 (Österreichische Urbare I/1), 234 mit Anmerkung.
(28) Monumenta Germaniae Historica, Deutsche Chroniken III, 599, v. 3. sowie VI, 27, 28, 29, 31,35, 38, 39, 43 bzw. 88; zum Zentralort Tulln vgl. Peter Csendes, Tulln als zentraler Ort, in: Mitteilungen (wie Anm. 4), 7(1992), 102 ff.
Die Repräsentanz des Landesfürsten in seinen Städten, aber auch die Verwaltungsaufgaben, wurden durch den Richter, vor allem aber durch Stadtministerialen wahrgenommen. (29) In nachbabenbergischer Zeit scheint dies in Tulln Friedrich von Neulengbach gewesen zu sein. Der erste namentlich bekannte Richter, Hunlo, begegnet 1262. (30) Die Entwicklung der städtischen Bevölkerung während des Mittelalters entspricht den Verhältnissen, die wir auch aus anderen landesfürstlichen Städten kennen. Seit dem 12. Jahrhundert begegnen in den Quellen Personen, die sich nach Tulln nennen und die mit der Landesministerialität in enger Verflechtung standen. (31) Es ist davon auszugehen, dass bis ins 13. Jahrhundert ritterbürtige Familien die Oberschicht bildeten, zu denen einzelne kapitalkräftige Grundbesitzer und Unternehmer kommen mochten, die selbst wieder Verbindungen mit dem niedrigen Adel eingingen. Das allmähliche Entstehen einer selbstständigen Bürgergemeinde ist wohl der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts zuzuschreiben, eine Entwicklung, die unter König Ottokar Przemysl zum Abschluss gekommen ist. Nachzuweisen ist diese Gemeinde (universitas civitatis) erstmals 1262. (32)
(29) Vgl. Weltin (wie Anm. 21), 236.
(30) Vgl. Rudolf Büttner, Die Ministerialen von Lengbach unter Ottokar und den ersten Habsburgern, in: Ottokar-Forschungen. Jahrbuch für Landeskunde von Niederösterreich NF 44/45 (1978/79), 416.
(31) Weltin (wie Anm. 21), 235 f.
(32) Urkunde im Stiftsarchiv Zwettl.
Tulln war für die Landesfürsten ein wichtiger Stützpunkt an der Donau. Einzelne Privilegien scheint die Stadt schon unter den letzten Babenbergern besessen zu haben. (33) König Ottokar II., Herzog von Österreich, stellte 1261 die Tullner Schiffleute anderen landesfürstlichen Untertanen in Wien gleich. Aus dem Jahr 1267 stammt eine Ordnung für die Tullner Fleischhauer, eine Satzung, welche die Fleischhauer selbst ausgearbeitet hatten, und die von Richter und Bürgerschaft bestätigt wurde. (34) Eine andere Berufsgruppe, jene der Fischer – sie wird schon im 10. Jahrhundert erwähnt –, erhielt eine urkundliche Niederschrift ihrer Rechte durch den Stadtministerialen Friedrich von Neulengbach. (35)
(33) Vgl. Peter Csendes, Die ältesten Privilegien der Stadt Tulln, in: Jahrbuch für Landeskunde von Niederösterreich NF 59 (1993), 55 ff.
(34) Elenchus fontium historiae urbanae 3/1, hg. von Willibald Katzinger, Leiden 1992, 89, bzw. Anton Eggendorfer, Die Tullner Fleischhauerordnung von 1267, in: NÖLA. Mitteilungen aus dem Niederösterreichischen Landesarchiv 4 (1980), 12 ff.
(35) Die undatierte Urkunde (nach 1270 Oktober 27) abgedruckt bei Büttner, Ministerialen (wie Anm. 30), 426; vgl. auch Silvia Petrin, Das Archiv der Tullner Fischerzeche, in: NÖLA. Mitteilungen aus dem Niederösterreichischen Landesarchiv 3 (1979), 29 f.; Max Heuwieser, Die Traditionen des Hochstifts Passau, München 1930 (Quellen und Erörterungen zur bayerischen Geschichte NF 6), n. 92; vgl. auch allgemein E. Schlichtinger, Geschichte der Fischerei im Eigenrevier der Stadt Tulln, 1. Teil, in: Mitteilungen (wie Anm. 4) 2 (1989), 4 ff.; 2. Teil, in: Mitteilungen 3 (1990), 2 ff.
Ein Stadtrechtsprivileg im eigentlichen Sinn verlieh schließlich König Ottokar den Tullnern im Jahr 1270. (36) Dieses Privileg umschreibt den Status der Bürger, wobei zum Ausdruck kommt, dass die Dimension des Besitzes innerhalb des Burgfrieds eine soziale und rechtliche Besserstellung bedeutete. Das Bestehen von Sondergerichtsständen (Burgtaiding, Vogttaiding) dürfte seinen Ursprung im Nebeneinander von Reichs- und Kirchenbesitz haben. Daneben sind wirtschaftliche Bestimmungen enthalten, die die Bedeutung des Weinbaus, des Fischfangs und die Wichtigkeit der königlichen Fernstraße durch die Stadt erkennen lassen. Dieses Stadtrechtsprivileg kann als Bestätigung für die abgeschlossene Verselbstständigung der Bürgergemeinde angesehen werden. (37) Aus dieser Zeit stammt auch das älteste Siegel der Stadt (1262) mit der Umschrift SIGILLV(M) CIVIVM DE TVLNA, das Siegelbild zeigt ein kapitales T („Thau”). Unter den Habsburgern (1286 belegt) wurde das T mit dem österreichischen Bindenschild und einem Schild mit dem Reichsadler beseitet; die Umschrift lautete nunmehr + AVSTRIA THAV ROMA PRO SIGNO SIT TIBI TVLNA. Später (1418 belegt) kam ein R über dem T hinzu, das möglicherweise für ROMA steht, das in der Umschrift nicht mehr begegnet. (38) 1275 wurden so genannte Tullner Pfennige geschlagen, da der Landschreiber Konrad von Tulln in diesem Jahr das Münzrecht ausüben durfte und die Wiener Pfennige auf der Reversseite sein Signum, das Tullner Wappen (T), tragen. (39)
(36) Codex diplomaticus et epistolaris Bohemiae 5/1, hg. v. Jindřich Šebášnek – Saša Dušková, Praha 1974, 414; Elenchus (wie Anm. 34), 96 ff. (Auszug).
(37) Vgl. Csendes, Privilegien (wie Anm. 33), 60 f., bes. Anm. 37, 38, 40.
(38) Vgl. Otto Biack, Geschichte der Stadt Tulln, 2. Aufl. Tulln 1982, 15; Josef Köstlbauer, Wappen und Siegel, in: Mitteilungen (wie Anm. 4) 1 (1988), 4 ff.; Richard Hübl, Namen und Symbole der Stadt, in: 1200 Jahre Tulln (Ausstellungskatalog), Tulln 1991, 16 ff.
(39) Vgl. Günther Probszt, Österreichische Münz- und Geldgeschichte von den Anfängen bis 1918, 2. Aufl. Wien/Köln/Graz 1983, 281; Arnold Luschin von Ebengreuth, Wiener Münzwesen im Mittelalter, Wien/Leipzig 1913, 57 und Tafel V; Biack, Tulln (wie Anm. 38), 67.
Die erwähnte Fleischhauerordnung bezeugt – wie auch das Privileg Rudolfs I. von 1276 – das Bestehen einer Judengemeinde, die nicht sehr groß gewesen sein dürfte. Es bestand ein Judengericht, Judenrichter sind aber erst ab 1372 nachzuweisen. Es sind die Namen mehrerer Tullner Juden bekannt, die auch außerhalb der Stadt, so etwa in Wien, Häuser besaßen. Einige Angehörige der Gemeinde aus dem frühen 14. Jahrhundert hatten ihren geschäftlichen Mittelpunkt in Wien. Die Judenverfolgung des Jahres 1338, die von Pulkau ihren Ausgang genommen hatte, dürfte die Tullner Juden schwer getroffen haben, da erst mehr als dreißig Jahre später wieder Belege vorhanden sind. Im Zuge der Judenverfolgung des Jahres 1420 ging die jüdische Gemeinde zugrunde. Erst ab dem 16. Jahrhundert sind wieder vereinzelt jüdische Familien in Tulln nachweisbar. Das mittelalterliche Getto befand sich nahe der Donau, etwa an der Stelle des heutigen Gerichtsgebäudes im Bereich Fischergasse/Albrechtsgasse. (40) Neben der „Judenschule” (Synagoge) ist auch ein Bad nachweisbar. (41)
(40) Biack, Tulln (wie Anm. 38), 286.
(41) Zur Tullner Judengemeinde vgl. Klaus Lohrmann, Zur Geschichte der Juden in Tulln, in: Die jüdische Gemeinde in Tulln, hg. v. Andrea Jakober, Wien 1989, 5 ff., sowie Peter Schwarz, Tulln ist judenrein! Die Geschichte der Tullner Juden und ihr Schicksal von 1938 bis 1945: Verfolgung – Vertreibung -Vernichtung, Wien 1997, 23 ff.
Als Rudolf von Habsburg 1276 donauabwärts gegen König Ottokar vorrückte, öffnete Tulln bereitwillig seine Tore und die Bürger leisteten ihre Huldigung. Für dieses Wohlverhalten wurden sie mit einem Stadtrechtsprivileg belohnt. (42) Die Akzeptanz der Herrschaft des römischen Königs in einer alten „Reichsburg” mochte Rudolf besonders veranlasst haben, den Dank für seinen Sieg über den Böhmenkönig mit einer Klosterstiftung gerade hier zum Ausdruck zu bringen. Um auch ältere, nicht verbriefte Rechte zu legitimieren, haben die Bürger von Tulln gegen Ende des 13. Jahrhunderts eine Urkundenfälschung auf der Grundlage der beiden Königsurkunden von 1270 und 1276 vorgenommen, die als Urkunde Ottokars ausgegeben wurde. (43) An der Spitze der Stadtverwaltung standen im Mittelalter Richter und Rat, wobei der Rat aus zwölf Geschworenen (iurati) bestand, die später als „Herren des Rats” bezeichnet wurden. Die Tullner Oberschicht dieser Zeit, die auch das Richteramt besetzte – ein Bürgermeister ist nur an der Wende des 13. zum 14. Jahrhundert nachweisbar (44) –, war eng mit dem Kleinadel des Hinterlandes verbunden. (45) Neben Konrad von Tulln, der unter Ottokar und auch noch später landesfürstliche Ämter in Zeitpacht nehmen konnte, ist vor allem die Familie der Hunlonen zu nennen. (45)
(42) Abdruck bei Anton Kerschbaumer, Geschichte der Stadt Tuln, Krems 1874, 317 ff., Gustav Winter, Urkundliche Beiträge zur Rechtsgeschichte ober- und niederösterreichischer Städte, Märkte und Dörfer vom zwölften bis zum fünfzehnten Jahrhundert, Innsbruck 1877, 25 ff. (Auszug); vgl. BUB (wie Anm. 23) 4/2, n. 1136.
(43) Vgl. Csendes, Privilegien (wie Anm. 33), 62 ff.
(44) Biack, Tulln (wie Anm. 38), 257 f.; Karl Gutkas, Das Bürgermeisteramt in den niederösterreichischen Städten während des Mittelalters, in: Mitteilungen des österreichischen Staatsarchivs 14 (1961), 116.
(45) Vgl. Herwig Weigl, Städte und Adel im spätmittelalterlichen Österreich, in: Oberdeutsche Städte im Vergleich. Mittelalter und Frühe Neuzeit, hg. v. Joachim Jahn – Wolfgang Hartung – Immo Eberl (REGIO, Forschungen zur schwäbischen Regionalgeschichte 2, Sigmaringendorf 1989), 85 ff. – Zu den Hunlonen vgl. ebenda sowie zu Konrad Anton Kerschbaumer, Konrad von Tulln, in: Blätter d. Vereines f. Landeskunde v. Niederösterreich 8 (1874), 36 ff.; auch Biack, Tulln (wie Anm. 38), 69 ff. Vgl. auch Max Weltin, Landesherr und Landherren. Zur Herrschaft Ottokar II. Přemysl in Österreich, in: Ottokar-Forschungen (wie Anm. 30), 206 ff.
(45) Vgl. Herwig Weigl, Städte und Adel im spätmittelalterlichen Österreich, in: Oberdeutsche Städte im Vergleich. Mittelalter und Frühe Neuzeit, hg. v. Joachim Jahn – Wolfgang Hartung – Immo Eberl (REGIO, Forschungen zur schwäbischen Regionalgeschichte 2, Sigmaringendorf 1989), 85 ff. – Zu den Hunlonen vgl. ebenda sowie zu Konrad Anton Kerschbaumer, Konrad von Tulln, in: Blätter d. Vereines f. Landeskunde v. Niederösterreich 8 (1874), 36 ff.; auch Biack, Tulln (wie Anm. 38), 69 ff. Vgl. auch Max Weltin, Landesherr und Landherren. Zur Herrschaft Ottokar II. Přemysl in Österreich, in: Ottokar-Forschungen (wie Anm. 30), 206 ff.
Tulln fügte sich gut in die habsburgische Herrschaft, nicht zuletzt eben dank Konrads von Tulln, der auch unter Rudolf I. und Albrecht I. eine Stütze der Landesfürsten war. Für die Städte war der Anschluss an das Reich auch eine geeignete Gelegenheit, den Einfluss der Stadtministerialen abzuschütteln. (46) In dem 1277/78 niedergelegten Landrecht wurde festgehalten, dass es nur drei rechtmäßige Taidingsorte in Österreich geben sollte: Tulln, Korneuburg und Mautern. (47) 1317 erhielt die Stadt von Friedrich dem Schönen ein Jahrmarktsprivileg. (48) Rudolf IV. verwandte sein Bemühen, die landesfürstlichen Städte wirtschaftlich zu stärken, neben anderen auch auf Tulln, indem er 1364 die Ablöse der Burgrechte und Überzinse, die Neubestiftung öd gewordener Grundstücke und den Wiederaufbau bürgerlicher Häuser anordnete. Richter und Rat wurden die ausschließlichen grundobrigkeitlichen Rechte übertragen. (49) Allerdings gelang auch in Tulln die Umsetzung dieser Maßnahmen nicht uneingeschränkt, vor allem der lückenlose Rückkauf der Überzinse war nicht umzusetzen, ja es wurden von den Landesfürsten ausdrücklich Befreiungen ausgesprochen; davon profitierten auch Pfarre und Spital von Tulln sowie das Stift Herzogenburg für Besitzungen in der Stadt. (50) Unter Albrecht V. erhielt Tulln das Recht eines zweiten Jahrmarkts (1414), Friedrich III. gewährte schließlich 1459 einen dritten, er trat allerdings auch vehement dagegen auf, dass die Tullner versuchten, mit dem in die Stadt gebrachten Salz einen privilegierten Handel in Art einer Salzkammer zu betreiben. (51) Das 15. Jahrhundert brachte für Österreich schwere Zeiten, ausgelöst durch Hussitenkriege, Zwistigkeiten innerhalb der landesfürstlichen Familie und schließlich durch den Krieg Friedrichs III. mit dem Ungarnkönig Matthias Corvinus. Im Verlauf dieser stürmischen und für Stadt und Land vielfach tristen Epoche war Tulln wiederholt Schauplatz von Landtagen.
(46) Vgl. Weltin, Landesherr (wie Anm. 45), 219 f.
(47) Weltin (wie Anm. 21), 237 f., 261.
(48) Kerschbaumer, Tuln (wie Anm. 42), Nr. 180.
(49) Ebenda, Nrr. 321–323 ; vgl. Max Vancsa, Geschichte Nieder- und Oberösterreichs 2, Stuttgart/Gotha 1927 (Nachdruck Wien 1966), 238.
