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Die Stadt Hall liegt im mittleren Inntal links des Inn am Ostrand des breiten Innsbrucker Beckens beziehungsweise zum Teil am unteren Ende des in südlicher Richtung aus dem Halltal herabfließenden Mündungsschuttkegels des Weißenbaches, zum Teil aber auch unterhalb einer ehemaligen Innufer-Terrasse, welche den Südrand dieses Kegels bildet, beziehungsweise unmittelbar auf dem von Innhochwässern bedrohten Talboden. Das Halltal hat als Verkehrsweg nur interne Bedeutung und wird von keiner talüberschreitenden Durchzugsstraße durchzogen. Auch von Süden her mündet bei Hall kein verkehrswichtiges Tal in das Inntal ein. Demgemäß entspricht die verkehrsgeographische Lage Halls der einer durchschnittlichen Ortschaft im Verlauf des tirolischen Inntals, jedoch mit dem Unterschied, daß sich die Altsiedlungen beziehungsweise Dörfer dieser Talfurche nicht – wie Hall – unmittelbar neben dem Fluß, sondern davon deutlich distanziert, in zumindest leicht erhöhter, vor Hochwasser sicherer Lage befinden.
Wenn in scheinbarem Widerspruch dazu ein am Talboden links des Inn von Rum beziehungsweise von Westen her gegen Hall führender Fahrweg im Gemeindegebiet von Rum die offizielle Straßenbezeichnung „Römerstraße” trägt, so ist dazu festzustellen, daß diese sogenannte „Römerstraße” erst am Ende des 16. Jahrhunderts angelegt wurde (1) und im Gemeindegebiet von Hall, den Tatsachen entsprechend, als „Alte Landstraße” und innerhalb der westlichen Vorstadt als „Fassergasse” bezeichnet erscheint (2). Bei der sogenannten „Römerstraße” in Rum tritt uns also lediglich jenes nicht selten zu beobachtende Phänomen entgegen, daß die örtliche Tradition eine einige Jahrhunderte alte Straße gleich zur fast 2000jährigen Römerstraße – gemeint ist die römische Staatsstraße – gemacht hat, wozu zweifellos auch die Auffassung beitrug, daß hohes Alter zugleich höheres Ansehen bringe (3). Der alte linksseitige Talweg, auf dessen vorgeschichtliches Alter die vorrömischen und römischen Ortsnamen Zirl (TERIOLIS), Arzl, Rum, Thaur, Absam und Mils hinweisen, verlief selbstverständlich nicht durch die erst allmählich urbar gemachte Aulandschaft der Talsohle, sondern in erhöhter Lage, dort, wo sich auch die Siedlungskerne der genannten Dorfgemeinden befinden (4).
(1) O. STOLZ, Geschichtskunde der Gewässer Tirols. (Schlern-Schriften 32, 1936), S. 297 ff.
(2) F. H. HYE, Arzl. Ein Beitrag zur Geschichte der Stadtteile Innsbrucks, in: Das Fenster. Tiroler Kulturzeitschrift 15, 1974, S. 1569 ff.
(3) Ein anderes Beispiel einer sogenannten Römerstraße liegt bei der im folgenden erörterten Straße durch die Ellbögen vor, welche zweifellos bereits in vorgeschichtlicher Zeit als Saumweg benutzt wurde, doch niemals als römische Staatsstraße gedient hat. Letztere führte vielmehr im Bereich des äußeren Wipptales von MATREIVM (Matrei a. Br.) nach VELDIDENA (Wilten-Innsbruck).
(4) Vgl. dazu D. PEKNY, Aus der Siedlungsgeschichte des Dorfes Thaur, in: Tiroler Heimat 7/8, 1936, S. 91–117; – sowie H. BACHMANN, Zur älteren Besiedlungsgeschichte von Arzl bei Innsbruck, in: Tiroler Heimat 27/28, 1965, S. 29–47. – P. v. MOLAJONI, Des alten „Teriolis” archäologische und historische Bedeutung, in: Tir. Heimatbl. 13, 1935, S. 414–419.
Die einzige Örtlichkeit in der Nähe von Hall, die – was bisher unbeachtet blieb – zumindest auf eine landwirtschaftliche Flurnutzung beziehungsweise Beziehung zu römerzeitlichen Siedlungen im Bereich von Thaur oder Absam hinweisen dürfte, ist der heutige Haller Stadtteil Heiligkreuz im Westen der Stadt (eingemeindet 1938), dessen alter Name „Gampas” lautet und sich eindeutig von lateinisch „campus” (Feld) herleitet (5). Konkrete vorgeschichtliche Aussagen über den Bereich dieses Flur- und mittelalterlichen Siedlungsnamens können hier nicht gemacht werden, da bisher weder Zufallsfunde bekannt wurden, noch systematische Untersuchungen oder Grabungen durchgeführt worden sind. Jedenfalls ist es auffallend, daß hier eine Parallele zu Hallein vorliegt, dessen dörfliche Vorgängersiedlung südlich vom Mühl- oder Kotbach den Namen „Gamp” trägt, der sich ebenfalls von „campus” herleitet. Dort wurde übrigens durch entsprechende Grabungen auch eine siedlungsgeschichtliche Kontinuität zumindest seit der Römerzeit nachgewiesen (6). — Soviel also zur siedlungs- und verkehrsgeschichtlichen Situation der Gegend von Hall beziehungsweise des Gebietes links des Inn vor der Entstehung dieser Stadt.
(5) K. FINSTERWALDER, Tiroler Namenkunde. (Innsbr. Beitr. z. Kulturwissenschaft, Germ. Reihe 4, 1978) S. 288.
(6) F. KOLLER, Hallein im frühen und hohen Mittelalter, in: Mitt. Ges. f. Salzbg. LK 116, 1976, S. 9–17.
Die Römerstraße beziehungsweise jener Ast der VIA CLAUDIA AUGUSTA, der in VELDIDENA (= lnnsbruck-Wilten) vom Hauptstraßenzug nach Augsburg abzweigte und durch das Unterinntal führte, verlief hingegen auf der rechten oder südlichen Talseite, woran noch heute sowohl ein römischer Straßen- oder Meilenstein an der anstelle der Römerstraße verlaufenden Wiesengasse im Innsbrucker Stadtteil Pradl-Amras (urkundlich 1254 „lapis milstain” genannt) (7), als auch ein 1983 im Weiler Häusern der Dorfgemeinde Ampass in der östlichen Nachbarschaft von Innsbruck-Amras ausgegrabenes Stück Römerstraße mit den typischen Radrillen unmittelbar unter der heutigen Landesstraße erinnern, welche Straße dort zu Recht die Bezeichnung „ Römerstraße” trägt (8).
(7) STOLZ, Geschichte der Raum- und Grenzbildung der Stadtgemeinde Innsbruck. (Veröff. Stadtarchiv Innsbruck 13, 1957) S. 13.
(8) HYE, Zur Geschichte des Hauptstraßennetzes im Innsbrucker Becken. Das Verkehrsdreieck Matrei - Innsbruck - Ampass/H., in: Tiroler Wirtschaftsstudien 33, 1977, S. 185 ff.
Die Innbrücke
Eine brückenmäßige Verbindung der Römerstraße zum oben geschilderten linksseitigen Talweg hat es hier jedoch vor der Errichtung der Stadt Hall nicht gegeben.
Schließlich ist noch darauf hinzuweisen, daß im Gemeindegebiet des vorgenannten Dorfes Ampass in den eben geschilderten Nebenast der Römerstraße von Südwesten her jener vorgeschichtliche Fahrweg einmündet, welcher die Dörfer Ampass – Aldrans – Lans – Patsch – Eilbögen – Pfons mit Matrei am Brenner, dem römischen MATREIUM an der VIA CLAUDIA AUGUSTA, verbindet – man beachte auch hier die auf das hohe Alter dieses Verkehrsweges deutenden vorrömischen Ortsnamen (9). Durch das erst kraft des Stadtrechtsprivilegs für Hall (1303) dieser Stadt verliehene Recht zum Bau einer Straßenbrücke über den Inn sollte dieser Straßenzug, kurz die Ellbögener Straße genannt, als „Salzstraße” große Bedeutung erlangen. Bedeutete die Errichtung einer günstig gelegenen Straßenbrücke für jeden Ort – nicht nur für Städte (10) – eine spürbare Förderung von Verkehr und Handel, so bestand das Besondere am Brückenprivileg für Hall darüber hinaus in dem Umstand, daß es vor allem im Interesse des Landesfürsten als dem Inhaber des Haller Salinen-Betriebes war, durch den Anschluß Halls an die Ellbögener Straße für den Transport des ärarischen Salzes über den Brenner in den südlichen Landesteil den Umweg über Innsbruck zu vermeiden und für das Salz die Frachtstrecke erheblich zu verkürzen. Es versteht sich von selbst, daß in der Folge jedoch nicht nur das ärarische Salz, sondern auch andere Handelsgüter unter Umgehung der „rechten”, durch Innsbruck führenden Landstraße zum Schaden dieser Stadt über die Ellbögen transportiert worden sind. Um zumindest den dadurch bedingten Verlust der städtischen Zolleinnahmen abzuwenden, erhielt Innsbruck 1372 das Recht zur Einhebung des Kleinen Zoll an der Haller Innbrücke (11).
(9) Ebenda, sowie FINSTERWALDER (wie Anm. 5).
(10) Auf die besondere Bedeutung der Errichtung einer Brücke für die Entwicklung eines Ortes zur Stadt hingewiesen hat H. KOLLER, Der Ausbau der Stadt Hallein im hohen und späten Mittelalter, in: Civitatum Communitas. FS. Heinz Stoob, 1984, S. 190.
(11) HYE, Die Städte Tirols, Teil 1. (Österr. Städtebuch V/1,. 1980) S. 106.
Die Anfänge von Saline und Hafen
Wie schon der Name „Hall” erkennen läßt, ist die Entstehung dieser Stadt aufs engste mit der Nutzung der Salzlagerstätten im Halltal 10 km nördlich der Stadt verknüpft, wobei betont werden muß, daß in diesem Falle mangels Nachweises irgendeiner vorgeschichtlichen Salzgewinnung die Anwendung der aus dem Keltischen stammenden Bezeichnung oder Namensform „Hall” nicht als Primär-, sondern bereits als Sekundärverwendung, das heißt bereits als Gattungsname für einen Salzort zu werten ist (12). Den ersten Hinweis auf die Nutzung der Salzlagerstätten im Halltal liefert uns eine Urkunde von 1232, worin Graf Albert III. von Tirol – nach einer neueren genealogischen Zählung der „IV.” (13) – der späteren Deutschordens-Kommende beziehungsweise dem Hospiz am Ritten ober Bozen ein jährliches Kontingent von 12 kleinen Wagenfuhren von Salz aus seiner Saline bei Thaur im Inntal stiftet. Wörtlich lautet der betreffende Passus: „de salina mea, quam habeo in Intal iuxta Tavr castrum meum” (14). Die lange diskutierte Frage, wie Graf Albert über diese Saline verfügen konnte, wo sich dieselbe doch im Bereich der Andechser Grafschaft im mittleren Inntal zwischen Melach und Ziller befand, wurde endlich 1971 durch Rudolf Palme geklärt, indem er nachweisen konnte, daß über die in der genannten Grafschaft gelegene Herrschaft Thaur nicht die Grafen von Andechs, sondern das Hochstift Augsburg die Lehenshoheit besaß, von welchem Graf Albert Thaur offenbar zu Lehen trug (15). Über seine Tochter Elisabeth gelangte dieses Lehen und damit die Saline an deren ersten Gemahl, Herzog Otto II. von Andechs-Meranien (gest. 1248 als der Letzte seines Geschlechtes), und nach dessen Tod an ihren zweiten Gatten, den Grafen Gebhard von Hirschberg, und schließlich von dessen gleichnamigem Sohn 1281 nolens volens an Graf Meinhard II. von Tirol-Görz. Seither bildet die Herrschaft beziehungsweise das Landgericht Thaur mit Hall einen integrierenden Bestandteil der Grafschaft beziehungsweise des Landes Tirol.
