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Besiedlung und Namen
Das obere Ennstal bildet eine markante geologische Trennlinie zwischen Nordalpen und Zentralalpen im Süden. Zu deren östlichen „Ausläufern” innerhalb der Niederen Tauern zählen die Schladminger Tauern. Sie bestehen aus verschiedenen geologischen Einheiten, im Wesentlichen sind es die Quarzphyllitzone im Norden und das Schladminger Kristallin im Zentralraum. An die Bewegungsbahnen und Störungszonen dieses Schladminger Kristallins sind die bedeutendsten Vererzungen in den Schladminger Tauern gebunden (Zinkwand, Vötternspitze, Giglachseegebiet). (1) Die zahlreichen Erzlagerstätten ließen eine intensive Montanindustrie entstehen, die durch Jahrhunderte, insbesondere im späten Mittelalter und in der frühen Neuzeit, der Stadt Schladming wirtschaftlichen Wohlstand brachte.
(1) BARBARA EMMERER – JOSEF HAFELLNER, Zur aktuellen Vegetation auf Halden historischer Bergbaue in den Hochlagen der Niederen Tauern (Österreich), in: Mitteilungen des Naturwissenschaftlichen Vereins für Steiermark 133 (2003), 37–79, hier 46–50. Vgl. auch den Tagungsband der Arbeitstagung der Geologischen Bundesanstalt 1987. Blatt 127 Schladming, Wien 1987. Abkürzungen: StLA = Steiermärkisches Landesarchiv.
Aus dem Stadtgebiet von Schladming stammt eine spätneolithische Rundnackenaxt. Zusammen mit ähnlichen Objekten aus der Umgebung lässt dieser Fund auf eine Besiedlung der Gegend seit dem 4. Jahrtausend schließen. Während Schladming zur Römerzeit zu Juvavum (Salzburg) gehörte, ist der östlich anschließende Teil des Ennstales großteils dem Bezirk Ovilava (Wels) zuzurechnen. Entlang des Ennstales verlief eine unbefestigte Straße zweiter Ordnung ohne Meilensteinfunde als Verbindung zwischen den beiden Alpentransversalen über den Radstädter Tauern und Katschberg und über den Pyhrnpass und den Triebener Tauern. Einige römerzeitliche Streufunde, überwiegend Münzen, stehen mit dieser römerzeitlichen Ennstalstraße in Zusammenhang. (2)
(2) GÜNTER CERWINKA – WALTER STIPPERGER, Schladming, Wien 1985 (Österreichisches Städtebuch 6/4), 145, 3a, 3b; WALTER MODRIJAN, Aus der Ur- und Frühgeschichte der Steiermark, in: Steiermark, Land, Leute, Leistung, hg. v. BERTHOLD SUTTER, Graz 1971, 287–312, hier 309. Ein in der älteren Literatur genannter Römerstein ist nach Ekkehard Weber nicht nach Schladming, sondern Schlaining (Burgenland) zu lokalisieren; vgl. EKKEHARD WEBER, Die römerzeitlichen Inschriften der Steiermark, Graz 1961 (Veröffentlichungen der Historischen Landeskommission für Steiermark. Arbeiten zur Quellenkunde 35), 291.
Vor der bairischen Landnahme, die die Regionen der heutigen Steiermark zu verschiedenen Zeitpunkten erfasste, hatten Karantanerslawen seit dem ausgehenden 6. Jahrhundert den Ostalpenraum besiedelt. (3) Um 720/30 und im Verlauf der folgenden hundert Jahre noch einige Male kam es im oberen Ennstal zu Kämpfen zwischen diesen und den nach Osten vordringenden Baiern. Die Maximilian-Zelle (das heutige Bischofshofen) wurde von den Slawen zweimal zerstört. (4) Dennoch dürfte bereits damals, in der ersten Hälfte des 8. Jahrhunderts, in Haus im Ennstal ein Herzogshof als erstes bairisches Herrschaftszentrum des steirischen Ennstales angelegt worden sein. (5) Nicht zufällig entstand hier auch das älteste geistliche Zentrum des oberen Ennstales in engstem Zusammenhang mit dem Erzbistum Salzburg. Nachdem das alpenslawische Karantanien in der Mitte des 8. Jahrhunderts in das bairische Herzogtum eingegliedert worden war, geriet letzteres seinerseits zu Ende des 8. Jahrhunderts unter fränkische Oberhoheit. Damals war wohl die slawische und restromanische Bevölkerung bereits deutlich vom bairisch-deutschen Siedlerzustrom überlagert und wurde von letzterem dominiert.
(3) Zur Herkunft der Baiern, ihrem Siedlungsraum vor und zu Beginn der Ausweitung nach Karantanien siehe: HERMANN DANNHEIMER – HEINZ DOPSCH (Hg.), Die Bajuwaren. Von Severin bis Tassilo 488–788. Katalog der Ausstellung in Salzburg und Rosenheim, München/Salzburg 1988; vgl. auch FRITZ POSCH, Siedlung und Bevölkerung, in: Österreich im Hochmittelalter (907 bis 1246), Wien 1991, vor allem 408–440. Ich folge in den mittelalterlichen Abschnitten dieses Artikels (wo nicht anders vermerkt) meinem Beitrag in: GÜNTER CERWINKA – WALTER STIPPERGER (Hg.), Schladming. Geschichte und Gegenwart, Schladming 1996, 17–32. Die dort verwendete Spezialliteratur wird hier ebenfalls zitiert.
(4) Vgl. dazu FRITZ MOOSLEITNER, Die Slaven, in: HANS DOPSCH – HANS SPATZENEGGER (Hg.), Geschichte Salzburgs. Bd. 1/1, Salzburg 1981, 114 f.
(5) Dazu FRITZ POSCH, Das obere steirische Ennstal und die Entwicklung von Oberhaus vom 8. bis zum 9. Jahrhundert, in: Der Markt Haus. Ein Jahrtausend Geschichte im oberen Ennstal, hg. v. WALTER STIPPERGER, Haus 1985, 7 ff.
Augenfällig tritt der karantanisch-bairische Siedlungscharakter des oberen Ennstales in dessen Ortsnamen hervor. Zahlreiche ing-Namen, wie Mandling, Gleiming, Gröbming und Schladming sind aus dem Slawischen übernommen und umgeformt worden: (6) Schladming, 1180 Slaeuenich, aus altslow. *Zlaebnik (Schluchtberg), was mit dem Durchbruch des Talbaches von Süden in das Ennstal zusammenpasst; auch *Zlab(i)nika (Schluchtbach) ist möglich. (7) Neben und zwischen Ortsnamen slawischen Ursprungs, so genannten „unechten” ing-Namen, finden sich „echte” der bairischen Besiedlung wie Ruperting, Ennsling. Von den Flur- und Gegendnamen im heutigen Stadtgebiet von Schladming finden neben Kulm, nordöstlich des Starchel, der, wie die vielen anderen Kulmberge auf frühgeschichtliche Siedlung hinweist, die beiden Weiler Nußdörfel (8) und Mauterndorf in der KG Klaus unser besonderes Interesse.
(6) Dazu: OTTO F. WEBER, Siedlungsnamen und Geschichte im oberen steirischen Ennstal (Gerichtsbezirke Schladming und Gröbming), in: Zeitschrift des Historischen Vereins für Steiermark 62 (1971), 191–208, hier bes. 196–200; DERS., Siedlungsnamen und Geschichte im oberen steirischen Ennstal, in: Zeitschrift des Historischen Vereins für Steiermark 63 (1972), 201–216; FERDINAND TREMEL, Die Ortsnamen auf „-ing” im oberen Ennstal, in: Im Lebensraum der Grenze. Festschrift für Fritz Posch, Graz 1971, 23–41.
(7) Die Schreibweise des Ortsnamens Schladming ist wie üblich variantenreich und gleicht sich erst seit dem 16. Jahrhundert zunehmend der heutigen Schreibweise an.
(8) PAUL W. ROTH, Nussdorf, in: Blätter für Heimatkunde 68 (1994), 44–49, bringt die Nussdörfer mit spätantik-restromanischer Bevölkerung in Zusammenhang.
An Mauterndorf zog die römerzeitliche Straße am linken Ennsufer vorbei. An dieser Hochstraße – der Name weist immer auf Alt- und Fernwege hin – liegt der Edlingerhof (Klaus Nr. 27). (9) Mauterndorf erinnert an eine (urkundlich nicht gesicherte) Zollstätte, die „an der Binnengrenze Karantaniens im Ennstal […] den wichtigsten Weg ins Reich” bewachte; (10) möglicherweise wurde sie im Hochmittelalter nach Rottenmann verlegt.
(9) Die Edlinger waren privilegierte Bauern der fränkischen Zeit, die Wehraufgaben zu erfüllen hatten und dafür eine soziale Besserstellung genossen. Siehe HERWIG EBNER, Von den Edlingern in Innerösterreich, Klagenfurt 1956, 87.
(10) HERBERT HASSINGER, Zollwesen und Verkehr in den österreichischen Alpenländern bis um 1300, in: Mitteilungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung 73 (1965), 292–361, hier 337 f.
Die ältesten Nennungen des Namens Schladming vom Ende des 12. Jahrhunderts beziehen sich auf den Schladmingberg (Rohrmoos). Um 1180 übergibt der liber homo Rudpertus seinen Besitz in monte Slaeuenich, wie es der verstorbene Konrad von Wolfsegg angeordnet hatte, zum Teil dem Salzburger Domkapitel (curtim superiorem), zum anderen Teil dem Stift Admont (curtim inferiorem). (11) Vor der ersten Nennung von Schladming(berg) sind aber schon Ortsnamen des heutigen Gemeindegebietes bezeugt, z. B. Klaus, nach dem sich ein Salzburger Ministerialengeschlecht seit ca. 1130 nennt.
(11) SUB I, 682, n. 207.
Vom Markt zur Stadt
Ob die im landesfürstlichen Urbar von 1220/30 verzeichneten zwölf beneficia in Slebnich Besitz in den Schladmingtälern oder schon die Dorfsiedlung meinen, ist ungewiss. (12) Dies gilt auch für die sieben bona und zwei Mühlen in Slaebenich aus der Zeit Albrechts I. (1280/95). (13) Wahrscheinlich bestand aber bereits um die Mitte des 13. Jahrhunderts eine Dorfsiedlung, die durch einen Wehrbau Seissenstein (Säusenstein) südlich von ihr über dem Talbach (beim Hofbauergut) gesichert wurde. (14) Von diesem „Schlößl”, auch „Rohrmooser Schlößl” genannt, steht heute noch ein quadratischer Turm. Wahrscheinlich am Ende des 13. Jahrhunderts errichtet, hatte es für die Geschichte der Stadt keine besondere Bedeutung. Angehörige der in der Weststeiermark beheimateten Familie der Kainacher wurden 1443 und 1451/52 mit dem Burgstall bei Slebmyng haist Seusenstain belehnt, (15) was wohl bedeutet, dass der Wehrbau damals bereits unbewohnt war. Etwa 1,5 km nördlich des Ortskerns von Schladming (in der KG Klaus) erhob sich seit der Mitte des 13. Jahrhunderts in exponierter Lage am Rand des Ramsauer Hochplateaus die Burg Statteneck, von der heute nur noch wenige Reste im Wald beim vulgo Burglehner erhalten sind. (16) Sie stand wie das Dorf Schladming im Lehensbesitz des mächtigen Salzburger Ministerialengeschlechts der Goldegger (Goldegg im Pongau) und spielte in den Auseinandersetzungen zwischen Herzog Albrecht I. von Österreich und dem Hochstift Salzburg eine nicht unwesentliche Rolle. Nachdem der Erzbischof 1288 die habsburgische Ennsburg (bei Mandling) und Stattenegg erobert und zerstört hatte, kam es erst 1297 zum endgültigen Friedensschluss zwischen den beiden Parteien. (17) Spätestens zu diesem Zeitpunkt – Albrecht hatte schon zuvor die Besitzrechte der Goldegger abgelöst – ordnete der Herzog die planmäßige Neuanlage des Marktes Schladming an.
(12) ALPHONS DOPSCH (Hg.), Die landesfürstlichen Gesamturbare der Steiermark aus dem Mittelalter, Wien/Leipzig 1910 (Österreichische Urbare1/2), 32.
(13) Ebd., 173. Pirchegger hält diese bona für das 1288 den Goldeggern abgekaufte Schladming. Wegen der damals noch bestehenden Goldegger Besitzrechte ist er im Zweifel, ob das Schladming im Urbar von 1265 (ebd., 125) das Dorf Schladming sei. Dafür spreche allerdings der Geldzins, zusammen mit Mitterndorf mehr als 5 Mark Pfennige; vgl. HANS PIRCHEGGER, Landesfürst und Adel in Steiermark während des Mittelalters, 1. Teil, Graz 1951 (Forschungen zur Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte der Steiermark 12), 85.
(14) HERWIG EBNER, Burgen und Schlösser im Ennstal und Murboden, Wien 1963, 142.
(15) ALBERT STARZER (Hg.), Die landesfürstlichen Lehen in Steiermark von 1421–1546, Graz 1903 (Veröffentlichungen der Historischen Landes-Commission für Steiermark 17), n. 169/1 und 192.
(16) EBNER, Burgen (wie Anm. 14), 142.
(17) FRANZ MARTIN, Die Regesten der Erzbischöfe und des Domkapitels von Salzburg 1247–1290, 2. Bd., Salzburg 1931, n. 345–350.