(50) Kerschbaumer, Tuln (wie Anm. 42), Nr. 364, 405, 408; Vancsa, Geschichte (wie Anm. 49), 167. Vgl. Vancsa, Geschichte (wie Anm. 49), 152 ff.; zur Beurteilung dieser Maßnahmen vgl. zuletzt Klaus Lohrmann, Das Werden von Stadt und städtischer Gesellschaft, in: Wien. Geschichte einer Stadt 1, hg. v. Peter Csendes – Ferdinand Opll, Wien/Köln/Weimar 2001, 268 ff.
(51) Biack, Tulln (wie Anm. 38), 365 f., 317.
Im Zuge der Auseinandersetzung zwischen den Herzogen Ernst und Leopold 1408 wurde Tulln, das von Truppen Ernsts besetzt war, vom Söldnerführer Hechtl erobert. (52) Im Kampf um Österreich zwischen Kaiser Friedrich III. und seinem Bruder Albrecht VI. wurde Tulln 1461 von Albrecht belagert, ehe die Bürger die Stadt dem Erzherzog in die Hände spielten. (53) Die Tullner standen auch in der Folgezeit bis zu dessen Tod im Jahr 1463 auf der Seite Albrechts, obwohl die Stadt von ihm vorübergehend an einen Söldnerführer verpfändet wurde. 1477 brach der Krieg mit Ungarn aus, wobei bereits im ersten Jahr Tulln von ungarischen Truppen erobert und zeitweilig besetzt wurde. (54) Als Matthias Corvinus 1485 Wien nach langer Belagerung erobert hatte, musste sich auch Tulln dem Ungarn ergeben und blieb fünf Jahre unter ungarischer Herrschaft. Zur Jahreswende 1490/91 vernichtete ein verheerender Brand den größten Teil der Stadt. (55)
(52) Vancsa, Geschichte (wie Anm. 49), 238.
(53) Ebenda, 377.
(54) Ebenda, 500 Anm. 3. Zu den Kriegen mit Matthias Corvinus vgl. Karl Schober, Die Eroberung Niederösterreichs durch Matthias Corvinus in den Jahren 1482–1490, in: Blätter des Vereines für Landeskunde von Niederösterreich 13 (1879), bes. 2, 264; Gyula Rászó, Die Feldzüge des Königs Matthias Corvinus in Niederösterreich 1477–1490, Wien 1973 (Militärhistorische Schriftenreihe 24), bes. 6, 20; Biack, Tulln (wie Anm. 38), 86 f.
(55) Biack, Tulln (wie Anm. 38), 88.
Das Spätmittelalter war für Tulln dennoch auf Grund des Donauhandels überwiegend eine Blütezeit. Das lässt sich aus den Steuerleistungen des Landes aus der Mitte des Jahrhunderts ablesen, wobei Tulln im Spitzenfeld der landesfürstlichen Städte und Märkte zu finden ist – erst gegen dessen Ende kam es zu einem deutlichen Rückgang; (56) es zeigt sich aber auch noch in der erhaltenen Bausubstanz des 15. und 16. Jahrhunderts, die in einzelnen Bürgerhäusern (Hauptplatz, Wiener Straße, Karlsgasse, Albrechtsgasse) bis heute erkennbar ist. (57) Die wichtigsten Einkommensquellen für die Stadt waren in dieser Zeit neben den Einkünften aus dem reichen Grundbesitz die Jahrmärkte und das Privileg der Ladstatt (1450 und 1459), das Schiffleuten zwischen Hollenburg und Klosterneuburg allein in Tulln das Anlegen und die Aufnahme von Gütern gestattete. (58) Dieses Vorrecht war für das gesamte Tullner Feld von hoher Bedeutung.
(56) Vgl. Vancsa (wie Anm. 49), 297 Anm. 2, sowie Peter Csendes, Die Donaustädte von Passau bis Pressburg im 15. Jahrhundert, in: Die Stadt am Ausgang des Mittelalters, hg. von Wilhelm Rausch, Linz 1974 (Beiträge zur Geschichte der Städte Mitteleuropas 3), 98.
(57) Vgl. Biack, Tulln (wie Anm. 38), 27 ff.
(58) Ebenda, 293.
Die Mauern des römischen Lagers standen im Mittelalter noch lange weitgehend aufrecht. Innerhalb des ältesten Berings, der die Großburg Tulln bildete, hat es neben der landesfürstlichen Burg wohl mehrere große Höfe gegeben. Einer von diesen, Aula genannt, war Teil des Burgkomplexes, der mehrfach urkundlich belegt ist. (59) Dieser Hof befand sich im Besitz der Lengbacher und kam 1271 als Lehen und 1273 endgültig an Konrad von Tulln. (60) Den Tullner Zehenthof der Passauer Bischöfe, der im späten 12. Jahrhundert belegt ist, (61) haben wir uns ähnlich vorzustellen.
(59) Das castrum Tullense wird etwa 1139 explizit erwähnt: Salzburger Urkundenbuch 2 (Salzburg 1916), n. 191; vgl. auch Karl Lechner, Der Tullner Bezirk zur Babenbergerzeit, in: HeimatkalenderTulln 1954, 62.
(60) Fontes rerum Austriacarum II/1,126, Nr. 110; Elenchus (wie Anm. 34), 99 f., Nr. 89. Vgl. auch Büttner, Ministerialen (wie Anm. 30), 416 f.
(61) Vgl. Dienst, Tulln (wie Anm. 20), 76.
Der Bau der Kirche von St. Stephan, einer romanischen Pfeilerbasilika des 11. und 12. Jahrhunderts, die später nur unwesentlich erweitert wurde, und des Pfarrhofes an der Donautalstraße knüpften wohl an ältere Hofgruppen an, die außerhalb des Römerlagers über Bauten der einstigen Canabae entstanden waren. Solche Siedlungsgruppen sind auch an der Donaulände westlich des Römerturms anzunehmen, ausgehend vom Bereich der Anlegestelle und der Überfuhr unterhalb des Turms. Archäologische Nachweise dafür haben sich im Bereich Albrechtsgasse/Donaugasse gefunden. (62) Die Richtung für die spätere Entwicklung ergab sich jedoch aus dem Verlauf der Fernstraße; so entstand eine planmäßige, großzügige Erweiterung in Richtung Westen mit einer Ausdehnung von 420 x 630 m (237 x 356 Klafter), die nicht allein Bestehendes, nämlich Burg und Häusergruppen bei der Kirche und an der Donau, umfasste, sondern auch hinreichend Platz für eine allmähliche Ausbreitung bot, die in großen Blöcken erfolgte. Diese Blöcke werden durch die heutigen Straßenzüge Brüdergasse–Albrechtsgasse–Rudolfstraße–Bahnhofstraße–Karlsgasse umschrieben, wobei die Verbindung zur Brüdergasse wohl durch die Anlage des Kapuzinerklosters unterbrochen wurde. (63) Die Erweiterung der Anlage, die einem Rechteck im Verhältnis 2:3 entspricht, und die Ummauerung sind wohl der Zeit nach 1200 zuzuweisen und korrespondieren mit ähnlichen Unternehmungen dieses Zeitabschnitts. So werden noch im 14. Jahrhundert Lehen (laneos) als Siedlungseinheiten erwähnt. (64) Nach 1200 wurden auch die römischen Mauern teilweise abgebrochen, deren Steinmaterial unmittelbar weiterverwendet wurde, manche Teile blieben dagegen bis ins 15. Jahrhundert erhalten. (65) Ähnlich wie auf Wien scheint auch auf Tulln Regensburg eine gewisse Vorbildwirkung ausgeübt zu haben. (66) Wirtschaftliches Zentrum war in der Folge der Hauptplatz (Breiter Markt), (67) der aus einer Erweiterung der Donautalstraße im Westteil der Siedlungsausdehnung erwachsen ist, während die Burg zunächst als herrschaftlicher Mittelpunkt erhalten blieb. Die mittelalterliche Ummauerung ist im 13. Jahrhundert sicher nachgewiesen (68), von einem Ausbau der Befestigungen bzw. von Instandhaltungsarbeiten im Bereich der Großburg hören wir aus den 1260er Jahren. König Ottokar selbst hatte sich um dieses Projekt angenommen. (69) Straßennamen sind quellenmäßig seit dem 14. Jahrhundert zu belegen. (70)
(62) Vgl. Wewerka [u. a.], Tullner Stadtarchäologie (wie Anm. 7), 85 ff.
(63) Vgl. Erich Reidinger, Mittelalterliche Gründungsstädte in Niederösterreich. Grundlagen – Regeln – Beispiele, in: Österreichische Ingenieur- und Architekten-Zeitschrift (ÖIAZ) 143/1 (1998), 2 ff.; vgl. auch die Beobachtungen von Klaus Humpert – Martin Schenk, Entstehung der mittelalterlichen Stadtplanung. Das Ende vom Mythos der „Gewachsenen Stadt”, Stuttgart 2001. Vgl. auch die Arbeiten von Adalbert Klaar, Der Stadtplan von Tulln, in: Unsere Heimat 4 (1931), S. 253 ff., und ders., Die Siedlungsformen der österreichischen Donaustädte, in: Die Städte Mitteleuropas im 12. und 13. Jahrhundert, hg. von Wilhelm Rausch, Linz 1963 (Beiträge zur Geschichte der Städte Mitteleuropas 1), 103 f.; siehe auch Roderich Geyer, Das Kapuzinerkloster in Tulln 1635–1787, St. Pölten 2000 (Beiträge zur Kirchengeschichte Niederösterreichs 4 = Geschichtliche Beilagen zum St. Pöltner Diözesanblatt 21 = Mitteilungen des heimatkundlichen Arbeitskreises für die Stadt und den Bezirk Tulln 15), 18 f.
(64) Adam Maidhof, Die Passauer Urbare 1, Passau 1933, 418.
(65) Wewerka [u. a.], Tullner Stadtarchäologie (wie Anm. 7), 101 ff.
(66) Vgl. Peter Csendes, Regensburg und Wien – Babenbergerresidenzen des 12. Jahrhunderts, in: Jahrbuch des Vereins für Geschichte der Stadt Wien 47/48 (1991/92), 163 ff.
(67) Genannt 1301, Kerschbaumer, Tuln (wie Anm. 42), Nr. 124.
(68) Kerschbaumer, Tuln (wie Anm. 42), Nr. 6.
(69) Vgl. Büttner, Ministerialen (wie Anm. 30), 417.
(70) Biack, Tulln (wie Anm. 38), 34 ff.; Kerschbaumer, Tuln (wie Anm. 42), Nr. 12.
Vier Tore führten in die Stadt: das St.-Pöltner-Tor (Hauptplatz/Rudolf-Buchinger-Straße), das Wassertor (Nibelungengasse/Donaulände), das Wiener Tor (Wiener Straße/Wilhelmstraße) und das Frauentor (Bahnhofstraße/Franz-Josef-Straße). Die Tortürme wurden in den Jahren 1861–1864 abgetragen. Von der Stadtmauer ist nichts erhalten, von den Türmen allein der 1560 errichtete und 1983 restaurierte Stadtturm an der Südwestecke. Das Erdbeben von 1590 beschädigte die Stadtmauer schwer, die aber – und auch später immer wieder – mit hohem finanziellen Aufwand ausgebessert wurde. Vor der Stadtmauer lag ein Zwinger, den eine zweite, schwächere Mauer absicherte, die im 15./16. Jahrhundert entstanden ist und heute noch an mehreren Stellen (Sparkassenpark, Donaulände) aufrecht steht. 1787 begann man mit dem Abbruch der Stadtmauer, das Areal wurde mit jenem des Zwingers an Anrainer verkauft. (71) An drei Seiten war Tulln von einem breiten Stadtgraben umgeben, den die Donau und der Staasdorfer Bach (Mühlbach) speisten, und in welchem auch Fische gezüchtet wurden. Dieser Graben wurde durch einen Stadtwall geschützt, den man ab 1861 als Füllmaterial für das Zuschütten des Grabens verwendete. (72)
(71) Biack, Tulln (wie Anm. 38), 34 ff.
(72) Ebenda. Neue archäologische Erkenntnisse über die Stadtbefestigung bei Ulrike Piëtzka, Neues zur südlichen Stadtbefestigung von Tulln, in: Fundberichte aus Österreich 37 (1998), 453 f. sowie Norbert Hirsch, Grabungen im Stadtgebiet von Tulln, Wiener Straße 24–26, in: ebenda, 447 ff.; ders., Die Grabungen im Bereich „RoterTurm”, Stadtgemeinde Tulln, in: Fundberichte aus Österreich 34 (1995), 377 ff.
Im Mittelalter sind drei Vorstädte nachgewiesen. Die Vorstadt „Am Anger”, 1271 erstmals erwähnt und bis ins 16. Jahrhundert belegt, (73) lag vor dem Frauentor und hatte eine eigene Kirche. Im Westen befand sich die „Obere Stadt”, im Osten eine kleine Siedlung „In der Wienerstraß”. Friedrich III. ordnete 1465 die Schleifung der Vorstädte an, die damals allerdings schon ziemlich herabgekommen waren. (74)
(73) Kerschbaumer, Tuln (wie Anm. 42), Nr. 4.
(74) Biack, Tulln (wie Anm. 38), 27
Das älteste bekannte Rathaus der Stadt lag in der Wiener Straße (Nr. 18, zunächst dem Bischofshof). Im 16. Jahrhundert verlegte man das Rathaus auf das Areal des einstigen Gettos und heutigen Bezirksgerichts in der Albrechtsgasse. Dieser Bau wurde bis 1851 von der Stadtverwaltung genützt. Das mittelalterliche Gerichtsgebäude, die Schranne, befand sich am östlichen Ende des Hauptplatzes, an der Stelle des späteren Sparkassengebäudes. Dort wurden auch die amtlichen Maße und Gewichte verwahrt. Die Schranne besaß einen Turm, der 1725 neu errichtet wurde. Westlich davon lag der städtische Körnerkasten, der nach 1725 dem kaiserlichen Salzamt als Depot überlassen wurde. Das Gebäude wich später dem Amtsgebäude der Bezirkshauptmannschaft. (75) Das Hochgericht des Landgerichts Tulln lag im Westen vor der Stadt an der Straße nach Langenrohr zunächst der Großen Tulln. Das Gerichtskreuz zunächst des Richtplatzes musste 1977 im Zuge des Ausbaus des Messegeländes auf die Südseite der Straße verlegt werden. (76)
(75) Ebenda, 268, 246, 317 f.
(76) Ebenda, 249.
Ältester Sakralbau war jene Kirche, die in der Vita S. Severini aus dem 5. Jahrhundert erwähnt wird. (77) Später befand sich im Verband der landesfürstlichen Burg von Tulln die Kapelle „Zum Hl. Kreuz”; sie lag unmittelbar an der Donau und war wohl schon von Herzog Heinrich II. dem Wiener Schottenkloster geschenkt worden. (78) Nach 1014 wurde die Pfarrkirche St. Stephan errichtet, (79) deren reiche romanische Bauteile aus dem 11. und 12. Jahrhundert stammen. Um die Kirche lag auch der wichtigste Friedhof (Stephansfreithof). Aus der Mitte des 13. Jahrhunderts datiert der Karner (Dreikönigskapelle), an dessen Bau vielleicht Steinmetzen aus Westungarn mitgewirkt haben. (80)
(77) Noll, Eugippius (wie Anm. 9), c 2, 60; zur kirchlichen Organisation Tullns im Mittelalter vgl. zusammenfassend Dienst, Tulln (Anm. 20), 78 f.