(12) Vgl. dazu die Studie von V. HEHN, Das Salz. 1873, Nachdruck 1964, S. 31 ff.
(13) F. TYROLLER, Genealogie des altbayerischen Adels im Hochmittelalter, in: Genealog. Tafeln zur mitteleuropäischen Geschichte, hg. v. W. WEGENER, 1962, S. 305–310.
(14) F. HUTER, Tiroler UB. I/3, 1957, n. 963.
(15) R. PALME, Die rechtlichen Verhältnisse beim Entstehen der Saline und des Bergwerkes H. in Tirol, in: Bericht über den 12. Österr. Historikertag in Bregenz 1973, S. 138–146.
Noch in der Zeit Graf Alberts von Tirol (gest. 1253 als der Letzte seines Hauses) nahm die Nutzung der Salzquellen im Halltal einen solchen Umfang und eine derartige wirtschaftspolitische Dimension an, daß es der Bischof von Brixen als zuständiger Oberhirte über Ersuchen für tunlich hielt, den Abt von Wilten dazu zu ermächtigen, die Arbeiter der Saline in Thaur („operarios saline in Tavver”) von der Einhaltung der Arbeitsruhe an Sonn- und Feiertagen zu dispensieren (16). Die aus den Stiftungsangaben von 1232 zu erschließende Produktionsmenge – ähnliche Schenkungen empfingen sicherlich auch andere kirchliche und caritative Einrichtungen – und die daraus und aus der erwähnten Dispens von 1244 ableitbare Betriebsgröße und Beschäftigtenzahl setzen spätestens zu letzterem Termin nicht nur den Bestand des Sud- oder Pfannhauses herunten am Talboden beziehungsweise nahe am Innufer, sondern auch eine entsprechende Werkssiedlung bei diesem voraus. Die quellenmäßigen Erstnennungen hiezu hinken, wie dies meistens der Fall ist, allerdings etwas hinter der tatsächlichen Entwicklung nach. Das „Salzhaus … ze Halle”, also die Salzsiedeanlage an dem hier erstmals genannten Standort in Hall, wird urkundlich erstmals 1256 genannt (17). Diese Nennung des Pfannhauses setzt auch den Bestand einer Soleleitung vom Halltal herab nach Hall voraus, während die Anführung des neuen Ortsnamens zu diesem Zeitpunkt das Bestehen einer so bezeichneten Salinensiedlung erschließen läßt. Bleibt noch zu ergänzen, daß dieselbe Quelle von 1256 auch erstmals einen in Hall eingehobenen Zoll erwähnt. Verzollt aber wurden in der Regel entweder eingeführte oder durchgeführte Waren und dies an einem hierfür verkehrsmäßig günstigen oder wichtigen Punkt. Die Nennung einer Zollstätte ist daher ein sicheres Indiz für ein nicht unbedeutendes Verkehrsaufkommen und für den Bestand einer den Verkehr maßgeblich beeinflussenden Einrichtung. Als eine solche aber fungierte seit der Errichtung des quer über den Inn geschaffenen Holzrechens, der zur Anländung des für den Betrieb des Sudhauses nötigen und in riesigen Mengen angetrifteten Heizholzes erforderlich war, der durch diese künstliche Flußsperre bedingte Kopfhafen der Innschiffahrt in Hall. Mit anderen Worten, die Nennung des Salzhauses und des Zolls „ze Halle” im Jahre 1256 liefert den Beweis dafür, daß hier damals bereits sowohl das Sudhaus als auch der Holzrechen und der Hafen bestanden haben, jene beiden wichtigsten und dauerhaftesten Antriebskräfte der Haller Wirtschaft.
(16) PALME, Geschichte des Salzbergbaues und der Saline H., in: Stadtbuch H. i. T., 1981, S. 67. – Eine allerdings nicht ganz entsprechende Edition der betreffenden Urkunde bietet J. v. HORMAYR, Kritisch-diplomatische Beyträge zur Geschichte Tirols im Mittelalter I/2, 1903, S. 338 ff.
(17) STOLZ, Geschichte der Verfassung, Verwaltung und Wirtschaft der Stadt H., in: Schlern-Schriften 106 (= Haller Buch) 1953, S. 21; – sowie insbesondere PALME, Rechts-, Wirtschafts- und Sozialgeschichte der inneralpinen Salzwerke bis zu deren Monopolisierung. (Rechtshistorische Reihe 25, 1983) S. 39 f.
Graf Albert III. (IV.) von Tirol – der vermutliche Gründer des Marktes Hall
Nach diesem ersten Zwischenresümee haben wir die Frage zu stellen, wer oder welche politische Kraft hinter allen diesen Entwicklungen steht? Um die Antwort vorwegzunehmen, alles weist darauf hin, daß dies Graf Albert von Tirol war: Er tritt uns bereits 1232 als Inhaber der Saline entgegen; als Begründer der später zur Stadt aufgestiegenen Marktsiedlung Meran – 1239 erstmals als „forum” genannt (18) – ist auch seine Erfahrung im Anlegen einer Wirtschaftssiedlung erwiesen. Und schließlich datiert die Erstnennung des Ortes Hall und seines Zolles beziehungsweise dadurch indirekt auch des Hafens (1256) nur drei Jahre nach Alberts Tod (gest. 1253). Überdies sind weder sein Nachfolger als Inhaber des Salinenortes, sein Schwiegersohn Graf Gebhard von Hirschberg, noch dessen gleichnamiger Sohn – Herr über Hall bis 1281 – als Begründer von Marktsiedlungen oder diesen ähnlichen Wirtschaftssiedlungen bekannt. Auch gibt es — abgesehen von der zufälligen Erstnennung des Ortes Hall im Jahre 1256 – kein einziges Indiz dafür, daß sich die Hirschberger besonders um die Entwicklung von Hall bemüht hätten. Darüber hinaus erscheint es durchaus wahrscheinlich, daß Graf Albert von Tirol die Haller Werkssiedlung auch bereits mit Marktrechten begabt hatte, von deren Vorhandensein wir allerdings erst in jenem Tiroler landesfürstlichen Urbar erfahren, welches Graf Meinhard II. von Tirol-Görz um 1286/88 hat anlegen lassen. Die betreffende Angabe lautet: „Datz Halle git man alle iar ze sunnewenden minem herren von marchetrehte 12 march” (19). Diese rein auf die Abgabe bezogene Formulierung läßt es letztlich offen, ob die Verleihung der Marktrechte erst unter Graf Meinhard II. — Ortsherr seit 1281 — oder bereits vorher stattgefunden habe. In Analogie zu anderen Marktgründungen, die zum Teil in der Folge zu Städten aufstiegen, liegt es jedenfalls nahe anzunehmen, daß die Zuerkennung der Marktrechte bereits gleich bei der Gründung und Anlage der betreffenden Marktsiedlung beziehungsweise im konkreten Falle durch Graf Albert von Tirol erfolgt sei (als vergleichbare Tiroler Beispiele seien hier angeführt: Neumarkt im Bozner Unterland, Mühlbach im Pustertal, Brixen, Meran, Innsbruck, Klausen, Bruneck, Rattenberg und Kufstein etc.) (20).
(18) K. MOESER, Meran – die alte Hauptstadt des Landes Tirol, in: Meran – 100 Jahre Kurort 1836–1936, 1936, S. 148. – HYE, Tiroler Städte an Etsch und Eisack. (Exkursionen d. Österr. Arbeitskreises f. Stadtgeschichtsforschung 9, 1982) S. 44—49.
(19) O. v. ZINGERLE, Meinhards II. Urbare der Grafschaft Tirol. (FRA II45, 1890) S. 49.
(20) HYE, Neumarkt. Historisches Antlitz eines trientinisch-tirolischen „burgum”, in: Jb. d. Südtiroler Kulturinstitutes IX (= Das Südtiroler Unterland), 1980, S. 127–144. – DERS., Der alte Markt Mühlbach, 1979. – DERS., Rattenberg am Inn – Grundzüge seiner Stadtgeschichte, in: FS. zur Wiedereröffnung der Stadtpfarrkirche zum Hl. Virgil in Rattenberg, 1983, S. 60–75. – DERS., Kufstein, in: ÖStA, 2. Lieferung, 1985, – sowie die in Anm. 11 und 18 zitierten Arbeiten desselben. – HUTER, Die Anfänge von Bruneck, in: Der Schlern 30, 1956, S. 291–294.
Das im Urbar von ca. 1288 genannte Gesamtausmaß der damals von der Marktgemeinde Hall an den Landesfürsten jährlich abzuliefernden Marktrecht-Abgabe in der Höhe von 12 Mark = 120 Pfund spiegelt übrigens den damaligen Besiedlungsstand im Bereich der Salvator- und der Schmiedgasse, für deren Häuser nach dem Vollausbau laut des Maria-Theresianischen Steuerkatasters von 1780 insgesamt 185 Pfund Grundzins zu bezahlen waren, wider (allerdings sind hier auch einige Grundzinsbefreiungen zu berücksichtigen).
Nach dieser Erörterung der Anlage und Entstehung der Salinen- und Marktsiedlung Hall wollen wir uns nun der Frage nach dem konkreten Standort dieser beiden Siedlungskerne zuwenden. Der erste und bis 1712/17 ausschließliche Bereich des Sud- oder Pfannhauses, welches zugleich einen eigenen, dem Salzmaier unterstellten Niedergerichtsbezirk darstellte (21), war gegen Norden vom heutigen Unteren Stadtplatz, gegen Südosten von der Münzergasse und gegen Westen vom Salinenpark umgrenzt. Das Areal der Haller Marktsiedlung wiederum war noch bis zum Ende des 19. Jahrhunderts gekennzeichnet durch die Bezeichnung „Marktgasse”, welcher Name urkundlich erstmals 1384 begegnet (22). Heute trägt diese Straße nach einer um 1399/1400 erbauten Kirche den Namen Salvatorgasse. Die städtebauliche Situation der heutigen Salvatorgasse und ihre Wechselbeziehung zu der fast parallel südlich von ihr verlaufenden Schmiedgasse legt übrigens die Vermutung nahe, daß beide gemeinsam ursprünglich einen langgezogenen Straßenmarkt gebildet haben, dessen Längs-Mittelachse später mit Wohnbauten bestückt wurde, wodurch dieser Straßen-Marktplatz in zwei schmale Parallel-Gassen umgewandelt worden ist. Die Lage und der west-östliche Verlauf der „Marktgasse” lassen übrigens noch heute die Voraussetzungen und Planungsziele für ihre Anlage erkennen: Sie bildet den untersten Abschnitt jenes Straßenzuges, der vom oben geschilderten alten Talweg Thaur-Absam-Mils über Heiligkreuz-Gampas herabführt, und zwar geradewegs einerseits zum Pfannhaus und andererseits zum ehemaligen Innhafen beziehungsweise zur Unteren Lend. Die Marktgasse ist dadurch als eine völlig auf diese beiden Einrichtungen hin orientierte Marktsiedlung charakterisiert. Dies kommt auch dadurch zum Ausdruck, daß ihr, nachdem sie zu einem Hafen führte, eine adäquate straßenmäßige Fortsetzung in Richtung Unterinntal fehlt.
(21) STOLZ, Politisch-historische Landesbeschreibung von Tirol, 1. Teil: Nordtirol, in: AfÖG 107, 1926, S. 268.
