Wirtschaftspolitik und Produktion

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Wirtschaftspolitik und Produktion
Hauptsächlich aufgrund seiner natürlichen Gegebenheiten war Siebenbürgen – wie bereits mehrfach ausgeführt – schon früher an der Wirtschaft Europas beteiligt. Die großräumige Erweiterung der Weltwirtschaft und noch mehr ihre Umgestaltung hatten den internationalen Kurs der Bodenschätze, die als industrielles Rohmaterial dienten, steigen lassen. Die außerordentlich ertragreichen siebenbürgischen Salzgruben, die zuvor schon das Interesse der Fugger geweckt hatten, erwirtschafteten aus den Salzgewinnen die jährliche Steuersumme des Fürstentums für die Pforte. Den auch für europäische Verhältnisse bedeutenden Wert der Kupferbergwerke hatten die Schweden schon in früheren Jahrzehnten gewürdigt. Als zur Jahrhundertwende die Habsburgerregierung gezwungen war, englische und holländische Staatskredite aufzunehmen, dienten das siebenbürgische Kupfer und die gleichfalls hochwertigen Quecksilbergruben als Deckung der Kredite. Die Edelmetallbergwerke waren zwar schon fast erschöpft, versorgten aber noch die Münzprägestätten. Auch Rákóczis Regierung vermochte noch beträchtlichen Gewinn aus den Erträgen der unter Sorgfalt ausgebeuteten Gruben von Großschlatten und Kleinschlatten zu erzielen.
Dank dem besonderen Schatz des Landes, seinen gefällereichen Flüssen und Gebirgsbächen, hatte man die Wasserenergie schon traditionell einfalls- und variantenreich genutzt. In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts war der Bau von Mühlen und Maschinen zur Einsetzung und Umwandlung der Wasserkraft die einträglichste Investition. Neben den einfachen Mühlen arbeiteten auch viele kompliziertere Anlagen. Die Erkenntnis der Jahrhundertwende, daß die oberschlächtigen Mühlen den höchsten Wirkungsgrad erreichten, bildete in Siebenbürgen eine alte Erfahrung bereits seit Generationen. Der türkische Weltreisende Evlia Tschelebi notierte anerkennend, er habe westlich der Burg Hofmarkt mehrere hundert Sägemühlen gesehen. Um die wertvolle Thorenburger Großmühle führten aristokratische und bürgerliche Unternehmer jahrzehntelang einen heftigen Streit. Die zeitgenössischen technischen Beschreibungen der Sägemühlen von Görgen und Huszt zeigen, daß sie mit der gleichen Technologie arbeiteten wie in den späteren Jahrhunderten. Es wurden die unterschiedlichsten Arbeitsvorgänge verrichtet: Aus Inventaren und Registern geht hervor, daß eine Vielzahl von Ölpressen, Grütz- und Getreide-, Pulver-, Tuchwalk- und Hammermühlen 383in Gebrauch war. Doch wurde die Effektivität der auch beim Eisenbergbau, der Eisenschmelze und den Eisenschmieden reichlich verwendeten Wasserenergie sehr nachteilig durch die Witterungsverhältnisse beeinflußt.
In der Industrie Siebenbürgens hatten die drei Kriegsjahrzehnte schwere Verluste verursacht, doch wirkte der Militärbedarf wiederum auch anregend gerade auf die Eisenindustrie, und Apafis Herrschaft sicherte dann Jahre der ruhigen Entwicklung. Die Wirtschaftspolitik der Habsburgerregierung mit ihren Zollverordnungen, Monopolen und nicht zuletzt dem Versuch, das Gewerberecht an ethnische und religiöse Bedingungen zu knüpfen, führte zu einer Stagnation der organischen Entwicklung, der hier und da auch ein schwerer Rückfall folgte. Schließlich brachten Franz II. Rákóczis in mancher Hinsicht modernere Vorstellungen auf der Basis der Apafischen Konzeption zwar einen örtlichen Aufschwung, aber aufgrund der kurzen Zeit doch keinen grundsätzlichen Wandel.
