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LAGE DER STADT
Die Stadt Bruck an der Leitha liegt auf 156 Metern Seehöhe in Niederösterreich am Fluss Leitha an der Grenze zum Burgenland, nur wenige Kilometer nördlich des Neusiedler Sees und circa 35 Kilometer von der Bundeshauptstadt Wien entfernt. Die Stadt besteht aus drei Katastralgemeinden, der Katastralgemeinde Bruck an der Leitha mit 14,78 km2, der Katastralgemeinde Schloss Prugg mit 0,71 km2 und der Katastralgemeinde Wilfleinsdorf mit 8,32 km2. Die Größe der Gemeinde beträgt somit insgesamt 23,81 km2. Bis zum Zerfall der Monarchie war die Stadt Grenzstadt zu Ungarn.
In 48° 2’ nördlicher Breite und 16° 47’ östlich von Greenwich ist Bruck an der Leitha in einer Leithaniederung beziehungsweise einem Flussübergang situiert, an dem sich „das Leithagebirge, die flugsandüberzogene Parndofer Platte (Heide) und die lößbedeckten Donauterrassen berühren“. (1) Auf den fruchtbaren Schwarzeerdeböden gedeihen vor allem Zuckerrüben, Gemüse und Weizen. Rund um die Stadt dehnen sich zudem Weingärten aus. Der Weinbau und Weinhandel war bis in die Neuzeit die wichtigste Einnahmequelle der Stadt, wobei sich ein Großteil des Weingartenbesitzes jenseits der Leitha auf ehemals ungarischem Boden befand. Im unmittelbar südlich der Stadt gelegenen, aus jungen Kalken aufgebauten Leithagebirge wurde seit dem Mittelalter in Steinbrüchen Kalk abgebaut. Dementsprechende Bedeutung hatte das Handwerk der Steinmetze und Maurer in der Stadt. Davon zeugte auch die Viertellade des Steinmetz- und Maurerhandwerkes von Bruck an der Leitha, (2) die – ebenso wie jene von Kaisersteinbruch, Eisenstadt und Pottendorf – der Wiener Neustädter Hauptlade zugeteilt war.
(1) Ernő DEÁK, Bruck an der Leitha. Politischer Bezirk Bruck an der Leitha, in: Die Städte Niederösterreichs. 1 Teil: A–G (mit Pulkau und St. Valentin), redigiert von Friederike Goldmann, unter Mitarbeit von Ernő Deák und Werner Berthold, Wien 1988 (Österreichisches Städtebuch IV/1), 131–145, hier 133 (2a).
(2) Stadtarchiv Bruck an der Leitha, Protokoll und Meisterbuch eines ehrsamen Handwerks der Steinmetz- und Maurer Viertellade Bruck an der Leitha – anno 1749.
Der Zerfall der Monarchie brachte für die ehemalige Grenzstadt zu Ungarn einen Bedeutungsverlust. Seit 1920/21 liegt Bruck an der Leitha an der Grenze zum Burgenland. Das „Hinausgreifen“ der Stadt auf das gegenüberliegende Leithaufer ist durch den erwähnten Weingartenbesitz von Brucker Bürgern jedoch bereits seit dem Mittelalter bezeugt. Nach der Errichtung des Brucker Lagers 1867 entstand auf dem gegenüberliegenden, damals noch ungarischen Leithaufer die Kleinstadt Bruckneudorf (ungarisch: Királyhida). Dieser Ort stellt den geographisch und historisch über die Landesgrenze hinausgewachsenen Teil von Bruck an der Leitha dar. Hier wurde 1846 auch der Bahnhof von Bruck an der Leitha errichtet, der heute als wichtige Station vor der Staatsgrenze zu Ungarn und der Slowakei gilt und in dem nahezu alle internationalen Züge halten.
EINWOHNERZAHLEN
Die ersten Einwohnerzahlen von Bruck an der Leitha stammen vom Ende des 18. Jahrhunderts. Zu dieser Zeit lebten 2.302 Personen in der Stadt (ohne die Katastralgemeinden Schloss Prugg und Wilfleinsdorf). Seit den ersten Zählungen stieg die Einwohnerzahl bis 1971 – mit einem leichten Rückgang in den 1880er Jahren – kontinuierlich an, wobei sich auch die Eingemeindungen der Katastralgemeinde Schloss Prugg 1939 und der Katastralgemeinde Wilfleinsdorf 1971 positiv auswirkten. Nachdem die Volkszählung 1981 erneut einen Rückgang der Bevölkerungszahlen in Bruck an der Leitha erbrachte, stieg die Bevölkerung laut den beiden letzten Volkszählungen 1991 und 2011 wieder an. 1838 wurden 2.600 Personen in Bruck gezählt, 1851 3.058 Personen, 1869 4.638 Personen (+ 115 Prugg, + 678 Wilfleinsdorf = 5.431), 1880 4.132 Personen (+ 104 Prugg, + 747 Wilfleinsdorf = 4.983), 1890 4.570 Personen (+ 113 Prugg, + 797 Wilfleinsdorf = 5.480), 1900 5.134 Personen (+ 112 Prugg, + 921 Wilfleinsdorf = 6.167), 1910 5.900 Personen (+ 104 Prugg, + 903 Wilfleinsdorf = 6.907), 1923 5.901 (+ 120 Prugg, + 825 Wilfleinsdorf = 6.846) und 1934 6.406 Personen (+ 121 Prugg, + 701 Wilfleinsdorf = 7.228). Die erste Volkszählung nach der Eingemeindung der Katastralgemeinde Schloss Prugg im Jahr 1951 erbrachte ein Ergebnis von 6.663 Personen (+ 736 Wilfleinsdorf = 7.399), zehn Jahre später lebten 6.791 Personen (+ 687 Wilfleinsdorf = 7.478) in den beiden Katastralgemeinden. Mit der Eingemeindung der Katastralgemeinde Wilfleinsdorf im Jahr 1971 stieg die Zahl bei der in diesem Jahr stattfindenden Volkszählung auf 7.529 Personen an. 1981 sank die Bevölkerungszahl mit 7.179 Personen deutlich, erholte sich aber in den letzten Jahren wieder und betrug 1991 7.259 Personen und 2011 7.311 Personen. Mit Stichtag 8. November 2010 hatten 7.706 Personen ihren Hauptwohnsitz in Bruck an der Leitha und lebten in 3.408 Haushalten. Dazu kamen 1.189 Personen, die in Bruck an der Leitha einen Nebenwohnsitz gemeldet hatten und in 199 Haushalten lebten. (3)
(3) DEÁK, Bruck an der Leitha (wie Anm. 1), 137 (6f); Volkszählung 2001. Wohnbevölkerung nach Gemeinden (mit der Bevölkerungsentwicklung seit 1869, hg. von der Statistik Austria, Wien 2002, 46f.; Volkszählung 2011. Hauptergebnisse I – Niederösterreich, hg. von der Statistik Austria, Wien 2003.
Auch die Häuserzahlen stiegen vor allem im 20. Jahrhundert kontinuierlich an. Blieb während des Spätmittelalters und der Frühen Neuzeit die Häuserzahl mit 210 Häusern (1441) und 212 Häuser (1590) noch konstant, so zählte man 200 Jahre später 306 Häuser (1795). In der Folge wurden 1822 312 Häuser, 1832 318 Häuser, 1855 327 Häuser, 1869 332 Häuser, 1900 376 Häuser und 1910 429 Häuser verzeichnet. Im Jahr 1934 (noch vor der Eingemeindung der Katastralgemeinde Schloss Prugg) machte sich ein regelrechter Bauboom bemerkbar: Es wurden 665 Häuser gezählt. Auch bis 1951 stieg die Zahl mit 852 gezählten Häusern stark an. 1981 hatte sich diese Zahl mit 1.854 gezählten Häuser mehr als verdoppelt. Dabei sind allerdings erstmals auch die Häuser der eingemeindeten Orte mitgerechnet worden. (4)
(4) DEÁK, Bruck an der Leitha (wie Anm. 1), 137 (6f).
NAMENSFORM
Tauchte Bruck an der Leitha in den frühen Quellen als Ascherichesbrvgge (1074; 1091 Ascri(c)hisbrucca, 1108 Aschrichisprucca, 1159 Askerichesprukke, ca. 1179 ecclesia Askerichespruke) auf, so setzte sich seit dem Ende des 12. Jahrhunderts zunehmend die Namensform Prukka, Prugga, Prukk durch, die seit dem 14. Jahrhundert durch den Zusatz „an/bei der Leitha“ erweitert wurde. Beispiele dafür lassen sich seit den 1180er Jahren zahlreiche finden, etwa 1180, 1248 und 1290/98 Prukka, 1242 Brvge, 1240/42 de Prugga, 1250/60 Prukke, 1270 in, de Ponte, 1297 Prvk, Altenstat, 1318 cives in Prucka, 1343 Prukk pei der Leita, 1346 Prukk, 1354 Pruk in veteri civitate, 1360 Prukk an der Leytta, 1380 Prukk an der Leytta, Alten Statt, 1437/38 Bruck auf der Leuta. (5)
(5) DEÁK, Bruck an der Leitha (wie Anm. 1), 133 (1).
URZEIT UND RÖMERZEIT
Auf eine Siedlungskontinuität seit dem späten Neolithikum im klimatisch und verkehrstechnisch begünstigten Bereich der Katastralgemeinde Bruck an der Leitha weisen eine größere Anzahl neolithischer Steinbeile und Steinbeilfragmente, die besonders auf der Flur „Heidwiesen“ gefunden wurden. Aus der Bronzezeit stammen ein Tüllenbein, dessen genauer Fundort nicht mehr zu lokalisieren ist, und ein großer Stabdolch, der auf der Flur „Untere Sallasch“ ergraben wurde. Vom „Ungarberg“ stammen weitere bronze- und hallstattzeitliche Streufunde. (6)
(6) DEÁK, Bruck an der Leitha (wie Anm. 1), 133 (3a).
Auch auf dem Gebiet des heutigen Bruckneudorf reichen die Spuren menschlicher Besiedelung bis in die Jungsteinzeit zurück. Am Abhang des Sappeberges wurde 1851 eine der größten Anlagen in Pannonien, die Kaiservilla, ausgegraben. An die verschwundene Ortschaft auf den Heidewiesen erinnert die mittelalterliche Kirchenruine von Königsbrunn.
Auch eine größere Anzahl römischer Funde wie Münzen, Tonscherben, Ziegel, Grabsteine und ähnliches wurde im Stadtgebiet und in der näheren Umgebung gefunden. Auch Gräber mit Keramikbeigaben, die auf der Flur „Heidwiesen“ auf Körperbestattungen hinweisen, sowie römische Steinkistengräber im Altstadtbereich, verweisen auf die Präsenz der Römer in diesem Bereich. (7) Zudem wurden die Reste einer römischen Straße, die in die Römerstadt Carnuntum führten, nordöstlich der Stadt freigelegt. (8) Von Carnuntum führte die Bernsteinstraße in gerader Linie nach Bruck. Dort wurde die Leitha überbrückt. In südlicher Richtung verlief die Straße weiter durch das „Brucker Lager“, dem heutigen Truppenübungsplatz, und beim Bäckerkreuz über die Senke des Leithagebirges nach Winden. Beim Bäckerkreuz wurde 1906 ein Meilenstein entdeckt laut dessen Inschrift Kaiser Volusianus (251–253) „die Brücken und Straßen, die wegen der langen Benützung stark beschädigt waren, wieder herstellen ließ“ (pontes et vias vetustate conlapsas restituit). In der Antike diente die römische Bernsteinstraße als Reise- und Handelsweg, aber auch für militärische Aktionen. Um eine rasche Verbindung zu gewährleisten, wurde sie möglichst geradlinig angelegt. Sie verläuft, von der Ostsee kommend, über Carnuntum und das Nordburgenland nach Sopron/Ungarn, erreicht bei Frankenau das Mittelburgenland und führt weiter über Ungarn und Slowenien nach Italien.