(22) HYE, Stadtgrundriß und Siedlungsentwicklung, in: Stadtbuch (wie Anm. 16), S. 35–42. – DERS., H. in Tirol. Geschichte, Kunst, Stadtbild, 1983.
Auf der Oberstadt-Terrasse entsteht die Stadt – Verleihung des Haller Stadtrechtes (1303)
Das durch die Saline und den Hafen bestimmte Wirtschaftsleben Halls, verbunden mit überregionalen Kontakten, ließ schon nach wenigen Jahrzehnten den Wunsch entstehen, das Ansehen Halls durch seine Weiterentwicklung zur Stadt anzuheben. Während nun in den meisten Fällen in Tirol der Aufstieg vom Markt zur Stadt vor allem darin bestand, daß die bestehende Marktsiedlung mit einer Ringmauer umgeben und dadurch gesichert worden ist, wie zum Beispiel in Kufstein, Rattenberg, Klausen, Bruneck oder Meran (23), vollzog sich diese zweite Entwicklungsphase in Hall in der Weise, daß auf der vor Hochwasser geschützten Terrasse der Oberstadt oberhalb der Marktgasse beginnend mit dem Bau der St.-Nikolaus-Kirche – sie wird 1281 als „nova structura apud Salinam” genannt, wobei offenbleiben muß, ob „Salina” hier mit Hall oder mit Pfannhaus zu übersetzen ist – ein weiterer Siedlungskern entstand, der im Zusammenhang mit der Verleihung des Stadtrechtes an Hall 1303 mit einer Ringmauer (vgl. unten!) umgeben worden ist. Die einzige im Grundriß erkennbare Mittelachse der Stadtsiedlung ist nicht West-Ost, sondern Nord-Süd gerichtet und wird von der annähernd geradlinigen, vom Halltal zum Pfann- oder Sudhaus führenden Soleleitung gebildet und als „Salzgazze” (urkundlich 1348) bezeichnet. Es handelt sich dabei um den heutigen Straßenzug – von Norden nach Süden: Wallpachgasse – Oberer Stadtplatz – Langer Graben. Nach einer durchgehenden West-Ost-Straße hingegen sucht man auch in der Stadtsiedlung vergeblich, eine solche gibt es nur von Osten, vom ehemaligen Milser Tor her westwärts bis zum Oberen Stadtplatz.
(23) Vgl. Anm. 20.
Für einen allenfalls die Stadt Hall durchquerenden Straßenverkehr bedeutete dies, daß ein von Innsbruck über Thaur kommendes Fuhrwerk durch die Marktgasse der Unterstadt bis zu deren Kreuzung mit dem Langen Graben und von dort durch diese steile und enge Gasse (vgl. oben „Salzgasse”) hinauf zum Oberen Stadtplatz ziehen mußte, um endlich durch die Schlossergasse die Stadt in Richtung Mils ostwärts wieder zu verlassen. Die „Stadt” Hall entstand demnach als einzige in Tirol nicht als eine vom Straßenverkehr geprägte oder den Straßenverkehr dirigierende Stadt, sondern primär um dem infolge von Saline und Hafen angekurbelten Wirtschaftsleben den entsprechenden Raum, die adäquaten Beherbergungsmöglichkeiten und durch die Ummauerung auch die nötige Sicherheit zu bieten. Das Stadtrechtsprivileg Herzog Ottos von Kärnten-Tirol von 1303 befaßt sich dementsprechend nach der verbalen Erhebung des Marktes zur Stadt (”dantes et concedentes eidem oppido Hallis, quod deinceps ius et nomen civitatis habere volumus”) (24) an erster Stelle mit der Förderung des Handels, wobei der Landesfürst in bewußter Durchbrechung der durch das Innsbrucker Stadtrecht verbrieften Monopolstellung Innsbrucks im Raum zwischen Melach und Ziller der jüngeren Nachbarstadt Hall dieselben Rechte, welche Innsbruck genossen hatte, verlieh. Wörtlich lautet der betreffende Passus: „Primo constituimus… ut in civitate Hallis sit usus mercationum, qui vulgariter niderlag dicitur, quemadmodum in Ins-pruka, nec in aliquo loco inter flumina Mellach et Ziller, praeterquam in dictis civitatibus Inspruke et Hallis huiusmodi niderlag habeatur”.
(24) Zitiert nach der Edition des H.er Stadtrechtsprivilegs bei STOLZ (wie Anm. 17), S. 76 ff.
Eine weitere besonders wirkungsvolle Verfügung im Haller Stadtrechtsprivileg zur Förderung von Verkehr, Handel und damit auch der Gastronomie war die Zuerkennung des Rechtes zum Bau einer Innbrücke („et ultra fluvium Oeni pontem et viam habeant, ut sic pateat ibidem transitus hominibus, equis et curribus transire volentibus universis”), welcher Brückenschlag einerseits und durchaus legal den kürzestmöglichen Salztransport über den Brenner in den südlichen Landesteil ermöglichte, andererseits aber geradezu einlud – dies gilt auch von der obzitierten Formulierung im Stadtrechtsprivileg, – daß auch andere Handelsgüter unter Umgehung Innsbrucks und der durch diese Stadt führenden „recht Lanndtstrassen aus dem Reich teutscher Nation in Ytalia unnd Venedig” (25) an der Grenze zur Illegalität ihren Weg über die Ellbögener- oder Salzstraße nahmen. Der auch dadurch der Stadt Innsbruck bereitete Schaden wurde, wie bereits oben erwähnt, wenigstens zum Teil in der Weise abgeschwächt, daß Innsbruck die Einhebung eines Zolls an der Haller Innbrücke verliehen erhielt. Für die infolge der Umgehung zugunsten Halls ausbleibenden Nächtigungen gab es jedoch keinen Ersatz.
(25) Vgl. die Aufschrift auf der Stadtansicht von Innsbruck im sogenannten Schwazer Bergbuch von 1556, hg. v. d. Gewerkschaft Eisenhütte Westfalia, 1956, S. 328 f.
Endlich sei im Zusammenhang mit der Stadterhebung Halls noch darauf hingewiesen, daß dieselbe auch aus Gründen der Sicherheitspolitik des Landes sinnvoll war, zumal es bis 1303 ab der damals im Bereich Rattenberg-Zillermündung verlaufenden Ostgrenze des nördlichen Tirol bis Innsbruck keine befestigte Siedlung beziehungsweise Stadt gegeben hat (26). Diese besondere strategische Bedeutung von Hall hat in der Folge namentlich Herzog Rudolf IV. von Österreich erkannt, weswegen er 1365 eine eigene Zinsstiftung zur Besoldung einer permanenten Hoch-Wacht „auf irem chirchturm” verfügt hat (27). Die Befestigung der Stadt Hall, der – wie aus der Nennung einer „turris in salina” (1296) abzuleiten ist (28) – jene des Salinenviertels vorausgegangen ist, zeigt daher einmal mehr, wie sehr die Stadt als Festung einen wesentlichen Aspekt in der Sicherung der landesfürstlichen Herrschaft und der Wirtschaft des Landes bildete.
(26) J. RIEDMANN, Das Mittelalter, in: Geschichte des Landes Tirol 1, 1985, S. 481 f.
(27) HUTER, Rudolf der Stifter und die Tiroler Städte. (Tiroler Wirtschaftsstudien 25, 1971) S. 62, Edition Nr. 20.
(28) M. MAYR-ADLWANG, Regesten zur tirolischen Kunstgeschichte (bis 1364), in: Zs. d. Ferdinandeums f. Tirol u. Vorarlberg 3/42, 1898, S. 137, n. 120.
Errichtung und Standort der ersten Stadtmauer – landesfürstliche Stadtpfalz, „Pfaffenbichl” und Bürgerstadt (29)
(29) Vgl. dazu bezüglich der Detail-Angaben HYE (wie Anm. 22). – H. MOSER, Urkunden der Stadt H. i. T. 1, 1303–1600 (Tiroler Geschichtsqu., hg. v. TLA 26, 1989). – F. HATZL, Häuserbuch der Altstadt von Solbad H. i. T. 1780–1856. 2 Bde., ungedr. phil. Diss., Innsbruck 1965.
Die erste, ab dem Jahre 1303 errichtete Ringmauer führte im Halbkreis von der Eckbefestigung „Sparberegg” im Osten über das Milser Tor (nach Schweygers Chronik erst 1351 erbaut (30), abgebrochen 1834), den Frauenturm, den Agramsturm und das Absamer Tor (urkundlich 1355 beziehungsweise 1378, abgerissen 1838), herüber zur zweiten Eckbefestigung „Rainegg”, von wo sie entlang der Terrassenkante der Oberstadt ziemlich gerade wieder zurück zum „Sparberegg” verlief. An dieser Seite hatte die Mauer zumindest zwei Tore aufzuweisen, nämlich das (erste beziehungsweise später „Obere”) Egelhauser Tor am ursprünglichen Westausgang der Ritter-Waldauf-Straße (vgl. unten) sowie das Ristor in der mittleren Höhe des Langen Grabens. Der letzte Rest dieses Tores und der dortigen Stadtmauerpartie wurde 1752 beseitigt, als der bis dahin noch vom ehemaligen Großen Fürstenhaus (heute: Oberer Stadtplatz Nr. 6) über den Langen Graben hinweg zum Chor der St.-Nikolaus-Pfarrkirche führende Verbindungsgang abgetragen worden ist.
(30) F. SCHWEYGER'S Chronik der Stadt H. 1303–1572, hg. v. D. Schönherr (Tirolische Geschichtsqu. 1, 1867), S. 29.
Innerhalb dieses ummauerten Stadtkerns läßt sich eine deutliche Zweiteilung in das Gebiet der bürgerlichen Stadt an der Linie Langer Graben - Wallpachgasse mit dem dicht verbauten Gassennetz östlich davon und in das lange Zeit nur sehr locker verbaute Viertel des landesfürstlichen Stadtherren und der von ihm geförderten Ortskirche und Geistlichkeit beobachten. Abgesehen von der bereits erwähnten Stadtkirche befindet sich hier auch das Pfarrhaus, welches der „pharrer von Halle” – es war dies damals Johanns Kanzler Dietrich – „von den Speysern chaufft hat”, und wozu ihm der Landesfürst Johann von Böhmen, der erste Gemahl der Margarete Maultasch, im Jahre 1339 ein Ackerfeld geschenkt hat, welches „weilent der Aufenstainer gewesen ist” und folgende Grenzen hatte: „Und stozzet an den obgenanten achker und velt oben unsrer stat rynchmawr ze Halle und an der vodern Seiten der gemaine wechk, der da get fuer unser haus ze Halle, und an der dritten seiten der Phaffengazze und an der vierden seyten sein vorgen(antes) haus”. Die hier zitierte, heute im Haller Pfarrarchiv verwahrte Urkunde beschreibt somit die Umgebung des noch immer als Pfarrhaus dienenden Gebäudes: So die Ringmauer nördlich des Widums, welches Gebiet später als der sogenannte „Gritschenwinkel” bezeichnet wurde, weiters die heutige Bachlechnerstraße, welche zwischen dem genannten Acker und dem (hier nicht genannten) landesfürstlichen Baumgarten zum landesfürstlichen Haus in Hall geführt hat. Mit der Pfaffengasse ist dann die heutige Ritter-Waldauf-Straße gemeint, welche noch am Stadtplan von 1890 die Bezeichnung „Pfaffenbichl” trug, während schließlich des Pfarrers eigenes Haus eben das Pfarrhaus ist. Das hier einfach als landesfürstliches Haus bezeichnete Gebäude ist übrigens kein anderes als das sogenannte „Königshaus”, welches die Stadt am 27. Juli 1406 samt Turm und Baumgarten als Rathaus geschenkt erhalten hat und bis zum heutigen Tage als Rathaus benützt. Der Baumgarten dahinter fand in der Folge als „Marktanger” Verwendung, wodurch Hall zu seinem für Tirol untypischen Marktplatz kam.