Stadtherr und autonome Verwaltung
Für die Anlage des Ortes war der Bergbau in den Tauerntälern maßgeblich; hier mündet der Talbach in die Enns. (18) Neben Erzverhüttung und Bergverwaltung bildete die schon erwähnte Wehrfunktion an der Grenze zum Erzbistum Salzburg eine wesentliche Grundlage für die Stadtwerdung Schladmings zu Beginn des 14. Jahrhunderts. Die Gemahlin Albrechts I., Elisabeth von Görz-Tirol, erwarb von Ottokar von Hausbach zusammen mit der Herrschaft Wolkenstein auch Schladming, das somit Kammergut der Königin wurde. Ihr Privileg aus dem Jahr 1304 überlässt den Bewohnern von Schladming den Hofzins burkrechtsweise. Mit der Erwähnung dieses bedeutsamen Aktes beginnen die Aufzeichnungen der Rechte und Freiheiten der Stadt von 1523. (19) Zu diesem Gunsterweis passt, dass 1308 mit Vasolt erstmals ein Richter zu Schladming als Urkundenzeuge aufscheint, und 1319 in einer Lehensurkunde Friedrichs von Goldegg erstmals auch Bürger von Schladming genannt werden. (20) Als Schlusspunkt dieser erkennbaren Aufwärtsentwicklung Schladmings ist die älteste Nennung als Stadt 1322 anzusehen: (21) Vasolt, Richter, die Genannten und die gemain der stat ze Slaefnig beurkunden den Verzicht eines Mitbürgers auf Forderungen gegenüber St. Peter zu Salzburg. Diese Urkunde wird immer wieder als Beleg einer Stadterhebung Schladmings im Jahr 1322 herangezogen.
(18) FERDINAND TREMEL, Der Bergbau als städtebildende Kraft in der Steiermark und in Kärnten, Wien 1968 (Leobener Grüne Hefte 109), 22 ff.
(19) ANTON MELL–EUGEN VON MÜLLER (Hg.), Steirische Taidinge (Nachträge), Wien 1913 (Österreichische Weistümer 10), 38 f., n. 4. Ausführlicher geht das so genannte „Rechts- und Privilegienbuch” (nach 1590) darauf ein. Hier ist von einer Abschrift des Freibriefes die Rede, der den prüfenden Kommissären vorgelegt worden sei (ebd., 46).
(20) ANNELIES REDIK, Regesten des Herzogtums Steiermark, 1. Bd., 1. Lief., Graz 1976, n. 46 und 1098.
(21) Archiv der Erzabtei St. Peter zu Salzburg, Urkunde 1322 Juli 27, Schladming.
Die einzige und vage Nachricht von einer Stadterhebung findet sich im so genannten „Rechts- und Privilegienbuch” (nach 1590). (22) Dort heißt es: Als nun das perkwerch aufgenomen und sich die Manschaft gemeret, hat inen nit lang hernach [nach 1304] […] künig Fridrich, umb des si mit ihrer majestet hilf die stat pauen sollen, allergenedigist statrecht verliehen. Die Angaben sind in der Form eines Weistums durch Befragung glaubwürdiger Schladminger Bürger zustande gekommen. Solchen Aussagen ist grundsätzlich mit Skepsis zu begegnen, da sie der Stadt entweder praktischen Nutzen bringen oder zumindest ihre Reputation mehren sollten. Friedrich weilte schon vor 1322 mehrmals in der Steiermark und urkundete für steirische Städte und Märkte. Warum sollte eine Stadterhebung nicht schon damals vorgenommen worden sein? Graz ist der fast ausschließliche Beurkundungsort Friedrichs in der Steiermark, der Fürst hätte nicht, wie Hutter und Kunnert annehmen, auf der Durchreise in Schladming sein müssen, um es 1322 zur Stadt zu erheben. (23) Es ist keine einzige „Stadterhebung” Friedrichs des Schönen überliefert, und Erhebungen von Märkten zu Städten durch einen Rechtsakt mit urkundlichem Niederschlag sind in den österreichischen Ländern im Gegensatz zum ehemaligen deutschen Osten die Ausnahme.
(22) MELL – MÜLLER, Taidinge (wie Anm. 19), 46.
(23) FRANZ HUTTER, Geschichte Schladmings und des steirisch-salzburgischen Ennstales, Graz 1906, 101; HEINRICH KUNNERT, Die Geschichte Schladmings bis zum Vorabend des Aufstandes, in: WALTER STIPPERGER (Hg.), Die Stadt Schladming. Festschrift zur 50. Wiederkehr der zweiten Stadterhebung, Schladming 1975, 18.
An der Spitze der Stadt- oder Marktverwaltung stand der Richter, dessen freie Wahl im Verlauf des 14. Jahrhunderts in den steirischen Städten durchgesetzt werden konnte, wobei der landesfürstliche Stadtherr sich mit der Bestätigung der Wahl begnügte. Für die beschränkte Autonomie Schladmings nach 1525 ist daher bezeichnend, dass die Verleihung des Marktrechtes im Jahr 1530 mit dem ausdrücklichen Vorbehalt des Landesfürsten erfolgte, den Schladmingern einen Marktrichter nach unsern gefallen aus der Bürgerschaft zu setzen. (24) Das 1308 erstmals belegte Richteramt war wahrscheinlich mit dem Bergrichteramt verbunden; (25) ein Bürgermeister ist für Schladming im Mittelalter und in der frühen Neuzeit nicht nachweisbar.
(24) MELL – MÜLLER, Taidinge (wie Anm. 19), 50.
(25) Vgl. WALTER STIPPERGER, Die Stadt- und Marktrichter, in: Heimatkundliche Blätter von Schladming (Oktober 1988), Nr. 11.
Die Zahl der „Ratsverwandten” war nicht normiert, in der Regel bestand der Rat steirischer Städte aus zwölf Mitgliedern. Die neue Marktordnung für Schladming von 1596 spricht vom alten Herkomben der zwölf ratsverwonten. (26) Dazu kam noch das Gremium der „Vierer”, das als „Äußerer Rat” die Gmain, das heißt die große Masse der Stadtbevölkerung zu vertreten hatte.
(26) MELL – MÜLLER, Taidinge (wie Anm. 19), 65.
1448 erließ Friedrich III., wie für andere Städte, so auch für Schladming eine Wahlordnung für Rat und „Vierer”, die einen jährlichen Wechsel von vier Mitgliedern des Rates und von zweien aus den „Vierern” vorschrieb. (27) Eine Wiederwahl des Stadtrichters, dessen Amtszeit ein Jahr betrug, war möglich. Ebner nimmt für Schladming im 14. Jahrhundert längere Amtszeiten an. (28) Die städtische Verwaltung Schladmings und ihre Amtsträger sind für das Mittelalter nur aus einigen wenigen Urkunden erschließbar, sodass sich daraus kein deutliches Bild der Verwaltungsstrukturen gewinnen lässt. 1353 wird ein Stadtschreiber genannt, im 15. Jahrhundert finden wir Wechsler, Mauteinnehmer und Gegenschreiber. (29) Letztere Funktion vereinte Pangratz Holtzpacher 1494 in seiner Person mit dem Amt des Bergrichters, welches er in Rottenmann und in Schladming ausübte. (30)
(27) StLA, Archiv Schladming, Sch. 1/2, Urkunde 1448 Juni 11, Graz.
(28) HERWIG EBNER, Das Städtewesen in der Steiermark am Ausgang des Mittelalters, in: WILHELM RAUSCH (Hg.), Die Stadt am Ausgang des Mittelalters, Linz 1974 (Beiträge zur Geschichte der Städte Mitteleuropas 3), 340.
(29) StLA, Fotokopie 581, Urkunden n. 2462c, 4944a, 5054, 4004a, 4675b, 4712, 4903b, 5412a.
(30) StLA, U 9218i.
Die Jurisdiktion des Stadtrichters erfuhr im 16. Jahrhundert Schmälerung seitens der Handwerkerzünfte, die sich eine eigene Strafgerichtsbarkeit anmaßten. (31) Dies lag weder im Interesse des Rates noch des Stadtherrn, der dagegen einschritt. Die Schenkung von liegendem Gut an kirchliche Institutionen wurde generell verboten bzw. von einer besonderen landesfürstlichen Bewilligung abhängig gemacht. Räumlich war die Gerichtsbarkeit des Stadtrichters durch die Burgfriedsgrenzen abgesteckt. Übergeordnete Instanz war das Landgericht im Ennstal zu Wolkenstein mit den Schrannenorten Irdning, Aich und St. Lorenzen im Paltental; als Beisitzer fungierten u. a. auch je zwei Bürger aus Schladming. (32) Die Stadt Schladming bildete jedoch mit ihrem Burgfried (33) einen eigenen kleinen Hochgerichtsbezirk, worauf dessen alte Gerichtsstätte (Flurname Galgenbichl) hinweist. Erst 1588 wurde der Burgfried, der nicht ausdrücklich in das Marktrecht von 1530 aufgenommen worden war, um den Vorberg („Schladmingleiten”) nördlich der Enns erweitert. (34) Von dieser Grenzbereitung stammt der Burgfriedstein im Rathauspark, der ursprünglich beim Pichlhof stand. (35) Auf dem Vorberg besaßen die Schladminger schon im Mittelalter das Recht des pluembgesuechs (Weiderecht). Solche Rechte und das „Einfangen” freigewordenen Besitzes bargen die Tendenz zur Ausbildung einer mit grundherrlichen Rechten ausgestatteten Gült in sich. Dieser iezigen zeit, heißt es im „Rechts- und Privilegienbuch” (nach 1590), massen sich die von Schlädming obberüerten fürpergs gar aigentumblich an und wellens zue paugründen machen. (36) Im engeren Stadtbereich (vom Stattor bis an des Zwelfpoten Haus, das ist unzt an das ekhaus das Mayrhaus) galt eine „Freiung”, innerhalb der Friedensbruch unter erhöhter Strafandrohung stand. (37) Die Freiung war nicht verbrieft und wurde jährlich vor der Kirche ausgerufen.
(31) Stadtordnung von 1523, in: MELL – MÜLLER, Taidinge (wie Anm. 19), 42 ff.
(32) Landgerichtsordnung Wolkenstein von 1478, in: FERDINAND BISCHOFF–ANTON SCHÖNBACH (Hg.), Steirische und kärnthische Taidinge, Wien 1881 (Österreichische Weistümer 6), 32, n. 8.
(33) ANTON MELL – HANS PIRCHEGGER (Hg.), Steirische Gerichtsbeschreibungen, Graz 1914, 2, n. 2; vgl. HUTTER, Geschichte Schladmings (wie Anm. 23), 113 f.
(34) MELL – MÜLLER, Taidinge (wie Anm. 19), 59 f. Der Burgfried reichte im Süden bis zum „Kaiblinger Zinken” (Planai), womit die Zugänge in den wirtschaftlichen Interessensbereich der Montanstadt einbezogen waren.
(35) Zur Beschreibung siehe CERWINKA, Schladming (wie Anm. 3), 26.
(36) MELL – MÜLLER, Taidinge (wie Anm. 19), 47.
(37) Ebd., 39. Das Stadttor wird wohl das Grazer Tor sein, womit die Freiung den gesamten Hauptplatz und die (heutige) Salzburger Straße bis zur Einmündung der Pfarrgasse umfasste.
Mehrere Formen des Stadtsiegels von Schladming sind überliefert: 1322 ein Bergeisen im dreieckigen Wappenschild. (38) Dieses stand bis zum Verlust des Stadtrechts im Jahr 1525 in Gebrauch. (39) Möglicherweise ist die offizielle Zuerkennung eines großen Siegels verloren gegangen, denn ab 1621 ist ein solches, den Propheten Daniel darstellend, nachweisbar. Erst im 19. Jahrhundert wurde aus dem Bergbaupatron ein gewöhnlicher Bergmann. (40) Im Jahr 1925 erhielt Schladming mit der Wiederverleihung des Stadtrechtes auch ein Wappen zuerkannt.
(38) Siehe CERWINKA, Schladming (wie Anm. 3), 26.
(39) Siehe WALTER STIPPERGER, Drei Schladminger Wappen, in: Heimatkundliche Blätter von Schladming 9 (1987).
(40) Gutachten des Steiermärkischen Landesarchivs (Heinrich Purkarthofer vom 5. Mai 1980).
Stadtanlage
Eine nicht eindeutig zu lösende Frage der mittelalterlichen Geschichte Schladmings stellt die topographische Entwicklung der Stadt dar, insbesondere welche Rolle dem Stadtteil „Altenmarkt” zukommt. Dieser Name für das Areal östlich des ehemaligen Grazer Tores (heute Bereich Jugendgästehaus/Postamt) ist erstmals 1523 bezeugt. (41) Generell werden mit Altenmärkten Siedlungsverlegungen in Zusammenhang gebracht, was für Schladming bedeuten würde, dass hier die vorstädtische Siedlung Schladming lag, die spätestens zu Beginn des 14. Jahrhunderts von der regelmäßigen Markt-Stadtanlage abgelöst worden wäre. Es gibt jedoch über die o. a. Nennung keine weiteren topographischen oder baugeschichtlichen Argumente, die diese These stützen würden. Gerhard Pferschy meinte, dass die erste Dorfsiedlung zwischen Kirche, Talbachschlucht und Talbach zu suchen sei. (42) Zweite Stufe sei der Marktplatz gewesen („Elisabethinischer” Markt, 1304), und in einer dritten Phase wäre es im Zuge der Stadtwerdung zur Umfassung der Marktsiedlung mit einem Mauerring gekommen. Den Flurnamen „Alter Markt” führt er auf eine auch andernorts anzutreffende Bezeichnung römerzeitlicher Siedlungsreste durch die deutschen Neusiedler zurück. Auch Wilhelm Deuer bezweifelt, dass Altenmarkt eine Vorsiedlung der Stadt Schladming ist, da der günstigste Siedlungsplatz tatsächlich beim Zusammenfluss von Enns und Talbach in der Mitte des Schwemmkegels liegt, wo sich das heutige Stadtzentrum befindet. (43) Deuer setzt dieses Wissen bereits bei den ersten Ansiedlern voraus, weshalb es ihm fraglich erscheint, in Schladming überhaupt von einer Siedlungsverlegung sprechen zu können. Auch die heutige katholische Pfarrkirche St. Achatius trägt zur Klärung der Frage nicht bei, da ihre Lage an der Nordwestecke der Stadtbefestigung und deren Anpassung an die Platz- und Straßenführung (unter Missachtung der Ostorientierung!) zeigen, dass Marktgründung und Kirchenbau gleichzeitig erfolgten.
