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Geographische Lage (1)
(1) Zusammenfassung mit reichen Literaturangaben bei MEINRAD PIZZININI, Lienz. Das große Stadtbuch, Lienz 1982, 13–23; ERICH THENIUS, Entstehung und Wandel der Landschaft Osttirols während der Erdgeschichte, in: Osttiroler Heimatblätter 61 (1993), Nr. 1–2, 3.
Lienz, die östlichste Stadt Tirols auf einer Seehöhe von 673 m in der Ebene, liegt im größten Talkessel des Bundeslandes Tirol. Die geographischen Koordinaten betragen bei der Pfarrkirche St. Andrä (Turmknauf) 46° 50' 05” geographischer Breite und 12° 45' 44” geographischer Länge. (2) Lienz wird im Westen, Norden und Osten von Gebirgsgruppen mit eher sanften, abgeschliffenen Formen umgeben, die bestandsmäßig zur Zone der Alten Gneise mit kristallinen Schiefern als Hauptanteil gehören. Der Gebirgszug im Süden mit seinen bizarren Felsformen, die „Lienzer Dolomiten”, ist Teil der Gailtaler Alpen, ein isoliertes Kalkgebirge, vorwiegend aus Trias- und Jurakalken aufgebaut mit Hauptdolomit als Hauptfelsbildner und Gipfelgestein. Zu den höchsten Erhebungen gehören die Schleinitz (2.905 m) im Norden und der Spitzkofel (2.718 m), der Lienzer Hausberg, im Süden. Deutlich zeigt sich im Lienzer Becken der Verlauf der so genannten südlichen Längstalfurche zwischen Zentralalpen und Südlichen Kalkalpen. Das präglaziale Tal wurde in der Eiszeit durch Iselgletscher, Draugletscher und im östlichen Teil – über den Iselsberg vorstoßend – den Möllgletscher zum heutigen weiträumigen Becken ausgeweitet und vertieft. In der Talebene, vorwiegend aufgebaut auf glazialem Schutt, vereinigen sich die Flüsse Isel und Drau, die Hauptflüsse des Bezirks Lienz.
(2) PIZZININI, Stadtbuch (wie Anm. 1), 18; Berechnungen von DI Karl Schwarzinger, Vermessungsinspektor für Tirol und Vorarlberg, Innsbruck.
Die verkehrsgeographische Situation ist durch die Täler vorgegeben: Von Westen her mündet das Pustertal, eine Talschaft, bestehend aus den Tälern der Rienz und der Drau, in das Lienzer Becken. Nachweislich seit der Römerzeit stellte es eine wichtige Ost-West-Verbindung dar. Zubringer aus nordwestlicher Richtung ist die Straße aus dem Iseltal, die in ihrer weiteren Fortsetzung mit dem Felbertauerntunnel den Alpenhauptkamm quert. Bereits im Mittelalter waren Felber- und Kalsertauern über Saumwege begangen worden. Die Felbertauernstraße (Eröffnung 1967) stellt die kürzeste innerösterreichische Verbindung zwischen Ost- und Nordtirol dar. Ein Verbindungsweg aus dem kärntnerischen Mölltal führt über den Iselsbergsattel (1.204 m) aus nordöstlicher Richtung in das Talbecken. Die unterhalb des historischen Stadtkerns sich vereinigenden Flüsse Isel und Drau verlassen – so wie die heutige Bundesstraße – beim Kärntner Tor den Tiroler Boden.
Die Nordseite des Beckens wird durch mehrere Schwemmkegel gegliedert; größter Schwemmkegel ist der von Thurn-Oberlienz, auf dem auch das Zentrum der Katastralgemeinde Patriasdorf liegt. Das verbaute Gebiet der Stadt Lienz ist mit den dörflichen Ansiedlungen der Umgebung teils verzahnt, besonders mit dem Ackerbaugelände.
Von prähistorischer Zeit zum locus Luenzina (3)
(3) PIZZININI, Stadtbuch (wie Anm. 1), 24–35.
Für den Bereich der politischen Gemeinde Lienz sind aus prähistorischer Zeit wenig Funde bekannt. Hervorzuheben sind ein Lochbeil und ein Flachbeil aus Serpentin aus der Jüngeren Steinzeit, um 2000 v. Chr., gefunden am Schlossberg oberhalb des Bründlangers in der Nähe des Sonnenhofes bzw. Gribelehofes. (4) Von Bedeutung für den Lienzer Raum ist die Ansiedlung auf dem Hügel Breitegg (politische Gemeinde Nussdorf-Debant), nordwestlich der Pfarrkirche von Nussdorf gelegen. Der Siedlungsbeginn wird in der mittleren Bronzezeit angesetzt.
(4) Das Flachbeil wird neuerdings in das 5. Jahrtausend v. Chr. datiert bei HARALD STADLER, Die Vorgeschichte Osttirols im Spiegel der Funde, in: Bezirkskunde Osttirol, hg. von Katholischer Tiroler Lehrerverein, Innsbruck/Bozen 2000, 11–16, hier 11.
Die Einwanderung keltischer Stämme scheint um 400 v. Chr. erfolgt zu sein. Während der Lienzer Raum zum Siedlungsgebiet des Stammes der Laianci gehörte, siedelten östlich davon die Ambidravi, westlich die Saevates. Diese keltischen Stämme schlossen sich mit weiteren Stämmen zu einem losen bundesstaatlichen Gefüge, dem Regnum Noricum, unter einem König zusammen. Wohl auf Grund des Bergbaus traten die Römer mit Noricum früh in Kontakt. Mit der fortschreitenden Romanisierung wurde der Lienzer Talboden dichter besiedelt, was zur Anlage von Aguntum in der Nähe des Debantbaches führte. (5) Diese Siedlung wurde gegen Mitte des 1. Jahrhunderts n. Chr. von Kaiser Claudius zum Municipium erhoben. Auf Grund der zahlreichen Funde der seit Jahrzehnten laufenden archäologischen Grabungen lässt sich dieses westlichste Verwaltungszentrum Noricums als blühende römische Provinzstadt ausgezeichnet dokumentieren.
(5) ELISABETH WALDE – DIETRICH FEIL, Funde aus Aguntum, Innsbruck 1995, unpag. [6–13]; ELISABETH WALDE, Die Römerzeit in Osttirol, in: Bezirkskunde Osttirol, hg. von Katholischer Tiroler Lehrerverein, Innsbruck/Bozen 2000, 17–27.
Von der im 4. Jahrhundert von Aquileia in Nordost-Italien ausgehenden Christianisierung des Ostalpenraums wurde auch Aguntum erfasst. Es wurde sogar Sitz eines Bischofs, der Aquileia unterstand. Mit den beginnenden Unruhen der Völkerwanderungszeit nahm die Siedeltätigkeit am „Kirchbichl” von Lavant zu. Eine nachweisbare Zerstörung Aguntums durch Brand zu Beginn des 5. Jahrhunderts (evtl. 406 n. Chr.) brachte den Beginn der Auflösung der Römerstadt und vermutlich die Übersiedlung des Bischofs nach Lavant mit seiner geschützten Lage. (6)
(6) MICHAEL TSCHURTSCHENTHALER, Lavant von der Urgeschichte zum Mittelalter, in: MEINRAD PIZZININI – MICHAEL TSCHURTSCHENTHALER – ELISABETH WALDE, Der Lavanter Kirchbichl. Ein heiliger Berg in Tirol, Lavant 2000, 7–10.
Zugleich nahm die Ansiedlung auf der Anhöhe im Bereich der Lienzer Stadtpfarrkirche St. Andrä Aufschwung. Die Verbindung muss über den „Rindermarkt” (Beda-Weber-Gasse) im heutigen Stadtbereich verlaufen sein. Die Bedeutung der Siedlung um St. Andrä bereits in römischer Zeit wird durch zahlreiche Funde unterstrichen. Auf der vorgelagerten Terrasse konnten selbst Keramikstreufunde des 1. und 2. Jahrhunderts n. Chr. geborgen werden. (7) Von den im Jahr 1968 ausgegrabenen Kirchengrundrissen (8) wird der älteste Bau in das 5. Jahrhundert datiert, wobei zur Begrenzung des Reliquiengrabes unterhalb des ehemaligen Altars weit ältere behauene römische Reliefsteine in Zweitverwendung (zweite Hälfte des 2. Jahrhunderts n. Chr.) gefunden worden sind. Diese Kirche wird sicherlich zum Wirkungsbereich des Bischofs von Aguntum gehört haben. Es darf sogar angenommen werden, dass er in gefahrlosen Zeiten hier her übersiedelt ist. (9) Wenn auch nicht topographisch übereinstimmend, so führt die eigentliche Siedlungskontinuität hinsichtlich ihrer zentralörtlichen Bedeutung von Aguntum zur Siedlung um St. Andrä. (10) Den endgültigen Untergang Aguntums brachte die Schlacht zwischen Baiuwaren und Slawen um 610. Die folgende slawische Landnahme, die eher friedlich vor sich gegangen zu sein scheint, beschränkte sich auf den Lienzer Raum und die Iselregion.
(7) HARALD STADLER, Fünf Jahre Stadtkernarchäologie in Lienz, in: Nearchos 1 (1993), 14.
(8) LISELOTTE ZEMMER-PLANK, Die Ausgrabungen in der Pfarrkirche St. Andreas in Lienz, in: Veröffentlichungen des Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum 54 (1974), 251–285.
(9) MEINRAD PIZZININI, Stadtpfarrkirche St. Andreas in Lienz 1204–2004, in: Osttiroler Heimatblätter 72 (2004), Nr. 2; MEINRAD PIZZININI, Stadtpfarrkirche St. Andrä in Lienz (Kirchenführer), Passau 2004, 4–6.
(10) HERMANN WIESFLECKER, Aguntum – St. Andrä – Luenzina – Patriarchesdorf. Betrachtungen zur Frage der Siedlungskontinuität im Lienzer Talbecken, in: Alpenregion und Österreich. Geschichtliche Spezialitäten, Innsbruck 1976, 171–191. In dem nur wenige Kilometer in nordwestlicher Richtung von St. Andrä entfernten Ortskern von Oberlienz wurden bei Grabungen am Ende der Achtziger- und zu Beginn der Neunzigerjahre des 20. Jahrhunderts zwei in geringer Entfernung neben einander liegende frühchristliche Gotteshäuser aufgedeckt, was die noch nicht völlig geklärte Bedeutung der dortigen Siedlung unterstreicht (FRANZ GLASER, Frühes Christentum im Alpenraum. Eine archäologische Entdeckungsreise, Regensburg/Graz/Wien/Köln 1997, 146 f., mit weiterer Literatur).
Der Bereich um St. Andrä wird urkundlich erstmals zwischen 1022 und 1039 als locus Luencina genannt, dürfte aber als „Gegend” zu verstehen sein. Die ersten Überlieferungen der Namensnennungen für Patriasdorf (villa patriarche, villa Patriarchsdorf) in der Nähe von St. Andrä fallen in die Jahre ca. 1075/1090 (11) und 1197 (12). Nach der Grenzregelung zwischen Aquileia und Salzburg durch Karl den Großen im Jahr 811 konnte das Patriarchat hier – obwohl nördlich der Drau – alte, auf antike Tradition basierende Ansprüche hinsichtlich Grundbesitz und Eigenkirchenrecht durchsetzen. Bei den Grabungen in St. Andrä (1968) wurden weitere Kirchenanlagen des 10. und beginnenden 13. Jahrhunderts (Weihe 1204) aufgefunden.
(11) OSWALD REDLICH (Hg.), Die Traditionsbücher des Hochstifts Brixen, Innsbruck 1886 (Acta Tirolensia I), 104, Regest 290.
(12) 1197 August 19. Vgl. HERMANN WIESFLECKER, Quellen und Forschungen zur Geschichte der Stadt Lienz 1000–1500, in: Osttiroler Heimatblätter 18 (1950), Nr. 5.
Ohne dass es bisher genau lokalisiert werden konnte, stand hier im Bereich von Patriarchesdorf das Castrum Luenz. Die Burg im Besitz der Patriarchen von Aquileia wurde durchwegs an das Grafengeschlecht, das zunächst lediglich im westlichen Teil der Grafschaft Lurngau die Verwaltung führte, zu Lehen gegeben. Im Verlauf des 13. Jahrhunderts gingen jedoch die weltlichen Rechte Aquileias in Patriarchesdorf an die Grafen verloren, während die kirchlichen Rechte schon vorher an Salzburg übergegangen zu sein scheinen.
Das Lienzer „Burgum” und die erste Siedlungserweiterung (13)
(13) PIZZININI, Stadtbuch (wie Anm. 1), 43–50; OTTO STOLZ, Zur Siedlungs- und Herrschaftsgeschichte des Lienzer Beckens, in: Osttiroler Heimatblätter 25 (1957), Nr. 5–9.
Ab dem 11. Jahrhundert ist in der Talebene zwischen den Flüssen Isel und Drau das Rodungswerk durch rund 20 weltliche und geistliche Grundherren nachweisbar. Die bedeutendsten Grundherren waren die Grafen, die im westlichen Teil des Lurngaus im Rang einer Grafschaft die Verwaltung führten. Auf ihrem eigenen Grund und Boden legten sie gegen 1200 bzw. in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts ein Burgum (burgum Lvnze 1243) an. (14) Für eine hochmittelalterliche Neugründung spricht auch, dass sich selbst in dem von der erweiterten Ringmauer umschlossenen Bereich trotz mehrfacher archäologischer Bodenuntersuchungen bisher kein einziger Siedlungsnachweis einer römischen oder frühmittelalterlichen Vergangenheit ergeben hat. (15) Der Grundriss des Burgums im Ausmaß eines schmalen, sich nach Osten hin verjüngenden Dreiecks, eigentlich Trapezes, entspricht im Prinzip dem heutigen Hauptplatz. Die Außenmaße betragen in der Länge ca. 225 m, an der Westseite ca. 132 m und an der Ostseite ca. 35 m. Die ursprüngliche Annahme einer einheitlichen Planung in zwei geschlossenen Häuserzeilen konnte durch archäologische Forschungen der Neunzigerjahre des 20. Jahrhunderts nicht bestätigt werden. (16) Die rund 30 Behausungen des Burgums scheinen nach und nach entstanden und später von einer Ringmauer umschlossen worden zu sein, wobei die Außenseiten der Häuser nicht unbedingt die Umfassungsmauer berührten. Von der ältesten Stadtmauer des 13. Jahrhunderts hat sich im nordöstlichen Bereich hinter der St. Antoniuskirche ein Teil in unverputzter Form erhalten.
(14) JOSEF OBERFORCHER, Skizze zur Geschichte der Stadt Lienz [Teil 2], in: Osttiroler Heimatblätter 19 (1951), Nr. 11; von größter Bedeutung für die Erforschung der frühen Stadtgeschichte sind die Ausführungen von HERMANN WIESFLECKER, Entstehung der Stadt Lienz im Mittelalter, in: Lienzer Buch. Beiträge zur Heimatkunde von Lienz und Umgebung, Innsbruck 1952 (Schlern-Schriften 92), 153–197, hier 162–166.