Die Marktverhältnisse waren in diesem halben Jahrhundert von extremen Schwankungen gekennzeichnet. Nach 1660 verlor die blühende Konfektionsindustrie des Landes mehrere ihrer Märkte. Nach der Vertreibung der Türken öffneten sich zwar neue Märkte in den befreiten Gebieten, doch gelangten die Erzeugnisse der hockentwickelten Industrie des Westens leichter ins Fürstentum, und auch die billigen Balkanstoffe erschienen nun in größeren Mengen auf den siebenbürgischen Märkten. Daneben stieg in dieser Zeit ständig die Nachfrage nach Eisengeräten, Schnittholz, Zinn, Kupfer, Töpfer-, Glas- und Holzwaren.
Die bis heute nicht alle bekannt gewordenen reichen Unternehmer oder auch nur aus der Politik bekannten Aristokraten, wie Johann Pater, András Horváth, László Székely, István Apor und János Bethlen, spielten mehr oder weniger auch eine Zwischenhändlerrolle im Levantehandel, woraus sie großen Gewinn zogen. Stark ins Gewicht fiel, daß Apafi unter Berufung auf ausländische Beispiele und in Kenntnis der Bedürfnisse Siebenbürgens aus durchdachtem staatspolitischem Interesse die Industrie unterstützte, wobei die Unternehmer manchmal sogar an der Staatsverwaltung partizipierten. Aufgrund der internationalen Forschungsergebnisse wissen wir heute, daß die Staatsmacht im 17. Jahrhundert bestimmend in die Gestaltung der industriellen Verhältnisse eines Landes eingreifen konnte. Wann dies in Siebenbürgen der Fall war, muß noch geklärt werden, doch läßt sich hier das gleiche beobachten wie im königlichen Ungarn: Die wichtigen Industriezentren entstanden nicht in den Städten, sondern auf dem Lande, als das Werk unternehmerisch begabter Magnaten und solcher Persönlichkeiten, die aufgrund ihrer wirtschaftlichen Fähigkeiten aus der Anonymität emporstiegen. Zu Apafis Zeiten übte die Schatzkammer eine bedeutende Förder- und Organisationstätigkeit für die Industrie aus.
Zwischen 1660 und 1680 verdreifachte sich die Salzproduktion, wodurch auch die mit dem Salzabbau und -transport zusammenhängenden Gewerbezweige, wie Eisenindustrie, Seilerei, Lampen-, Leder- und Holzgewerbe, stark gefördert wurden.
Die Betriebe der Eisengewinnung und der Eisenverarbeitung waren schon früher vereinigt worden. Die hydrotechnische Einrichtung der Eisenoffizin von Csíkmadaras befand sich auf der Höhe ihrer Zeit, und die leistungsfähigste Eisenoffizin stand im Komitat Hunyad mit der modernen „deutschen Schmelze“ und der traditionsreichen „walachischen Schmelze“. Die Eisengruben 384und -schmelzen waren teils im Besitz der Schatzkammer, teils in der Hand privater Grundherren bzw. deren Pächter, wobei alle mit schweren Arbeitskräftesorgen zu kämpfen hatten. Die Häuer erhielten Leistungslohn, und auch für die Facharbeiter in den Schmelzen und Schmieden wurde Lohn gezahlt, während Transport, Feuerung und alle Hilfsarbeiten im allgemeinen in Fronarbeit verrichtet wurden. Die Erzeugnisse der Eisenoffizinen kamen teils als Schienen, Stangen oder Platten auf den Markt, teils wurden Kanonenkugeln gegossen bzw. Hufeisen, Nägel und einfacheres Werkzeug in Massenserien produziert.
