Die Rumänen

Teljes szövegű keresés

Die Rumänen
Türkeneroberung und Kampf gegen die Habsburger hatten eine Westgrenze Siebenbürgens in der Weise gezogen, daß sämtliche von Rumänen bewohnten Gebiete des alten Königreichs Ungarn zum neuen Staat gehörten. Der Wandel in der Lebensweise der Rumänen vom Wanderhirten zum Ackerbau treibenden Bauern setzte sich auch im 15. Jahrhundert fort und führte manchmal auch zum Religions- und Sprachwechsel. Es fand ein langsamer und gewaltloser Assimilationsprozeß statt, infolge dessen sich das Los der zu Untertanen klassischen Typs gewordenen Rumänen nur schwer verfolgen läßt.
Die im letzten Drittel des 16. Jahrhunderts verstärkte Einwanderung aus den rumänischen Fürstentümern hat diesen Assimilationsprozeß jedoch gestoppt. Mit dem Zusammenbruch des mittelalterlichen Ungarn haben diese beiden Staaten jenen Nachbarn verloren, der zwar ebenfalls von ihnen den Lehensgehorsam verlangt, zugleich aber ein Gegengewicht gegen die Übermacht der Hohen Pforte gebildet hatte. Der Kampf um die Macht nahm daher in diesen beiden, dem osmanischen Joch in steigendem Maß ausgelieferten Ländern immer unwürdigere Formen an. Die Pforte hat immer offener in diesen Kampf eingegriffen und ihre Machtposition auch innerhalb der beiden Länder ausgebaut: In der Moldau und der Walachei wurden ständige türkische Garnisonen eingerichtet, und die Woiwodenwürde wurde von den Türken stets demjenigen verliehen, der die höchsten Steuern anzubieten vermochte und sich am willfährigsten zeigte. (In der Walachei lösten in 64 Jahren 19 Woiwoden einander ab, und nur zwei von ihnen starben eines natürlichen Todes.) Die rasch ansteigenden Steuerlasten lösten eine Fluchtbewegung der Hirten und Bauern aus.
Die Flüchtlinge benützten die uralten Wegstrecken, entlang der Gebirge Siebenbürgens. Doch hier hat die Bevölkerung bereits in den vergangenen Jahrhunderten zugenommen. Die neuerliche Einwanderungswelle kam auf den bisher nur zeitweise genützten mageren Weiden ins Stocken. Deshalb ging man dazu über, fortlaufend neue Felder unter den Pflug zu nehmen. Die von Rumänen bewohnten Gebiete bildeten nunmehr eine zusammenhängende Kette von Marmarosch über das Belényeser Becken und das Julmarkter Gebirge bis zum Komitat Hunyad, zum Sörényer Banat und Fogarasch. Der kaiserliche Zahlmeister Zacharias Geizzkofler notierte 1602: „[…] weil es mit den wallachischen Dörfern auch dahin khommen, dass, da irer vor zeiten venig gewesen, anietzo in den Gebirgen, da gegen Verödung des platten Landes die Gebürg sehr erbauet werden […].“*.
EOE X. 182
Ortssuche und Ansiedlung waren zumeist organisiert: Schulzen oder Woiwoden führten die Einwanderer an und einigten sich mit den neuen Grundherren über Ansiedlungsplatz und Dienstleistungen. Bei der 281Gründung neuer Dörfer gewährten Landesherr wie Grundherr zeitlich begrenzte Vergünstigungen, denn eine Zunahme der arbeitenden Bevölkerung lag im Interesse aller.
Doch bedeutete das bei den Rumänen noch immer dominierende Hirtendasein ein hartes Brot. Für den seitens der Grundherren forcierten Ackerbau blieben den Neuankömmlingen meist qualitativ schlechtere Böden übrig. Zudem waren die Bauern aus der Moldau und der Walachei auch technisch weit zurückgeblieben. Sie waren noch ganz dem Weidewechsel verhaftet, während sich in Siebenbürgen schon allmählich die Dreifelderwirtschaft verbreitete. In Siebenbürgen fand sich der rumänische Bauer daher unter den Ärmeren wieder.
Im Mittelalter pflegte man sich nicht allzu sehr darum zu kümmern, in welcher Sprache die Bauern sprachen. Es gab sächsische, ungarische und rumänische Dörfer (possessio hungaricalis, saxonicalis oder walachicalis); eine solche Unterscheidung bezog sich allerdings auf die Lasten und das gültige Recht. Für das Rechtsverhältnis der Untertanen zum Grundherrn war auch die Herkunft der Bauern von Bedeutung, doch läßt sich daraus – im Umkehrschluß – nicht zuverlässig der ethnische Charakter der Dörfer erschließen, da deren Bevölkerung ethnisch noch nicht als Einheit betrachtet werden kann.
In einem Punkt waren die rumänischen Dörfer vor den ungarischen oder sächsischen im Vorteil: Da sie keine Katholiken waren, ließ sich von ihnen auch der Zehnt nicht eintreiben. Nur die bereits assimilierten, katholisch gewordenen Rumänen wurden dazu gezwungen bzw. im Sinne der Gesetze von 1559 jene Rumänen, die sich an dem Ort einer zehntzahlenden Bevölkerung angesiedelt hatten.