(15) STADLER, Stadtkernarchäologie (wie Anm. 7), hier 76.
(16) STADLER, Stadtkernarchäologie (wie Anm. 7), hier 56–64, 76 f.; WALTER HAUSER, Bauanalytische Untersuchung des Wiesentheinerhauses, Lienz, in: Nearchos 1 (1993), 64–72.
Wesentlich war der westliche Zugang zum Burgum. Hier lag auch die am meisten gefährdete Seite und hier errichtete man Bauten, die größtmöglichen Schutz bieten sollten. In der Nordostecke, angelehnt an die Stadtmauer, entstand das Festungswerk des Stadtherrn. (17) Gegenüber der schmalen Gasse als Zugang zum Burgum (Andrä-Kranz-Gasse) erhob sich der so genannte Vitztumsturm (Andrä-Kranz-Gasse 1). Einer hochmittelalterlichen Gepflogenheit entsprechend, gehörte dieser typische Burggrafenturm zum engeren Rechtsbereich der gräflichen Burg. (18) Wenn auch im Besitz des Stadt- bzw. Landesherrn, war sie mehr Amtssitz der Burggrafen, die u. a. als Vertreter des Landesherrn bei dessen Abwesenheit fungierten. Burggrafen sind ab 1216 nachzuweisen und ab 1231 blieb dieses Amt in der Hand ein und derselben Familie. Zentrum des burggräflichen Besitzes war der Thurn oberhalb von Lienz (politische Gemeinde Thurn). Die Lienzer Linie der weit verzweigten Familie starb mit Hugo III. 1474 aus. (19) Der Baukomplex der Stadtburg ist urkundlich schwer fassbar, da dieses Gebäude weder mit Abgaben noch Dienstleistungen belastet war. Nach 1500, mit dem Aussterben der Görzer Grafen, ging es in Privatbesitz über.
(17) MEINRAD PIZZININI, Lienz Stadtburg, in: Pustertal, Bozen/Innsbruck/Wien 2003 (Tiroler Burgenbuch IX), 475–480.
(18) Der Turm, nach einem Ministerialengeschlecht der Görzer Grafen auch Walchensteinerturm genannt, wurde nach dem Lienzer Ratsprotokoll im Jahr 1575 abgerissen.
(19) WILFRIED BEIMROHR, Thurn, in: Pustertal (wie Anm. 17), 481–483.
Da es bestimmt nie eine ausdrückliche Stadterhebung gegeben hat, kommt der ersten Erwähnung von Lienz als „Stadt” große Bedeutung zu, wenn auch eine solche Überlieferung sich rein zufällig erhalten hat. (20) Eine zweimalige Eintragung eines Bozner Notars, bei der Lienz als civitas – „Stadt” – bezeichnet wird, fällt auf den 25. Februar 1242. Bereits in einer Urkunde von 1237 war ein Lienzer als cives – „Bürger” – bezeichnet worden. Nebenher scheinen für Lienz weiterhin die Bezeichnungen oppidum, was ummauerter Markt bedeutet, sowie burgum und forum auf, die in jenem Maß abnehmen, wie die Bezeichnung „civitas” zunimmt. In deutscher Sprache taucht der Begriff erstmals in Urkunden vom 29. Juli 1291 (zu Luenz in der Stat) und 4. Mai 1304 (mit der stat insigel zu Luentz) auf.
(20) MEINRAD PIZZININI, 750 Jahre Stadt Lienz – 25. Februar 1242: „… in civitate Luancen”, in: Osttiroler Heimatblätter 60 (1992), Nr. 1; PIZZININI, Stadtbuch (wie Anm. 1), 51, 557 (Anm. 4 zum Abschnitt „Wie der Görzer Löwe zur Lienzer Rose kam”).
Im Zuge stadtgeschichtlicher Forschungen der neueren Zeit konnte ein in der Literatur vorzufindender Irrtum berichtigt werden. Eine schriftliche Quelle, die mit einer Stadterweiterung in Zusammenhang gebracht werden muss, datiert in das Jahr 1311. (21) Graf Albert III. von Görz erließ den Lienzer Bürgern auf fünf Jahre Steuern und Hofzinse, damit sie an der Stadtmauer arbeiten könnten. (22) Mit Recht wurde diese Gegebenheit immer als Stadterweiterung interpretiert, jedoch bezogen auf den großen Mauergürtel, der heute noch in weitesten Teilen sichtbar ist. Abgesehen davon, dass für eine kleine Stadt mit einer noch geringen Einwohnerzahl zu Beginn des 14. Jahrhunderts die Ummauerung dieses relativ riesigen Areals kaum möglich und sinnvoll gewesen wäre, weisen hingegen zahlreiche schriftliche Quellen auf einen ausgedehnten Mauerbau in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts und zu Beginn des 16. Jahrhunderts. Dies heißt, dass die Stadterweiterung ab 1311 sich auf ein kleineres Areal beziehen muss: Bis heute ist die ursprüngliche Westseite des Burgums an den von Nord nach Süd durchgehenden Parzellengrenzen deutlich erkennbar, ebenso die erste Stadterweiterung. Auch die neue Außenseite des Burgums ist an den heutigen Parzellengrenzen von Nord nach Süd eindeutig dokumentiert. Mit dieser ersten Erweiterung wurde das Stadtgebiet um rund ein Viertel vergrößert.
(21) Darüber ist keine Urkunde mit einem genauen Wortlaut erhalten, sondern lediglich ein Regest im Görzer Archivrepertorium im Tiroler Landesarchiv, Rep. B 10, fol. 902.
(22) W. Beimrohr ist der Meinung, dass Lienz erst jetzt mit einer Mauer umfasst worden ist: WILFRIED BEIMROHR, Verfassung und Recht der Stadt Lienz im Spätmittelalter, in: Tiroler Heimat 57 (1993), 18–30, hier 19 f. Beimrohr räumt aber ein, dass eine Stadt im Spätmittelalter ohne Mauer undenkbar ist. Damit stimmt nun überein, wenn aus den vor 1311 mehrfach vorkommenden Bezeichnungen als civitas, „Stadt” oder auch als oppidum, befestigter Markt, zwingend abgeleitet werden muss, dass Lienz doch bereits im 13. Jahrhundert einen Mauerring erhalten hat.
Das Geschlecht der Stadt- und Landesherren (23)
(23) Mit zahlreichen Literaturangaben PIZZININI, Stadtbuch (wie Anm. 1), 36–42, 61–68, 116–122; vgl. zum Folgenden an neuerer Literatur ferner: SERGIO TAVANO, Medioevo goriziano 1001–1500, Gorizia 1994; PETER STIH, Studien zur Geschichte der Grafen von Görz. Die Ministerialen und Milites der Grafen von Görz in Istrien und Krain, Wien/München 1996 (Mitteilungen des Instituts für österreichische Geschichtsforschung, Erg.-bd. 32); A. QUINZI, Cerkev sv. Martina v Avcah in umetniska narocila grofa Lenarta na Goriskem (Die Martinskirche in Avce und die künstlerischen Aufträge des Grafen Leonhard in der Grafschaft Görz), in: Acta historiae artis slovenica 2 (1997), 23–31; HERMANN WIESFLECKER, Die Grafschaft Görz und die Herrschaft Lienz, ihre Entwicklung und ihr Erbfall an Österreich, in: Veröffentlichungen des Tiroler Landesmuseums Ferdinandeum 78 (1998), 131–149; WILFRIED BEIMROHR, Habsburg und Görz – ein stiller und ungleicher Kampf, in: Osttiroler Heimatblätter 67 (1999), Nr. 12; FRANZ NIKOLASCH (Hg.), Symposium zur Geschichte von Millstatt und Kärnten 1999 und 2000 (mit zahlreichen Beiträgen zur Geschichte der Görzer); circa 1500, Katalog der Landesausstellung 2000, Teil Lienz: Leonhard und Paola. Ein ungleiches Paar, Geneve/Milano 2000,1–205 (mit mehreren Beiträgen); MEINRAD PIZZININI, Die Grafen von Görz als Stadt- und Landesherren, in: Bezirkskunde Osttirol, hg. von Katholischer Tiroler Lehrerverein, Innsbruck/Bozen 2000, 36–38; MEINRAD PIZZININI, Geschichten aus der Görzer Zeit, Serie von 26 Beiträgen im Osttiroler Bote 65, Nr. 18 bis Nr. 43; WILHELM BAUM, Die Grafen von Görz in der europäischen Politik des Mittelalters, Klagenfurt 2000; ENRICA CAPITANIO – LUCIA PILLON (Hg.), Archivio Coronini Cronberg. Gorizia Comitale (Monografie Goriziane), Gorizia 2001; SERGIO TAVANO (Hg.), Gorizia e la sua contea, Gorizia 2001; SERGIO TAVANO (Hg.), I Goriziani nel medioevo, Gorizia 2001 (mit mehreren Beiträgen); HEINZ DOPSCH – THERESE MEYER, Von Bayern nach Friaul. Zur Herkunft der Grafen von Görz und ihren Anfängen in Kärnten und Friaul, Krain und Istrien, in: Zeitschrift für bayerische Landesgeschichte 65, Heft 2 (2002), 293–370; REINHARD HÄRTEL, Görz und die Görzer im Hochmittelalter, in: Mitteilungen des Instituts für österreichische Geschichtsforschung 110, Heft 1–2 (2002), 1–66; La contea dei Goriziani nel medioevo, Gorizia 2002 (mit zahlreichen Beiträgen); SILVANO CAVAZZA (Hg.), Divus Maximilianus. Una contea per i Goriziani 1500–1619, Gorizia 2002; WILFRIED BEIMROHR, Das Landrecht in der Vorderen Grafschaft Görz im Spätmittelalter, in: WOLFGANG INGENHAEFF – ROLAND STAUDINGER – KURT EBERT (Hg.), Festschrift Rudolf Palme zum 60. Geburtstag, Innsbruck 2002, 51–67; REINHARD HÄRTEL, Die Rosazzer Quellen und die Grafen von Görz, in: Mitteilungen des Instituts für österreichische Geschichtsforschung 111 (2003), Heft 1–2, 44–103; MAGDALENA HÖRMANN-WEINGARTNER (Hg.), Pustertal, Bozen/Innsbruck/Wien 2003 (Tiroler Burgenbuch IX) (enthält die Görzer Burgen im Pustertal).
Mehrere bayerische Adelsgeschlechter fassten im Süden und Südosten des Heiligen Römischen Reiches Fuß. Man hat das Geschlecht der späteren Grafen von Görz nicht zu Unrecht immer sehr eng mit den Aribonen in Zusammenhang gebracht, doch ergaben neueste Forschungen, dass es eigentlich von den Andechsern abstammt, (24) die sich ebenfalls in Kärnten und im Bereich des späteren Tirol festsetzten. Bei dem Geschlecht, das im späten 10. Jahrhundert von Bayern in das raue Gebirgsland zwischen Oberkärnten und Tirol übersiedelte und aus dem die „Görzer” hervorgehen sollten, kommt immer wieder – sozusagen als Leitname – der Name Meginhard (Meinhard) vor. Danach wird dieses Geschlecht heute als „Meinhardiner” bezeichnet. Es verwaltete den westlichen Teil der Grafschaft Lurn, also das Gebiet um Lienz. Der im Rang einer Grafschaft stehende Lurngau war nämlich geteilt worden. Den östlichen Teil verwalteten als Grafen die Udalschalke. Bald schon standen die Meinhardiner mit gewichtigen Adeligen der Nachbarschaft, den Grafen im Pustertal, den Sieghardingern und deren Nachfolgern, den Spanheimern, und den Eppensteinern in Verbindung. Das Geschlecht konnte nicht nur im Bereich des Lurngaus seine Position ausbauen, sondern durch verwandtschaftliche Beziehungen auch im Süden Fuß fassen, was einen entscheidenden Schritt bedeutete. Zwischen 1122 und 1125 erlangte es die Vogtei über das Patriarchat von Aquileia. Die Burg von Görz kam im Jahr 1123 in den Besitz des Geschlechtes. Görz bot sich nun als günstigster Stützpunkt der Herrschaft im Süden an. Graf Meinhard I. wurde erst nach seinem Tod (1142) als „Graf von Görz” bezeichnet. Sein Sohn, Heinrich I., führte als erster des Geschlechts zu Lebzeiten den Titel „Graf von Görz” (erstmals 1149). Die Görzer gingen zielstrebig an den Herrschaftsausbau im Süden. Lange Zeit betrachteten sie die Position in Friaul bzw. am Isonzo als wichtiger als die Besitzungen nördlich des Plöckenpasses, sonst hätten sie sich nicht nach der dortigen Hauptburg benannt. Eine gewisse Änderung der görzischen Politik, die lange Zeit im Zusammenhang mit den Staufern nach Süden ausgerichtet war, trat in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts ein. Überdies hatten die Görzer ihre Machtposition im Süden doch erheblich ausbauen können, ohne jedoch jemals die Alleinherrschaft über Friaul zu erreichen. Nun erlangte für sie wiederum der Norden größere Bedeutung. Gleichsam als Sammelbezeichnung taucht die Bezeichnung Comitatus Comitis Goriciae für die aus mehreren zusammengefügten Grafschaften und verstreuten Besitzungen auf. Vor allem im Pustertal konnten im 13. Jahrhundert die görzische Macht und der görzische Besitz ausgebaut werden. Er erstreckte sich über das Pustertal und Teile von Kärnten, besonders Oberkärnten über den Plöckenpass nach Friaul und bis hinein nach Krain, in die Windische Mark und nach Istrien. Erstmals aus dem Jahr 1443 sind die sprachlichen Wendungen Grafschaft hievor und Grafschaft darinnen für die beiden großen Teile des Görzer Landes überliefert. Dies entspricht in der heutigen wissenschaftlichen Forschung den Bezeichnungen „Vordere Grafschaft Görz” für den Norden und „Innere” oder auch „Hintere Grafschaft Görz” für den südlichen Teil.
(24) DOPSCH – MEYER, Von Bayern nach Friaul (wie Anm. 23), hier 296–301.
In das 13. Jahrhundert fällt die Errichtung einer neuen gräflichen Residenz. Mit dem Diktatfrieden von Lieserhofen (27. Dezember 1252), der die kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen den verbündeten Grafen von Görz und Tirol einerseits und dem Kärntner Herzog sowie dem Erwählten von Salzburg andererseits beendete, musste der Görzer seine bisherige Residenzburg Lienz (Castrum Lunze) an Salzburg übergeben und erhielt sie wiederum zu Lehen. Dieser Sachverhalt, eines regierenden Grafen unwürdig, dürfte wohl zur Überlegung geführt haben, eine neue Residenz zu bauen: Als Entstehungszeit für Schloss Bruck am Eingang ins Iseltal, westlich der Stadt Lienz, darf die Zeitspanne zwischen 1252 und der Erstnennung 1277 angenommen werden.