Das frühere Zentrum der siebenbürgischen Eisenerzeugung, die Eisengruben und -hütten von Eisenmarkt/Torockó, war gesellschaftlich anders organisiert. Ursprünglich war dieses Gebiet mit reichen Eisenerzgängen nordwestlich der Gemeinde Eisenmarkt/Torockó deren Gemeinbesitz. Die Einwohner waren erbuntertänig, hatten aber aufgrund ihres Gemeineigentums praktisch große Freiheiten im Vergleich zu den Hufenbauern. Der „Bürger“ von Eisenmarkt/Torockó, also das Mitglied der Gemeinde, konnte ungehindert ein Bergwerk aufschließen und ausbeuten und dabei frei über alle Bestandteile des gemeinsamen Grundbesitzes verfügen, einschließlich der Wasserkraft und des Waldes. Die Eisenschmelzen und -hämmer waren innerhalb einer gewissen Ordnung und wechselnder Formen der Arbeitsteilung im Prinzip Privatunternehmungen. In den zahlreichen Hammerwerken trieb Wasserkraft die Gebläse und Hämmer an. Im Laufe der Zeit gerieten die Ländereien und Wälder von Eisenmarkt/Torockó jedoch in den Besitz von Grundherren, so daß die Basis der Holzkohleproduktion und Futtermittelversorgung fehlte und die Gemeinschaftsproduktion der Bürger aufgrund wachsender Schwiergkeiten zurückging.
Es existierten drei noch in der Periode davor gegründete städtische Papiermühlen. Die im Krieg zerstörte Papiermühle von Görgen ließ Fürst Apafi wiedererrichten und erweitern. Sie versorgte vordringlich die siebenbürgischen Druckereien und Schulen sowie den Fürstenhof. Feineres Papier wurde importiert.
Die traditionelle Glasindustrie Siebenbürgens erneuerte sich durch die Weiterentwicklung der in der ersten Jahrhunderthälfte entstandenen Glasoffizin. Auch in der Glashütte Bornbach wurden Fuhrdienste, Holzeinschlag und Feuerung in Fronarbeit und die Fachkenntnisse voraussetzenden Tätigkeiten von Lohnarbeitern verrichtet. Die Erzeugnisse der „officina vitraria“ waren Flaschen, Haushalts- und Fensterglas.
Das Handwerk Siebenbürgens stand in den Jahren von 1660 bis 1690 besonders unter dem Einfluß der Habaner, aus Mähren geflüchteter „neuchristlich“-anabaptistischer Handwerkergemeinden, die mit Fürst Apafis Förderung in erster Linie die Töpferei und das Tuchgewerbe weiterentwickelten, bis sie wegen der Habsburger auch Siebenbürgen verlassen mußten.
In der Tuchherstellung tauchten die Merkmale des Verlagssystems auf, der Unternehmer der Winzendorfer Tuchmacher genoß die Unterstützung des Fürstenhofes beim Transport und Aufkauf seiner Waren. Die ganze Zeit hindurch waren die berühmten Kronstädter Tuchwaren die gesuchtesten, es blühte aber auch das Bauerngewerbe der Herstellung von Bauerntuchwaren und beidseitig rauhen Kotzen. Für die Töpferei und die Leinenherstellung war der Zusammenschluß von Bauerngewerbe und Fachindustrie typisch, 385wie es auch auf den Landgütern zur Verbindung von Landwirtschaft und Gewerbe als einer Basis zukünftiger Entwicklungen gekommen war.
Bei den Zünften hatten die berühmten siebenbürgischen Goldschmiede ihr früheres Niveau bewahrt, obwohl Zahl und Ansprüche ihrer Kunden schwankten; zur Jahrhundertwende lockerten sich jedoch ihre westlichen Beziehungen. Einen Aufschwung nahm dagegen das Zinn- und Kupferhandwerk. Holzhandwerk und Maurergewerbe vermochten die Baumaßnahmen und -ansprüche für die häufigen Neubauten nur im traditionellen Rahmen zu befriedigen.
Typisch für die Landwirtschaft des zu 70 % aus Gebirgen bestehenden Landes war das Übergewicht der Viehzucht, doch wurde die Getreideproduktion mit wachsendem Eifer erhöht. Die kleinen Flächen der fruchtbaren Täler und Becken beherrschte neben dem Getreideanbau nun schon der Gartenbau. Am Fuß wie auch an den sonnigen Hängen der Berge und auf den Hochebenen wurde Weidewirtschaft sowie Wein- und Obstbau betrieben, und vom Wald vermochten auch Tausende zu leben.
Ein bedeutender Teil des Ackerlandes war Besitz der Schatzkammer, der Magnaten und Adligen. Über beachtliche Güter verfügten auch die Kirchen und Städte, und der anfangs zunehmende Landbesitz verschiedenster nichtadliger Schichten nahm später wieder ab.
