Macht- und Herrschaftsstruktur

Teljes szövegű keresés

Macht- und Herrschaftsstruktur
Der neu entstandene Staat Siebenbürgen litt unter seiner geographischen Abgeschlossenheit, unter Inflation und Geldmangel, während sich seine Militärausgaben vervielfachten. Wer die Führung des Staates übernahm, hatte diese Schwierigkeiten zu meistern.
Ungarns Adel „dort drüben“, im westlichen Königreich, holte sich durch seine Beteiligung an der agrarischen Warenproduktion und der „Entdeckung“ der Gutswirtschaft den von der neuen Lage geforderten Oberschuß. Die am Ende des 15. Jahrhunderts noch ziemlich defizitären Latifundien brachten am Ende des 16. Jahrhunderts schon beachtlichen materiellen Gewinn.
Diesem Vorbild aber konnte Siebenbürgen nicht folgen. Sein Getreide (von dem es überdies nur wenig hatte) war wegen der Entfernung und der Transportschwierigkeiten kaum ins Ausland zu verkaufen. Diesbezügliche Versuche mit Wein und Rindern blieben ebenfalls erfolglos: Das Land vermochte seine wirtschaftlichen und geographischen Schranken nicht zu überwinden.
Der einzig gangbare Weg bestand darin, die Besitzeinkünfte auf Kosten der Untertanen zu erhöhen. Was in Werbőczys „Tripartitum“ noch als Ziel angepeilt wurde – nämlich das vollständige Besitzrecht der Grundherren auch über die Felder der Untertanen –, galt Ende des 16. Jahrhunderts im Fürstentum Siebenbürgen bereits als anerkanntes Gewohnheitsrecht. Das bildete zugleich die Grundlage für die Einrichtung der Meierhöfe. Diese praktisch autarke Gutswirtschaft zog die Steigerung der Fronarbeit nach sich, worüber im Abschnitt über die Bauern schon die Rede war. Was für die laufende Bewirtschaftung und Versorgung seines Haushalts vonnöten war, hatte der Bauer immer schon selbst produziert. Nun belieferten die Böttcher, Gerber und Schneider der Güter auch den Haushalt des Grundherrn mit dem Nötigsten. Der Geldmangel wiederum bewirkte, daß das Getreide die Funktion eines Zahlungsmittels übernahm. Der Grundherr war bestrebt, von diesem soviel als möglich zu horten (dafür war die Gutswirtschaft besonders gut geeignet), auf den Markt gelangte nur wenig davon, statt dessen zahlte er damit seine Knechte, Soldaten und Beamten aus. Für Weizen kaufte er Wein für seine Schenke, mit Weizen verköstigte er die in seinem Dienst stehenden Handwerker und Häusler.
286Parallel zur Einrichtung der Gutswirtschaft wurden – wie wir sahen – auch die Naturalabgaben erhöht. Um die Zehntpachten entstand ein harter Wettbewerb. Die Zahl der grundherrlichen Mühlen und der Schenken – das Schankrecht war ein altes Privileg des ungarischen Adels – nahm in einem bis dahin unbekannten Ausmaß zu. Diese beiden „Geschäftszweige“ brachten das meiste Geld ein, das im übrigen auch für den Grundherrn nur sehr schwer beschaffbar war.
Solche Möglichkeiten ergaben sich jedoch nur ab einer gewissen Besitzgröße – aus Mittel- und Kleinbesitz ließ sich noch keine Gutswirtschaft einrichten. Im eigentlichen Siebenbürgen gab es jedoch wenig Großgrundbesitz (Fogarasch, Julmarkt, Hunyad) und dieser war überwiegend auch noch dem Fiskus zugefallen. Anders im Partium. In diesem Gebiet mit der typisch ungarischen Entwicklung gab es sogar riesige Latifundien. Die Herrschaft Sathmar, ein sehr begehrtes Gut im Krieg der Grenzburgen, verschaffte 1569/70 ihrem Besitzer jährlich 18 000 Gulden Einkommen – die in Siebenbürgen als reich geltende ehemals kirchliche Herrschaft Appesdorf nur ca. 1800 Gulden. Jene wenigen Magnatenfamilien, welche Burgen und Herrschaften im Partium besaßen (die Báthorys, Balassas, Drágffys und Perényis), errangen eine absolute materielle Überlegenheit über den siebenbürgischen Adel, was sich als entscheidender Faktor im neuen Staat erwies.
Die Sachsen wurden durch ihre wirtschaftlichen Schwierigkeiten und ihre habsburgfreundlichen Gefühle in eine politische Passivität getrieben. Ebenso führten die inneren Kämpfe der in Auflösung begriffenen Szeklergemeinschaft sowie ihre häufigen Aufstände gegen die Regierung zum Verlust ihrer ursprünglichen politischen Machtposition. Das Gebiet jenseits der Theiß wurde zusehends isoliert, die Entwicklung seiner Oppida kam ins Stocken, so daß auch diese keine politischen Rechte erlangen konnten. Die ungarischen Bürger Klausenburgs vermochten – auf sich allein gestellt – den Stand der Städte nicht auszufüllen.
So war der Adel mit seiner wirtschaftlichen Stabilisierungsfunktion machtpolitisch ohne jeden Konkurrenten. Das selbständige Siebenbürgen war als ein archaischer Feudalstaat entstanden und sollte ein solcher bleiben. Die gesellschaftliche Führung fiel dem Adel zu, als dessen Repräsentanten selbstverständlich die Reichsten der Macht am nächsten standen, in Gestalt der Großgrundbesitzerfamilien des Partium. Eine von ihnen, die sehr engagierten Báthorys, errang schließlich den Fürstenthron. Das erklärt auch die ungewöhnlich starke Zentralmacht der neuen Landesherren, wie sie bereits im Abschnitt „Der neue Staat“ skizziert wurde.
Die Steigerung der Einkommen aus dem Großgrundbesitz wurde einerseits durch die sprunghaft zunehmenden Militärausgaben verursacht, andererseits auch durch den Wandel in Lebensweise, allgemeinem Geschmack und Zeitgeist. Gleichzeitig mit der Bautätigkeit der sächsischen Städte und Klausenburgs setzten der Umbau und die Restaurierung der Burgen, Schlösser und Herrenhäuser in Siebenbürgen im Stile der Renaissance ein.
Eine von Europa beinahe losgetrennte Gesellschaft versucht hier mit Verspätung und ein wenig kümmerlich, Westeuropa nachzueifern. Die christliche Bevölkerung des siebenbürgischen Staates orientierte sich innerhalb ihres Machtsystems und ihrer Kultur in keiner Weise an der asiatischen Welt der Osmanen.

 

 

Arcanum Újságok
Arcanum Újságok

Kíváncsi, mit írtak az újságok erről a temáról az elmúlt 250 évben?

Megnézem

Arcanum logo

Az Arcanum Adatbázis Kiadó Magyarország vezető tartalomszolgáltatója, 1989. január elsején kezdte meg működését. A cég kulturális tartalmak nagy tömegű digitalizálásával, adatbázisokba rendezésével és publikálásával foglalkozik.

Rólunk Kapcsolat Sajtószoba

Languages







Arcanum Újságok

Arcanum Újságok
Kíváncsi, mit írtak az újságok erről a temáról az elmúlt 250 évben?

Megnézem