Sehr negativ wirkten sich im Haus Görz die immer wiederkehrenden Realteilungen unter Brüdern aus. Bereits zwischen Meinhard und Albert waren im Jahr 1271 die alte Grafschaft und das neu erworbene Tirol geteilt worden. Man vereinbarte die gegenseitige Erbfolge beim Aussterben einer der beiden Familien und die beiderseitige Annahme des Titels eines Grafen von Tirol bzw. von Görz. Von nun an wird von der Meinhardinischen Linie, die in Tirol bis 1363 regierte, und der Albertinischen Linie in den alten Stammlanden, die im Jahr 1500 ausstarb, gesprochen. Nach Alberts Tod im Jahr 1304 kam es zu einer neuerlichen Teilung. Den Höhepunkt an Macht und Einfluss erreichte die Albertinische Linie mit Graf Heinrich II. (gestorben 1323). Die Position im Süden wurde für die Görzer immer schwieriger, da einerseits die Republik Venedig sich ein Hinterland (Terra ferma) verschaffen wollte und auch die Habsburger an die Adria strebten. Im 15. Jahrhundert kam noch die Osmanengefahr hinzu. Im Allgemeinen gesicherter war die Position der Görzer in ihrer Vorderen Grafschaft Görz mit Lienz als Haupt- und Residenzstadt. Im Zuge des Streits um das Erbe nach Graf Ulrich von Cilli mit Kaiser Friedrich III. als Landesfürst von Kärnten ging dem Geschlecht jedoch mit dem Frieden von Pusarnitz (25. Jänner 1460) (25) der Großteil der Herrschaft Lienz mit Stadt- und Residenzburg Bruck verloren. Nach zwei Jahren konnte dieser Verlust durch Graf Leonhard wiederum rückgängig gemacht werden. (26) Abgesehen von diesen beiden Jahren blieben die Grafen von Görz Stadtherren von Lienz bis zum Jahr 1500.
(25) JOHANN RAINER, Der Frieden von Pusamitz 1460, in: Carinthia I, 150 (1960), 175–181.
(26) WILFRIED BEIMROHR, Graf Leonhard von Görz und die Wiedergewinnung der Herrschaft Lienz im Jahre 1462, in: Tiroler Heimat 59 (1995), 121–130; MEINRAD PIZZININI, Graf Leonhard von Görz-Tirol, in: Osttiroler Heimatblätter 68 (2000), Nr. 4.
Die zweite Stadterweiterung
Vor dem westlichen Zugang zum Burgum, das ursprünglich als ritterständische Siedlung angesehen werden darf, entwickelte sich eine rege Siedlungstätigkeit. Hier hatte das bürgerliche Element die Oberhand. (27) Im westlichen Teil des oberen Platzes (heute Johannesplatz) errichtete man als religiösen Mittelpunkt die Kapelle bzw. Kirche zu St. Johannes dem Täufer. Sie wird urkundlich zwar erst 1308 erwähnt, reicht ihrer Gründung nach jedoch in das 13. Jahrhundert zurück.
(27) OBERFORCHER, Skizze zur Geschichte der Stadt Lienz, in: Osttiroler Heimatblätter 20 (1952), [Teil 3], Nr. 1; WIESFLECKER, Lienz im Mittelalter (wie Anm. 14), hier 168 f.
Von diesem Platz nahmen fünf Wegverläufe ihren Ausgang, die später die Bezeichnung als Gassen rechtfertigten. Ein Weg führte in westlicher Richtung (heute Muchargasse, Fortsetzung Schweizergasse) zu dem noch in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts gegründeten Dominikanerinnenkloster und dem Übergang über die Isel (Pfarrbrücke), und bildete die Verbindung zu der vom Stadtkern weit abgelegenen Pfarrkirche St. Andrä. Dem Verlauf der Schweizergasse folgend, erreichte man Schloss Bruck. Leicht nach Südwesten ausgerichtet war ein weiterer Weg (Rosengasse, Fortsetzung Meraner- bzw. Messinggasse). In seiner Fortsetzung erreichte man das Pustertal. Zwischen diesen beiden wichtigen Gassen liegt die Torgasse, die zu der erst später errichteten westlichen Ringmauer führt. In den Bereich südlich von Lienz mit den Dörfern Tristach, Amlach und Lavant führte ein Weg in südwestlicher Richtung zur Drau (Zwergergasse), die an dieser Stelle wohl am günstigsten zu überqueren war. Ohne weit reichende Durchzugsfunktion blieb eine schmale Gasse unmittelbar nach Süden (Judengasse), die in den Bereich zwischen verbautem Gebiet und der Drau führte. Die Anlage der Drauwiere, die dieses Areal durchschneidet, ist nicht datierbar. Auf jeden Fall entstand sie im Mittelalter und diente nicht nur Wäscherinnen, sondern es wurden wohl schon zu dieser Zeit hier Werkstätten eingerichtet, die auf Wasser als Energiequelle angewiesen waren. Auch die strategische Bedeutung dieses wasserdurchfluteten Grabens darf nicht übersehen werden. Die Iselwiere, die an den Rückseiten der nördlichen Häuserzeile der Schweizergasse vorbei floss und dann weiter ostwärts verlief, wurde nach 1640 zugeschüttet.
Knapp hinter dem oberen Platz am Weg in Richtung Pfarrkirche entstand als Stiftung der Görzer Grafen mit päpstlicher Genehmigung um die Mitte des 14. Jahrhunderts ein Karmelitenkloster (seit 1785 Franziskanerkloster). Hinter dem Kloster, mehr in der Nähe der Isel, befand sich der erstmals 1352 erwähnte Ansitz des Geschlechtes der Staudach („Angerburg”). Im Norden außerhalb des Burgums an einem weiteren Übergang über die Isel wurde das Spital zum Hl. Geist gegründet, eine bürgerliche Einrichtung. Zwar erst 1352 erwähnt, gehört der Ursprungsbau – wie zu vermuten war und nun durch eine wissenschaftliche Grabung (1992) bewiesen ist – dem 13. Jahrhundert an, der Zeit der Hochromanik. (28) Ein Spital zählte zu den wesentlichen Einrichtungen einer Stadt mit ausgeprägten wirtschaftlichen und sozialen Strukturen, wie sie sich in Lienz bereits im 13. Jahrhundert präsentieren. Hier konnten alte Einwohner eine Bleibe finden; begüterte Leute konnten sich gegen eine Geldsumme oder Realbesitz „einpfründen”. (29)
(28) WILHELM SYDOW, Die Baugeschichte der Spitalskirche von Lienz, in: Festschrift zur Einweihung des neugestalteten Bundes-Oberstufenrealgymnasiums Lienz, Lienz 1992, 24–27; STADLER, Stadtkernarchäologie (wie Anm. 7), 51–56.
(29) MEINRAD PIZZININI, Das „alte Spital” in Lienz – Vom Pfründnerhaus zum BORG, in: Festschrift zur Einweihung des neugestalteten Bundes-Oberstufenrealgymnasiums Lienz, Lienz 1992, 15–23.
Zum Schutz des Johannesplatzes mit seiner Umgebung wurde zu Beginn des 14. Jahrhunderts ein Graben angelegt, der vermutlich mit Palisaden geschützt wurde. Er nahm beim Amlacher Turm neben der Drauwiere seinen Anfang und verlief in nördlicher Richtung zu Iselwiere bzw. Iselfluss. (30) Für die Lienzer brachen bald nach der Mitte des 15. Jahrhunderts gefahrvolle Zeiten an. In der Auseinandersetzung mit Kaiser Friedrich III. bzw. den Kärntner Landständen ging den Görzern für zwei Jahre selbst die Residenzstadt Lienz verloren. (31) Dies mag den Lienzern Anlass zum dringenden Wunsch gewesen sein, das Stadtgebiet bis zum äußeren Graben mit einer Mauer zu umfassen. Überdies bildeten nun die von Osten heraufziehenden Osmanen eine ständige Bedrohung. Im Sommer 1478 kam eine osmanische Reiterschar über das kärntnerische Drautal nahezu bis Lienz. (32) In den beiden an den Stadt- und Landesherrn Graf Leonhard von Görz gerichteten Stadtrechtspetitionen von 1477/79 und 1479 (33) ersuchten die Lienzer Bürger, er möge sie beim Mauerbau unterstützen, da die Stadt Lienz doch für ain klausen oben und unden, d. h. in beiden Richtungen, zu halten sei. (34) Dem „Hilferuf” scheint der Görzer entsprochen zu haben; es wurde am Mauergürtel gearbeitet, wozu selbst Auswärtige wie die Innichner, zu Robotdiensten verpflichtet wurden. Trotzdem konnte die erweiterte Ringmauer mit zahlreichen Rondellen und Toren in görzischer Zeit nicht fertig gestellt werden. Nach dem Übergang an die Herrschaft des Tiroler Landesfürsten und Römischen Königs Maximilian I., des späteren Kaisers, baten die Lienzer um dessen Unterstützung beim Mauerbau, wobei nun die Osmanengefahr besonders hervorgehoben wurde. Der Mauerring wurde tatsächlich zu Beginn des 16. Jahrhunderts fertig gestellt.
(30) PIZZININI, Stadtbuch (wie Anm. 1), 57.
(31) BEIMROHR, Wiedergewinnung (wie Anm. 26).
(32) F. v. KRONES, Kleine Beiträge zur mittelalterlichen Quellenkunde, in: Mittheilungen des Instituts für Oesterreichische Geschichtsforschung VII (1886), 247–264, hier 262.
(33) Während die eine Petition mit 1479 datiert ist, wurde die ältere bisher immer mit ca. 1460 angegeben. W. Beimrohr konnte den Nachweis der zeitlichen Verlegung in die Jahre 1477 bis 1479 erbringen: WILFRIED BEIMROHR, Verfassung und Recht der Stadt Lienz im Spätmittelalter, in: Tiroler Heimat 57(1993), 17–30, hier 20.
(34) PIZZININI, Stadtbuch (wie Anm. 1), 59 f.
Die außerhalb der erweiterten Ringmauer gelegenen Bereiche wurden als Vorstädte angesehen. Der Verbindungsweg vom Stadttor in der Nähe des Karmelitenklosters zum Frauenkloster bzw. zur Pfarrbrücke über die Isel wurde als Schweizergasse bezeichnet. Die Gasse vom Bürger- bzw. Meraner Tor am Ende der Rosengasse hieß zunächst Meranergasse, da sie in Richtung der alten Tiroler Landeshauptstadt Meran führte. Erst lange nach der Gründung des Messingwerks (1564) scheint sie als Messinggasse auf. Die Häuserreihe vom Dominikanerinnenkloster in Richtung Schloss Bruck bezeichnete man als Rotte Forchach, die südlich davon liegende Häusergruppe am Verbindungsweg hin zum Ende der Meranergasse als Kalkgrube (Kalchgrube). Als Vorstadt wurde auch der Rindermarkt (Beda-Weber-Gasse) mit dem Zentrum um die Kirche St. Michael bezeichnet. Dazu zählte man weiters die in ihrer Gründung weit zurückliegende Häusergruppe am nordseitigen „Brückenkopf” der Iselbrücke (Spitalsbrücke) und das Siechenhaus. Hier waren Leute mit schweren ansteckenden Krankheiten untergebracht. Bereits in den mittelalterlichen Steuerbeschreibungen der Stadt Lienz werden mehrere Rotten aufgezählt: Der untere Platz (Hauptplatz), der obere Platz (Johannesplatz), Schweizergasse, Meranergasse, Kalkgrube und Forchach und der Rindermarkt; mehrfach erscheinen die Münichgasse und die Rosengasse als eigene Rotten. Die Bereiche außerhalb des Mauergürtels genossen nie einen besonderen strategischen Schutz.
Das Stadtgericht, die Rechte und Freiheiten der Lienzer (35)
(35) PIZZININI, Stadtbuch (wie Anm. 1), 72–74; BEIMROHR, Verfassung und Recht (wie Anm. 33), 17–30.
Der Stadtrichter, erstmals 1242 genannt, war ursprünglich als landesfürstlicher Beamter zu betrachten, auf dessen Bestellung die Bürger der Stadt zunächst noch keinen Einfluss nehmen konnten. Der Amtsbereich des Stadtrichters umfasste den so genannten Burgfrieden, von dessen räumlichem Umfang man sich aus mittelalterlichen Quellen keine genaue Vorstellung machen kann. Im Haupturbar, dem so genannten Stockurbar, der Herrschaft Lienz von 1583, das seit langem bestehende Verhältnisse festschrieb, sind die Grenzen eindeutig definiert: vom Bildstock beim Siechenhaus zur Isel, weiter zur Einmündung der Drau, dieser entlang bis gegen Grafenmühl (heute Brauerei Falkenstein), am Fuß des Schlossbergs entlang zum Stöckl (wohl „Mittereggerkreuz”), einschließend noch das äußerste Forchach mit dem heutigen Iselhof und weiter bis zur Isel, dieser entlang bis zur Pfarrbrücke, dann jenseits der Isel hinauf nach St. Andrä, weiters dem Weg folgend bis unter die Haiden (Haidenhof) und von hier wieder hinab zum Siechenhaus.
Nach den Stadtrechtspetitonen von 1477/79 und 1479, die letztlich die mündlich tradierten Rechtsordnungen beinhalten, war der Stadtrichter lediglich befugt, über Streitigkeiten zivilrechtlicher Natur zu entscheiden, die sich vor allem aus der Handhabung der Polizei- und Marktordnung, den Handels- und Gewerbeangelegenheiten, städtischen Verwaltungsgeschäften sowie kirchlichen Angelegenheiten ergaben. Die niedere Gerichtsbarkeit wurde zugesagt, die Bürger- und Inwohneraufnahme geregelt. Das Behandeln schwerer Fälle bzw. das Verhängen der Todesstrafe war dem Stadtrichter untersagt; hier war das Landgericht zuständig. Das Stadtgericht Lienz war nur Teil des Landgerichts, dessen Zusammenkunftsort bis in das 18. Jahrhundert der Dorfplatz von Patriasdorf war. Zur Wahrnehmung speziell städtischer Angelegenheiten waren für das Stadtgericht Lienz drei offene Taidinge anberaumt. Da diese niemals genügt hätten, war auch noch anlässlich des Wochenmarktes und weiters an jedem Samstag Gelegenheit, Recht zu sprechen.
Rechte und Freiheiten, die die Lienzer Bürger genießen konnten, wurden bis zum Aussterben der görzischen Dynastie im Jahr 1500 nie schriftlich festgelegt. Erst Maximilian I., Gesamterbe der Görzer, bestätigte den Lienzern ihre freyhaiten, loblich und gut allt herkhumben mit 17. September 1500. Von nun an wurden sie öfters erweitert und auch immer wieder bestätigt. (36)
(36) Einen sehr großen Teil der 118 Punkte in der Fassung von 1596 sind abgedruckt bei JOSEF OBERFORCHER, Skizze zur Geschichte der Stadt Lienz [Teil 6 bis 8], in: Osttiroler Heimatblätter 20(1951), Nr. 4 bis 6/7.