(41) StLA, Stockurbar 64/148, Hofzinsurbar 1523, fol. 2 b und 4 b.
(42) GERHARD PFERSCHY, Schladming, unveröffentlichtes Manuskript eines Vortrages (1983).
(43) WILHELM DEUER, Bau- und Kunstgeschichte der Stadt Schladming, in: CERWINKA–STIPPERGER, Schladming (wie Anm. 3), 305–346, hier 308.
Trotz dieser einleuchtenden Argumente halte ich die Nennung eines „alten Marktes” im Jahr 1523 für bedeutsam genug, um eine Siedlungserweiterung nicht kategorisch auszuschließen. (44) Fritz Posch stellte für eine Reihe steirischer Märkte und Städte einen mehrphasigen Ausbau fest, (45) und eine Parallele zu Pöllau oder Murau bietet sich an. Eine weiterführende Diskussion über dieses Thema scheint aber nur unter Einbeziehung (bis heute fehlender) archäologischer Forschungsergebnisse sinnvoll zu sein.
(44) Der späte Zeitpunkt der Erstnennung ist kein Argument gegen ihr Gewicht; es sind keine topographischen Bezeichnungen innerhalb des Stadtbereiches vor dem Hofzinsurbar von 1523 überliefert.
(45) FRITZ POSCH, Die mehrstufigen Stadt- und Marktanlagen der Steiermark, in: Mitteilungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung 78 (1970), 274–285.
Die planmäßige Marktsiedlung erhielt einen bis heute erhalten gebliebenen einfachen Grundraster: (46) Ein längsrechteckiger zentraler Platz in der Verlängerung der Durchzugsstraße im Ausmaß von 200 m x 25 m. An den Schmalseiten und in der Mitte wird er von Querstraßen gekreuzt und an den Längsseiten im Norden von einer, im Süden von zwei Parallelstraßen begleitet. Dadurch entstanden sechs Bauparzellenblöcke im Ausmaß von 60 m x 70 m bis 60 m x 100 m. Der gesamte ummauerte Stadtbezirk umfasste ein annäherndes Quadrat von 270 m Seitenlänge, dessen südliche, ansteigende Hälfte geländebedingt (Talbach) unregelmäßiger als die Nordhälfte ausfiel. Deuer schließt nicht aus, dass die zwei südlichsten Parzellenblöcke Ergebnisse einer Markt- bzw. Stadtvergrößerung zwischen dem späten 13. und frühen 16. Jahrhundert sind; eindeutige bauliche Indizien dafür gibt es nicht. (47)
(46) DEUER, Baugeschichte (wie Anm. 43), 308 f.
(47) Ebd., 309.
Wegen der Zerstörung der Stadt im Jahr 1525 und der späteren Brände können geringfügige Veränderungen im Grundriss der mittelalterlichen Anlage nicht ausgeschlossen werden. Dies mag auch eine Ursache für die im Vergleich zu anderen Montanstädten bescheidene Baukultur Schladmings sein. Nach Meinung Deuers wird das Fehlen von „Patrizierhäusern” darüber hinaus auch darauf zurückzuführen sein, dass die Gewerken des 16. Jahrhunderts nur ausnahmsweise ihren Wohnsitz in Schladming nahmen.
Die „Vorstadt” westlich des noch bestehenden Salzburger Tores und die jenseits der Talbachbrücke anschließende „Maistatt” (ursprünglich Meilstatt, von Kohlenmeilern abgeleitet) werden bereits am Ende des 14. Jahrhunderts genannt. Auf der Stadtansicht Vischers (1681) sind jenseits der westlichen Stadtmauer Silber Schmöltzhütten zu sehen, und die Karte des Franziszeischen Katasters (1825) weist hier eine deutlich kleinflächigere Parzellenstruktur aus. Auch das älteste fotografische Ortsbild der Stadt (vor 1870) lässt die noch vorhandenen Knappenhäuser erkennen (Flurname Kohlgrube). (48)
(48) WALTER STIPPERGER, Das bisher älteste fotografische Ortsbild von Schladming, in: Heimatkundliche Blätter von Schladming 8 (1987).
Die Stadtmauer dürfte 1629 im gleichen Verlauf wiedererrichtet worden sein, wie sie bis zur Schleifung nach dem Aufstand von 1525 bestanden hatte. (49) Die Vischer-Ansicht von Schladming vermittelt ein stark schematisiertes Bild von ihr. Sie dürfte sechs, an der Nordseite acht Meter hoch gewesen sein. (50) Von den ehemals vier Rundtürmen dieser Stadtbefestigung aus dem Jahr 1629 ist jener an der Südost-Ecke (Baderturm) noch teilweise erhalten. Ursprünglich waren zwei Haupttore vorhanden, das Untere oder Grazer Tor, das 1843 abgerissen wurde, und das Salzburger Tor, das 1930 aus verkehrstechnischen Gründen einen zweiten (südlichen) Torbogen erhielt. Zwei Nebentore führten an der Südseite aus der Stadt. 1572 wird ein unteres Fleischtor genannt. (51) Teile der Ummauerung sind entlang der Schulgasse und hinter der nördlichen Häuserreihe der Berggasse erhalten.
(49) 1629 Sept. 20, Wien, bestätigt Ks. Ferdinand II. das Marktprivileg von 1530 und gestattet, dass die Schladminger ihren Markt mit Schloß und Rigl verspören, auch die alten zerschlaipften Ringmauern widerumben ergänzen mechten (StLA, Archiv Schladming, Sch. 1/3, fol. 2 b).
(50) DEUER, Baugeschichte (wie Anm. 43), 331 f.
(51) StLA, Stockurbar 64/151, fol. 41 a.
Deuer nimmt einen Weiterbestand der alten Straßenführungen nach 1525 an, hält es aber für möglich, dass der Abschluss des Hauptplatzes gegen Westen nicht von Anfang an geplant war. (52) Der zweimal rechtwinkelige Knick der Durchzugsstraße und ihre Trassenführung vorbei an der Kirche zum Tor an der Nordwestecke der Stadtbefestigung erscheint weder verkehrstechnisch noch strategisch sinnvoll. Eine Erklärung könnte diese Situation am ehesten in der leichteren Überwindung der Stufe zum Talbach hinunter finden.
(52) DEUER, Baugeschichte (wie Anm. 43), 309.
Das Hofzinsurbar von 1523 unterscheidet Häuser in der Stadt (innerhalb der Stadtmauer), außerhalb der Stadt, sowie die Burgfrider. In der Stadt können 71 Häuser (davon vier „halbe”) gezählt werden, außerhalb der Stadt eine Mühle und zwei Häuser. Als topographische Bezeichnungen finden sich mehrmals Äcker am Trenkenpach (500 m östlich des ehemaligen Grazer Tores), zweimal ein Haus am alten Markht, Äcker und Gärten an dy Statmawr, under der Statmawer, hinter der Mawr, hinter der Statmawr, beym Gmall, beym grossen Gmall, bey dem klainen Gmall, in der Gruengassen, beym undern Prun, beym Faylpad, bey dem klain Kreuz, ein Haus auf dem Thor und ein Lehen an der Strassen. (53)
(53) StLA, Stockurbar 64/148. Die topographischen Bezeichnungen sind nicht eindeutig lokalisierbar.
Die feuerpolizeilichen Auflagen der Stadtordnung von 1523 vermitteln uns eine Ahnung vom Aussehen der Häuser. (54) Sie waren durchwegs aus Holz gebaut und mit Schindeln gedeckt, die rauchfenk der merer tail under und nicht uber die dacher gefuert. Es wurde angeordnet, die Kamine mit Ziegeln oder Steinen zu mauern und über das Dachniveau zu führen; zur Kontrolle sollten jährlich zwei Ratsmitglieder bestimmt werden.
(54) MELL – MÜLLER, Taidinge (wie Anm. 19), 40 f.
Rückschlüsse auf ältere Verhältnisse können aus der grundherrschaftlichen Zuordnung der Bauparzellen des Franziszeischen Katasters (1824) gezogen werden: Im Zentrum (innerhalb des Mauerrings) sind die Häuser fast ausschließlich der Herrschaft Wolkenstein (Hofzins) untertänig, d. h. ehemals landesfürstlich. Die Marktgült, entstanden im 16. Jahrhundert durch „Einfangen” von Grundstücken gegen mehrmalige Verbote der Anmaßung grundherrschaftlicher Rechte durch die Bürgerschaft, (55) ist schwerpunktmäßig in der Berggasse und in der Maistatt anzutreffen, die Hintersassen der Kirchengült finden sich konzentriert in der Salzburger und Grazer Vorstadt (Coburgstraße). Sozialtopographisch nicht überraschend erweist sich der Hauptplatz als bevorzugter Wohnsitz und Gewerbestandort. Im Hofzinsurbar von 1523 finden wir unter den Hausbesitzern in Schladming u. a. die Namen der Gewerkenfamilien Vintzgold und Khalss. Eine konkrete Lokalisierung ihrer und der anderen Häuser ist wegen der starken Fluktuation nur in wenigen Fällen möglich.
(55) Ebd., 54 f.
Erster Kirchenbau
Vom Aussehen der ersten Achatiuskirche haben wir – abgesehen vom Turm – keine konkreten Vorstellungen. Dieser wurde aufgrund des Mauerwerksbefundes im Dachboden erst in einer zweiten Bauphase, wenige Jahre nach Fertigstellung des Langhauses, um 1300 errichtet. (56) Seine Außengliederung, ein „Salzburger” Turmdekorationsschema, blieb ein Unikat. Wie bei der Anlage der Stadt Schladming findet sich auch hier ein Zusammenhang mit dem erzbischöflichen Radstadt und dessen Stadtpfarrturm. Obwohl die St. Achatiuskirche keine Pfarrrechte besaß, war sie von Beginn an von einem Friedhof umgeben. Der Karner, heute die Annenkapelle, dürfte gleichzeitig mit der Pfarrkirche nordöstlich neben ihr so errichtet worden sein, dass die Stadtmauer seine nördliche Außenwand bildete. Die Patrozinien des Hauptaltares im Obergeschoss weisen, neben dem „Seelenwächter” Michael, auf die Funktion als Knappenkapelle (Anna, Barbara, Daniel) hin.
(56) DEUER, Baugeschichte (wie Anm. 43), 310–314.
Die wirtschaftliche Blüte Schladmings führte an der Schwelle zur Neuzeit zur Verwirklichung eines neuen repräsentativen Kirchenbaues. (57) Eine dreischiffige und fünfjochige Hallenkirche, deren Langhaus in ein Chorpolygon übergeht, wurde an den unverändert übernommenen Westturm unter Beibehaltung der alten Giebelmauer angebaut. Verglichen mit den Hauptwerken der steirischen Spätgotik fällt der Schladminger Kirchenbau durch seine Einfachheit auf. Der baustatisch bemerkenswerte Verzicht auf Strebepfeiler stellt eine Besonderheit dar, die sich nicht aus der zeitgenössischen steirischen Architektur ableiten lässt. Der Bau widerspiegelt Eigenheiten der Architektur im salzburgischen Raum, weswegen als Erbauer an einen Salzburger Meister zu denken ist. Zum Zeitpunkt der Zerstörung Schladmings 1525 war der Kirchenbau, wie Bau- und Weihedaten erweisen, unvollendet, seine Fertig- bzw. Wiederherstellung dauerte bis 1532.
(57) Ebd., 314–317.
Bewohnerschaft
Zusammensetzung und Mobilität der Schladminger Bevölkerung waren im Mittelalter und in der frühen Neuzeit, in geringerem Maße auch noch bis in das 19. Jahrhundert naturgemäß vom Bergbau geprägt. (58) Die Bergbauunternehmer stammten im 14. und 15. Jahrhundert vornehmlich aus dem Ennstal, aber auch aus dem Ausseerland und dem benachbarten salzburgischen Pongau. Schladminger Bürger des 14. und 15. Jahrhunderts waren mit Salzburger Lehen in der unmittelbaren Umgebung der Stadt ausgestattet. (59) Konkrete Verbindungen sind nach Oberwölz, nach Radstadt, nach Bad Aussee und Rottenmann erkennbar. (60) Auch der Adel und der hohe Klerus, das Kloster Admont und landesfürstliche Räte finden sich als Grundbesitzer und Gewerken, ebenso vor allem der niedere Adel des oberen Ennstales: die Stainacher, Ennstaler, Lauterbeck, Drikopf u. a. Aus Tirol stammen die Katzpeck, die im 16. Jahrhundert im Schladminger Bergbau eine bedeutende Rolle spielten. Sie besaßen das Burglehen am Ramsauer Vorberg, worauf der Name Katzenburg für Stattenegg zurückzuführen ist.
(58) CERWINKA, Schladming (wie Anm. 3), 29 f.
(59) ALOIS LANG, Die Salzburger Lehen in Steiermark bis 1520. 3 Teile, Graz 1937–1947, n. 571/1, 34; 571/3, 11; 287; 283; 11/1, 2.
(60) Die urkundlichen Nachweise dafür und für die nachfolgenden Angaben bei CERWINKA, Schladming (wie Anm. 3), 29 f., Anm. 78–89.