(78) Nachweisbar als Schottenbesitz jedoch erst durch die Besitzbestätigung Leopolds VI. von 1200 (BUB [wie Anm. 23] 1, nn. 113,149). Die Lage der Kapelle wird in einer päpstlichen Bestätigung von 1227 beschrieben (Fontes rerum Austriacarum II18, nn. 21, 29). Dazu würde stimmen, dass Kapelle und Dominikanerkloster von der Donau weggerissen worden sein sollen (vgl. Biack, Tulln [wie Anm. 38], 501). Der Tausch gegen das Patronatsrecht von Gaunersdorf (Gaweinstal) ebenda, nn. 49, 67.
(79) Vgl. Mario Schwarz, Architektur, in: Geschichte der Bildenden Kunst in Österreich. Früh- und Hochmittelalter, hg. v. Hermann Fillitz, München/New York 1998, 286 ff. – Zur Pfarrgeschichte vgl. Alois Pllsser, Zur Kirchengeschichte des Viertels ob dem Wienerwald vor 1627, St. Pöltner 2001 (Geschichtliche Beilagen zum St. Pöltner Diözesanblatt 17), 295 ff.
(80) Schwarz, Architektur (wie Anm. 79), 331 ff.
„Unsere liebe Frau am Anger”, 1293 erwähnt, (81) war die Kirche der südlichen Vorstadt und wurde 1532 abgebrochen. (82) Die St.-Siegmund-Kapelle stand zunächst des Lazaretts an der Langenlebarner Straße. (83) Das Lazarett, als Sondersiechenhaus gegründet, ist 1377 als bestehend nachgewiesen, war aber zweifellos wesentlich älter (84). 1634 kam es zu einem Neubau auf dem Gelände des heutigen Bezirksaltersheimes, nachdem das ältere Gebäude wahrscheinlich im Türkenkrieg 1529 zerstört worden war. Die Kirche St. Siegmund ist im 15. Jahrhundert erstmals belegt, sie wurde mehrmals zerstört und wieder aufgebaut, 1785 aber endgültig abgebrochen. Nächst der Kirche befand sich ein Friedhof, der für das Lazarett bestimmt war, auf dem später Nichtkatholiken, Soldaten und Kriegsgefangene beigesetzt wurden. 1783 wurde der Friedhof aufgelassen. (85)
(81) Kerschbaumer, Tuln (wie Anm. 42), Nr. 97.
(82) Biack, Tulln (wie Anm. 38), 481 f.
(83) Biack, Tulln (wie Anm. 38), 386 f.; Jürgen Richter, Das Spitalwesen Niederösterreichs und Wiens im Mittelalter 2, phil. Diss. Wien 1964, 129 ff.
(84) Biack, Tulln (wie Anm. 38), 483 f.
(85) Ebenda, 141.
Das Bürgerspital, dessen Existenz für das frühe 14. Jahrhundert belegt ist und das eine eigene Herrschaft bildete, lag auf dem Areal Wiener Straße-Bonvicinigasse. (86) Nach mehrfachen Veränderungen wurde der Bau 1891/92 nach einem Brand endgültig abgetragen. Die Bürgerspitalkapelle (hl. Geist, hl. Margarete und hl. Elisabeth) wurde 1322 geweiht. Sie befand sich an der Ostseite des Spitalsgebäudes. Der mittelalterliche Bau wurde in josephinischer Zeit profaniert und versteigert. Das Objekt kam dabei wieder in den Besitz des Bürgerspitals und wurde 1830 neuerlich als Kapelle eingerichtet. Diese fiel gleichfalls dem Brand zum Opfer und wurde mit dem Bürgerspital abgetragen. (87)
(86) Ebenda, 303 ff.
(87) Ebenda, 483 f.
Das Minoritenkloster soll auf das Jahr 1225 zurückgehen. (88) Das erscheint angesichts der anderen Minoritenniederlassungen in Österreich durchaus glaubhaft. Die Lage an der Nordostecke der Stadt bringt die Errichtung des Klosters auch mit dem Bau der Stadtmauer in einen engen Zusammenhang. Die urkundliche Überlieferung beginnt allerdings erst im 14. Jahrhundert. In der Reformation löste sich der Konvent auf und die Gebäude wurden 1543 von Ferdinand I. der Stadt überlassen. (89) 1635 erhielten die Minoriten jedoch ihr Kloster wieder zurück. 1713–1756 kam es zu einem Neubau des Klosters. In der heutigen Form wurde die Minoritenkirche 1732–1739 errichtet. Das Kloster erlebte jedoch keine neue Blüte und wurde, bereits verlassen, 1807 von der Regierung geschlossen. (90) Nach einer Versteigerung im Jahr 1827 wurden die Gebäude in der Folge unterschiedlich genutzt, so als Kaserne (1827–1918 und 1938–1945) und als Wohnhaus (1918–1938, nach 1945). 1990–1994 erfolgte eine umfassende Renovierung und die Umwandlung in ein Museumszentrum. (91)
(88) Ebenda, 501 ff.; Vgl. Johannes Tuzar, Archäologische Untersuchungen in der ehemaligen Pionierkaserne in Tulln, in: Fundberichte aus Österreich 30 (1991), 44 ff.
(89) Kerschbaumer, Tuln (wie Anm. 42), Nr. 629.
(90) Zur Klosteraufhebung vgl. Gerhard Winner, Die Klosteraufhebungen in Niederösterreich und Wien, Wien/München 1967, 272 f.
(91) Vgl. Roderich Geyer, Tullner Museen im Minoritenkloster, Tulln 1996.
Ein besonderes Denkmal österreichischer Geschichte war das Dominikanerinnenstift. (92) Im Jahr 1280 wurde es von Rudolf I. gestiftet, zur Erinnerung an seinen Sieg über König Ottokar und als Dank für die Errettung aus Lebensgefahr. (93) Konrad von Tulln, der selbst auch später diese Stiftung unterstützte, stellte dafür seinen Besitz innerhalb der alten Großburg zur Verfügung. Der König erwarb auch im Tauschweg von den Wiener Schotten die Kapelle „Zum Hl. Kreuz”. 1290 wurde die neue Klosterkirche geweiht. Angeblich soll das Herz Rudolfs I. hier beigesetzt worden sein, (94) bis in die Mitte des 14. Jahrhunderts auch früh verstorbene und uneheliche Kinder der Habsburger. Es wurde jedoch nur eine einzige Habsburgerin nachweislich dort begraben, Euphemia, eine Tochter Friedrichs des Schönen, die Nonne in Tulln gewesen ist. (95) Das Kloster genoss hohes Ansehen und verfügte daher schon bald über reichen Besitz in Niederösterreich. Unter Joseph II. wurde das Kloster aufgehoben, die Kirche entweiht. (96) In der Folge wurden die Gebäude weitestgehend abgetragen. Auch die Kirche fiel dem Abbruch zum Opfer. Auf dem Areal entstand nach 1882 eine private Krankenanstalt, 1897 errichtete die Stadt auch eine Schule. Die Krankenanstalt wurde 1945 vom Land Niederösterreich übernommen und fortan als Landeskrankenhaus geführt. Nachdem die Krankenanstalt 1989 in neue Baulichkeiten im Süden der Stadt übersiedelt war, erfolgte eine Umgestaltung für kulturelle Zwecke. Die Klosterherrschaft wurde 1811 vom Staat verkauft und ging durch mehrere Besitzerhände, wobei die einstigen Klostergebäude 1872 der Stadt Tulln überlassen wurden. (97)
(92) Anton Kerschbaumer, Das kaiserliche Frauenstift und die Habsburgergruft zu Tuln (sic!), in Berichte und Mittheilungen des Alterthums-Vereines zu Wien 13 (1873), 131 ff., mit Abbildungen; Biack, Tulln (wie Anm. 38), 486 ff.; Christine Dolezal, Die Geschichte des Dominikanerinnenklosters in Tulln, phil. Diss. Wien 1970; eine Zusammenfassung der Ergebnisse der archäologischen Forschungen auf dem Gelände des einstigen Klosters bei Norbert Hirsch – Nikolaus Hofer, Archäologische Untersuchungen auf dem Areal des ehemaligen Landeskrankenhauses Tulln, NÖ, in: Fundberichte aus Niederösterreich 39 (2000), 255 ff.; vgl. auch Johannes Ramharter, Kaiser Rudolf und das Frauenkloster in Tulln. Ein Beitrag zum Selbstverständnis des ersten habsburgischen Königs, in: Mitteilungen (wie Anm. 4) 7 (1992), 114 ff.
(93) Johann-Friedrich Böhmer – Oswald Redlich, Regesta Imperii VI, Innsbruck 1898, 302 f., n. 1220; gedruckt Kerschbaumer, Tuln (wie Anm. 42), Nr. 13. Es befanden sich an der Kirche auch die Stifterfiguren Rudolfs und seiner Gemahlin Agnes.
(94) Alphons Lhotsky, Geschichte Österreichs 1281–1358, Wien 1967, 74. Es handelt sich dabei wohl um eine Legende, die vielleicht aus der Tatsache entstanden ist, dass das Herz König Ottokars II. bei den Wiener Minoriten bestattet worden ist; doch hat man im 18. Jahrhundert offensichtlich daran geglaubt und nach diesem Herz gesucht.
(95) Vgl. Kerschbaumer, Frauenstift (wie Anm. 91), 164 ff.
(96) Vgl. Winner, Klosteraufhebungen (wie Anm. 90), 134 ff.
(97) Biack, Tulln (wie Anm. 38), 493.
Auf Konrad von Tulln geht die Gründung des Dominikanerklosters zurück, das in unmittelbarer Nähe des Frauenklosters errichtet wurde und bis in die Reformationszeit Bestand hatte. (98) Die Grundmauern wurden bei den jüngsten Restaurierungsarbeiten freigelegt und sind teilweise nächst dem Römermuseum sichtbar.
(98) Ebenda, 497 ff.
Gegen heftigen Widerstand der Bürger kam es in den 1640er Jahren zur Gründung eines Kapuzinerklosters. (99) Dieses sollte zuerst vor dem Frauentor errichtet werden, doch konnte man sich 1645 auf eine Ansiedlung in der Stadt einigen. Die Kapuziner erwarben insgesamt elf Bürgerhäuser in der Südwestecke der Stadt und errichteten auf diesem Grund das Kloster. Unter Joseph II. wurde das Kapuzinerkloster 1787 aufgehoben, die Kirche 1788 profaniert. (100) Das Klostergebäude wurde zur Fabrik, nach 1816 kam es zu unterschiedlichen Nutzungen und auch größeren baulichen Veränderungen, während die Kirche abgebrochen wurde. Der ehemalige Klostergarten wurde 1955 in den Sparkassenpark umgestaltet.
(99) Ebenda, 510 ff.; jetzt vor allem Geyer, Kapuzinerkloster (wie Anm. 63).
(100) Zur Aufhebung vgl. Winner, Klosteraufhebungen (wie Anm. 90), 210 f.
Die wirtschaftlichen Schwierigkeiten, die im ausgehenden 15. Jahrhundert immer deutlicher geworden waren, setzten sich in der Folge zunehmend fort. Der verheerende Stadtbrand an der Jahreswende 1490/91 bedeutete für die Entwicklung Tullns einen erheblichen Rückschlag. Zudem setzten mit dem Jahr 1529 neue militärische Bedrohungen ein: Die osmanischen Heerscharen erschienen vor der Stadt, in der auch die Bewohner des ländlichen Umfelds Zuflucht gefunden hatten. Die Verteidigung war erfolgreich, die noch bestehenden bescheidenen mittelalterlichen Vorstädte wurden jedoch niedergebrannt. Für über 150 Jahre sollte aber die Türkengefahr ein wesentliches, insbesondere auch finanzielles Problem für die Stadt bleiben. (101)
(101) Vgl. Biack, Tulln (wie Anm. 38), 88 ff.
Das 16. und das 17. Jahrhundert waren von der großen religiösen Auseinandersetzung geprägt. Die Reformation hatte sich in Österreich rasch ausgebreitet. (102) Auf mehreren Schlössern im Tullner Feld gaben die Adeligen Prädikanten Aufenthalt. So hatten die Tullner, die bald in der Mehrzahl der neuen Lehre zuneigten, Gelegenheit, die Predigten in Pixendorf und Judenau, Besitzungen der Grafen Jörger, später auch in Trübensee zu besuchen. Auch im Stadtrat waren Protestanten prominent vertreten. Dagegen kam es in der Stadt zu einem dramatischen Niedergang der katholischen Institutionen: Um 1540 waren die Weltgeistlichen durchwegs verheiratet, die Konvente der Dominikaner und Kapuziner lösten sich auf, das Frauenstift verlor seine Bedeutung. Prädikanten spendeten in Tulln die Sakramente. (103) Die Wende kam im letzten Drittel des Jahrhunderts. Die gegenreformatorischen Maßnahmen, die unter dem Statthalter Erzherzog Ernst nach 1580 eingeleitet wurden, griffen sehr bald, und es kam auch in Tulln zu Ausweisungen – so mussten 1587 zwölf Bürger, die am neuen Glauben festhielten, die Stadt verlassen. 1588 suchte der Dompropst Melchior Khlesl, Offizial des Passauer Bischofs und mit der Durchführung der Gegenreformation beauftragt, Tulln auf und ließ von Richter, Rat, Genannten und allen Bürgern der Stadt ein Glaubensgelöbnis unterfertigen. (104) 1598 kam es auch zu einer Einigung zwischen der Stadt und dem Offizial hinsichtlich der kirchlichen Stiftungsgüter (Benefizien), die als städtische Lehen und unter städtischer Verwaltung stehend anerkannt wurden (Benefizienamt). (105)
(102) Ebenda, 90 ff.
(103) Kerschbaumer, Tuln (wie Anm. 42), Nr. 677.
(104) Biack, Tulln (wie Anm. 38), 92 f. Revers abgedruckt bei Kerschbaumer, Tuln (wie Anm. 42), Nr. 688.
(105) Biack, Tulln (wie Anm. 38), 308 ff.
Am Vorabend des Dreißigjährigen Krieges war Tulln somit zum Katholizismus zurückgekehrt. Im Zuge dieses Krieges hatte Tulln immer wieder Einquartierungslasten zu tragen, die zusammen mit hohen Steuern und außerordentlichen Belastungen zum finanziellen Ruin der Stadt beitrugen. 1638 wurde über die hoch verschuldete Stadt sogar die Exekution verhängt, was freilich die triste Lage noch weiter verschärfte. (106) Im Jahr 1645 besetzte der schwedische General Torstenson Krems und Korneuburg. Tulln wurde in Verteidigungszustand versetzt und kaiserliche Truppen versammelten sich im Tullner Feld, das schwer zu leiden hatte. 1647 entstand im Zug militärischer Einquartierungen wieder ein Stadtbrand in verheerenden Ausmaßen. (107) Von diesen Schicksalsschlägen konnte sie sich erst im 19. Jahrhundert wirklich erholen.
(106) Vgl. Günter Marian, Die Finanzen der Stadt Tulln in den achtziger Jahren des 17. Jahrhunderts mit besonderer Berücksichtigung des Türkenjahres 1683, Diplomarbeit Wien 1993, 123 ff.
(107) Biack, Tulln (wie Anm. 38), 107.