(7) Wilhelm KUBITSCHEK, Ein Grabstein aus Bruck/Leitha, in: Jahreshefte des österreichischen archäologischen Instituts 2 (1899); DERS., Ein römischer Inschriftenstein aus Bruck/Leitha, in: Jahrbuch für Altertumskunde 2 (1908).
(8) DEÁK, Bruck an der Leitha (wie Anm. 1), 133 (3b).
DIE ANFÄNGE DER SIEDLUNG
Nach dem Untergang der römischen Herrschaft findet sich die früheste Nachricht, die sich auf den Brucker Raum beziehen lässt, für das Jahr 805 in den „Reichannalen“. Darin wurde den besiegten Awaren von Karl dem Großen das Gebiet zwischen Petronell und Steinamanger für ihre Niederlassung zugewiesen. (9) Erst 1074 folgte die Nennung der Siedlung als Aschirichsbrucca in einer Urkunde König Heinrichs IV. Mit dieser Urkunde vergab der deutsche König 100 mansos his locis sitos Ascherichsbrvgge, qui terminus est inter Litaha et Vertowe an Freising. (10) Max Weltin erläuterte in seinem viel beachteten Beitrag zu Ascherichsbrvgge, in dem er auch ausführlich zur Frage der „Neu- oder Ungarnmark“ Stellung nahm, dass der Namensgeber der Stadt, wenn überhaupt, „in den Zeugenreihen der Traditionsnotizen jener Bistümer und Klöster“ zu suchen sei, „die sich über die Wienerwaldgrenze hinausgehend im Osten engagiert haben.“ (11) Er widersprach damit der These Ernst Klebels, der als Namensgeber den ersten Bischof von Gran, Ascherich, vermutete. (12) Weltin hielt es für wahrscheinlicher, dass sich der Namensgeber der Siedlung „erst nach den für die Konsolidierung der Ostgrenze des Reiches so wesentlichen Ungarnkriegen der Jahre 1042 bis 1045 an der Leitha niedergelassen hat.“ (13)
(9) Max WELTIN, Ascherichsbrvgge – Das Werden einer Stadt an der Grenze, in: nöla. Mitteilungen aus dem Niederösterreichischen Landesarchiv 10 (1986/87), 1–42, hier 2.
(10) DH IV 276.
(11) WELTIN, Ascherichsbrvgge (wie Anm. 9), 4.
(12) Ernst KLEBEL, Erläuterungen zum Historischen Atlas der österreichischen Alpenländer. 1. Abteilung: Die Landgerichtskarte, 2. Teil: Niederösterreich, 2. Heft: Viertel unter dem Wienerwald, Wien 1957, 47.
(13) WELTIN, Ascherichsbrvgge (wie Anm. 9), 4f.
Die Überlegungen zu Bruck an der Leitha passen somit gut in das unklare Bild des Raumes im Grenzbereich des römisch-deutschen Reiches zum ungarischen Königreich. In einer Urkunde von 1045 übertrug Kaiser Heinrich III. einem Markgrafen Siegfried 150 Hufen zwischen Fischa, Leitha und March, die dieser sich neu ausmessen sollte. (14) In der älteren Forschung wurde das meist als planvolle Ordnung dieses Raumes aufgefasst, als Einrichtung einer Mark gegen Ungarn (ebenso wie gegen Böhmen). Diese schien sich in die Strategie der Grenzsicherung einzufügen. Doch Siegfried scheint einzig in dieser Urkunde auf, so dass es die oft zitierte „Ungarn-“ bzw. „Neumarkt“ (15) vermutlich ebenso wenig gegeben hat wie die „böhmische Mark“. (16)
(14) MGH DH III 133, 141; vgl. Karl BRUNNER, Herzogtümer und Marken. Vom Ungarnsturm bis ins 12. Jahrhundert, Wien 1994 (Österreichische Geschichte 907-1156), 187.
(15) Vgl. beispielsweise Peter CSENDES, „Regio finibus Ungarorum gladio ab hostibus adquisita“. Überlegungen zur Geschichte der Ungarnmark in Österreich, in: Jahrbuch für Landeskunde für Niederösterreich NF 42 (1976), 38-51.
(16) Dazu BRUNNER, Herzogtümer (wie Anm. 14), 187; vgl. auch seinen Beitrag: Welche Marken?, in: Jahrbuch für Landeskunde von Niederösterreich NF 62 (1996), Teil 1, 159-169.
Für Weltin legen es die nachweisbaren vohburgischen Besitzrechte in Ascrichisbrucca nahe, „den Namensgeber des Ortes im Umfeld dieses bairischen Hochadelsgeschlechtes zu vermuten.“ (17) Schon in der Reichsfeste Heimenburg und deren Marienkirche, welche 1051 mit einem Zehntel des Grundbesitzes im Gebiet zwischen Fischa und Leitha dotiert wurde, setzten sich Gefolgsleute der Rapotonen-Diepoldinger beziehungsweise Vohburger durch. Deren Herrschaftsbildung umfasste den Raum vom Wald- und Weinviertel bis um Hainburg, wo ihr Engagement seit etwa 1060 belegbar ist. (18) Spätestens seit der gefälschten Stiftungsurkunde Bischof Altmanns von 1083 beziehungsweise deren echten und unechten Bestätigungen von 1108 bis 1124 ist einerseits das Eigengut (predium) der Vohburger auf dem Gebiet der Pfarrsprengel von Hainburg, Bruck an der Leitha, Petronell und Höflein belegt, andererseits lässt sich die lehensmäßige Kontrolle von offenbar einem Großteil der überaus reichen Güter der Hainburger Marienkirche zwischen Fischa und Leitha durch die vohburgischen Gefolgsleute nachweisen. (19) Als Folge des Investiturstreits, in dem die Vohburger auf Seiten Heinrichs IV. standen, dürften sie sich 1080 aus der Babenbergermark zurückgezogen haben. Ihre Gefolgsleute traten seit dieser Zeit, sofern sie nicht mit ihnen die Mark verließen, schrittweise zu den Babenbergern über. Zwar versuchten die Vohburger bei ihrer Rückkehr 1108, als Markgraf Diepold III. als wichtigster Parteigänger und Ratgeber Heinrichs V. mit dem König erneut in der babenbergischen Mark erschien, mit ihren ehemaligen Gefolgsleuten Kontakt herzustellen und auch wieder alte Besitzrechte geltend zu machen, doch gelang dies offensichtlich nicht in vollem Umfang. Zudem hatte Diepold „um diese Zeit auch sein Hauptaugenmerk auf den Ausbau seiner Territorien um Cham und Nabburg gelegt, was seine materiellen und personellen Ressourcen zur Gänze in Anspruch genommen zu haben scheint.“ (20) Wohl aus diesen Gründen überließ Markgraf Diepold III. 1108/24 etwa dem Stift Göttweig seine Zehentrechte an der Hainburger Kirche und die ihr zugehörigen Eigengütern zwischen Fischa und Leitha, allerdings unter Vorbehalt seines Vogteirechtes. (21) Offenbar ohne Entschädigung verzichtete der Vohburger 1142 schließlich auch auf das in der Nähe von Bruck an der Leitha gelegene Petronell zugunsten von Hugo von Liechtenstein, einem babenbergischen Ministerialen. Für Weltin wird man dem dieser Transaktion zugrunde liegende Diplom König Konrads III. (22) jedoch nur gerecht, „wenn man in ihm den Schlußpunkt der vohburgischen Präsenz in der babenbergischen Mark sieht.“ (23)
(17) WELTIN, Ascherichsbrvgge (wie Anm. 9), 19.
(18) Susanne Claudine PILS – Stefan SCHOLZ, Hainburg an der Donau, Wien 2002 (Österreichischer Städteatlas 7).
(19) Vgl. Stefan SCHOLZ, Probleme der früh- und hochmittelalterlichen Geschichte von Hainburg an der Donau, Diplomarbeit Wien 2000, 35 ff.; vgl. dazu auch WELTIN, Ascherichsbrvgge (wie Anm. 9), 17, Anm. 95.
(20) WELTIN, Ascherichsbrvgge (wie Anm. 9), 23.
(21) Vgl. dazu Scholz, Probleme (wie Anm. 19), 37.
(22) DK III 79.
(23) WELTIN, Ascherichsbrvgge (wie Anm. 9), 20.
Für die Gründung der Stadt Bruck an der Leitha ergaben sich aber aus dem bisher dargelegten keine eindeutigen Aussagen. In den Grafen von Sulzbach und deren Nachfolgern, den Herren von Lengenbach, denen nicht nur die Gründung sondern auch die „Ummauerung der an die Altsiedlung anschließenden eigentlichen civitas Bruck zugeschrieben hat“, (24) sieht Weltin anhand eingehender Quellenanalyse und Beweisführung jedenfalls nicht die Gründer der Stadt. Für ihn verdichten sich alle Hinweise in Richtung Ottos II. von Haslau, dessen Position als Stadtministeriale von Bruck erstmals in zwei Urkunden vom Jänner und Juni 1239 der einzige einigermaßen konkrete Beleg ist. (25) Demnach hat sich Otto II. von Haslau im Zuge der Auseinandersetzung zwischen Kaiser Friedrich II. und dem Babenbergerherzog Friedrich II. bestenfalls „neutral“ verhalten und sich dem Babenbergerherzog erst in der zweiten Jahreshälfte 1239 wieder angeschlossen. (26) Dieses Verhalten Ottos dürfte nicht folgenlos für ihn geblieben sein, ist doch seit dieser Zeit ein herzoglicher prefectus in Bruck nachweisbar. Zudem bezeichnet Friedrich die Stadt als civitas nostra. (27) Dennoch konnten sich die „Haslauer mit ihren ritterlichen Gefolgsleuten bis um die Wende zum 14. Jh. als Stadtministerialen von Bruck behaupten [...], und das, obwohl ihnen in den landesfürstlichen prefecti und capitanei, mehr aber noch in einer die universitas civium repräsentierenden Honoratiorengruppe ernsthafte Konkurrenz erwachsen war.“ (28)
(24) WELTIN, Ascherichsbrvgge (wie Anm. 9), 29.
(25) WELTIN, Ascherichsbrvgge (wie Anm. 9), 41f.: „Diese vergleichend gemachten Beobachtungen legitimieren jedenfalls, eine maßgebliche Initiative der Haslauer und vielleicht auch anderer Ministerialengeschlechter bei den Vorgängen um die Gründung der Stadt Bruck a. d. Leitha anzunehmen.“
(26) WELTIN, Ascherichsbrvgge (wie Anm. 9), 36.
(27) BUB II 182f., Nr. 340 (1239 September 12, Bruck an der Leitha): Mandat Herzog Friedrichs II. an den prefextus et iudex civitatis nostre Pruke.
(28) WELTIN, Ascherichsbrvgge (wie Anm. 9), 37f.