Über mehrere Generationen lassen sich, was nicht ungewöhnlich ist, weder adelige noch bürgerliche Familien in Schladming verfolgen. Im 14. Jahrhundert sind die Schalk – eine Ausnahme – vielleicht über drei Generationen in der Stadt ansässig. Die Ränstl sind als Ausseer und Schladminger Bürger- und Gewerkenfamilie seit der Mitte des 14. Jahrhunderts belegt. (61) Ihr gehörte der Anführer des Aufstandes von 1525 an. Der Name der bedeutenden, über mehrere Generationen nachweisbaren Kärntner Gewerkenfamilie Schlaminger weist wahrscheinlich auf ihre Herkunft aus Schladming hin. 1523 wenden sich die landesfürstlichen Kommissare gegen vil verswendung und uncosten mit hochzeiten. (62) Offenbar liebten die Schladminger den Aufwand bei solchen Festen, was dem Selbstwertgefühl und Repräsentationsbedürfnis der wohlhabenden Bürger und Gewerken entsprach. Knappen oder „Knechte” besaßen im Gegensatz zu den Grubenbesitzern oder -teilhabern kein Bürgerrecht. Der Schladminger Bergbrief von 1408 spricht von Bürgern, Knappen und Gemeinde. (63) Für das Jahr 1525 wird eine Zahl von 1.500 Knappen im Schladminger Bergbau überliefert. (64)
(61) ROLAND SCHÄFFER, Der obersteirische Bauern- und Knappenaufstand und der Überfall auf Schladming 1525, Wien 1989 (Militärhistorische Schriftenreihe 62), 71.
(62) MELL – MÜLLER, Taidinge (wie Anm. 19), 45.
(63) FERDINAND BISCHOFF, Der Schladminger Bergbrief, in: Zeitschrift des Österreichischen und Deutschen Alpenvereins 22 (1891), 15 f.
(64) MELL–MÜLLER, Taidinge (wie Anm. 19), 49.
Bergbau
In der Geschichte des Bergbaues im Raum Schladming sind mehrere Phasen zu unterscheiden: (65) Erstens die mittelalterliche auf Gewinnung von Silber und Kupfer gerichtete Bergbautätigkeit bis 1525, zweitens, die Wiederbelebung des Bergbaues nach 1525, und drittens, die Gewinnung von Kobalt- und Nickelerzen im 18. und 19. Jahrhundert. Zur Blütezeit des Schladminger Bergbaues im 16. Jahrhundert ist wahrscheinlich nur der Fahlerz-(Silber)-Abbau auf der Silberkluft der Zinkwand in Gang. (66)
(65) ALFRED S. WEISS, Zur Geschichte des Schladminger Bergbaues, in: Tagungsband Arbeitstagung Schladming (wie Anm. 1), 118–123; vgl. CLAUDIA ADELWÖHRER-MOERISCH, Der Schladminger Bergbau, in: CERWINKA – STIPPERGER, Schladming (wie Anm. 3), 41–60.
(66) EMMERER – HAFELLNER, Vegetation (wie Anm. 1), 49.
Am 16. Juni 1408 erließ der Schladminger Bergrichter Leonhard Egkelzain aufgrund eines Spruches des Rates, der Bürger, Knappen und der ganzen Gemeinde den Schladminger Bergbrief. (67) In 18 Punkten wird das geltende Gewohnheitsrecht aufgezeichnet. Als Weistum von europäischer Bedeutung fand es Verbreitung vom österreichisch-alpenländischen und süddeutschen Raum bis in die Schweiz, nach Venetien und an den Niederrhein.
(67) ADELWÖHRER-MOERISCH, Bergbau (wie Anm. 65), 43.
Neben dem Bergbau und den damit unmittelbar zusammenhängenden Tätigkeiten spielten Gewerbe und Handwerk im Wirtschaftsleben der Stadt nur eine sekundäre Rolle. 1319 wird als älteste Nennung eines Gewerbetreibenden ein Fleischhauer genannt, (68) um 1350 und 1412 finden sich Schneider, 1448 übt ein Lederer das Stadtrichteramt aus. (69) Letzterer siegelt eine Erklärung von vier Schladmingern, all Burger, Smelczer und Grubmaister. Sie stellen die wesentlichen Elemente der Bewohnerschaft von Schladming dar.
(68) REDIK, Regesten (wie Anm. 20), n. 1098.
(69) 1448 März 3, in: Notizenblatt 3 (1853), 364, n. 124.
Drei Fleischbänke, zwei Bäcker, einen Bader, zweimal eine Mühle und Säge, eine Prewstatt und ein Riemerhaus überliefert uns das Hofzinsurbar von 1523 in Schladming. (70) Das bedeutet freilich nicht, dass es sonst kein Gewerbe und Handwerk gegeben hätte. In der Stadtordnung vom selben Jahr ist von zwei Jahrmärkten die Rede, deren einer acht Tage nach Pfingsten, der andere acht Tage nach Martini (11. November) abgehalten wird. (71)
(70) StLA, Stockurbar 64/148.
(71) MELL – MÜLLER, Taidinge (wie Anm. 19), 40.
Alle landesfürstlichen Privilegien des 14. Jahrhunderts, die (wenn auch nur indirekt) Schladming begünstigten, dienten der ausreichenden Versorgung des Montanreviers. Die Wiener Neustädter dürfen ihren Wein über Bruck an der Mur bis Schladming führen, (72) und neben den bestehenden Wirtshäusern im Ennstal wird 1351 der Weinausschank auch gen Haus und gen Zlaemich (Schladming) und an die Menlich (Mandling) gestattet. (73) 1360 verbietet Rudolf IV. zugunsten Rottenmanns jede Getreide- oder Salzniederlage zwischen dieser Stadt, Aussee und Schladming. (74) Zu weit gingen die Schladminger allerdings, wenn sie die Lebensmittelversorgung der Salzburg untertänigen Bürger zu Radstadt und in den Hofmarken Gröbming und Haus behinderten; Friedrich III. befahl 1459 dem Pfleger von Wolkenstein, dies abzustellen. (75)
(72) GÜNTER CERWINKA, Untersuchungen zur Städtepolitik der österreichischen Landesfürsten von der Mitte des 13. bis zum Ende des 14. Jahrhunderts, ungedr. Habil.-Schrift Graz 1980, 107 f.
(73) JOSEPH v. ZAHN (Hg.), Privilegien steiermärkischer Städte und Märkte, in: Steiermärkische Geschichtsblätter 3 (1882), 43 f.
(74) Ebd., 105 f.
(75) JOSEPH CHMEL, Regesten Kaiser Friedrichs III. 1452–1493, 2. Bd., Wien 1840, n. 3692.
Zu den umstrittenen Rechten der Schladminger gehörte das Fischrecht auf der Enns außerhalb des Burgfrieds, wovon 1523 die Rede ist. (76) Jährlich zu Weihnachten hatte die Stadt den „Hofzins” an das Vizedomamt, die landesfürstliche Finanzbehörde, abzuführen; er betrug 24 Pfund Pfennige. 1446 belief sich der Steueranschlag für Schladming, eine Umlage zur Heirat der Schwester des Königs, auf 300 Gulden, doppelt so viel wie für Hartberg und um 100 fl mehr als für Fürstenfeld. (77) Laut Rüstungsordnung von 1445 hatte Schladming vier Reisige (Reiter), vier Fußknechte und einen Wagen zu stellen. (78) Im Vergleich dazu musste die Stadt Rottenmann zehn Reisige, vier Fußknechte und zwei Wagen aufbringen.
(76) MELL – MÜLLER, Taidinge (wie Anm. 19), 40.
(77) BURKHARD SEUFFERT – GOTTFRIEDE KOGLER (Bearb.), Die ältesten steirischen Landtagsakten (1396–1519), I. Teil, Graz 1953 (Quellen zur Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte der Steiermark 3), 134.
(78) Ebd., 99.
Aufstand und Zerstörung 1525
Dem Vordringen der lutherischen Lehre in den Alpenländern stemmte sich der Salzburger Erzbischof Matthäus Lang durch Synoden, Visitationen und die Verhaftung von Prädikanten entgegen. (79) Ende November/Anfang Dezember 1524 wurde der Prediger „Herr Franz” vom Schladminger Stadtrichter verhaftet, aber von Bergknappen befreit. Der nach Schladming entsandte steirische Landesvizedom Graswein erhielt den Auftrag, den lutherischen Prediger neuerlich dem Stadtrichter auszuhändigen und die Anführer der Befreiungsaktion zu ermitteln. (80) Im Mai 1525 kam es an mehreren Orten der Obersteiermark zum Ausbruch des Aufstandes, der als Teil und Abschluss des großen deutschen Bauernkriegs gilt. Dessen Ursachen sind in religiösen und mit diesen eng verknüpften sozialen Forderungen vor allem von Bauern und Bergleuten zu finden. In Schladming übernahm der Bergrichter Konrad Ränstl die Führung. (81) Während die Gewerken sich überwiegend auf Ränstls Seite stellten, fürchteten die Kaufleute eine Schädigung des Handels und machten nur gezwungenermaßen mit. Anfang Juni zogen zwei Haufen von zusammen etwa 1.000 bis 1.200 Mann ennsabwärts, besetzten Rottenmann und plünderten das Stift Admont. Ein Aufgebot unter dem Landeshauptmann Siegmund von Dietrichstein drang nach Scharmützeln im Liesing-Palten-Tal in das Ennstal vor und erreichte am 1. Juli Schladming. Dietrichstein beabsichtigte, über die Mandling in das Salzburgische vorzustoßen. Dorthin hatten sich aufständische Schladminger Knappen zurückgezogen und zur Verteidigung mit ihren Salzburger Mitstreitern vereint. Die beiden Seiten zur Verfügung stehenden Kontingente hielten sich zahlenmäßig die Waage, jeweils etwa 4.000 Mann, die Führung der Aufständischen lag in der Hand des Brixentaler Bergwerksverwesers Michael Gruber. Die Knappen drängten Gruber, der schließlich Dietrichstein zuvorkam, zum Angriff auf Schladming. Dietrichsteins Truppen hatten ihr Lager teilweise in der Stadt aufgeschlagen, teilweise vor der Stadt in gut zu verteidigender Lage. Dietrichstein war irrigerweise davon überzeugt, dass von den flankierenden Berghängen keine Gefahr drohe. Gruber rückte aber in der Nacht vom 2. auf den 3. Juli bis Pichl vor, wo er seine Streitmacht teilte. Während ein Haufen zur Ramsauer Leiten aufstieg, querte ein zweiter, größerer den Rohrmooser Hang und erklomm den Fastenberg. Um 5 Uhr morgens begann der Zangenangriff, der Dietrichstein vollständig überrumpelte und ihn und sein Gefolge in Gefangenschaft brachte. Wenig fehlte, und der verhasste Mann wäre Opfer der Lynchjustiz der Knappen geworden.
(79) Dazu: HEINZ DOPSCH – HANS SPATZENEGGER (Hg.), Geschichte Salzburgs, 2. Bd., 1 .Teil, Salzburg 1988, 26–38.
(80) GERHARD PFERSCHY, Der Bericht Wolfgang Grasweins über seine Verhandlungen mit den Schladminger Knappen im Dezember 1524, in: Mitteilungen des Steiermärkischen Landesarchivs 26 (1976), 57–72.
(81) GERHARD PFERSCHY, Aufstand und Zerstörung 1525, in: CERWINKA – STIPPERGER, Schladming (wie Anm. 3), 33–40. Minutiös und erschöpfend dokumentiert schildert SCHÄFFER, Bauern- und Knappenaufstand (wie Anm. 61), den Ablauf, die Vorgeschichte und Nachwirkungen des Aufstandes.
Das Ennstal fiel wieder in die Hand der Aufständischen, die meisten Schladminger Bürger flohen nach Radstadt. Erst Ende September konnte Niklas Salm seine lang vorbereitete Strafexpedition beginnen und erreichte am 3. Oktober Schladming. Seine Truppen drangen in die Stadt ein, erstachen etwa 50 Knappen und nahmen einige gefangen; der Rest flüchtete zur Mandling. Salm ließ die Stadt niederbrennen und ihre Mauern zerstören, was nicht nur Schutzlosigkeit bedeutete, sondern ein eminent symbolischer Akt war. Aller Besitz der Schladminger Bürger wurde konfisziert, das Stadtrecht aufgehoben und ein Wiederaufbauverbot erlassen. (82) Es war beabsichtigt, statt Schladming bei Bedarf eine neue Siedlung für den Bergwerksbetrieb aus dem Abbruchmaterial zu errichten. Am 2. November übertrug Erzherzog Ferdinand verdienten Beamten konfiszierte Güter von Schladminger Bürgern, am 5. Dezember verbot ein Mandat allen Bergwerken, Schladminger Knappen zur Arbeit aufzunehmen. Erst 1526 durfte der Ort als Dorf wieder aufgebaut werden, da sich dies offenbar als unumgehbar für einen florierenden Montanbetrieb erwies. Wer sich nicht am Aufstand beteiligt hatte, durfte wieder an seine Hofstätte zurückkehren. Marktfreiheit wurde Schladming am 19. Mai 1530 wieder zugestanden, das Stadtrecht blieb ihm aber bis 1925 vorenthalten.
(82) StLA, Archiv Schladming, Privilegienbuch fol. 12v und 13r.
Wiederaufbau und Wirtschaftsleben im 16. und 17. Jahrhundert
Der Aufstand beendete abrupt den 200-jährigen Aufschwung der Stadt. Das Marktrecht von 1530 enthielt eine Reihe von Beschränkungen der autonomen Verwaltung. Im selben Jahr ist ein neues Hofzinsurbar verfasst worden, (83) das nur ganz wenige Unterschiede zum vorhergehenden aufweist; offenbar waren die meisten Bewohner nach dem Aufstand wieder begnadigt worden. Anlässlich des Wiederaufbaues wanderten Gewerken, Bürger und Knappen aus verschiedenen Gebieten zu, wie beispielsweise die Katzpeck. Im Hofzinsurbar von 1572 finden sich Weitmoser aus der bedeutenden Gewerkenfamilie im Gasteiner Tal als Besitzer dreier Häuser im Markt. (84) Die Verpfändung des landesfürstlichen Marktes Schladming an die Hofmann zu Grünbühel und Strechau (1530 bis 1586) begünstigte die Ausbreitung der lutherischen Lehre.