Die Stadt, der durch die permanenten Arbeiten zur Absicherung der Donaulände und die Ausbesserungen der Stadtbefestigung laufend Kosten erwuchsen – so stürzte 1616 ein Teil des Minoritenklosters durch Hochwassereinwirkung ein, 1636 wurde die Stadtmühle vom Strom weggerissen –, (108) geriet in den 1660er Jahren mit der Stadtsteuer erheblich in Rückstand. Die daraus resultierende Notlage, verschärft durch Soldateneinquartierungen, führte dazu, dass Familien abwanderten und zwei Drittel der 189 Häuser baufällig waren oder überhaupt leer standen. Das ergab eine Bereitung der landesfürstlichen Städte und Märkte in Österreich unter Enns im Jahr 1667 zum Zweck einer Neubewertung der Steuerleistungen, wobei von den 189 Tullner Häusern 46 als öd und 113 als baufällig bezeichnet wurden. (109) Im großen Pestjahr 1679 war auch Tulln sehr schwer von der Seuche betroffen. Die Pestsäule (Dreifaltigkeitssäule) wurde in Erfüllung eines Gelübdes des Rats 1694 auf dem Hauptplatz errichtet. Als 1683 die Osmanen Wien belagerten, wurde die Stadt, die viele Flüchtlinge aufgenommen hatte, mehrmals bedroht, konnte sich jedoch mit militärischer Unterstützung halten. Als sich das Entsatzheer für Wien im Tullner Feld zum entscheidenden Vorstoß versammelte, hielten Befehlshaber am 8. September 1683 einen Kriegsrat im Tullner Frauenstift. Für die Stadt brachte der „Türkenrummel” neuerlich hohe finanzielle Belastungen, die nicht zur Besserung der allgemeinen Lage beitrugen. (110)
(108) Marian, Finanzen (wie Anm. 106), 56 ff.
(109) Ebenda, 152.
(110) Zum Türkenjahr 1683 vgl. Marian, Finanzen (wie Anm. 106), 86 ff.
Die Stadt stand ökonomisch auf sehr schwachen Beinen. Man lebte hauptsächlich von der Landwirtschaft, bei der Weinbau eine wichtige Rolle spielte, und einem sehr bescheidenen Handwerk. So sind im 17. Jahrhundert 40% aller Gewerbebetriebe als mittlere, 50% als Klein- und Kleinstbetriebe zu charakterisieren. (111) Handwerkerinnungen und Handwerksordnungen sind seit dem 13. Jahrhundert belegt (Fischer, Schiffleute, Fleischhauer), der Großteil stammt jedoch aus der frühen Neuzeit, zumeist aus dem 17. Jahrhundert. (112) Genannt werden u. a. die „Hammerlzunft” (eine gemeinsame Zunft der Tischler, Schlosser und Büchsenmacher), Zünfte der Hafner oder der Huf- und Wagenschmiede. Zwei Mühlen kamen schon im Spätmittelalter in städtischen Besitz, von denen eine („Untere Mühle” am Eintritt des Stadtgrabens in die Donau) bis 1913 in Betrieb war. Schiffsmühlen auf der Donau bestanden bis ins letzte Drittel des 19. Jahrhunderts. Der wirtschaftlichen Lage der Bürger entsprechend kamen auch die wesentlichen Einnahmen aus den Verbrauchssteuern sowie aus dem Bräuamt, nachdem sich die Stadt 1635 zur Errichtung eines Brauhauses entschlossen hatte. Daneben spielten Einnahmen aus dem Auwaldbesitz (Holzverkauf) die wichtigste Rolle. Das finanzielle Dilemma, unter dem Tulln permanent litt, war freilich auch bei den anderen landesfürstlichen Städten und Märkten des Landes gegeben. (113) Von Bedeutung waren bis zum 1. Weltkrieg die Jahrmärkte, wobei die Marktstände nicht nur am Hauptplatz, sondern auch in den umliegenden Straßen aufgebaut wurden. Ungeachtet dieser permanent schwierigen Situation verschloss man sich gegenüber allen Bestrebungen, Manufakturen in der Stadt zu errichten. So scheiterte 1719 der Plan der Orientalischen Handelskompagnie, eine Baumwollspinnerei zu errichten, an den Tullner Bürgern. Auch in der Folge verhielt man sich gegenüber Industrieprojekten ablehnend. (114) Der Versuch, Seidenraupen zu züchten und eine Spinnerei zu betreiben, der auf landesfürstlichen Befehl unternommen wurde, zeitigte keine nennenswerten Erfolge. (115)
(111) Ebenda, 18.
(112) Biack, Tulln (wie Anm. 38), 320 ff.; Eggendorfer, Fleischhauerordnung (wie Anm. 34); Sabine Authrieth, Die Tullner Bäckerzeche von 1648 bis zur Erteilung der Gewerbefreiheit 1860, Diplomarbeit Wien 1996.
(113) Marian, Finanzen (wie Anm. 103), 241 ff.; zur finanziellen Situation des vierten Standes im 18. Jahrhundert vgl. Franz Baltzarek, Beiträge zur Geschichte des vierten Standes in Niederösterreich. Eine vergleichende Stadtgeschichtsuntersuchung mit besonderer Auswertung der Gaisruckschen Städteordnungen von 1745–1747, in: Mitteilungen des österreichischen Staatsarchivs 23 (1970), 81 ff.
(114) Biack, Tulln (wie Anm. 38), 129 f.
(115) Ebenda, 135
Dieses isolationistische und protektionistische Verhalten wirkte sich auch gegenüber den Juden aus. So verhinderte man im 17. Jahrhundert mit Erfolg deren Ansiedlung. Als dennoch ab 1725 eine kleine Gemeinde entstand, kam es über Drängen der christlichen Gewerbetreibenden zu einer Ausweisung der„Binkeljuden”, die als Hausierer und Kleinwarenhändler tätig waren. Allein die „Haarjuden”, Flachshändler, durften in der Stadt bleiben. (116)
(116) Ebenda, 286 ff.; Schwarz, Tulln ist judenrein! (wie Anm. 41), 30 f.
Im frühen 18. Jahrhundert erfuhr auch die Verkehrslage von Tulln eine Beeinträchtigung. Bei der Anlage der Post- und Kommerzialstraßen wurde das Tullner Feld im Gegensatz zur Westroute durch den Wienerwald nicht berücksichtigt, (117) während darüber hinaus sehr bald der Donauverkehr gegenüber dem Straßenverkehr ins Hintertreffen geriet. Damit gingen auch Einnahmen verloren, die sich aus der Legstatt, dem Anlegeplatz, ergaben. Erst in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts bemühte sich auch Tulln ernsthaft um einen Anschluss an die großen Straßenverbindungen, es dauerte jedoch bis 1794, ehe eine Route von Wien nach Tulln an die Donau hergestellt wurde. (118) Erst in den ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde das Straßennetz im Tullner Feld ausgebaut, wobei vielfach bestehende lokale Wege die Basis bildeten.
(117) Vgl. Heinrich Güttenberger, Die Begründung des niederösterreichischen Straßenwesens unter Karl VI., in: Jahrbuch für Landeskunde von Niederösterreich NF 21 (1928), 231 ff.
(118) Biack, Tulln (wie Anm. 38), 134 f.
Die josephinischen Reformen schlugen in Tulln in mehrfacher Hinsicht zu Buche. Die traditionelle Stadtverwaltung wurde 1783 aufgelassen und eine Magistratsverfassung eingerichtet. An die Stelle des Richters trat 1785 nunmehr ein Bürgermeister als Verantwortlicher, dem drei Magistratsräte zur Seite standen. Dazu kam ein Bürgerausschuss mit acht Mitgliedern. (119) An der Spitze der Verwaltung war von alters her – seit dem 15. Jahrhundert regelmäßig belegt – der Stadtschreiber gestanden. Dieser musste fortan als Stadtsyndicus eine juridische Prüfung an der Universität Wien abgelegt haben und wurde von der Niederösterreichischen Regierung ernannt, wenngleich auf Vorschlag der Stadt. (120) Die Aufhebung der Klöster, die Veränderungen in der Stadtstruktur zur Folge hatten, wurde bereits erwähnt. Eine Auswirkung war die Gründung von Manufakturen auf den ehemaligen Klosterarealen, so einer Bandfabrik (Frauenkloster) und einer Baumwollfabrik (Kapuzinerkloster). Beiden war allerdings kein langer Bestand beschieden. (121) Mit den Klöstern wurden auch die bestehenden geistlichen Bruderschaften aufgelöst, deren älteste und angesehenste die 1471 gegründete Corpus-Christi-Bruderschaft gewesen ist. (122) Doch es ergab sich auch eine Änderung in der Diözesanzugehörigkeit. War Tulln seit dem frühen 11. Jahrhundert passauisch gewesen, so wurde die Pfarre 1784 der zwei Jahre zuvor gegründeten Diözese St. Pölten zugeordnet. (123)
(119) Ebenda, 142.
(120) Ebenda, 268 ff.
(121) Vgl. Herbert Krückel, Beiträge zur Geschichte der josephinischen Pfarrerrichtungen im St. Pöltner Diözesangebiet, in: Jahrbuch für Landeskunde von Niederösterreich NF 52 (1986), 96 ff.
(122) Biack, Tulln (wie Anm. 38), 494, 516.
(123) Ebenda, 139 f.
Die neuen sanitären Vorschriften erforderten auch die Auflassung des alten Friedhofs bei der Pfarrkirche – auch das Frauenstift und das Minoritenkloster hatten über Friedhöfe verfügt –, weshalb 1785 ein neuer städtischer Friedhof auf Bürgerspitalsgrund vor dem Wiener Tor angelegt wurde. (124) 1859 wurde die erste Erweiterung vorgenommen – zugleich errichtete man eine Friedhofskapelle –, der mehrere weitere folgen sollten. (125)
(124) Kerschbaumer, Tuln (wie Anm. 42), Nr. 834.
(125) Ebenda, 141 f.
Die Kriege gegen Frankreich bedeuteten für Tulln wieder vielfache Belastungen, so durch Einquartierungen österreichischer, russischer und französischer (1805/06, 1809) Truppen, wobei 1809 zeitweise das Chaos in der Stadt herrschte. 1813 wurde Tulln auch als Brückenkopf befestigt. Nach dem Wiener Kongress gelang aber durch Entschädigungszahlungen und Erlöse aus den abgetragenen Schanzbauten endlich eine Sanierung der Stadtfinanzen. (126) Allerdings resultierten daraus zunächst Streitigkeiten innerhalb der Bürgerschaft, da eine Gruppe eine Aufteilung dieser Mittel oder eine Beteiligung am Aubesitz am linken Donauufer gefordert hatte. (127)
(126) Ebenda, 144 ff.
(127) Ebenda, 154.
Hatten die militärischen Einquartierungen lange Zeit für die Stadt eine schwere Belastung bedeutet und die Bürger sogar veranlasst, 1808 ein eigenes Gebäude für solche Zwecke auf dem Areal des Bürgerspitals zu errichten, das bis 1919 auch dementsprechend genutzt wurde, so gewann doch seit dem 19. Jahrhundert die Stationierung militärischer Einheiten für die Stadt an wirtschaftlicher Bedeutung. So wurde 1828 in Tulln eine Pionier-Schulkompanie stationiert, die im ehemaligen Minoritenkloster untergebracht war. Sie wurde nach einer Typhusepidemie im Jahr 1867 aufgelassen, doch wurde Tulln über Bemühen der Stadtverwaltung zwei Jahre später Garnison und ist dies mit einer Unterbrechung nach dem 1. Weltkrieg bis 1938 geblieben. In diesem Jahr wurde mit der Anlage des Fliegerhorsts Langenlebarn das Militär aus dem Stadtbereich abgesiedelt. (128)
(128) Ebenda, 188 f.
Im Verlauf des 19. Jahrhunderts erlebten Niederösterreichs Städte generell einen Aufschwung. (129) Während des Vormärz konnten einige wichtige Infrastrukturmaßnahmen gesetzt werden. So wurde 1825 erstmals eine Straßenbeleuchtung geschaffen (130), und unter dem Eindruck der Choleragefahr in den Jahren 1831 und 1837 begann man mit einer Kanalisierung der Stadt. Von besonderer Bedeutung war es, dass durch das k. k. Wasserbauamt ab 1819 für einen wirksamen Hochwasserschutz gesorgt wurde. (131) Auch Straßenregulierungen (Wiener Straße, Bahnhofstraße) wurden mit Hilfe des Pionierkorps durchgeführt. (132) Seit 1812 gab es in Tulln eine Theatergesellschaft, die zunächst im ehemaligen Kapuzinerkloster Vorstellungen gab, dann (1816) auf dem Grund des Bürgerspitals sogar einen Theatersaal errichtete, der bis 1851 bespielt wurde; nach einem Brand wurde das Objekt zu einem Feuerwehrdepot umgestaltet. (133)
(129) Vgl. Karl Gutkas, Die Städte Niederösterreichs im 19. Jahrhundert. Ihre Entwicklung zu zentralen Orten, in: Jahrbuch für Landeskunde von Niederösterreich NF 60/61 (1994/95), 43 ff., mit zahlreichen Bezugnahmen auf die Entwicklung in Tulln.
(130) Die Beleuchtung wurde zunächst nur von 29. September bis 24. April betrieben; Biack, Tulln (wie Anm. 38), 156.
(131) Ebenda, 156,157.
(132) Ebenda, 155
(133) Ebenda, 152 f.
Das Jahr 1848 verlief für die Stadt Tulln ohne größere Folgen. Wohl hatte man im März auch eine Nationalgarde aufgestellt, im Mai einen Bürgermeister gewählt, von den dramatischen Vorgängen im nahen Wien wurde man jedoch kaum berührt. In der Frankfurter Paulskirche (Bundesparlament) war Tulln durch Anton Ritter von Schmerling vertreten.
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts verbesserte sich die Lage Tullns weiter. Mit dem Ende des Feudalstaats entstand in Österreich eine neue Verwaltungs- und Gerichtsorganisation. (134) Im Zug dieser Reformen wurde Tulln Sitz eines Bezirksgerichts, das vorerst im alten Rathaus untergebracht wurde, an dessen Stelle 1898 ein Neubau trat. Die Stadtverwaltung musste durch die Einrichtung des Bezirksgerichts ausweichen und bezog die Schranne, die als Sitz des Stadtgerichts funktionslos geworden war. Verwaltungsmäßig war Tulln zunächst der Bezirkshauptmannschaft bzw. dem Bezirksamt Klosterneuburg, ab 1868 der Bezirkshauptmannschaft Hernals zugeordnet. (135) Diese wurde 1890 aufgelassen, und Tulln kam mit dem Gerichtsbezirk Klosterneuburg zu dem neuen Verwaltungsbezirk Währing. Die große Stadterweiterung von Wien aus dem selben Jahr, bei der Währing nach Wien eingemeindet wurde, bedingte eine neuerliche Reorganisation. So wurde 1891 ein eigener Verwaltungsbezirk Tulln (mit den Gerichtsbezirken Atzenbrugg, Kirchberg am Wagram, Klosterneuburg und Tulln) geschaffen und dafür in der Folge ein neues Amtsgebäude in Tulln errichtet (Hauptplatz 33, an der Stelle des alten Körnerkastens). (136) In dieses repräsentative Bauwerk zogen auch städtische Ämter ein. Erst 1977 erhielt die Stadt Tulln im Südwesten der Altstadt ein neues Rathaus, das mit dem Stadtsaal verbunden wurde.
(134) Vgl. Gerald Kohl, Die Anfänge der modernen Gerichtsorganisation in Niederösterreich, St. Pölten 2000 (Studien und Forschungen aus dem Niederösterreichischen Institut für Landeskunde 33).
(135) Vgl. Franz Stundner, Niederösterreich, in: 100 Jahre Bezirkshauptmannschaften in Österreich, hg. von Johannes Gründler, Wien 1970, 33 ff.
(136) Vgl. Helmut Kretschmer, Bezirkshauptmannschaften und Bezirksämter 1850–1938, Wien 1985 (Archivinventar. Veröffentlichungen des Wiener Stadt-und Landesarchivs, Serie 2, Heft 1), 3 f.; Kurt Hürbe, Die Bezirkshauptmannschaft in Niederösterreich, St. Pölten 1974 (Wissenschaftliche Schriftenreihe Niederösterreich 3/4); Franz Stundner, Die Territorialeinteilung Niederösterreichs 1850–1982, in: NÖLA. Mitteilungen aus dem Niederösterreichischen Landesarchiv 6 (1982), 12 ff.; Johannes Ramharter, 100 Jahre Bezirkshauptmannschaft Tulln. Von Obrigkeit zu Bürgerservice, Tulln 1992.