DIE STADTANLAGE – BEFESTIGUNG UND STRASSEN, MILITÄR
Unter dem Schutz einer Burg im Nordosten – welches auf dem heutigen Gebiet des 1242 erstmals genannten Schlosses Prugg stand – vergrößerte sich das 1074 erwähnte Siedlungsgebiet rasch. Der älteste Siedlungsbereich befand sich im südwestlichen Teil der Stadt, der auch heute noch den Charakter eines Straßendorfes zeigt. Die Anfänge der jüngeren Siedlung reichen in die Zeit um 1200 zurück. Neben der bestehenden Siedlung wurde um einen rechteckigen, im Verhältnis 1 : 2 angelegten Hauptplatz bis 1297 diese jüngere Siedlung so weit ausgebaut, dass der ältere Bereich ab dieser Zeit als alte stat bezeichnet wurde. Die alte stat ist vermutlich mit der 1363 genannten Vorstadt identisch.
Um die Neustadt wurde eine aus starken Doppelmauern und Graben bestehende Befestigungsanlage mit vier Toren (Ungartor, Kirchentor, Wiener Tor und Hainburger Tor) errichtet. Die Zwingermauer war 4 Meter hoch, die Stadtmauer 8,5 Meter. Obwohl die Befestigungsanlagen 1481 nochmals ausgebaut wurden, wurde Bruck an der Leitha 1484 durch den König Matthias Corvinus unterstehenden ungarischen Feldherrn Dávid Hazi unterworfen. Während des Feldzugs gegen Ungarn eroberte Kaiser Maximilian die Stadt zurück. Als Grenzstadt zu Ungarn hatte Bruck an der Leitha auch im Zuge der Expansionsbestrebungen des osmanischen Reiches unter Sultan Süleyman I. und seinen Nachfolgern zu leiden, überstand jedoch den Feldzug der Osmanen 1529 und konnte 1683 eine Belagerung abwenden. Noch im 16. und 17. Jahrhundert wurden als Reaktion auf die drohende Gefahr durch osmanische Angriffe Vorwerke, das heißt Rundbastionen und Türme, im venezianischen Stil errichtet, die auf dem Kataster noch gut zu erkennen sind.
Während circa 80 Prozent der Stadtmauer heute noch erhalten sich, wurden die Tore im Verlauf des 19. Jahrhunderts als Verkehrshindernis empfunden und geschleift: das Ungartor bestand bis circa 1820, das Kirchentor wurden 1850 abgebrochen, das Wiener Tor 1885 und das Hainburger Tor schließlich 1891. Noch erhalten sind hingegen der Wiener Turm und der Ungarnturm. Letzterer beherbergt seit 1986 das Stadtmuseum von Bruck an der Leitha. Der Wiener Turm wird heute für Ausstellungen genutzt (Stadtgalerie Wiener Turm).
Der beinahe die ganze Stadt umgebende und zum Teil auch Wasser führende Stadtgraben wurde um 1850 zugeschüttet und seither unter anderem für Privatgärten verwendet.
Das Zentrum der neuen Siedlung bildete der erwähnte Hauptplatz, auf dem sowohl die Jahr- als auch die Wochenmärkte abgehalten wurden. Vom Platz ausgehend verlief in nördliche Richtung die Straße nach Hainburg, die durch das Hainburger Tor aus der Stadt führte. In südliche Richtung führte die Kirchengasse durch das Kirchentor aus der Stadt in die davor gelegene alte stat beziehungsweise Vorstadt. Sie gilt als die älteste beziehungsweise am frühesten bezeugte Gasse im Stadtkern mit alten Bürgerhäusern. Noch heute hat sie ihre Funktion als Geschäftsstraße nicht eingebüßt, und ist mittlerweile Fußgängerzone. Am südlichen Rand des Hauptplatzes querte die Wiener Straße in West-Ost-Richtung die Stadt. Im Westen führte sie durch das Wiener Tor aus der Stadt, im Osten durch das Ungarntor.
Die Stadt war in vier Viertel eingeteilt, die in kriegerischen Zeiten auch jeweils einen Viertelmeister stellten. Eine in Rotten aufgeteilte Bürgerwehr exerzierte unter einem Büchsenmeister auf der Schießstätte. Um 1670 befand sich diese auf ungarischem Gebiet. Daneben sind aus dem 17. Jahrhundert auch ein Stadthauptmann, ein Stadtfähnrich und Wachtmeister bekannt.
Bruck an der Leitha war während der Türkenzeit Kreidfeuerplatz und musste bei Kriegszügen kaiserliche Truppen in der Stadt einquartieren.
Ab dem beginnenden 19. Jahrhundert erhielt die Stadt durch den Zuzug des Militärs neuen Aufschwung. Zuerst wurde 1806 das ehemalige Kloster und die Kirche der Augustiner-Eremiten (Burg-Augustinerkloster) als Kaserne der Sappeur-Truppe adaptiert, die ab 1846 als Militär- und Erziehungsanstalt diente. 1866 war darin auch ein Spital der Nordarmee untergebracht und diente – nachdem Übergang ins Eigentum der Heeresverwaltung – als Hoflager, von dem aus Kaiser Franz Joseph die Truppen im Brucker Lager inspizierte.
Wesentlicher für die Stadt wirkte sich jedoch die Errichtung des erwähnten Brucker Lagers aus. Bereits 1863 beschloss das k.k. Kriegsministerium die Errichtung eines Zeltlagers für sechs Brigaden auf den Wiesen zwischen Pachfurt und Rohrau, die dort in der Zeit von Mai bis Oktober stationiert sein sollten. Für die Wirtschaftstreibenden in Bruck wurde dies rasch als Möglichkeit erkannt, in den Militärangehörigen, die die Stadt besuchten, neue Kunden zu finden und Geld zu verdienen. Die Stadt bewarb sich in der Folge um die Errichtung eines Truppenlagers, das das größte Übungslager im Osten Österreichs werden sollte. Nachdem die Vorverhandlungen 1865 abgeschlossen wurden, musste die Stadt mit 288 Einzelnbesitzern Gespräche führen, um ihre Grundstücke – zum Großteil Weingärten auf dem Sappberg – zu erhalten. Nach anfänglicher Widerständen, überzeugten die für damaligen Verhältnisse hohen Kaufpreise der Grundstücke, sodass – nach der kaiserlichen Genehmigung am 20. April 1866 – der Kaufvertrag am 8. Jänner 1867 unterzeichnet und das Brucker Lager in diesem Jahr eingerichtet werden konnte.
Bis zum Ersten Weltkrieg wurde es als Garnison unter anderem vom bosnisch-herzegowinischen Feldjäger-Bataillon benutzt wurde. Es lag ganz auf dem rechten Ufer der Leitha auf ungarischem Boden in der heute burgenländischen Stadt Bruckneudorf. (29)
(29) Petra WEISS, Bruck a. d. Leitha von 1867 bis 1918 mit besonderer Berücksichtigung des Brucker Lagers, Diplomarbeit Wien 1993.
BRÄNDE UND NATURKATASTROPHEN
Die erwähnte Vierteleinteilung wurde auch bei Bränden wirksam. Zur Brandbekämpfung, aber auch zur Wasserversorgung diente ein Röhrbrunnen, der bereits im Mittelalter auf dem Hauptplatz errichtet wurde. 1713 wurde dieser Röhrbrunnen durch den neu errichteten Florianibrunnen zusätzlich als Wasserreservoir für die Feuerwehr ergänzt.
Mehrmals (1565, 1595 und 1621 belegt) brannte die gesamte Altstadt nieder, 1637 berichten Quellen, das 13 Häuser ein Raum der Flammen wurden, 1649 brannten 35 Häuser nieder und 1657 über 30 Häuser. Auch im 19. Jahrhundert wüteten zum Teil katastrophale Bränden, so wurde für 1806, 1807, 1818, 1820, 1829 und 1839 berichtet, dass ein Großteil der Häuser von in diesen Jahren stattfindenden Bränden betroffen waren. 1840 und 1843 brannten 50 Häuser in der Vorstadt nieder.
1869 wurde die Freiwillige Feuerwehr in Bruck an der Leitha gegründet.
Bis zur Regulierung der Leitha im Jahr 1856 suchten auch häufig wiederkehrende Überschwemmungen die Stadt heim, insbesondere die Jahre 1813, 1833, 1842, 1843 und 1846 gingen dabei in die Annalen der Stadt ein. Auch zwei Erdbeben 1927 und 1929 erschütterten die Stadt. (30)
(30) DEÁK, Bruck an der Leitha (wie Anm. 1), 135 (5c).
WIRTSCHAFT
Auf dem planmäßig angelegten Hauptplatz wurden die Wochen- und Jahrmärkte abgehalten. Am 26. Jänner 1410 bestätigte Herzog Ernst das Privileg, jeweils Montag, das heißt von Sonntag Mittag bis Dienstag Mittag, wöchentlich einen Markt in Bruck an der Leitha abzuhalten. Im Jahr 1579 wurde das Privileg von Kaiser Rudolf bestätigt, der Markt jedoch auf den Mittwoch verlegt. Seit 1851 findet der Wochenmarkt am Samstag statt.
Bereits mit dem 17. April 1316 wurde von König Friedrich dem Schönen ein Jahrmarktsprivileg verliehen. Der Jahrmarkt sollte am 25. Mai, dem Urbanstag, stattfinden. Mit der neuerlichen Verleihung am 18. Juli 1437 durch Herzog Albrecht V. wurde bestimmt, dass vor und nach dem Markttag eine vierzehntägige Freiung abgehalten werden sollte. Knapp 20 Jahre später gewährte Kaiser Fried-rich II. am 19. August 1458 einen zusätzlichen Jahrmarkt für den 3. August jeden Jahres und nur fünf Jahre später am 11. Jänner 1463 einen dritten Jahrmarkt, der am Sonntag vor dem 8. September mit vierzehntägiger Freiung vor- und nachher stattfinden sollte. Die drei Jahrmärkte wurden 1786 auch von Joseph II. für dem 25. Mai, den 1. September und den 25. November bestätigt. Am Tag davor wurde jeweils ein Viehmarkt abgehalten. 1886 wurde der Viehmarkt auf den 10. September verschoben, und zwei Jahre später wurde am 6. April 1888 sogar noch ein vierter Jahrmarkt für den letzten Montag im Februar begründet, der zugleich auch als Vieh- und Pferdemarkt dienen sollte. Dass die Märkte, die auch heute noch zu diesen Terminen bestehen, überregionale Bedeutung hatte und auch von Ungarn her regen Zulauf erzielen konnten, lässt sich daran erkennen, dass bereits vor 1573 ein Brucker Metzen mit unterschiedlicher Größe üblich war (71,06 Liter bei Weizen und Gerste, 61,38 Liter bei Korn und 73,93 Liter bei Hafer). (31)
(31) DEÁK, Bruck an der Leitha (wie Anm. 1), 138 (8c).
Nicht nur durch die Verleihung von Wochen- und Jahrmärkten versuchten die Landesfürsten ihre Stadt zu fördern. Um die Stadt für auswärtige Handwerker attraktiv zu machen, verfügte Herzog Rudolf IV. am 16. März 1363 ein freies Niederlassungsrecht für Handwerker und Kaufleute, das in der Folge wiederholt bestätigt wurde. Damit wurden zugleich alle zöch und innung in der stadt oder vorstadt zu Bruck fürbaß gänzlich absein und nicht mehr beleiben noch behalten, das heißt die bis dahin in Bruck bestehenden Zechen wurden aufgelöst. Dies betraf unter anderem die Zunft der Fleischhauer, die 1308 erstmals genannt wurde.