Die wirtschaftliche Situation im Mittelalter (37)
(37) PIZZININI, Stadtbuch (wie Anm. 1), 81–85; OTTO STOLZ, Aus der Wirtschaftsgeschichte der Stadt Lienz, in: Osttiroler Heimatblätter 20 (1952), Nr. 6/7, 8.
Die Landwirtschaft spielte auch im Bereich des Lienzer Stadtgerichtes eine nicht unwesentliche Rolle. Viele der städtischen Häuser verfügten über landwirtschaftlich genützte Gründe. Wichtigste wirtschaftliche Grundlagen der Bevölkerung waren Handel und Gewerbe. Ein wesentliches Privileg der einheimischen Händler („Lienzer Gesellschaft”) bestand in der Befreiung bei allen Mauten in Oberkärnten und in Toblach im Pustertal. Ein weiteres Vorrecht bestand darin, dass im Umkreis der Stadt Lienz von einer Meile niemand – außer Lienzer Bürgern – Handel betreiben durfte. Seit dem 15. Jahrhundert spielte der Transithandel eine erhebliche Rolle; er brachte dem Landesfürsten Einnahmen durch Maut und Zoll. Der Handel zwischen Steiermark, Kärnten und Tirol sowie der Schweiz wurde über das Pustertal mit Lienz abgewickelt. Um die Mitte des 15. Jahrhunderts ließen die Görzer Grafen die Straße durch dieses Tal ausbauen, richteten Ballhäuser ein und organisierten das Rodwesen. Wesentliche wirtschaftliche Impulse gingen vom landesfürstlichen Hof aus, der vor allem durch Lienzer Handelstreibende versorgt wurde. Im 15. Jahrhundert entwickelte sich Lienz zum Handelszentrum innerhalb der vordergörzischen Lande und strahlte noch bis in den salzburgischen Pinzgau aus.
Auch das Gewerbe erfuhr durch den Hof große Förderung. Manche Meister standen in direktem Dienst des Hofes und damit – zum Ärger der übrigen Meister – außerhalb der Zunftorganisation. Auch die „Geymeister”, die im „Gau”, auf dem Land arbeiteten und den städtischen Meistern viel Arbeit wegnahmen, waren bei den Zünften nicht beliebt. Als älteste Zunft ist jene der Schuster (1342) bekannt. Im Rahmen der Zünfte sind auch die Gewerbe zu finden, die der görzischen Residenzstadt im ausgehenden Mittelalter zu einer Blüte im Bauwesen (Görzer Bauhütte) und in den Künsten, speziell in der Malerei, verhalfen. (38) Einige wenige Produkte wie z. B. Büchsen wurden auch exportiert.
(38) PIZZININI, Stadtbuch (wie Anm. 1), 99–115; ERICH EGG, Die Görzer Bauhütte in Lienz, in: Festschrift Johanna Gritsch, Innsbruck/München 1973 (Schlern-Schriften 264), 77–98.
Im Wirtschaftsleben des mittelalterlichen Lienz spielten die Juden eine bedeutende Rolle. (39) Erstmals im Jahr 1298 sind in Lienz Juden nachweisbar. Eine jüdische Gesellschaft betrieb eine Leih- und Wechselbank, was auf das Vorhandensein größerer Handelsfirmen und angesammelter Kapitalien hinweist. Juden beherrschten nicht nur das Geldgeschäft, sondern waren auch als so genannten Handelsjuden tätig. Nach der Überlieferung ereignete sich in Lienz am Karfreitag des Jahres 1443 ein Mord am drei bis vier Jahre alten Mädchen Ursula Pöck, der den Juden zur Last gelegt wurde. Im folgenden Prozess kam es zu fünf Todesurteilen; davon wurde auch eine Lienzerin betroffen. Damit war die Zeit der jüdischen Gemeinde in Lienz zu Ende, während im südlichen Teil der Grafschaft mit Görz als Zentrum Juden weiterhin tätig waren.
(39) PIZZININI, Stadtbuch (wie Anm. 1), 84 f.; MEINRAD PIZZININI, Ursula Pöck – eine mittelalterliche Ritualmordlegende aus Lienz, in: Veröffentlichungen des Tiroler Landesmuseums Ferdinandeum 70 (1990), 219–234; MEINRAD PIZZININI; Die Juden in der Grafschaft Görz (Geschichten aus der Görzer Zeit 22), in: Osttiroler Bote 65 (2000), Nr. 39, 22.
Ein Teil der Bevölkerung fand im Bergbau eine Existenzgrundlage. Erzknappen unter der Lienzer Bevölkerung sind seit dem 14. Jahrhundert genannt. In der Nähe der Stadt befanden sich nämlich einige Bergbaue. Im Jahr 1486 erließ Graf Leonhard eine eigene Bergordnung für seine Lande.
Münzstätten und Münzprägung der Görzer (40)
(40) PIZZININI, Stadtbuch (wie Anm. 1), 76–80; HELMUT RIZZOLLI, Das mittelalterliche Münzwesen im alttirolischen Raum, in: HEINZ MOSER – HELMUT RIZZOLLI – HEINZ TURSKY, Tiroler Münzbuch. Die Geschichte des Geldes aus den Prägestätten des alttirolischen Raumes, Innsbruck 1984, 11–60, hier 28–39; HELMUT RIZZOLLI, Münzgeschichte des alttirolischen Raumes im Mittelalter I: Die Münzstätten Brixen, Innsbruck, Trient, Lienz und Meran vor 1363, Bozen 1991.
Das im Bergbau gewonnene Silber wurde von den Görzer Landesfürsten in erster Linie für die Münzprägung eingesetzt. Wann den Görzern das Münzrecht verliehen worden ist, ist nicht nachzuweisen. Auf jeden Fall prägten sie bereits um 1200 in Lienz Münzen, zunächst mit dem Bildnis eines thronenden Bischofs und kirchlichen Symbolen. Dem Münzbild nach ist eine Übereinstimmung mit den Geprägen des Patriarchen von Aquileia zu erkennen. Dem Wesen nach wurden in Lienz zunächst Friesacher bzw. Agleier Pfennige nachgeprägt. Bald schon wandte man sich von den ausgesprochen geistlichen Münzbildern ab. Nun scheinen u. a. ein Löwe, Wappentier der Görzer, und das görzische Wappen selbst auf. Die Rose als Münzzeichen weist eventuell auf das ursprüngliche Wappen der Lienzer Bürgerschaft.
Eine Besonderheit des görzischen Münzwesens liegt in der Ausprägung von Goldmünzen nach Florentiner Vorbild, was im Bereich des späteren historischen Tirol einzigartig ist. Ursprünglich eine genaue Nachbildung des florentinischen Vorbilds, jedoch mit einer auf die Görzer Grafen Bezug nehmenden Inschrift, wurde später das Münzbild der einen Seite durch das görzische Wappen ersetzt. Die Goldausprägung in Lienz hängt sicherlich mit der Anwesenheit des Münzmeisters Zilio aus Florenz zusammen, mit dem am 28. Oktober 1351 ein Münzpachtvertrag geschlossen wurde. (41) Dabei scheint die Lienzer Stadtburg als erster nachweisbarer Standort für die Prägestätte auf. Eine einmalige Erwähnung für den Standort der Münze bezieht sich auf den Torturm bei der Spitalsbrücke. Die meiste Zeit aber dürfte sich die Münzstätte im Bau an der südwestlichen Ecke des erweiterten Burgums befunden haben, was durch verschiedene Funde erhärtet wird. (42)
(41) HEINZ MOSER, Gilio von Florenz und Vivianus von Lucca zwei Lienzer Münzmeister um die Mitte des 14. Jahrhunderts, in: Haller Münzblätter IV, (1986), Nr. 10/11, 205–236; RIZZOLLI, Münzgeschichte (wie Anm. 40), 275–287.
(42) Bauparzelle 110. Die Lokalisierung geht aus mehreren Beschreibungen des Lienzer Baubestands des 16. und 17. Jahrhunderts hervor; JOSEF OBERFORCHER, Skizze zur Geschichte der Stadt Lienz [Teil 2], in: Osttiroler Heimatblätter 19 (1951), Nr. 12. In diesem Bereich wurden um 1900 (?) Tiegel und Münzen geborgen (LEOPOLD MOLINARI, Bemerkenswerte Gebäulichkeiten von Alt-Lienz, in: Osttiroler Heimatblätter 13 [1936], Lieferung 1). Ebenfalls in der Nähe, jedoch in östlicher Richtung, wurden bei einer wissenschaftlichen Grabung im Jahr 1988 ebenfalls bedeutende Hinweise auf eine Münzstätte gefunden (STADLER, Stadtkernarchäologie [wie Anm. 7], 25–35).
Nach 1460 wurde von Graf Leonhard von Görz eine Angleichung an die tirolische Währung eingeleitet. Damit setzte auch die Prägung von Kreuzern ein. Entsprechend der Münzreform Erzherzog Sigmunds des Münzreichen von Tirol wurden nun auch in Lienz nicht nur Kreuzer, sondern auch Sechser (Sechs-Kreuzer-Stücke) und auch das Halbstück, der „Dreier”, geprägt. Diese Münzen zeigen das Porträt des Landesfürsten. Zur Ausprägung größerer Werte, wie in Tirol, ist es in Lienz nicht mehr gekommen. Die görzische Münzstätte in Lienz arbeitete noch bis in die Zeit Kaiser Maximilians I. nach 1500.
Kirchliche Verhältnisse (43)
(43) PIZZININI, Stadtbuch (wie Anm. 1), 86–98; MEINRAD PIZZININI, Osttirol. Der Bezirk Lienz, Salzburg 1974 (Österreichische Kunstmonographie VII) (mit detaillierter Beschreibung der Lienzer Kirchen); DEHIO-Handbuch Tirol, Wien 1980.
Das erste seelsorgliche Zentrum im Bereich der heutigen Stadtgemeinde Lienz lag bereits in spätrömischer bzw. frühchristlicher Zeit bei der Kirche zum hl. Apostel Andreas auf der Anhöhe, linksseitig der Isel. (44) St. Andrä ist auch als Sitz des Bischofs von Aguntum als Suffragan von Aquileia anzunehmen. Auf die Anlage des 5. Jahrhunderts folgte ein karolingischer Bau des 10. Jahrhunderts, der von der romanischen, 1204 geweihten Kirche abgelöst wurde. Ab ca. 1430 errichtete man die heute noch bestehende spätgotische dreischiffige Basilika (Weihe am 9. Oktober 1457). Die Tätigkeit dieses Seelsorgezentrums wurde auf die am Ende des 12. Jahrhunderts in der Talebene gegründete Ansiedlung ausgedehnt, womit das Pfarrgebiet von Dölsach, das sich über den Talboden bis Leisach und Bannberg erstreckte, in zwei Teile getrennt wurde. Der Übergang der Zuständigkeit für die Pfarre St. Andrä vom Patriarchat Aquileia an das Erzbistum Salzburg muss noch im 12. Jahrhundert erfolgt sein. Diese Zugehörigkeit währte bis 1808. Als Filiale der Pfarrei von St. Andrä fungierte eine Kapelle bzw. Kirche zu St. Johann dem Täufer am oberen Platz (Johannesplatz). Erstmals wird das Gotteshaus 1308 erwähnt, seine Gründung ist aber noch im 13. Jahrhundert anzusetzen. Nach den Zerstörungen beim Stadtbrand von 1444 erfolgte am 8. Oktober 1457 eine Neuweihe. Der 1467 eingeleitete Neubau zog sich bis 1491 hin. (45) Nach dem Stadtbrand von 1798 wurde die Ruine 1815 entfernt.
(44) MEINRAD PIZZININI, Kirchenführer St. Andrä (wie Anm. 9); ROBERT BÜCHNER, Die Lienzer Weihenotiz von 1204 und der Reliquienkult im Mittelalter, in: Osttiroler Heimatblätter 72 (2004), Nr. 2.
(45) ROBERT BÜCHNER, Baugeschichte der St. Johanneskirche zu Lienz 1467–1491. Bauführung, Baufinanzierung, Baubetrieb (in Druckvorbereitung).
Das ältere der beiden Klöster ist jenes der Dominikanerinnen, hervorgegangen aus einer Gemeinschaft von Beginen (Reuerinnen), die nach der Klosterüberlieferung im Jahr 1218 dem Predigerorden angeschlossen wurde. Einen Neubau des Klosters ab 1243 an der heutigen Stelle unterstützten die Grafen von Görz. Das so genannte Klösterle mit der Kirche zu Mariae Heimsuchung wurde mehrmals von Brandkatastrophen heimgesucht, hat sich aber immer wieder davon erholt.
Das zweite Lienzer Kloster mit der Kirche zu Mariae Himmelfahrt wurde als Karmelitenkloster gegründet. (46) Auf ein Ansuchen der Görzer hin erteilte Papst Clemens VI. zu Avignon 1348 die Erlaubnis, in Lienz ein Karmelitenkloster zu errichten. Der eigentliche görzische Stiftbrief erging mit 26. Juli 1349. Von Anfang an gehörte der Lienzer Karmel zur oberdeutschen Provinz. Auf den Gründungsbau des Gotteshauses folgte im 15. Jahrhundert ein Neubau, der mit zahlreichen Fresken einheimischer Maler mit Bezügen zur gräflichen Familie geschmückt wurde. Graf Leonhard gewährte 1489 dem Karmelitenkloster das Asylrecht. Die Karmeliten haben sich in der Seelsorge der städtischen Bevölkerung immer engagiert. Die Mönche mit ihrer braunen Kutte und dem weißen Mantel gehörten zum Lienzer Stadtbild, bis sie 1785, in der Regierungszeit Kaiser Josephs II., von Franziskanern aus Innsbruck abgelöst wurden.
(46) MEINRAD PIZZININI, Franziskanerkloster St. Marien Lienz Osttirol, 3. Aufl. Salzburg 2001 (Christliche Kunststätten Österreichs 102).
Die Kirche St. Michael am Rindermarkt (47) (Beda-Weber-Gasse) ließ ein wesentlich höheres Alter vermuten als es archäologische Grabungen des Jahres 1982 ergaben. Der romanische Vorläuferbau wird in die zweite Hälfte des 13. Jahrhunderts datiert. (48) Die Görzer Bauhütte errichtete noch im 15. Jahrhundert einen neuen Chor, worauf in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts das Langhaus eine grundlegende Erneuerung erfuhr, finanziert von der Familie der Graben, die in der letzten Görzer Zeit eine wesentliche Rolle gespielt hatte. St. Michael, ohne eigentliche seelsorgliche Aufgabe, diente den Herren von Graben und anverwandten Geschlechtern als Grablege. Virgil von Graben stiftete auf diese Kirche im Jahr 1501 eine Kaplanei bzw. ein Benefizium, das heute noch existiert.