In neuerer Zeit bot dieses Grundstück den Bauplatz zuerst für das 1874 errichtete Kindergartengebäude beziehungsweise Schulhaus Krippgasse Nr. 5 und 1949/50 für das südlich an dieses angefügte neue Hauptschulgebäude (Turnhalle von 1973/74). Die heute bestehende, geschlossene Gebäudefront vom „Königs”- oder Rathaus hinüber zum ehemaligen Wirtshaus „Zur Rose” entstand erst durch einen Rathaus-Erweiterungsbau des Jahres 1536, welche Jahreszahl noch heute am ehemaligen Torbogen der Durchfahrt vom Oberen Stadtplatz zum Marktanger (vgl. oben!) zu lesen ist. Bis dahin stand das „Königshaus” völlig frei und hat sich von der bürgerlichen Stadt deutlich abgehoben. Soviel zur Charakteristik dieses vorwiegend landesfürstlichen und kirchlichen Stadtviertels, in welchem auch später nur im Bereich der Krippgasse ein stärkeres Vordringen der bürgerlichen Stadt zu beobachten ist.
Spätere Stadtmauererweiterungen
Wenige Jahrzehnte nach der Errichtung des ersten Mauerringes erfuhr derselbe bereits eine erste Erweiterung, das heißt um 1335–45 wurde nun auch die ältere Marktsiedlung am Fuße der Oberstadtterrasse in den befestigten Stadtbezirk miteinbezogen. Da nämlich seit der Eheschließung zwischen der zwölfjährigen Tiroler Erbtochter Margarete (Maultasch) und dem böhmischen Prinzen Johann, der damals (1330) ganze acht Jahre alt war, das Verhältnis zwischen Tirol und Bayern einigermaßen gespannt war – zumal sich auch das Haus Wittelsbach Hoffnungen auf das Tiroler Erbe gemacht hatte –, ließ der Vater der Braut, der 1310 heimgejagte böhmische Titularkönig Heinrich von Kärnten-Tirol, in den letzten Jahren seiner Herrschaft die Stadtbefestigung von Hall verbessern und weiter ausbauen, stellte diese Stadt doch für einen vom Unterinntal her in Tirol einfallenden Angreifer nach Überschreiten der Landesgrenze beim Ziller das erste größere Bollwerk und Hindernis dar. Auch Heinrichs Tochter und ihr Gemahl setzten die begonnenen Arbeiten fort. In einer noch im Todesjahre Heinrichs am 4. Mai 1335 auf Schloß Tirol ausgestellten Urkunde erklären daher Prinz Johann und Margarete, daß sie „angesehen und bedaht haben die endhaft und dev triwe, die unser getriwe purger ze Halle in dem Intal seit unsers saeligen herren und vatters toede mit antwerchen, mit mauren, mit graben und mit allen andern werleichen und chostleichen sachen uns und unsrer herschaft an der stat ze Halle … willichleich erzaigt und getan habent”. Und da dies „noch allez an aller unser hilfe” geschehen ist, versprechen ihnen die beiden Aussteller, „daz in ir getriwe arbait… erchennet und erstatet werde”, sei es von ihrem Vater beziehungsweise Schwiegervater König Johann von Böhmen, „wenne in Got zu uns gesendet”, oder von ihnen selbst, zumal „wir daz pilleich und gern tuon sullen und wellen mit urchunde dises prieves”.
Bekanntermaßen währte das Eheglück der beiden nun heranreifenden Kinder nicht lange, weshalb es 1341 zur Landesverweisung des jungen Johann von Böhmen und im Jahre darauf zur neuerlichen, nun gültigen Verehelichung Margaretes mit dem Wittelsbacher Ludwig von Bayern und Brandenburg kam. Auch dieser ließ den Ausbau der Haller Stadtbefestigung weiter fortsetzen, nun zwar nicht mehr um gegen einen bayerischen, so doch um gegen einen mit Recht befürchteten böhmischen Einfall vorzubeugen. Die von Ludwig darüber ausgestellte Urkunde datiert von Innsbruck am 18. Juli 1342. Darin überläßt er „den purgern und der gemain unsrer stat ze Halle” auf die Dauer von fünf Jahren aus den Einnahmen seiner landesfürstlichen Zölle zu Innsbruck und Hall jährlich 50 Mark Perner „zu irem paw… an der selben unsrer stat ze Halle”. Im Zuge dieser Arbeiten wurde also der Mauerring in einem weiteren Halbkreis von Rainegg, das ab diesem Zeitpunkt kein eigentliches Mauereck mehr bildete, bis hinüber zum Hause Unterer Stadtplatz Nr. 10 gezogen, wobei an der westlichen Ausmündung der Markt- beziehungsweise Salvatorgasse das Untere Egelhausertor (auch Heiligkreuzer Tor genannt, urkundlich nachweisbar seit 1380, abgerissen 1822), am westlichen Ende der Schmiedgasse das Thaurer Tor oder Schmiedtor (urkundlich 1423, abgerissen 1831) und am unteren Beginn der „Salzgazze” beziehungsweise des Langen Grabens das „Nidere Tor” (urkundlich 1348, später Eisenturm oder Schergentor genannt, abgerissen 1830) entstanden. Fortan verblieben also nur noch das selbst befestigte Salinenviertel zwischen dem Unteren Stadtplatz und der Münzergasse, das alte Badhaus (heute Salzburger Straße Nr. 2), das Spitalviertel an der Lendgasse und die Häuser Unterer Stadtplatz Nr. 10 und 11, sowie Salzburger Straße Nr. 1, 3, 5, 7, 9, 11, 13 und 15 (soweit sie damals schon bestanden) außerhalb der städtischen Ringmauer.
Nachdem die Stadt und besonders die Vorstädte bei den auf die Übergabe Tirols an Österreich (1363) folgenden bayerischen Rückeroberungsversuchen (letztmals 1412) des öfteren schwer in Mitleidenschaft gezogen worden sind, wurden schließlich auch die eben angeführten Objekte (abgesehen von der Liegenschaft Salzburger Straße Nr. 15) im Zuge einer dritten und letzten Stadtmauererweiterung in den Festungsring miteinbezogen, wobei an der Lendgasse kurz oberhalb vom Giessen das Spital- oder Lendtor (auch Fleischbanktor genannt, urkundlich 1424) und bei Hasegg das Münzertor (urkundlich 1454) entstanden.
Im Bereich des sogenannten „Gritschenwinkels” im Nordwesten der Altstadt hingegen hat es nie ein Stadttor oder einen Torturm gegeben: Der dortige Durchbruch durch die Stadtmauer beziehungsweise die Verbindung der Krippgasse mit dem Stadtgraben erfolgte erst nach 1822. Dementsprechend zeigt auch noch die im genannten Jahre angelegte Inntalkarte Philipp Millers mit ihren auffallend detaillierten Ortsplänen in Hall im Bereich des Gritschenwinkels die noch unversehrte, geschlossene Stadtmauer. Abgesehen von diesem Plan weisen auch noch andere Umstände darauf hin, daß die Krippgasse ursprünglich keinen Westausgang hatte. Einmal ist dies die Tatsache, daß keine der älteren Stadtansichten im Bereich des Gritschenwinkels ein Tor oder einen Torturm zeigen, und zum anderen der Umstand, daß die Lage des Baugrundes des Franziskanerklosters in der betreffenden Kaufurkunde vom 15. März 1644 als vor dem Absamer Tor liegend bezeichnet erscheint. Hätte es damals bereits am westlichen Ausgang der Krippgasse beziehungsweise beim dortigen „Fragturm” ein Stadttor gegeben, so hätte man die Lage des Klostergrundes sicher nicht nach dem entfernteren Absamer Tor, sondern eben nach diesem Tor im Gritschenwinkel benannt. Ein weiteres Argument, welches gegen den Bestand einer Toröffnung an dieser Stelle vor dem 19. Jahrhundert spricht, ist die Bezeichnung dieses Stadtviertels „im Winkel” beziehungsweise im „Gritschenwinkel”, was auf eine Lage im Abseits des Verkehrs und nicht auf das Gegenteil hinweist. Die Qualität dieses abgeschlossenen „Winkels” wird noch durch den Umstand unterstrichen, daß sich hier jahrhundertelang die Dienstwohnung des Scharfrichters oder Freimanns für den nördlichen Landesteil von Tirol befand (Der Wohnsitz seines Südtiroler Kollegen befand sich in Meran.). – In der älteren Literatur allerdings hat man irrigerweise den Standort des Oberen Egelhausertores (vgl. oben) hier im Gritschenwinkel angenommen.
Die im 18. Jahrhundert angelegten zusätzlichen Stadttore schließlich entstanden im Gefolge neuer Straßenbauten. Einerseits galt dies von der neuen Landstraße, welche vor 1780 vom Unteren Stadtplatz zum ehemaligen St.-Leonhards-Kirchlein trassiert wurde, wobei der Durchbruch des sogenannten Kapellentores durch die Stadtmauer vorgenommen werden mußte (Der Name bezog sich auf mehrere Kapellen, die sich an dieser Straße in Richtung zum „Alten Zoll” befanden.). An zweiter Stelle galt dies dementsprechend von dem Inneren und Äußeren Salz- oder Theresientor. Dieses schützte die Einfahrt der heutigen Innsbrucker Straße, die erst damals in Verlängerung des Fürstenweges von Innsbruck nach Maria Loretto (angelegt 1589), von dort geradlinig herein zum Unteren Stadtplatz geführt worden war, wodurch die heutige „Alte Landstraße” erst zur „Alten” gemacht worden ist. Wie der kaiserliche Doppeladler mit österreichischem Herzschild im Giebelfeld und das Monogramm „M. T.” darüber am Torgiebel deutlich erkennen ließen, bezog sich der Name „Theresientor” auf die Landesfürstin Maria Theresia. Die Errichtung dieses Tores ist demnach in ihrer Regierungszeit erfolgt.
Die westliche Gewerbe-Vorstadt und der Amtsbach
Die Ausführungen über die ältere Siedlungsentwicklung abschließend, sei noch darauf hingewiesen, daß sich westlich außerhalb der Stadtmauer, im Bereich zwischen dem eingangs erwähnten Heiligkreuz-Gampas und der jüngeren Markt- und Stadtsiedlung Hall an dem am Ausgang des Halltales vom Weißenbach abgezweigten Mühl- oder Amtsbach eine zur Stadt gehörende Gewerbesiedlung entwickelt hat, deren wichtigste Straßen noch in der Katastermappe von 1856 als die Obere und Untere Fassergasse bezeichnet erscheinen. Geschäftspartner der Fasser oder Faßbinder, die hier einst gearbeitet haben, war jedoch nicht die Weinwirtschaft, sondern die Saline, zumal auch das Haller Salz in Fässern abtransportiert worden ist. Daß diese Transportart bereits in den ersten Jahrzehnten der Haller Salzproduktion angewandt worden war, beweist – wie in vielen anderen Hall-Städten – das im kleinen Stadtsiegel bereits seit 1316 nachgewiesene „sprechende” Stadtwappen, welches eine aufrecht stehende Salzkufe zeigt (31).
(31) MOESER, Siegel und Wappen der Stadt H., in: H.er Buch (wie Anm. 17), S. 94–99.