Zwar wurde das Bestimmung von 1363 durch Herzog Albrecht II. am 21. November 1383 bestätigt, dennoch werden 1377 die Zunft der Weber, 1380 die Zunft der Schmiede und 1384 die Zünfte der Fischer, Walker, Krämer und Schuster genannt. Die Tuchscherer, die gemeinsam mit den Tuch- und Kotzenmachern eine Zunft bildeten, (32) sind im Jahr 1556 bezeugt. Eine Handwerksordnung der Schneider ist aus dem Jahr 1583 überliefert, eine der Hafner aus den Jahren 1649 und 1718. Ein Zunftbrief der bürgerlichen Bau- und Steinmetzmeister ist aus dem Jahr 1818 erhalten geblieben. Auf das rege Zunftwesen weist auch ein Pfarrinventar des Jahres 1629 hin, in dem Zunftfahnen der Müller, Lederer, Schneider, Leinwandmacher, Schmiede, Wagner und Zimmerleute verzeichnet sind, darüber hinaus auch noch gemeinsame Zunftfahnen der Weißgerber, Färber, Kürschner und Hutmacher sowie der Seiler, Öler, Riemer und Sattler. Die Reihenfolge der Zünfte bei den Prozession wurde 1702 in einem Ratsbeschluss festgelegt. An der Spitze der Prozession sollte die Zunft der Müller Aufstellung finden, es folgten die Bäcker, Fleischhacker, Lederer, Schuhmacher, Tuch- und Kotzenmacher, Hafner, Schneider, Schmiede und Wagner, die Schlosser samt den Büchsenmachern und Tischlern, die Leinenweber, Fassbinder, Seiler, Zimmerleute, Maurer und Steinmetze. (33)
(32) Karl BEDNAR, Von einstigen Tuch- und Kotzenmachern in Bruck an der Leitha, in: Heimatkundliche Nachrichten zum Amtsblatt der Bezirkshauptmannschaft Bruck an der Leitha 1 (1959).
(33) DEÁK, Bruck an der Leitha (wie Anm. 1), 139 (8d).
Als weitere Förderung der Wirtschaft kann das Privileg Kaiser Friedrichs II. vom 11. Jänner 1463 angesehen werden, in dem der Brucker Kaufmannschaft das Recht verliehen wurde, ihre Waren, darunter auch ungarischer Bauwein, in unserm furstentumb Osterreich mauttfrey zollfrey und an all annder irrung und hindernuss farn und die vertreiben zu dürfen. Darüber hinaus wurde der Stadt am selben Tag das Niederlagsrecht für alle zwischen der Donau und dem Neusiedler See geführten Waren gewährt. Eine ähnliche Intension verfolgte der am 29. August 1465 von König Matthias Corvinus über Bruck verhängte Straßenzwang. (34)
(34) DEÁK, Bruck an der Leitha (wie Anm. 1), 137 (8a) und 139 (8d).
Trotz dieser zahlreichen Privilegierungen durch die Landesfürsten und der grenznahen Lage zu Ungarn konnte sich Bruck jedoch nie als überregionales Zentrum etablieren. Das Handwerk und der Ackerbau deckten im Wesentlichen nur den Eigenbedarf ab. Einzig der Weinbau und der Weinhandel kristallisierte sich als überregionaler Erwerbszweig heraus, wurde der Wein doch bis nach Bayern, Böhmen und Schlesien exportiert. Dementsprechend zahlreich sind auch die Privilegien, die den Weinbau und Weinhandel betrafen und förderten. Am 17. April 1318 wurde den Bürgern von Bruck von Friedrich dem Schönen gewährt, ihren in Ungarn angebauten Wein durch seine Länder – mit Ausnahme von Wien – zu führen. Für das Jahr 1614 ist die beachtliche Produktionsmenge von insgesamt 21.578 Eimer Wein überliefert. Ein Eimer fasste in Österreich 56,6 (auch 58 oder 60,1) Liter. Dies würde umgerechnet circa 12.213 hl entsprechen. Im Jahr 1855 betrug die Weinproduktion nur noch 1.460 Eimer, dies entspricht 826 hl. 1978 wurde 2.700 hl Wein in 79 Weinbaubetrieben erzeugt.
Noch im 16. und 17. Jahrhundert lagen die Weingärten der Brucker Bürger zu drei Viertel im ehemals ungarischen Gebiet im Bereich des Neusiedler Sees. Dies lässt sich auch aus der Steuerleistung für die Weingärten im Jahr 1658 erkennen: 1.412 Pfund betrug jene Summe, die für die in Niederösterreich liegenden Weingärten der Brucker an Steuern zu leisten war, 5.819 Pfund waren dagegen für den Weingartenbesitz in Ungarn zu leisten. Zu dieser Zeit lebten 29 Hauer ausschließlich vom Weinbau, die anderen 76 Gewerbetreibenden verfügten dagegen nur über geringfügigen Weingartenbesitz. Erst im Verlauf des 19. Jahrhunderts kehrte sich das Verhältnis um, so lagen 1885 von 73 Joch Weingärten, die von Brucker Bürgern bewirtschaftet wurden, nur noch 20 Joch in Ungarn, 53 Joch dagegen in Niederösterreich. 1885 hatte Bruck schließlich überhaupt keine Weingärten mehr in Ungarn. 1978 betrug die Weinbaufläche 41,33 ha.
Einige Bedeutung erlangte in der Frühen Neuzeit auch der Handel mit ungarischen Vieh, das hauptsächlich nach Wien geliefert wurde. Ein entsprechendes Privileg, das den Viehhandel betrifft und förderte, stammt von König Ferdinands I. aus dem Jahr 1550.
Bereits früh, nämlich 1323 wurden die beiden Mühlen im Stadtgebiet genannt. Die obere Mühle, die auch als Schlossmühle bezeichnet wurde, befand sich in unmittelbarer Nähe, östlich von Schloss Prugg. Die untere Mühle befand sich bei der Altstadt. In ihr wurde im 17. Jahrhundert eine Tuch- und Kotzenwalke eingerichtet. Von 1703 bis 1913 bestand in der Altstadt an der Reichsstraße die so genannte Fischerbrauerei, so benannt nach der Familie, in deren Besitz sie sich befand.
Beginnend im 18. Jahrhundert, vermehrt aber im 19. Jahrhundert wurden in Bruck an der Leitha einige Tuchmanufakturen und vor allem Baumwollspinnereien eingerichtet. Bereits 1705 soll jene Tuchmanufaktur gegründet worden sein, die 1816 von Graf Johann von Harrach neu eingerichtet beziehungsweise erneuert wurde. Nur vier Jahre bestand dagegen die 1785 von L. Pretzmann eröffnete Tuchfabrik mit elf Stühlen und 90 Beschäftigten. Längeren Bestand hatten dagegen die Baumwollspinnereien. Georg Adam Ankemius (vormals Taylor und Royce) gründete 1802 seine Baumwollspinnerei in Bruck an der Leitha. In einer „Tabellarische[n] Übersicht der in Österreich unter der Ens bestehenden Baumwollspinnereyen nach englischer Art, nach ihrem Stande im Jahr 1828“ wird sie als in „Bruck an der Leytha, jetzt zu Schwechat in der Kettenmühle“ gelegen erwähnt. Sie verfügte über zwölf Mule-Maschinen zu 204 Spindeln, das heißt 2.448 Feinspindeln. Die Zahl der erzeugten Päcke zu fünf englischen und vier Wiener Pfund betrug 10.400. (35) Damit befand sich diese Baumwollspinnerei im unteren Leistungsbereich. Sie wurde im Jahr 1828 nach Schwechat transferiert. In dieser „Tabellarischen Übersicht“ werden noch zwei weitere Baumwollspinnereien in Bruck an der Leitha angeführt: Die 1822 von Josef Wechtl (auch Wechtel) begründete Baumwollspinnereien hatte acht Mule-Maschinen zu 180 Spindeln (1.440 Feinspindeln) und erzeugte 15.600 Päcke. Die 1825 eröffnete Baumwollspinnerei von G. Konradi (auch Gebrüder Conradi) verfügte über zwölf Mule-Maschinen zu 180 Spindeln (2.160 Feinspindeln) und produzierte 12.000 Päcke. (36) 1843 wurde dieser Betrieb erweitert. Zusätzlich betrieben die Engländer Tyler und Royce von 1804 bis circa 1835 zwei Spinnfabriken in Bruck an der Mur. (37)
(35) Stephan Ritter von KEESS – W. C. W. BLUMENBACH (Hg.), Systematische Darstellung der neuesten Fortschritte in den Gewerben und Manufacturen und des gegenwärtigen Zustandes derselben. Als Fortsetzung und Ergänzung des im J. 1823 beendigten Werkes: Darstellung des Fabriks- und Gewerbewesens etc. Mit besonderer Rücksicht auf den österreichischen Kaiserstaat. Erster Band, Wien 1829, 166f.
(36) KEESS – BLUMENBACH (Hg.), Systematische Darstellung (wie Anm. 35), 168f.
(37) DEÁK, Bruck an der Leitha (wie Anm. 1), 138 (8b).
Im Jahr 1841 wurde eine Ölraffinerie in Bruck an der Leitha eröffnet und 1854 die landesfürstliche Rübölfabrik M. Bolze mit einem jährlichen Ausstoß von 13.000 Zentner Rüböl (Rapsöl).
Die 1787 genannten „Ziegelofen-Äcker“ geben einen Hinweis darauf, dass die Ziegelei, die auch im Franziszeischen Kataster 1819 genannt wird, bereits im 18. Jahrhundert bestand. Zusätzlich war von 1873 bis 1899 eine Ziegelfabrik in der Fischamender Straße in Betrieb.
Seit der Mitte des 19. Jahrhunderts zeichnete sich ein wirtschaftlicher Aufschwung in Bruck an der Leitha ab. Auslöser dafür waren einerseits die Eröffnung der Bahnstation im Jahr 1846 und andererseits in den Jahren 1806 und besonders 1867 die Stationierung der Garnison in der Stadt. Zur Versorgung des Militärs bestand unter anderem von 1896 bis 1918 eine Konservenfabrik in Bruck. Besonders die 1909 gegründete Brucker Zuckerfabrik GmbH, die seit 1910 produzierte, wurde für viele Brucker Arbeitgeber. Trotz regionaler Widerstände und Schwierigkeiten entstand in Bruck im Jahre 1909 ein moderner Verarbeitungsbetrieb für Zuckerrüben. Die Produktionsstätten brannte zwar 1916, sowie 1945 durch Kriegseinwirkung ab, doch wurde der Betrieb jeweils wieder rasch aufgenommen. 1940 wechselte die Österreichische Zuckerindustrie AG ihren Namen in Brucker Zuckerfabrik Clemens Auer. Nach dem Krieg wurde die Zuckerfabrik von 1946 bis 1955 von der USIA verwaltet. 1957 kehrte sie wieder zum ursprünglichen Namen Österreichische Zuckerindustrie AG zurück, ab 1971 produzierte sie unter dem Namen Brucker Zuckerfabrik GmbH jährlich 35.000 bis 40.000 Tonnen Zucker. Die Beschäftigtenzahl lag teilweise bei 460 Mitarbeiter/innen, im Normalbetrieb waren circa 250 Personen im Betrieb tätig. (38) Um 1980 führte die technische Entwicklung zur Schließung vieler Fabriken in Europa. Trotz mehrerer Rettungsversuche traf dieses Schicksal 1986 auch die Brucker Zuckerfabrik. (39)
(38) DEÁK, Bruck an der Leitha (wie Anm. 1), 138 (8b).
(39) Wolfgang GRUBER – Erwin SILLABER, Die Brucker Zuckerfabrik, Wien 2009.