(83) StLA, Stockurbar 64/150.
(84) StLA, Stockurbar 64/151.
Schon 1528 erbaten die Schladminger vom Landesfürsten die Freigabe der beschlagnahmten Kirchengüter zur Fertigstellung des Neubaues der St. Achatiuskirche. (85) Diese wurde 1533 oder bald darauf vom Lavanter Bischof Renner geweiht, während die Reformation im Ennstal bereits festen Fuß gefasst hatte. Aus der Reformationszeit blieben in Schladming drei wertvolle kirchliche Ausstattungsstücke erhalten. In der evangelischen Pfarrkirche sind vier Tafeln mit Temperabemalung ausgestellt, die offenbar zu einem Flügelaltar in der St. Achatiuskirche gehörten. Sie zeigen „Gesetz” und „Gnade”, ein zentrales theologisches Thema in der Lehre Luthers. Die umseitige Inschrift das der mensch gerecht werde on des gesetzes werkh allein durch den glauben, nimmt darauf Bezug, das Schüsselwort allein ist allerdings während der Gegenreformation herausgekratzt worden. Gerade deshalb stellen die Altarflügel ein wertvolles Dokument der lokalen Auswirkungen konfessioneller Spannungen dar. (86)
(85) DEUER, Baugeschichte (wie Anm. 43), 318 f.
(86) WILHELM STEINBÖCK, Kunstwerke der Reformationszeit in der Steiermark, in: Johannes Kepler 1571–1971. Gedenkschrift der Universität Graz, Graz 1975, 443–445 und Tafel 50 f.
Zwei Wandepitaphe in der St. Achatiuskirche aus dem letzten Viertel des 16. Jahrhunderts erinnern an Angehörige der Gewerkenfamilie Katzpeck, die – vielleicht aus konfessionellen Gründen – die hiesige Bestattung einer solchen in der alten Heimat Tirol vorgezogen hat. (87) Der Katzpeckische Bergverweser Hanns Steinberger war die zentrale Persönlichkeit des Protestantismus in Schladming im letzten Viertel des 16. Jahrhunderts. 1572 findet man den (evangelischen) Pfarrer von Gröbming Martin Schröfl als Besitzer zweier Häuser und einer Hofstatt in Schladming. (88)
(87) Ebd., 449 f.
(88) StLA, Stockurbar 64/151.
Wir müssen eine vollkommene Neuerrichtung des wiederbesiedelten Ortes nach seiner gründlichen Zerstörung annehmen. (89) Im Stadtzentrum, insbesondere entlang des Hauptplatzes und der umgebenden Straßen, dürfte ein Großteil der Häuser noch heute auf den Grundmauern des 16. oder frühen 17. Jahrhunderts stehen, wenn auch sichtbare Baureste aus dieser Zeit selten sind. Zum Unterschied von vergleichbaren Montanorten findet sich in Schladming kein einziger Arkadengang und mit einer Ausnahme gibt es auch keine repräsentativen Gewerkenhäuser. Dies wird einerseits auf das Fehlen einer breiten vermögenden Auftraggeberschicht, aber auch auf die Degradierung des Ortes nach 1525 zurückzuführen sein. Einige Gebäude zeigen noch die alten tonnen- bzw. stichkappengewölbten Einfahrten des 16. bzw. 17. Jahrhunderts. Seit Adalbert Klaar 1953 die historische Bausubstanz erhoben hat, (90) ist vieles dem „Fortschritt” geopfert worden. Das durch Umbauten veränderte so genannte Flechnerhaus (Ritter-von-Gersdorff-Straße 68), Sitz wichtiger Schladminger Gewerken, fällt durch seine dezentrale Lage südöstlich des Hauptplatzes auf. Verschiedene Hinweise, darunter die Jahreszahl 1564 im Dachraum, lassen annehmen, dass es nach dem Marktbrand von 1550 neu errichtet wurde. Die Stube im Obergeschoß des Flechnerhauses trägt eine getäfelte Holzdecke und besitzt zwei Holztüren mit Einlegearbeiten. Der Raum wurde von Martin Reisinger von Bürglstein, der damals Marktrichter war, 1622 errichtet und markiert Höhepunkt und Ende der Wohnkultur der Renaissance in Schladming.
(89) DEUER, Baugeschichte (wie Anm. 43), 324 f.
(90) Abdruck in: CERWINKA – STIPPERGER, Schladming (wie Anm. 3), 322 f.
Die westlich der Altstadt gelegene Salzburger Vorstadt weist, vor allem zwischen dem Salzburger Tor und der Talbachbrücke, einen relativ geschlossenen Bestand an Häusern auf, die giebelseitig zur Straße ausgerichtet und mit den charakteristischen salzburgisch-tirolischen Flachdächern ausgestattet sind. Einige dürften im Kern bis in das 17. oder auch 16. Jahrhundert zurückreichen.
142 Brandstätten soll der Marktbrand vom 4. April 1618 hinterlassen und kein einziges Haus verschont haben. (91) Der Kupferstich Georg Matthäus Vischers (um 1680) zeigt – sofern er nicht zu sehr schematisiert – den ganzen Markt Schladming aus zweigeschossigen Flachgiebelhäusern bestehend. Einzige sichtbare Ausnahme bildet ein mächtiger mit Walmdach versehener Bau in der Südwestecke des Platzes, möglicherweise an der Stelle der „Oberen Herrschaftsbehausung” (Hauptplatz 29). Noch im Jahr des Marktbrandes wurde die heutige „Alte Post” vom Ratsbürger und Gewerken Tobias Pröbstl wiedererrichtet.
(91) Ein Bericht über den Brand im Privilegienbuch (wie Anm. 82), fol. 130–133. Das Urbar von 1622 (StLA, Stockurbar 88/208a) weist auffällig häufig Besitzer von zwei bis drei Häusern auf, vermutlich eine Folge des Brandes.
Einen gravierenden Einschnitt in der Geschichte des Marktes bedeutete der Verkauf der Herrschaft Wolkenstein mit Schladming an die Grafen Saurau im Jahr 1630. (92) Insbesondere in der Frage der Bestellung des Marktrichters und von dessen Amtsgewalt kam es zu schweren Auseinandersetzungen zwischen den neuen Herren und dem Markt. Der Streit eskalierte in den Jahren 1760 bis 1780, wobei der Schladminger Hutmacher Franz Karl Sieder (Siedergasse) die bürgerliche „Heldenrolle” spielte.
(92) Die weitgehenden Unterschiede zwischen dem Urbar von 1622 (StLA, Stockurbar 88/208a) und dem Saurauischen Hofzinsregister von 1633 (StLA, Archiv Saurau 96a/978a) machen dies deutlich.
Seit den Siebzigerjahren des 16. Jahrhunderts waren die Erträgnisse des Bergbaues rückläufig. (93) Die große Zeit des Schladminger Bergbaues war vorbei. Die oberdeutschen Gewerken, die im Gegensatz zu den einheimischen das nötige Kapital für technische Innovationen besaßen und seit der Mitte des 16. Jahrhunderts im oberen Ennstal aufgetreten waren, zogen sich allmählich aus dem Ennstaler Bergbau zurück. Nur noch selten wurde nach 1600 Silber aus Schladming an die Grazer Münze geliefert, seit 1619 erfolgte überhaupt keine Silberlieferung mehr. Hauptgründe für die Misserfolge waren das Abnehmen der Erze an Gehalt gegen die Teufe zu und die schwierige, daher teure Gewältigung der viele Stunden entfernten und bis zu 2.000 m hoch gelegenen Erzgänge. Äußeres Zeichen des Niederganges war, dass 1767 nach vier Jahrhunderten das Berggericht zu einer nur zeitweise besetzten Berggerichtssubstitution des Oberbergamtes Vordernberg herabsank.
(93) Siehe ADELWÖHRER-MOERISCH, Bergbau (wie Anm. 65), 50 f.
Mit dem Rückgang des Bergbaues in den Schladminger Tauern ergab sich für die Bewohner des Marktes die Notwendigkeit, neue Erwerbsmöglichkeiten zu schaffen. (94) Der Talbach ermöglichte schon seit dem 17. Jahrhundert den Betrieb von Eisen- und Kupferhammerwerken, deren Inhaber (Schröckenfux, Hillebrand, Vasold) mit den Erzeugnissen Handel trieben. Schladming war vom 16. Jahrhundert an Zunftsitz zahlreicher Gewerbe, schon 1525 wird ein Bierbrauer im ehemaligen Gasthof Tutter (heute Raiffeisenbank) genannt. 1583 stellte Erzherzog Karl II. den Leinwebern in Schladming einen Schutzbrief aus, 1601 sind Handwerkerordnungen der Fleischhacker und Müller kodifiziert worden, 1643 eine solche für die Hackenschmiede. (95) Die Gewerbestruktur im Markt sah 1705/06 folgendermaßen aus: (96) acht Wirte, je drei Bäcker und Schmiede, je zwei Bierbrauer, Färber, Fleischhauer, Kupferschmiede, Lebzelter, Schneider, Schuhmacher, je ein Huterer, Maler, Riemer, Seiler, Wagner, Weißgerber und Zirkelschmied.
(94) WALTER STIPPERGER, Schladming nach dem Bauernkrieg. Handwerk – Gewerbe – Wirtschaft, in: CERWINKA – STIPPERGER, Schladming (wie Anm. 3), 61–78, hier 61–65.
(95) StLA, Urkunden 1583 Jänner 31, Graz; 1601 April 15, Graz; 1601 April 15, Graz; 1643 Oktober 1, Ebersdorf.
(96) GÜNTER CERWINKA, Zur Sozialstruktur steirischer Städte und Märkte am Beginn des 18. Jahrhunderts, in: Blätter für Heimatkunde 66 (1992), 82–87, hier 84 f.
1594 übergab der Präsident der Grazer Hofkammer Ferdinand Hofmann der steirischen Landschaft ein von ihm für kranke und arbeitsunfähige Bergleute nächst Schladming gestiftetes Spital (heute „Pichlhof”). (97) Später wurde das 1661 erbaute Haus in der Schladminger Vorstadt (Talbachgasse 110) als Bruderhaus zur Unterbringung kranker Bergleute, Witwen und Waisen verwendet (1987–1989 generalsaniert, seither Stadtmuseum). (98)
(97) HEINRICH KUNNERT, Zur Geschichte des Schladminger Bergbaues, in: STIPPERGER, Schladming (wie Anm. 23), 45–53, hier 53.
(98) WALTER STIPPERGER, Von der Knappenfürsorge zum Stadtmuseum, in: Heimatkundliche Blätter von Schladming 13 (1989).
Immer wieder ist Schladming von Bränden heimgesucht worden. Zwei Monate nach dem Marktbrand von 1618 baten die Bürger um einen 15 jährigen Steuernachlass zur Wiedererrichtung ihrer Häuser und zum Neubau einer Ringmauer. (99) Erst 1629 entsprach der Landesfürst diesem Wunsch, vermutlich im Zusammenhang mit möglichen Bedrohungen im Dreißigjährigen Krieg. Wann begonnen wurde, die Stadtmauer aufzugeben, steht nicht fest, im Franziszeischen Kataster (1824) sind die Türme der Marktbefestigung, wie sie Vischer dargestellt hat, nicht mehr verzeichnet. 1843 ist die Mauer beim Unteren oder Grazer Tor abgetragen worden. Von dem der Stadtbefestigung vorgelagerten Stadtgraben sind Reste im Süden der Stadt (zwischen den Häusern Berggasse 66 und 79) erkennbar. Im Westen war der Ort durch die Geländestufe zum Talbach natürlich geschützt, weshalb die Mauer hier weniger sorgfältig ausgeführt worden war. Große Teile des Grabens dürften schon im 18. Jahrhundert zu Gartenflächen umfunktioniert worden sein.
(99) DEUER, Baugeschichte (wie Anm. 43), 331.
Der Brand von 1618 hemmte das Wirtschaftsleben des Marktes. (100) 1698, nach 70 Jahren, gab es in Schladming immer noch 35 unausgebaute Brandstätten. (101) Um die Mitte des 18. Jahrhunderts umfasste der Markt wieder 124 Häuser und war somit größer als Rottenmann oder Bad Aussee. (102) Ein neuerlicher Marktbrand im Jahr 1741 vernichtete neben dem Vikariats- und Schulhaus auch die Einrichtung im Obergeschoss der Annenkapelle. (103) In der St. Achatiuskirche wurden der Dachstuhl und die Glocken ein Raub der Flammen. Wahrscheinlich erhielt sie infolge dieses Brandes ihre charakteristische Zwiebel und einen neuen Fassadenputz mit aufgemalten Doppelpilastern.
(100) Ebd., 332.
(101) StLA, Landschaftliches Archiv, Sch. 316 (Verzeichnis der Steuerausstände bis Ende 1698); nach DEUER, Baugeschichte (wie Anm. 43), 332.
(102) HUTTER, Schladming (wie Anm. 23), 297.
(103) DEUER, Baugeschichte (wie Anm. 43), 330, nach einem unveröffentl. Manuskript von ROCHUS KOHLBACH im Diözesanarchiv Graz.
Im Gegensatz zum vorangegangenen ist für das 18. Jahrhundert vor allem für das außerhalb der Mauer gelegene Viertel zwischen Salzburger Straße, Talbach, Enns und Dachsteingasse eine rege Bautätigkeit überliefert. (104) Im Zusammenhang mit einem Neustart des Bergbaues, jetzt Kobalt, hatte das k. k. Ärar den Montanarbeitern Bauplätze gegen einen jährlichen Geldzins überlassen. (105) Zwischen 1776 und 1789 sind so mindestens zwölf Häuser neu errichtet worden, (106) unter ihnen die heute noch erhaltenen Knappenhäuser in der Ramsauer Straße; sie bilden eine wertvolle Quelle für die Erforschung der Lebensverhältnisse ihrer Bewohner. Nachlassinventare belegen, dass die Schladminger Bürger neben ihrem Gewerbe auch Landwirtschaft betrieben („Ackerbürger”). (107)
(104) DEUER, Baugeschichte (wie Anm. 43), 332.