(47) MEINRAD PIZZININI, Die St.-Michaels-Kirche in Lienz, Innsbruck 1983.
(48) WILHELM SYDOW, Der Gründungsbau von St. Michael in Lienz, in: Tiroler Heimatblätter 57 (1982), H. 3, 70–72.
Das Bürgerspital (49) in der Nähe des östlichen Iselübergangs, lag ursprünglich außerhalb des Burgums. Dem Spital angeschlossen war die Kirche zum Heiligen Geist, bei der Graf Leonhard von Görz 1467 eine Kaplanei stiftete, die der geistlichen Betreuung der Insassen des Spitals diente. Wenn auch eine erste zufällige Nennung in das Jahr 1354 fällt, geht die Gründung dieser Institution noch in das 13. Jahrhundert zurück. (50) Brände wie besonders 1609 zerstörten Kirche und Spital, doch konnte man auf diese wichtige Sozialeinrichtung nicht verzichten.
(49) PIZZININI, Das alte Spital (wie Anm. 29).
(50) SYDOW, Spitalskirche (wie Anm. 29); STADLER, Stadtkernarchäologie (wie Anm . 7).
Neue Stadt- und Landesherren
Mit dem Tod Graf Leonhards von Görz-Tirol am 12. April des Jahres 1500 trat der Römische König Maximilian I., seit 1490 auch Landesfürst von Tirol, gleichsam als Universalerbe die Nachfolge an. Er entsprach dem von den Lienzern mit 18. August 1500 formulierten Wunsch, als er am 9. Februar 1501 anordnete, dass alle (Urbar-)Ämter zwischen Lienz und der Mühlbacher Klause dem Tiroler Kammermeisteramt in Innsbruck zu unterstellen seien, jene östlich von Lienz dem Vizedomamt in Kärnten. (51) Gegen den Widerstand der Kärntner Landstände bereitete Maximilian die Vereinigung der Herrschaft Lienz mit der Grafschaft Tirol vor, die mit der Einbeziehung in die neue Defensions- und Steuerordnung („Landlibell”) von 1511 faktisch vollzogen war.
(51) HERMANN WIESFLECKER, Ausgewählte Regesten Kaiserreiches unter Maximilian I. 1493–1519, 3. Bd., I. Teil: Maximilian I. 1499–1501, Wien/Köln/Weimar 1996 (J. F. Böhmer, Regesta Imperii XIV), Regest 10.121.
Maximilians Kriege hatten viel Geld verschlungen. Stets um Rüstung und Verteidigung besorgt, entschloss er sich mit 10. August 1501, die Herrschaft Lienz um 20.000 rheinischen Goldgulden an Michael Freiherrn von Wolkenstein und Rodenegg zu verkaufen. (52) Der Kaufschilling wurde mehrmals erhöht, immerhin war der Ertrag aus der Herrschaft nicht gering. Trotz des Verkaufs behielt sich Maximilian weiterhin die gemeinen Landsteuern, das Landesaufgebot, Schatzfunde, Bergwerke und die Gemsjagd sowie die Appellation an das Regiment in Innsbruck vor, ebenso das Recht auf Rücklösung bei viermonatiger Kündigungsfrist. Michael von Wolkenstein (um 1460–1523) war einer der wichtigsten Männer in der Umgebung Maximilians. (53) Vor der Herrschaft Lienz waren dem Wolkensteiner bereits die oberkärntnerischen Herrschaften Hollenburg, Grünburg und Greifenburg übertragen worden. In Anerkennung seiner Verdienste erhielt er den höchsten habsburgischen Hausorden, das Goldene Vlies. Einige Generationen von Wolkensteinern führten nun in der Herrschaft Lienz die Verwaltung. (54) Als das Leben auf der mittelalterlichen Burg Bruck nicht mehr als zeitgemäß und repräsentativ gelten konnte, errichteten Sigmund und Christoph von Wolkenstein in der Stadt Lienz am unteren Platz zwischen 1605 und 1608 den vom Landesfürsten Erzherzog Maximilian III. dem Deutschmeister mit Adelsfreiheiten ausgestatteten Ansitz Liebburg. (55) Der katastrophale Stadtbrand vom 8. April 1609 legte nahezu die ganze Stadt in Schutt und Asche und damit auch die eben fertig gestellte Liebburg. Die großen Zerstörungen, darunter das einträgliche Messingwerk, leiteten den wirtschaftlichen Niedergang der Familie ein, die mit 24. Oktober 1630 in den Grafenstand erhoben wurde.
(52) WIESFLECKER, Regesten (wie Anm. 51), Regest 12.327.
(53) ALBRECHT CLASSEN, Die Familie Wolkenstein im 15. und frühen 16. Jahrhundert, in: Mitteilungen des Instituts für österreichische Geschichtsforschung 96 (1988), 79–94, hier 88 ff.; HEINZ NOFLATSCHER, Räte und Herrscher. Politische Eliten an den Habsburgerhöfen der österreichischen Länder 1480–1530, Mainz 1999 (Veröffentlichungen des Instituts für europäische Geschichte Mainz, Abt. Universalgeschichte 161/14), 115.
(54) PIZZININI, Stadtbuch (wie Anm. 1), 129–134. Zur Geschichte des Geschlechtes der Wolkensteiner siehe die Kurzfassung bei JOSEF NÖSSING, Rodenegg, in: Pustertal (wie Anm. 17), 9–42, hier 14 ff.
(55) Die Liebburg – Das neue Rathaus der Stadt Lienz. Dokumentation zur feierlichen Besitznahme der Liebburg durch die Gemeindeführung und Stadtverwaltung am 19. März 1988, Lienz 1988 (siehe besonders LOIS EBNER, Historischer Rückblick).
Neu für die Stadt Lienz war das unter den Wolkensteinern im Jahr 1638 eingeführte Amt eines Bürgermeisters. (56) Es standen ihm zwar keine richterlichen Befugnisse zu, aber immerhin verfügte er über eine Strafgewalt bei gewissen Delikten. Er musste ständige Verbindung zum Stadt- und Landgericht halten. Die ihm aufgetragenen ausgedehnten Überwachungsdienste umfassten u. a. die Überprüfung von Brot und Fleisch, Maß und Gewicht. Vielfach waren die Dienste zu leisten, die vorher dem Stadtrichter aufgetragen waren. Die Einführung des Amtes eines Bürgermeisters durch die Wolkensteiner bedeutete einen Markstein in der Entwicklung der bürgerlichen Selbstverwaltung.
(56) PIZZININI, Stadtbuch (wie Anm. 1), 136–143, hier 138 f.
Der wirtschaftliche Niedergang der Wolkensteiner endete mit dem Konkurs im Jahr 1642. Damit wurden die Lienzer Besitzungen gleichzeitig unter landesfürstliche Obhut gestellt. Stadt und Herrschaft Lienz blieben nicht lange unter dieser Verwaltung. Das Königliche Damenstift in Hall im Inntal unter der „Obristin” Maria Gräfin Spaur interessierte sich für Lienz. (57) Nach entsprechenden Verhandlungen wurde der Kaufbrief der Herrschaft mit 18. November 1653 ausgefertigt, wobei die vereinbarte Kaufsumme 142.000 Gulden ausmachte. Der Verwalter der Herrschaft, der höchste anwesende Beamte, war ursprünglich nur „Anwalt” bezeichnet worden. Aber bereits unter den Wolkensteinern hatte sich ab 1630 die Bezeichnung „Herrschaftsverwalter” eingebürgert. Die Bezeichnung blieb auch unter dem Haller Damenstift beibehalten. Die Verwaltung durch das Damenstift endete erst mit dessen Aufhebung 1783. Seit Jahrhunderten standen nun Stadt- und Landgericht wieder unter landesfürstlicher Verwaltung.
(57) PIZZININI, Stadtbuch (wie Anm. 1), 154–156.
Soziale Strukturen in nachgörzischer Zeit (58)
(58) PIZZININI, Stadtbuch (wie Anm. 1), 157–168.
Nach dem Aussterben der Görzer Grafen, verbunden mit dem Verlust der Residenz, die selbstverständlich eine nicht geringe Anziehungskraft besessen hatte, änderte sich die soziale Struktur der Stadt Lienz. Der görzische Ministerialadel wanderte ab, neuer verhältnismäßig wenig bedeutender Adel, vor allem in der Beamtenschaft, kam hinzu; vielfach handelte es sich dabei um geadelte bürgerliche Familien. Das Lienzer Patriziat nahm – abgesehen von den Wolkensteinern – im sozialen Gefüge keine Sonderstellung ein. Die meisten Lienzer Adeligen waren Inhaber des Bürgerrechts und die Vermögensbildung war nur mit dem Verdienst eines Beamten oder auf Grund eines gehobenen Gewerbes oder der Handelstätigkeit möglich, nicht auf Grund eines Großgrundbesitzes. Die Adeligen gehörten aber auf jeden Fall zur Oberschicht, ebenso wie die Geistlichkeit, die wenigen Akademiker und die höchsten Beamten. Dann folgten in der sozialen Abstufung Handel und Gastgewerbe, die Angehörigen der verschiedenen Handwerkssparten, wobei hierin Unterschiede gemacht wurden. Niedere Beamte und Bedienstete rangierten weit hinten, gefolgt nur mehr von den Lohnarbeitern bzw. Taglöhnern.
In der städtischen Bevölkerung wurde unterschieden zwischen „Bürgern” und „Inwohnern” (59) und den wenigen Leuten, die weder Bürger- noch Inwohnerrecht besaßen. Zu den Voraussetzungen, das Bürgerrecht zu erhalten, zählte der Nachweis der ehelichen Geburt, dass man nicht ein Leibeigener sei und der Erwerb eines burglehenbaren Hauses. Die Burglehen, also Bürgerhäuser, machten einen großen Teil der städtischen Behausungen aus. Sie befanden sich nicht nur in der Altstadt innerhalb der Ringmauern, sondern auch in den beiden Vorstädte Schweizer- und Meraner- bzw. Messinggasse, weniger jedoch auf dem Rindermarkt und kaum in Forchach/Kalkgrube. Es musste weiters eine in der Höhe nach Berufsgruppen gestaffelte, ansehnliche Geldsumme an die Stadtverwaltung bezahlt werden. Mit dem geleisteten Bürgereid sowie der Eintragung ins Lienzer Bürgerbuch war man „Vollbürger”. Nur die Bürger wählten aus ihrer Mitte den Stadtrichter bzw. den Bürgermeister. Es konnte auch eine Bestellung zum „Bürger des Rats” erfolgen. Zu den Rechten zählte u. a. das „Einstandsrecht” auf den Lienzer Märkten. Im Lauf der Zeit wurden manche Rechte der Lienzer Bürger von der Obrigkeit eingeschränkt oder beseitigt wie z. B. die Freiheit der Jagd und der Fischerei für Lienzer Bürger im Umkreis von einer Stunde um die Stadt. Das Bürgerrecht war erblich und ging vom Vater auf den Sohn über. Die Inwohner der Stadt hatten dieselben Pflichten wie die Bürger und genossen auch den Schutz des städtischen Gemeinwesens. Sie besaßen aber weder das aktive noch das passive Wahlrecht für die städtischen Ämter. Die Inwohneraufnahme gestaltete sich einfacher und war weit weniger kostspielig. Die unterste soziale Schicht, Lohnarbeiter bzw. Taglöhner, wohnten meistens in so genannten Söllhäusern, vor allem verteilt auf Forchach/Kalkgrube und den Rindermarkt.
(59) JOSEF OBERFORCHER, Skizze zur Geschichte der Stadt Lienz [Teil 8], in: Osttiroler Heimatblätter 20 (1952), Nr. 6/7.
Bezüglich der Häuser- bzw. Einwohnerzahlen lassen sich lange Zeit keine definitiven Werte errechnen. Nach der Pustertaler Beschreibung von 1545 befanden sich im Stadtgericht Lienz 136 Hausstände, nach dem Haupturbar der Herrschaft Lienz von 1583 gab es im selben Bereich 161 Häuser. Nach den Brandakten von 1609 ergibt sich eine Gesamtzahl von 184 „Feuerbehausungen”, allerdings ohne den Rindermarkt. In der Steuerbelegung von 1690 sind 206 „Güter” erfasst, jedoch nur solche, die Steuern bezahlen mussten. Die Häuserbeschreibung von 1754 führt 182 Häuser an, davon 116 Bürgerhäuser und 66 Söllhäuser, wobei auch hier Herrschaftshäuser, die Häuser des Messinghandels usw. nicht aufscheinen. Die Liste der Hausbesitzer von 1775 führt in der Stadt 234 Wohnhäuser an.
Wirtschaftliche Verhältnisse in der Neuzeit
Der Verlust der Residenz wirkte sich auch auf die wirtschaftliche Struktur der Stadt aus. Handel und Luxusgewerbe, die besonders der Versorgung des Hofes dienten, erfuhren starke Einbußen. Vom 16. Jahrhundert bis zum Ende des 18. Jahrhunderts waren in Lienz alle damals üblichen Gewerbe vertreten, (60) wenn es auch nicht jene extreme Spezialisierung gab wie in den großen Städten Innsbruck oder Bozen. Nahezu alle Gewerbetreibenden unterstanden den Zunftorganisationen, während nur wenige Handwerker ausschließlich im Dienst der Herrschaftsverwaltung standen. Den Gewerben des Müllers, des Bäckers und des Fleischhackers, die der Lebensmittelversorgung der städtischen Bevölkerung dienten, wurde von Seiten der Obrigkeit besonderes Augenmerk geschenkt, wobei Preis, Qualität und Absatz überprüft wurden. Die verschiedenen Zünfte besaßen in den Lienzer Kirchen einen Altar, wo gestiftete Messen gelesen wurden, u. a. am Hauptfest der Zunft, am so genannten Tinzltag. Erst der absolute Staat des 18. Jahrhunderts bereitete dem Zunftwesen ein Ende, wenn auch religiöse Bräuche sowie Zunft- oder Bruderschaftsaltäre weiter bestanden.
(60) PIZZININI, Stadtbuch (wie Anm. 1), 183–193; OTTO STOLZ, Aus der Wirtschaftsgeschichte der Stadt Lienz [Teil 2], in: Osttiroler Heimatblätter 20 (1952), Nr. 8.