1985 erfolgte die Inbetriebnahme der neu errichteten Heimtiernahrungsfabrik in Bruck an der Leitha der Effem GmbH. Effem hieß der Bereich für Tiernahrung der Firma Mars Incorporated, deren Tochtergesellschaft Mars Austria OG eine Produktionsstätte für Süßwaren in Breitenfurt am Neusiedler See und eine für Tiernahrung in Bruck an der Leitha betreibt. 1992 wurde der Standort Bruck mit der Breitenbrunner Süßwarenfabrik unter der „Master Foods Austria Ges.m.b.H.“ zusammengefasst. 2001 fand eine Umfirmierung in „Masterfoods Austria OHG“ statt. Aufgrund einer weltweiten Vereinheitlichung der Tochterunternehmen von Mars Inc. heißt die österreichische Niederlassung seit Juni 2007 „Mars Austria OG“. Ursprünglich war die Produktionsstätte in Bruck nur für die Versorgung des österreichischen Heimtiernahrungsmarktes gedacht. Doch durch den Beitritt zur Europäischen Union und durch die Grenzöffnung in den Osten konnten neue Absatzmärkte in den Nachbarländern erschlossen werden. Die Fabrik in Bruck wurde in der Folge kontinuierlich erweitert und erreicht nunmehr mehr als das sechsfache der ursprünglichen Kapazität. Wurden 1985 nur 20.000 Tonnen Tiernahrung erzeugt, so stieg die Jahresproduktion seither auf 130.000 Tonnen an (Stand: 2006), wobei knapp 70 Prozent der erzeugten Güter exportiert werden. 1988 wurde die Produktion von Diät-Tiernahrung in Bruck für den Weltmarkt aufgenommen und seit 1991 wurden von Bruck aus die zentral- und osteuropäischen Märkte, sowie später auch die Märkte im östlichen Mittelmeerraum und Afrika, erschlossen. 2001 wurde mit der Produktion von Tiernahrung in Frischebeuteln begonnen. Am Standort Bruck waren 2006 342 Mitarbeiter beschäftigt, 90 davon arbeiteten nicht in der Produktion. (40)
KIRCHLICHE VERHÄLTNISSE, BILDUNG UND WOHLFAHRT
Als ursprüngliche Pfarrkirche wurde vermutlich um 1200 die Martinskirche errichtet. Sie befand sich im Osten der alten Siedlung, außerhalb der neuen Stadt und ihrer Befestigungsanlagen in unmittelbarer Nähe des Kirchentores.
Die Pfarre Bruck an der Leitha unterstand dem bairischen Hochstift Passau. Bereits 1159 gibt Bischof Konrad von Passau dem Chorherrenstift St. Pölten ecclesiam quandam plebesanam nostri (sc. Episcopi) iuris villa Askerichesprukke, und zwar ad usus fratrum et ad supplementum prebende eorum. (41) Bis zur Auflösung des Or-dens im Jahr 1784 stellte das Chorherrenstift in St. Pölten die Pfarrer in Bruck an der Leitha, (42) aber zumindest in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts war die Pfarre des Stift St. Pölten noch nicht inkorporiert, sondern besaß das Patronatsrecht nur lehensweise vom Hochstift Passau.
(41) WELTIN, Ascherichsbrvgge (wie Anm. 9), 26f.; NÖUB I 11, Nr. 8 (Urkundenbuch des aufgehobenen Chorherrenstiftes St. Pölten, Wien [Niederösterreichisches Urkundenbuch; 1-2].
(42) DEÁK, Bruck an der Leitha (wie Anm. 1), 142 (15a).
Ob die Pfarre eine Gründung des Stadtgründers ist oder eine Neugründung des Hochstifts Passau lässt sich nicht klären. Gesichert ist, dass die Beziehungen des Hochstift Passau zu Bruck an der Leitha sehr weit zurückreichen, wenn sie auch „nicht von der Art [waren], wie man es von Passauer Seite um die Mitte des 13. Jh.s glauben machen wollte.“ (43)
(43) WELTIN, Ascherichsbrvgge (wie Anm. 9), 26.
1239 wird erstmals ein Pfarrer Heinrich erwähnt, danach folgen regelmäßige Nennungen von Pfarrern, wie 1247 Heinrich, 1258 Ullrich, 1261 wiederum ein Heinrich, 1264 Haspalarius plebanus de ponte, 1278 Heinricus plebanus in Pruk, (44) 1283 Wulfing von Stubenberg und anderen. (45) Als Filialkirchen der Pfarre Bruck scheinen 1284 Wilfleinsdorf, Arbesthal und Göttlesbrunn auf, wobei Göttlesbrunn 1556 selbständige Pfarre wurde. (46) Heute umfasst der Pfarrbereich Bruck an der Leitha und Bruckneudorf und gehört zur Erzdiözese Wien.
(44) Stiftsarchiv Heiligenkreuz, 1278 (26. November - 24. Dezember); Fontes Rerum Austriacarum II/11, S. 215–216, Nr. 233.
(45) Carl Josef KLOSE, Bruck an der Laitha vom Anfange der historischen Kenntniß bis auf die gegenwärtige Zeit und seine Merkwürdigkeiten, Wien 1855, 17.
(46) DEÁK, Bruck an der Leitha (wie Anm. 1), 142 (15a).
Durch ihre exponierte Lage vor der Stadtmauer wurde die Martinskirche immer wieder (teilweise) zerstört, so zum Beispiel auch 1529, sodass ab dieser Zeit die Augustinerkirche und ab 1625 abwechselnd auch die Kapuzinerkirche als Pfarrkirche verwendet wurde. Zwar wurde die Martinskirche immer wieder erneuert und auch weiterhin als Kapelle verwendet, doch fasste der Rat der Stadt nach dem Erlöschen der Pest 1679 und der erfolgreichen Schlacht um Wien 1683 den Entschluss, auf dem Hauptlatz ein neues Gotteshaus zu errichten. Dort befand sich vermutlich die mittelalterliche Niklaskapelle. (47) Die Kirche sollte an den bereits bestehenden mittelalterlichen Stadtturm angebaut werden. In zwei Bauabschnitten wurde zuerst unter Baumeister Heinrich Hoffmann von 1696 bis 1702 das Langhaus parallel zur Häuserfront erbaut. Der Innenraum ist 42 Meter lang und 14 Meter breit, die Kapellennischen zu beiden Seiten sind jeweils 3 Meter breit. Der zum Kirchturm umfunktionierte Stadtturm blieb damit um etwa 15 Grad in nördlicher Richtung verdreht stehen und wurde durch den Aufbau der Glockenstube erhöht. Zudem erhielt er einen barocken Turmhelm. Am 19. Juli 1699 wurde die Kirche durch Kardinal Leopold Kollonitsch zur Allerheiligsten Dreifaltigkeit eingeweiht, den darauffolgenden ersten Gottesdienst leitete Christophorus Probst aus St. Pölten. (48) Mit der Einweihung der Kirche wurden auch die Pfarrrechte auf die nunmehrige Stadtpfarrkirche übertragen.
(47) Bei der heute so genannten Niklaskapelle in der Schillerstraße handelt es sich nach neuesten Forschungen wohl um die mittelalterliche Synagoge von Bruck an der Leitha (siehe unten).
(48) KLOSE, Bruck an der Laitha (wie Anm. 45), 20.
In einer zweiten Bauphase wurde von 1738 bis 1440 die schmuck-lose Stirnfront der Kirche durch eine zweigeschossige Prunkfassade ersetzt. Als ausführender Baumeister war Johann Georg Windpässinger tätig, den Figurenschmuck fertigte Martin Vögerl an, der auch für die Mariensäule in Hainburg an der Donau verantwortlichzeichnete. Über dem Hauptportal mit dem Stadtwappen (Jahreszahl 1740) ist die Figur des Heiligen Johannes von Nepomuk mit der Darstellung der Moldaubrücke am Sockel zu sehen. Weitere Figuren im Untergeschoss sind die Bildnisse der Pestheiligen Sebastian mit Baum, Rochus mit Pestbeule am Knie sowie der Heiligen Florian mit dem Wasserkübel und der Heiligen Leopold. Darüber folgt im oberen Geschoss die Darstellung des Erzengels Michael, der mit flammendem Schwert den Satan in den Abgrund stürzt. Flankiert wird er von vasengekrönten Voluten aus deren Ziergefäßen die Opferflamme züngelt. Im Giebelfeld befindet sich ein prachtvoll umrandetes Schild mit der Inschrift: „QUIS UT DEUS?“ (Wer ist wie Gott?). 1782/83 wurde der Turmhelm nochmals erhöht und in seiner Form leicht modifiziert (Turmhöhe: 53,35 Meter).
Im Jahr 1707 wurde östlich der Stadtpfarrkirche auf dem Hauptplatz die von Anna Rosina Stumpf gestiftete Mariensäule errichtet. Sie ergänzte damit die Dreifaltigkeitssäule beziehungsweise Pestsäule, die 1693 als Dank für die Errettung von den Türken und der Pest ebenfalls auf dem Hauptplatz errichtet worden war. Im Jahr 1713 wurde in der Altstadt noch eine weitere Mariensäule errichtet.
Die Martinskirche blieb als Kapelle bestehen, auch der Friedhof befand sich dort und wurde erst 1785 durch einen zweiten auf ungarischem Gebiet ersetzt, der jedoch aufgrund der häufigen Überschwemmungen 1845 wieder aufgelassen wurde. Der heutige, 1845 eröffnete und 1853 vergrößerte Friedrich liegt vor dem Hainburger Tor am Göttlesbrunner Weg im ehemaligen Augustinergarten. 1970 wurde das Gebäude der ehemaligen Martinskirche abgebrochen. An der Westfront der Stadtpfarrkirche beziehungsweise des Hauptplatzes wurde der Pfarrhof errichtet. 1729 wurde dafür vom Augustiner-Chorherrenstift St. Pölten ein ehemaliges Bürgerhaus erworben und 1732 als Pfarrhof adaptiert. Seit der Auflösung des Augustiner-Chorherrenstift im Jahr 1784 befindet sich der Pfarrhof im Eigentum der Pfarre. Im Erdgeschoß des Gebäudes, das über einen schönen Arkadenhof verfügt, befindet sich ein Ausstellungsraum mit Freskendecke.
Bereits früh siedelten sich Augustiner-Eremiten in der Stadt an. 1316 gestiftet, wurden Kloster und Kirche (hl. Magdalena) von 1332 bis 1348 errichtet. Als im Zuge der Reformation das Kloster bis auf einen Bruder leer stand, wurde das Kloster 1546 an die Stadt abgetreten, die darin ein Spital betrieb. (49) Nach der Gegenreformation diente die Kirche ab 1642 wieder als Ordenskirche und wurden von 1725 bis 1740 auch nochmals im barocken Stil umgestaltet, nach der Aufhebung des Ordens jedoch 1790 abgetragen. Auch das Kloster wurde 1663 nochmals neu erbaut, aber 1788 aufgehoben. Danach diente das Klostergebäude verschiedenen Zwecken, so ab 1806 als Kaserne der Sappeur-Truppe und ab 1846 als Militär- und Erziehungsanstalt. 1867 diente es als Hoflager, von wo aus Kaiser Franz Joseph die Truppen im Brucker Lager inspizierte. Von 1918 bis 1995 waren in dem ehemaligen Klostergebäude Wohnungen untergebracht.
(49) KLOSE, Bruck an der Laitha (wie Anm. 45), 21.