(105) HUTTER, Schladming (wie Anm. 23), 340.
(106) GERNOT FOURNIER, Häuserbuch der Stadtgemeinde Schladming, in: CERWINKA–STIPPERGER, Schladming (wie Anm. 3), 371–492. Hier aus dem Grundbuch der Montan-Ärarial-Gült zu Schladming.
(107) StLA, Archiv Schladming, Sch. 7/H. 25, fol. 5 ff., 19 ff. und 143 ff.; nach DEUER, Baugeschichte (wie Anm. 43), 332.
Evangelische Pfarrgemeinde und Kirche
Nach der zwangsweisen Rekatholisierung (1599) und der Emigration derjenigen Knappen und Bürger, die nicht öffentlich widerrufen wollten, blieb die lutherische Lehre trotz Verfolgung und Transmigration 200 Jahre im Untergrund lebendig (Geheimprotestantismus). So konnte sich 1782/83 aufgrund des Toleranzpatentes von 1781 in Schladming eine evangelische Kirchengemeinde konstituieren. (108) Der erste Pfarrer, Michael Schmal, wohnte bei Johann Schwaiger vulgo Weikl (heute Café Landgraf). Da die Weiklstube für Gottesdienste nicht ausreichte, benützte man bis zur Errichtung des Bethauses die „Wehrhof-Tenn” des Peter Schrempf. 1783 wurde beschlossen, das ehemalige Gewerkenhaus des Michael Simonlehner zu erwerben und als Bet-, Schul- und Pfarrhaus zu adaptieren. Die Zahl der Schüler betrug anfangs 50. Als 1814 Schladming durch einen Brand weitgehend zerstört wurde, 50 Bürgerhäuser wurden in Schutt und Asche gelegt, fiel ihm auch das Pfarrhaus zum Opfer, an welches anlässlich seines Wiederaufbaus an der Südseite ein Bethaus angebaut wurde. Letzteres ist 1860 zugunsten der Errichtung der neuen Kirche abgerissen worden. 1825 (1824?) ist das an das Pfarrhaus angrenzende Schusterhaus gekauft und zum Schulgebäude umgebaut worden, 1869 wurde das Waldamtsgebäude gegenüber dem Pfarrhaus für schulische Zwecke gekauft und eingerichtet. Der Brand vom 12./13. Mai 1870 ließ die Kirche unversehrt, aber das Schusterhaus war vollständig ausgebrannt und das Dach der neuen Schule schwer beschädigt.
(108) GERHARD KRÖMER, Die evangelische Pfarrgemeinde A. B. Schladming von 1781 bis 1995, in: CERWINKA-STIPPERGER, Schladming (wie Anm. 3), 191–231.
Schon 1787 fasste die evangelische Pfarrgemeinde den Beschluss, ihre Toten nicht mehr auf dem römisch-katholischen Friedhof zu begraben, und legte auf einem Grundstück des schon genannten Kirchenvorstehers Peter Schrempf vulgo Wehrhofer einen Friedhof an. Dieser erwies sich als abgelegen und unwegsam, weshalb 1834 das „Schelchen- oder Schellenackerl” gekauft wurde. Als Aufbahrungshalle errichtete man die „Einsetz” im Stil eines griechischen Tempels.
1849 war das Verbot des Kirchenbaues für Protestanten gefallen. Von Anfang an war die evangelische Kichengemeinde darauf bedacht, ihre Sakralbauten so repräsentativ wie gesetzlich erlaubt zu gestalten. Dies resultierte wesentlich aus der Rivalität zwischen den beiden Pfarrgemeinden. 1852 wurde mit dem Bau des Westturmes einer neuen Kirche begonnen, der 1856 vollendet war. Das alte, an das Pfarrhaus angebaute Bethaus wurde abgerissen und in den Jahren 1856 bis 1862 entstand nach Plänen des örtlichen k. k. Straßenmeisters Ganzenberg – Vorbild war die Kirche von Wels – die zweitgrößte evangelische Kirche Österreichs. 1857 erfolgte die Erhebung des bisherigen Vikariats St. Achatius zur selbstständigen Pfarre, und fast zeitgleich zum protestantischen Kirchenbau wurde das Äußere der katholischen Kirche einer Renovierung unterzogen. Sie hatte bei dem Brand von 1814 ihre Bedachung und fünf Glocken eingebüßt.
Die Zeit der Franzosenkriege bedeutete für Schladming eine Phase der baulichen Stagnation, die in erster Linie im wirtschaftlichen Niedergang begründet lag. Neben allgemeinen Ursachen wie dem Staatsbankrott infolge der Kriegsereignisse spielten dabei auch lokale Faktoren wie der Rückgang und zeitweise Stillstand des Montanwesens eine entscheidende Rolle.
Ende des Bergbaus und Anfänge des Tourismus im 19. Jahrhundert.
Seit der Mitte des 18. Jahrhunderts war die Suche nach mineralischen Bodenschätzen auf staatliche Anordnung intensiv betrieben worden. (109) Für 1746 ist eine erste Verleihung von Grubenmaßen auf Kobalterze auf der Neualm, sieben Gehstunden von Schladming entfernt, nachweisbar, und seit 1766 betrieb die Wiener Kobaltbaugesellschaft den Abbau. Kobalt wurde für die Herstellung von Blaufarbe verwendet. Die im Vergleich zu anderen europäischen Kobalterzbergbauen geringen Erträge der Schladminger Baue (4% der Jahresproduktion von St. Joachimsthal in Böhmen) verhinderten eine Erholung des Bergbaubetriebes. (110) Die Löhne der Knappen am Schladminger Kobalterzbergbau waren so gering, dass sie allein den Familienunterhalt nicht gewährleisten konnten. Im Jahr 1818 wurde er wegen mangelnder Rentabilität eingestellt. Die letzte Phase des Schladminger Bergbaues begann mit dem Kauf der aufgelassenen Kobaltgruben durch Johann Rudolf von Gersdorff im Jahr 1832 in der Absicht, einen Nickelerzbergbau ins Leben zu rufen. (111) Nickel wurde für Legierungen zur Herstellung von Tafel- und Küchengerät verwendet, später vor allem im Münzwesen. Der Enkel Gersdorffs, Rudolf Flechner, übernahm 1861 die Leitung des Betriebes. Führungsmängel und das Sinken des Nickelpreises infolge der neukaledonischen Konkurrenz ließen die Produktion Ende der Sechzigerjahre erstmals zum Erliegen kommen, bis sie schließlich um 1880 endgültig eingestellt werden musste. Spätere Versuche der Wiederbelebung der Bergbautätigkeit, zuletzt noch nach dem Zweiten Weltkrieg, schlugen allesamt fehl.
(109) WEISS, Bergbau (wie Anm. 65), 120.
(110) ADELWÖHRER-MOERISCH, Bergbau (wie Anm. 65), 54.
(111) Ebd., 56–58.
Das Ende des traditionsreichen Bergbaues war eine tief greifende wirtschaftliche und soziale Veränderung, die Schladming in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts traf. Die Niederlassung eines Bezirksgerichtes und der Ausbau der gewerblich-märktischen Strukturen sicherten dem Markt zwar weiterhin eine bescheidene zentralörtliche Stellung, (112) von entscheidender Bedeutung für Schladming wurde aber der Fremdenverkehr. Seit der Eröffnung der Gisela-Bahn von Selzthal nach Bischofshofen im Jahr 1875, die das obere Ennstal mit den städtischen Ballungszentren Wien und Graz verband, erlebte Schladming einen gewaltigen Aufschwung als Sommerfrische. Zur Schaffung und Betreuung der dafür nötigen Infrastruktur konstituierte sich 1884 ein „Verschönerungs-Comite”. (113) Es bemühte sich um die Ortsverschönerung, die Errichtung von Ruheplätzen und Parkanlagen, von Tennisplätzen in der Lackner-Au, nahe dem Bahnhof, und um den Bau eines Schwimmbades. Letzteres wurde 1894 eröffnet und erfüllte seinen Zweck bis zum Bau des Schwimmbades beim Pichlhof im Jahr 1910. Die „Badgasse” in der Ennsau erinnert noch an das erste Freibad in Schladming. Eine Pionierleistung in der wirtschaftlichen Entwicklung Schladmings stellt der 1895 erfolgte Bau eines Elektrizitätswerkes dar. (114) Unter Bürgermeister Loidl (1894–1903) wurde mit der Kanalisierung des Ortes und dem Bau einer Wasserleitung begonnen. Die Kunstmalerin Pauline Flechner-Halm eröffnete nach Schließung des Gersdorff-Flechner'schen Nickelerzbergbaues in Schladming eine Kunstlaubfabrik und stellte als Arbeitskräfte vorwiegend Mädchen aus Bergarbeiterfamilien ein. (115) Der Betrieb wurde im „Nagelschmied-Haus” eröffnet, später in das ehemalige Flechner'sche Schmelzwerksgebäude in Mandling verlegt.
(112) DORIS MAIER, Zur Geschichte des Schladminger Fremdenverkehrs, Dipl.-Arb. Wien 1992.
(113) WALTER STIPPERGER–TONI BREITFUSS, Alpinismus–Fremdenverkehr–Sport, in: CERWINKA – STIPPERGER, Schladming (wie Anm. 3), 265–292, hier 267.
(114) STIPPERGER, Schladming nach dem Bauernkrieg (wie Anm. 94), 64.
(115) Ebd., 65 f.
Stadterneuerung und -erweiterung
In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts sind an einem großen Teil der geschlossenen Marktsiedlung die salzburgischen Giebelfassaden mit den flachen Dächern durch traufseitige Fassaden mit steileren Sattel- oder Walmdächern ersetzt worden. (116) Damit ging ein Spezifikum der Schladminger Profanarchitektur innerhalb der steirischen Baulandschaft verloren. 1843 wurde das als Verkehrshindernis empfundene ostseitige Stadttor, das „Grazer Tor”, abgerissen.
(116) DEUER, Baugeschichte (wie Anm. 43), 335.
Da die Zimmer in den Hotels und Gasthöfen den Ansprüchen der Gäste nicht mehr genügten, kam es in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts zur Errichtung so genannter „Dependancen”, Villen, die den ganzen Sommer an Familien vermietet wurden. (117) Eine Reihe von Erzeugnissen dieser Sommerfrischenkultur ist, wie auch die so genannten „Schweizerhäuser”, erhalten geblieben.
(117) Ebd., 340.
Manche der neuerbauten Villen am Ortsrand, vor allem aber die alten Bürgerhäuser im Ortszentrum erhielten im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts sowie im frühen 20. Jahrhundert eine neue Fassade. Besonders die Hotel- und Pensionsbauten sprengten dabei althergebrachte Baunormen. Der reichen Bautätigkeit der Gründerzeit in Schladming fiel endgültig das dörfliche Erscheinungsbild sowohl im Zentrum als auch an der Peripherie zum Opfer; die sonst für diese Periode typischen großen kommunalen Projekte fehlen aber hier.
Nach mehrmaligen Jagdaufenthalten bei der Familie Vernouilett, die in Schladming wohnte, kaufte Prinz August von Sachsen-Coburg das so genannte Kürschner-Anwesen im Markt und errichtete auf dem Grundstück eine repräsentative Villa mit Nebengebäuden für Kanzleien und Jagd- und Forstpersonal. (118) 1884 war der Bau des Jagdschlosses fertig gestellt. Nachdem es 1940 von der Gemeinde Schladming gekauft worden war, dient es seither als Rathaus der Stadt.
(118) Ebd., 341; WALTER STIPPERGER, Schulwesen und kulturelles Leben, in: CERWINKA–STIPPERGER, Schladming (wie Anm. 3), 245–263, hier 248–250. Vorher dienten die Häuser Hauptplatz 35 und 16 als Rathäuser des Marktes.
In der Zwischenkriegszeit, insbesondere in den Jahren 1927 bis 1934 war in Schladming und Umgebung ein Anwachsen des evangelischen Bevölkerungsanteils zu verzeichnen. (119) Den Hauptgrund dafür sah die Gegenseite in der Erwerbung von katholischem Grundbesitz durch Protestanten. Hatte vor dem Ersten Weltkrieg der Bonifatiusverein dies durch Bereitstellung von Geldmitteln noch verhindern können, war der Verein nach dem Krieg durch die Geldentwertung aller Mittel beraubt und musste seine Tätigkeit einstellen. Die politischen Auseinandersetzungen der Dreißigerjahre erhielten hier eine besondere Note durch die konfessionelle Situation: Während die Katholiken eher im regierungstreuen Lager standen, fand der Nationalsozialismus mehr Sympathisanten bei den Evangelischen.
(119) NORBERT MÜLLER, Katholische Kirche und katholisches kirchliches Leben von der Errichtung des Vikariates (1600) bis 1954, in CERWINKA–STIPPERGER, Schladming (wie Anm. 3), 141–190, hier 154 f.
Als Mahnmal an die Ereignisse vor vierhundert Jahren wurde 1925 ein Bauernkriegsdenkmal errichtet. Da die Initiative vom nationalliberalen Steirischen Bauernbund („Landbund”) ausging, ist es nicht nur eine Dokumentation bäuerlichen Selbstbewusstseins, sondern als politische Demonstration zu werten. (120)
(120) Vor 400 Jahren. Festschrift zur Enthüllung des Bauernkriegsdenkmales in Schladming, Graz 1925.