Einen Nachteil bildeten einige Dienste, die ausschließlich sie belasteten. Im allgemeinen waren sie ihren eigenen Dorfschulzen zu Arbeitsleistungen verpflichtet, an den Grundherrn lieferten sie in Erinnerung an ihre Hirtenzeit Quark (brînza) und Schafe (das Fünfzigstel, andernorts stronga, Schafstall-Steuer), entsprechend dem Rinderbestand „tretina“ (einen dreijährigen Ochsen), also eine Lebendviehsteuer.
In einer besonderen Lage waren die rumänischen Bauern im Gebiet der Burg Fogarasch: Das charakteristische „Fünfzigstel“ (quinquagesima) läßt sich bei ihnen nicht nachweisen (vielleicht aufgrund der langen Grundherrschaft von walachischen Woiwoden), dagegen bezahlten sie an die Bojaren und den Grundherrn „Fischgeld“ und „Silbergeld“. Ihre Bezeichnung war auch nicht das gewohnte „colonus“ oder „iobagio“, sondern „vecin“ nach walachischem Muster.
Die rumänische Führungsschicht behielt unverändert ihre gesellschaftliche Stellung. Die aus ihrer eigenen Gemeinschaft hervorgehenden Woiwoden, Knesen und Dorfschulzen entsprachen den „Richtern“ der ungarischen und den „Hannen“ der sächsischen Dörfer, die Dörfer wurden sogar in kleinere Bezirke aufgeteilt, deren Vorsteher ebenfalls Woiwode oder Knese genannt wurden. Gemäß ihrer Rechtsstellung waren sie vom Frondienst befreit: sie organisierten die Frondienste und selbst schuldeten sie dem Grundherrn symbolische Dienstleistungen (Reh- und Sperbersteuer), andererseits erhielten sie Produkte und gewisse Arbeitsleistungen von ihrer eigenen Dorfbevölkerung. Der wirkliche Aufstieg, die Aufnahme in den Adel, gelang nur wenigen, vor allem in den früheren Ansiedlungsgebieten: in der Gegend um 282Wallenthal, in einzelnen Gebieten von Marmarosch und Bihar, im 16. Jahrhundert allerdings schon seltener und immer schwerer. Diese adlig gewordenen Rumänen verschmolzen, wenn auch nicht sprachlich, so doch gesellschaftlich, sehr schnell mit der ungarischen herrschenden Schicht, so daß es daher nirgends zur Bildung einer spezifisch rumänischen feudalen Gesellschaft gekommen ist. Kennzeichnend dafür ist die Rechtslage der „Bojaren“ im Gebiet Fogarasch. Praktisch genossen diese die volle Freiheit des Adels und waren durch starke Bande mit den vornehmen Familien der Walachei verbunden. Wegen ihrer streng bewahrten Orthodoxie und der rumänischen Sprache betrachtete sie die ungarische herrschende Schicht nur als Halbadlige, ähnlich den Szeklern.
Der Lebensweg des als Rumäne geborenen Siebenbürgers mit der glänzendsten Karriere im 16. Jahrhundert, Miklós Oláh, veranschaulicht den Preis für den sozialen Aufstieg, der in der Trennung von der rumänischen Gemeinschaft bestand. Oláh war als Kind walachischer Eltern in Hermannstadt geboren, zum katholischen Priester ausgebildet worden und starb als Primas von Ungarn (Graner Erzbischof). Als namhafter Humanist seiner Zeit bezeichnete er sich selbstbewußt als „Hungarus“, und seine Hauptwerke behandeln die historischen Grundlagen Ungarns, den Hunnenkönig Attila und Matthias Corvinus – sie verkünden somit die Ideale des ungarischen Adels.
Unter solchen Umständen konnte sich das Identitätsbewußtsein der Rumänen nur auf religiöser Ebene artikulieren. Deshalb betrachteten sie die griechisch-orthodoxe Kirche als ihre ureigene Institution. Die rumänischen Popen lebten aber als Untertanen und zahlten – wenn auch nur symbolisch – Steuern an ihren Grundherrn („lazsnak“-, d. h. Bauerntuch-Steuer). Beaufsichtigt wurden sie von Protopopen oder Klostervorstehern (Igumenen). Erst im 16. Jahrhundert schufen sie sich eine größere Bezirke umfassende kirchliche Organisation, die von Bischöfen (Vlădica) geleitet wurde, deren Befugnis aber weder territorial noch juristisch genau umschrieben war. Eine zentrale orthodoxe Kirchenleitung in Siebenbürgen kam jedenfalls bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts nicht zustande. Die rumänische Kirche war als Kirche, die nur Untertanen umfaßte, unvollständig und ohne politischen Einfluß geblieben.

 

 

Arcanum Újságok
Arcanum Újságok

Kíváncsi, mit írtak az újságok erről a temáról az elmúlt 250 évben?

Megnézem

Arcanum logo

Az Arcanum Adatbázis Kiadó Magyarország vezető tartalomszolgáltatója, 1989. január elsején kezdte meg működését. A cég kulturális tartalmak nagy tömegű digitalizálásával, adatbázisokba rendezésével és publikálásával foglalkozik.

Rólunk Kapcsolat Sajtószoba

Languages