Als einziger Beleg für ein Minoritenkloster, das sich in Bruck befunden haben soll, dient ein Testament der Tochter Albrechts I., Gutta, aus dem Jahr 1324. Darin vermachte Gutta denen Augustinern ze Prukke in Oestrich ain march, denen minnern pruedern do selb drei march. Weitere Hinweise auf das Kloster beziehungsweise auf Minoriten in Bruck gibt es keine. Auch das Stift Heiligenkreuz pflegte enge Beziehungen mit Bruck an der Leitha. Bereits am 16. Mai 1242 verlieh Herzog Friedrich II. dem neuen Hof in Bruck an der Leitha, dem Heiligenkreuzerhof, dieselbe Freiheit wie sie das Haus des Stiftes in Wien rechtlich innehatte. (50) Der Heiligenkreuzerhof befand sich auf dem Hauptplatz, an der Ecke zur heutigen Burgenlandstraße.
(50) Fontes Rerum Austriacarum II/11, S. 105, Nr. 97 (1242, Mai 16)
Auf eine früh bestehende Judengemeinde in Bruck an der Leitha verweist eine Urkunde Herzog Rudolfs IV., in der er 1363 neben anderen Gerichten in der Stadt auch das Judengericht nennt. Wenige Jahre später, 1369 ist auch ein eigener Judenrichter belegt. Im Jahr 1388 wurden Richter und Rat von Herzog Albrecht III. aufgefordert, ein Judenbuch anzulegen. Die Synagoge war jener bemerkenswerte gotische Bau in der Schillerstraße beim heutigen Rathaus, der fälschlicherweise auch als Niklaskapelle bezeichnet wird. (51) Im Zuge der Wiener Geserah unter Herzog Albrecht V. wurden 1422 die Juden auch aus Bruck vertrieben und ließen sich in Pressburg nieder. Erst im 17. Jahrhundert werden wieder Juden in Bruck an der Leitha genannt. Ende des 19. Jahrhunderts erhielt die jüdische Gemeinde, die 1890 137 Mitglieder und 1900 79 Mitglieder umfasste, einen eigenen Friedhof.
(51) Simon PAULUS, Zur Rekonstruktion der mittelalterlichen Synagoge in Bruck an der Leitha: Das Baujuwel im Hinterhof, in: Jüdische Kulturzeitschrift DAVID Heft 63 (Dezember 2004).
Ab Oktober 1944 wurden neben Zwangsarbeitern auch ungarische Juden zu Schanzarbeiten am „Südostwall“ im Bauabschnitt Bruck an der Leitha eingesetzt. Die ungarischen Juden werden in verschiedenen Scheunen, die sich in der Fischamender Straße und „Am Stadtgut“ befanden, untergebracht. Darüber hinaus sollt auch ein Lager am Heidehof in Bruckneudorf bestanden haben. Zwischen 5. Dezember 1944 und 26. März 1945 starben 155 ungarische Juden in Bruck vor allem an Kälte, Erschöpfung und Unterernährung. Am 29. März 1945 erfolgt die Evakuierung der jüdischen Zwangsarbeiter auf einem Tordesmarsch über Bad Deutsch-Altenburg in Richtung des Konzentrationslagers Mauthausen. (52)
(52) Petra WEISS, Bruck an der Leitha anno ’45 *1945. Kriegsende und Besatzungszeit am Beispiel einer niederösterreichischen Kleinstadt, Dissertation Wien 1998; Petra WEISS, Die letzten Monate nationalsozialistischer Herrschaft in Bruck, Leitha, Bruck an der Leitha 1999.
Wie die meisten österreichischen Städte wurde auch Bruck an der Leitha von der Reformation erfasst. Nachdem das Augustinerkloster mangels Brüdern geschlossen werden musste, wanderte im Jahr 1555 auch der (verheiratete) Pfarrer Georg Eckhel nach Eisenstadt ab. Zwar sind auch danach katholische Priester genannt, doch 1558 war offensichtlich der Stadtrat bereits protestantisch. 1562 bekannten sich fast 9/10 der Bevölkerung zum Protestantismus und zwei Jahre später wurde Ambrosius Furttenbach, bis 1564 Rektor auf Korneuburg, nach Bruck berufen, wo er bis 1575 die Lateinschule leitete. In den 1570er Jahre lehrte auch der Prediger Jakob Püttner (auch Bütner) in Bruck an der Leitha. Während seiner Amtszeit erreichte der Protestantismus in der Stadt ihren Höhepunkt. Jakob Püttner wurde 1542 geboren und 1564 in Wien zum Priester geweiht. 1566 war er als Pfarrer des Marktes Leusz tätig, fiel dann jedoch vom katholischen Glauben ab. Vermutlich Anfang der 1570er Jahre kam er nach Bruck an der Leitha, das er 1573 wieder verlassen musste. (53) Ab 1574 war er in Deutsch Altenberg tätig und kam dann durch die Familie Dörr, zu deren Herrschaft Wildungsmauer gehörte, 1577 als lutherischer Prediger nach Wildungsmauer. Im Jahr 1580 ist Püttner von den protestantischen Examinatoren als Prädikant anerkannt worden. Wenige Jahre später, 1586, meldet der Offizial Dr. Melchior Klesl, dass der Prädikant Püttner der katholischen Sache großen Schaden zugefügt und viele hunderte arme Seelen verführt habe und dass er auch heute noch nicht aufhöre, in den umliegenden Ortschaften die katholischen Untertanen der Herrschaften zu sich zu ziehen. Nach 1586 ist über Püttner nichts mehr bekannt.
(53) DEÁK, Bruck an der Leitha (wie Anm. 1), 143 (15b) (dort als Jacob Peuthner bezeichnet); laut KLOSE, Bruck an der Laitha (wie Anm. 45), 17, war Püttner von 1574 bis 1577 in Bruck als protestantischer Prediger tätig.
Ab 1582 waren wieder katholische Pfarrer in Bruck tätig und die Gegenreformation zeigte erste Erfolge. In einem am 22. Dezember 1585 publiziertem kaiserlichem Generalmandat wurden die landesfürstlichen Städte und Märkte zur Rückkehr zum katholischen Glauben aufgefordert. (54) Dies beinhaltete unter anderem, dass die Bürgerrechte nur mehr an Katholiken verliehen und protestantische Gottesdienste in den Städten verboten werden sollten. Elf Städte im heutigen Niederösterreich konnten durch Reformationskommissionen, die von Stadt zu Stadt zogen, rekatholisiert werden. Bürger, Stadtrat und Bürgermeister wurden zur Unterzeichnung von Reversen gezwungen, in denen sie auf die allein selig machende römisch-katholische Kirche schwören mussten, und schließlich wurden sie auch verpflichtet, die Beichte abzulegen. Zwar regte sich in einigen Städten – zum Teil sogar heftiger – Widerstand an dieser Praxis, dennoch zeitige das Vorgehen Erfolg. In Bruck an der Leitha wurden im Jahr 1586 bei dieser Reform Klesls neun Ratsherren, darunter auch der Stadtschreiber, aus dem Land gewiesen. (55) Unter dem Pfarrer Balthasar Lospichler, der von 1601 bis 1605 in Bruck an der Leitha wirkte, musste die Stadt 1602 dem Kaiser ihr katholisches Glaubensbekenntnis vorlegen. (56) Laut dem Ratsprotokoll des Jahres 1616 waren in Bruck trotzdem noch mehrere nit Catholische in Bruck vorhanden. Mitte des 17. Jahrhunderts war die Gegenreformation in Bruck an der Leitha vollständig vollzogen, es gab keine – sich bekennenden – Protestanten mehr in der Stadt. (57)
(54) Friedrich SCHRAGL. Glaubensspaltung in Niederösterreich. Beiträge zur niederösterreichischen Kirchengeschichte, Wien 1973 (Veröffentlichungen des Kirchenhistorischen Instituts der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Wien 14), 57.
(55) Laurenz PRÖLL, Die Gegenreformation in der l.-f. Stadt Bruck a. d. L., ein typisches Bild, nach den Aufzeichnungen des Stadtschreibers Georg Khirmair, Wien 1897, 29–33; Martin SCHEUTZ, Kammergut und/oder eigener Stand. Landesfürstliche Städte und Märkte und der „Zugriff“ der Gegenreformation, in: Staatsmacht und Seelenheil. Gegenreformation und Geheimprotestantismus in der Habsburgermonarchie, hg. von Rudolf Leeb – Susanne Claudine Pils – Thomas Winkelbauer, Wien 2007, 311–339, hier 316f.
(56) KLOSE, Bruck an der Laitha (wie Anm. 45), 17.
(57) PRÖLL, Die Gegenreformation in der l.-f. Stadt Bruck a. d. L. (wie Anm. 55).
Als äußeres Zeichen der erfolgreichen Rekatholisierung gründete Reichsgraf Karl von Harrach 1625 ein Kapuzinerkloster. Die dazu gehörige Kirche wurde seit ihrem Bestehen bis zur Errichtung der neuen Stadtpfarrkirche auf dem Hauptplatz auch als Pfarrkirche verwendet. Nach der Auflösung des Klosters 1784 wurde das Klostergebäude als Wohnhaus adaptiert, gegenwärtig wird es wirtschaftlich genutzt, während die Kirche lange Zeit als Getreidespeicher verwendet wurde.
Vom religiösen Leben zeugen auch die verschiedenen Zechen, die in Bruck an der Leitha bestanden. Die älteste davon ist die St. Martinzeche, die von 1393 bis 1475 belegt ist. Ab 1422 bestand die Gottleichnamszeche und ab 1462 die Liebfrauen- und Fischerzeche. Mit den Einnahmen der Gottleichnamszeche wurde angeblich die Schule unterhalten. (58)
(58) KLOSE, Bruck an der Laitha (wie Anm. 45), 18.
Der erste Schulmeister in Bruck an der Leitha, namens Ulrich, wird bereits im Jahr 1323 erwähnt. In der Reformationszeit bestand eine Lateinschule, die von 1564 bis 1575 von Ambrosius Furttenbach geleitet wurde. 1785 wurden die Klosterschule und die städtische Schule zu einer Unterrichtsanstalt vereinigt. Zur Zeit des Franziszeischen Katasters 1819 war die Schule am Hauptplatz untergebracht (Konskriptionsnummer 49). 1874 wurde eine Bürgerschule für Knaben in dem Gebäude auf dem Hauptplatz eingerichtet, die acht Klassen führte. Daneben gab es eine fünfklassige Volksschule für Mädchen. (59)
(59) Hundert Jahre Brucker Schule. Festschrift zur Hundertjahrfeier, Bruck an der Leitha, 1974.
Gegenwärtig gibt es zwei Volksschulen (Hauptplatz und Fischamender Straße) und zwei Hauptschulen (Lagerhausstraße und Raiffeisengürtel), ein Sonderpädagogisches Zentrum mit Allgemeiner Sonderschule (Hauptplatz), eine Schule des Polytechnischen Lehrganges (Stefaniegasse), ein Bundesgymnasium/Bundesrealgymnasium (Fischamender Straße), eine Handelsakademie/Handeslsschule (Fischamender Straße) und die Anton-Stadler-Musikschule (Feldgasse).
Vermutlich 1331 gestiftet und 1345 erstmals genannt, kümmerte sich das Bürgerspital um Pfründner und zunehmend auch um kranke und arme Bürger der Stadt. Im Jahr 1402 wurde es von Albrecht dem Stuchsen (Albrecht Stuchs von Trautmannsdorf) reich mit Äckern beschenkt und damit neu bestiftet. Das Gebäude, das im nördlichen Bereich der Stadt errichtet worden war, beinhaltete auch eine Kapelle, die 1762 neu errichtet wurde. Ab 1930 wurde das Gebäude als „Unfallspital“ genutzt.