Die Grundherren wirtschafteten auf unverändert kleinen oder mittelgroßen Teilgütern. Große Güterkomplexe von mehreren tausend Morgen, wie sie damals im königlichen Ungarn vorherrschend wurden, entwickelten sich in Siebenbürgen mit Ausnahme der relativ großen Kammeraldomänen auch weiterhin nicht. Die Herrschaftszentren, die Eigenwirtschaften der Gutsherren, entstanden auf kleineren und mittelgroßen Grundstücken um einen Hof oder eine Kurie (Domus Nobilitatis, Curia) mit hölzerner Veranda oder um ein Kastell. Häufig bildete diese Gutswirtschaft noch immer zusammen mit den Bauerfeldern ein gemeinsames System der Feldbestellung. Den für die Wirtschaften des mittleren Adels im königlichen Ungarn charakteristischen Besitztyp gab es in Siebenbürgen nicht, dagegen zahlreiche kleinadlige Wirtschaften auf kleinen Grundstücken mit wenigen Bauernfamilien.
Die Gutswirtschaften wurden zumeist durch Fronarbeit bewirtschaftet, wobei diese Arbeit häufig von vermögenden Bauern mit zahlreichen Jochtieren verrichtet wurde.
Die Produktionsstruktur der Gutswirtschaft wurde von der Bodenqualität, den Klimagegebenheiten sowie den Marktbedürfnissen bestimmt; ein ständiges Problem stellten aber die Arbeitskräfte dar. Der Gutsherr war bestrebt, den Bauern an seine Person und nicht nur an die Scholle zu binden, und nahm jeden Ansiedler gern auf. In den Gutswirtschaften wurde vorwiegend Getreide angebaut, und der neu eingeführte Mais begann die Hirse zu verdrängen. Mit großer Sorgfalt wurden Flachs und Hanf gezogen, und auch der Tabakanbau nahm seinen Anfang. Sowohl die Guts- als auch die Bauernwirtschaften übernahmen einen großen Teil des Obstanbaus. Um die Herrenhäuser und Bauernhütten blühte eine reiche Kultur des Gemüseanbaus, in den Dorf- und Stadtfluren dienten Imkereien und Fischteiche den Bedürfnissen der Bevölkerung. Die traditionellen Weinbaugebiete – das Kockeltal, die Umgebung von Bistritz und Straßburg – bewahrten noch ihre traditionellen Positionen, aber auch an vielen anderen Orten wurde Wein angebaut, und auffällig war dabei die qualitative Vielfalt.
386Die Viehzucht war ein direkter Bestandteil der Eigenwirtschaft. Zentren der berühmten siebenbürgischen Pferdezucht waren die fürstlichen Gestüte. Bezeichnend für das Niveau der Rinder- und Schafzucht war, daß Butter, viele Quark- und Käsesorten, Milch und Wolle in diesen schwierigen Jahrzehnten nicht nur den Eigenbedarf deckten, sondern auch auf den Markt kamen. Den größten Teil der Agrarproduktion lieferten die Hufenbauern und die Wirtschaften der verschiedenen privilegierten Gemeinschaften, und zwar vorrangig Brotgetreide und Hafer. Siebenbürgen, das 1660 seine Getreideanbaugebiete verloren hatte, konnte in den Jahrzehnten danach nicht nur seinen Eigenbedarf decken, sondern fütterte mehrmals noch die Armeen im Rückeroberungskrieg durch.
Der Handel hing von den Veränderungen der Transportwege und der Gefahr der wirtschaftlichen Isolierung Siebenbürgens ab. Heftige Konkurrenzkämpfe wurden zwischen den Interessen der beteiligten Gruppen – Adel, Bürger, Bauern, Soldaten und Berufshändler – und der Finanzverwaltung der jeweiligen Staatsmacht ausgetragen.