Der Verlauf des Amtsbaches – in der Katastermappe von 1856 wird er als „Absamer Mühlbach” bezeichnet – hatte auch die Anlage einer Verbindungsstraße zur Folge, welche in ihrem oberen beziehungsweise Absamer Verlauf von einer Reihe von Gewerbebetrieben am Amtsbach begleitet war und noch heute die optimalste Straßenverbindung zwischen den beiden Ortskernen bildet. Eine besondere Bedeutung erlangte der ursprünglich vom Landesfürsten unterhaltene „Amtsbach” um 1567/ 69, als die Münzstätte vom händischen Münz-Schlagen auf die damals eingeführte mechanische Walzenprägung umgestellt worden ist. Zu diesem Zwecke wurde eigens ein aufwendiges hölzernes Rinnwerk vom Amtsbach hinüber zur Münze errichtet.
Die Münzstätte (32)
(32) Vgl. dazu H. MOSER - H. TURSKY, Die Münzstätte H. i. T. 1477–1809. 2 Bde., 1977/1981.
Die bedeutendste Ergänzung und Weiterentwicklung, die das städtische Leben Halls im späten Mittelalter erfuhr, ist in der Verlegung der landesfürstlichen Tiroler Münzstätte aus der alten Landeshauptstadt Meran nach Hall im Jahre 1477 zu erblicken. Veranlaßt von Erzherzog Sigmund dem Münzreichen (regierender Landesfürst von Tirol 1446–1490), stellte dies im Gegensatz zum verheerenden Stadtbrand von 1447 das wichtigste positive Ereignis in der Haller Stadtgeschichte seit der Stadterhebung dar. Ungefähr in der Mitte zwischen den Silber und Kupferbergwerken in Schwaz und der landesfürstlichen Residenz in Innsbruck gelegen, eignete sich Hall seiner Lage nach für Sigmunds Münzpolitik und Münzreform – Einführung des „Guldiners” = Silbermünze im Wert eines Goldguldens, später „Taler” genannt – viel besser als Meran, dessen Münzstätte hinsichtlich des Rohmaterials auf die bei den landesfürstlichen Zollstätten eingehobenen, auswärtigen Silbermünzsorten angewiesen war. Der Standort der Haller Münze war anfangs aber nicht in der Burg Hasegg beim Pfannhaus, sondern von 1477 bis 1567 beim Ansitz Sparberegg an der Südostecke der Oberstadt. Erst als dort das ehemalige Damenstift einzog, übersiedelte die Münzstätte hinunter nach Hasegg, dessen großer Turm in der Folge die Bezeichnung „Münzerturm” erhielt. Hier verblieb die Münze bis zu ihrer Auflassung im Jahre 1809. 1975 wurde der Betrieb der Haller Münzstätte in beschränktem Ausmaß wieder aufgenommen. Das erste neue Gepräge war die aus Anlaß der XII. Olympischen Winterspiele in Innsbruck 1976 ausgegebene 100-Schilling-Silbermünze. Das eindrucksvollste Denkmal aus den ersten Jahrzehnten der Haller Münzstätte bildet — abgesehen von den Prägungen selbst — der kunstvolle Grabstein des zweiten Haller Münzmeisters, Bernhard Beheim d. Ä. (gest. 2. September 1507), unter den Arkaden nördlich der St.-Nikolaus-Pfarrkirche am alten Friedhof neben dem St.-Josefs-Kirchlein. Außer der üblichen Grabinschrift und der Ermahnung „FAC. BENE. DVM. VIVIS. SEQVITVR. SVA. FAMA. SEPVLTO” (Tue Gutes, solange du lebst – dem Toten folgt sein Ruf!) stellt dieser Grabstein in Gestalt eines von Würmern benagten Gerippes die Vergänglichkeit des menschlichen Körpers dar. In die Umschrift eingegliedert sind drei Familienwappen mit Schild, Helm und Helmzier, in der Mitte das Wappen Beheims (33).
(33) In Niederösterreich erlangte die Familie Beheim (Böhaim) sogar die Landstandschaft. Vgl. dazu S. PETRIN, Bemerkungen zur Familiengeschichte und Heraldik der niederösterreichischen Stände um 1600, in: 16. Österr. Historikertag in Krems 1984, 1985, S. 570.
Der Baubach und die Ritschen
Während somit der Amtsbach vorwiegend als Energiewasser fungierte, war dem Bau- oder Stadtbach, welcher östlich von der Salzbergstraße zum Haller Stadtkern herabgeführt worden war, vorwiegend das Durchspülen der offenen Ritschen (Breite 70 cm, Tiefe 60 cm) in den Straßen der Stadt als Aufgabe zugedacht. Seine Einmündung erfolgte durch die Thurnfeldgasse und das Frauentor. Hierauf verlief der Hauptstrang durch die Guarinoni-, Schul- und Erzherzog-Eugen-Gasse und trieb endlich mit seinem nicht mehr ganz sauberen Wasser bei seinem steilen Abfall zur Unterstadt noch die seit 1533 urkundlich nachweisbare ehemalige „Eselmühle” beim Hause Unterer Stadtplatz Nr. 10 an. Unweit vom Unteren Stadtplatz mündete der Baubach schließlich ebenso wie zuvor der Amtsbach in den Gießen-Kanal ein.
Der Gießen, das Spital- und das Hafenviertel
Dem „Gießen” kam noch eine weitere wesentliche Funktion zu. Er sorgte für die Abfall- und Unratentfernung sowohl bei der Metzbank beim Lend- oder Spitaltor als auch beim dortigen Hl.-Geist-Spital und dem östlich anschließenden Badhaus. Das Spital wurde 1342 mit Unterstützung des damaligen Landesfürsten, Markgraf Ludwigs des Brandenburgers, in einem bis dahin landesfürstlichen Hause „am Wasen” installiert und hat an diesem Standort bis 1845 bestanden. Seither befindet sich hier eine Mädchenschule, die dortige Kirche dient der Seelsorge und den Tertiar-Schulschwestern. Das genannte ehemalige Badhaus (Salzburger Straße Nr. 2) ist bereits seit 1335 als das „Halpat” am Wasen nachweisbar. Die Flur „am Wasen” zog sich übrigens von hier westwärts links des Gießen-Kanals hin bis zum Münzertor.
Die Flur rechts vom Gießen hieß einst „die Pygar”, spätestens seit dem 19. Jahrhundert hat sich dafür die Bezeichnung „Untere Lend” eingebürgert. Diese Bezeichnung resultiert vom alten Kopfhafen der Innschiffahrt unterhalb des Holzrechens, woran heute noch in Ufernähe einige einstige Lagerhäuser – errichtet als Verladestätten für beziehungsweise von Schiffsladungen – erinnern. Besondere Beachtung unter diesen gebührt dem sechsgeschossigen Getreidespeicher („Traidkasten”), welcher 1561 von der landesfürstlichen Salinenverwaltung erbaut worden ist. Er hatte ein Fassungsvermögen von 1.000 Mut (= ca. 9.000 Hektoliter) und war für die Getreideversorgung nicht nur von Hall von größter Wichtigkeit, wobei daran zu erinnern ist, daß Tirol den Großteil seines Getreidebedarfes mittels der Innschiffahrt importieren mußte. Um 1780/1856 in den Besitz der Gemeinde gelangt, wurde der in dieser Größe für ganz Tirol einzigartige Funktionsbau 1927/28 für Wohnzwecke umgebaut.
Die Pygar bildete bis zum Bau der Eisenbahn (1856/58) auch den Standort des seit 1425 urkundlich belegten Haller Schießstandes. Am Ostrand der Pygar hat 1533/34 der Augsburger Kaufmann Wolfgang Vitl die bekannte, jedoch bald nach 1602 wieder eingestellte Haller Glashütte errichtet, welches Gebäude 1551 zum adeligen Ansitz „Scheibenegg” erhoben worden ist und seit 1927 – mit späteren Anbauten – als städtisches Altenwohnheim fungiert (34).
(34) H. ÖTTL, Die Ansitze von H. in Tirol und Umgebung (Schlern-Schriften 257, 1970), S. 22 ff.
Hall als landesfürstliche Nebenresidenz (35)
(35) HYE, H. in Tirol. Gründung und Werdegang einer Salzstadt, in: Stadt und Salz (Beiträge zur Geschichte der Städte Mitteleuropas X, 1988), S. 233–246, besonders S. 243 f.
Ein ganz besonderes Phänomen im inneren Leben der Stadt Hall, welches mit größter Wahrscheinlichkeit ebenfalls auf die Saline, dieses wichtigste ärarische Unternehmen des Landes Tirol, zurückzuführen sein dürfte, ist darin zu erblicken, daß Hall – abgesehen von kurzen Unterbrechungen – spätestens seit Beginn des 14. Jahrhunderts stets eine Art landesfürstliche Nebenresidenz beherbergt hat: Der Landesfürst wollte offenbar die Möglichkeit haben, jederzeit an Ort und Stelle diesen wichtigen Betrieb selbst in Augenschein zu nehmen. So hat es zwar in Hall keine in die erste städtische Ringmauer integrierte landesfürstliche Stadtburg, wohl aber spätestens seit 1310/35 eine landesfürstliche Pfalz innerhalb der Stadt in der nördlichen Nachbarschaft der St.-Nikolaus-Kirche gegeben. Dieses sicherlich nach dem Wahl- und Titular-König von Böhmen, Heinrich von Kärnten-Tirol (in Tirol 1310–1335), benannte „Königshaus”, bestehend aus Haus, Turm, ummauertem Vorhof und Baumgarten, wurde jedoch 1406 der Stadt Hall zur Verwendung als Rathaus geschenkt — es wird noch heute als solches benutzt —, offenbar weil man damals glaubte, auf diese Stadtpfalz verzichten zu können.
Schon wenige Jahrzehnte später aber erwachte unter Herzog Sigmund dem Münzreichen neuerlich der Wunsch nach einem jederzeit verfügbaren Sitz in Hall, weshalb um die Mitte des 15. Jahrhunderts der südlichste Teil des Pfannhaus-Areals von diesem abgetrennt und zu einer landesfürstlichen Pfalz- oder Burganlage namens „Hasegg” oder „Hausegg” umgewandelt worden ist (1465: „seiner gnaden hof Hasegg bei dem Inntor hinter dem pfannhaus”) (36). In dieser letztlich doch sehr bescheidenen Burg Hasegg fand übrigens — mehr oder weniger improvisiert — im Jahre 1494 die zweite Vermählung Kaiser Maximilians I. mit Bianca Maria Sforza von Mailand statt (37).
(36) MOSER, Beiträge zur Geschichte der Burg Hasegg in H. i. T., in: H.er Münzblätter 3, 1981, S. 22 f.
(37) H. WIESFLECKER, Kaiser Maximilian I. Bd. 1, 1971, S. 366 ff. – Hinsichtlich des improvisatorischen Charakters der Hochzeit vermerkte der Haller Stadtchronist F. SCHWEYGER (wie Anm. 30, S. 69) noch um 1556 vorwurfsvoll: „aber nit mit grossem Pracht ist die Hochzeit gehalten worden”.
Der Bestand dieses Hof-Quartiers zu Hasegg währte wenig länger als 100 Jahre, denn 1567 wurde die seit 1477 an der Südostecke der Oberstadt im „Sparberegg” situiert gewesene landesfürstliche Münzstätte, um dem damals begründeten adeligen Damenstift einiger Schwestern Kaiser Maximilians II. und seiner Brüder Platz zu machen, hinunter in die Burg Hasegg übersiedelt. Abermals scheint man der Ansicht gewesen zu sein, auf die Haller Nebenresidenz verzichten zu können. Allein, nur rund zwanzig Jahre später schuf Erzherzog Ferdinand II. durch den Ankauf von drei Gebäuden am Oberen Stadtplatz in den Jahren 1586–89 letztmalig eine Nebenresidenz in der Gestalt des sogenannten Großen und Kleinen Fürstenhauses. Nach dem Auslaufen der letzten Tiroler Linie der Habsburger im Jahre 1665 verwaiste diese Hofhaltung alsbald endgültig und wurde zum Teil wieder verkauft, zum Teil infolge Baufälligkeit großteils abgetragen. Letzteres gilt namentlich vom Großen Fürstenhaus, welches seit 1822 nur noch als eingeschossiger, mächtiger Fundamentstumpf ohne Obergeschosse besteht und noch viele Jahre Standort jener Schmalzwaage war, wo den Pfannhausbediensteten ihr Schmalzkontingent verabreicht worden ist. Im rückwärtigen Teil dieses Gebäudes befindet sich seit 1929 ein sehr originelles Bergwerksmuseum beziehungsweise Schau-Salzbergwerk.