Eine Besserung in der Versorgung der Bevölkerung brachten die von Veit Freiherrn von Wolkenstein-Rodenegg mit 31. März 1537 erlassenen neuen Markt- und Handelsbestimmungen. (61) Zwei Wochenmärkte hatten bisher schon bestanden. Nun wurden zwei weitere gewährt. An diesen beiden Märkten konnte jedermann seine Waren zu angemessenem Preis feilbieten. Der Handel wurde aber auf die Stadt konzentriert. Es war als echtes Privileg für die Lienzer anzusehen, dass der Handel außerhalb der Stadt ausdrücklich verboten wurde. Von jeher bestanden die zwei so genannte „fürstenfreien” Märkte und zwar zu Leonardi (6. November) und Schwesternkirchweih, d. h. zum Kirchtag der Kirche der Dominikanerinnen mit dem Patrozinium Mariae Heimsuchung, abgehalten vor dem Sonntag Reminiscere in der Fastenzeit. Diese beiden Märkte, die von den Görzer Grafen vom Marktzoll befreit worden waren, dauerten jeweils zwei Wochen. Daneben gab es noch vier Jahrmärkte, zu Philipp und Jakobi (1. Mai), Jakobi „im Schnitt” (25. Juli), Michaeli (29. September) und Thomas (21. Dezember). Bei den normalen Wochenmärkten wurden die Lienzer gegenüber Auswärtigen durch ein Vorkaufsrecht begünstigt. Sie konnten auf diesen Märkten im Sommer bis 8 Uhr, im Winter bis 9 Uhr für ihren Haushalt zu günstigerem Preis einkaufen. Mit der Einführung von vier „Beschatzern” (Schätzmänner) zeigte die Obrigkeit ausgesprochene Konsumentenfreundlichkeit. Die Beschatzer mussten sich nicht nur mit den Lebensmitteln auf den Märkten befassen, sondern sie hatten auch die Qualität des Weines in den Tafernen und Gasthäusern zu kontrollieren.
(61) PIZZININI, Stadtbuch (wie Anm. 1), 169–173.
Nach der alten, immer wieder bestätigten Stadtordnung durften lange Zeit nur die Inhaber eines Burglehens, also die „Bürger”, die „Fünf Handel” treiben, worunter man den Handel mit Wachs, Tuch, Eisen, Wein und „Venedischem Pfennwert”, also Waren aus Venedig, verstand. Nur wenige der einheimischen Familien betrieben Handel in größerem Stil, die Ober- und Unterhueber, die Hibler, die Told und die Kranz. Der Überlandhandel in Ost-West-Richtung hatte sich seit der Görzerzeit wenig geändert; der Höhepunkt des Transitverkehrs über Felber- und Kalser Tauern war nach der Mitte des 16. Jahrhunderts bereits überschritten. Im 18. Jahrhundert aber erlebte Lienz eine lebhafte Handelstätigkeit aus dem österreichischen Küstenland mit Triest und auch aus Venedig, weiters aus Steiermark und Kärnten. Diese Waren gingen zum Teil über die Tauern nach Norden, zum größeren Teil durch das Pustertal nach Bozen oder über den Brenner nach Innsbruck bzw. weiter nach Süddeutschland.
Der Handel wurde durch verschiedene Mauten und Zölle belastet. In bzw. um Lienz gab es vier Maut- und Zollstätten. Die Lienzer genossen seit der Görzer Zeit bei einigen Mautstätten, selbst in Oberkärnten, auch nach dem Tod des letzten Görzers (1500) sowohl bei Waren zur Deckung des Eigenbedarfs als auch für Handelsware nicht nur in Lienz, sondern auch in der Umgebung Freiheit von Abgaben. Im 18. Jahrhundert nahmen Handel und Verkehr erheblich zu, förderte doch Maria Theresia die Wirtschaft im Sinne des Merkantilismus, was natürlich größere Einnahmen für den Staat erbrachte. In diesem Sinn wurde auch der Ausbau des Straßennetzes in den Kronländern voran getrieben.
Das Lienzer Messingwerk (62)
(62) PIZZININI, Stadtbuch (wie Anm. 1), 194–201; JOSEF OBERFORCHER, Das Lienzer Messingwerk, in: Osttiroler Heimatblätter 17 (1949), Nr. 8, 9.
Beträchtliche wirtschaftliche Bedeutung für Lienz und darüber hinaus hatte das von Christoph Freiherrn von Wolkenstein-Rodenegg gegründete Messingwerk. Die Bewilligungsurkunde Erzherzog Ferdinands II. ist mit 31. Dezember 1564 datiert. Absicht des Wolkensteiners war es, das aus den einheimischen Bergwerken gewonnene Kupfer zu verwerten. Das benötigte Zink hingegen musste in Form von Galmei aus dem Bergwerk an der Jauken im kärntnerischen Drautal bezogen werden. Die Errichtung der Werksanlage erfolgte am westlichen Ende der Meranergasse, wozu einige Häuser aufgekauft werden mussten, auf deren Grund das Verweser- bzw. Verwaltungsgebäude (Messinggasse 13 und 15) mit Wohnung für den Messingshandelsverweser, Kanzleien, Waren, Magazinen usw. entstanden. Der Betrieb stand bezeichnender Weise an der Drauwiere, da man bei manchen Vorgängen im Produktionsablauf an die Wasserkraft gebunden war. Herzstück war die Brenn- oder Schmelzhütte (Messinggasse 21). Durch bewusste Verschiebungen im Mischungsverhältnis zwischen Kupfer und Zink kamen verschiedene Messingsorten zu Stande: Rotguss oder Rotmessing, Gelbguss oder Weißmessing. Neben Messingblechen in abgestuften Stärken war Drahtware Haupterzeugnis der Lienzer Messingfabrik.
In die Zeit der Wolkensteiner fällt die Zerstörung des Messingwerks durch den Stadtbrand von 1609.1653 kaufte das Werk der Brixner Kaufherr Andrä von Winkelhofen; von ihm erwarben es 1660 Karl Aschauer und Andreas Pranger aus Achenrain bei Kramsach (Nordtirol), die dort ein Messingwerk errichtet hatten und nun die Konkurrenz in den Griff bekommen wollten. 1740 übernahm der Staat 7/9 des Werks, während 2/9 der Familie Aschauer als „Mitgewerken” verblieben. Der Höhepunkt der Bedeutung des Lienzer Messingwerks wurde zwischen ca. 1760 und 1790 erreicht, (63) als es mit den auswärtigen Holz- und Kohlearbeitern mehr als 100 Beschäftigte gab. In der Blütezeit des Unternehmens wurden jährlich ca. 1.600 bis 1.700 Zentner Messing erzeugt. Der größte Teil wurde über den österreichischen Hafen Triest exportiert, wohin die Waren vor allem durch die Lienzer Spediteure Kranz und Oberhueber gebracht wurden. Die Fracht ging in die Levante, in die Länder des östlichen Mittelmeerraums und auch nach Italien; der Rest blieb im Land. Ausgelöst durch die kriegerischen Ereignisse am Ende des 18. Jahrhunderts erlebte das Lienzer Messingwerk eine große Krise. Der Stadtbrand von 1798 legte das Werk neuerlich in Schutt und Asche. Die endgültige Auflösung erfolgte nach der napoleonischen Ära.
(63) RICHARD CANAVAL, Die bestandenen Messingwerke des oberen Drautales, in: Montanistische Rundschau 24 (1932), Nr. 15.
Lienzer Brandchronik (64)
(64) Auflistung aller Brände in Lienz in: Festschrift zum hundertjährigen Bestand der Freiwilligen Feuerwehr der Stadt Lienz 1868–1968, Lienz 1968.
Lienz wurde mehrfach von Brandkatastrophen heimgesucht. Ein Großbrand fiel noch in görzische Zeit, in das Jahr 1444, ohne dass man Einzelheiten kennt. Der Wiederaufbau könnte gleichsam eine Initialzündung zum Aufschwung des Bauwesens in der Vorderen Grafschaft Görz („Görzer Bauhütte”) gegeben haben. Im Jahr 1522 brannte das Karmelitenkloster ab, das in den folgenden Jahrhunderten noch mehrfach von Katastrophen betroffen wurde, das nächste Mal bereits 1590.
Da in jener Zeit die Brandbekämpfung in Folge geringer technischer Möglichkeiten nicht sehr wirkungsvoll war, legte man spätestens seit dem 16. Jahrhundert auf die Brandvorsorge großen Wert. (65) Im Jahr 1574 richtete man am Turm der St. Johanneskirche für die Nachtstunden eine Wache ein. 1582 beschloss der Rat der Stadt eine eigene „Feuerordnung” und 1590 wurde noch ein zusätzlicher Wächter eingestellt, der zur Nachtzeit Rundgänge zu machen hatte. Auch ließ man Feuerleitern und Feuerhaken in den Gassen verteilen.
(65) JOSEF OBERFORCHER, Nachtwache in Lienz, in: Osttiroler Heimatblätter 19 (1951), Nr. 3.
Nach einem kleineren Brand von 1592 ereignete sich ein verheerender Stadtbrand mit weit reichenden Folgen am 8. April 1609. Das Feuer brach im Haus des Tuchscherers Christoph Ebenperger am Eingang in die Messinggasse 2. Innerhalb von drei Stunden stand der größte Teil der Stadt in Flammen. Die Regierung in Innsbruck entsandte eine Kommission, deren Bericht mit 14. Mai datiert ist. (66) Danach waren 114 Wohnhäuser und 70 Futterhäuser vernichtet worden, weiters das Karmelitenkloster mit Kirche, St. Johann und das Bürgerspital mit Kirche, darüber hinaus eine große Zahl von Badstuben, Holz- und Wäschehütten und Mühlen. Für die Herrschaftsinhaber, die Freiherrn von Wolkenstein-Rodenegg, bedeutete es einen großen Verlust, dass nicht nur die eben fertig gestellte Liebburg, sondern auch das Messingwerk zerstört wurde. Sie hatten einen Schaden von 25.748 Gulden zu tragen. Als Folge der Katastrophe erhielt Lienz von der Regierung in Innsbruck noch im selben Jahr eine mit 24. Juli datierte neue Feuerordnung. (67) Im ersten Punkt wurde die Durchführung einer alljährlichen Prozession am Jahrtag vorgeschrieben, die später in die Nähe des Florianitages (4. Mai) gerückt wurde und mit kurzen Unterbrechungen bis heute durchgeführt wird.
(66) KONRAD FISCHNALER, Der Brand von Lienz am 8. April 1609, in: Geschichts-, Kultur- und Naturbilder aus Alttirol, Innsbruck o. J. [1936] (Ausgewählte Schriften 1), 256 ff.
(67) Abgedruckt in Festschrift (wie Anm. 64), 10–12.
Am 5. April 1613 brach das Feuer in der Kalkgrube aus, durch dessen Ausbreitung die Häuser in Forchach, das Dominikanerinnenkloster und die Häuser in der Schweizergasse abbrannten. Nach mehreren kleinen Bränden kam es am 26. Mai 1723 wiederum zu einer großen Katastrophe, (68) obwohl die Maßnahmen zur Brandbekämpfung (69) verstärkt worden waren. Ein verheerendes Ausmaß erreichte neuerlich ein Stadtbrand vom 11. April 1798. (70) Innerhalb von knapp fünf Stunden fielen dem Brand ca. 160 Häuser, beide Klöster und drei Kirchen zum Opfer. Auch im 19. Jahrhundert richteten Brände größere Schäden an. Doch auch der Brandschutz wurde verbessert. 1820 trat die Stadt dem Feuerversicherungsverein bei, wobei alle städtischen Gebäude erstmals gegen Brandschäden versichert wurden. Eine ausführliche Instruktion für die Nachtwächter wurde 1852 erlassen und als eine der ersten Feuerwehren in Tirol wurde 1868 die Lienzer Freiwillige Feuerwehr gegründet. Wesentlich für den Brandschutz war die Errichtung einer Hochquellenleitung in den Jahren 1895/96, wobei im Bereich der Stadt zunächst 65 Hydranten eingebaut wurden.
(68) PIZZININI, Stadtbuch (wie Anm. 1), 152 f.
(69) MARIA KOLLREIDER, Geschichte des Lienzer Feuerwehrwesens bis zum Jahre 1928, in: Osttiroler Heimatblätter 18 (1950), Nr. 10.
(70) Festschrift (wie Anm. 64), 14.
Eigenheiten im Lienzer Hausbau (71)
(71) ALOIS EBNER, Hauskunde von Osttirol, Phil. Diss., MS, Innsbruck 1972, 232–258.
Während man über die Bauweise der frühesten Lienzer Häuser nicht Bescheid weiß, hat das Lienzer Stadthaus im 15. und 16. Jahrhundert seine mehr oder weniger endgültige Form erhalten. Zu seinen Merkmalen gehören die traufseitige Stellung des Hauses zur Straße und der Grundriss vom Typus des Mittel- bzw. Seitenflurhauses. Zu den Vorteilen dieser Bauweise gehörten der einfache Anschluss an die Nebengebäude, der problemlose Abfluss des Regen- und Schmelzwassers auf die Straße, große Wandflächen gegen die Straße bzw. den Hof oder den Garten hin, und damit auf einer Seite viel Sonneneinstrahlung und Licht. Vom Flur („Labe”) aus zweigten die Räumlichkeiten ab; die der Sonne zugewandten Räume verwendete man als Arbeits-, Geschäftsräume oder Werkstätten, die übrigen als Küche oder Stube. Im oberen Stockwerk befanden sich wieder mehrere Räume. Die Häuser waren zunächst durchwegs mit Schindeln gedeckt, erst im 19. Jahrhundert setzte sich die Eindeckung mit „Tafeletten”, Dachziegeln, durch. Wesentlich sind die Vorschriften der Feuerordnung, die nach dem Stadtbrand 1609 erlassen wurde. (72) Danach sollten die Häuser möglichst keine Vordächer („Vorschupfen”) oder Balkone („Herumbgäng”) unter den Dächern haben. Die Häuser sollten mit Mantelmauern, also Feuerwänden, abgeschlossen werden, und die Rauchfänge oder Kamine mussten mindestens 4 bis 5 Werkschuhe über die Dachung hinausreichen. Verboten wurden Futterhäuser und Stadel aus Holz; sie mussten aus Mauerwerk errichtet werden.
(72) Wie Anm. 64, 10–12.
Die lang gestreckten Fassaden waren meistens schmucklos und nur für wenige Häuser ist eine Dekoration nachweisbar. Ebenso sind nur wenige vorkragende Erker bekannt. Damit blieb auch die Häuserflucht in den Gassen und Straßen ziemlich einförmig. Das typische Lienzer Stadthaus präsentierte sich somit als einfacher, zweckdienlicher, zur Gänze verputzter Massivbau. Die Bürgerhäuser sind im Gegensatz zu den vor allem in der Rotte Kalkgrube und Forchach und am Rindermarkt verbreiteten einfachen Söllhäusern durchwegs zweigeschossig. Im Stadtzentrum gab es allerdings auch Häuser mit Erdgeschoß und zwei Stockwerken.