Zusätzlich verfügte Bruck an der Leitha über ein Heiligengeistspital mit einer Kapelle, die erstmals 1448 in einem Ablassbrief genannt werden. Im 18. Jahrhundert dürfte es weitgehend neu errichtet, aber bereits 1784 aufgelassen worden sein. Das Gebäude wurde zum Stadttheater adaptiert und von 1856 bis 1860 auch für Theateraufführungen genützt. Seit 1874 ist es als Geschäftshaus in Verwendung. Erst 1904 wurde vor dem Wiener Tor ein Stadttheater (ehemaliges Sommertheater) im Jugendstil errichtet. (60)
(60) Johanna WALLNEGGER – Petra WEISS, 100 Jahre Brucker Stadttheater 1904 bis 2004, Bruck an der Leitha. 2004.
Zwar wurde 1336 bereits erstmals eine Badestube erwähnt, diese ist jedoch nicht zu lokalisieren. 1853 wurde ein städtisches Badehaus errichtet. Für die medizinische Versorgung der Bevölkerung wurde 1618 ein Stadtmedicus, Dr. Halffter, aufgenommen, der den auch als Wundarzt tätigen Bader ergänzte. Für das Jahr 1642 ist ein weiterer Bader genannt. Auch ein Apotheker kann für das beginnende 17. Jahrhundert bereits angenommen werden. Die heutige Apotheke zur hl. Dreifaltigkeit befand sich bereits im 17. Jahrhundert am selben Standort und wurde von 1685 bis 1715 von Heinrich Pesko (Petko) betrieben. Erst circa 1900 wurde eine zweite Apotheke (zum Bahnhof) in Bruck an der Leitha eröffnet, die sich am Bahnhofsplatz befindet.
RECHT UND VERFASSUNG
1239 bezeichnet Herzog Friedrich II. „der Streitbare“ Bruck an der Leitha als civitas nostra, eine ähnliche Formulierung ist auch einer Urkunde König Rudolfs I. vom 2. November 1276 zu entnehmen. Letzterer gewährte der Stadt einen festen Anteil an den Mauteinnahmen. (61) 1316 wird Bruck als oppidum erwähnt. König Fried-rich der Schöne verlieh Bruck an der Leitha am 17. April 1318 die Freiheiten, wie sie auch die Stadt Hainburg inne hatte. In der Urkunde werden auch die burger von Prukke genannte. Als unser stadt zu Pruck a. d. Leytha erwähnte 1363 Herzog Rudolf IV. die Stadt.
(61) DEÁK, Bruck an der Leitha (wie Anm. 1), 134 (5a).
Das älteste bekannte Siegel aus dem Jahr 1275 trägt im Siegelbild eine mit Zinnen bewehrte Mauer mit offenem Tor, das von einem größeren und kleineren Turm überhöht ist. In der Urkunde schenkt Chalhoch, Bürger von Bruck an der Leitha, der Abbtei heiligen Kreuz, in welcher er begraben zu werden wünscht, sein Haus zu Bruck. (62) Die endgültige Form des Siegels trägt seit 1533 die Umschrift S. CIVITATIS * PRUCKE * SUPER LEITA *. (63)
(62) Stift Heiligenkreuz, Urkunde 1275 (2.–4. Juni); Fontes Rerum Austriacarum II/11, S. 196, Nr. 213.
(63) DEÁK, Bruck an der Leitha (wie Anm. 1), 141 (12).
Der erste Richter in Bruck ist in der erwähnten Urkunde Herzog Friedrich II. aus dem Jahr 1239 genannt (Meinhard iudex), die erste Nennung eines Bürgermeisters erfolgte erst über hundert Jahre später, 1344. Daneben werden im Jahr 1363 in einer von Rudolf IV. ausgestellten Urkunde stadt und gemain beziehungsweise ein rath angeführt. Der Rat bestand von 1572 bis 1618 aus elf Personen, die dem Bürgermeister und Stadtrichter zur Seite standen. Ebenso vie-le Mitglieder umfasste die gemain. Die Mitglieder beider Gremien erfüllten als Stadtkämmerer, Mühlenverwalter, Spitalmeister, Kirchmeister und Kastner städtische Funktionen. (64)
(64) DEÁK, Bruck an der Leitha (wie Anm. 1), 140 (9a).
Ein Rathaus ist erst spät belegt. Von 1746 bis 1850 befand es sich in der heutigen Stefaniegasse in der Nähe von Schloss Prugg. Das Gebäude, an dem auch das älteste erhaltene Stadtwappen von Bruck aus dem Jahr 1597 angebracht ist, stammt aus dem 14. Jahrhundert. Der heutige Zustand des Gebäude entspricht der Wen-de vom 16. zum 17. Jahrhundert. Bis zum Jahr 2005 wurde es als Gerichtsgebäude genutzt. Seit 1867 befindet sich das Rathaus auf dem Hauptplatz in einem Gebäude, dass durch zahlreiche Aus- und Umbauten keinen einheitlichen Baustil aufweist, sich jedoch durch seine Renaissance-Arkaden im Hof auszeichnet.
Das Landgericht von Bruck an der Leitha umfasste wohl nur den Bereich des Burgfriedens und geht auf ein Privileg aus dem Jahr 1318 zurück, das Friedrich der Schöne der Stadt verlieh (circa iudicia sua exercenda). Zum Landgericht, das laut dem Urbar von 1513 mit dem Ungeldbezirk der Herrschaft Prugg identisch war, gehörten die Alt- und die Neustadt Bruck an der Leitha, Diendorf, Göttlesbrunn, Nawinkel und Wilfleinsdorf. Während Diendorf (1381 Erstnennung, 1470 noch behaust) und Nawinkel (1278 in der Zeugenliste einer Urkunde aus dem Stift Heiligenkreuz werden Wulfingus de Nawinchel et frater suus Salomon neben Chalhochus cives in Prvkka genannt, (65) 1432 und 1565 als Flurname bekannt) spätestens 1573 öde waren, kaufte sich Wilfleinsdorf zugunsten der Herrschaft Trautmannsdorf um 300 Gulden aus dem Landgericht aus und gehörte bis 1822 zum Landgericht Margareten am Moos. Das Hochgericht, das laut Entscheid aus dem Jahr 1569 der Stadt und nicht der Herrschaft Prugg zustand, hatte seine Richtstätte außerhalb der Stadt auf der rechten Seite der Gabelung der Höfleiner und der Hainburger Straße. Darauf weist auch der Flurname Gerichtsäcker hin. (66)
(65) Stiftsarchiv Heiligenkreuz, 1278 (26. November - 24. Dezember); Fontes Rerum Austriacarum II/11, S. 215–216, Nr. 233.
(66) DEÁK, Bruck an der Leitha (wie Anm. 1), 140 (9a).
1849 konstituierte sich die Ortsgemeinde Bruck an der Leitha gemäß des provisorischen Gemeinde Gesetzes dieses Jahres und bestand aus der gleichnamigen Katastralgemeinde. Seit 1849 ist Bruck an der Leitha Sitz der gleichnamigen Bezirkshauptmannschaft, die sich heute in der Fischamender Straße 10 befindet. Seit 1850 befand sich auch das Steueramt, heute Finanzamt, in Bruck an der Leitha (heute: Stefaniegasse 2), sowie auch das Bezirksgericht (heute: Wiener Gasse 3), zu dessen Gerichtssprengel von 1938 bis 1950 auch der Bezirk Neusiedl am See gehörte. (67)
(67) DEÁK, Bruck an der Leitha (wie Anm. 1), 140 (9b und 10).
Seit 1239 landesfürstliche Stadt übte die Bruck an der Leitha bis 1848 grundherrschaftliche Rechte über ihre Untertanen aus. Neben den Stadtrichter, der der Stadt vorstand, wirkte auch ein Burghauptmann auf der Stadtburg, aus der sich die selbständige Herrschaft Prugg entwickelte. Diese war als landesfürstlicher Besitz immer wieder verpfändet, ab 1560 an die Familie Harrach. In diesem Jahr wurden Ort und Burg an den Freiherrn Leonhard IV. von Harrach verpfändet, der auch schon Besitzer des benachbarten Rohrau war. 1625 erwarb Reichsgraf Carl von Harrach Schloss und Herrschaft als freies Eigen. (68)
(68) DEÁK, Bruck an der Leitha (wie Anm. 1), 142 (14c).
Die Burg, die im Jahr 1242 erstmals genannt wurde, verfügt über einen 32 Meter hohen Bergfried aus der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts, den Heidentum. Von den zahlreichen Umbauen sind nur noch wenige Reste aus dem 16. und 17. Jahrhundert erhalten. Durch einen Schutzbrief von Kara Mustafa Pascha blieb die Burg zwar bei der Zweiten Türkenbelagerung 1683 verschont, dennoch entschloss sich Alois Thomas Raimund Graf Harrach nach der Übernahme des Schlosses von seinem Vater Ferdinand Bonaventura I. Graf Harrach, das Schloss durch Johann Lucas von Hildebrandt ab 1707 vollständig erneuern zu lassen. Bis 1711/14 dauerten die Arbeiten an, an denen neben Hildebrandt auch zahlreiche bekannte Bildhauer wie Johann Bendl, Giovanni Battista Passerini aus dem kaiserlichen Steinbruch (Kaisersteinbruch), Giovanni Stanetti und Joseph Kracker und Stuckateuer wie Alberto Camesina und Santino Bussi, sowie der Freskomaler Bartolomeo Altomonte beteiligt waren. Dokumentiert sind große Aufträge für die Steinmetzbruderschaft in Kaisersteinbruch. Die Gestaltung des Inneren wurde bis in die 1730er Jahre fortgeführt. Größere Ergänzungen wurden 1792 unter Reichsgraf Johann von Harrach durchgeführt und vor allem Mitte des 19. Jahrhunderts, als nicht nur das romantische Tor und das neugotische Haus des Parkaufsehers errichtet wurden, sondern die Fassade des Schlosses von 1854 bis 1858 durch den englischen Architekten Charles Buckton Lamb im Tudorstil umgestaltet wurde. Bereits 1789 war der barocke Garten in einen englischen Park verwandelt worden, der bis zu 6.000 verschiedene Baum- und Pflanzenarten beherbergt hatte und bis zum Ersten Weltkrieg von bis zu 50 Gärtnern instand gehalten und gepflegt wurde.
Im Jahr 1945 wurde das Schloss, das sich auch heute noch im Besitz der Familie Harrach befindet, stark geplündert. Ein Teil der Einrichtung konnte jedoch wieder sichergestellt werden.
BRUCKNEUDORF
Auf dem gegenüber liegenden, südlichen Leithaufer entstand wie bereits erwähnt Bruckneudorf. Ursprünglich im ehemals ungarischen Gebiet, gehört es seit 1921 zum Burgenland. Im Jahr 1828 umfasste das Praedium Neudorf acht Häuser und 101 Einwohner. Die Entstehung des heutigen Bruckneudorfs nahm jedoch erst in engem Zusammenhang mit der Errichtung des Bahnhofes 1846 und der Gründung des Militärlagers 1867 ihren Anfang. Bruckneudorf erlangte zuerst als Grenzstation einige Bedeutung. 1846 wurde hier Strecke Wien – Bruck an der Leitha der Wien-Raaber-Eisenbahn eröffnet. Die Stadtgemeinde Bruck/Leitha übte ursprünglich das ungarische Regalrecht in Bruckneudorf aus. Dieses Recht bestand darin, ausschließlich Gasthäuser und andere Geschäfte zu errichten. Die ungarische Gemeinde konnte nur dadurch gegründet werden, weil sich die Stadt Bruck dazu verpflichtete, eine Großgemeinde zu gründen und die Geldmittel dafür zur Verfügung zu stellen. Die ungarische Regierung siedelte aufgrund der Magyarisierungsbestrebungen Ende des 19. Jahrhunderts ungarische Eisenbahner und Postbedienstete an. Der Name Bruck Ujfalu wurde 1900 in Királyhida geändert.