Wichtig für Tulln wurde der Anschluss an die Eisenbahn, der aber erst mit dem Bau der Franz-Josefs-Bahn 1870 zustande kam. Die Bahn überquerte bei Tulln die Donau zunächst mit Hilfe einer Holzbrücke, die 1874 durch einen stabilen Bau ersetzt wurde. Im selben Jahr wurde auch eine Straßenbrücke über die Donau eröffnet. Eine Flügelbahn Tulln-St. Pölten wurde 1887 in Betrieb genommen, die Verbindung der beiden Strecken in Tulln hergestellt, wobei auch in der Altstadt ein Bahnhof errichtet wurde. Die Eisenbahnbrücke musste 1904/05 durch einen Neubau ersetzt werden. (137) Ein eigenes Postamt erhielt Tulln 1862, sieben Jahre später kam ein Telegraphenamt hinzu. (138)
(137) Biack, Tulln (wie Anm. 38), 186.
(138) Ernö Deák, Tulln, in: Die Städte Niederösterreichs, 3. Teil: R-Z, red. v. Friederike Goldmann, Wien 1982 (Österreichisches Städtebuch IV/3), 189.
Bis zur Errichtung der Donaubrücke war für Tulln die Überfuhr nach Trübensee von essenzieller Bedeutung. Das Urfahr ist seit 1277 urkundlich belegt und war ursprünglich ein Lehen des Passauer Bischofs, ging also wohl schon in das 11. Jahrhundert zurück. (139) Später wurde es landesfürstlich, im 16. Jahrhundert kam es an die Stadt. Auch Trübensee, am linken Donauufer gelegen, hatte ein Urfahr, das ebenfalls landesfürstliches Lehen war. Dieses hatten die Tullner bereits 1412 in ihre Hand bekommen. Am Trübenseer Urfahr hatten auch die Grafen Zinzendorff Anteil; im 16. Jahrhundert wurden die Tullner auch dafür Lehensnehmer, sodass sie nunmehr die Überfuhr vollständig kontrollieren konnten. (140) Sie wurde von städtischen Fergen betrieben, nach 1746 – eine Folge der Gaisruckschen Instruktion (141) — wurde der Betrieb verpachtet. Die Stadt achtete sehr sorgsam auf dieses Vorrecht und konnte es auch bis in den Vormärz im westlichen Tullner Feld behaupten. Erst 1825 wurde eine Überfuhr von Traismauer nach Grafenwörth bewilligt. 1865 leistete Tulln auf das Überfuhrprivileg Verzicht, um den geplanten Bau einer Donaubrücke nach Tulln zu ziehen. 1876 wurde die Überfuhr endgültig eingestellt. (142) Von 1825 bis 1841 hatte eine „Fliegende Brücke” bestanden, die von einer Pachtgesellschaft betrieben wurde, sich jedoch schließlich nicht rentierte. (143)
(139) Vgl. Lechner, Der Tullner Bezirk (wie Anm. 59), 43.
(140) Kerschbaumer, Tuln (wie Anm. 42), Nrr. 475, 476, 638, 656, 660.
(141) Zur Gaisruckschen Instruktion vgl. allgemein Baltzarek, Beiträge (wie Anm. 113), 64 ff., zu Tulln bes. 81, 88, sowie Biack, Tulln (wie Anm. 38), 295 ff.
(142) Biack, Tulln (wie Anm. 38), 294 ff.
(143) Ebenda, 298.
Die Verkehrsverbesserungen und die Einrichtung von Behörden zeitigten auch positive demographische Auswirkungen. Das so genannte Beraittungsbuch von 1590/91 hatte für Tulln die Häuserzahl mit 189 angegeben. Das bedeutete, dass Tulln von seiner Größe her im Spitzenfeld der Städte in Niederösterreich lag, da, abgesehen von Wien, nur drei Städte über 200 Häuser aufwiesen. An dieser Zahl sollte sich auch lange Zeit nichts ändern, allein der Zustand der Häuser verschlechterte sich, wie erwähnt, während des 17. Jahrhunderts offenbar dramatisch. (144) Genauere statistische Daten liegen erst aus dem ausgehenden 18. Jahrhundert vor. Demnach hatte Tulln 1794/97 214 Häuser bei einer Bevölkerungszahl von 1.483 Einwohnern. (145) Bis 1869 wuchsen die Zahlen auf 236 Häuser und 2.286 Einwohner, was einer Steigerung um 13,2 bzw. 54% entsprach. (146)
(144) Siehe oben Anm. 109.
(145) Kurt Klein, Die Bevölkerung niederösterreichischer Ortschaften in den Jahren 1794/97, in: Unsere Heimat 55 (1984), 25.
(146) Ebenda.
Kommunalpolitisch war die Zeit von 1861 bis 1885 wohl liberal ausgerichtet, doch dominierte das kleinbürgerliche Element, das vor allem in einer Industrialisierung große politische Gefahren für die Stadt sah und sich nachhaltig dagegen wehrte. (147) Infolge dieser Grundeinstellung schlossen sich die Gemeinderäte nach 1885 mit einer Ausnahme Karl Lueger an und damit später der Christlichsozialen Partei. Besondere Verdienste um die Modernisierung und den Ausbau der Stadt erwarb sich Bürgermeister Johann Wild (1898—1911), den aber schließlich innerparteilicher Widerstand zum Rücktritt veranlasste. Die nachhaltigsten kommunalpolitischen Aktivitäten vor dem 1. Weltkrieg wurden vor allem im Bereich der Stadtentwicklung gesetzt. Man brach durch das Abtragen der Befestigungen die mittelalterliche Einengung der Altstadt auf, wobei man – den Vorbildern aus der Zeit, vor allem Wiens, folgend – durch die Anlage von Promenaden und Parks eine gezielte Stadtgestaltung betrieb. 1879 wurde auch ein Verschönerungsverein gegründet, der sich an diesen Aktivitäten beteiligte. (148) Im innerstädtischen Bereich setzte man, wenngleich zögerlich, die Verbesserung der Infrastruktur durch Erweiterung der Kanalisation und den Straßenausbau fort. (149) Eine Straßenpflasterung wurde jedoch erst 1904 in Angriff genommen. Auch die moderne Energieversorgung erfolgte erst im 20. Jahrhundert: Ein städtisches Elektrizitätswerk mit 139 Anschlüssen wurde 1907 errichtet (Bahnhofstraße 31). 1891 wurde an der Westseite der ehemaligen Schranne eine offene Markthalle angebaut, die erst dem Bau des späteren Sparkassengebäudes weichen musste. (150) Angesichts der großen Schäden, die Tulln im Lauf seiner Geschichte bei Bränden – noch 1851 fielen 84 Häuser einem Stadtbrand zum Opfer – und Überschwemmungen erlitten hatte, war die Gründung einer Freiwilligen Feuerwehr 1878 ein wichtiger Schritt. (151)
(147) Biack, Tulln (wie Anm. 38),178 ff.
(148) Ebenda, 181; Gründer des Verschönerungsvereins war der Stadtpfarrer Anton Kerschbaumer, der Verfasser der grundlegenden Geschichte der Stadt Tulln; vgl. Helmut Engelbrecht, Anton Kerschbaumer. Eine biographische Studie, in: Mitteilungen des Kremser Stadtarchivs 2 (1962), 97 ff.
(149) Zur Entwicklung der Infrastruktur vgl. die Angaben bei Deák, Tulln (wie Anm. 138), 195.
(150) Biack, Tulln (wie Anm. 38), 299 Anm.
(151) Ebenda, 197; Walter Krumhaar, 100 Jahre freiwillige Feuerwehr der Stadt Tulln 1878–1978, Tulln 1978.
Eine Konsequenz aus der Zuwanderung war eine intensive Wohnbautätigkeit, wodurch die Zahl der Häuser zwischen 1859 und 1910 von 227 auf 437 anstieg. (152) Eine wichtige Funktion kam dabei den lokalen Sparkassen zu, die die erforderliche Finanzierung bereitstellten. 1870 war die Sparkasse der Stadt Tulln gegründet worden, seit 1873 gab es die Tullnerfelder Volksbank („Spar- und Vorschußverein für Tulln und Umgebung”). (153) Die Stadtsparkasse errichtete 1929 ein eigenes Gebäude an der Stelle des alten Rathauses (bzw. der Schranne). Erst seit den 1960er Jahren (1967 Raiffeisenbank) sind auch andere Banken in Tulln vertreten. Die Bautätigkeit wurde auch nach dem 1. Weltkrieg mit Unterstützung der Stadt forciert.
(152) Biack, Tulln (wie Anm. 38), 21; Deák, Tulln (wie Anm. 138), 185 f.
(153) Biack, Tulln (wie Anm. 38), 182 f.; Deák, Tulln (wie Anm. 138), 188; an der Gründung des Spar- und Vorschussvereins war Anton Kerschbaumer wesentlich beteiligt.
Durch die Zuwanderung hatte auch die jüdische Bevölkerung an Zahl zugenommen. 1859 war die kleine Gemeinde (20 Familien die in Tulln und der Umgebung lebten) an die Stadt mit dem Ersuchen um Errichtung eines Betsaals herangetreten, der schließlich auch eingerichtet wurde (Albrechtsgasse 6). (154) 1885 erhielt sie auch einen Friedhof in der Paracelsusgasse, dessen Anlage die Militärbehörde für jüdische Militärangehörige verlangt hatte. (155) 1890 konnte eine selbstständige Kultusgemeinde begründet werden. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts nahm auch die protestantische Gemeinde zu. Ab 1897 wurden in Tulln evangelische Gottesdienste abgehalten (Wiener Straße 13), 1915 wurde eine Tochtergemeinde der Pfarre Klosterneuburg eingerichtet. Erst nach dem 1.Weltkrieg entstand eine Pfarre Wördern-Tulln (1929), deren Pfarramt sich in St. Andrä befand. Die Gottesdienste in Tulln wurden in der Folge im Salzturm gefeiert. Die Zahl der Protestanten war durch die Zuwanderung von Heimatvertriebenen aus dem Banat nach 1945 deutlich angewachsen. Eine Pfarre mit eigener Kirche entstand in Tulln erst 1967. (156)
(154) Schwarz, Tulln ist judenrein! (wie Anm. 41), 37.
(155) Ebenda; Biack, Tulln (wie Anm. 38), 288.
(156) Deák, Tulln (wie Anm. 138), 183, 194; Biack, Tulln (wie Anm. 38), 518; vgl. 1200 Jahre Tulln (wie Anm. 38), 81.
Wohlfahrts- und Krankenpflege folgten auch in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts den traditionellen Pfaden. Auf das Bürgerspital wurde bereits hingewiesen. Das Armenwesen wurde bis zu dessen gesetzlicher Auflösung durch das Pfarrarmeninstitut bestimmt, das als Folge der josephinischen Reformen auch in Tulln eingerichtet worden war. Ein Armenhaus wurde erst 1854 durch einen Umbau des Lazaretts vor dem Wiener Tor errichtet. 1910 kam das Institut in die Verwaltung des Bezirksfürsorgeverbandes Tulln. Bürgerspital und Lazarett dienten jahrhundertlang auch als Krankenanstalten. Vorübergehend bestand am Anfang des 20. Jahrhunderts ein Epidemiespital zunächst des Jüdischen Friedhofs. (157) Neben den Badern sind Ärzte seit dem 15. Jahrhundert in Tulln belegt, doch eine ständige stadtärztliche Versorgung gab es erst seit 1745. (158) Hinweise auf einen Arzneihandel gibt es in Tulln seit dem 17. Jahrhundert, wobei die Apotheker zunächst Räumlichkeiten im Rathaus zur Verfügung gestellt erhielten. Ab 1686 wechselte der Standort der Apotheke mehrfach mit Übersiedlungen der Apotheker. Seit 1875 befindet sich die Apotheke am Hauptplatz (Nr. 13). (159)
(157) Biack, Tulln (wie Anm. 38), 393.
(158) Ebenda, 391 f.
(159) Ebenda, 395 f.
Bäder hatte es schon im Mittelalter gegeben. 1301 wird die Badstube auf dem Breiten Markt erwähnt, die neben der Schranne lag. Weitere Badstuben lagen in der Wiener Vorstadt (1381 genannt), in der Nähe des Frauentors („Zistel-” oder „Frauenbad”, 1416 belegt) und in der Wiener Straße (1544 erwähnt). (160) 1718 errichtete der Besitzer des Frauenbads ein Bad an der Donau, das bis 1783 betrieben wurde. In seiner Nähe entstand damals auch ein Wannenbad, das bis vor dem 2. Weltkrieg Bestand hatte. Im Jahr 1840 legte die Gemeinde zwei Freibäder an der Mündung der Großen Tulln an, 1912 kam ein Freibad hinzu, das durch den Mühlbach gespeist wurde. (161)
(160) Ebenda, 387 ff.
(161) Ebenda, 396 ff.
Tulln hat heute eine wichtige zentralörtliche Funktion als Schulstadt, doch ist dies erst als eine Errungenschaft des 20. Jahrhunderts zu betrachten. Der erste Hinweis auf einen Schulmeister in Tulln stammt aus dem Jahr 1357. Er unterrichtete an der bürgerlichen Lateinschule. (162) Seit dem 16. Jahrhundert sind Schulordnungen erhalten; im Zug der Reformation kam es zur Entstehung von „Winkelschulen”, privaten Schulen von oft geringer Qualität, die vereinzelt bis ins 18. Jahrhundert nachgewiesen werden können. Im 16. Jahrhundert bestand für einige Zeit neben der Bürgerschule eine deutsche Schule. Die nach den maria-theresianischen Reformen gestaltete dreiklassige Trivialschule wurde 1854 in eine vierklassige Pfarrhauptschule umgewandelt. Ansätze für eine Mädchenschule gab es seit der Mitte des 18. Jahrhunderts. Nach der Aufhebung des Dominikanerinnenstifts führten für wenige Jahre die Ursulinerinnen eine Mädchenschule (1782–1786), die in sehr bescheidener Form mit städtischer Finanzierung von weltlichen Lehrerinnen weitergeführt wurde. 1862 bewilligte die Stadt eine Mädchenarbeitsschule, von 1859 bis 1871 bestand auch eine private Kinderbewahranstalt, die mit einer Arbeitsschule für die Schülerinnen der Pfarrhauptschule verbunden war. Der Aufschwung des Schulwesens nach dem Reichsvolksschulgesetz von 1869 führte auch zu vermehrten Schülerzahlen. Die Volksschule für Knaben und Mädchen wurde fünf- (1875) und sechsklassig (1886), 1892 errichtete man eine Bürgerschule für Knaben, 1897 eine für Mädchen. Das städtische Schulhaus lag seit dem Mittelalter in der Kirchengasse (Nr. 34). 1870 erhielt es im Garten eine Turnhalle, 1886 wurde das Nachbarhaus erworben und in einen Schulbau umgewandelt, ein Jahr später brachte man auch den ersten Kindergarten hier unter. 1897 errichtete die Stadt ein neues Schulgebäude in der Kirchengasse (Nr. 30). Im Jahr 1900 folgte eine Winterschule für Landwirtschaft (nach 1918: Landwirtschaftliche Landeslehranstalt), die im alten Schulgebäude untergebracht wurde.
(162) Zum Schulwesen vgl. ebenda, 398 ff.; Deák, Tulln (wie Anm. 138), 196.
