Bevölkerungsentwicklung und Wirtschaft

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Bevölkerungsentwicklung und Wirtschaft
Die Bevölkerungsstruktur Siebenbürgens, das man auch als das Schottland Ungarns bezeichnete, wurde in dem halben Jahrhundert nach 1660 von drei gegensätzlich wirkenden Faktoren bestimmt.
Nach 1662 betreten für zwei Jahrzehnte keine fremden Truppen das Territorium des durch den Verlust Wardeins stark verstümmelten Landes, dagegen wird Siebenbürgen seit 1683 zum Durchmarsch- und Stationierungsgebiet und dann zum Kampfplatz türkischer, tatarischer, deutscher, kaisertreuer (labanc) und aufständischer (kuruc) ungarischer Heere. Im Land sind ständig 8–10 000 Mann kaiserliche Truppen stationiert. Zur Jahrhundertwende kämpft die Bevölkerung gegen das unversorgte Militär, zwischen 1703 und 1709 stehen der Kaiser und Fürst Franz II. Rákóczi im Kampf 380miteinander, und nach den Kriegen dezimieren Seuchen, in erster Linie die Pest, und Hunger die Bevölkerung.
Binnen fünf Jahrzehnten lösen drei Herrschaften und drei unterschiedliche wirtschaftspolitische Konzeptionen einander ab. Unter Michael Apafi (1661–1690) wächst die Bevölkerung nicht nur infolge der in zwei Friedensjahrzehnten konsolidierten Wirtschaftspolitik, sondern die Sicherheit des Landes zieht die Menschen der Nachbarländer direkt an, wobei der zunehmende Arbeitskräftemangel aufgrund der Wirtschaftskonjunktur die Einwanderung noch fördert. Des Fürsten tolerante Religionspolitik bietet allen wegen ihrer Religion oder Konfession verfolgten Gruppen Schutz, und die Regierung fördert das Bevölkerungswachstum nach Kräften. Demgegenüber wandern zwischen 1690 und 1703 unter der Herrschaft des Habsburger Kaisers und ungarischen Königs aus Siebenbürgen viele aus, da die Steuererhebung der Regierung jeder realen Grundlage entbehrt. Auch die Heimsuchung der unter Anwendung militärischer Gewalt durchgesetzten Gegenreformation zwingen viele protestantische Familien und Gruppen – Ungarn und Sachsen – zur Flucht. Die Steuerkonskription von 1689/90 bezeichnet 33 %, der Bauernhufen als unbewohnt. Durch die Kirchenunion (1692–1701), welche die gesellschaftliche Lage der rumänischen Geistlichkeit von Grund auf wandelt, kommt es zur Unruhe unter den auf ihrem griechisch-orthodoxen Glauben beharrenden rumänischen Bauern und Kaufleuten, und die Regierungspolitik der wirtschaftlichen Enteignung treibt eine große Zahl von Händlern und Handwerkern aus dem Land. Schließlich kommen die positiven Auswirkungen der toleranten Religionspolitik und der um Förderung von Gewerbe und Handel bemühten Siedlungspolitik Franz II. Rákóczis in den Jahren 1703–1709 unter den einem Kriegsschauplatz gleichenden Verhältnissen kaum zum Tragen.
Der dritte Faktor, der das Bevölkerungswachstum in Siebenbürgen beeinflußt, resultiert aus den allgemeinen Entwicklungsprozessen langfristiger Natur innerhalb dieser Region. Die im Ausland ausgebildete Intelligenz, die von den westlichen Märkten heimkehrenden Kaufleute und die in Wien verkehrenden Magnaten brachten Kenntnisse mit, welche zur Veränderung der Ernährungsgewohnheiten und der hygienischen Verhältnisse führten. Die ärztliche Versorgung der Bevölkerung verbesserte sich besonders in den Städten und bei den Sachsen auf dem Königsboden und übertraf lokal sogar die Verhältnisse im königlichen Ungarn. Aus der Überlebenskultur des Volkes resultierte auch das Streben, durch Lebensmittellagerung, das Einsalzen, das Trocknen und Konservieren von Obst und Gemüse die Mangeljahre und Kriegsverwüstungen zu überstehen. All das diente langfristig einem langsamen Bevölkerungswachstum, der Senkung der Sterblichkeit und einem stabileren demographischen Gleichgewicht. Gleichzeitig führte der grundlegende Wandel der Machtverhältnisse in dieser Region – die Befreiung Ungarns von der Osmanenherrschaft – auch in Siebenbürgen zu großen Wanderungsbewegungen; vor allem nach 1692, als auch Wardein befreit wurde, ziehen die unternehmungsfreudigen Siebenbürger in das benachbarte Komitat Bihar – aber auch in entferntere kaum bevölkerte Gebiete.