Die zunehmende Arbeitslosigkeit in den Dreißigerjahren veranlasste die Gemeindeverwaltung zu einer Reihe von Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen. (121) Im Frühjahr 1930 ist die durch den Ort führende Bundesstraße asphaltiert worden, wodurch 40 Arbeitslose zwei Monate hindurch Beschäftigung fanden. Am 30. März 1931 brach am Schindeldach der katholischen Pfarrkirche ein Brand aus, der sowohl das Kirchen- und Turmdach als auch zahlreiche Gebäude in der Umgebung der Kirche zerstörte.
(121) STIPPERGER, Schladming nach dem Bauernkrieg (wie Anm. 94), 70.
Schulen
Mit dem Reichsvolksschulgesetz von 1869 erlangte die evangelische Schule in Schladming Öffentlichkeitsrecht. (122) Seither gab es zwei öffentliche Schulen, die katholische und die evangelische Marktschule mit je zwei Klassen. 1877 wurden sie zu einer interkonfessionellen dreiklassigen Schule zusammengeschlossen. Um eine katholische Jugenderziehung zu gewährleisten, eröffneten die Schulschwestern in einem vom Bonifatiusverein erworbenen Haus beim Stadttor (Salzburgerstraße 24) 1878 eine zweiklassige Privatschule, die bis 1913 zu einer vierklassigen Schule erweitert wurde; ihr war ein katholischer Kindergarten angeschlossen. Diese Privatschule und der Kindergarten wurden im Juni 1939 enteignet und in das Eigentum der Stadtgemeinde übertragen.
(122) STIPPERGER, Schulwesen (wie Anm. 118), 247 f.
Die 1920/21 eingerichtete Bürgerschule war provisorisch im Haus Coburgstraße 49 untergebracht und litt von Anfang an unter Raumnot. (123) Ab dem Schuljahr 1921/22 durfte sie auch von Mädchen besucht werden. Im Schuljahr 1927/28 wurde mit dem Ankauf eines Grundstückes der erste Schritt für den zukünftigen Bau einer Hauptschule (I) gesetzt, aber erst nach dem Krieg konnte nach mehrjähriger Bauzeit 1956 das neue Schulgebäude fertig gestellt werden. Bis zum Schuljahr 1977/78 wurden in der Hauptschule Schladming in 26 Klassen 700 Schüler von 50 Lehrern in sechs verschiedenen Gebäuden unterrichtet. Dieser Missstand führte zur Teilung der Hauptschule und zum Bau eines zweiten Schulgebäudes 1977/80. Die Sanierung der alten Hauptschule (I) erfolgte in den Jahren 1981 bis 1984. In die Hauptschule II wurde eine Schihauptschule integriert, unabhängig davon besteht seit 1980/81 in Schladming eine Schihandelsschule.
(123) Ebd., 245 f.
Vom Flüchtlingsquartier zum Wintersportzentrum
In den Tagen des Zusammenbruches im Jahr 1945 war Schladming von Umquartierten und Flüchtlingen überfüllt; die Einwohnerzahl stieg auf etwa 5.000 Personen an. (124) Noch im selben Jahr übernahm der Oberösterreichische Evangelische Verein für Innere Mission und Diakonie Gallneukirchen das Schladminger Lazarett in der Coburgstraße 49. (125) Bald erwies sich der Neubau eines Krankenhauses als unumgänglich. Dies geschah in den Jahren 1957 bis 1960 (nördlich der Enns nahe der Ramsauer Straße), 1975 musste es erweitert werden, und derzeit ist ein vollständiger Neubau unter schwierigen Begleitumständen im Gange. 1952 erfolgte die Eingemeindung der Katastralgemeinde Klaus.
(124) STIPPERGER, Schladming nach dem Bauernkrieg (wie Anm. 94), 72.
(125) KRÖMER, Evangelische Pfarrgemeinde (wie Anm. 108), 220.
Die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg ist auch in Schladming durch einen allgemeinen wirtschaftlichen Aufschwung und durch Veränderungen gekennzeichnet, die zu einer Umverteilung des Wohlstandes, der Finanzkraft, aber auch des Konsumgüterbedarfs geführt haben. Die Einwohnerzahl stieg von 3.189 im Jahr 1951 um fast die Hälfte (43%) auf 4.570 im Jahr 2001. Von 1946 bis 1980 stellte die SPÖ als mandatsstärkste Partei den Bürgermeister, seither die ÖVP.
Seit den Fünfzigerjahren kann man eine sprunghafte Zunahme des Einfamilienwohnbaues, wenig später auch des sozialen Wohnbaues beobachten. (126) Nördlich der Altstadt entstand im Anschluss an die Straßen der Gründerzeit und der Ersten Republik eine neue Siedlungsstruktur, teilweise mit den charakteristischen Häuserreihen und einheitlichen Dachformen der Fünfziger- und frühen Sechzigerjahre. Die Umgebung der Altstadt ist in den vergangenen 40 Jahren stärker verbaut und zersiedelt worden als in allen Jahrhunderten zuvor. Auch in der Innenstadt hinterließ der Aufschwung deutliche Spuren. Baulücken wurden aufgefüllt, alte Häuser geschleift und an ihrer Stelle Zweckbauten errichtet. Viele bauliche Maßnahmen, wie z. B. die Einrichtung einer Fußgängerzone, lassen die Suche der Stadt nach einer neuen Identität zwischen Fremdenverkehr, Wintersport und eigener Vergangenheit erkennen. Die Stadtgemeinde hat große Anstrengungen sowohl beim Bau kommunaler Wohnungen als auch sonstiger öffentlicher und sozialer Einrichtungen unternommen: Stadtsaal und Jugendherberge (1956), Bezirksaltenheim (1968), Kommunalfriedhof und Aufbahrungshalle. 1977 fand die Eröffnung der Dachstein-Tauernhalle, einer Mehrzweckhalle, statt, an deren Wiege ein Beschluss des Allgemeinen Turnvereins Schladming stand. Zwei Jahre zuvor konnte in der Nähe der „Galgenbühelbrücke” in der Maistatt eine neue Tennisanlage, die dritte in der Schladminger Sportgeschichte, vollendet werden. Zweieinhalb Jahre standen für die Vorbereitung auf die Alpinen Schiweltmeisterschaften 1982 zur Verfügung, die u. a. für den Bau einer Beschneiungsanlage genützt wurden. 1993 fanden die Special Olympics Winterspiele (für behinderte Menschen) in Schladming (und Salzburg) statt. Die regelmäßig hier veranstalteten Weltcup-Rennen („Nacht-Slalom”) haben die Stadt zu einem internationalen Treffpunkt des Wintersports und der damit unweigerlich verknüpften Eventkultur gemacht.
(126) DEUER, Baugeschichte (wie Anm. 43), 343.
Günter Cerwinka
Anmerkungen
(1) BARBARA EMMERER – JOSEF HAFELLNER, Zur aktuellen Vegetation auf Halden historischer Bergbaue in den Hochlagen der Niederen Tauern (Österreich), in: Mitteilungen des Naturwissenschaftlichen Vereins für Steiermark 133 (2003), 37–79, hier 46–50. Vgl. auch den Tagungsband der Arbeitstagung der Geologischen Bundesanstalt 1987. Blatt 127 Schladming, Wien 1987. Abkürzungen: StLA = Steiermärkisches Landesarchiv.
(2) GÜNTER CERWINKA – WALTER STIPPERGER, Schladming, Wien 1985 (Österreichisches Städtebuch 6/4), 145, 3a, 3b; WALTER MODRIJAN, Aus der Ur- und Frühgeschichte der Steiermark, in: Steiermark, Land, Leute, Leistung, hg. v. BERTHOLD SUTTER, Graz 1971, 287–312, hier 309. Ein in der älteren Literatur genannter Römerstein ist nach Ekkehard Weber nicht nach Schladming, sondern Schlaining (Burgenland) zu lokalisieren; vgl. EKKEHARD WEBER, Die römerzeitlichen Inschriften der Steiermark, Graz 1961 (Veröffentlichungen der Historischen Landeskommission für Steiermark. Arbeiten zur Quellenkunde 35), 291.
(3) Zur Herkunft der Baiern, ihrem Siedlungsraum vor und zu Beginn der Ausweitung nach Karantanien siehe: HERMANN DANNHEIMER – HEINZ DOPSCH (Hg.), Die Bajuwaren. Von Severin bis Tassilo 488–788. Katalog der Ausstellung in Salzburg und Rosenheim, München/Salzburg 1988; vgl. auch FRITZ POSCH, Siedlung und Bevölkerung, in: Österreich im Hochmittelalter (907 bis 1246), Wien 1991, vor allem 408–440. Ich folge in den mittelalterlichen Abschnitten dieses Artikels (wo nicht anders vermerkt) meinem Beitrag in: GÜNTER CERWINKA – WALTER STIPPERGER (Hg.), Schladming. Geschichte und Gegenwart, Schladming 1996, 17–32. Die dort verwendete Spezialliteratur wird hier ebenfalls zitiert.
(4) Vgl. dazu FRITZ MOOSLEITNER, Die Slaven, in: HANS DOPSCH – HANS SPATZENEGGER (Hg.), Geschichte Salzburgs. Bd. 1/1, Salzburg 1981, 114 f.
(5) Dazu FRITZ POSCH, Das obere steirische Ennstal und die Entwicklung von Oberhaus vom 8. bis zum 9. Jahrhundert, in: Der Markt Haus. Ein Jahrtausend Geschichte im oberen Ennstal, hg. v. WALTER STIPPERGER, Haus 1985, 7 ff.
(6) Dazu: OTTO F. WEBER, Siedlungsnamen und Geschichte im oberen steirischen Ennstal (Gerichtsbezirke Schladming und Gröbming), in: Zeitschrift des Historischen Vereins für Steiermark 62 (1971), 191–208, hier bes. 196–200; DERS., Siedlungsnamen und Geschichte im oberen steirischen Ennstal, in: Zeitschrift des Historischen Vereins für Steiermark 63 (1972), 201–216; FERDINAND TREMEL, Die Ortsnamen auf „-ing” im oberen Ennstal, in: Im Lebensraum der Grenze. Festschrift für Fritz Posch, Graz 1971, 23–41.
(7) Die Schreibweise des Ortsnamens Schladming ist wie üblich variantenreich und gleicht sich erst seit dem 16. Jahrhundert zunehmend der heutigen Schreibweise an.
(8) PAUL W. ROTH, Nussdorf, in: Blätter für Heimatkunde 68 (1994), 44–49, bringt die Nussdörfer mit spätantik-restromanischer Bevölkerung in Zusammenhang.
(9) Die Edlinger waren privilegierte Bauern der fränkischen Zeit, die Wehraufgaben zu erfüllen hatten und dafür eine soziale Besserstellung genossen. Siehe HERWIG EBNER, Von den Edlingern in Innerösterreich, Klagenfurt 1956, 87.
(10) HERBERT HASSINGER, Zollwesen und Verkehr in den österreichischen Alpenländern bis um 1300, in: Mitteilungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung 73 (1965), 292–361, hier 337 f.
(11) SUB I, 682, n. 207.
(12) ALPHONS DOPSCH (Hg.), Die landesfürstlichen Gesamturbare der Steiermark aus dem Mittelalter, Wien/Leipzig 1910 (Österreichische Urbare1/2), 32.
(13) Ebd., 173. Pirchegger hält diese bona für das 1288 den Goldeggern abgekaufte Schladming. Wegen der damals noch bestehenden Goldegger Besitzrechte ist er im Zweifel, ob das Schladming im Urbar von 1265 (ebd., 125) das Dorf Schladming sei. Dafür spreche allerdings der Geldzins, zusammen mit Mitterndorf mehr als 5 Mark Pfennige; vgl. HANS PIRCHEGGER, Landesfürst und Adel in Steiermark während des Mittelalters, 1. Teil, Graz 1951 (Forschungen zur Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte der Steiermark 12), 85.
(14) HERWIG EBNER, Burgen und Schlösser im Ennstal und Murboden, Wien 1963, 142.
(15) ALBERT STARZER (Hg.), Die landesfürstlichen Lehen in Steiermark von 1421–1546, Graz 1903 (Veröffentlichungen der Historischen Landes-Commission für Steiermark 17), n. 169/1 und 192.
(16) EBNER, Burgen (wie Anm. 14), 142.
(17) FRANZ MARTIN, Die Regesten der Erzbischöfe und des Domkapitels von Salzburg 1247–1290, 2. Bd., Salzburg 1931, n. 345–350.
(18) FERDINAND TREMEL, Der Bergbau als städtebildende Kraft in der Steiermark und in Kärnten, Wien 1968 (Leobener Grüne Hefte 109), 22 ff.
(19) ANTON MELL–EUGEN VON MÜLLER (Hg.), Steirische Taidinge (Nachträge), Wien 1913 (Österreichische Weistümer 10), 38 f., n. 4. Ausführlicher geht das so genannte „Rechts- und Privilegienbuch” (nach 1590) darauf ein. Hier ist von einer Abschrift des Freibriefes die Rede, der den prüfenden Kommissären vorgelegt worden sei (ebd., 46).
(20) ANNELIES REDIK, Regesten des Herzogtums Steiermark, 1. Bd., 1. Lief., Graz 1976, n. 46 und 1098.
(21) Archiv der Erzabtei St. Peter zu Salzburg, Urkunde 1322 Juli 27, Schladming.
(22) MELL – MÜLLER, Taidinge (wie Anm. 19), 46.
(23) FRANZ HUTTER, Geschichte Schladmings und des steirisch-salzburgischen Ennstales, Graz 1906, 101; HEINRICH KUNNERT, Die Geschichte Schladmings bis zum Vorabend des Aufstandes, in: WALTER STIPPERGER (Hg.), Die Stadt Schladming. Festschrift zur 50. Wiederkehr der zweiten Stadterhebung, Schladming 1975, 18.
(24) MELL – MÜLLER, Taidinge (wie Anm. 19), 50.