Während des 1. Weltkriegs war Tulln als Brückenkopf ausgebaut worden, hatte aber vor allem Verwundete zu beherbergen, wofür auch die Schulgebäude herangezogen wurden. Nach dem Ende des Krieges, der auch die Tullner Bevölkerung in große Not gestürzt hatte, konnte infolge der allgemeinen wirtschaftlichen Verhältnisse erst allmählich zu einer gezielten Kommunalpolitik zurückgekehrt werden, wobei vor allem die Bautätigkeit wieder erfolgreich aufgenommen wurde, insbesondere im Süden der Stadt, wo auf städtischen Gründen Ein- und Zweifamilienhäuser errichtet werden konnten. Auch die Kaserne im Minoritenkloster wurde in ein Wohnhaus umgestaltet. (163)
(163) Biack, Tulln (wie Anm. 38), 198 ff.
Die Industrialisierung Tullns ging dagegen nach wie vor nur sehr langsam vonstatten. Nach kleineren Betrieben entstand 1929 eine Käsefabrik durch den Niederösterreichischen Molkereiverband (PIKANO–Quargelerzeugung), 1937 folgte die Tullner Zuckerfabrik A. G., seit 1988 ein Teil der AGRANA, des Dachverbandes der österreichischen Zucker- und Stärkeindustrie. Am Standort Tulln ist heute auch die Forschungsstelle der AGRANA untergebracht. (164) Die Stromversorgung wurde 1925 vom Land Niederösterreich (heutige EVN) übernommen. Ein Anschluss an die Gasversorgung des Landes erfolgte erst 1969.
(164) Deák, Tulln (wie Anm. 138), 187; zur Zuckerfabrik vgl. Angela Rasser, Historische Betriebsanalyse der Tullner Zuckerfabrik AG, Diplomarbeit Wien 1974; Werner Filek-Wittinghausen, 50 Jahre Tullner Zuckerfabrik, Wien 1987.
In der Zwischenkriegszeit gelangen einige wichtige Errungenschaften auf dem Gebiet des Bildungswesens. So konnte 1923 eine Gewerbliche Fortbildungsschule geschaffen und mit dem Schuljahr 1931/32 ein Realgymnasium gegründet werden. (165) Auf dem Gebiet der Volksbildung wurde mit der Gründung der „Tullner Urania” 1924 ein wichtiger Schritt gesetzt. 1923 entstand ein Strandbad am „Kuhhaufen”, einem Donauarm. In den Zwanzigerjahren wurden auch ein Eislaufplatz und ein Sportplatz angelegt. 1926 fand in Tulln eine Landwirtschaftliche und Gewerbliche Landesausstellung statt. (166)
(165) Roderich Geyer – Johann Katzenschlager, Die Geschichte der AHS Tulln, in: Festschrift zum 50jährigen Bestand des Bundesgymnasiums und Bundesrealgymnasium in Tulln (Jahresbericht 1981/82), Tulln 1982, 11 ff.
(166) Biack, Tulln (wie Anm. 38), 203 ff.; Deák, Tulln (wie Anm. 138), 195, 196 f.
Die politischen Auseinandersetzungen der Zwischenkriegszeit gingen auch an Tulln nicht vorbei. (167) So kam es im Bezirk Tulln zu mehreren Terroranschlägen der Nationalsozialisten nach dem Verbot von 1933. (168) Nach dem „Anschluss” erfolgte eine völlige Umgestaltung der Stadtverwaltung der nunmehrigen Kreisstadt Tulln. (169) Auf die Stadtentwicklung wirkten sich die Veränderungen nur in jenen Bereichen aus, die als kriegswichtig eingeschätzt wurden; so baute man die Straßenbrücke und die Eisenbahnanlagen aus. Noch 1938 wurde der Flughafen Tulln in Langenlebarn angelegt. (170) Schwer betroffen von der nationalsozialistischen Machtergreifung war die jüdische Gemeinde. Wem es nicht gelang, das Land zu verlassen, wurde vertrieben, deportiert, ermordet. (171) Der jüdische Friedhof wurde im Zuge des Novemberpogroms 1938 verwüstet. Im Verlauf des 2. Weltkriegs erreichten auch die Kriegshandlungen das Tullner Feld – insbesondere die Treibstoffraffinerie Moosbierbaum – und die Stadt. Tulln wurde von sechs Luftangriffen getroffen, der schwerste war jener vom 11. Dezember 1944. Bei den Kämpfen in den letzten Kriegstagen wurden die beiden Donaubrücken gesprengt, die erst 1948 (Eisenbahnbrücke) und 1951 (Straßenbrücke) wieder instand gesetzt werden konnten. (172)
(167) Widerstand und Verfolgung in Niederösterreich 1934–1945, hg. Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes 1, Wien 1987, 152 f. und passim.
(168) Schwarz, Tulln ist judenrein! (wie Anm. 41), 66.
(169) Ebenda, 73 ff.
(170) Adolf Noss, Der Fliegerhorst Brumowski Langenlebarn, in: Mitteilungen (wie Anm. 4) 9 (1994).
(171) Ebenda, 90 ff.
(172) Anton Handelsberger, Der Bombenkrieg 1944/1945 im Tullnerfeld, in: Mitteilungen (wie Anm. 4) 6 (1992), 3 ff. Peter Girschik, Der Erdkampf im Bezirk Tulln April/Mai 1945, in: ebenda, 132 ff.
Im Zuge des Wiederaufbaus nach dem 2. Weltkrieg, insbesondere nach 1955, entstanden neue Wohnviertel außerhalb der Altstadt. Eine wichtige Funktion im Wohnbau kommt in den letzten Jahrzehnten der gemeindeeigenen Baugenossenschaft „Tullnbau” zu, die insbesondere Reihenhausanlagen in Grünlage errichtet hat. Tulln hatte bei der jüngsten Volkszählung 2001 13.601 Einwohner, was gegenüber 1991 (12.038) eine Steigerung von 13% bedeutet. Dieses beschleunigte Bevölkerungswachstum erklärt sich durch Abwanderungen vom Wohnstandort Wien, aber auch durch die verbesserten Arbeitsmöglichkeiten in Tulln selbst. Seit 1951 (8.246 Einwohner) betrug die Steigerung 65%. (173)
(173) Kurt Klein, Regionale Bevölkerungsveränderungen in Niederösterreich. Erste Ergebnisse der Volkszählung 2001, in: Unsere Heimat 72 (2001), H.4, 280.
In den Jahren ab 1973 kam es zu zahlreichen Betriebsansiedlungen, wobei zwischen 1971 und 1991 eine Zunahme von über 44% zu verzeichnen war, wodurch das Verhältnis von Aus- zu Einpendlern verbessert wurde. Es ergeben sich auch deutliche Veränderungen in der Beschäftigtenstruktur. So zählen auch zur jüngsten Phase der Stadtentwicklung in Tulln große Wohnviertel im Süden der Stadt sowie neue Industriezonen, die vor allem für gewerbliche Mittel- und Kleinbetriebe gedacht sind. In diesem Zusammenhang ist auch das Messegelände zu erwähnen, doch bietet auch das Zentrum von Tulln durchaus noch die Möglichkeit für die Ansiedlung von Wirtschaftsbetrieben. Von einiger Bedeutung für den Großraum Tulln ist jedoch noch immer die Landwirtschaft, insbesondere durch Großgärtnereien in Tulln, Frauenhofen und Freundorf repräsentiert. (174)
(174) Roswitha Plesser, Industrieentwicklung, Industriestruktur und Standortverhalten der Betriebe im Bezirk Tulln (NÖ.), Diplomarbeit Wien 1990; zur neueren Entwicklung der Stadt vgl. auch die einschlägigen Beiträge in: 1200 Jahr Tulln (wie Anm. 38).
Einen wichtigen Wirtschaftsimpuls setzte die Tullner Messe. 1965 fand – motiviert durch die zahlreichen Gärtnereien des Tullner Felds – erstmals eine Österreichische Gartenbaumesse statt. Daraufhin wurde eine Tullner Messe GmbH gegründet, die heute über das größte Messegelände Niederösterreichs verfügt und regelmäßig Fachmessen veranstaltet.
Unter den sozialen Einrichtungen ist das Landeskrankenhaus zu nennen, das – wie bereits erwähnt – aus einer privaten Krankenanstalt hervorgegangen und 1989 aus der Altstadt in einen Neubau übersiedelt ist. (175) Auch im Bereich der Altenpflege wurden wichtige Akzente gesetzt. 1956 entstand in der Bahnhofstraße (Nr. 46) das Niederösterreichische Landes-Pensionisten- und Pflegeheim „St. Leopoldheim”, 1979 wurde auf dem Areal des Bezirksaltersheims das Niederösterreichische Landes-Pensionisten- und Pflegeheim „Theresiaheim” errichtet. 1980 kam ein weiteres Heim in der Frauenhofner Straße (Nr. 54) hinzu.
(175) 10 Jahre neues Krankenhaus Tulln, Tulln 1999.
Die Schulstadt verfügt über drei Volksschulen, drei Hauptschulen (darunter eine mit Musikschwerpunkt und eine Sporthauptschule), eine Sonderschule und einen Polytechnischen Lehrgang. 1950 entstand die Niederösterreichische Landesfeuerwehrschule, 1961 wurde aus der seit 1900 bestehenden Einrichtung der Winterschule für Landwirtschaft die Bäuerliche, dann Landwirtschaftliche Fachschule. 1962 wurde eine Handelslehranstalt mit Handelsschule und Handelsakademie errichtet, 1963 folgte eine Krankenpflegeschule. 1980 wurde das Bundesschulzentrum an der Donaulände errichtet, wo das Gymnasium und die in diesem Jahr gegründete Höhere Bundeslehranstalt für wirtschaftliche Berufe untergebracht sind. Die Musikschule der Stadt Tulln war seit 1923 als private Einrichtung geführt und 1964 von der Stadt übernommen worden. Die Volkshochschule Tulln wurde 1957 gegründet. Seit 1994 besteht in Tulln das Interuniversitäre Forschungsinstitut für Agrarbiotechnologie (IFA). (176)
(176) Interuniversitäres Forschungsinstitut für Agrarbiotechnologie, Tulln 1999.
Die Stadtbildpflege hat seit 1988 mit der Verfolgung eines Verkehrs- und Stadterneuerungskonzepts große Fortschritte gemacht, vor allem die Gestaltung des Hauptplatzes, die Renovierung des Minoritenklosters (Ausstellungszentrum) und des ehemaligen Krankenhauskomplexes (Römermuseum, Krankenpflegeschule) sind hervorzuheben. (177) Die Errichtung des Donaukraftwerks Greifenstein – erst mit dessen Fertigstellung 1984 war für Tulln die ständige Hochwasserbedrohung beseitigt – führte zu einer Neugestaltung der Tullner Donaulände als Freizeitgelände mit Wasserbühne und Donaubrunnen (1984). Eine Schiffsanlegestelle wurde errichtet, Tulln verfügt auch über einen bedeutenden Yachthafen. 1974 wurde ein Hallenbad nahe der Donau erbaut. Auf den Stadtsaal wurde bereits hingewiesen.
(177) Vgl. Geyer, Tullner Museen (wie Anm. 91).
Wie noch die Ausdehnung des Bahnhofs, in dessen Dienstwohnung 1890 Egon Schiele zur Welt kam, erkennen lässt, hatte die Eisenbahn durch rund hundert Jahre große Bedeutung für Tulln. Diese ist in den letzten Jahrzehnten zurückgegangen, während sich die Stadt durch das Zusammentreffen von vier Bundesstraßen (B 3, B 14, B 19, B 213) zu einem Straßenverkehrsknotenpunkt entwickelt hat. 1995 wurde eine zweite Donaubrücke eröffnet, eine Umfahrungsstraße ist seit 1998 im Bau.
1986 war Tulln unter den fünf Bewerbern für den Standort der niederösterreichischen Landeshauptstadt. Es kam nicht zum Zug, doch wurde die Stadt als regionales Zentrum im niederösterreichischen Landesentwicklungsplan als Zentralort berücksichtigt. Dies schlug sich in der Konzentration von Einrichtungen des Zivil- und Katastrophenschutzes nieder (Landeszentrale des Niederösterreichischen Roten Kreuzes, Landesdienststellen der Feuerwehr für Zivil- und Katastrophenschutz), aber auch in der Gründung des Interdisziplinären Forschungszentrums für Agrarbiotechnologie.
Im Zuge der Gemeindezusammenlegungen zu Anfang der Siebzigerjahre kam es mit 1. Jänner 1970 zur Eingemeindung von Nitzing und Staasdorf (Katastralgemeinden Staasdorf und Frauenhofen), mit 1. Jänner 1972 von Langenlebarn (Katastralgemeinden Langenlebarn-Oberaigen und Langenlebarn-Unteraigen) und Neuaigen (Katastralgemeinden Mollersdorf, Neuaigen und Trübensee). (178) Tulln erreichte damit eine Fläche von 72,16 km2.
(178) Landesgesetzblatt für Niederösterreich 47/1970, bzw. 264/1971. Kurzgefasste Darstellungen der Orte finden sich bei Biack, Tulln (wie Anm. 38), 529 ff.
Peter Csendes
Anmerkungen
(1) Ludwig Piffl, Zur Gliederung des Tullner Feldes, in: Annalen des Naturhistorischen Museums Wien 75 (1971). Zur Verkehrssituation in älterer Zeit vgl. Peter Csendes, Die Straßen Niederösterreichs im Früh- und Hochmittelalter, Wien 1969 (Dissertationen der Universität Wien 33), bes. 177, 179, 228, 230.
(2) Die Traditionen des Hochstiftes Regensburg und des Klosters St. Emmeram, hg. v. Josef Widemann, München 1943 (Quellen und Erörterungen zur Bayerischen Geschichte NF 8), 36: ad Tullinam.
(3) Vgl. Elisabeth Schuster, Die Etymologie der niederösterreichischen Ortsnamen 1, Wien 1989, 445 f., mit Literaturhinweisen.
(4) Vgl. Ekkehard Weber, Antike Nachrichten über Comagenis, in: Mitteilungen des heimatkundlichen Arbeitskreises für die Stadt und den Bezirk Tulln 7 (1992), 3 ff.; zu der urnenfelderzeitlichen Siedlung vgl. Fundberichte aus Österreich 38 (1999), 38 f.
(5) Der Neue Pauly 6, Stuttgart/Weimar 1999, Sp. 280 ff., 679 ff.
(6) Vgl. Weber, Antike Nachrichten (wie Anm. 4).
(7) Vgl. zusammenfassend Hansjörg Ubl, Tulln – das römische Grenzkastell in Noricum, in: Mitteilungen (wie Anm. 4) 7 (1992), 15 ff.; ders., Tulln – Comagena, in: Der römische Limes in Österreich. Führer zu den archäologischen Denkmälern, hg. v. Herwig Friesinger – Fritz Krinzinger, Wien 1997, 226 ff.; Barbara Wewerka [u. a.], Tullner Stadtarchäologie II. Neue Ergebnisse zur Stadtarchäologie in Tulln. Grabungen des Vereins ASINOE der Jahre 1991–1997, Tulln 1998 (Mitteilungen des heimatkundlichen Arbeitskreises für die Stadt und den Bezirk Tulln 11), 101 ff.
(8) Ubl, Römisches Grenzkastell (wie Anm. 7); Wewerka [u. a.], Tullner Stadtarchäologie (wie Anm. 7), 85 ff.
(9) Rudolf Noll, Eugippius, Das Leben des heiligen Severin, Passau 1981, c. 1, 58 ff.; Wewerka [u. a.], Tullner Stadtarchäologie (wie Anm. 7), 102.
(10) Vgl. zusammenfassend Herwig Friesinger, Tulln in der Völkerwanderungszeit und im frühen Mittelalter, in: Mitteilungen (wie Anm. 4) 7 (1992), 23 ff., mit Literaturhinweisen.