Die Anfänge der Gemeindeverwaltung (38)
(38) M. STRAGANZ, H. in Tirol. Ein Beitrag zur Geschichte des tirolischen Städtewesens. Bd. l, 1903, S. 171–226. – Vgl. dazu auch HYE, Städte (wie Anm. 11), S. 41 ff., §§ 9–10.
Einen ersten konkreten Hinweis auf die beginnende städtische Selbstverwaltung liefert die Tatsache, daß die Stadt nachweisbar seit 1316 ein eigenes Stadtsiegel (mit dem Stadtwappen, der Salzkufe) führte beziehungsweise schon bald nach der Stadtrechtsverleihung (1303) in eigener Sache urkunden konnte. Der Rat der „Zwölfe”, in der Stadtordnung von 1328 als die „Geschwornen” bezeichnet, wird erstmals urkundlich 1325 genannt. Je drei Mitglieder dieses Zwölfer-Rates führten bis 1785 jeweils ein Vierteljahr lang die Stadtverwaltung. In den 1411 einsetzenden städtischen Raitbüchern werden sie stets als die „redner” tituliert. Im Widerspruch dazu nennt die im 16. Jahrhundert verfaßte Schweyger'sche Stadtchronik den Vorsitzenden des vierteljährlichen Dreier-Rates bereits ab 1341 „burgermeister”. Urkundlich begegnet dieser Titel für Hall erst 1461. Laut der Stadtordnung von 1328 wurden die Mitglieder des Zwölfer-Rates jährlich von der Bürgerversammlung gewählt. Der Zwölfer-Rat wiederum hatte das Recht, als unterstützendes Gremium 36 „aus der gmain ze nemen, alles des ze helfn und ze volfüern, das unsers Herrn … und der stat und auch des ampts ere und nutz gefuere”. Umgekehrt waren die „36” berechtigt, „ze verkeren aus den zwelffen nach ratt, welche sy woltn”, wobei sich der Zwölfer-Rat nach eigener Wahl aus dem Rat der 36 ergänzen konnte. Laut landesfürstlicher Verfügung von 1344 hatte diese Auswechslung jedoch mit Zustimmung des landesfürstlichen Richters zu geschehen, wobei aber die Beschränkung der Ergänzung aus dem Rat der 36 nicht mehr aufscheint.
An der Spitze der Stadtverwaltung stand bis zur Mitte des 15. Jahrhunderts der anfangs laut Stadtrecht im Einverständnis mit der Bürgerschaft vom Landesfürsten eingesetzte Stadtrichter, der spätestens seit 1359 auch Richter des Landgerichtes Thaur war, nachdem der Landesfürst 1359 verordnete, „daz daz gericht ze Hall ain gericht beleib und ungetailt auf dem land und in der stat, und nicht zwen richter da sein, als das von alterher ist chomen, und daz auch die schranne in dem burchfrid beleibe”. Das Hochgericht befand sich am Galgenfeld neben der Straße von Hall nach Mils (urkundlich 1379). Aus dem Konsensrecht der Bürger bei der Ernennung des Stadtrichters entwickelte sich spätestens im 16. Jahrhundert ein freies Wahlrecht, weshalb dieser Stadt- und Landrichter nachweisbar seit 1551 alljährlich am Stephanitag einmal vom Zwölfer-Rat und einmal von der Bürgerversammlung (Gemain) jeweils aus ihrer Mitte gewählt wurde.
Der Salinenbezirk bildete ein innerhalb des städtischen Burgfriedens liegendes, exemtes Niedergericht, welches dem jeweiligen Salzmaier (urkundlich 1283) unterstand und in Hochgerichtsfällen dem Landrichter als Schubgericht unterworfen war. – Ein Stadtschreiber begegnet in Hall erstmals 1359, ein landesfürstlicher Salinenamts- oder Hallschreiber hingegen bereits 1283. Die Fronwaage ging 1328 in städtischen Besitz über; Fleischbänke sind seit 1401, Brotbänke seit 1466 nachweisbar, bestanden sicher aber schon im 14. Jahrhundert.
Im Zuge der Magistratsreform Kaiser Josephs II. wurde 1786 anstelle der bisherigen vier Quartals-Bürgermeister deren letzter zunächst noch als provisorischer Amtsbürgermeister eingesetzt, dem 1787 ein weiterer von der landesfürstlichen Behörde eingesetzter Amtsbürgermeister folgte. 1790 wurde dann die erste Wahl eines ganzjährig amtierenden Bürgermeisters sowie von drei Mitgliedern des Inneren und vier Mitgliedern des Äußeren Rates durchgeführt. Bürgermeister und Rat hatten das „Öconomicum” und die „niedere Polizei”, der von der staatlichen Obrigkeit eingesetzte Stadtrichter die gesamte Justiz zu verwalten. Beide unterstanden dem staatlichen Kreisamt in Schwaz. Nach der Angliederung Tirols an Bayern folgte 1809 die Auflösung des Stadtgerichts, dessen Gebiet nun unmittelbar zum Landgericht Hall gehörte, welches 1849 in das seither bestehende Bezirksgericht Hall umgewandelt wurde. Überdies ist Hall Standort des Bezirkskrankenhauses für den Bezirk Innsbruck-Land, des Landes-Nervenkrankenhauses und Garnisonsstadt.
Das Gemeindegebiet (39)
(39) Ebenda, S. 45, § 14.
Das ursprüngliche Gemeindegebiet von Hall zwischen dem Inn, dem Kinzachbach im Westen, Absam im Norden und dem Weißenbach im Osten erfuhr 1439 durch den späteren Kaiser Friedrich III. – damals Vormund über den jungen Herzog Sigmund – eine erste Erweiterung durch die Schenkung des „Aichach”, heute Eichat genannt, zwischen dem Weißenbach und Absam. Mit Verordnung vom 30. September 1938 wurden dann die Fraktion Heiligkreuz-Gampas und die Dorfgemeinde Absam nach Hall eingemeindet. Mit Landesgesetz von 1947 wurde Absam jedoch als selbständige Gemeinde wiederhergestellt.
Das ältere Schulwesen (40)
(40) Ebenda, S. 48 f., § 17. – Zeitlos gültig ist dazu die optimale Monographie von W. SENN, Aus dem Kulturleben einer süddeutschen Kleinstadt – Musik, Schule und Theater der Stadt H. i. T., 1938.
Die erste Nennung eines Schulmeisters zu Hall datiert von 1342, jene einer „schul” von 1411. 1501 befand sich das Schulhaus im Bereich des Soppelhauses Pfarrplatz Nr. 1–2. Seit ca. 1530 wird zwischen der (älteren) lateinischen und der deutschen Schule unterschieden. Eine erhebliche und letztlich völlig überraschende Entwicklung in diesem Sektor brachte die Gründung des Adeligen Damenstiftes (1567) mit sich. Die erzherzoglichen Gründerinnen erbaten sich nämlich zu ihrer geistlichen Betreuung Patres des Jesuitenordens. Dieser Orden aber war nur dann zur Gründung eines neuen Ordenskollegs in Hall bereit, wenn damit auch die Errichtung eines Gymnasiums verbunden war. So kam es 1571 zur Gründung des Collegium SJ und 1573 zur Eröffnung des Gymnasiums, dessen Führung bald nach der vorübergehenden Aufhebung des Jesuitenordens (1773) die hier noch heute segensvoll wirkenden Franziskaner übernommen haben (1795). Auf die weitere Schulgeschichte von Hall kann hier nicht eingegangen werden. Dazu möge der Hinweis genügen, daß Hall heute eine vielseitige Schulstadt ist.
Grundzüge der kirchlichen Geschichte: Absamer Filialkirche – Stadtpfarre – Dekanatssitz (41)
(41) HYE, Städte (wie Anm. 11), S. 45 ff., § 15.
In kirchlicher Hinsicht bildete Hall ursprünglich einen Bestandteil der Pfarre Absam. 1352 erwirkte die Bürgerschaft beim Bischof von Brixen die Verleihung des Taufrechtes beziehungsweise die Errichtung eines Taufsteines in der seit 1281 nachweisbaren Haller St.-Nikolaus-Kirche, was der Errichtung einer Kuratie gleichkam. Überdies verlegten die Pfarrer von Absam noch im 14. Jahrhundert ihren Wohnsitz von dort oben hinunter in die Stadt, weshalb die Pfarre in der Folge häufig nicht mehr nach dem Dorf Absam, sondern nach der Stadt Hall benannt wurde. Dieser Namenswechsel führte zuletzt dazu, daß bei der Pfarr-Regulierung unter Kaiser Joseph II. 1786 nicht, wie es der tatsächlichen Rechtslage entsprochen hätte, Hall als neue Pfarre von der Altpfarre Absam herausgelöst, sondern sinnwidrigerweise (allerdings ohne Hall) Absam neuerdings zur Pfarre erhoben wurde. Seit 1938 gehört auch der im gleichen Jahr nach Hall eingemeindete Weiler Heiligkreuz im Westen der Stadt zur Pfarre Hall – zuvor war er ein Teil der westlichen Nachbarpfarre Thaur. Im neuen Stadtteil Schönegg (Hall-Ost) wurde 1985 eine zweite Haller Pfarre errichtet. Die dortige Pfarrkirche zum Hl. Franziskus wurde 1984 geweiht. Seit 1822 ist Hall Sitz eines Dekanats.
Überdies war beziehungsweise ist Hall Standort folgender Klöster (42): Adeliges Damenstift (gegründet 1567, aufgehoben 1783), Jesuiten (gegründet 1571, aufgehoben 1773), Augustinerinnen bei der Salvatorkirche 1526–1566, Franziskaner (gegründet 1635, Bau von Kloster und Kirche 1643–45, aufgehoben 1940, wiederbesiedelt 1945), Klarissen 1720–1782, Tertiarschwestern beziehungsweise Schulschwestern vom Dritten Orden des Hl. Franziskus (gegründet 1851), Salesianerinnen (gegründet 1859), Barmherzige Schwestern (gegründet 1863), Provinzhaus der Kreuzschwestern aus dem Mutterhause Ingenbohl/Schweiz für Tirol und Vorarlberg (errichtet 1910), Töchter vom Hl. Herzen Jesu im ehemaligen Damenstift (gegründet 1912).
(42) P. F. NOTHEGGER, Klöster in H. und ihr Wirken, in: H.er Buch (wie Anm. 17), S. 290–336.