In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts nahmen fast alle siebenbürgischen Magnaten am Handel teil. Kanzler János Bethlen ließ die von ihm aufgekauften Ochsen nach Wien treiben, der Erste Rat Mihály Teleki mehrte sein Vermögen mit Salz-, Wein- und Pferdeverkauf, und István Apor lieferte regelmäßig Wein nach der Walachei, Pál Béldy in die Moldau. Doch stieß der Handel der Magnaten, obwohl sie ihre Position bis zum letzten Jahrzehnt des 17. Jahrhunderts halten konnten, auf starke Konkurrenz. Diese bildeten die Repräsentanten der sog. griechischen Handelsgesellschaften, an denen auch ungarische und sächsische Bürger beteiligt waren: die Hermannstädter und die auch englische Interessen vertretende Kronstädter Compania Graeca sowie die Orientalin Compania der armenischen Kaufleute und der Habsburger. Die ungarischen Herren verteidigten sich damit, daß auch sie gemeinsam mit bürgerlichen Unternehmern Handelsgesellschaften gründeten.
Apafis Handelspolitik war von einem zweifachen Streben gekennzeichnet. Einerseits versuchte er durch Monopole oder Teilmonopole den Verkehr der wichtigeren Handelswaren in der Hand zu behalten, andererseits lockerte er das einstmals starre Monopolsystem durch Verpachtungen, partielle Handelsprivilegien, Kredite und Verordnungen auf, die den Binnenhandel stimulieren sollten. Seine Zollisten aus drei Jahrzehnten bezeugen einen ununterbrochenen Aufschwung des Handels: Die alten berühmten Märkte belebten sich, das Zolleinkommen wuchs und der Ertrag des Salzverkaufs stieg von Jahr zu Jahr. Die Compania Graeca als Faktorei der englischen Levantegesellschaft baute eine Organisation mit mehreren balkanischen Handelsbeteiligungen aus und wuchs zum kapitalstärksten Unternehmen Siebenbürgens heran. Mit Krediten und Transaktionen unterstützte sie die Fürstenmacht, die wiederum mit Vergünstigungen und ihrer flexiblen Handelspolitik ihre Entwicklung förderte und auch Schutz vor der äußeren, der Wiener Konkurrenz bot. Der Präsident („Richter“) der Kronstädter Compania Graeca Johann Pater, einer der kühnsten Unternehmer im damaligen Siebenbürgen, erwarb 1647 auch das Recht an einem Teil des Salzhandels.
Die Etablierung der Habsburgerregierung bedeutete für den Handel Siebenbürgens einen grundlegenden Wandel. Die nunmehr kaiserliche Finanzverwaltung legte die Quecksilbergruben von Kleinschlatten still, um den Absatz der Tiroler Konkurrenzprodukte nicht zu gefährden. Der 387Rinderhandel wurde zum Privileg der von der Hofaristokratie gebildeten Compania: 1695 verweigerte die Regierung der Rinderhandelsgesellschaft der siebenbürgischen Aristokraten die Genehmigung. Das ausschließliche Salzhandelsrecht erwarb die mit dem Kapital des Oberhoffactors Sámuel Oppenheimer unter dem Namen des Palatins Fürst Pál Esterházy tätige Handelsgesellschaft, die Palatino-Transylvanica-Societas. Die Hofkammer übernahm 1701 auch die Salzgruben des in Wien internierten Fürsten Michael II. Apafi, woraufhin der Salzpreis von einem auf fünf Gulden stieg und der lokale Verkauf der Salzwürfel zurückging. Die Zollverordnung des Herrschers von 1702 schnitt das Land von seinen traditionellen Marktgebieten ab, mit dem Resultat, daß die Märkte kaum mehr besucht wurden und ganze Industriezweige zum Erliegen kamen. Diese zentralistische Wirtschaftspolitik, die den theoretischen Gesichtspunkten der Kameralisten am Wiener Hof folgte und die lokalen Verhältnisse unberücksichtigt ließ, verursachte auch schwere Störungen im Geldverkehr des Landes. In den letzten Jahrzehnten des 17. Jahrhunderts wurde allgemein darüber geklagt, daß die Bewohner des Landes weitgehend aus dem Handel verdrängt würden und ihnen nur geringe Möglichkeiten geblieben wären, das zur Industrieproduktion, für den Handelsverkehr und die Steuer nötige Kapital aufzubringen. Die ältere Geschichtsschreibung ging davon aus, die große Armut des Landes sei eine Folge der allgemeinen Rückständigkeit gewesen. Dagegen betonen die Zeitgenossen unter den Ursachen, die zum Rákóczi-Freiheitskrieg führten, man habe auch zu den Waffen gegriffen, weil der Handel den Bewohnern des Landes aus der Hand genommen wurde und fremden Interessen diente.