Quellenbelege über die Bevölkerungszahl des gesamten Landes stehen uns nicht zur Verfügung. Aufgrund der Angaben über die Einwohnerzahl einzelner Städte, ihre Aufnahmekapazität oder Häuserzahl in lokalen Quellen, 381Steuerlisten oder Urbarien sind wir auf die Schätzung der demographischen Verhältnisse angewiesen. Auskünfte bieten auch die Wirtschaftsberichte der Cameratica Commissio der Habsburgerregierung sowie die Informationen der Kriegskommissare Rákóczis. So läßt sich schließlich doch mit großer Sicherheit feststellen, daß die Bevölkerungszahl im Fürstentum 1660–1711 zwischen 700 000 und 900 000 schwankte.
Die territoriale Verteilung der Bevölkerung wird von vornherein durch die Gebirgs- und Gewässerverhältnisse und das Siedlungsnetz Siebenbürgens bestimmt. Doch läßt sich die Zahl derer nicht einmal ungefähr festlegen, die in den dichter besiedelten Flußtälern und Ebenen, in abgeschlossenen Bergdörfern und Hirtenunterkünften lebten. Andererseits verfügte Siebenbürgen über ein relativ dichtes Stadtnetz: Jede Stadt hatte zwischen 1000 und 5000 Einwohner, und groß war auch die Zahl der Oppida. Siebenbürgens volkreichste Städte in dieser Periode, Kronstadt und Hermannstadt, hatten 3–5000 Einwohner. Die Städte umgab ein Ring von Vorstädten und Bauerndörfern. Relativ dicht besiedelt war das Burzenland, dessen Dorfbevölkerung vom Fuhrwesen lebte. Insgesamt lag Siebenbürgen mit seiner Bevölkerungsdichte zwischen Oberungarn und den drei Nachbarländern Moldau, Walachei und dem osmanischen Herrschaftsgebiet.
Auch über die ethnische Struktur der Bevölkerung können Schätzungen nur ein annäherndes Bild vermitteln. Die Ungarn waren in ihrer Mehrheit reformiert und zu geringen Teilen katholisch bzw. unitarisch. Ihr Anteil an der Gesamtbevölkerung betrug 45–50 %. In mehreren dutzend ungarischen Dörfern in der Moldau lebten ca. 10 000 katholische Ungarn („csángó“).
Die Sachsen bildeten 10–15 % der Gesamtbevölkerung, ihre über diese relativ geringe Zahl weit hinausgehende Bedeutung beruhte auf ihren Privilegien, der Wirtschaft ihrer Städte und ihrer starken lutherischen Kirchenorganisation.
Die Rumänen mögen 30–40 % betragen haben. Der in den vorangegangenen Jahrhunderten angesiedelte Teil lebte überwiegend in den Dörfern und Vorstädten, vermischt mit Ungarn und Sachsen. Über ein geschlossenes Siedlungsgebiet verfügten sie im Siebenbürgischen Erzgebirge, im Norden im Komitat Marmarosch, aber besonders im Süden, in den Komitaten Hunyad und Fogarasch, obwohl sich unter den Arbeitern der Eisenwerke auch eine erhebliche Anzahl Ungarn befanden. Als halbnomadische Hirten war die Mehrheit der Rumänen ständig auf den Almen der Karpaten unterwegs.
Schließlich gab es noch andere ethnische und religiöse Gruppen wie Mazedorumänen, Armenier, Juden, mährische Habaner und Polen mit einem prozentual geringen Anteil an der Bevölkerung, ihr wirtschaftliches Gewicht nahm jedoch in den letzten Jahrzehnten des Jahrhunderts zu.
Die ethnische Struktur war nicht identisch mit der sozial differenzierten Stellung nach juridischen und materiellen Gesichtspunkten. Der Adel bestand überwiegend aus Ungarn, doch waren die Kleinadligen im Komitat Marmarosch zum guten Teil Rumänen. Die für die Gesellschaftsstruktur Siebenbürgens typischen, breiten Mittelschichten waren eine Mischung aus Ungarn, Sachsen und Rumänen. Die militärpflichtigen Schichten der Freien – Szekler, „armások“, „puskások“, „boérok“ – waren gleichfalls überwiegend Ungarn, doch gehörte dazu im Gebiet von Fogarasch auch eine starke rumänische Gruppe. Die Bauernschaft bestand neben dem geschlossenen Siedlungsblock der Sachsen aus einem homogenen ungarischen Siedlungsgebiet, 382das sich streifenförmig vom Szeklerland bis zum Partium erstreckte und auch rumänisch-ungarische Mischdörfer einschloß. Im Süden des Landes lebten Rumänen, und die Gebirgshirten waren Rumänen und vereinzelt Ungarn.
Das Bürgertum bildeten die Sachsen und Ungarn. Nach dem Fall Wardeins 1660 wurde Klausenburg zum militärischen Zentrum der Grenztruppen, ohne seine Stellung als Handels- und Kulturzentrum einzubüßen. In der Innenstadt lebten Ungarn und in den Vorstädten Sachsen, Rumänen und Ungarn in friedlicher Nachbarschaft. Unter den Kaufleuten sind in diesem halben Jahrhundert alle ethnischen und religiösen Gruppen vertreten. Nach 1672 wanderten massenweise Armenier ein und bildeten eine Gruppe, die über bedeutende Handelsprivilegien verfügte.

 

 

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