Einrichtungen der Infrastruktur
Von den älteren Einrichtungen der Infrastruktur wurden das Hl.-Geist-Spital, das Badhaus – dergleichen gab es in Hall mehrere – und die Metzbank bereits erwähnt. Das seit 1354 nachweisbare Leprosen- oder Siechenhaus befand sich östlich der Stadt und verfügte über eine kleine, nicht mehr bestehende St. Leonhardskirche. Aufs engste verbunden mit den Bade- und Spitalseinrichtungen war die Trinkwasserversorgung. Die Stadt Hall und die Saline bezogen das Trinkwasser durch eine Rohrleitung aus dem Halltal. Diesbezüglich kann Hall sogar als jene Stadt Tirols bezeichnet werden, die für ihre Trinkwasserversorgung als erste über eine regelrechte Rohrleitung verfügt hat. Die Kenntnis darüber verdanken wir folgender Urkunde im Haller Pfarrarchiv: Zu Pfingsten des Jahres 1431 beurkundete nämlich Hainreich Plafues als Pfleger des Haller Stadtspitals, welches damals vom Stadtrat einige Grundstücke beiderseits des Gießen „pey der sag” und „under der Pagard” übereignet erhalten hatte, daß das Spital dafür als Gegenleistung in Zukunft die Verpflichtung übernehme, die Trinkwasserleitung vom Halltal herunter bis in die Stadt instand zu halten und weiter auszubauen. Wörtlich heißt es in der betreffenden Urkunde, deren Original sich im Haller Pfarrarchiv befindet, daß das „spital und ain yegleicher sein phleger und verbeser yeziger oder hernach kunftiger (Zeit) ewikleichen davon machen versorgen und füern sol den brunnen, der da get und (den) dew egemeldt stat gefuert hat aus dem Haltal in dew stat zu ainem ewigen gemain nucz armen und reichen, gesten und inboner der stat also und in der beschaidenhait, das obgen(annte) gotzhaws und spital den brunnen nu hinfür von den obgemelten stuken ewikleich von ursprunk füern laitten und versorgen sol mit roern, puechsen, graben und legen und mit aller zuogehoerung und notdurft an allen abgankch durch dew stat an allen enden. Doch das obgen(annte) Spital und sein verbeser, wer der dann ist, den brunnen meren sol umb drittail wassers mit groessern roern, dann sy yecz sint, albeg nach des rats rat und sol hewr des jars anvahen mit groessern roern ze legen pey zwainunderten und darnach all jar sovil, das der brun gantz also gelegt werd und hinfür ewikleich versorgt werd, als oben begriffen ist” (43). Wie aus diesen sehr ins Detail gehenden technischen Angaben zu entnehmen ist, konnte die Stadtgemeinde Hall – zum Unterschied von den übrigen Städten des Landes – schon sehr früh und unmittelbar jene Erfahrungen, die man im Rahmen der Haller Saline mit der Errichtung von Holzrohrleitungen für den Sole-Abfluß gewonnen hatte, in den Bereich der Trinkwasserversorgung übertragen und hiefür anwenden. Auch das im offenen Stadtbach herabgeleitete Nutz-, Energie-, Lösch- und Ritschenwasser bezog die Stadt aus dem Halltal. Laut der im Jahre 1544 aufgerichteten „Ordnung des Wassers aus dem Amts- und gemeinen Statpach, der aus dem Halltal fließt” hatten die Besitzer der Mühlen und Schmieden, der Anger und Wiesen, die eben das Wasser benutzten, in gewissen Abständen das Rinnsal und die Ablaß- oder Lauchstellen mit Brettern zu verschlagen. Deswegen gab es zwischen der Stadt und der Saline auch öfters Auseinandersetzungen (44).
(43) STOLZ, überarbeitet von N. GRASS und HYE, Zur Wirtschaftsgeschichte der Stadt H., in: Stadtbuch H. i. T. (wie Anm. 16), S. 129 f.
(44) Ebenda, S. 130.
Eine neue Hochdruck-Quellwasserleitung wurde für Hall 1879 errichtet. 1913 nahm die Stadt ihr am Ausgang des Halltales errichtetes Elektrizitätswerk in Betrieb, 1919 kaufte sie das 1910 am Ausgang des Voldertales erbaute E-Werk hinzu. Schließlich konnte die Kapazität des Halltaler Werkes 1962 zugleich mit dem 1960/62 im Absamer Eichat errichteten Speicherbau für die Trinkwasserleitung beträchtlich erhöht werden. 1965/66 erstellte die Stadt im Voldertal ein neues, leistungsfähiges E-Werk. Die beiden gemeindeeigenen Werke haben eine Jahresleistung von 45 Millionen Kilowattstunden. – 1950 wurde mit der Kanalisierung der Altstadt begonnen, 1956/58 ein modernes Klärwerk bei der Guggerinsel erbaut.
Grundzüge der wirtschaftlichen Entwicklung vom 14. Jahrhundert bis zur Gegenwart (45)
(45) Vgl. oben Anm. 43.
Es versteht sich von selbst, daß eine Stadt wie Hall durch den Salztransport, wie auch durch die Schiffahrt über Tirol hinaus enge Kontakte mit dem österreichischen, bayerischen, schwäbischen und Schweizer Raum hatte und optimale Voraussetzungen für die Abhaltung von überregional besuchten Jahrmärkten bot. Die Verleihung derselben, zweier achttägiger Märkte im Frühjahr und Herbst, erfolgte im Jahre 1356 durch den Tiroler Landesfürsten Markgraf Ludwig von Brandenburg-Bayern und ließ Hall zur Wirtschaftsmetropole des nördlichen Landesteiles von Tirol aufsteigen. Die Innsbrucker Jahrmärkte nahmen sich daneben als bescheidene Regionalmärkte aus. Was Innsbruck dessen ungeachtet auch nach 1303 und 1356 eine gesicherte wirtschaftliche Position verlieh, war einerseits die Lage an der direkten und kürzesten Straßenverbindung zwischen Augsburg und Venedig und andererseits spätestens ab 1420 der Aufstieg zur landesfürstlichen Residenzstadt und Verwaltungsmetropole.
Die Stadt Hall war aber nicht nur ein gern aufgesuchter Marktplatz auswärtiger Händler, welchem Umstande zahlreiche bedeutende Gaststätten und Brauereien Rechnung trugen, auch die Haller selbst betätigten sich in zunehmendem Maße sowohl als Schiffsleute beziehungsweise Transportunternehmer als auch im Handel, und zwar auch auf anderen Märkten. So war es zweifellos eine erbetene Privilegierung, daß ihnen Herzog Rudolf IV. 1363 für ihre eigenen Waren, die sie von Hall nach Wien oder umgekehrt transportierten, Zollfreiheit an den Flußzollstätten in Neuenburg und Schärding am Inn beziehungsweise zu Linz, Stein und Krems an der Donau verliehen hat (46). Allerdings mußte die Stadt, da infolge dieser Befreiung die Einnahmen an den genannten Zollstätten erheblich zurückgegangen waren, bereits 1372 auf dieses Privileg wieder verzichten und erhielt dafür die Einnahmen des Großen Zolls an den Innbrücken in Innsbruck und Hall verliehen, woraus ersichtlich wird, wie intensiv der Anteil der Haller an der Schiffahrt war: Auch dies eine Folgewirkung des durch die Saline bedingten Kopfhafens der Innschiffahrt!
(46) HUTER, Rudolf der Stifter (wie Anm. 27), S. 60 f., Edition Nr. 15.
Der Aktionsradius der Haller Handelsleute reichte bis tief nach Innerösterreich. Dies zeigte sich etwa, als Herzog Ernst der Eiserne Bruck an der Mur mit dem Niederlagsrecht begabte und verfügte, daß alle Kaufleute aus Schwaben und Bayern etc. an diesen Handelsplatz gebunden seien, von welcher Verfügung er 1421 die Bürger von Hall auf ihre Bitte hin ausnahm und gestattete, daß sie ihre Kaufmannschaft wie bisher in den „indern Landen” Steiermark, Kärnten und Krain ohne jede Beschränkung, wie die Einwohner dieser Länder selbst, treiben dürfen. Die Blüte des Haller Handels währte bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts, als hier noch 18 Handelsfirmen bestanden, die sich ähnlich wie bereits im Jahre 1581 neuerdings 1855 zu einem „Handelsgremium” als Interessenvertretung zusammenschlossen (47).
(47) Vgl. dazu auch GRASS, Vom Messegericht zum Merkantilmagistrat im alten Tirol unter besonderer Berücksichtigung der Marktgerichtsbarkeit zu H. am Inn, in: FS. Hans Thieme, 1986, S. 215–233.
Den letzten Höhepunkt im funktionalen Aufstieg der Stadt Hall – vor 1945 – bildete, wie erwähnt, die 1477 erfolgte Verlegung der landesfürstlichen Münzstätte von Meran nach Hall. War es die Münze, die einen letzten Höhepunkt Halls im Spätmittelalter bewirkte, so war es wiederum die Münze, die den rapiden Niedergang der Stadt im 19. Jahrhundert signalisierte, zumal die von der königlich-bayerischen Herrschaft über Tirol (1806–1814) im Jahre 1808/09 aufgehobene, während der Tiroler Erhebung 1809 nochmals kurz reaktivierte Münzstätte Hall auch nach der Rückkehr Tirols unter Österreich (1814) nicht wieder eröffnet wurde.
Der nächste Schlag, der Hall traf, war der Bau der Eisenbahnlinie München - Rosenheim - Innsbruck in den Jahren 1856/58: Der rasche und sichere Bahntransport brachte das Ende der nicht ungefährlichen und langsamen Innschiffahrt und des Haller Hafens (48). Um dieselbe Zeit wurde auch die Beheizung der Sudpfannen ausschließlich auf Braunkohle aus Häring im Unterinntal umgestellt, weshalb auch der den Hafen verursachende Holzrechen über den Inn im Jahre 1857 abgetragen werden konnte. Damit fielen auch die ungeheuren Mengen aufgeschichteter Holzstämme weg, die bis dahin das südliche Stadtbild geprägt hatten, was auf allen älteren Stadtansichten ebenso wie das enorme Rauch- und Dampfgemisch eindrucksvoll dargestellt worden ist. – Allein die Saline selbst schien überleben zu können. Sie wurde seit dem Beginn des 18. Jahrhunderts immer wieder erneuert und um 1712/17 aus dem alten Salinenareal mit den dort betriebenen vier Pfannen in das weiträumige westliche Vorgelände verlagert. Einen Rückschlag in wirtschaftlicher Sicht brachte nur der Preßburger Friede von 1805 durch den Verlust der vorderösterreichischen Gebiete, die damit auch als Salzabsatzgebiete verloren gingen. Andererseits wurde im 19. Jahrhundert mehrfach von Privaten die Sole zur Verabreichung beziehungsweise zum Betrieb von Heilbädern verwendet, bis endlich 1930 die Errichtung des städtischen Kurmittelhauses sogar die offizielle Namensänderung der Stadt in „Solbad Hall” (1938) tunlich erscheinen ließ. Schließlich erlebte Hall 1951 als erste Saline Österreichs die Einrichtung einer modernen Thermo-Kompressionsanlage, wie sie heute in Ebensee besteht. Im Jahre 1967 kam dann wie ein Blitz aus heiterem Himmel die Schließung von Bergwerk und Saline aus Rentabilitätsgründen. Sie riß in das Selbstverständnis der Stadt Hall eine tiefe Wunde. Realistischerweise wurde hierauf 1975 der offizielle Name der Stadt wieder in „Hall in Tirol” abgeändert.
(48) Vgl. dazu F. PLASELLER, Die tirolische Innschiffahrt, in: Tiroler Heimat 9/10, 1938, S. 62–159. – G. ZWANOWETZ, Die Anfänge der Tiroler Eisenbahngeschichte.
Es war eine glückliche Fügung, daß Hall nach 1945 mit der Schaffung neuer Industrien (zum Beispiel der Tiroler Röhren- und Metallwerke 1947), der Zollfreizone (1956) und dem Ausbau des Haller Bahnhofes zum größten Güter- und Verschiebebahnhof Tirols neue wirtschaftliche Impulse erhalten und ungefähr seit der oberwähnten Reaktivierung der Münzstätte in der Mitte der siebziger Jahre auch eine intensive Altstadtsanierung eingesetzt hat, sodaß der Verlust der Saline zwar schwer empfunden – insbesondere wegen der vielen dadurch verlorenen Arbeitsplätze –, doch relativ gut überwunden werden konnte. Bleibt noch anzufügen, daß die Stadt in Gestalt einer neuen Innbrücke quer durch die jüngeren Salinenanlagen im Jahre 1972 auch einen eigenen Autobahnzubringer zu der am rechten Innufer verlaufenden Inntal-Autobahn erhalten hat. An die Stelle der damals aufgelassenen alten Straßenbrücke vor dem Inntor trat 1979 ein überdachter Fußgängersteg aus Holz.