Veränderung der Strukturen im 19. und 20. Jahrhundert
Die napoleonische Ära war in Lienz stürmisch verlaufen, dazu kam der mehrfache Wechsel der Obrigkeit. Nach der 1805 erfolgten Trennung von Österreich wurde ganz Tirol Bayern zuschlagen. Nach dem Tiroler Freiheitskampf von 1809 wurde das östliche Pustertal mit Lienz den Illyrischen Provinzen Frankreichs zugeordnet, bis im Sommer 1813 die österreichische Verwaltung de facto wiederkehrte. (73) Die folgenden Jahrzehnte des 19. Jahrhunderts verliefen verhältnismäßig ruhig. Im Stadtbild änderte sich jedoch einiges. (74) Manche vertraute Baulichkeit verschwand, wie die Johanneskirche, die seit dem Brand von 1798 als Ruine dastand oder der „Postturm” (Andrä-Kranz-Gasse 3), da man die Verbindungsstraße zwischen den beiden großen Plätzen erweiterte. Nahezu alle der größeren Stadttore verschwanden: das Schweizer Tor 1824, das Kärntner Tor in der Nähe des unteren Platzes 1834, der Torturm beim Spital gegen 1850 und das letzte Tor in der Rosengasse 1869/71. Als ausgesprochene Stadtverschönerung wurden die neu aufgestellte Mariensäule am Johannesplatz (1861) und die neue Brunnenstube in neugotischen Formen (1862) beim Tesserhaus in der Muchargasse (bisher Münichgasse) angesehen.
(73) PIZZININI, Stadtbuch (wie Anm. 1), 293–296.
(74) PIZZININI, Stadtbuch (wie Anm. 1), 297–308.
Im Jahr 1868 wurden die Bezirkshauptmannschaften als unterste Verwaltungsbehörden eingeführt. (75) Im Pustertal wurden zwei dieser Ämter eingerichtet, in Bruneck und in Lienz. Die Stadt wurde nun Mittelpunkt des gleichnamigen Bezirks, der sich vom Toblacher Feld abwärts bis zum Kärntner Tor erstreckte und alle Seitentäler wie Villgraten, Tilliach oder das Iseltal umfasste.
(75) FRITZ STEINEGGER, 100 Jahre Bezirkshauptmannschaften in Tirol, Innsbruck 1972.
Der Tourismus hatte in der Lienzer Gegend bereits in den ersten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts eingesetzt, wenn auch noch in einem sehr bescheidenen Ausmaß. Genützt wurden die „Bauernbadlen” der Umgebung, das „Bad Leopoldsruhe”, landläufig unter „Ettelbadl” genannt, im Gemeindegebiet von Patriasdorf und „Bad Jungbrunn” (Gemeinde Tristach). In dieser Zeit nahm bereits der Hochgebirgstourismus (76) seinen Anfang, wobei Lienz nun vielfach Ausgangspunkt zu den doch etwas weiter entfernten Hohen Tauern wurde, die früher „entdeckt” wurden als die Lienzer Dolomiten in Stadtnähe. Wesentliche Veränderungen – auch für das Stadtbild – brachte die von der k. k. priv. Südbahngesellschaft errichtete Eisenbahnlinie durch das Drau- und Pustertal, womit die erste Schienenverbindung zwischen Tirol und der Reichshauptstadt Wien hergestellt wurde. (77) Mit der Eisenbahneröffnung am 20. November 1871 setzte ein überraschender „Massentourismus” ein. Wesentliche Verdienste um die Ortsbildverbesserung erwarb sich die 1874 gegründete „Stadtverschönerungs-Gesellschaft”, 1887 als „Verschönerungs-Verein” für Lienz und Umgebung konstituiert, dessen Arbeit große Erfolge zeitigte.
(76) PIZZININI, Stadtbuch (wie Anm. 1), 314–318.
(77) PIZZININI, Stadtbuch (wie Anm. 1), 319–340.
Großen Einfluss auf die Entwicklung der Stadt Lienz hatte die Konstituierung der politischen Parteien in heutigem Sinn, die in das dritte Viertel des 19. Jahrhunderts fiel. (78) In den Jahrzehnten vor dem Ersten Weltkrieg stellte das liberale Lager mehrfach das Stadtoberhaupt. Zahlreiche kommunale Anliegen wurden bewältigt. Sie reichten vom Bau einer Wasserleitung, eines neuen Schulhauses, der Anlage eines städtischen Friedhofs bis zum Bau einer „Schwimmschule” und der Anlage eines Elektrizitätswerks. (79) Auch im Sanitätswesen gab es wesentliche Verbesserungen. (80) Wirtschaftliche Bedeutung kam dem Bau einer Kaserne bzw. der dort stationierten Garnison zu.
(78) PIZZININI, Stadtbuch (wie Anm. 1), 362–373.
(79) PIZZININI, Stadtbuch (wie Anm. 1), 395–403.
(80) PIZZININI, Stadtbuch (wie Anm. 1), 404–407.
Durch die rapide Zunahme der Bevölkerung entstand ein regelrechter Bauboom. Nach einer offiziellen „Beschreibung” aus dem Jahr 1806 hatte Lienz damals 1.566 Einwohner. In den darauf folgenden rund 100 Jahren wuchs die Bevölkerungszahl nahezu auf das Vierfache; auch die Einwohnerzahl des benachbarten Patriasdorf nahm erheblich zu. (81) Es kam daher zu einer großen Wohnungsnot. Bisher rein landwirtschaftlich genützte Gründe wurden nun verbaut: Personalhäuser der Südbahn-Angestellten – Lienz war als Personalstation vorgesehen – wurden in der Nähe des Rindermarkts (Beda-Weber-Gasse) errichtet, v. a. aber dehnte sich Lienz gegen Westen hin aus, in Richtung Schlossberg.
(81) PIZZININI, Stadtbuch (wie Anm. 1), 374.
Nach dem Ersten Weltkrieg wurde der Bezirk Lienz – immer mehr bürgerte sich nun die nicht offizielle Bezeichnung „Osttirol” ein – vom übrigen Bundesland Tirol geographisch isoliert, was eine Stärkung der zentralörtlichen Funktion der Bezirkshauptstadt zur Folge hatte. (82) Der „Anschluss” Österreichs an das Deutsche Reich im März 1938 brachte für den ganzen Bezirk die Lostrennung von Tirol und die Vereinigung mit dem Gau Kärnten. Mit 1. Jänner 1938 wurde die politische Gemeinde Patriasdorf mit der „Kreishauptstadt” Lienz vereinigt. (83) Zu den großen Baumaßnahmen in der nationalsozialistischen Ära gehörte die Anlage der Siedlungsbauten für Südtiroler Optanten. Große Zerstörungen erlitt die Stadt Lienz durch zahlreiche Bombardements der Alliierten, die mit 13. Juni 1944 einsetzten.
(82) PIZZININI, Stadtbuch (wie Anm. 1), hier 458–471.
(83) PIZZININI, Stadtbuch (wie Anm. 1), 479–488.
Nach Kriegsende (Mai 1945) dauerte es noch zwei Jahre, bis der Bezirk Lienz wieder mit Tirol vereinigt wurde. (84) Auf die Jahre des Wiederaufbaus folgte eine Konsolidierung, geprägt von allgemeinem Wohlstand, wesentlicher Verbesserung der städtischen Infrastruktur und einer kulturellen Blüte. Die Stadt Lienz zählt heute 12.068 Einwohner mit Hauptwohnsitz.
(84) MEINRAD PIZZININI, Lienz in Geschichte und Gegenwart, 2. Aufl. Innsbruck 1999, 51 f.
Meinrad Pizzinini
Anmerkungen
(1) Zusammenfassung mit reichen Literaturangaben bei MEINRAD PIZZININI, Lienz. Das große Stadtbuch, Lienz 1982, 13–23; ERICH THENIUS, Entstehung und Wandel der Landschaft Osttirols während der Erdgeschichte, in: Osttiroler Heimatblätter 61 (1993), Nr. 1–2, 3.
(2) PIZZININI, Stadtbuch (wie Anm. 1), 18; Berechnungen von DI Karl Schwarzinger, Vermessungsinspektor für Tirol und Vorarlberg, Innsbruck.
(3) PIZZININI, Stadtbuch (wie Anm. 1), 24–35.
(4) Das Flachbeil wird neuerdings in das 5. Jahrtausend v. Chr. datiert bei HARALD STADLER, Die Vorgeschichte Osttirols im Spiegel der Funde, in: Bezirkskunde Osttirol, hg. von Katholischer Tiroler Lehrerverein, Innsbruck/Bozen 2000, 11–16, hier 11.
(5) ELISABETH WALDE – DIETRICH FEIL, Funde aus Aguntum, Innsbruck 1995, unpag. [6–13]; ELISABETH WALDE, Die Römerzeit in Osttirol, in: Bezirkskunde Osttirol, hg. von Katholischer Tiroler Lehrerverein, Innsbruck/Bozen 2000, 17–27.
(6) MICHAEL TSCHURTSCHENTHALER, Lavant von der Urgeschichte zum Mittelalter, in: MEINRAD PIZZININI – MICHAEL TSCHURTSCHENTHALER – ELISABETH WALDE, Der Lavanter Kirchbichl. Ein heiliger Berg in Tirol, Lavant 2000, 7–10.
(7) HARALD STADLER, Fünf Jahre Stadtkernarchäologie in Lienz, in: Nearchos 1 (1993), 14.
(8) LISELOTTE ZEMMER-PLANK, Die Ausgrabungen in der Pfarrkirche St. Andreas in Lienz, in: Veröffentlichungen des Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum 54 (1974), 251–285.
(9) MEINRAD PIZZININI, Stadtpfarrkirche St. Andreas in Lienz 1204–2004, in: Osttiroler Heimatblätter 72 (2004), Nr. 2; MEINRAD PIZZININI, Stadtpfarrkirche St. Andrä in Lienz (Kirchenführer), Passau 2004, 4–6.
(10) HERMANN WIESFLECKER, Aguntum – St. Andrä – Luenzina – Patriarchesdorf. Betrachtungen zur Frage der Siedlungskontinuität im Lienzer Talbecken, in: Alpenregion und Österreich. Geschichtliche Spezialitäten, Innsbruck 1976, 171–191. In dem nur wenige Kilometer in nordwestlicher Richtung von St. Andrä entfernten Ortskern von Oberlienz wurden bei Grabungen am Ende der Achtziger- und zu Beginn der Neunzigerjahre des 20. Jahrhunderts zwei in geringer Entfernung neben einander liegende frühchristliche Gotteshäuser aufgedeckt, was die noch nicht völlig geklärte Bedeutung der dortigen Siedlung unterstreicht (FRANZ GLASER, Frühes Christentum im Alpenraum. Eine archäologische Entdeckungsreise, Regensburg/Graz/Wien/Köln 1997, 146 f., mit weiterer Literatur).
(11) OSWALD REDLICH (Hg.), Die Traditionsbücher des Hochstifts Brixen, Innsbruck 1886 (Acta Tirolensia I), 104, Regest 290.
(12) 1197 August 19. Vgl. HERMANN WIESFLECKER, Quellen und Forschungen zur Geschichte der Stadt Lienz 1000–1500, in: Osttiroler Heimatblätter 18 (1950), Nr. 5.
(13) PIZZININI, Stadtbuch (wie Anm. 1), 43–50; OTTO STOLZ, Zur Siedlungs- und Herrschaftsgeschichte des Lienzer Beckens, in: Osttiroler Heimatblätter 25 (1957), Nr. 5–9.
(14) JOSEF OBERFORCHER, Skizze zur Geschichte der Stadt Lienz [Teil 2], in: Osttiroler Heimatblätter 19 (1951), Nr. 11; von größter Bedeutung für die Erforschung der frühen Stadtgeschichte sind die Ausführungen von HERMANN WIESFLECKER, Entstehung der Stadt Lienz im Mittelalter, in: Lienzer Buch. Beiträge zur Heimatkunde von Lienz und Umgebung, Innsbruck 1952 (Schlern-Schriften 92), 153–197, hier 162–166.
(15) STADLER, Stadtkernarchäologie (wie Anm. 7), hier 76.
(16) STADLER, Stadtkernarchäologie (wie Anm. 7), hier 56–64, 76 f.; WALTER HAUSER, Bauanalytische Untersuchung des Wiesentheinerhauses, Lienz, in: Nearchos 1 (1993), 64–72.
(17) MEINRAD PIZZININI, Lienz Stadtburg, in: Pustertal, Bozen/Innsbruck/Wien 2003 (Tiroler Burgenbuch IX), 475–480.
(18) Der Turm, nach einem Ministerialengeschlecht der Görzer Grafen auch Walchensteinerturm genannt, wurde nach dem Lienzer Ratsprotokoll im Jahr 1575 abgerissen.
(19) WILFRIED BEIMROHR, Thurn, in: Pustertal (wie Anm. 17), 481–483.
(20) MEINRAD PIZZININI, 750 Jahre Stadt Lienz – 25. Februar 1242: „… in civitate Luancen”, in: Osttiroler Heimatblätter 60 (1992), Nr. 1; PIZZININI, Stadtbuch (wie Anm. 1), 51, 557 (Anm. 4 zum Abschnitt „Wie der Görzer Löwe zur Lienzer Rose kam”).
(21) Darüber ist keine Urkunde mit einem genauen Wortlaut erhalten, sondern lediglich ein Regest im Görzer Archivrepertorium im Tiroler Landesarchiv, Rep. B 10, fol. 902.
(22) W. Beimrohr ist der Meinung, dass Lienz erst jetzt mit einer Mauer umfasst worden ist: WILFRIED BEIMROHR, Verfassung und Recht der Stadt Lienz im Spätmittelalter, in: Tiroler Heimat 57 (1993), 18–30, hier 19 f. Beimrohr räumt aber ein, dass eine Stadt im Spätmittelalter ohne Mauer undenkbar ist. Damit stimmt nun überein, wenn aus den vor 1311 mehrfach vorkommenden Bezeichnungen als civitas, „Stadt” oder auch als oppidum, befestigter Markt, zwingend abgeleitet werden muss, dass Lienz doch bereits im 13. Jahrhundert einen Mauerring erhalten hat.