(11) Vgl. zuletzt Martin Bachner – Monika Lantschner, Ausgrabungen in Tulln-Kerschbaumergasse, in: Fundberichte aus Österreich 32 (1993), 340 ff.; zu slawischen Gräberfunden des 9. und 10. Jahrhunderts vgl. Wewerka [u. a.], Tullner Stadtarchäologie (wie Anm. 7), 13 ff., 34 ff.
(12) Vgl. Peter Csendes, Zu den Awarenkriegen unter Karl dem Großen, in: Unsere Heimat 41 (1970), 93 ff., sowie Walter Pohl, Die Awarenkriege Karls des Großen, 788–803, Wien 1988 (Militärhistorische Schriftenreihe 61), bes. 19.
(13) Annales qui dicuntur Einhardi, ed. Friedrich Kurze, Scriptores rerum Germanicarum 6 (1895, Nachdruck 1950), 89; die Vermutung, der Name Comagena wäre als gelehrte Lesefrucht des Geschichtsschreibers hier eingeflossen – so Herwig Wolfram, Niederösterreich zur Karolingerzeit mit besonderer Berücksichtigung Tullns, in: Mitteilungen (wie Anm. 4) 7 (1992), 65 – scheint mir jedoch weniger wahrscheinlich als die örtliche Erinnerung und die Besonderheit der Ruinenstätte.
(14) Zum Begriff Kaumberg als Bezeichnung für den Wienerwald vgl. Heinrich Koller, Der „mons Comagenus”, in: Mitteilungen des Instituts für österreichische Geschichtsforschung 71 (1963), 237 ff.
(15) Siehe oben Anm. 2.
(16) Zum Königsgut in Tulln vgl. Erwin Kupfer, Das Königsgut im mittelalterlichen Niederösterreich vom 9. bis zum 12. Jahrhundert, St. Pölten 2000 (Studien und Forschungen aus dem niederösterreichischen Institut für Landeskunde 28), 63 f., 164 f.
(17) Zu den historischen Vorgängen vgl. Herwig Wolfram, Grenzen und Räume. Geschichte Österreichs vor seiner Entstehung, Wien 1995, 248 ff.
(18) Monumenta Germaniae Historica, Die Urkunden Heinrichs II. und Arduins, n.317. Zur Pfarre Tulln vgl. Friedrich Schragl, Tulln und seine kirchenpolitische Bedeutung im Mittelalter und in der Neuzeit, in: Mitteilungen (wie Anm. 4) 7 (1992), 109 ff.
(19) Vgl. Kupfer, Königsgut (wie Anm. 16), 169 ff.
(20) Über die Babenberger und Tulln vgl. Heide Dienst, Tulln in der Babenbergerzeit, in: Mitteilungen (wie Anm. 4) 7 (1992), 72 ff.; vgl. auch Leopold Auer, Frühe Babenbergerpfalzen in Österreich, in: Unsere Heimat 44 (1973), 169.
(21) Vgl. auch Max Weltin in: Heinz Dopsch, Die Länder und das Reich. Österreichische Geschichte 1122–1178, Wien 1999, 237f.
(22) Vgl. Erwin Kupfer, Der ältere babenbergische Grundbesitz in Niederösterreich und die Bedeutung der Königsschenkungen für die Entstehung der landesfürstlichen Macht, in: Österreich im Mittelalter. Bausteine zu einer revidierten Gesamtdarstellung, St. Pölten 1999 (Studien und Forschungen aus dem niederösterreichischen Institut für Landeskunde 26), 42.
(23) Nibelungenlied, v. 1362 ff. – Zu wichtigen Rechtshandlungen der Babenberger in Tulln vgl. Urkundenbuch zur Geschichte der Babenberger in Österreich (= BUB) 4/1, nn. 595, 700 sowie 4/2, n. 965. Eine Zusammenstellung von Herrscherbesuchen im Tulln des Früh- und Hochmittelalters in: 1200 Jahre Tulln – eine Stadt in den besten Jahren, Tulln 1991, 56. Hinweise auf spätmittelalterliche Aufenthalte Reisender in Tulln finden sich bei Herwig Weigl, Die unauffälligen Städte. Österreichs Kleinstädte im Dunkel der Historiographie, in: Österreich im Mittelalter (wie Anm. 22), 163.
(24) BUB (wie Anm. 23) 1, n. 86, 118.
(25) Peter Csendes, Die Aufenthaltsorte der Babenberger in Niederösterreich und Steiermark, in: Studien zur Wiener Geschichte. Jahrbuch des Vereins für Geschichte der Stadt Wien 34 (1978), bes. 27.
(26) Vgl. generell Max Weltin, Zur Entstehung der niederösterreichischen Landgerichte, in: Jahrbuch für Landeskunde von Niederösterreich NF 42 (1976), bes. 298 ff.
(27) Alfons Dopsch, Die landesfürstlichen Urbare Nieder- und Oberösterreichs, Wien-Leipzig 1904 (Österreichische Urbare I/1), 234 mit Anmerkung.
(28) Monumenta Germaniae Historica, Deutsche Chroniken III, 599, v. 3. sowie VI, 27, 28, 29, 31,35, 38, 39, 43 bzw. 88; zum Zentralort Tulln vgl. Peter Csendes, Tulln als zentraler Ort, in: Mitteilungen (wie Anm. 4), 7(1992), 102 ff.
(29) Vgl. Weltin (wie Anm. 21), 236.
(30) Vgl. Rudolf Büttner, Die Ministerialen von Lengbach unter Ottokar und den ersten Habsburgern, in: Ottokar-Forschungen. Jahrbuch für Landeskunde von Niederösterreich NF 44/45 (1978/79), 416.
(31) Weltin (wie Anm. 21), 235 f.
(32) Urkunde im Stiftsarchiv Zwettl.
(33) Vgl. Peter Csendes, Die ältesten Privilegien der Stadt Tulln, in: Jahrbuch für Landeskunde von Niederösterreich NF 59 (1993), 55 ff.
(34) Elenchus fontium historiae urbanae 3/1, hg. von Willibald Katzinger, Leiden 1992, 89, bzw. Anton Eggendorfer, Die Tullner Fleischhauerordnung von 1267, in: NÖLA. Mitteilungen aus dem Niederösterreichischen Landesarchiv 4 (1980), 12 ff.
(35) Die undatierte Urkunde (nach 1270 Oktober 27) abgedruckt bei Büttner, Ministerialen (wie Anm. 30), 426; vgl. auch Silvia Petrin, Das Archiv der Tullner Fischerzeche, in: NÖLA. Mitteilungen aus dem Niederösterreichischen Landesarchiv 3 (1979), 29 f.; Max Heuwieser, Die Traditionen des Hochstifts Passau, München 1930 (Quellen und Erörterungen zur bayerischen Geschichte NF 6), n. 92; vgl. auch allgemein E. Schlichtinger, Geschichte der Fischerei im Eigenrevier der Stadt Tulln, 1. Teil, in: Mitteilungen (wie Anm. 4) 2 (1989), 4 ff.; 2. Teil, in: Mitteilungen 3 (1990), 2 ff.
(36) Codex diplomaticus et epistolaris Bohemiae 5/1, hg. v. Jindřich Šebášnek – Saša Dušková, Praha 1974, 414; Elenchus (wie Anm. 34), 96 ff. (Auszug).
(37) Vgl. Csendes, Privilegien (wie Anm. 33), 60 f., bes. Anm. 37, 38, 40.
(38) Vgl. Otto Biack, Geschichte der Stadt Tulln, 2. Aufl. Tulln 1982, 15; Josef Köstlbauer, Wappen und Siegel, in: Mitteilungen (wie Anm. 4) 1 (1988), 4 ff.; Richard Hübl, Namen und Symbole der Stadt, in: 1200 Jahre Tulln (Ausstellungskatalog), Tulln 1991, 16 ff.
(39) Vgl. Günther Probszt, Österreichische Münz- und Geldgeschichte von den Anfängen bis 1918, 2. Aufl. Wien/Köln/Graz 1983, 281; Arnold Luschin von Ebengreuth, Wiener Münzwesen im Mittelalter, Wien/Leipzig 1913, 57 und Tafel V; Biack, Tulln (wie Anm. 38), 67.
(40) Biack, Tulln (wie Anm. 38), 286.
(41) Zur Tullner Judengemeinde vgl. Klaus Lohrmann, Zur Geschichte der Juden in Tulln, in: Die jüdische Gemeinde in Tulln, hg. v. Andrea Jakober, Wien 1989, 5 ff., sowie Peter Schwarz, Tulln ist judenrein! Die Geschichte der Tullner Juden und ihr Schicksal von 1938 bis 1945: Verfolgung – Vertreibung -Vernichtung, Wien 1997, 23 ff.
(42) Abdruck bei Anton Kerschbaumer, Geschichte der Stadt Tuln, Krems 1874, 317 ff., Gustav Winter, Urkundliche Beiträge zur Rechtsgeschichte ober- und niederösterreichischer Städte, Märkte und Dörfer vom zwölften bis zum fünfzehnten Jahrhundert, Innsbruck 1877, 25 ff. (Auszug); vgl. BUB (wie Anm. 23) 4/2, n. 1136.
(43) Vgl. Csendes, Privilegien (wie Anm. 33), 62 ff.
(44) Biack, Tulln (wie Anm. 38), 257 f.; Karl Gutkas, Das Bürgermeisteramt in den niederösterreichischen Städten während des Mittelalters, in: Mitteilungen des österreichischen Staatsarchivs 14 (1961), 116.
(45) Vgl. Herwig Weigl, Städte und Adel im spätmittelalterlichen Österreich, in: Oberdeutsche Städte im Vergleich. Mittelalter und Frühe Neuzeit, hg. v. Joachim Jahn – Wolfgang Hartung – Immo Eberl (REGIO, Forschungen zur schwäbischen Regionalgeschichte 2, Sigmaringendorf 1989), 85 ff. – Zu den Hunlonen vgl. ebenda sowie zu Konrad Anton Kerschbaumer, Konrad von Tulln, in: Blätter d. Vereines f. Landeskunde v. Niederösterreich 8 (1874), 36 ff.; auch Biack, Tulln (wie Anm. 38), 69 ff. Vgl. auch Max Weltin, Landesherr und Landherren. Zur Herrschaft Ottokar II. Přemysl in Österreich, in: Ottokar-Forschungen (wie Anm. 30), 206 ff.
(46) Vgl. Weltin, Landesherr (wie Anm. 45), 219 f.
(47) Weltin (wie Anm. 21), 237 f., 261.
(48) Kerschbaumer, Tuln (wie Anm. 42), Nr. 180.
(49) Ebenda, Nrr. 321–323 ; vgl. Max Vancsa, Geschichte Nieder- und Oberösterreichs 2, Stuttgart/Gotha 1927 (Nachdruck Wien 1966), 238.
(50) Kerschbaumer, Tuln (wie Anm. 42), Nr. 364, 405, 408; Vancsa, Geschichte (wie Anm. 49), 167. Vgl. Vancsa, Geschichte (wie Anm. 49), 152 ff.; zur Beurteilung dieser Maßnahmen vgl. zuletzt Klaus Lohrmann, Das Werden von Stadt und städtischer Gesellschaft, in: Wien. Geschichte einer Stadt 1, hg. v. Peter Csendes – Ferdinand Opll, Wien/Köln/Weimar 2001, 268 ff.
(51) Biack, Tulln (wie Anm. 38), 365 f., 317.
(52) Vancsa, Geschichte (wie Anm. 49), 238.
(53) Ebenda, 377.
(54) Ebenda, 500 Anm. 3. Zu den Kriegen mit Matthias Corvinus vgl. Karl Schober, Die Eroberung Niederösterreichs durch Matthias Corvinus in den Jahren 1482–1490, in: Blätter des Vereines für Landeskunde von Niederösterreich 13 (1879), bes. 2, 264; Gyula Rászó, Die Feldzüge des Königs Matthias Corvinus in Niederösterreich 1477–1490, Wien 1973 (Militärhistorische Schriftenreihe 24), bes. 6, 20; Biack, Tulln (wie Anm. 38), 86 f.
(55) Biack, Tulln (wie Anm. 38), 88.
(56) Vgl. Vancsa (wie Anm. 49), 297 Anm. 2, sowie Peter Csendes, Die Donaustädte von Passau bis Pressburg im 15. Jahrhundert, in: Die Stadt am Ausgang des Mittelalters, hg. von Wilhelm Rausch, Linz 1974 (Beiträge zur Geschichte der Städte Mitteleuropas 3), 98.
(57) Vgl. Biack, Tulln (wie Anm. 38), 27 ff.
(58) Ebenda, 293.
(59) Das castrum Tullense wird etwa 1139 explizit erwähnt: Salzburger Urkundenbuch 2 (Salzburg 1916), n. 191; vgl. auch Karl Lechner, Der Tullner Bezirk zur Babenbergerzeit, in: HeimatkalenderTulln 1954, 62.
(60) Fontes rerum Austriacarum II/1,126, Nr. 110; Elenchus (wie Anm. 34), 99 f., Nr. 89. Vgl. auch Büttner, Ministerialen (wie Anm. 30), 416 f.
(61) Vgl. Dienst, Tulln (wie Anm. 20), 76.
(62) Vgl. Wewerka [u. a.], Tullner Stadtarchäologie (wie Anm. 7), 85 ff.
(63) Vgl. Erich Reidinger, Mittelalterliche Gründungsstädte in Niederösterreich. Grundlagen – Regeln – Beispiele, in: Österreichische Ingenieur- und Architekten-Zeitschrift (ÖIAZ) 143/1 (1998), 2 ff.; vgl. auch die Beobachtungen von Klaus Humpert – Martin Schenk, Entstehung der mittelalterlichen Stadtplanung. Das Ende vom Mythos der „Gewachsenen Stadt”, Stuttgart 2001. Vgl. auch die Arbeiten von Adalbert Klaar, Der Stadtplan von Tulln, in: Unsere Heimat 4 (1931), S. 253 ff., und ders., Die Siedlungsformen der österreichischen Donaustädte, in: Die Städte Mitteleuropas im 12. und 13. Jahrhundert, hg. von Wilhelm Rausch, Linz 1963 (Beiträge zur Geschichte der Städte Mitteleuropas 1), 103 f.; siehe auch Roderich Geyer, Das Kapuzinerkloster in Tulln 1635–1787, St. Pölten 2000 (Beiträge zur Kirchengeschichte Niederösterreichs 4 = Geschichtliche Beilagen zum St. Pöltner Diözesanblatt 21 = Mitteilungen des heimatkundlichen Arbeitskreises für die Stadt und den Bezirk Tulln 15), 18 f.
(64) Adam Maidhof, Die Passauer Urbare 1, Passau 1933, 418.
(65) Wewerka [u. a.], Tullner Stadtarchäologie (wie Anm. 7), 101 ff.
(66) Vgl. Peter Csendes, Regensburg und Wien – Babenbergerresidenzen des 12. Jahrhunderts, in: Jahrbuch des Vereins für Geschichte der Stadt Wien 47/48 (1991/92), 163 ff.
(67) Genannt 1301, Kerschbaumer, Tuln (wie Anm. 42), Nr. 124.
(68) Kerschbaumer, Tuln (wie Anm. 42), Nr. 6.
(69) Vgl. Büttner, Ministerialen (wie Anm. 30), 417.
(70) Biack, Tulln (wie Anm. 38), 34 ff.; Kerschbaumer, Tuln (wie Anm. 42), Nr. 12.
(71) Biack, Tulln (wie Anm. 38), 34 ff.