Fürst Michael Apafis Finanzpolitik beweist, daß die Staatsmacht selbst in Kriegsjahren einiges erreichen kann. Zwischen 1657 und 1662 hatte der siebenbürgisch-türkische Krieg das Land fast aller Finanzmittel beraubt. Trotzdem gelang der Apafi-Regierung recht schnell eine wirtschaftliche Sanierung und sie errreichte sogar ein gewisses Gleichgewicht. Sie verbot die Edelmetallausfuhr, organisierte die regelmäßige Ausgabe von Geld, setzte den zentral kontrollierten Geldwechsel durch und beendete durch drakonische Strafen die Falschgeldprägung. Über die Handelsgesellschaften kamen wahrscheinlich große Mengen guten holländischen Geldes ins Land, der sog. Löwentaler; auf diesen Kapitalimport ist vor allem der rege Handelsumsatz der 60–80er Jahre zurückzuführen. Nach 1687 verringerten die Bedürfnisse der Kriegsführung gegen die Türken, insbesondere der überwinternden Heere wesentlich den Geldumlauf, während eine den Handelsumsatz einschränkende Wirtschaftspolitik verhinderte, daß die Schatzkammer wieder aufgefüllt werden konnte. Auch Kaiser Leopolds Notgelder konnten gegen den katastrophal gewachsenen Geldmangel nichts ausrichten, die Kupfer- und Ledermünzen sowie das Quittungssystem steigerten nur die Krise. Ihre katastrophalen Folgen blockierten dann zwischen 1690 und 1703 das ganze System der Besteuerung.
Die Steuerlasten der Bevölkerung Siebenbürgens setzten sich aus mehreren Verpflichtungen zusammen. Der traditionelle Jahrestribut an die Pforte betrug damals bereits 40 000 Gulden; in Kriegszeiten kamen noch Sondersteuern und Lebensmittelablösung hinzu. Rechnet man noch die übernommenen Kriegskontributionsschulden hinzu, dann zahlte Siebenbürgen 1664–1686 jährlich ca. 190 000–200 000 Gulden an Stambul. An die Stelle der Türkensteuer trat nach 1687 die Unterhaltspflicht für die kaiserliche 388Armee, deren Summe Gegenstand langen Feilschens war und 1687 im Vertrag von Blasendorf auf fast 2 Millionen Gulden festgelegt wurde.
Die Schäden durch Zerstörung des Militärs und verschwenderisches Wirtschaften wurden ebenfalls aufgerechnet. Der Wert der zertretenen Saat und verbrannten Getreidefelder, der als Futter verbrauchten ungedroschenen Weizenhocken, zerstörten Mühlen und verfeuerten Obstbäume ließ sich allerdings kaum real bestimmen. Ebenso war die „discretio“ ein die Steuersumme ständig ergänzender Bestandteil, sie bestand aus Geschenken an den Oberkommandierenden, verschiedene Offiziere und die Steuereinnehmer. Trinkgelder bzw. Bestechungen waren in bescheidenerer Form ja alte Praxis; wenn aber die Machtverhältnisse sich derart veränderten wie im von 8–10 000 kaiserlichen Soldaten besetzten Siebenbürgen, dann wurde auch die Besteuerung sehr willkürlich vorgenommen. Das Kontrollsystem war außer Kraft gesetzt, neben dem militärischen konnte sich kein anderes Interesse mehr behaupten. Die ohne Rücksicht auf die Belastbarkeit des Landes gewaltsam eingetriebenen Steuern ließen die Bevölkerung verzweifeln. Viele verließen ihren Wohnort und suchten im königlichen Ungarn, in den rückeroberten Türkengebieten ein ruhigeres Leben. Andere ergriffen die Waffen zur Selbstverteidigung und wurden mit ihrer Forderung nach einer neuen Staatsverwaltung zu Initiatoren des Rákóczi-Freiheitskrieges.