(23) Mit zahlreichen Literaturangaben PIZZININI, Stadtbuch (wie Anm. 1), 36–42, 61–68, 116–122; vgl. zum Folgenden an neuerer Literatur ferner: SERGIO TAVANO, Medioevo goriziano 1001–1500, Gorizia 1994; PETER STIH, Studien zur Geschichte der Grafen von Görz. Die Ministerialen und Milites der Grafen von Görz in Istrien und Krain, Wien/München 1996 (Mitteilungen des Instituts für österreichische Geschichtsforschung, Erg.-bd. 32); A. QUINZI, Cerkev sv. Martina v Avcah in umetniska narocila grofa Lenarta na Goriskem (Die Martinskirche in Avce und die künstlerischen Aufträge des Grafen Leonhard in der Grafschaft Görz), in: Acta historiae artis slovenica 2 (1997), 23–31; HERMANN WIESFLECKER, Die Grafschaft Görz und die Herrschaft Lienz, ihre Entwicklung und ihr Erbfall an Österreich, in: Veröffentlichungen des Tiroler Landesmuseums Ferdinandeum 78 (1998), 131–149; WILFRIED BEIMROHR, Habsburg und Görz – ein stiller und ungleicher Kampf, in: Osttiroler Heimatblätter 67 (1999), Nr. 12; FRANZ NIKOLASCH (Hg.), Symposium zur Geschichte von Millstatt und Kärnten 1999 und 2000 (mit zahlreichen Beiträgen zur Geschichte der Görzer); circa 1500, Katalog der Landesausstellung 2000, Teil Lienz: Leonhard und Paola. Ein ungleiches Paar, Geneve/Milano 2000,1–205 (mit mehreren Beiträgen); MEINRAD PIZZININI, Die Grafen von Görz als Stadt- und Landesherren, in: Bezirkskunde Osttirol, hg. von Katholischer Tiroler Lehrerverein, Innsbruck/Bozen 2000, 36–38; MEINRAD PIZZININI, Geschichten aus der Görzer Zeit, Serie von 26 Beiträgen im Osttiroler Bote 65, Nr. 18 bis Nr. 43; WILHELM BAUM, Die Grafen von Görz in der europäischen Politik des Mittelalters, Klagenfurt 2000; ENRICA CAPITANIO – LUCIA PILLON (Hg.), Archivio Coronini Cronberg. Gorizia Comitale (Monografie Goriziane), Gorizia 2001; SERGIO TAVANO (Hg.), Gorizia e la sua contea, Gorizia 2001; SERGIO TAVANO (Hg.), I Goriziani nel medioevo, Gorizia 2001 (mit mehreren Beiträgen); HEINZ DOPSCH – THERESE MEYER, Von Bayern nach Friaul. Zur Herkunft der Grafen von Görz und ihren Anfängen in Kärnten und Friaul, Krain und Istrien, in: Zeitschrift für bayerische Landesgeschichte 65, Heft 2 (2002), 293–370; REINHARD HÄRTEL, Görz und die Görzer im Hochmittelalter, in: Mitteilungen des Instituts für österreichische Geschichtsforschung 110, Heft 1–2 (2002), 1–66; La contea dei Goriziani nel medioevo, Gorizia 2002 (mit zahlreichen Beiträgen); SILVANO CAVAZZA (Hg.), Divus Maximilianus. Una contea per i Goriziani 1500–1619, Gorizia 2002; WILFRIED BEIMROHR, Das Landrecht in der Vorderen Grafschaft Görz im Spätmittelalter, in: WOLFGANG INGENHAEFF – ROLAND STAUDINGER – KURT EBERT (Hg.), Festschrift Rudolf Palme zum 60. Geburtstag, Innsbruck 2002, 51–67; REINHARD HÄRTEL, Die Rosazzer Quellen und die Grafen von Görz, in: Mitteilungen des Instituts für österreichische Geschichtsforschung 111 (2003), Heft 1–2, 44–103; MAGDALENA HÖRMANN-WEINGARTNER (Hg.), Pustertal, Bozen/Innsbruck/Wien 2003 (Tiroler Burgenbuch IX) (enthält die Görzer Burgen im Pustertal).
(24) DOPSCH – MEYER, Von Bayern nach Friaul (wie Anm. 23), hier 296–301.
(25) JOHANN RAINER, Der Frieden von Pusamitz 1460, in: Carinthia I, 150 (1960), 175–181.
(26) WILFRIED BEIMROHR, Graf Leonhard von Görz und die Wiedergewinnung der Herrschaft Lienz im Jahre 1462, in: Tiroler Heimat 59 (1995), 121–130; MEINRAD PIZZININI, Graf Leonhard von Görz-Tirol, in: Osttiroler Heimatblätter 68 (2000), Nr. 4.
(27) OBERFORCHER, Skizze zur Geschichte der Stadt Lienz, in: Osttiroler Heimatblätter 20 (1952), [Teil 3], Nr. 1; WIESFLECKER, Lienz im Mittelalter (wie Anm. 14), hier 168 f.
(28) WILHELM SYDOW, Die Baugeschichte der Spitalskirche von Lienz, in: Festschrift zur Einweihung des neugestalteten Bundes-Oberstufenrealgymnasiums Lienz, Lienz 1992, 24–27; STADLER, Stadtkernarchäologie (wie Anm. 7), 51–56.
(29) MEINRAD PIZZININI, Das „alte Spital” in Lienz – Vom Pfründnerhaus zum BORG, in: Festschrift zur Einweihung des neugestalteten Bundes-Oberstufenrealgymnasiums Lienz, Lienz 1992, 15–23.
(30) PIZZININI, Stadtbuch (wie Anm. 1), 57.
(31) BEIMROHR, Wiedergewinnung (wie Anm. 26).
(32) F. v. KRONES, Kleine Beiträge zur mittelalterlichen Quellenkunde, in: Mittheilungen des Instituts für Oesterreichische Geschichtsforschung VII (1886), 247–264, hier 262.
(33) Während die eine Petition mit 1479 datiert ist, wurde die ältere bisher immer mit ca. 1460 angegeben. W. Beimrohr konnte den Nachweis der zeitlichen Verlegung in die Jahre 1477 bis 1479 erbringen: WILFRIED BEIMROHR, Verfassung und Recht der Stadt Lienz im Spätmittelalter, in: Tiroler Heimat 57(1993), 17–30, hier 20.
(34) PIZZININI, Stadtbuch (wie Anm. 1), 59 f.
(35) PIZZININI, Stadtbuch (wie Anm. 1), 72–74; BEIMROHR, Verfassung und Recht (wie Anm. 33), 17–30.
(36) Einen sehr großen Teil der 118 Punkte in der Fassung von 1596 sind abgedruckt bei JOSEF OBERFORCHER, Skizze zur Geschichte der Stadt Lienz [Teil 6 bis 8], in: Osttiroler Heimatblätter 20(1951), Nr. 4 bis 6/7.
(37) PIZZININI, Stadtbuch (wie Anm. 1), 81–85; OTTO STOLZ, Aus der Wirtschaftsgeschichte der Stadt Lienz, in: Osttiroler Heimatblätter 20 (1952), Nr. 6/7, 8.
(38) PIZZININI, Stadtbuch (wie Anm. 1), 99–115; ERICH EGG, Die Görzer Bauhütte in Lienz, in: Festschrift Johanna Gritsch, Innsbruck/München 1973 (Schlern-Schriften 264), 77–98.
(39) PIZZININI, Stadtbuch (wie Anm. 1), 84 f.; MEINRAD PIZZININI, Ursula Pöck – eine mittelalterliche Ritualmordlegende aus Lienz, in: Veröffentlichungen des Tiroler Landesmuseums Ferdinandeum 70 (1990), 219–234; MEINRAD PIZZININI; Die Juden in der Grafschaft Görz (Geschichten aus der Görzer Zeit 22), in: Osttiroler Bote 65 (2000), Nr. 39, 22.
(40) PIZZININI, Stadtbuch (wie Anm. 1), 76–80; HELMUT RIZZOLLI, Das mittelalterliche Münzwesen im alttirolischen Raum, in: HEINZ MOSER – HELMUT RIZZOLLI – HEINZ TURSKY, Tiroler Münzbuch. Die Geschichte des Geldes aus den Prägestätten des alttirolischen Raumes, Innsbruck 1984, 11–60, hier 28–39; HELMUT RIZZOLLI, Münzgeschichte des alttirolischen Raumes im Mittelalter I: Die Münzstätten Brixen, Innsbruck, Trient, Lienz und Meran vor 1363, Bozen 1991.
(41) HEINZ MOSER, Gilio von Florenz und Vivianus von Lucca zwei Lienzer Münzmeister um die Mitte des 14. Jahrhunderts, in: Haller Münzblätter IV, (1986), Nr. 10/11, 205–236; RIZZOLLI, Münzgeschichte (wie Anm. 40), 275–287.
(42) Bauparzelle 110. Die Lokalisierung geht aus mehreren Beschreibungen des Lienzer Baubestands des 16. und 17. Jahrhunderts hervor; JOSEF OBERFORCHER, Skizze zur Geschichte der Stadt Lienz [Teil 2], in: Osttiroler Heimatblätter 19 (1951), Nr. 12. In diesem Bereich wurden um 1900 (?) Tiegel und Münzen geborgen (LEOPOLD MOLINARI, Bemerkenswerte Gebäulichkeiten von Alt-Lienz, in: Osttiroler Heimatblätter 13 [1936], Lieferung 1). Ebenfalls in der Nähe, jedoch in östlicher Richtung, wurden bei einer wissenschaftlichen Grabung im Jahr 1988 ebenfalls bedeutende Hinweise auf eine Münzstätte gefunden (STADLER, Stadtkernarchäologie [wie Anm. 7], 25–35).
(43) PIZZININI, Stadtbuch (wie Anm. 1), 86–98; MEINRAD PIZZININI, Osttirol. Der Bezirk Lienz, Salzburg 1974 (Österreichische Kunstmonographie VII) (mit detaillierter Beschreibung der Lienzer Kirchen); DEHIO-Handbuch Tirol, Wien 1980.
(44) MEINRAD PIZZININI, Kirchenführer St. Andrä (wie Anm. 9); ROBERT BÜCHNER, Die Lienzer Weihenotiz von 1204 und der Reliquienkult im Mittelalter, in: Osttiroler Heimatblätter 72 (2004), Nr. 2.
(45) ROBERT BÜCHNER, Baugeschichte der St. Johanneskirche zu Lienz 1467–1491. Bauführung, Baufinanzierung, Baubetrieb (in Druckvorbereitung).
(46) MEINRAD PIZZININI, Franziskanerkloster St. Marien Lienz Osttirol, 3. Aufl. Salzburg 2001 (Christliche Kunststätten Österreichs 102).
(47) MEINRAD PIZZININI, Die St.-Michaels-Kirche in Lienz, Innsbruck 1983.
(48) WILHELM SYDOW, Der Gründungsbau von St. Michael in Lienz, in: Tiroler Heimatblätter 57 (1982), H. 3, 70–72.
(49) PIZZININI, Das alte Spital (wie Anm. 29).
(50) SYDOW, Spitalskirche (wie Anm. 29); STADLER, Stadtkernarchäologie (wie Anm . 7).
(51) HERMANN WIESFLECKER, Ausgewählte Regesten Kaiserreiches unter Maximilian I. 1493–1519, 3. Bd., I. Teil: Maximilian I. 1499–1501, Wien/Köln/Weimar 1996 (J. F. Böhmer, Regesta Imperii XIV), Regest 10.121.
(52) WIESFLECKER, Regesten (wie Anm. 51), Regest 12.327.
(53) ALBRECHT CLASSEN, Die Familie Wolkenstein im 15. und frühen 16. Jahrhundert, in: Mitteilungen des Instituts für österreichische Geschichtsforschung 96 (1988), 79–94, hier 88 ff.; HEINZ NOFLATSCHER, Räte und Herrscher. Politische Eliten an den Habsburgerhöfen der österreichischen Länder 1480–1530, Mainz 1999 (Veröffentlichungen des Instituts für europäische Geschichte Mainz, Abt. Universalgeschichte 161/14), 115.
(54) PIZZININI, Stadtbuch (wie Anm. 1), 129–134. Zur Geschichte des Geschlechtes der Wolkensteiner siehe die Kurzfassung bei JOSEF NÖSSING, Rodenegg, in: Pustertal (wie Anm. 17), 9–42, hier 14 ff.
(55) Die Liebburg – Das neue Rathaus der Stadt Lienz. Dokumentation zur feierlichen Besitznahme der Liebburg durch die Gemeindeführung und Stadtverwaltung am 19. März 1988, Lienz 1988 (siehe besonders LOIS EBNER, Historischer Rückblick).
(56) PIZZININI, Stadtbuch (wie Anm. 1), 136–143, hier 138 f.
(57) PIZZININI, Stadtbuch (wie Anm. 1), 154–156.
(58) PIZZININI, Stadtbuch (wie Anm. 1), 157–168.
(59) JOSEF OBERFORCHER, Skizze zur Geschichte der Stadt Lienz [Teil 8], in: Osttiroler Heimatblätter 20 (1952), Nr. 6/7.
(60) PIZZININI, Stadtbuch (wie Anm. 1), 183–193; OTTO STOLZ, Aus der Wirtschaftsgeschichte der Stadt Lienz [Teil 2], in: Osttiroler Heimatblätter 20 (1952), Nr. 8.
(61) PIZZININI, Stadtbuch (wie Anm. 1), 169–173.
(62) PIZZININI, Stadtbuch (wie Anm. 1), 194–201; JOSEF OBERFORCHER, Das Lienzer Messingwerk, in: Osttiroler Heimatblätter 17 (1949), Nr. 8, 9.
(63) RICHARD CANAVAL, Die bestandenen Messingwerke des oberen Drautales, in: Montanistische Rundschau 24 (1932), Nr. 15.
(64) Auflistung aller Brände in Lienz in: Festschrift zum hundertjährigen Bestand der Freiwilligen Feuerwehr der Stadt Lienz 1868–1968, Lienz 1968.
(65) JOSEF OBERFORCHER, Nachtwache in Lienz, in: Osttiroler Heimatblätter 19 (1951), Nr. 3.
(66) KONRAD FISCHNALER, Der Brand von Lienz am 8. April 1609, in: Geschichts-, Kultur- und Naturbilder aus Alttirol, Innsbruck o. J. [1936] (Ausgewählte Schriften 1), 256 ff.
(67) Abgedruckt in Festschrift (wie Anm. 64), 10–12.
(68) PIZZININI, Stadtbuch (wie Anm. 1), 152 f.
(69) MARIA KOLLREIDER, Geschichte des Lienzer Feuerwehrwesens bis zum Jahre 1928, in: Osttiroler Heimatblätter 18 (1950), Nr. 10.
(70) Festschrift (wie Anm. 64), 14.
(71) ALOIS EBNER, Hauskunde von Osttirol, Phil. Diss., MS, Innsbruck 1972, 232–258.
(72) Wie Anm. 64, 10–12.
(73) PIZZININI, Stadtbuch (wie Anm. 1), 293–296.
(74) PIZZININI, Stadtbuch (wie Anm. 1), 297–308.
(75) FRITZ STEINEGGER, 100 Jahre Bezirkshauptmannschaften in Tirol, Innsbruck 1972.
(76) PIZZININI, Stadtbuch (wie Anm. 1), 314–318.
(77) PIZZININI, Stadtbuch (wie Anm. 1), 319–340.
(78) PIZZININI, Stadtbuch (wie Anm. 1), 362–373.
(79) PIZZININI, Stadtbuch (wie Anm. 1), 395–403.
(80) PIZZININI, Stadtbuch (wie Anm. 1), 404–407.
(81) PIZZININI, Stadtbuch (wie Anm. 1), 374.
(82) PIZZININI, Stadtbuch (wie Anm. 1), hier 458–471.
(83) PIZZININI, Stadtbuch (wie Anm. 1), 479–488.
(84) MEINRAD PIZZININI, Lienz in Geschichte und Gegenwart, 2. Aufl. Innsbruck 1999, 51 f.

 

 

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