(72) Ebenda. Neue archäologische Erkenntnisse über die Stadtbefestigung bei Ulrike Piëtzka, Neues zur südlichen Stadtbefestigung von Tulln, in: Fundberichte aus Österreich 37 (1998), 453 f. sowie Norbert Hirsch, Grabungen im Stadtgebiet von Tulln, Wiener Straße 24–26, in: ebenda, 447 ff.; ders., Die Grabungen im Bereich „RoterTurm”, Stadtgemeinde Tulln, in: Fundberichte aus Österreich 34 (1995), 377 ff.
(73) Kerschbaumer, Tuln (wie Anm. 42), Nr. 4.
(74) Biack, Tulln (wie Anm. 38), 27
(75) Ebenda, 268, 246, 317 f.
(76) Ebenda, 249.
(77) Noll, Eugippius (wie Anm. 9), c 2, 60; zur kirchlichen Organisation Tullns im Mittelalter vgl. zusammenfassend Dienst, Tulln (Anm. 20), 78 f.
(78) Nachweisbar als Schottenbesitz jedoch erst durch die Besitzbestätigung Leopolds VI. von 1200 (BUB [wie Anm. 23] 1, nn. 113,149). Die Lage der Kapelle wird in einer päpstlichen Bestätigung von 1227 beschrieben (Fontes rerum Austriacarum II18, nn. 21, 29). Dazu würde stimmen, dass Kapelle und Dominikanerkloster von der Donau weggerissen worden sein sollen (vgl. Biack, Tulln [wie Anm. 38], 501). Der Tausch gegen das Patronatsrecht von Gaunersdorf (Gaweinstal) ebenda, nn. 49, 67.
(79) Vgl. Mario Schwarz, Architektur, in: Geschichte der Bildenden Kunst in Österreich. Früh- und Hochmittelalter, hg. v. Hermann Fillitz, München/New York 1998, 286 ff. – Zur Pfarrgeschichte vgl. Alois Pllsser, Zur Kirchengeschichte des Viertels ob dem Wienerwald vor 1627, St. Pöltner 2001 (Geschichtliche Beilagen zum St. Pöltner Diözesanblatt 17), 295 ff.
(80) Schwarz, Architektur (wie Anm. 79), 331 ff.
(81) Kerschbaumer, Tuln (wie Anm. 42), Nr. 97.
(82) Biack, Tulln (wie Anm. 38), 481 f.
(83) Biack, Tulln (wie Anm. 38), 386 f.; Jürgen Richter, Das Spitalwesen Niederösterreichs und Wiens im Mittelalter 2, phil. Diss. Wien 1964, 129 ff.
(84) Biack, Tulln (wie Anm. 38), 483 f.
(85) Ebenda, 141.
(86) Ebenda, 303 ff.
(87) Ebenda, 483 f.
(88) Ebenda, 501 ff.; Vgl. Johannes Tuzar, Archäologische Untersuchungen in der ehemaligen Pionierkaserne in Tulln, in: Fundberichte aus Österreich 30 (1991), 44 ff.
(89) Kerschbaumer, Tuln (wie Anm. 42), Nr. 629.
(90) Zur Klosteraufhebung vgl. Gerhard Winner, Die Klosteraufhebungen in Niederösterreich und Wien, Wien/München 1967, 272 f.
(91) Vgl. Roderich Geyer, Tullner Museen im Minoritenkloster, Tulln 1996.
(92) Anton Kerschbaumer, Das kaiserliche Frauenstift und die Habsburgergruft zu Tuln (sic!), in Berichte und Mittheilungen des Alterthums-Vereines zu Wien 13 (1873), 131 ff., mit Abbildungen; Biack, Tulln (wie Anm. 38), 486 ff.; Christine Dolezal, Die Geschichte des Dominikanerinnenklosters in Tulln, phil. Diss. Wien 1970; eine Zusammenfassung der Ergebnisse der archäologischen Forschungen auf dem Gelände des einstigen Klosters bei Norbert Hirsch – Nikolaus Hofer, Archäologische Untersuchungen auf dem Areal des ehemaligen Landeskrankenhauses Tulln, NÖ, in: Fundberichte aus Niederösterreich 39 (2000), 255 ff.; vgl. auch Johannes Ramharter, Kaiser Rudolf und das Frauenkloster in Tulln. Ein Beitrag zum Selbstverständnis des ersten habsburgischen Königs, in: Mitteilungen (wie Anm. 4) 7 (1992), 114 ff.
(93) Johann-Friedrich Böhmer – Oswald Redlich, Regesta Imperii VI, Innsbruck 1898, 302 f., n. 1220; gedruckt Kerschbaumer, Tuln (wie Anm. 42), Nr. 13. Es befanden sich an der Kirche auch die Stifterfiguren Rudolfs und seiner Gemahlin Agnes.
(94) Alphons Lhotsky, Geschichte Österreichs 1281–1358, Wien 1967, 74. Es handelt sich dabei wohl um eine Legende, die vielleicht aus der Tatsache entstanden ist, dass das Herz König Ottokars II. bei den Wiener Minoriten bestattet worden ist; doch hat man im 18. Jahrhundert offensichtlich daran geglaubt und nach diesem Herz gesucht.
(95) Vgl. Kerschbaumer, Frauenstift (wie Anm. 91), 164 ff.
(96) Vgl. Winner, Klosteraufhebungen (wie Anm. 90), 134 ff.
(97) Biack, Tulln (wie Anm. 38), 493.
(98) Ebenda, 497 ff.
(99) Ebenda, 510 ff.; jetzt vor allem Geyer, Kapuzinerkloster (wie Anm. 63).
(100) Zur Aufhebung vgl. Winner, Klosteraufhebungen (wie Anm. 90), 210 f.
(101) Vgl. Biack, Tulln (wie Anm. 38), 88 ff.
(102) Ebenda, 90 ff.
(103) Kerschbaumer, Tuln (wie Anm. 42), Nr. 677.
(104) Biack, Tulln (wie Anm. 38), 92 f. Revers abgedruckt bei Kerschbaumer, Tuln (wie Anm. 42), Nr. 688.
(105) Biack, Tulln (wie Anm. 38), 308 ff.
(106) Vgl. Günter Marian, Die Finanzen der Stadt Tulln in den achtziger Jahren des 17. Jahrhunderts mit besonderer Berücksichtigung des Türkenjahres 1683, Diplomarbeit Wien 1993, 123 ff.
(107) Biack, Tulln (wie Anm. 38), 107.
(108) Marian, Finanzen (wie Anm. 106), 56 ff.
(109) Ebenda, 152.
(110) Zum Türkenjahr 1683 vgl. Marian, Finanzen (wie Anm. 106), 86 ff.
(111) Ebenda, 18.
(112) Biack, Tulln (wie Anm. 38), 320 ff.; Eggendorfer, Fleischhauerordnung (wie Anm. 34); Sabine Authrieth, Die Tullner Bäckerzeche von 1648 bis zur Erteilung der Gewerbefreiheit 1860, Diplomarbeit Wien 1996.
(113) Marian, Finanzen (wie Anm. 103), 241 ff.; zur finanziellen Situation des vierten Standes im 18. Jahrhundert vgl. Franz Baltzarek, Beiträge zur Geschichte des vierten Standes in Niederösterreich. Eine vergleichende Stadtgeschichtsuntersuchung mit besonderer Auswertung der Gaisruckschen Städteordnungen von 1745–1747, in: Mitteilungen des österreichischen Staatsarchivs 23 (1970), 81 ff.
(114) Biack, Tulln (wie Anm. 38), 129 f.
(115) Ebenda, 135
(116) Ebenda, 286 ff.; Schwarz, Tulln ist judenrein! (wie Anm. 41), 30 f.
(117) Vgl. Heinrich Güttenberger, Die Begründung des niederösterreichischen Straßenwesens unter Karl VI., in: Jahrbuch für Landeskunde von Niederösterreich NF 21 (1928), 231 ff.
(118) Biack, Tulln (wie Anm. 38), 134 f.
(119) Ebenda, 142.
(120) Ebenda, 268 ff.
(121) Vgl. Herbert Krückel, Beiträge zur Geschichte der josephinischen Pfarrerrichtungen im St. Pöltner Diözesangebiet, in: Jahrbuch für Landeskunde von Niederösterreich NF 52 (1986), 96 ff.
(122) Biack, Tulln (wie Anm. 38), 494, 516.
(123) Ebenda, 139 f.
(124) Kerschbaumer, Tuln (wie Anm. 42), Nr. 834.
(125) Ebenda, 141 f.
(126) Ebenda, 144 ff.
(127) Ebenda, 154.
(128) Ebenda, 188 f.
(129) Vgl. Karl Gutkas, Die Städte Niederösterreichs im 19. Jahrhundert. Ihre Entwicklung zu zentralen Orten, in: Jahrbuch für Landeskunde von Niederösterreich NF 60/61 (1994/95), 43 ff., mit zahlreichen Bezugnahmen auf die Entwicklung in Tulln.
(130) Die Beleuchtung wurde zunächst nur von 29. September bis 24. April betrieben; Biack, Tulln (wie Anm. 38), 156.
(131) Ebenda, 156,157.
(132) Ebenda, 155
(133) Ebenda, 152 f.
(134) Vgl. Gerald Kohl, Die Anfänge der modernen Gerichtsorganisation in Niederösterreich, St. Pölten 2000 (Studien und Forschungen aus dem Niederösterreichischen Institut für Landeskunde 33).
(135) Vgl. Franz Stundner, Niederösterreich, in: 100 Jahre Bezirkshauptmannschaften in Österreich, hg. von Johannes Gründler, Wien 1970, 33 ff.
(136) Vgl. Helmut Kretschmer, Bezirkshauptmannschaften und Bezirksämter 1850–1938, Wien 1985 (Archivinventar. Veröffentlichungen des Wiener Stadt-und Landesarchivs, Serie 2, Heft 1), 3 f.; Kurt Hürbe, Die Bezirkshauptmannschaft in Niederösterreich, St. Pölten 1974 (Wissenschaftliche Schriftenreihe Niederösterreich 3/4); Franz Stundner, Die Territorialeinteilung Niederösterreichs 1850–1982, in: NÖLA. Mitteilungen aus dem Niederösterreichischen Landesarchiv 6 (1982), 12 ff.; Johannes Ramharter, 100 Jahre Bezirkshauptmannschaft Tulln. Von Obrigkeit zu Bürgerservice, Tulln 1992.
(137) Biack, Tulln (wie Anm. 38), 186.
(138) Ernö Deák, Tulln, in: Die Städte Niederösterreichs, 3. Teil: R-Z, red. v. Friederike Goldmann, Wien 1982 (Österreichisches Städtebuch IV/3), 189.
(139) Vgl. Lechner, Der Tullner Bezirk (wie Anm. 59), 43.
(140) Kerschbaumer, Tuln (wie Anm. 42), Nrr. 475, 476, 638, 656, 660.
(141) Zur Gaisruckschen Instruktion vgl. allgemein Baltzarek, Beiträge (wie Anm. 113), 64 ff., zu Tulln bes. 81, 88, sowie Biack, Tulln (wie Anm. 38), 295 ff.
(142) Biack, Tulln (wie Anm. 38), 294 ff.
(143) Ebenda, 298.
(144) Siehe oben Anm. 109.
(145) Kurt Klein, Die Bevölkerung niederösterreichischer Ortschaften in den Jahren 1794/97, in: Unsere Heimat 55 (1984), 25.
(146) Ebenda.
(147) Biack, Tulln (wie Anm. 38),178 ff.
(148) Ebenda, 181; Gründer des Verschönerungsvereins war der Stadtpfarrer Anton Kerschbaumer, der Verfasser der grundlegenden Geschichte der Stadt Tulln; vgl. Helmut Engelbrecht, Anton Kerschbaumer. Eine biographische Studie, in: Mitteilungen des Kremser Stadtarchivs 2 (1962), 97 ff.
(149) Zur Entwicklung der Infrastruktur vgl. die Angaben bei Deák, Tulln (wie Anm. 138), 195.
(150) Biack, Tulln (wie Anm. 38), 299 Anm.
(151) Ebenda, 197; Walter Krumhaar, 100 Jahre freiwillige Feuerwehr der Stadt Tulln 1878–1978, Tulln 1978.
(152) Biack, Tulln (wie Anm. 38), 21; Deák, Tulln (wie Anm. 138), 185 f.
(153) Biack, Tulln (wie Anm. 38), 182 f.; Deák, Tulln (wie Anm. 138), 188; an der Gründung des Spar- und Vorschussvereins war Anton Kerschbaumer wesentlich beteiligt.
(154) Schwarz, Tulln ist judenrein! (wie Anm. 41), 37.
(155) Ebenda; Biack, Tulln (wie Anm. 38), 288.
(156) Deák, Tulln (wie Anm. 138), 183, 194; Biack, Tulln (wie Anm. 38), 518; vgl. 1200 Jahre Tulln (wie Anm. 38), 81.
(157) Biack, Tulln (wie Anm. 38), 393.
(158) Ebenda, 391 f.
(159) Ebenda, 395 f.
(160) Ebenda, 387 ff.
(161) Ebenda, 396 ff.
(162) Zum Schulwesen vgl. ebenda, 398 ff.; Deák, Tulln (wie Anm. 138), 196.
(163) Biack, Tulln (wie Anm. 38), 198 ff.
(164) Deák, Tulln (wie Anm. 138), 187; zur Zuckerfabrik vgl. Angela Rasser, Historische Betriebsanalyse der Tullner Zuckerfabrik AG, Diplomarbeit Wien 1974; Werner Filek-Wittinghausen, 50 Jahre Tullner Zuckerfabrik, Wien 1987.
(165) Roderich Geyer – Johann Katzenschlager, Die Geschichte der AHS Tulln, in: Festschrift zum 50jährigen Bestand des Bundesgymnasiums und Bundesrealgymnasium in Tulln (Jahresbericht 1981/82), Tulln 1982, 11 ff.
(166) Biack, Tulln (wie Anm. 38), 203 ff.; Deák, Tulln (wie Anm. 138), 195, 196 f.
(167) Widerstand und Verfolgung in Niederösterreich 1934–1945, hg. Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes 1, Wien 1987, 152 f. und passim.
(168) Schwarz, Tulln ist judenrein! (wie Anm. 41), 66.
(169) Ebenda, 73 ff.
(170) Adolf Noss, Der Fliegerhorst Brumowski Langenlebarn, in: Mitteilungen (wie Anm. 4) 9 (1994).
(171) Ebenda, 90 ff.
(172) Anton Handelsberger, Der Bombenkrieg 1944/1945 im Tullnerfeld, in: Mitteilungen (wie Anm. 4) 6 (1992), 3 ff. Peter Girschik, Der Erdkampf im Bezirk Tulln April/Mai 1945, in: ebenda, 132 ff.
(173) Kurt Klein, Regionale Bevölkerungsveränderungen in Niederösterreich. Erste Ergebnisse der Volkszählung 2001, in: Unsere Heimat 72 (2001), H.4, 280.
(174) Roswitha Plesser, Industrieentwicklung, Industriestruktur und Standortverhalten der Betriebe im Bezirk Tulln (NÖ.), Diplomarbeit Wien 1990; zur neueren Entwicklung der Stadt vgl. auch die einschlägigen Beiträge in: 1200 Jahr Tulln (wie Anm. 38).
(175) 10 Jahre neues Krankenhaus Tulln, Tulln 1999.
(176) Interuniversitäres Forschungsinstitut für Agrarbiotechnologie, Tulln 1999.
(177) Vgl. Geyer, Tullner Museen (wie Anm. 91).
(178) Landesgesetzblatt für Niederösterreich 47/1970, bzw. 264/1971. Kurzgefasste Darstellungen der Orte finden sich bei Biack, Tulln (wie Anm. 38), 529 ff.
(179) Vgl. Lechner, Der Tullner Bezirk (wie Anm. 59), 43.
(180) Vgl. Kerschbaumer, Tuln (wie Anm. 42), Nr. 551, 552.

 

 

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