1938 wurden die Bezirke Neusiedl am See und Bruck an der Leitha vereinigt. So erfolgte am 1. April 1939 der Zusammenschluss von Bruck und Bruckneudorf. Bruckneudorf wurde erst 1950 eine eigene Gemeinde.
ANMERKUNGEN
(1) Ernő DEÁK, Bruck an der Leitha. Politischer Bezirk Bruck an der Leitha, in: Die Städte Niederösterreichs. 1 Teil: A–G (mit Pulkau und St. Valentin), redigiert von Friederike Goldmann, unter Mitarbeit von Ernő Deák und Werner Berthold, Wien 1988 (Österreichisches Städtebuch IV/1), 131–145, hier 133 (2a).
(2) Stadtarchiv Bruck an der Leitha, Protokoll und Meisterbuch eines ehrsamen Handwerks der Steinmetz- und Maurer Viertellade Bruck an der Leitha – anno 1749.
(3) DEÁK, Bruck an der Leitha (wie Anm. 1), 137 (6f); Volkszählung 2001. Wohnbevölkerung nach Gemeinden (mit der Bevölkerungsentwicklung seit 1869, hg. von der Statistik Austria, Wien 2002, 46f.; Volkszählung 2011. Hauptergebnisse I – Niederösterreich, hg. von der Statistik Austria, Wien 2003.
(4) DEÁK, Bruck an der Leitha (wie Anm. 1), 137 (6f).
(5) DEÁK, Bruck an der Leitha (wie Anm. 1), 133 (1).
(6) DEÁK, Bruck an der Leitha (wie Anm. 1), 133 (3a).
(7) Wilhelm KUBITSCHEK, Ein Grabstein aus Bruck/Leitha, in: Jahreshefte des österreichischen archäologischen Instituts 2 (1899); DERS., Ein römischer Inschriftenstein aus Bruck/Leitha, in: Jahrbuch für Altertumskunde 2 (1908).
(8) DEÁK, Bruck an der Leitha (wie Anm. 1), 133 (3b).
(9) Max WELTIN, Ascherichsbrvgge – Das Werden einer Stadt an der Grenze, in: nöla. Mitteilungen aus dem Niederösterreichischen Landesarchiv 10 (1986/87), 1–42, hier 2.
(10) DH IV 276.
(11) WELTIN, Ascherichsbrvgge (wie Anm. 9), 4.
(12) Ernst KLEBEL, Erläuterungen zum Historischen Atlas der österreichischen Alpenländer. 1. Abteilung: Die Landgerichtskarte, 2. Teil: Niederösterreich, 2. Heft: Viertel unter dem Wienerwald, Wien 1957, 47.
(13) WELTIN, Ascherichsbrvgge (wie Anm. 9), 4f.
(14) MGH DH III 133, 141; vgl. Karl BRUNNER, Herzogtümer und Marken. Vom Ungarnsturm bis ins 12. Jahrhundert, Wien 1994 (Österreichische Geschichte 907-1156), 187.
(15) Vgl. beispielsweise Peter CSENDES, „Regio finibus Ungarorum gladio ab hostibus adquisita“. Überlegungen zur Geschichte der Ungarnmark in Österreich, in: Jahrbuch für Landeskunde für Niederösterreich NF 42 (1976), 38-51.
(16) Dazu BRUNNER, Herzogtümer (wie Anm. 14), 187; vgl. auch seinen Beitrag: Welche Marken?, in: Jahrbuch für Landeskunde von Niederösterreich NF 62 (1996), Teil 1, 159-169.
(17) WELTIN, Ascherichsbrvgge (wie Anm. 9), 19.
(18) Susanne Claudine PILS – Stefan SCHOLZ, Hainburg an der Donau, Wien 2002 (Österreichischer Städteatlas 7).
(19) Vgl. Stefan SCHOLZ, Probleme der früh- und hochmittelalterlichen Geschichte von Hainburg an der Donau, Diplomarbeit Wien 2000, 35 ff.; vgl. dazu auch WELTIN, Ascherichsbrvgge (wie Anm. 9), 17, Anm. 95.
(20) WELTIN, Ascherichsbrvgge (wie Anm. 9), 23.
(21) Vgl. dazu Scholz, Probleme (wie Anm. 19), 37.
(22) DK III 79.
(23) WELTIN, Ascherichsbrvgge (wie Anm. 9), 20.
(24) WELTIN, Ascherichsbrvgge (wie Anm. 9), 29.
(25) WELTIN, Ascherichsbrvgge (wie Anm. 9), 41f.: „Diese vergleichend gemachten Beobachtungen legitimieren jedenfalls, eine maßgebliche Initiative der Haslauer und vielleicht auch anderer Ministerialengeschlechter bei den Vorgängen um die Gründung der Stadt Bruck a. d. Leitha anzunehmen.“
(26) WELTIN, Ascherichsbrvgge (wie Anm. 9), 36.
(27) BUB II 182f., Nr. 340 (1239 September 12, Bruck an der Leitha): Mandat Herzog Friedrichs II. an den prefextus et iudex civitatis nostre Pruke.
(28) WELTIN, Ascherichsbrvgge (wie Anm. 9), 37f.
(29) Petra WEISS, Bruck a. d. Leitha von 1867 bis 1918 mit besonderer Berücksichtigung des Brucker Lagers, Diplomarbeit Wien 1993.
(30) DEÁK, Bruck an der Leitha (wie Anm. 1), 135 (5c).
(31) DEÁK, Bruck an der Leitha (wie Anm. 1), 138 (8c).
(32) Karl BEDNAR, Von einstigen Tuch- und Kotzenmachern in Bruck an der Leitha, in: Heimatkundliche Nachrichten zum Amtsblatt der Bezirkshauptmannschaft Bruck an der Leitha 1 (1959).
(33) DEÁK, Bruck an der Leitha (wie Anm. 1), 139 (8d).
(34) DEÁK, Bruck an der Leitha (wie Anm. 1), 137 (8a) und 139 (8d).
(35) Stephan Ritter von KEESS – W. C. W. BLUMENBACH (Hg.), Systematische Darstellung der neuesten Fortschritte in den Gewerben und Manufacturen und des gegenwärtigen Zustandes derselben. Als Fortsetzung und Ergänzung des im J. 1823 beendigten Werkes: Darstellung des Fabriks- und Gewerbewesens etc. Mit besonderer Rücksicht auf den österreichischen Kaiserstaat. Erster Band, Wien 1829, 166f.
(36) KEESS – BLUMENBACH (Hg.), Systematische Darstellung (wie Anm. 35), 168f.
(37) DEÁK, Bruck an der Leitha (wie Anm. 1), 138 (8b).
(38) DEÁK, Bruck an der Leitha (wie Anm. 1), 138 (8b).
(39) Wolfgang GRUBER – Erwin SILLABER, Die Brucker Zuckerfabrik, Wien 2009.
(41) WELTIN, Ascherichsbrvgge (wie Anm. 9), 26f.; NÖUB I 11, Nr. 8 (Urkundenbuch des aufgehobenen Chorherrenstiftes St. Pölten, Wien [Niederösterreichisches Urkundenbuch; 1-2].
(42) DEÁK, Bruck an der Leitha (wie Anm. 1), 142 (15a).
(43) WELTIN, Ascherichsbrvgge (wie Anm. 9), 26.
(44) Stiftsarchiv Heiligenkreuz, 1278 (26. November - 24. Dezember); Fontes Rerum Austriacarum II/11, S. 215–216, Nr. 233.
(45) Carl Josef KLOSE, Bruck an der Laitha vom Anfange der historischen Kenntniß bis auf die gegenwärtige Zeit und seine Merkwürdigkeiten, Wien 1855, 17.
(46) DEÁK, Bruck an der Leitha (wie Anm. 1), 142 (15a).
(47) Bei der heute so genannten Niklaskapelle in der Schillerstraße handelt es sich nach neuesten Forschungen wohl um die mittelalterliche Synagoge von Bruck an der Leitha (siehe unten).
(48) KLOSE, Bruck an der Laitha (wie Anm. 45), 20.
(49) KLOSE, Bruck an der Laitha (wie Anm. 45), 21.
(50) Fontes Rerum Austriacarum II/11, S. 105, Nr. 97 (1242, Mai 16)
(51) Simon PAULUS, Zur Rekonstruktion der mittelalterlichen Synagoge in Bruck an der Leitha: Das Baujuwel im Hinterhof, in: Jüdische Kulturzeitschrift DAVID Heft 63 (Dezember 2004).
(52) Petra WEISS, Bruck an der Leitha anno ’45 *1945. Kriegsende und Besatzungszeit am Beispiel einer niederösterreichischen Kleinstadt, Dissertation Wien 1998; Petra WEISS, Die letzten Monate nationalsozialistischer Herrschaft in Bruck, Leitha, Bruck an der Leitha 1999.
(53) DEÁK, Bruck an der Leitha (wie Anm. 1), 143 (15b) (dort als Jacob Peuthner bezeichnet); laut KLOSE, Bruck an der Laitha (wie Anm. 45), 17, war Püttner von 1574 bis 1577 in Bruck als protestantischer Prediger tätig.
(54) Friedrich SCHRAGL. Glaubensspaltung in Niederösterreich. Beiträge zur niederösterreichischen Kirchengeschichte, Wien 1973 (Veröffentlichungen des Kirchenhistorischen Instituts der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Wien 14), 57.
(55) Laurenz PRÖLL, Die Gegenreformation in der l.-f. Stadt Bruck a. d. L., ein typisches Bild, nach den Aufzeichnungen des Stadtschreibers Georg Khirmair, Wien 1897, 29–33; Martin SCHEUTZ, Kammergut und/oder eigener Stand. Landesfürstliche Städte und Märkte und der „Zugriff“ der Gegenreformation, in: Staatsmacht und Seelenheil. Gegenreformation und Geheimprotestantismus in der Habsburgermonarchie, hg. von Rudolf Leeb – Susanne Claudine Pils – Thomas Winkelbauer, Wien 2007, 311–339, hier 316f.
(56) KLOSE, Bruck an der Laitha (wie Anm. 45), 17.
(57) PRÖLL, Die Gegenreformation in der l.-f. Stadt Bruck a. d. L. (wie Anm. 55).
(58) KLOSE, Bruck an der Laitha (wie Anm. 45), 18.
(59) Hundert Jahre Brucker Schule. Festschrift zur Hundertjahrfeier, Bruck an der Leitha, 1974.
(60) Johanna WALLNEGGER – Petra WEISS, 100 Jahre Brucker Stadttheater 1904 bis 2004, Bruck an der Leitha. 2004.
(61) DEÁK, Bruck an der Leitha (wie Anm. 1), 134 (5a).
(62) Stift Heiligenkreuz, Urkunde 1275 (2.–4. Juni); Fontes Rerum Austriacarum II/11, S. 196, Nr. 213.
(63) DEÁK, Bruck an der Leitha (wie Anm. 1), 141 (12).
(64) DEÁK, Bruck an der Leitha (wie Anm. 1), 140 (9a).
(65) Stiftsarchiv Heiligenkreuz, 1278 (26. November - 24. Dezember); Fontes Rerum Austriacarum II/11, S. 215–216, Nr. 233.
(66) DEÁK, Bruck an der Leitha (wie Anm. 1), 140 (9a).
(67) DEÁK, Bruck an der Leitha (wie Anm. 1), 140 (9b und 10).
(68) DEÁK, Bruck an der Leitha (wie Anm. 1), 142 (14c).

 

 

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