(25) Vgl. WALTER STIPPERGER, Die Stadt- und Marktrichter, in: Heimatkundliche Blätter von Schladming (Oktober 1988), Nr. 11.
(26) MELL – MÜLLER, Taidinge (wie Anm. 19), 65.
(27) StLA, Archiv Schladming, Sch. 1/2, Urkunde 1448 Juni 11, Graz.
(28) HERWIG EBNER, Das Städtewesen in der Steiermark am Ausgang des Mittelalters, in: WILHELM RAUSCH (Hg.), Die Stadt am Ausgang des Mittelalters, Linz 1974 (Beiträge zur Geschichte der Städte Mitteleuropas 3), 340.
(29) StLA, Fotokopie 581, Urkunden n. 2462c, 4944a, 5054, 4004a, 4675b, 4712, 4903b, 5412a.
(30) StLA, U 9218i.
(31) Stadtordnung von 1523, in: MELL – MÜLLER, Taidinge (wie Anm. 19), 42 ff.
(32) Landgerichtsordnung Wolkenstein von 1478, in: FERDINAND BISCHOFF–ANTON SCHÖNBACH (Hg.), Steirische und kärnthische Taidinge, Wien 1881 (Österreichische Weistümer 6), 32, n. 8.
(33) ANTON MELL – HANS PIRCHEGGER (Hg.), Steirische Gerichtsbeschreibungen, Graz 1914, 2, n. 2; vgl. HUTTER, Geschichte Schladmings (wie Anm. 23), 113 f.
(34) MELL – MÜLLER, Taidinge (wie Anm. 19), 59 f. Der Burgfried reichte im Süden bis zum „Kaiblinger Zinken” (Planai), womit die Zugänge in den wirtschaftlichen Interessensbereich der Montanstadt einbezogen waren.
(35) Zur Beschreibung siehe CERWINKA, Schladming (wie Anm. 3), 26.
(36) MELL – MÜLLER, Taidinge (wie Anm. 19), 47.
(37) Ebd., 39. Das Stadttor wird wohl das Grazer Tor sein, womit die Freiung den gesamten Hauptplatz und die (heutige) Salzburger Straße bis zur Einmündung der Pfarrgasse umfasste.
(38) Siehe CERWINKA, Schladming (wie Anm. 3), 26.
(39) Siehe WALTER STIPPERGER, Drei Schladminger Wappen, in: Heimatkundliche Blätter von Schladming 9 (1987).
(40) Gutachten des Steiermärkischen Landesarchivs (Heinrich Purkarthofer vom 5. Mai 1980).
(41) StLA, Stockurbar 64/148, Hofzinsurbar 1523, fol. 2 b und 4 b.
(42) GERHARD PFERSCHY, Schladming, unveröffentlichtes Manuskript eines Vortrages (1983).
(43) WILHELM DEUER, Bau- und Kunstgeschichte der Stadt Schladming, in: CERWINKA–STIPPERGER, Schladming (wie Anm. 3), 305–346, hier 308.
(44) Der späte Zeitpunkt der Erstnennung ist kein Argument gegen ihr Gewicht; es sind keine topographischen Bezeichnungen innerhalb des Stadtbereiches vor dem Hofzinsurbar von 1523 überliefert.
(45) FRITZ POSCH, Die mehrstufigen Stadt- und Marktanlagen der Steiermark, in: Mitteilungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung 78 (1970), 274–285.
(46) DEUER, Baugeschichte (wie Anm. 43), 308 f.
(47) Ebd., 309.
(48) WALTER STIPPERGER, Das bisher älteste fotografische Ortsbild von Schladming, in: Heimatkundliche Blätter von Schladming 8 (1987).
(49) 1629 Sept. 20, Wien, bestätigt Ks. Ferdinand II. das Marktprivileg von 1530 und gestattet, dass die Schladminger ihren Markt mit Schloß und Rigl verspören, auch die alten zerschlaipften Ringmauern widerumben ergänzen mechten (StLA, Archiv Schladming, Sch. 1/3, fol. 2 b).
(50) DEUER, Baugeschichte (wie Anm. 43), 331 f.
(51) StLA, Stockurbar 64/151, fol. 41 a.
(52) DEUER, Baugeschichte (wie Anm. 43), 309.
(53) StLA, Stockurbar 64/148. Die topographischen Bezeichnungen sind nicht eindeutig lokalisierbar.
(54) MELL – MÜLLER, Taidinge (wie Anm. 19), 40 f.
(55) Ebd., 54 f.
(56) DEUER, Baugeschichte (wie Anm. 43), 310–314.
(57) Ebd., 314–317.
(58) CERWINKA, Schladming (wie Anm. 3), 29 f.
(59) ALOIS LANG, Die Salzburger Lehen in Steiermark bis 1520. 3 Teile, Graz 1937–1947, n. 571/1, 34; 571/3, 11; 287; 283; 11/1, 2.
(60) Die urkundlichen Nachweise dafür und für die nachfolgenden Angaben bei CERWINKA, Schladming (wie Anm. 3), 29 f., Anm. 78–89.
(61) ROLAND SCHÄFFER, Der obersteirische Bauern- und Knappenaufstand und der Überfall auf Schladming 1525, Wien 1989 (Militärhistorische Schriftenreihe 62), 71.
(62) MELL – MÜLLER, Taidinge (wie Anm. 19), 45.
(63) FERDINAND BISCHOFF, Der Schladminger Bergbrief, in: Zeitschrift des Österreichischen und Deutschen Alpenvereins 22 (1891), 15 f.
(64) MELL–MÜLLER, Taidinge (wie Anm. 19), 49.
(65) ALFRED S. WEISS, Zur Geschichte des Schladminger Bergbaues, in: Tagungsband Arbeitstagung Schladming (wie Anm. 1), 118–123; vgl. CLAUDIA ADELWÖHRER-MOERISCH, Der Schladminger Bergbau, in: CERWINKA – STIPPERGER, Schladming (wie Anm. 3), 41–60.
(66) EMMERER – HAFELLNER, Vegetation (wie Anm. 1), 49.
(67) ADELWÖHRER-MOERISCH, Bergbau (wie Anm. 65), 43.
(68) REDIK, Regesten (wie Anm. 20), n. 1098.
(69) 1448 März 3, in: Notizenblatt 3 (1853), 364, n. 124.
(70) StLA, Stockurbar 64/148.
(71) MELL – MÜLLER, Taidinge (wie Anm. 19), 40.
(72) GÜNTER CERWINKA, Untersuchungen zur Städtepolitik der österreichischen Landesfürsten von der Mitte des 13. bis zum Ende des 14. Jahrhunderts, ungedr. Habil.-Schrift Graz 1980, 107 f.
(73) JOSEPH v. ZAHN (Hg.), Privilegien steiermärkischer Städte und Märkte, in: Steiermärkische Geschichtsblätter 3 (1882), 43 f.
(74) Ebd., 105 f.
(75) JOSEPH CHMEL, Regesten Kaiser Friedrichs III. 1452–1493, 2. Bd., Wien 1840, n. 3692.
(76) MELL – MÜLLER, Taidinge (wie Anm. 19), 40.
(77) BURKHARD SEUFFERT – GOTTFRIEDE KOGLER (Bearb.), Die ältesten steirischen Landtagsakten (1396–1519), I. Teil, Graz 1953 (Quellen zur Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte der Steiermark 3), 134.
(78) Ebd., 99.
(79) Dazu: HEINZ DOPSCH – HANS SPATZENEGGER (Hg.), Geschichte Salzburgs, 2. Bd., 1 .Teil, Salzburg 1988, 26–38.
(80) GERHARD PFERSCHY, Der Bericht Wolfgang Grasweins über seine Verhandlungen mit den Schladminger Knappen im Dezember 1524, in: Mitteilungen des Steiermärkischen Landesarchivs 26 (1976), 57–72.
(81) GERHARD PFERSCHY, Aufstand und Zerstörung 1525, in: CERWINKA – STIPPERGER, Schladming (wie Anm. 3), 33–40. Minutiös und erschöpfend dokumentiert schildert SCHÄFFER, Bauern- und Knappenaufstand (wie Anm. 61), den Ablauf, die Vorgeschichte und Nachwirkungen des Aufstandes.
(82) StLA, Archiv Schladming, Privilegienbuch fol. 12v und 13r.
(83) StLA, Stockurbar 64/150.
(84) StLA, Stockurbar 64/151.
(85) DEUER, Baugeschichte (wie Anm. 43), 318 f.
(86) WILHELM STEINBÖCK, Kunstwerke der Reformationszeit in der Steiermark, in: Johannes Kepler 1571–1971. Gedenkschrift der Universität Graz, Graz 1975, 443–445 und Tafel 50 f.
(87) Ebd., 449 f.
(88) StLA, Stockurbar 64/151.
(89) DEUER, Baugeschichte (wie Anm. 43), 324 f.
(90) Abdruck in: CERWINKA – STIPPERGER, Schladming (wie Anm. 3), 322 f.
(91) Ein Bericht über den Brand im Privilegienbuch (wie Anm. 82), fol. 130–133. Das Urbar von 1622 (StLA, Stockurbar 88/208a) weist auffällig häufig Besitzer von zwei bis drei Häusern auf, vermutlich eine Folge des Brandes.
(92) Die weitgehenden Unterschiede zwischen dem Urbar von 1622 (StLA, Stockurbar 88/208a) und dem Saurauischen Hofzinsregister von 1633 (StLA, Archiv Saurau 96a/978a) machen dies deutlich.
(93) Siehe ADELWÖHRER-MOERISCH, Bergbau (wie Anm. 65), 50 f.
(94) WALTER STIPPERGER, Schladming nach dem Bauernkrieg. Handwerk – Gewerbe – Wirtschaft, in: CERWINKA – STIPPERGER, Schladming (wie Anm. 3), 61–78, hier 61–65.
(95) StLA, Urkunden 1583 Jänner 31, Graz; 1601 April 15, Graz; 1601 April 15, Graz; 1643 Oktober 1, Ebersdorf.
(96) GÜNTER CERWINKA, Zur Sozialstruktur steirischer Städte und Märkte am Beginn des 18. Jahrhunderts, in: Blätter für Heimatkunde 66 (1992), 82–87, hier 84 f.
(97) HEINRICH KUNNERT, Zur Geschichte des Schladminger Bergbaues, in: STIPPERGER, Schladming (wie Anm. 23), 45–53, hier 53.
(98) WALTER STIPPERGER, Von der Knappenfürsorge zum Stadtmuseum, in: Heimatkundliche Blätter von Schladming 13 (1989).
(99) DEUER, Baugeschichte (wie Anm. 43), 331.
(100) Ebd., 332.
(101) StLA, Landschaftliches Archiv, Sch. 316 (Verzeichnis der Steuerausstände bis Ende 1698); nach DEUER, Baugeschichte (wie Anm. 43), 332.
(102) HUTTER, Schladming (wie Anm. 23), 297.
(103) DEUER, Baugeschichte (wie Anm. 43), 330, nach einem unveröffentl. Manuskript von ROCHUS KOHLBACH im Diözesanarchiv Graz.
(104) DEUER, Baugeschichte (wie Anm. 43), 332.
(105) HUTTER, Schladming (wie Anm. 23), 340.
(106) GERNOT FOURNIER, Häuserbuch der Stadtgemeinde Schladming, in: CERWINKA–STIPPERGER, Schladming (wie Anm. 3), 371–492. Hier aus dem Grundbuch der Montan-Ärarial-Gült zu Schladming.
(107) StLA, Archiv Schladming, Sch. 7/H. 25, fol. 5 ff., 19 ff. und 143 ff.; nach DEUER, Baugeschichte (wie Anm. 43), 332.
(108) GERHARD KRÖMER, Die evangelische Pfarrgemeinde A. B. Schladming von 1781 bis 1995, in: CERWINKA-STIPPERGER, Schladming (wie Anm. 3), 191–231.
(109) WEISS, Bergbau (wie Anm. 65), 120.
(110) ADELWÖHRER-MOERISCH, Bergbau (wie Anm. 65), 54.
(111) Ebd., 56–58.
(112) DORIS MAIER, Zur Geschichte des Schladminger Fremdenverkehrs, Dipl.-Arb. Wien 1992.
(113) WALTER STIPPERGER–TONI BREITFUSS, Alpinismus–Fremdenverkehr–Sport, in: CERWINKA – STIPPERGER, Schladming (wie Anm. 3), 265–292, hier 267.
(114) STIPPERGER, Schladming nach dem Bauernkrieg (wie Anm. 94), 64.
(115) Ebd., 65 f.
(116) DEUER, Baugeschichte (wie Anm. 43), 335.
(117) Ebd., 340.
(118) Ebd., 341; WALTER STIPPERGER, Schulwesen und kulturelles Leben, in: CERWINKA–STIPPERGER, Schladming (wie Anm. 3), 245–263, hier 248–250. Vorher dienten die Häuser Hauptplatz 35 und 16 als Rathäuser des Marktes.
(119) NORBERT MÜLLER, Katholische Kirche und katholisches kirchliches Leben von der Errichtung des Vikariates (1600) bis 1954, in CERWINKA–STIPPERGER, Schladming (wie Anm. 3), 141–190, hier 154 f.
(120) Vor 400 Jahren. Festschrift zur Enthüllung des Bauernkriegsdenkmales in Schladming, Graz 1925.
(121) STIPPERGER, Schladming nach dem Bauernkrieg (wie Anm. 94), 70.
(122) STIPPERGER, Schulwesen (wie Anm. 118), 247 f.
(123) Ebd., 245 f.
(124) STIPPERGER, Schladming nach dem Bauernkrieg (wie Anm. 94), 72.
(125) KRÖMER, Evangelische Pfarrgemeinde (wie Anm. 108), 220.
(126) DEUER, Baugeschichte (wie Anm. 43), 343.

 

 

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