Der wirtschaftliche Aufschwung nach 1945 fand auch in der Siedlungsentwicklung spürbaren Niederschlag. So entstanden einerseits im Anschluß an die nach 1939 zunächst nur politisch motivierte Südtiroler Siedlung der „Neuen Heimat” – eine Folge der Berliner Vereinbarung von 1939 über die Option der Südtiroler – im Nordosten der Stadt der neue Stadtteil Schönegg und andererseits am Kugelanger im Südwesten anschließend an die jüngeren Salinenanlagen beziehungsweise beim Bahnhof sowie bei der Zollfreizone zwei Wohnsiedlungen und zwischen diesen eine Industrie- und Gewerbezone. Die Volkszählung von 1981 ergab in Hall 12.614 Einwohner.
Franz-Heinz Hye
Anmerkungen
(1) O. STOLZ, Geschichtskunde der Gewässer Tirols. (Schlern-Schriften 32, 1936), S. 297 ff.
(2) F. H. HYE, Arzl. Ein Beitrag zur Geschichte der Stadtteile Innsbrucks, in: Das Fenster. Tiroler Kulturzeitschrift 15, 1974, S. 1569 ff.
(3) Ein anderes Beispiel einer sogenannten Römerstraße liegt bei der im folgenden erörterten Straße durch die Ellbögen vor, welche zweifellos bereits in vorgeschichtlicher Zeit als Saumweg benutzt wurde, doch niemals als römische Staatsstraße gedient hat. Letztere führte vielmehr im Bereich des äußeren Wipptales von MATREIVM (Matrei a. Br.) nach VELDIDENA (Wilten-Innsbruck).
(4) Vgl. dazu D. PEKNY, Aus der Siedlungsgeschichte des Dorfes Thaur, in: Tiroler Heimat 7/8, 1936, S. 91–117; – sowie H. BACHMANN, Zur älteren Besiedlungsgeschichte von Arzl bei Innsbruck, in: Tiroler Heimat 27/28, 1965, S. 29–47. – P. v. MOLAJONI, Des alten „Teriolis” archäologische und historische Bedeutung, in: Tir. Heimatbl. 13, 1935, S. 414–419.
(5) K. FINSTERWALDER, Tiroler Namenkunde. (Innsbr. Beitr. z. Kulturwissenschaft, Germ. Reihe 4, 1978) S. 288.
(6) F. KOLLER, Hallein im frühen und hohen Mittelalter, in: Mitt. Ges. f. Salzbg. LK 116, 1976, S. 9–17.
(7) STOLZ, Geschichte der Raum- und Grenzbildung der Stadtgemeinde Innsbruck. (Veröff. Stadtarchiv Innsbruck 13, 1957) S. 13.
(8) HYE, Zur Geschichte des Hauptstraßennetzes im Innsbrucker Becken. Das Verkehrsdreieck Matrei - Innsbruck - Ampass/H., in: Tiroler Wirtschaftsstudien 33, 1977, S. 185 ff.
(9) Ebenda, sowie FINSTERWALDER (wie Anm. 5).
(10) Auf die besondere Bedeutung der Errichtung einer Brücke für die Entwicklung eines Ortes zur Stadt hingewiesen hat H. KOLLER, Der Ausbau der Stadt Hallein im hohen und späten Mittelalter, in: Civitatum Communitas. FS. Heinz Stoob, 1984, S. 190.
(11) HYE, Die Städte Tirols, Teil 1. (Österr. Städtebuch V/1,. 1980) S. 106.
(12) Vgl. dazu die Studie von V. HEHN, Das Salz. 1873, Nachdruck 1964, S. 31 ff.
(13) F. TYROLLER, Genealogie des altbayerischen Adels im Hochmittelalter, in: Genealog. Tafeln zur mitteleuropäischen Geschichte, hg. v. W. WEGENER, 1962, S. 305–310.
(14) F. HUTER, Tiroler UB. I/3, 1957, n. 963.
(15) R. PALME, Die rechtlichen Verhältnisse beim Entstehen der Saline und des Bergwerkes H. in Tirol, in: Bericht über den 12. Österr. Historikertag in Bregenz 1973, S. 138–146.
(16) PALME, Geschichte des Salzbergbaues und der Saline H., in: Stadtbuch H. i. T., 1981, S. 67. – Eine allerdings nicht ganz entsprechende Edition der betreffenden Urkunde bietet J. v. HORMAYR, Kritisch-diplomatische Beyträge zur Geschichte Tirols im Mittelalter I/2, 1903, S. 338 ff.
(17) STOLZ, Geschichte der Verfassung, Verwaltung und Wirtschaft der Stadt H., in: Schlern-Schriften 106 (= Haller Buch) 1953, S. 21; – sowie insbesondere PALME, Rechts-, Wirtschafts- und Sozialgeschichte der inneralpinen Salzwerke bis zu deren Monopolisierung. (Rechtshistorische Reihe 25, 1983) S. 39 f.
(18) K. MOESER, Meran – die alte Hauptstadt des Landes Tirol, in: Meran – 100 Jahre Kurort 1836–1936, 1936, S. 148. – HYE, Tiroler Städte an Etsch und Eisack. (Exkursionen d. Österr. Arbeitskreises f. Stadtgeschichtsforschung 9, 1982) S. 44—49.
(19) O. v. ZINGERLE, Meinhards II. Urbare der Grafschaft Tirol. (FRA II45, 1890) S. 49.
(20) HYE, Neumarkt. Historisches Antlitz eines trientinisch-tirolischen „burgum”, in: Jb. d. Südtiroler Kulturinstitutes IX (= Das Südtiroler Unterland), 1980, S. 127–144. – DERS., Der alte Markt Mühlbach, 1979. – DERS., Rattenberg am Inn – Grundzüge seiner Stadtgeschichte, in: FS. zur Wiedereröffnung der Stadtpfarrkirche zum Hl. Virgil in Rattenberg, 1983, S. 60–75. – DERS., Kufstein, in: ÖStA, 2. Lieferung, 1985, – sowie die in Anm. 11 und 18 zitierten Arbeiten desselben. – HUTER, Die Anfänge von Bruneck, in: Der Schlern 30, 1956, S. 291–294.
(21) STOLZ, Politisch-historische Landesbeschreibung von Tirol, 1. Teil: Nordtirol, in: AfÖG 107, 1926, S. 268.
(22) HYE, Stadtgrundriß und Siedlungsentwicklung, in: Stadtbuch (wie Anm. 16), S. 35–42. – DERS., H. in Tirol. Geschichte, Kunst, Stadtbild, 1983.
(23) Vgl. Anm. 20.
(24) Zitiert nach der Edition des H.er Stadtrechtsprivilegs bei STOLZ (wie Anm. 17), S. 76 ff.
(25) Vgl. die Aufschrift auf der Stadtansicht von Innsbruck im sogenannten Schwazer Bergbuch von 1556, hg. v. d. Gewerkschaft Eisenhütte Westfalia, 1956, S. 328 f.
(26) J. RIEDMANN, Das Mittelalter, in: Geschichte des Landes Tirol 1, 1985, S. 481 f.
(27) HUTER, Rudolf der Stifter und die Tiroler Städte. (Tiroler Wirtschaftsstudien 25, 1971) S. 62, Edition Nr. 20.
(28) M. MAYR-ADLWANG, Regesten zur tirolischen Kunstgeschichte (bis 1364), in: Zs. d. Ferdinandeums f. Tirol u. Vorarlberg 3/42, 1898, S. 137, n. 120.
(29) Vgl. dazu bezüglich der Detail-Angaben HYE (wie Anm. 22). – H. MOSER, Urkunden der Stadt H. i. T. 1, 1303–1600 (Tiroler Geschichtsqu., hg. v. TLA 26, 1989). – F. HATZL, Häuserbuch der Altstadt von Solbad H. i. T. 1780–1856. 2 Bde., ungedr. phil. Diss., Innsbruck 1965.
(30) F. SCHWEYGER'S Chronik der Stadt H. 1303–1572, hg. v. D. Schönherr (Tirolische Geschichtsqu. 1, 1867), S. 29.
(31) MOESER, Siegel und Wappen der Stadt H., in: H.er Buch (wie Anm. 17), S. 94–99.
(32) Vgl. dazu H. MOSER - H. TURSKY, Die Münzstätte H. i. T. 1477–1809. 2 Bde., 1977/1981.
(33) In Niederösterreich erlangte die Familie Beheim (Böhaim) sogar die Landstandschaft. Vgl. dazu S. PETRIN, Bemerkungen zur Familiengeschichte und Heraldik der niederösterreichischen Stände um 1600, in: 16. Österr. Historikertag in Krems 1984, 1985, S. 570.
(34) H. ÖTTL, Die Ansitze von H. in Tirol und Umgebung (Schlern-Schriften 257, 1970), S. 22 ff.
(35) HYE, H. in Tirol. Gründung und Werdegang einer Salzstadt, in: Stadt und Salz (Beiträge zur Geschichte der Städte Mitteleuropas X, 1988), S. 233–246, besonders S. 243 f.
(36) MOSER, Beiträge zur Geschichte der Burg Hasegg in H. i. T., in: H.er Münzblätter 3, 1981, S. 22 f.
(37) H. WIESFLECKER, Kaiser Maximilian I. Bd. 1, 1971, S. 366 ff. – Hinsichtlich des improvisatorischen Charakters der Hochzeit vermerkte der Haller Stadtchronist F. SCHWEYGER (wie Anm. 30, S. 69) noch um 1556 vorwurfsvoll: „aber nit mit grossem Pracht ist die Hochzeit gehalten worden”.
(38) M. STRAGANZ, H. in Tirol. Ein Beitrag zur Geschichte des tirolischen Städtewesens. Bd. l, 1903, S. 171–226. – Vgl. dazu auch HYE, Städte (wie Anm. 11), S. 41 ff., §§ 9–10.
(39) Ebenda, S. 45, § 14.
(40) Ebenda, S. 48 f., § 17. – Zeitlos gültig ist dazu die optimale Monographie von W. SENN, Aus dem Kulturleben einer süddeutschen Kleinstadt – Musik, Schule und Theater der Stadt H. i. T., 1938.
(41) HYE, Städte (wie Anm. 11), S. 45 ff., § 15.
(42) P. F. NOTHEGGER, Klöster in H. und ihr Wirken, in: H.er Buch (wie Anm. 17), S. 290–336.
(43) STOLZ, überarbeitet von N. GRASS und HYE, Zur Wirtschaftsgeschichte der Stadt H., in: Stadtbuch H. i. T. (wie Anm. 16), S. 129 f.
(44) Ebenda, S. 130.
(45) Vgl. oben Anm. 43.
(46) HUTER, Rudolf der Stifter (wie Anm. 27), S. 60 f., Edition Nr. 15.
(47) Vgl. dazu auch GRASS, Vom Messegericht zum Merkantilmagistrat im alten Tirol unter besonderer Berücksichtigung der Marktgerichtsbarkeit zu H. am Inn, in: FS. Hans Thieme, 1986, S. 215–233.
(48) Vgl. dazu F. PLASELLER, Die tirolische Innschiffahrt, in: Tiroler Heimat 9/10, 1938, S. 62–159. – G. ZWANOWETZ, Die Anfänge der Tiroler Eisenbahngeschichte.

 

 

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