Inwieweit konnte das Fürstentum seinen eigenen Staat erhalten? Wir hatten gesehen, daß das kleine Land die Kosten des umfangreichen Aufbaus, der Außenpolitik und der Kriege unter Stephan Báthory und Gabriel Bethlen zu tragen vermochte. Zu Apafis Zeiten stiegen die Staatshaushalte überall in Europa. Bereits in den 1660er Jahren trennte man in Siebenbürgen die Kosten des Fürstenhofes von den Ausgaben der Fürstenfamilie. Jene beliefen sich mit Hofhaltung, Repräsentation und Unterhalt der Fürstengarde auf jährlich 7–8000 Gulden, letztere auf 4–5000 Gulden. Jährlich verbrauchte der Hof somit durchschnittlich 12–14 000 Gulden. Weitere bedeutende Summen benötigte die Staatsverwaltung mit ihren Gehältern und Dotierungen der Beamten und Würdenträger, deren Höhe nur schwer festzustellen ist, da diese einen erheblichen Teil ihrer Gehälter in Naturalien erhielten. Das kleine Fürstentum besaß in den 70er Jahren sogar noch die Kraft, die Exulanten, die 8–10 0000 aus dem Königreich nach Siebenbürgen geflüchteten Grenzsoldaten, regelmäßig mit Geld und Nahrungsmitteln zu versorgen.
Nach dem Herrschaftswechsel legte die Zentralregierung die Steuer Siebenbürgens auf 800 000–1 000 000 rheinische Gulden in bar fest, zuzüglich der Verpflegung der 6–10 000 Mann starken Armee. Diese in Siebenbürgens Geschichte beispiellose Steuer erwies sich auch mit ihrer Aufteilung auf einzelne Städte und Gebiete überall als zu hoch. Apafi hatte in den schlimmen Jahren durchsetzen können, daß der Adel einen Teil der öffentlichen Lasten zahlte und die Magnaten mit Krediten die Lage des steuerpflichtigen Volkes erleichterten. Ähnliche Bemühungen der Habsburgerregierung scheiterten überwiegend daran, daß unter ihrem Monopolsystem die Bevölkerung nicht genügend Geld besaß.
Franz II. Rákóczi versuchte im ersten Jahr des Freiheitskrieges mit seinem im königlichen Ungarn und im Fürstentum einheitlichen Notgeld, den Kupferscheidemünzen, einem nach der Münzaufschrift – „Pro libertate“ – „libertas“ genannten Zahlungsmittel, den allgemeinen Geldmangel und die Folgen der wirtschaftlichen Flaute zu überbrücken. Doch seine den Handel 389fördernden Verordnungen blieben unwirksam, denn dafür war die Zeit zu kurz. Der Gewinn aus den Teilmonopolen vermochte nicht mehr in die siebenbürgische Wirtschaft zurückzufließen. Jahrelang hatte das kleine Land zwei Armeen und zwei Staatsapparate zu erhalten. Die nach Hermannstadt gedrängte kaisertreue Regierung, der Statthaltereirat und die kaiserliche Armee hielten die ganze Zeit über den südlichen Teil des Fürstentums besetzt, während der übrige Teil mit meist kurzen Unterbrechungen in der Hand der Truppen Rákóczis war und dessen Institutionen das Land lenkten. Beide zogen Steuern ein, womit die Gesellschaft bald die Grenze ihrer Belastbarkeit erreicht hatte. Rákóczis Plan war, durch die im königlichen Ungarn wie im Fürstentum gültigen allgemeinen Reformen das Wirtschaftsleben Siebenbürgens in Gang zu bringen. Die 1707 auf dem Landtag im königlichen Ónod angenommene Steuerreform betraf die Einführung einer regelmäßigen Vermögenssteuer auch für die Adligen, so daß nur die militärdienstpflichtigen Familien von allen öffentlichen Lasten befreit blieben. Die wirtschaftliche Grundlage für die Besteuerung hätte der freie Handel, die unter dem Schutz der Staatsgewalt stehenden Bergwerke und die Gewerbeeinkünfte bilden sollen. Doch reichte die Zeit nicht einmal dafür aus.

 

 

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